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OF
COMPARATIVE ZOÖLOGY,
AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS.
jFoun'be'D h}> pribate suftscription, fn 1861.
PALAEONTOGRAPMCA.
BEITRÄGE
zun
NATURGESCHICHTE DER VORWELT.
Herausgegeben
D R WILHEM DUNKER D R K. A. ZITTEL
in Marburg. in München.
Vierundzwanzigster Rand.
CASSEL.
Verlag von Theodor Fischer.
1876—1877.
/
INHALT.
Erste Lieferung.
April 1876.
Seite.
Ceplialopoden der oberen Kreide von Dr. Clemens Schlüter 1 — 22
Zweite Lieferung.
Juni 1876.
Desgleichen 23 — 64
Dritte Lieferung.
Juli 1876.
Desgleichen 65 — 84
Vierte Lieferung.
October 1876.
Desgleichen 85 — 144
Fünfte Lieferung.
April 1877.
Üsteologie des Gelocus Aymardi von W. Kowalewsky 145 — 162
lieber das kleine Anthraeotherium aus der Braunkohle von Rott bei Bonn von Dr. O. Boettger 163 — 174
Bemerkungen über die Schildkröten des lithographischen Schiefers in Bayern von K. A. Zittel 175 — 184
Ueber die Fauna der Corbicula-Schichten im Mainzer Becken von Dr. Oskar Boettger . . . 185 — 220
Ueber fossile Pflanzen aus der Juraformation Japans von Dr. H. Th. Geyler .• 221 — 232
Sechste Lieferung.
November 1877.
Ueber Squalodon Bariensis aus Niederbayern von Karl Alfred Zittel 233 — 248
Kreide-Bivalven. Zur Gattung Inoceramus von Dr. Clemens Schlüter 249 — 288
Register für die fünfte nnd sechste Lieferung; 289 — 290
CEPHALOPODEN
DER
OBEREN DEUTSCHEN KREIDE.
Von
Dr. Clemens Schlüter,
Professor an der Universität zu Bonn.
Datum der Publikationen.
I. Abtheiluug l ) :
1. Lieferung, enthaltend Bogen 1 — 3 und Tafel 1 — 6, erschien December 1871
2. ,, „ „ 4—6 „ „ 9—15 „ Februar 1872
3. ,. „ „ 7 — 9 „ „ 16-22 „ April 1872
4. „ „ „ 10—12 „ „ 23—29 „ Mai 1872
5. „ „ „ 13—15 „ „ 30—35 „ Mai 1872
IL Abtheiluug-:
1. Lieferung, enthaltend Bogen 15 — 19 und Tafel 36— 42, erschien Mai 1876.
2. „ „ „ 20—23 „ „ 43 — 49 „ Juni 1876.
3. „ „ „ 24 — 26 „ „ 50 — 55 „ Juli 1876.
4. „ „ „ 27—33 „ October 1876.
') Die I. Abtheilung erschien in tom. XXI.
Vorbenierk.
Wenn eine Monographie das zur Zeit bekannte zerstreute Material zu sammeln und mit dem inzwi-
schen neu Beobachteten zu einem Gesammtbilde zu vereinen und dadurch für ihren Zeitpunkt zu einem
gewissen Abschlüsse zu bringen hat, so kann man auch die vorliegende Arbeit als eine monographische
bezeichnen. Gleichwohl hat die Ueberzeugung, dass auch durch diese Studie die Kenntniss unserer jüngeren
Cephalopoden noch eine sehr unzulängliche und lückenvolle bleibe, veranlasst, dieselbe unter dem Titel:
„Beitrag zur Kenntniss der jüngsten Ammoneen Norddeutschlands" l ) zu eröffnen. Als die erste Lieferung
erschien, durfte die Versicherung beigegeben werden, die folgenden Hefte würden sich so rasch anreihen,
als es die Herstellung der Tafeln gestatte. Trotzdem trat in Folge äusserer Verhältnisse, welche zu besei-
tigen ausserhalb meiner Macht lagen, eine lange sich hinziehende Unterbrechung des Weitererscheinens ein,
welche schliesslich nöthigte, die Arbeit unter einem neuen, dem vorliegenden, Titel fortzusetzen und zum
Abschluss zu bringen.
Ein wesentlicher Umstand, dass die nunmehr abgeschlossen vorliegende Cephalopoden -Studie kein
befriedigenderes Resultat erzielte, liegt in der Mangelhaftigkeit des zur Untersuchung vorliegenden Materials.
Dass diese aber mit der Zeit ausgeglichen und dann ein vollständiges Bild ermöglicht werde, steht nicht zu
bezweifeln. Hat es freilich z. B. 15 Jahre Ansammeins bedurft, bevor es gelang, von dem gemeinsten
Ammoniten der Baumberge: Ammonites Stobaei, ein Exemplar zu beschaffen, welches eine nähere Ver-
gleichung ermöglichte.
Will man prüfen, ob mit der vorliegenden Arbeit ein, wenn auch nur kleiner Fortschritt geboten
sei, so ist daran zu erinnern, dass in dem Hauptwerke für deutsche Cephalopoden überhaupt Quenstedt
1849 in seiner Petrefactenkunde Deutschlands (I. Band Cephalopoden, p. 217) über die Ammoniten der
oberen Kreide bemerkte: „d'Orbigny bildet keinen Ammoniten ab, der höher läge als Ammonites Rotomagensis,
Hagenow jedoch nennt drei Ammoniten 2 ) aus der Kreide Rügens; und nach Lyell soll einer im Faxekalk
liegen'' und einen Ammoniten glaubt Quenstedt selbst im Maestricht-Tuff gesehen zu haben.
Ebenso bemerkt Naumann in der zweiten Auflage seines Handbuchs der Geognosie 1862 (tom. II,
p. 1011): „die eigentlichen Ammoniten werden schon in der weissen Kreide gänzlich vermisst."
') Mit 6 Tafeln. Bonn, Verlag von A. Henry.
-) Von denen jedoch Ammonites constrictus und wahrscheinlich auch Ammonites Nutfieldiensis ein Scaphit ist.
IV —
Adolph Römer, der Monograph der norddeutschen Kreidebildungen, beschrieb 1841 aus der Kreide
über dem Gault 7 Ammoniten und ausserdem noch 26 sonstige Cephalopoden.
Zieht man die Vorkommnisse Frankreichs und England's, deren Cephalopoden-Faunen die am besten
gekannten aller europäischen Kreide-Territorien *) sind, mit in Vergleich, so beschrieb d'Orbigny in der
Paleontologie francaise aus der gesammten Kreide Frankreich's 272 Cephalopoden. Von diesen fallen 131
auf Neocom, 80 auf Gault und nur 63 gehören der oberen Kreide an.
Sharpe (der von den irregulären Ammoneen nur noch die Gattung Turrilites behandeln konnte) lehrte
aus der oberen Kreide England's 73 Cephalopoden kennen.
Man kennt zur Zeit aus der oberen Kreide folgende Anzahl Arten:
in Frankreich 2 ) in England, in Norddeutschland.
Ammonites
Scaphites .
Ancyloceras
Crioceras .
Toxocaras
Hamites .
Helicoceras
Heteroceras
Anisoceras
Turrilites
Baculites
Nautilus .
Belemneen
27
1
4
11
3
10
4
46
11
11
5
61
16
5
2
2
7
5
2
1
17
7
21
9
Wenn man also zur Zeit, auch in Vergleich mit den am genauesten durchforschten Kreideschichten
anderer Länder, in Norddeutschland die nicht unerhebliche Anzahl von 155 3 ) Arten Cephalopoden der obe-
ren Kreide und ihre Verbreitung in den einzelnen Niveaus kennt, so fällt dem Verfasser hierbei doch nur
das geringste Verdienst zu, indem es nur den vereinten Bemühungen so vieler theilnehmender Freunde,
welche ihre Suiten mit nicht hoch genug zu schätzender Liberalität und Freundlichkeit zur Prüfung über-
') Von aussereuropäisehen Kreideterritorien ist durch die Arbeiten Stoliczka's dasjenige Ostindiens das am besten gekannte.
Stoliczka beschrieb aus der gesummten Kreide Indiens 148 Cephalopoden; von
Belemnites 3 Turrilites 6
Nautilus 22 Hamites 2
Ammonites 93 Hamulina 1
Scaphites 3 Ptychoceras 3
Anisoceras 1 1 Baculites 3
Helicoceras 1
2 ) Die später von d'Orbigny im Prodrome de paleontologie und von Coquand (Synopsis des animaux et vegetaux fossiles
observees dans la formation cre'tacee du sud-ouest de la France, Bull. soc. ge'ol. France, tom. 16, 1859, pag. 945 ff., ohne Abbildung,
nur in kurzer, nicht immer ausreichender Beschreibung hinzugefügten Arten, sind hier ausser Acht gelassen.
3 ) Schon jetzt deutet eine Anzahl Stücke, welche wegen zu fragmentärer Erhaltung unberücksichtigt gelassen werden mussten,
sowie einige neue Funde der jüngsten Zeit an, dass diese Zahl sich noch weiter vergrössern werde.
sendeten, gelang, eine so zahlreiche Versammlung hier zu vereinen. Allen, Allen den wärmsten tiefgefühl-
ten Dank für die wissenschaftlichen Opfer, welche sie gebracht haben.
Der Hauptzweck dieser Arbeit war nicht ein systematischer 1 ), vielmehr schwebte der Wunsch vor,
durch diese paläontologische Untersuchung der Geognosie einen weiteren Beitrag für eine eingehende Glie-
derung und Characterisirung der betreffenden Abtheilung des Sedimentärgebirges zu liefern. Es musste des-
halb das grösste Gewicht darauf gelegt werden, das Vorkommen der einzelnen Arten mit der möglichsten
Genauigkeit festzustellen. In der Darlegung der Verbreitung der Arten, welchem die zweite Abtheilung
speciell gewidmet ist, war es dabei unvermeidlich, bei einzelnen der unterschiedenen Niveaus eine weiter-
greifende Erörterung anzuknüpfen.
Bei der Beschreibung wurde gewissermassen ein historischer Weg eingeschlagen. Es kann nicht
genügen, das Resultat der eingehenden vergleichenden Prüfung in kurzer apodiktischer Form mitzutheilen ;
die Darstellung muss vielmehr erkennen lassen, auf welchem Wege und mit welchen Hülfsmitteln der Autor
zu seinem Ergebniss gelangt ist, damit jeder Leser in der Lage sei, ein eigenes Urtheil zu gewinnen und
zum Vergleich an das Urtheil des Autors anzulegen. Um jede anderseitige nachträgliche Prüfung zu ermög-
lichen, war es deshalb auch erforderlich, von allen Originalstücken anzugeben, in welcher Sammlung die-
selben aufbewahrt liegen. Während das Erstere der Beschreibung zufiel, schien es zweckmässig, dieses auf
der Tafelerklärung zu vermerken.
Ein Verzeichniss der benutzten literarischen Hülfsmittel wird hier nicht zusammengestellt, da ein
solches bereits in den „Ammoneen" gegeben wurde, und seitdem von anderer Seite noch an drei verschie-
denen Stellen mitgetlieilt ist. Dagegen darf nicht unerwähnt bleiben, dass seit jener Zusammenstellung noch
mehrere jüngere Krcide-Ammoneen behandelnde Schriften erschienen sind.
Zunächst fügte Ralph Täte 2 ) den von Sharpe aus der Mucronaten- Kreide Irlands beschriebenen
Ammonites Portlocki, Am. Jukesi, Am. Griffithi und Am. Oldhami noch den Am. occlusus, Scaphites elegans
und Helicoceras Hibernicum hinzu.
Dann fanden die Cephalopoden der Mucronaten -Kreide Galiziens eine neue Bearbeitung durch
E. Favre 3 ), der den früher bekannten Arten anreihte: Nautilus quadrilineatus, Ammonites Galicianus und Heli-
coceras Schlönbachi.
Darauf unternahm Urban Schlönbach die Bearbeitung der Cephalopoden der böhmischen Kreide,
welche nach dem zu frühen Tode dieses ausgezeichneten Forschers mit einigen Zusätzen versehen von
A. Fritsch edirt wurde 4 ).
Die in diesem wichtigen Werke beschriebenen 54 Cephalopoden vertheilen sich auf die Schichten
der böhmischen Kreide, von oben nach unten wie folgt:
*) Nachdem bereits durch die Arbeiten von Suess, Waagen, Laube, Mojsisovics und Zittel eine Umgestaltung der Classifica-
tion der älteren Ammoneen, derjenigen der Trias und des Jura angebahnt ist, erscheint so eben auch ein Versuch, die Ammoneen der
Kreide in Untergattungen zusammenzufassen: Ueber Kreideammonitiden. Von Dr. M. Neumayr, Sitzungsber. der k. k. Akad. d. Wis-
senschaften, tom. 71, 1. Abth. 1875, und in erweiterter Form unter dem Titel: Die Ammonitiden der Kreide und die Systematik der
Ammonitiden. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1875.
2 ) Ralph Täte, On the Correlation of the Cretaceous Formations of the North-East of Irland. Quat. Journ. geol. soe. Vol.
21, 1865, pag. 15—44, tab. 3 — 5.
3 ) Ernest Favre, Description des mollusques fossiles de la craie des environs de Lemberg en Galicie. Avec 13 pl. Geneve
et Bale. 1869.
A ) Cephalopoden der böhmischen Kreideformation. Unter Mitwirkung des verstorbenen Dr. Urban Schlönbach verfasst von
Dr. Anton Fritsch. Mit 16 lith. Tafeln. Prag 1872.
VI
7. Chlomecker-Schichten = Zone
Belemnites Merceyi Mayr?
Nautilus sublaevigatus d'Orb.
Nautilus rugatus Fr.
Nautilus Reussi Fr.
Ammonites subtricarinatus d'Orb.
Ammonites d' Orbignyanus Gein.
Ammonites Tannenbergicus Fr.
6. Priesener Schichten = Cuvieri-Pläner:
Belemnites sp.?
Nautilus sublaevigatus d'Orb.
Nautilus Reussi Fr.
Ammonites subtricarinatus d'Orb.
Ammonites Texanus Rom.
Ammonites Germari Reuss.
Ammonites dentato-carinatus Rom.
Ammonites Schlonbachi Fr.
Ammonites d' Orbignyanus Gein.
Ammonites peramplus?
Ammonites Alexandri F.
5. Teplitzer Schichten = Scaphiten-Pläner.
Belemnites Strehlenensis Fr.
Nautilus sublaevigatus d'Orb.
Ammonites peramplus Mnt.
Scaphites Geinitzi d'Orb.
Helicoceras armatus d'Orb.
4. Iser-Schichten ')•
Nautilus sublaevigatus d'Orb.
Nautilus galea Fr.
Nautilus rugatus Fr.
Ammonites Bravaisianus d'Orb.
Ammonites conciliatus Stol.
3. Mallnitzer-Schichten = Brongniarti-Pläner:
Nautilus sublaevigatus d'Orb.
Ammonites Bravaisianus d'Orb.
Ammonites Neptuni Gein.
Ammonites Woollgari Mant.
Ammonites Austern Shrp.
Weissenberger-Schichten =
Glypldtheutis ornata Reuss.
Glyphiteutis minor Fr.
) Vergl. über die geognostische Stellung der Iser-Schichten p. 234, Anmerk
2.
des Belemnites Merceyi und Micraster cor anguinum:
Scaphites Geinitzi d'Orb.
Hamites Bohemicus Fr.
Hamites striatus Fr.
Hamites strangulatus d'Orb.
Hamites Römeri.
Baculites incurvatus Duj.
Ammonites bizonätus Fr.
Scaphites Geinitzi d'Orb.
Scaphites auritus Fr.
Hamites Bohemicus Fr.
Hamites verus Fr.
Hamites Geinitzi d'Orb.
Hamites consobrinus d'Orb.
Helicoceras armatus d'Orb.
Baculites Faujasi Lam.
Aptychus cretaceus v. Miinst.
Helicoceras Reussi Fr.
Baculites undulatus d'Orb.
Aptychus cretaceus v. Münst.
Aptychus complanatus Gein.
Ammonites peramplus Mant.
Scaphites Geinitzi d'Orb.
Helicoceras armatus d'Orb.
Baculites undulatus d'Orb.
Ammonites Albinus Fr.
Ammonites peramplus Mant.
Ammonites Mallnicensis Fr.
Scaphites Geinitzi d'Orb.
Baculites undulatus d'Orb.
Nlytiloides (labiatus)-Pläner.
Nautilus sublaevigatus d'Orb.
Ammonites Albinus Fr.
— VII —
Ammonites Bravaisianus d'Orb. Ammonites peramplus Mant.
Ammonites Woollgari Mant. Scaphites Geinitsi d'Orb.
Ammonites Deverianus d'Orb. Helicoceras armatus d'Orb.
Ammonites Austeni Shrp. Baculites undulatus d'Orb.
1. Korycaner-Schichten = Zone des Catopygus carinatus (Tourtia).
Belemnites laticeolatus Sow. Ammonites planulatus Sow.
Nautilus oolumbinus Fr. Scap/hites aequalis Sow.
Rhyncholithus Simplex Fr. Scaphites Rochatianus d'Orb.
Ammonites cenomanensis d'Arch. Baculites haculoides d'Orb.
Nachdem bereits durch die Bemühungen F. von Hauer's einige Cephalopoden-Reste aus den Gosau-
schichten der Alpen bekannt geworden waren, lehrte sodann Redtenbacher l ) einen überraschenden Formen-
reichthum dieser Classe aus dem genannten Gebiete kennen. Fast sämmtliche 57 aufgeführte Arten sind
neu und entstammen einem einzigen Niveau, welches über den Rudisten-Schichten und unmittelbar unter
den Schichten mit Inoceramus Crvpsi liegt.
Zuletzt sind auch die Cephalopoden des sächsischen Kreidegebirges, wie das gesammte sächsische
Kreidegebirge überhaupt, durch Geinitz -) von neuem bearbeitet, neue Arten aber nicht aufgestellt worden.
*) Die Cephalopoilenfauna der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen von Anton Redtenbacher. Abhandlung, der k. k.
geolog. Reichsanstalt. Band V, Heft 5. Mit 9 Tafeln. Wien, 1873.
2 ) Das Elbthalgebirge in Sachsen von Dr. Hanns Bruno Geinitz. Zwei Abtheilungen mit 112 Tafeln. Palaeontographica,
1871—1875.
Inhalt des ersten und zweiten Theiles.
Seite.
Vorbemerk , . III
A. Beschreibung der Arten:
I. Ammoneen:
Ammonites 1
Scaphites 72
Ancyloceras 97
Crioeeras 100
Toxoceras 102
Hamites 103
Helicoceras 108
Heteroceras 108
Anisoceras 114
Turrilites 123
Baculites 139
Nachträge zu den Ammoneen 150
II. Nautileen 168
Nautilus 168
III. Belemneen 183
Belemnites 184
Actinoeamax 186
Belemnitella 200
B. Verbreitung der Arten 205
I. Im Unteren Pläner (Etage cenomanien d'Orb.) 207
1. Zone des Pecten asper und Catopygus carinatus (Tourtia) 209
2. Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepenkerli (Varians-Pläner) . . . 212
3. Zone des Ammonites Rotomagensis und Holaster subglobosus (Rotomagensis-Pläner) . 214
— X —
Seite.
II. Im Oberen Planer (Etage turouien d'Orb.) . . 21G
4. Zone des Actinocamax plenus 217
5. Zone des Inoceramus labiatus und Ammonites nodosoides (Mytiloides-PUincr) . . 219
6. Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites Woollgari (Brongniarti-Pläner . 220
7. Zone des Heteroceras Reussianum und Spondylus spinosus (Scaphiten-Pläner) . . 221
a) Typische Scaphiten-Schichten 221
b) Grünsand von Soest 222
c) Grünsand der Tirnmeregge 223
8. Zone des Inoceramus Cuvieri und Epiaster brevis (Cuvieri-Pläner) .... 224
III. Im Emscher 226
9. Zone des Ammonites Margae und Inoceramus digitatus 226
IV. Im Unter-Senon. Schichten mit Inoceramus Lingua, und Exogyra laciniata (Etage San-
tonieu Coq. — Untere Quadraten-KreideJ 234
10. Sandmergel von Recklinghausen mit Marsupites ornatus 237
11. Quarzige Gesteine von Haltern mit Pecten muricatus 240
12. Kalkig-sandige Gesteine von Dülmen mit Scaphites binodosus 242
V. Im Ober-Senon. Coeloptychien-Kreide 243
13. Zone der Becksia Soekelandi (Obere Quadraten-Kreide) 244
14. Zone des Ammonites Coesfeldiensis, Micraster glyphus, Lepidospougia rugosa. (Untere
Mucronaten-Kreide) 245
15. Zone des Heteroceras polyplocum, Ammonites Wittekindi und Scaphites pulcherrimus.
(Obere Mucronaten-Kreide) 247
Tabelle über die verticale Verbreitung der Cephalopoden 251
Alphabetisches Verzeichniss der aufgeführten Cephalopoden 255
Beschreibung der Arten.
©tflilifii©!
der
eren deutschen Kreide.
Vc
Dr. Clemens Schlüter,
Professor an der Universität zu Bonn.
II. Theil.
Beschreibung der Arten.
Gatt. Tlirrilites, Lamarck. x )
Turrilites Scheuchzerianus, Bosc.
Taf. 36. Fig. 11—15.
1801. Turrilites Scheuchzerianus, Bosc, in Buffon du Deterville, Vol. V, Vers.
1814. „ undulata, Sowerby, Min. Conen, pag. 171, tab. 75, fig. 1 — 3.
1822. „ „ Mantell, Geology of Sussex, pag. 124, tab. 23, fig. 14; tab. 24, fig. 8.
1S40. „ Desnoyersi, d'Orbigny, Pal. frane. terr. eret. I, pag. 601, tab. 146, fig. 1 — 2.
1840. „ Scheuchzerianus, ibid. pag. 602, tab. 146, fig. 3, 4.
1841. ,, undulatus, Ad. Römer, Verstein. nordd. Kreidegeb. pag. 92.
1843. Fusus amictus, Goldfuss, Petref. German. III, pag. 24, tab. 171, fig. 19.
1850. Cerithium amictum, d'Orbigny, Prodr. II, pag. 231.
1852. Turrilites Desnoyersi, Giebel, Fauna der Vorwelt, III, 1, pag. 359.
1852. „ Scheuchzerianus, .ibid. pag. 360.
1856. ,, „ Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 64, tab. 16, fig. 1 — 3.
1857. „ „ v. Strombeck, Zeitsch. deutsch, geolog. Ges. tom. 9, pag. 415.
1862. „ „ Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 144, tab. 58, fig. 6.
1866. ,, ,, Schlüter, Zeitseh. deutsch, geolog. Ges. pag. 58, pag. 60.
186S. „ „ v. Seebaeh, Nachricht, v. d. K. Ges. der Wissenschaften zu Göttingen, pag. 135.
1875. „ „ Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 27.
Das schlanke thurmförmige , bis 10 Zoll lange Gehäuse unterscheidet sich von verwandten Formen
durch seine Rippen. Es finden sich deren 18 — 21 auf der flachen bis flachgewölbten Aussenseite eines Umganges.
') Da von Turriliten fast nur Bruchstücke vorliegen, so ist es durchweg unthunlieh, Maasse anzugeben. — Die Angabe der
Drehung des Gehäuses erfolgt nur dann, wenn ausnahmsweise — da die meisten Stücke links gewunden sind — ein rechts gedrehtes
Gehäuse vorliegt.
1*
(4) — 124 —
Dieselben sind einfach und fast scharf ') und daher durch viel breitere Intervalle getrennt, gerade oder etwas
schräg gestellt und bisweilen ein wenig nach rückwärts gekrümmt.
Die mir vorliegenden unvollständigen Exemplare zeigen entweder gänzlich ununterbrochene Rippen,
darunter 2 Stücke mit 6 Umgängen aus dem Pläner Westfalens, oder dieselben sind auf der Seitenmitte
unterbrochen und haben dann mehr Aehnlichkeit mit zwei Reihen langgezogener Höcker. Exemplare, welche
beide Arten von Rippenbildung deutlich zeigen, liegen nicht vor, sind jedoch schon von Mantell, Sharpe
und Pictet abgebildet worden.
Der Sipho liegt innerhalb der Umgangsnaht, wird also von der früheren Windung verdeckt.
Von den bisher unbekannten Nähten der Kammerwände gibt nur d'Orbigny an, sie schienen nicht
wesentlich von denen des Turrilites costatus verschieden zu sein. Indem ich mich rücksichtlich der letzteren
auf die Abbildung von d'Orbigny stütze, finde ich die Bemerkung desselben bei zwei Exemplaren aus dem
Grünsande von Essen mit durchbrochenen Rippen nicht ganz zutreffend. Allerdings ist der untere Lateral-
lobus zweitheilig, der obere dagegen dreitheilig, wobei der eine Ast von der folgenden Windung verdeckt
wird und nur zwei Aeste auf der Aussenfläche sichtbar bleiben. Der erste Sattel ist fast doppelt so gross
wie der zweite und unregelmässig eingeschnitten. Der Siphonallobus endet mit zwei kurzen Spitzen, von
denen nur eine auf der Aussenfläche sichtbar ist. -- Die Nähte liegen weit von einander getrennt.
Bemerk. Der Artname wurde 1801 von Bosc in Büffon's Vers aufgestellt, ein Werk, welches ich
nicht einsehen konnte. Pictet 2 ) bemerkt, dass die Figur wahrscheinlich von Lang 3 ) copirt sei, dass aber
diese Figur nicht den Turrilites Scheuchzerianus, sondern Turrilites Pazosianus darstelle, gleichwohl aber
die Beschreibung von Bosc sich sehr wohl auf Turrilites Scheuchzerianus beziehen lasse; und er meint, dass
es bei dem schwer zu enthüllenden Dunkel, welches über die Synonymie dieser Art herrsche, jedenfalls nicht
rathsam sei, den allgemein angenommenen Namen fallen zu lassen.
Nach Bosc wurde die Art unter der Bezeichnung Turrilites umlulatus 1814 von Sowerby und 1822
von Mantell abgebildet.
d'Orbigny nahm 1840 die Bezeichnung von Bosc wieder auf und trennte davon zugleich noch einen
Turrilites Desnoyersi, dessen Abbildung, wie d'Orbigny selbst angibt 4 ), nach einem defecten Exemplare
restaurirt wurde.
Diese beiden Arten wurden nur von Giebel 1. c. und Morris 5 ) angenommen, dagegen von Sharpe so-
wohl, wie von Pictet auf Turrilites Scheuchzerianus zurückgeführt.
Der Turrilites Scheuchzeriamis bei Giebel beruht offenbar wesentlich auf der Darstellung bei Reuss ß ),
welcher jedoch keinen Turriliten, sondern eine Scalaria 7 ) beschrieb, von der mir ein durch Herrn O. S.
J. Schlönbach im Grünsande zwischen Laun und Mallnitz in Böhmen gesammeltes Exemplar vorliegt. Da-
') Unter ein Vier.telliundert vorliegenden Exemplaren ist nur ein einziges, dem Herrn O. S. J. Schlönbach gehöriges Stück
(von Rethen bei Sarstedt), bei dem die Rippen etwas gerundet sind, durch weniger breite Zwischenräume getrennt und zugleich dichter
gedrängt stehen (26 auf einem Umgange), wodurch das Gehäuse einen fremdartigen Habitus erhält und die Zugehörigkeit zu unserer
Art zweifelhaft erscheint. Siehe Taf. 36, Fig. 14.
-) Rietet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 141.
3 ) Lang, Hist. lapid. fig. Helvetiae, 1708, tab. 32, flg. 6.
4 ) d'Orbigny, Paleont. franc. terr. cret. tom. I, pag. 602.
; ) Morris, Cat. Brit. foss. 2. ad pag. 313.
c ) Reuss, Böhm. Kreideformat, pag. 21, tab. 7, fig. 8, 9.
') Scalaria subundata d'Orbigny, Rrodr.
125 — (5)
gegen ist das, was Goldfuss als Fusus amictus beschrieben hat, kein Gasteropod, sondern unsere Art, wie
mich Exemplare, welche ich an dem von Goldfuss angegebenen Fundpunkte aufgelesen habe, überzeugten.
Ad. Römer hat die Art unter der Sowerby 'sehen Bezeichnung Twrrilites undulatus aufgeführt.
Was Geinitz anfangs Turrilites undulatus nannte '), hat er später 2 ) zu Turrilites polyplocus (= Hete-
roceras polyplocum) gezogen, gehört jedoch nicht dieser Art an, sondern zu Turrilites Saxonicus.
Im ..Quadersandsteingebirge" pag. 120 nennt Geinitz die Art unter der Bezeichnung Hamites
Scheuchzerianus, fügt aber hinzu, dass ihm das Vorkommen in Deutschland zweifelhaft sei.
Vorkommen. Die Art gehört allen drei Gliedern des Cenoman, der Tourtia, dem Varians- und dem
Rotomagensis-Pläner an. Ich sammelte Exemplare bei Essen, Altenessen, Dortmund, Büren, Lichtenau, Büke,
Altenbeken und Oeding in Westfalen. Ebenso im subhereynischen Pläner, z. B. am Flöteberge bei Liebenburg,
am weissen Wege bei Langeisheim, Retben bei Sarstedt, Bukemühle bei Suderode. Auch bei Holungen im
Ohmgebirge. Desgleichen in England, Frankreich und der Schweiz. Die aus Sachsen und Böhmen citirten
Fundpunkte sind zu streichen.
Exemplare in allen norddeutschen Sammlungen.
Turrilites costatus, Lam.
Taf. 38. Fig. 1—5.
(1786. Turbinites, Martini und Chemnitz, Conchyl. Cabinet, IX, 135, tab. 114, f. 19S0.)
1801. Turrilites coslata, Lamarek, System des animaux sans vertebres, pag. 102.
1811. „ „ Parkinson, Organic Romains, t. III, tb. 10, fig. 12.
1813. „ costatus, Sowerby, Min. Con'ch. tab. 36.
1822. „ „ Brongniart, Environs de Paris, pag. 83, tab. 7, fig. 4.
1822. „ „ Mantell, Geol. of Sussex, pag. 123, tab. 23, fig. 15.
1840. „ „ d'Orbigny, Pal. franc. Terr. eret. tom. I, pag. 59S, tab. 145.
1841. „ „ Ad. Römer, Verst. Norddeutsche Kreide, pag. 91.
1848. „ „ Quenstedt, Cephalopoden, pag. 301, tab. 22, fig. 1.
1850. „ triplicatus, Sowerby, in Dixon Gcology of Sussex, tab. 29, fig. 15.
1852. „ costatus, Bronn, Lethaea geognost. 3. Aufl. Kreide, pag. 335, tab. 33, fig. 7.
1852. „ „ Giebel, Fauna der Vorwelt, tom. III, 1, pag. 356.
1856. „ „ Sharpe, Foss. moll. of the Chalk, pag. 66, tab. 27.
1857. „ ,, v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch, geol. Ges. tom. 9, pag. 416.
1861: „ „ Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 142.
1861. ,, triplicatus, Pictet, ibid. pag. 154.
1861. „ costatus, Ooster, Cat. Cephal. des Alpes Suisses, V, pag. 96.
1866. „ „ Stoliczka, Cret. Cephalop. of Southern India, pag. 1S8, tab. 87, fig. 9, 10, tab. 88, fig. 1. 2.
1870. „ „ Ferd. Römer, Geolog, von Oberschlesien, pag. 293, tab. 27, fig. 2.
1875. „ „ Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 28.
Gehäuse schlank, tliurinförmig. Aussenseite der Umgänge convex, mit Rippen und Knoten verziert;
Ober- und Unterseite derselben an vorliegenden Exemplaren glatt, nach d'Orbigny mit leichter Berippung
versehen. Die Rippen zeigen an verschiedenen Stücken mannichfache Verschiedenheiten; sie sind bald kürzer,
bald länger, bald schmaler, bald breiter. Gewöhnlich sind sie etwas schräg gezogen, der Wölbung des Um-
ganges entsprechend gebogen und erstrecken sich von der oberen Naht bis etwa zur Seitenmitte. In der
') Geinitz, Charact. pag. 42, tab. 13, fig. 1 (non! fig. 2 = Ammonites splendens, Quader, pag. 114 (?); non! fig. 3 = ?
2 ) Geinitz, Charact., neue Ausgabe, pag. XVI.
(6) 126 —
Fortsetzung jeder Rippe erhebt sich oben ein runder Höcker und unter demselben noch ein zweiter, kleiner,
welcher gewöhnlich von dem nächsten Umgange verdeckt ist.
Was die Zahl der Rippen auf einem Umgange angeht, so zähle ich an einem französischen Stücke
von 24 Millimeter Durchmesser 19; an einem deutschen Stücke von c. 33 Mm. Durchmesser 20, an einem
anderen fast gleich grossen 24; bei einem desgleichen von c. 45 Mm. Durchmesser 29; bei einem c. 60 Mm.
Durchmesser haltenden Stücke von Rouen 26 Rippen. Bei zahlreich vorliegenden typischen Exemplaren von
Rouen ist der Zwischenraum zwischen den Rippen breiter als diese. An einzelnen eben bezeichneten deutschen
Stücken, welche dem subhercynischen Pläner entstammen, sind die Rippen stärker und deren Zwischenräume
enger. Sie nähern sich dadurch den ostindischen Vorkommnissen, welche Stoliczka abgebildet hat. Doch
liegen auch von Rouen selbst einige Gehäuse vor, an denen die Rippen und ihre Intervalle ziemlich gleich
breit sind, so bei einem 19 Millimeter Durchmesser haltenden Stücke, welches 25 Rippen auf dem letzten
Umgange trägt.
Die Art hat also rücksichtlich der Ornamentik des Gehäuses einen ziemlich weiten Spielraum der
individuellen Gestaltung. So weit die Beobachtung, welche freilich nur bei kleineren Gehäusen, und zwar
nur an Stücken von Rouen angestellt werden konnte, reicht, zeigt dagegen die Lobenlinie keine Abweichungen.
Der Sipho liegt dicht an der Umgangsnaht, jedoch wie es scheint im Gegensatze zum Turrilites
Scheuchzerianus noch an der Aussenseite. Die Nahtlinie der Kammerwände ist einfach, wenig zerschnitten.
Der kurze, breite Siphonallobus endet mit zwei kurzen Armen; der obere tiefere Laterallobus, durch dessen
Mittellinie die Höckerreihe hindurchgeht, liegt noch ganz auf der Aussenseite. Er trägt nach oben hin zwei
kurze Aeste und nach d'Orbigny's grosser Zeichnung, nach unten völlig symmetrisch zwei gleiche Aeste.
Der zwischen beiden liegende Sattel ist an allen vorliegenden Stücken ungleich getheilt, während er nach
d'Orbigny durch einen kleinen Sekundärlobus halbirt wird. Die an der Unterseite liegenden Loben sind
nicht sichtbar.
Bemerk. Das vorliegende Material ist nicht geeignet, eine erschöpfende Darstellung der Art zu geben,
gleichwol hat constatirt werden können, dass der nach d'Orbigny's Vorgange von sämmtlichen Autoren als
synonym zugezogene Turrilites acutus Passy (siehe diesen) namentlich zufolge seines abweichenden Lobenbaues
als gute selbstständige Art aufrecht zu erhalten ist.
Eine unserer Art ähnliche Lobenlinie zeigt Turrilites Scheuchzerianus. Sehr verschieden ist der erste
Laterallobus. Sein breiter Stamm fällt halb auf die Unterseite und an der Spitze endet derselbe mit drei
kurzen Aesten.
Von Sharpe — dem Pictet sich in diesem Punkte angeschlossen hat — ist auch Turrilites triplicatus,
Soiv. mit unter die Synonyma dieser Art gestellt worden, worin man nach der angezogenen Figur zu urtheilen
nur beipflichten kann. Dagegen wird der von Sharpe unter seiner Figur 1 dargestellte Turrilites costatus
nicht dieser Art, sondern zu Turrilites acutus gehören. Diese Figur 1 unterscheidet sich nicht von der
Figur 9 auf derselben Tafel, welche Sharpe Turrilites Wiestii nennt, und die icli ebenfalls zu Turrilites
acutus ziehe.
Vorkommen. Die Art ist auf Cenoman beschränkt. Schon Giebel bemerkt sehr richtig, dass Tur-
rilites costatus in Deutschland äusserst selten sei. Ad. Römer nennt ihn von Sarstedt, Retlien und Langels-
heim, aber der Beschreibung zufolge könnten wohl noch andere Formen, wie Turrilites acutus, mit darunter
stecken. Giebel fand an der Steinholzmühle bei Quedlinburg einige Bruchstücke, welche er nur auf diese
Art deuten zu können glaubt.
— 127 — (7)
v. Strombeck nennt den Turrilites costatus aus dem Rotomagensis-Pläner; Ferd. Römer von der
Zeche Carlsglück, westlich von Dortmund, von Oeding an der holländischen Gränze, und neuerlich hat
derselbe auch ein Exemplar in Oberschlesien — freilich nicht in anstehendem Gestein — aufgefunden.
Herr Schlönbach besitzt ein Exemplar vom Flöteberge bei Liebenburg und ein zweites von Neu-
Wallmoden.
Ich selbst fand ein kleines, nur einen Zoll grosses Gehäuse von drei Umgängen in der Tourtia der
Zeche Hoffnung bei Essen und ein wahrscheinlich hierhergehöriges Fragment im Grünsande bei Fröhmern,
südlich von Unna in Westfalen.
Ausserdem in England, Frankreich, Schweiz, Spanien (Esmann), Nord-Afrika (Coquand) und Ostindien.
Jüngst durch Dames auch als Geschiebe im norddeutschen Diluvium nachgewiesen.
Tuvrilites acutus, Passy.
Taf. 38. Fig. 15, 16.
1832. Turrilites acutus, Passy, Descr. geol. de la Seine-Inferieure, tab. XVI, fig. 3.
1844. ,, costatus, d'Orbigny, Pal. franc terr. cre't. I, pag. 598 zum Theil.
1852. „ „ Giebel, Fauna der Vorwelt, II[, 1, pag. 356, z. Tb.
1852. ,, „ Bronn, Letbaea geognostica, 3. Aufl. Kreide, pag. 336, z. Tb.
1854. „ luberculatus, Ferd. Römer, die Kreidebildungen Westfalens. Verbandl. des naturb. Ver. der preuss. Rheinlande
und Westfalens, pag. 77.
1856. ,, costatus, Sharpe, Fossil Molluska of the Chalk, tab. 27, fig. 1?
1856. „ Wicstii, Sharpe, ibid. pag. 67, tab. 27, fig. 8, 9, (14,) 17.
1861. „ costatus, Pictet, Sainte-Ooix, tom. II, pag. 142, pag. 154, z. Tb.
1875. ,, acutus, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 28.
Das Gehäuse ist weniger schlank als Turrilites costatus, die Aussenseite der Umgänge zugleich
weniger gewölbt, als vielmehr kantig. Es sind drei Reihen spitzer Höcker vorhanden, in jeder Reihe 18 — 20.
Die Höcker der oberen Reihe, welche etwas oberhalb der Seitenmitte stehen, sind ein wenig grösser als die
der unteren Reihen und etwas nach oben hin ausgezogen, ohne jedoch dadurch Rippenbildung zu veranlassen.
Die unterste Reihe wird von der folgenden Windung verdeckt und drückt sich in diese ein, so dass sie los-
gelöset, an der Naht ebenfalls wie mit Höckern verziert, erscheint.
Durchaus eigenthümlich sind die Loben. Der Sipho und die Hälfte des Siphonallobus werden von
der vorhergehenden Windung verdeckt. Sonst befindet sich auf der Aussenseite, und zwar zwischen den
beiden Höckerreihen, nur ein kleiner, nicht verzweigter, zweis23itziger Lobus, welcher nicht als oberer Late-
rallobus, sondern als Sekundärlobus des sehr grossen, bis auf die Unterseite sich ausdehnenden ersten Sattels
aufzufassen ist. Auf der Unterseite liegen zwei fast gleich grosse verzweigte Loben, welche durch einen
schniiilen Sattel getrennt sind. Der äussere dieser Loben sendet die Zacken seiner äusseren Aeste noch bis
auf die Aussenseite. Beide Loben werden als zweitheilig zu betrachten sein. Dass an 2 Exemplaren der
äuserc dieser Loben dreitheilig ist, darf wohl als Anomalie gelten. Die übrigen Loben sind nicht sichtbar.
Bemerk. Von Passy ist die Art nach Exemplaren von Rouen aufgestellt worden. Mir liegen vom
selbigen Fundpunkte sechs Exemplare vor, von denen vier die angedeutete Lobenlinie in aller Deutlichkeit
zeigen. Es muss deshalb, d'Orbigny entgegen, der die Art mit Turrilites costatus vereinte und dessen Aus-
sprudle sich Giebel, Bronn und Pictet anschlössen, die Passy'sche Art aufrecht erhalten werden.
Dass die Art sich auch in der Ornamentik von Turrilites costatus entferne, ergibt sich auch daraus,
dass dieselbe in den Museen in der Regel mit der Bezeichnung Turrilites tuberculatus liegt. So ist auch
(8) - 128 —
das, was Ferd. Römer aus dem Cenoman von Bilmerich, südlich Unna in Westfalen, als Turrilites tubercula-
tus aufführt — das Original liegt im Museum der Universität Bonn und habe ich abgebildet — ein mit den
typischen Stücken von Rouen ganz übereinstimmender Turrilites acutus.
Sharpe hat aus dem Grey Chalk Englands einen Turrilites Wiestii beschrieben, der namentlich zufolge
der characteristischen Lobenlinie, welche 1. c. tab. 27, fig. 17 abgebildet ist, mit unserer Art zusammenfällt.
Die Höcker des grossen, unter Fig. 8 abgebildeten Exemplares sind allerdings mehr rund als gewöhnlich,
allein dies wird wohl auf Rechnung der Erhaltungsart zu setzen sein. Möglicherweise könnte auch das
auf derselben Tafel unter Fig. 1 als Turrilites costatus abgebildete Gehäuse hierher geholfen.
Vorkommen. Die Art hat sich gefunden im Cenoman Westfalens, im subhercynischen cenomanen
Pläner bei Langeisheim und der Kothwelle bei Salzgitter, in Frankreich und England.
Turrilites Puzosianus, d'Orb.
Taf. 38. Fig. 13. 14.
1840. Turrilites Puzosianus, d'Orbigny, Pal. franc. Terr. cret. I, pag. 587, tab. 143, fig. 1, 2.
1S47. „ „ Pictet et Roux, Moll, des gres verts, pag. 151, tab. 15, fig. 9.
1852. „ „ Giebel, Fauna der Vorwelt, tom. III, pag. 358.
1861. „ „ F. v. Hauer, Situngsberichte der k. k. Akad. d. Wissenschaften tom. 44, pag. 637, tab. 1, fig. 2.
1862. „ „ Pictet, Saint-Croix, tom. II, pag. 139, tab. 59, fig. 3 — 6.
1875. „ „ Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 28.
Gehäuse klein, schlank thurmförmig mit engem Nabel. Die ziemlich flache Aussenseite der Umgänge
mit gedrängtstehenden runden Rippen verziert. Die Rippen werden unten obsolet und werfen dann einen
runden Höcker auf. Unter der Reihe dieser Höcker eine Hohlkehle. Unterseite der Umgänge ebenfalls mit
Rippen versehen, welche plötzlich wie mit einem Knötchen an der Hohlkehle enden.
Bemerk. Da nur ein fragmentäres Exemplar vorliegt, welches von der Darstellung bei d'Orbigny
durch das Obsoletwerden der Rippen und die Hohlkehle statt einfacher Abschrägung der Röhre abweicht,
so ist die Richtigkeit der Zuziehung nicht zweifellos. Zieht man aber die sieben Exemplare, welche Pictet
abbildet, mit in Betracht, so scheint kaum ein Bedenken an der Bestimmung übrig zu bleiben. Entscheidend
sind die Sainte-Croix, tab. 59, gegebenen Bilder. Man sieht zugleich, wie veränderlich die Ornamentik ist.
An einem der im Gres verts, tab. 15, dargestellten Stücke laufen die Rippen auch über die Abschrägung
der Aussenseite fort und an einem anderen Stücke daselbst befindet sich noch eine dritte Höckerreihe in der
Mitte eben jener Abschrägung.
Was Sharpe ') unter diesem Namen abbildet, gehört, wie schon Pictet 2 ) bemerkt, wohl nicht hierher,
eher zu seinem Turrilites Bechei.
Die Loben hat nur Pictet gesehen.
Vorkommen. Das einzige vorliegende Stück wurde vom Ober-Salinen-Inspector Schlönbach im ceno-
manen Pläner am Hügel, westlich von Burgdorf, bei Börssum gefunden.
In Deutschland wird die Art noch durch von Strombeck 3 ) aus dem Flammenmergel (oberer Gault)
aufgeführt.
') Sharpe, Moll, of the Chalk, p. 68, tab. 27, fig. 11.
2 ) Pictet, Sainte-Croix, pag. 140.
3 ) Zeitschr. der deutsch, geol. Ges. 1856, tom. 8, pag. 487.
— 129 — (9)
Auch d'Orbigny, Pictet und Lory nennen diese Art aus dem Gault.
Ausser in Frankreich und der Schweiz, Savoyen und Ungarn nach Coquand auch in Constantine
ebenfalls im Gault.
Turrilites Aumaleiisis, Coq.
Taf. 38. Fig. 8.
1862. Turrilites Aumalensis, Coquand, Geologie et pale'ontologie de la region sud de la province de Constantine. Marseille
1862, pag. 323, tab. 35, fig. 5.
1875. „ „ Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 28.
Das kleine Gehäuse mit weitem Nabel besteht aus niedrigen Umgängen, welche nur eine langsame
Wachsthumszunahme zeigen. Die obere Hälfte des Umganges trägt circa 25 . etwas schräg gestellte kurze
Rippen oder vielmehr etwas nach oben hin verlängerte Höcker, welche etwa um die Eigenbreite von ein-
ander entfernt sind. Ausserdem zeigen sich dem folgenden Umgange sehr genähert zwei scharfe Kiele, von
denen der untere sich fast in der Naht verbirgt. Die Kiele bilden, correspondirend mit den Knoten, leichte,
kaum bemerkbare Anschwellungen, von denen die des unteren Kieles als undeutliche Rippen auf die Unter-
seite des Umganges fortsetzen. — Loben gänzlich unbekannt.
Bemerk. Das einzige unvollständige und seitlich etwas zusammengedrückte Exemplar scheint sich
in nichts von dem von Coquand aus Nord-Afrika beschriebenen Stücke zu unterscheiden. Wegen des er-
littenen Druckes bleibt es jedoch zweifelhaft, ob die Windungen treppenartig abgesetzt sind.
Auffallender Weise glaubte Coquand Beziehungen der Art zu Turrilites Bergeri zu finden. Am
nächsten steht ein Gehäuse, welches Sharpe ') als Turrilites costatus, var. aus dem Lower Chalk der Insel
Wight abbildete.
Vorkommen. Die Art ist sehr selten. Das einzige Stück, welches Coquand vorlag, stammt aus der
unteren etage rotomagien bei Boghar in der Provinz Constantine. Das deutsche Exemplar wurde im ceno-
manen Pläner am Hügel, westlich von Burgdorf, bei Börssum vom Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlön-
bach aufgefunden.
Turrilites Börssumensis, Schlüt.
Taf. 38. Fig. 6. 7.
?1856. Turrilites costatus, var. Sharpe, Moll, of the Chalk, pag. 66, tab. 27, fig. 12.
1875. „ Börssumensis, Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 29.
Gehäuse klein, schlank, mit engem Nabel. Die obere Partie der flachen Umgänge mit undeutlichen
Ripjjen oder verlängerten Höckern (etwa 17 auf einer Windung) versehen. Ueber der scharfen Kante der
Unterseite und von dieser durch eine Hohlkehle getrennt ein Kiel, welcher undeutliche, mit den Rippen cor-
respondirende Wellen bemerken lässt. Auch die Unterseite ist mit undeutlichen Rippen versehen, welche die
scharfe Kante zwischen jener und der Aussenseite zähneln.
Loben unbekannt.
Bemerk. Die Art steht dem vorhin besprochenen Turrilites Aumalensis, Coq. am nächsten, unter-
scheidet sich von diesem durch die schlanke Gestalt, den engen Nabel, grössere Höhe der Umgänge und
die nicht schräge Stellung und die geringere Zahl der Rippen.
Die oben angezogene Abbildung von Sharpe scheint auf unsere Art hinzuweisen, namentlich wenn
man mit in Betracht zieht, dass die vorliegenden Stücke durch Druck gelitten haben und damit zugleich
auch die Rippen etwas abgeflacht und verbreitert erscheinen.
>) Sharpe, 1. c. tab. 27, fig. 12.
Palaeontographica, N. F. IV. 1. (XXIV).
(10) — 130 —
Vorkommen. Die Art gehört dem cenomanen Pläner an. Ein Stück vom Hügel westlich von Burg-
clorf bei Börssum und ein Stück vom Mahnenberge bei Salz»itter.
Originale in der Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter.
Turrilites altemaus, Schlüt.
Taf. 38. Fig. 9.
1875. Turrilites alternans, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 29.
Gehäuse thurmförmig, klein, mit wenig gewölbten Umgängen. Aussenseite stärkere und schwächere
Rippen tragend. Gewöhnlich liegt zwischen zwei kräftigeren Rippen eine schwächere, bisweilen auch zwei.
Sie beschränken sich auf die oberen 2 / 3 der Aussenseite der Röhre. An der unteren Partie, dem folgenden
Umgange genähert, bemerkt man ausserdem (auf dem letzten Umgange) zwei Kiele, von denen der obere
vielleicht etwas wellig ist. — Loben unbekannt.
Bemerk. Durch die eigenthümliche Berippung leicht von allen Arten unterscheidbar. Von Turrilites
Moutonianus d'Orb. durch eine nicht gewölbte Aussenseite desselben, durch das Anschwellen der stärkeren
Rippen und das Fehlen der Kiele verschieden.
Ob der mir unbekannte Turrilites alternatus, Toumey ') Beziehungen zu unserer Art biete, muss
dahin gestellt bleiben.
Vorkommen. Das einzige bis jetzt bekannte Exemplar wurde vom Herrn Ober-Salinen-Inspector
Schlönbach im cenomanen Pläner des Ringelberges bei Salzgitter aufgefunden.
Turrilites Essenensis, Gein.
Taf. 37. Fig. 3—5.
1849 — 50. Turrilites Essensis, Geinitz, Quadersandsteingebirge, tab. 6, fig. 1. 2.
1849—50. Hamites „ Geinitz, ibid. pag. 122.
1852. Turrilites Essensis, Giebel, Fauna der Vorwelt III, 1, Cephal. pag 355.
1859. „ tuberculatus, v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. tom. XI, pag. 35, z. Th.
1862. „ Essensis, Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 153.
1875. „ Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 29.
Ein durch gleichmässige Ausbildung sämmtlicher Höcker und durch ihre Gruppirung in schräge
Reihen von Turrilites tuberculatus verschiedener Turrilit wurde von Geinitz als Turrilites Essenensis abgebildet.
Zwei übei'einstimmende Stücke liegen vor aus der an Brauneisensteinkörnern reichen Tourtia von Essen.
Wenn Geinitz auf der Aussenseite der Umgänge vier Knotenreihen zählt, so ist dies, wie seine Ab-
bildung lehrt, ein lrrthum. Seine ,,erste, unterhalb des Sipho" gelegene, Reihe ist keine selbständige Höcker-
reihe, sondern nur ein Abdruck, der die Windung dadurch erhielt, dass sie sich so nahe an den vorigen
Umgang und dessen untere Höckerreihe anfügte. Abgesehen von dieser unrichtigen Zählung ist die Ab-
bildung von Geinitz selbst monströs, da der kleinere Umgang auch die Unterseite zeigt, welche regulär von
dem folgenden, grösseren Umgange verdeckt wird.
Die Höcker der drei gleich weit von einander entfernten Reihen sind ziemlich von gleicher Grösse,
nur die der obersten ein wenig stärker. In jeder Reihe ist die Zahl derselben gleich (19 oder 20), so dass
je drei Höcker sich zu regelmässigen schrägen Reihen gruppiren.
Der Sipho liegt unverdeckt so weit von der Umgangsnaht entfernt, dass fast der ganze Siphonal-
lobus sichtbar ist. Der sich anlehnende , bis zur unteren Höckerreihe ausgedehnte Sattel ist durch einen
') Proceed. Acad. nat. sc. Philad. 1854, VII, pag. 167 ff. — Jahrb. für Mineral, etc. 1856, pag. 480.
— 131 — (11)
Sekundärlobus halbirt und jede Hälfte nochmals getheilt. Der Stamm des grossen Laterallobus liegt mehren-
theils auf der Unterseite; er spaltet sich in zwei, noch mehrfach getheilte Aeste, von denen der eine eben-
falls der Unterseite, der andere der Aussenseite angehört. Der zweite, kleinere Sattel ist ebenfalls zweitheilig,
nicht wie Geinitz zeichnet dreitheilig.
Derartige Stücke lieferte die Tourtia von Essen, des Langenberges bei Westerhausen, unweit Quedlin-
burg (Sammlung Schlönbach's), sowie die craie chloritee von Les Vaches noires bei Dives, Dept. Calvados.
Aus letzterer besitzt das Berliner Museum ein Exemplar, welches Saemann als Turrilites tuberculatus einge-
sendet hatte. Dieses Stück unterscheidet sich von den Essener Vorkommnissen äusserlich nur dadurch, dass
die Zahl der Höcker etwas beträchtlicher ist. Vielleicht sind auch Unterschiede in der Lobenlinie vorhan-
den, allein dieselbe ist nicht hinreichend deutlich, um Gewissheit zu geben. ')
Durch v. Strombeck wurde Turrilites Essenensis nicht anerkannt und zum Turrilites tuberculatus ge-
zogen. Beim ersteren liest die obere Knotenreihe an einer deutlichen Kante, bei letzterem verwischt sich
dieselbe vielleicht in Folge der mehreren Entwicklung der grossen Höcker. Der zweite hauptsächliche
Unterschied zwischen typischen Stücken beider Formen liegt darin, dass dem ersteren drei, dem letzteren
vier Knotenreihen eigenthümlich sind, von denen die der oberen Reihe stark entwickelt, aber wenig zahl-
reich, die der drei unteren Reihen sehr viel kleiner und viel zahlreicher sind.
Vorkommen. Turrilites Essenensis hat sich bis jetzt nur in der unteren Abtheilung des Essener Grünsandes,
in der Tourtia gezeigt; sowohl bei Essen selbst, wie am Langenberge bei Westerhausen, unweit Quedlinburg
Exemplare in den Museen zu Bonn, Dresden und Berlin.
Turrilites cenomanensis, Schlüt.
Taf. 37. Fig. 6—8.
1875. Turrilites cenomanensis, Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 29.
Die Art steht dnrch die ganze Gestalt und besonders durch die Anordnung der Höcker in schrägen Reihen
dem Turrilites Essenensis sehr nahe, doch sind nicht drei, sondern vier Höckerreihen vorhanden, von denen die
beiden unteren sich gewöhnlich etwas zusammendrängen. Durch die Zahl dieser Reihen nähert sich die Art dem
Turrilites tuberculatus, bei dem aber die Gruppirung und Grösse der Höcker eine verschiedene ist. Nur wenn er-
wiesen wäre, dass die Abbildung der letztgenannten Art bei d'Orbigny (tab. 144) einem Naturexemplare entnom-
men, nicht aber, wie zu vermuthen steht, aus verschiedenen Stücken combinirt ist, so könnte die Zugehörigkeit
angenommen werden. Die d'Orbigny'sche Abbildung zeigt nämlich auf den früheren Umgängen, abweichend von
späteren, eine verschiedene Anordnung der Höcker. Bei Besprechung des Turrilites tuberculatus ist erwähnt,
dass d'Orbigny im zugehörigen Texte nichts von diesem auffälligen Wechsel der Ornamentik sage, und
überhaupt eines solchen Falles in der gesammten einschlägigen Literatur bisher noch nicht gedacht worden,
Sharpe sogar ausdrücklich bemerke, dass ihm derselbe fremd sei. So wird also der Beweis dafür noch ab-
zuwarten sein und können bis dahin unsere Stücke nicht mit Turrilites tuberculatus vereint werden.
Näher als dem Turrilites tuberculatus stehen ihrem Gesammthabitus nach unsere Gehäuse dem Turri-
lites Bergeri Brong. 2 ) Bei diesem stehen aber die vier Höckerreihen gleichweit von einander entfernt, sind
gern durch undeutliche Rippen verbunden und die der oberen Reihe häufig zur Umgangsnaht hin ausgezogen.
*) Der typische Turrilites tuberculatus scheint in Frankreich nicht häufig zu sein, da auch Pictet (Sainte-Croix, tom. II,
pag. 147) erwähnt, das einzige von Saemann unter diesem Namen überschickte Exemplar gehöre nicht dieser Art an, sondern zu
Turrilites Bergeri.
2 ) Siehe namentlich die Abbildungen bei Pictet, Sainte-Croix, II, tab. 58.
2*
(12)
— 132 —
Prüft man die Lobenlinie des Turrilites Bergeri (Pictet 1. c), so ergibt sich, dass der typische Bau
derselben übereinstimmt mit demjenigen der in Rede stehenden Gehäuse sowohl, wie mit Turrilites tuber-
culatus, dass aber in den Einzelheiten Abweichungen statt haben. Es lehrt die Abbildung bei Pictet z. B.,
dass der Sipho sich etwas mehr der Umgangsnaht nähere und damit zugleich die dieser zugekehrten Aeste
des Siphonallobus nicht sichtbar sind, sondern vom vorigen Umgange verdeckt werden, sow T ie, dass der
grosse Laterallobus fast ganz, d. h. mit Ausnahme der nach unten gekehrten Aeste, der Aussenseite an-
gehöre.
Es werden also die vorliegenden Gehäuse auch nicht als zum Turrilites Bergeri angehörig anzu-
sprechen sein.
Vorkommen. Die Art ist neben Turrilites Scheu chzerianus der häufigst vorkommende Turrilit der
deutschen Kreide. Bis jetzt hat er sich nur im mittleren und oberen Cenoman, im Varians- und Rotoma-
gensis-Pläner gezeigt, und zwar in Westfalen bei Oeding, Kohlstädt — Extersteine, Lichtenau etc. und im
subhercynischen Pläner bei Langeisheim, Salzgitter, Neu-Wallmoden etc.
Ausserdem auch in England, wie das Fragment bei Sharpe tab. 25, fig. 3 ergibt.
Exemplare in den meisten norddeutschen Sammlungen.
Turrilites tuberculatus, Bosc. Sow.
Taf. 37. Fig. 1, 2. Taf. 44. Fig. 11.
1801. Turrilites tuberculatus, Bosc, in Buffon de De'terville, Vers, t. 5, pag. 189, tab. 42, fig. 8.
Sowerby, Min. Conchol. tab. 74, II. pag. 169.
Mantell, Geol. of Sussex, tab. 24, fig. 7, (non! fig. 6).
d'Orbigny, Pal. franc. Terr. cre't. I, pag. 593, tab. 144, fig. 1. 2.
Ad. Römer, Verst. nordd. Kreidegeb. pag. 91. (z. Theil).
Quenstedt, Petrefaetenkunde Deutschlands, tom. I, pag. 301.
Pictet et Roux, Moll. foss. des Gres verts, pag. 150, tab. 15, fig. 10.
Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalop. p. 353.
Sharpe, Moll, of the Chalk Ceph. pag. 61, tab. 25, fig. 1 — 4, tab. 26, fig. 15, 16:
v. Strombeck, Zeitschi', d. deutsch, geol. Ges. tom. 9, pag. 415, z. Theil.
Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 146.
Stoliczka, Cretaceous Gephalopoda of Southern India, pag. 186.
Schlüter, Sitzungsberichte der niedenhein. Ges. in Bonn, pag. 29.
Fasst man die beiden ältesten englischen, allgemein als zutreffend anerkannten Darstellungen unserer
Art in's Auge, wie sie von Sowerby und Mantell gegeben wurden 1 ), so characterisirt sich die Art durch ein
grosses Gehäuse, dessen Umgänge ziemlich genau in der Mitte der gewölbten Aussenseite dicke entfernt
stehende Höcker tragen, ausserdem aber noch drei Reihen viel kleinerer und viel gedrängter stellende Höcker
führen, von denen die zweite gleich weit von der ersten und dritten entfernt ist, und welche alle drei sich
an der Unterseite der Windung, dem folgenden Umgange genähert, zusammendrängen. Von der untersten
Reihe aus strahlen Rippen auf die Unterseite. — Gehäuse von dieser Beschaffenheit sind in Deutschland
nicht häufig, doch liegen neun Exemplare von 15 Millimeter bis 100 Mm. Durchmesser vor.
1814.
>) 11
1822.
11 )5
1840.
11 11
1841.
>) 11
1847.
11 11
1847.
11 11
1852.
11 11
1856.
11 "
1857.
11 11
1862.
11 11
1866.
11 11
1875.
7? 11
') Die beiden noch älteren Bilder von Montfort (Journ. de Phys. 1799, pl. 1, fig. 2, pag. 143) und Bosc, 1. c. sind mir nicht
zugänglich, doch dürfte daraus kaum ein Nachtheil zu befürchten sein, da nach übereinstimmendem Urtheil von d'Orbigny (1. e. pag. 595)
und Pictet (Sainte-Croix II, pag. 146) jene Darstellungen nicht allein ungenügend, sondern auch fehlerhaft sind, und deshalb Sowerby
als eigentlicher Urheber der Art zu betrachten ist.
— 133 — (13)
Durch d'Orbigny wurde ein Turrilites Gravesianus abgeschieden, welcher sich äusserlich durch eine
niedrigere Kegelform, und durch eine geringere Zahl der dicken Höcker in der oberen Reihe unterscheiden
soll, indem dem letzteren 10 bis 12, dem echten Turrilites tuberculatus aber 20 grosse Tuberkeln auf einem
Umgange zugeschrieben werden.
Es liegen nun kleine Gehäuse (Taf. 37, Fig. 2) von circa 20 Millimeter Durchmesser vor, welche
nur 12 grosse Höcker auf einer Windung tragen und also die Meinung veranlassen könnten, dass erst im
späteren Alter die normale Zahl 20 erreicht würde, allein dem ist nicht so, denn auch grössere von mir ge-
sammelte Stücke von 70 — 80 Millimeter Durchmesser zeigen nur 13 oder 14 dicke Höcker. Da einige
dieser vorliegenden grösseren Gehäuse weniger schlank sind, so würde man in diesen nach dem äusseren
Habitus Turrilites Gravesianus ') vermutben müssen, wenn dem nicht auf das allerbestimmteste die Bildung
der Lobenlinie widerspräche, welche nach der übereinstimmenden Darstellung von d'Orbigny und Sharpe
eine durchaus eigenthümliche und abweichende ist 2 ). Es folgt also, dass Turrilites tuberculatus in den äusseren
Verhältnissen grössere Schwankungen zeigt, als nach den genannten Darstellern anzunehmen war, dass ferner
auf Grund lediglich dieser Verhältnisse eine Unterscheidung des Turrilites tuberculatus und Turrilites Grave-
rianus nicht vorgenommen werden kann, dass diese aber in schlagender Weise möglich ist, wenn die Loben-
linie beobachtet werden kann.
Abweichend von den englischen Abbildungen und den vorliegenden deutschen Exemplaren zeichnen
d'Orbigny und Pictet die Höcker der oberen Reihe nicht wesentlich stärker, als die der vorhergehenden
Reihen, und zugleich sind sie bei diesen Autoren nicht rund, sondern spitz. Dass jedoch auch in Deutsch-
land Stücke mit spitzen Höckern vorkommen, deutet eine Notiz von Giebel 3 ) an, welche sagt: „Die Höcker
tragen, wenn die Schale erhalten ist, sehr lange Stacheln, die grossen haben auf einem Exemplare in Ewald's
Sammlung fast zolllange Stacheln." Mir sind Exemplare mit erhaltener Schale niemals vorgekommen.
Die angezogene Figur d'Orbigny's nöthigt noch zu einer weiteren Bemerkung. In derselben zeigen
nur die drei letzten Umgänge, in der der früheren Windung nächsten Reihe, entfernt stehende Höcker,
während bei sämmtlichen früheren Umgängen die Zahl der Höcker in allen vier Reihen die gleiche ist. Ich
muss mit Sharpe das gleiche Bekenntniss abgeben, dass mir ein Gehäuse mit derartig wechselnder Orna-
mentik nicht zu Gesicht gekommen ist, und dass sich deshalb die Vermuthung aufdrängt, entweder sei die
d'Orbigny'sche Figur aus zwei Stücken zusammengesetzt, oder der Zeichner derselben habe ein Versehen
begangen. Da wir im zugehörigen Texte nichts über eine solche auffallende Veränderung erfahren, so dürfte
letzteres wohl das richtigere sein.
Die Lobenlinie zeigt keins der vorliegenden Exemplare vollständig, und muss deshalb auf die Ab-
bildung bei Sharpe verwiesen werden.
Die Gehäuse sollen eine Grösse von zwei Fuss erreichen.
Vorkommen. Die Art ist beschränkt auf Cenoman. Typische Exemplare liegen vor aus der oberen
') Giebel, Jahresbericht naturw. Verein. Halle, 1851, pag. 249, und Cephalopoden, pag. 356 (die daselbst angezogene Ab-
bildung, Taf. 4, Fig. 2, existirt nicht und wird nur in der nicht zur Ausführung gediehenen Absieht des Verfassers gelegen haben) be-
sehreibt noch einen, dem Turr. Gravesianus nahestehenden Torr, conoideus von der Steinholzmühle bei Quedlinburg. Da die Beschrei-
bung ohne Abbildung keine hinreichende Vorstellung gibt und das Original bei meinem Besuche in Halle, im Frühjahr 1873, von
Prof. Giebel nicht wieder aufgefunden werden konnte, so ist es unthunlich, diese Art mit in den Kreis der Betrachtung zu ziehen.
2 ) Siehe tab. 44, fig. 10.
3 ) Giebel, Cephalopoden, pag. 354.
(14) — 134 —
Partie des Grünsandes von Essen ') und aus dem subhercynischen Planer von Salzgitter, Neu -Wallmoden
und Lai
bekannt.
und Langeisheim. Nach Ad. Römer auch bei Alfeld. Weiter im östlichen Deutschland ist die Art nicht
Ausserhalb Deutschland in der Schweiz, Frankreich, England und nach Stoliczka in Ostindien.
Die besprochenen Stücke in der Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salz-
gitter, sowie in meiner Sammlung.
Turrilites Mantelli, Shrp.
Taf. 37, Fig. 9. Taf. 38, Fig. 11. 12.
1854. Turrilites Mantelli, Sharpe, Pal. soc. Moll, of the Chalk, Cephalopoda, pag. 63, tab. 25, fig. 5, 6.
1862. „ „ Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 155.
1875. „ „ Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 30.
Sharpe glaubte einen Turriliten, welcher in der Gruppirung der Höcker mit Turrilites tuberculatus
übereinstimmt, von diesem aber durch grössere Zahl und zugleich geringere Grösse der Höcker abweicht,
von jenem als Turrilites Mantelli, der aus dem Gray Chalk von Lewes stammt, abzweigen zu müssen.
Auch aus dem deutschen Cenoman liegen dergleichen Stücke vor. Man zählt an einem solchen
Gehäuse nicht wie bei dem typischen Turrilites tuberculatus 12 bis 14, sondern 26 Höcker in der oberen
Reihe einer Windung. Auch die Lage des Sipho weicht ab, indem derselbe ähnlich wie beim Turrilites
Bergeri sich dicht an die Umgangsnaht hinandrängt. Ebenso scheint die Lobenlinie mehr zerschnitten zu sein,
als bei der älteren Art. Wäre dieses Verhalten als constant nachweisbar, so würde die Abtrennung mehr
begründet sein.
Turrilites Mantelli bildet mit den vorher besprochenen Turriliten eine so eng verbundene Gruppe,
dass sich möglicher Weise bei grösserem und besserem Material die specifische Zusammengehörigkeit dieser
Formen, welche hier noch auseinander gehalten werden mussten, ergeben könnte.
Vorkommen. Es liegen Stücke vor aus der Tourtia von Essen und dem cenomanen Pläner des
Flöteberges bei Liebenburg, letztere durch O. S. I. Schlönbach gesammelt.
Turrilites Morrisii, Sharpe.
Taf. 37, Fig. 10. Taf. 38, Fig. 10.
1856. Turrilites Morrisii, Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 65, tab. 26, fig. 4 — 7.
1862. „ „ Pictet, Sainte-Croix, tom. II; pag. 155.
1875. „ „ Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 30.
Es liegt nur ein ziemlich gut erhaltenes Windungsfragment vor, welches wohl mit der Darstellung
von Sharpe übereinstimmt. Die Aussenseite (der nach Sharpe zahlreichen Umgänge des schlanken Gehäuses)
ist flach und mit 2 oder drei Reihen nicht starker Tuberkeln verziert. Die obere Reihe, welche sich fast
auf der Seitenmitte befindet, enthält 8 bis 12 Höcker, welche etwa um die doppelte Eigenbreite von ein-
ander entfernt stehen. Die untere Reihe, welche nahe der Sutur liegt, besteht eigentlich aus zwei Reihen
') Da die Angabe von Ferd. Römer (Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. tom. VI, pag. 142), die Art finde sich auch bei Bil-
merich in Westfalen, mehrfach erwähnt ist, so mag besonders erwähnt werden, dass nach Ansicht des dieser Angabe zu Grunde liegen-
den Exemplares, dasselbe einen typischen Turrilites acutus, Passy darstellt, den ich Tafel 38, Figur 15, 16 abgebildet habe.
— 135 — (15)
gedrängt stehender Knoten, deren je zwei zu einer Art kurzer Längsrippe verbunden sind, die als solche
auch auf die Unterseite fortsetzt.
Die Lobenlinie ist dünnästig und ziemlich stark zerschnitten. Der Sipho nicht verdeckt, auf der Aussen-
seite gelegen und der oberen Sutur sehr genähret. Der grosse obere Laterallobus sendet von seinem breiten
Mittelstücke aus zwei dünne dichotome vielzackige Aeste auf die Aussenseite — der dritte Hauptast liegt
auf der Unterseite. Diese Aeste ragen weit über die Spitzen des Siphonallobus hinaus. Der grosse erste
Sattel ist durch einen grösseren und einen kleineren schräg eindringenden Sekundärlobus getheilt und ausser-
dem noch mehrfach eingeschnitten. Der Siphonallobus endet mit Gabelästen, unter welchen seitlich noch
ein ungetheilter Ast.
Geologische Verbreitung. Das beschriebene Fragment stammt aus einem Grünsande der Zeche West-
falia bei Dortmund, welcher wahrscheinlich den Schichten mit Ammonites varians entspricht.
Vielleicht gehören auch einige schlecht erhaltene Stücke aus dem Varians-Pläner von Salzgitter hierher.
Turrilites Saxonicus, Schlüt.
Taf. 35. Fig. 10.
IS40. Turrilites undulatus, Geinitz, Charakterist. pag. 42, tab. 13, flg. 1. (Das Citat fig. 2a, b. ist irrthümlich.) non ! fig. 3.
1841. „ polyplocus, Ad. Römer, Verst. nordd. Kr. pag. 92, tab. 14, fig. 1 (non! fig. 2).
1S43. „ ,, Geinitz, Characterist. pag. 67, tab. 13, fig. 1. (non! Turrilites polyp. var. Geinitz, Kieslings.
pag. 8, tab. V, fig. 4.)
1845. ,, „ Reuss, Verst.ein. Böhm. Kr. I, pag. 24.
1846. „ „ Geinitz, Versteinerungskunde, tab. 12, fig. 3.
1849. Ramites „ Geinitz, Quadersandst. pag. 120, Nr. 22. z. Theil. (Die Fundpunkte Ahlten, Lemförde, Dülmen
sind zu streichen; ebenso der unter die Synonyma gesetzte Turr. Senequierianus, d'Orb. Siehe
auch Kiesl. pag. 8.)
1862. Heteroceras ,, Pictet, Seinte-Croix II, pag. 158, zum Theil.
1870. Helicoceras ,, Ferd. Römer, Geol. Oberschlesien, pag. 321, tab. 36, fig. 1.
1872. Turrilites Geinitzi, Schlüter, diese Schrift, pag. 113.
1874. „ polyplocus, Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 195, tab. 36, fig. 1. 2.
1875. ,, Saxonicus, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 30.
Wegen der ähnlichen Berippung ist diese Art meist mit Heteroceras polyplocum verwechselt worden,
aber er ist ein wirklicher Turrilit. Ich habe niemals Exemplare — es liegen rechts und links gewundene
vor — mit freien Windungen gesehen '). Die Art bleibt durchweg viel kleiner als Heteroceras polyplocum,
und es ist niemals gesehen, dass die mannichfachen individuellen Verschiedenheiten, welche für jene Art
charakteristisch sind, wie die bald schlankere Thurmgestalt, bald niedrigere Kegelform, die Bildung von
Höckerreihen, die hakenförmige Endigung der Wohnkammer und die Kaputze der Mündung etc. sich an
Turrilites Saxonicus wieder finden.
Hinzu kommt, dass Turrilites Saxonicus dem mittleren Pläner, Heteroceras polyplocum der obersten
Mukronaten-Kreide eigenthümlich, in allen Zwischenschichten aber nichts Aehnliches bekannt ist. — Sind
beide genannten Arten auch wohl zu unterscheiden, so reicht mein Material doch nicht hin, um das Ver-
hältniss unserer Art zu dem kleinen Turrilites Senequierianus 2 ) aus dem Gault darzuthun.
') Es liegen 18 Exemplare vor, welche ein oder zwei Umgänge zeigen. Die Umgänge liegen so nahe zusammen, dass der
folgende Umgang immer die Eindrücke des vorhergehenden zeigt.
2 ) d'Orbigny, Pal. frani;. terr. cret. I. pag. 579, tab. 141, fig. 1. 2.
(16) — 136 —
Geinitz warf die Art zuerst mit Mantell's Turrilites undulatus \) zusammen, Ad. Römer mit seinem
Turrilites polyplocus, worin ihm Geinitz bald folgte 2 ). Geinitz bildete dann auch als Varietät ein Helicoceren-
ähnliches Gehäuse ab 3 ), aus dem d'Orbigny seinen Helicoceras polyplocus machte.
Den Turrilites undulatus, Gein. benannte d'Orbigny 5 ) Turrilites Geinitzii, Da d'Orbigny die richtige
Seitenzahl, pag. 42 der Character. bei Geinitz citirt, so habe ich pag. 113 dieser Schrift die d'Orbigny'sche
Bezeichnung adoptirt. Geinitz selbst bemerkt nun 6 ), dass d'Orbigny sich hier nur auf die Figur 3, nicht aber
auf Fig. 1 der Taf. 13 in der Characterist. berufe. Dieser angezogenen Figur war von Geinitz zweimal
die Bezeichnung Turrilites undulatus, dann zweimal die Bezeichnung Hamites armatus, Sow. 7 ) beigelegt worden.
Nachdem sie von Pictet 8 ) für indechiffrable erklärt ist, bemerkt jetzt auch Geinitz 9 ), dass das ihr zu Grunde
liegende Exemplar nicht zu entziffern sei und deshalb die Bezeichnung Turrilites Geinitzi eingezogen werden
müsse. Ich bezeichnete deshalb dann den Turrilites undulatus, Geinitz, Charact. pag. 195, z. Th. tab. 13,
fig. 1 und Turrilites polyplocus, Geinitz, Eibthal, II, pag. 195, tab. 36, fig. 1 und 2 als Turrilites Saxonicus,
da er am längsten aus Sachsen bekannt ist. Der unter Fig. 3 aus der Charact. nochmals abgebildete Körper
gehört nicht hierher.
Pictet 10 ) vermengte unter Heieroceras polyplocus, d'Orb. den Turrilites polyplocus, Köm. und Turrilites
undulatus, Gein. und gab unrichtig als Fundort an den Pläner Sachsens und Schlesiens.
Weshalb Ferd. Römer in der Geologie von Oberschlesien unsere Art zum Geschlechte Helicoceras
bringt, darüber gibt der Text keinen Aufschluss.
Vorkommen. Die Art ist bis jetzt nur im Scaphiten-Pläner bekannt. Ich sammelte sie bei Oppeln
in Schlesien, bei Salzgitter und am Teutoburger Walde bei Oerlinghausen. Ausserdem bei Strehlen, südlich
von Dresden, und wahrscheinlich bei Hundorf in Böhmen.
Turrilites tridens, Schlüt.
Taf. 35, Fig. 9. Taf. 36, Fig. 1.
1875. Turrilites tridens, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 30.
Das etwa 60 Millimeter hohe thurmförmige (etwas verdrückte) Gehäuse, dessen Spitze abgebrochen
ist, zeigt noch vier linksgewundene Umgänge, von ursprünglich wahrscheinlich quadratischem oder sub-
quadratischem Umriss, welche einen ziemlich weiten Nabel bilden. Die Aussenseite der Umgänge ist mit
mehreren Reihen spitzer Knoten oder Dornen verziert, in jeder 16 bis 18 auf einer Windung. Die obere
Reihe steht oberhalb der Seitenmitte. Die zweite und dritte sehr nahe zusammeno-erückte — nur auf dem
letzten Unisiano-e vollkommen deutlich sichtbare — Reihe an der Kante der Aussenseite und Unterfläche.
Die Knoten dieser drei Reihen sind durch undeutliche Längsrippen verbunden, welche auf der Unterseite,
') Geinitz, Characterist. p. 42, tab. 13, fig. 1, fig. 3.
2 ) Geinitz, ibid. pag. 67. tab. 13, fig. 1, non! fig. 3.
3 ) Geinitz. Kieslingsw. tab. V, fig. 4, und nochmals verschönt in seinem Eibthalgebirge, tab. 36, fig. 3.
4 ) d'Orbigny, Prodr. II, pag. 216, Nr. 100.
5 ) d'Orbigny, ibid. Nr. 97.
6 ) Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 195.
7 ) Geinitz, Characterist. neue Ausgabe pag. XVI und Quader pag. 122.
8 ) Pictet, Sainte-Croix, II, pag. 156.
°) Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 195.
>°) Pictet, Sainte-Croix II, pag. 158.
— 137 — (17)
die an Breite der Aussenseite gleich kommt, etwas deutlicher hervortreten und an der Nabelkante ein kleines
undeutliches Knötchen aufwerfen. Zwischen je zwei Höckern und Rippen bemerkt man zwei undeutliche
vertikale Wellen.
Bemerk. Die Art steht dem Turrilites Brazoensis, Ferd. Rom. l ) nahe. Aber bei letzterem, dessen
Original mir vorliegt, ist die Röhre zwei- bis dreimal höher, als breit. Die Zahl der Knoten in jeder Reihe
ist grösser, ausserdem noch eine Reihe an der oberen Kante vorhanden und die unterste zusammengedrängte
vierte Reihe liegt an der Nabelkante, und zwischen dieser und der dritten Reihe ist keine Spur von Rippen.
Dabei kann von einer Unterfläche kaum die Rede sein, indem eigentlich Aussenseite und Nabelfläche in eine
Kante zusammenstossen.
Vorkommen. Ich fand bislang nur ein Exemplar im Emscher-Mergel bei Stoppenberg, unweit Essen.
Turrilites plicatus, d'Orb.
Taf. 36. Fig. 6. 7.
1840. Turrilites plicatus, d'Orbigny, Pale'ont. franc. terr. cret. I, pag. 592, tab. 143, fig. 7, 8.
1875. „ „ Schlüter, Sitzungsberichte der niederrh. Ges. in Bonn, pag. 31.
Das kleine schlanke Gehäuse — bei dem kleineren der vorliegenden Stücke kommen 7 Windungen,
auf 35 Millimeter Länge — trägt auf seinen convexen, durch tiefe Suturen getrennten Umgängen zahlreiche
feine Rippen, deren jede mit drei kleinen Höckern geziert ist.
Mündung und Nähte der Kammerwände nicht erhalten.
Bemerk. Die Zweifel, welche sich bei der ersten Besprechung der Art 2 ) namentlich deshalb erhoben,
weil d'Orbigny bei Aufstellung derselben nur ein fragmentäres Exemplar vorlag, haben sich wider Erwarten
rasch gelöset. Es liegen gegenwärtig zwei unvollständige Stücke von 4 und 7 Windungen und ein Abdruck
vor, welche keinerlei Unterschiede von der d'Orbigny'schen Abbildung darthun. Damals erschien es nicht
unmöglich, dass der französische Turrilit als Heteroceras Reussianum anzusprechen sei; eine Anschauung,
welche durch die inzwischen gemachten Funde hinweggeräumt ist.
Nahe steht die d'Orbigny'sche Art dem Turrilites Escherianus , Pictet 3 ), welcher indess nur zwei
Knotenreihen auf den Rippen zeigt. Auffallender Weise zieht Pictet bei Aufstellung der Art den Turrilites
plicatus nicht zum Vergleich heran.
Vorkommen. Ich fand den Turrilites plicatus im Emscher-Mergel der Zeche Hansemann bei Men-
gede, unweit Dortmund.
Originale in meiner Sammlung.
Turrilites varians, Schlüt.
Taf. 35, Fig. 11—13. Taf. 36, Fig. 2—5.
1875. Turrilites varians, Schlüter, Sitzungsberichte der niedeirhein. Ges. in Bonn, pag. 31.
Das Gehäuse scheint niedrig kegelförmig, dessen Röhre gerundet zu sein. Da auch die besten Stücke
durch Druck gelitten haben, so ist letzteres nicht mit völliger Sicherheit anzugeben. Der Nabel ist weit.
') Ferd. Römer, Kreidebildungen von Texas, pag. 37, tab. 3, fig. 2.
'-) Diese Schrift pag. 111.
3 ) Pictet et Roux, Descript. des Mollusques foss. qui se trouvent dans les gres verts des environs de Geneve, pag. 154,
tab. 15, fig. 11.
Palaeontographica, N. F. IV. 1. (XXIV). 3
(18) - 138 —
Die Ornamentik der Oberfläche in der Jugend und im Alter verschieden. Die früheren Umgänge tragen
zahlreiche markirte Rippen, welche mit Intervallen von 3 — 4 Rippen an der Aussenseite zwei Höcker oder
Dornen aufwerfen. Eine dritte Höckerreihe findet sich an der Unterseite und wird von dem folgenden Um-
gange verdeckt. Der letzte Umgang, vermuthlich die Wohnkammer darstellend, zeigt von jenen Rippen und
Höckern nichts mehr, statt derselben finden sich entfernt stehende, starke, leistenartig vortretende Rippen.
Loben unbekannt.
Bemerk. Die Ornamentik des Gehäuses ist eine so eigenthümliche und characteristische, dass die
Art mit keiner anderen verglichen oder vei'wechselt werden kann. Doch wäre es vielleicht möglich,, dass in
Turrilites binodosus, v. Hauer '), von dem nur ein stark verdrücktes Exemplar bekannt ist, der Jugendzu-
stand unserer Art vorliege. Gegen diese Annahme spricht, dass bei der Gosau-Art die Höcker sich auf
stärker vortretenden Rippen erheben, dass zwischen zwei Höckerpaaren eine geringere Zahl von Rippen sich
zwischenschiebt, sowie dass eine dritte an der Unterseite gelegene Höckerreihe an dieser Art nicht gekannt ist.
Vorkommen. Die Art hat sich bisher nur im Emscher-Mergel bei Stoltenberg, unweit Essen, gezeigt.
Originale in meiner Sammlung. Ein Exemplar im Museum des naturhistorischen Vereins der preus-
sischen Rheinlande und Westfalens in Bonn.
Turrilites uudosus, Schlüt.
Taf. 36. Fig. 8—10.
1875. Turrilites undosus, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 31.
Das Gehäuse wird aus eng aneinanderliegenden Umgängen gebildet, welche einen weiten Nabel um-
schliessen. Der Querschnitt der Röhre ist rechteckig, etwa doppelt so hoch wie breit. Die Aussenseite
trägt entfernt stehende Rippen, zwischen denen sich je zwei undeutliche Wellen zwischenlegen, welche auf
die Unterseite fortsetzen und sich in die Oberseite der folgenden Windung eindrücken.
Der kleine zweiästige Siphonallobus liegt ganz auf der Aussenseite. Der kurze breite Stamm des
grossen Laterallobus liegt auf der Kante zwischen Aussen- und Unterseite. Er ist zweitheilig und sendet
den einen Hauptast mit seinen Verzweigungen auf die Aussenseite, den anderen auf die Unterseite. Der
zwischen den beiden Loben liegende Sattel ist durch mehrere kleine Sekundärloben eingeschnitten.
Bemerk. Obwol nur ein Bruchstück vorliegt, so lässt sich dasselbe dennoch in befriedigender Weise
nach seinen Beziehungen feststellen. Eine Verwandtschaft zeigt nur Turrilites Scheuchzerianus in der ge-
ringen Wölbung der Aussenseite und besonders in der Bildung der Rippen. Eolgende Umstände unter-
scheiden ihn aber auf das Bestimmteste. Der Nabel des letzteren ist erheblich enger; die Unter- und Aussen-
seite fast von gleicher Ausdehnung; die Aussenseite weniger flach; die Rippen weniger schräg geneigt; es
fehlen die Zwischenwellen; die Rippen setzen nicht auf die Unterseite fort, so dass diese glatt ist; der Sipho
liegt auf der Oberseite und wird von der vorigen Windung verdeckt; der grosse Laterallobus ist nicht
zweitheilig, sondern dreitheilig.
Vorkommen. Ich fand das einzige Exemplar im Emscher-Mergel bei Stoppenberg, unweit Essen.
Original in meiner Sammlung.
') F. v. Hauer, Neue Cephalopoden aus den Gosaugebilden der Alpen. Sitzungsberichte der kais. Akad. der Wissenschaften.
Wien 1866, tab. 1, fig. 6.
— 139 — (19)
Gattuno; Homaloeeras Hübsch. 1768.
*&
Syn. Baculites, Lamarck. 1801.
Bereits 33 Jahre früher bevor Lamarck auf die von Faujas St. Fond gegebene Abbildung die Gat-
tung Baculites gründete, hatte Hübsch die Natur dieser von ihm selbst in der Nähe von Aachen gefundenen
Körper erkannt und selbe benannt. Er sagt von ihnen:
„Dieser Meerröhrenstein ist kegelförmig, aber auf beiden entgegengesetzten Seiten etwas flach und
platt, also dass er einen Kegel vorstellt, der in seiner Peripherie eine ovalförmige Gestalt hat. . . . Dieser
Meerröhrenstein nimmt wie die Orthoceratiten von der Spitze allmählig zu und wird unten je breiter. Er be-
steht aus vielen steinernen Wirbelbeinen (Spondylolithis, Vertebris lapideis). Jeder Spondylith machet eine
Kammer aus, gleichwie die steinernen Schüsselchen, bei denen Orthoceratiten die Fächer vorstellen ....
Ich fand, dass dieser Körper mit denen Orthoceratiten wegen seiner ungewundenen kegelförmigen Gestalt
und mit denen Ammoniten wegen seine Spondylithen eine nahe Verwandtschaft hätte .... Es kann also
o-egenwärtisrer Meerröhrenstein nach der Aehnlichkeit, die er mit einem flachen Hörn hat, Homaloceratit
( Homaloceratites) benamset werden. Nach dieser Aehnlichkeit der inneren Structur, welche gemeldete Tubu-
liten mit denen Cochliten haben, kann der Orthoceratit auch ein gerader Schiffschneckenstein (Nautilus
rectus) und der Homaloceratit ein gerader Ammonsschneckenstein (Ammonites rectus) genannt werden. Aus
dieser Betrachtung leuchten uns gar deutlich die ordentlichen Abänderungen und wunderbaren Verwandt-
schaften in's Auge, welche der allweiseste Schöpfer denen Meergeschöpfen eingedruckt hat. ')"
Sonach müsste, wenn es nicht bedenklich wäre, einen allgemein angenommenen Namen fallen zu
lassen, unsere Gattung die Bezeichnung:
Homaloeeras, Hübsch.
führen, um so mehr, da Lamarck a. 1801 in seinem Systeme des animaux sans vetebres, wo Seite 103 die
Gattung Baculites aufgestellt wird, nichts Näheres beibringt, dagegen ausdrücklich das Vorhandensein eines
Sipho in Abrede stellt: „Coquille droite, cylindracee, un peu conique ä parois internes articidees, par des sutures
sinueuses. Cloisons transverses imperforees, lobies et decoupSes dans hur contour," und auch 1822 in der
Hist. nat. anim. sans vertr. tom. VII, pag. 647 das „cloisons imperjorbes" wiederholt, obwohl der Sipho in-
zwischen am Baculites aneeps beobachtet war.
Baculites baculoides, Mnt.
Taf. 39, Fig. 14. 15. Taf. 40, Fig. 1.
1822. Hamites baculoides, Mantell, Geology of Sussex, pag. 123, tab. 23, fig. 6, 7.
1828. Baculites obliquatus, Sowerby, Min. Conch. tom. VI, pag. 186, tab. 592, fig. 2, 3 2 ).
1840. ,, baculoides, d'Orbigny, Pale'ont. franc. terr. cret. I, pag. 562, tab. 138, fig. 6, 11.
') Neue in der Naturgeschichte des Nieder-Deutschlandes gemachte Entdeckungen einiger seltenen und wenig bekannten ver-
steinerten Sehaalthiere, zur Ergänzung des Thierreicbs beschrieben von J. W. C. A. Freiherrn von Hübsch. Frankfurt und Leipzig
1768, pag. 110—123.
-) Nicht Fig. 3 — 7, wie Geinitz citirt.
3*
(20) — 140 —
? 1841. Baculites obliquatus Ad. Römer, Verstein. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 95.
1852. „ „ Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 281.
1857. „ „ v. Strombeck, Neues Jahrb. für Mineral, etc. pag. 785.
1861. „ baculoides, Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 111.
1872. „ „ Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreide pag. 49, tab. 13, fig. 27, 28, 31.
1874. „ subbaculoides, Geinitz, Eibthalgebirge, II, pag. 196; I, pag. 281, tab. 63, fig. 1.
Von zahlreichen Fundpunkten des französischen Cenoman lehrte d'Orbigny einen Bakuliten kennen,
den Mantell bereits als Hamites baculoides aus dem Grey Chalk Marl von Sussex abgebildet hatte '), dessen
Gehäuse sehr schlank ist, einen regelmässig ovalen Querschnitt zeigt, auf der Aussenseite der Schaale schräg
gestellte Rippen führt, die sich auf dem Bauche verstärken, dessen Steinkern aber glatt ist und von schiefen
den Rippen parallelen Furchen in massig entfernten Abständen eingeschnürt ist. Hiermit übereinstimmende
Bruchstücke von Steinkernen liegen von mehreren Fundpunkten aus dem unteren deutschen Pläner vor.
Das eine dieser Exemplare zeigt einen runden Querschnitt, während der der übrigen ein ovaler ist. Die
Loben, welche d'Orbigny kennen lehrte, sind an keinem Stücke sichtbar.
Bemerk. Durch Geinitz ist soeben dieser cenomane Bakulit, welcher allgemein unter der Bezeichnung
Baculites baculoides bekannt ist, Baculites subbaculoides genannt worden, indem der MantelPsche Name auf
eine Turone Art bezogen wird. Aehnliche Formen beginnen schon im Neocom — es liegt ein solches ver-
wandtes Gehäuse aus dem Hilssandsteine des Teutoburger Waldes von Oerlinghausen vor — und reichen
bis an die Basis des Senon. Die verschiedenen Vorkommnisse sind schwer zu unterscheiden, und nur wo
die Loben sichtbar sind, ist man vor Irrthümern gesichert. — Vergleiche die Bemerkungen zu Baculites
Bohemicus.
Vorkommen. Die Art gehört dem Cenoman (im nördlichen Deutschland bis jetzt mit Ausschluss der
Tourtia) an. Bruchstücke liegen vor von der Kothwelle bei Salzgitter und vom Kahnstein bei Langelsheim.
Ad. Römer nennt sie auch von Rethen; Schlönbach und Fritsch von Korycan und Radowesnic in Böhmen
und Geinitz aus Sachsen.
Baculites cf. Bohemicus, Fritsch & Schlönb.
Taf. 39, Fig. 1—5.
?1850. Baculites undulatus, d'Orbigny, Prodr. tom. II, pag. 190.
1872. „ Fanjassi, var. bohemica, Fritsch & Schlönbach, Cephalop. der böhm. Kreide, pag. 49, tab. 13, fig. 23 — 25,
fig. 29, 30.
1874. ,, baculoides, Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 195, tab. 35, fig. 17 — 21.
Im oberen Pläner findet man nicht selten Bruchstücke schlecht erhaltener Bakuliten von ovalem
Querschnitt, welche häufig undeutliche Rippen führen, die auf der Siphonalseite am stärksten sind. Sie
laufen in schräger Richtung- über die Flanken und werden auf dem Rücken undeutlich oder verschwinden
gänzlich. Manche Stücke zeigen auch in grösseren Intervallen Furchen, welche den Rippen parallel laufen.
Die Mündung des Gehäuses ist ähnlich wie bei Bacidites baculoides löffelförmig ausgezogen.
Die Lobenlinie zeigt keins der Stücke aus dem Pläner.
Die vorstehend bezeichneten Gehäuse scheinen übereinzustimmen mit den in Brauneisenstein ver-
wandelten Steinkernen aus der Gegend von Laun in Böhmen, welche Fritsch beschrieben hat. Es liegt eine
Mehrzahl von Exemplaren vom südwestlichen Fusse des Rannayer-Berges bei Laun vor. Characteristisch
') Ebenso sagt Sowerby von seinem Baculites obliquatus, dem er den Hamites baculoides als synonym beifügt, er sei häufig
im Grey Chalk Marl von Lewes.
— 141 — (21)
in der Lobenlinie der grösseren Exemplare dieser Vorkommnisse (vergl. tab. 39, fig. 5) ist, dass, wie auch
Fritsch und Geinitz ') 1. c. zeichnen, der erste Sattel ungefähr doppelt so breit ist, als der zweite.
Bemerk. Geinitz vereint in seiner jüngsten Publikation die genannten Vorkommnisse mit Baculites
baculoides Mnt. (den bereits Sowerby unter die Synonyma seines Baculites obliquatus stellte. Seit d'Orbigny 2 )
hatte man die Bezeichnung für eine nahestehende Form des Cenoman -verwendet. Geinitz gibt jetzt an, dass
letzterer ein weit länger gestrecktes Gehäuse besitze, als die Vorkommnisse des Turon. Es ist dies ein
Umstand, der sich eben so wenig an den zahlreich vorliegenden Bruchstücken, wie an den englischen Ori-
ginalabbildungen beobachten lässt. Da auch das Lager der englischen Stücke nicht völlig genau bekannt,
so ist es nicht leicht, hier ein sicheres Urtheil zu gewinnen. Sicher würde man die englischen Stücke deuten
können, wenn deren Loben bekannt wären.
Der Lagerstätte nach ist zu vermuthen, dass Baculites undulatus ebenfalls hierher gehört. Dagegen
ist Baculites obliquatus bei Hisinger 3 ) etwas fremdes.
Vorkommen. Die Hauptlagerstätte der Art ist der Scaphiten-Pläner. So bei Oerlinghausen, Langels-
heim, Heilungen bei Börssum etc. Vielleicht als grosse Seltenheit schon im Brongniarti-Pläner und ebenso
im Cuvieri-Pläner.
Baculites hrevicostsi, sp. n.
Taf. 39. Fig. 9. 10.
Im Emscher-Mergel liegt ein kleiner Bakulit mit breitem Rücken und schmaler, subacuter Siphonal-
seite, welcher auf den Flanken in der Nähe des Rückens gekrümmte, halbmondförmige kurze Rippen trägt.
Die Gehäuse stehen dem Baculites aneeps, wie er von d'Orbigny dargestellt wird, nahe. Bedenken
gegen die Zugehörigkeit erregt, dass es den Anschein hat, unsere Gehäuse seien weniger schlank, mehr
konisch, ferner der Umstand, dass die Rippen kräftiger und zugleich erheblich kürzer als an dem französischen
Bakuliten sind, bei dem sie sich fast über die ganze Flanke erstrecken, während sie bei den vorliegenden
Stücken fast nur */ 3 derselben einnehmen.
Die Lobenlinie ist nicht erhalten und gestattet deshalb keinen Vergleich; doch bemerkt man an
einer Kammerwand, dass die Sättel erheblich breiter, als die Loben sind, und dass die unteren Lateralloben
fast ganz auf der Antisiphonalseite liegen.
Vorkommen. Ich sammelte mehrere Stücke im oberen Emscher-Mergel bei Horst in Westfalen.
Ein kleines Fragment aus der „Quadraten-Kreide" von Wöltigerode besitzt Herr Ober-Salinen-In-
spector Schlönbach in Salzgitter.
Vielleicht ist die Angabe des Herrn v. Strombeck, wenn er sagt 4 ): „es scheint fast, als wenn Ba-
culites aneeps mit Zuschärfung der Siphonalseite 5 ) etwas tiefer in der Quadraten-Kreide liegt, während Ba-
culites Faujasi und Baculites Knorri der Mukronaten-Kreide zustehen, auf unsere Vorkommnisse zu beziehen.
') Auffallend ist, dass Geinitz in der unter Fig. 21 dargestellten Kammerwand unseres Bakuliten einen centralen Sipho
zeichnet, wozu der Text keine Erläuterung liefert.
2 ) d'Orb. Paleont. franc. Terr. cret. tom. I. pag. 562.
3 ) Hisinger, Leth. Suec. pag. 31, tab. 6, fig. 3.
A ) Zeitschrift der deutsch, geolog. Ges. tom. 15, 1863, pag. 140.
5 ) Derartige glatte Stücke liegen auch vor vom Salzberge bei Quedlinburg, vom Plattenberge bei Blankenburg und aus dem
Emscher-Mergel von Stoppenberg bei Essen. (Siehe Taf. 39, Fig. 8.) Da es den Anschein hat, als ob diese Stücke weniger schlank
seien, als Baculites aneeps, die Lobenlinie aber nicht deutlich ist, so l'ässt sich über die Zugehörigkeit kein sicheres Urtheil gewinnen.
(22) — 142
Baculites incurvatus, Duj.
Taf. 39, Fig. 6, 7. Taf. 40, Fig. 3.
1835. Baculites incurvalus, Dujardin, Mem. soc. geol. pag. 232, tab. 17, fig. 13.
1840. „ „ d'Orbigny, Pale'ont. franc. terr. cre't. I, pag. 564, tab. 139, fig. 8—10.
1841. „ ,, Romer, Verstein. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 95.
1843. „ „ Geinitz, Verstein. von Kieslingswalda, pag. 9, tab. 1, fig. 5.
1852. „ „ Giebel, Fauna der Vorwelt III, 1, Cephalop. pag. 285.
1861. „ „ Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 115.
1863. „ „ Drescher, Zeitschr. der deutsch, geol. Ges. tom. 15, pag. 333.
1872. „ „ Fritsch & Schlönbach, Cephalopod. der böhmischen Kreide, pag. 51, tab. 13, fig. 21.
Das nicht grosse, stabförmige Gehäuse zeigt eine schmale Siphonal-, eine breitere Antisiphonal-Seite,
so dass der Querschnitt eiförmig ist. Besonders characteristisch ist das Gehäuse durch eine Reihe runder
Knoten, welche auf jeder Seite nächst dem Rücken in ziemlicher Entfernung von einander stehen.
Die Lobenlinie ist nur von Geinitz gesehen. Die Loben sind wenig verzweigt, aber vielzackig; der
Antisiphonallobus klein.
Bemerk. Der Zweifel Dujardin's an der Selbstständigkeit der Art ist bereits durch d'Orbigny für
unbegründet erklärt. Wenn d'Orbigny meint, dass die Artbezeichnung, weil dem Urheber derselben ein
zufällig gekrümmtes Exemplar vorgelegen habe, passender mit dem Namen Baculites tuberadatus zu vertauschen
wäre, so muss zugestanden werden, dass dieser Name besser gewählt ist, derselbe aber um der Priorität
willen doch nicht genommen werden kann.
Nahe steht der nordamerikanische Baculites asper, Mort. '). Zufolge eines aus Texas vorliegenden Exem-
plares ist der Rücken des Gehäuses dieser Art so breit, dass der Querschnitt der Röhre sich einem ge-
rundeten gleichseitigen Dreieck nähert; ferner sind die runden Tuberkeln stärker, und die Lobenlinie ab-
weichend. Letztere besonders dadurch, dass die Sättel doppelt so breit sind, wie die Loben, und die unteren
schräg abgerundet sind.
Noch eine andere Art aus Texas, welche Römer 2 ) unter der, wie es scheint, nicht zutreffenden Be-
zeichnung Baculites asper, Mort. beschrieben hat, ist verwandt. Der Querschnitt des Gehäuses, welches
ebenfalls vorliegt, ist ein regelmässiges Oval. Bauch und Rücken fast vollkommen gleich gerundet. Die
entfernter stehenden Höcker sind nicht rund, sondern etwas halbmondförmig. Auch die Lobenlinie, welche
nicht deutlich erhalten ist, scheint von der ächten Morton'schen Art abzuweichen.
Vorkommen. Mehrere Exemplare wurden von mir aufgelesen im Emscher-Mergel, theils bei Stoppen-
berg, unweit Essen, theils auf der Zeche Alstaden, unweit Mülheim an der Ruhr.
Ausserdem liegen Exemplare vor aus der Quadraten-Kreide des Salzberges bei Quedlinburg und
der Gegend von Aachen.
Sie wurde in gleichem Niveau bei Neu- Warthau in Niederschlesien, bei Kieslingswalda in der Graf-
schaft Glatz, am Chlomekberge bei Jungbunzlau in Böhmen und in der Touraine gefunden.
Die Angabe Giebel's, dass die Art sich auch im Pläner bei Rethen und Langeisheim finde, dürfte
irrthümlich sein.
') Morton, Synopsis of the Organ, rem. of tbe Cretaceous Group of the United States. Philadelphia 1834, pag. 43, tab. 1,
fig. 12, 13, tab. 13, fig. 2.
-) Ferd. Römer, Kreidebildungen von Texas, pag. 36, tab. 2, fig. 2.
143 — (23)
Baculites vertebralis, Lam.
Taf. 39, Fig. 11—13. Taf. 40, Fig. 4, 5, 8.
1768. Homaloceratites, Hübsch, Neue in der Naturgeschichte des Nieder-Deutscklandes gemachte Entdeckungen einiger seltenen
und wenig bekannten versteinerten Schaalthiere, pag. 110 ff., tab. 4, flg. 11, 15, 18, 19.
1799. Baculite, Faujas St. Fond. Hist. nat. St. Pierre, pag. 140, tab. 21, fig. 2, 3.
1801. Baculites vertebralis, Lamarck, Systeme des animaux Sans vertebres ou tableau general des elasses, des ordres et des
genres des animaux, pag. 103.
1817. „ „ A. G. Desmarest, Memoire sur deux genres eoquilles fossiles cloissonees et ä siphon. Journ. de
physique, de chimie, d'histoire naturelle et des arts, tom. 85, pag. 49, tab. 2, fig. 7.
1822. „ Faujasii, Lamarck, Hist. nat. anim. sans vert. tom. VII, pag. 647.
1841. ,, „ Ad. Römer, Versteht, norddeutsch. Kreidegeb. pag. 95.
1850. „ „ Alth, Geognost. paläontol. Beschreib, von Lemberg, pag. 210, tab. 11, fig. 33 — 36.
1861. „ „ Binkhorst, Monogr. des Gast, et de Cephal. du Limbourg, pag. 41, tab. Vd, fig. 1.
Im Jahre 1801 benannte Lamarck in seinem Systeme des animaux sans vertebres bei Aufstellung
der Gattung Baculites die zwei Jahre früher von Faujas St. Fond aus dem Kreidetuff von Maestricht
abgebildeten Baculiten: Baculites vertebralis '), ohne die Art näher zu erläutern. In der 1822 erschienenen
Histoire naturel des animaux sans vetebres bezeichnet Lamarck dieselben Vorkommnisse unter abermaligem
Hinweis auf Faujas ohne Grund mit einem neuem Namen als Baculites Faujasii. Die Art erhielt nun folgende
Diagnose: „Bac. testa reeta, cylindracea, lateribus oppositis leviter deijressa, suturis labatis, denticulatis" . Hier-
nach eine Bestimmung vorzunehmen ist unmöglich, aber glücklicher Weise sind die glatten Bakuliten aus
den Maestrichter-Schichten, namentlich auch von Kunraed, in vielen Sammlungen verbreitet.
Nach diesen Vorkommnissen hat das Gehäuse eine sehr geringe Wachsthumszunahme; der Quer-
schnitt der Röhre ist oval, Bauch und Rücken von fast gleicher Rundung; jedoch die Siphonalseite etwas
schmäler als die entgegengesetzte 2 ); auf den flachgewölbten Flanken die zweitheiligen Loben und Sättel von
nahezu gleicher Grösse, die letzteren nur ein wenig breiter als die ersten. Der Siphonallobus ist nicht so
tief, aber breiter als die Lateralloben; seine divergirenden Aeste sind dreifingerig. Der Antisiphonallobus
ist der kleinste; er trägt ebenfalls drei Endfinger. Die ihn einschliessenden Sättel treten weniger vor, als
die seitlichen.
Nach dem angegebenen Verhältnisse der lateralen Loben und Sättel lässt sich erkennen, dass die
erste Abbildung, welche nach Aufstellung des Namens 3 ) durch Desmarest bereits 1817 1. c. gegeben wurde,
zutreffend ist, dass aber bereits die zweite Abbildung, welche Sowerby 4 ) 1828 unter der Bezeichnung Ba-
culites Faujasii nach einem Exemplare aus dem Kalk von Norwich gab, in dem wichtigsten Character nicht
übereinstimmt, indem auf den Flanken die Sättel ungefähr doppelt so breit sind, als die Loben, so dass also
hier unsere Art nicht vorliest.
') Baculites vertebralis, Defrance im Dict. sc. nat. fällt wohl nicht mit der Lamarck'schen Art zusammen. d'Orbigny stellt
ihn zu Baculites aneeps.
2 ) Wie auch die angezogene Abbildung von Binkhorst erkennen lässt, obwohl er im Texte bemerkt: „le dos et le ventre
egalement arrondis."
3 ) Uebereinstimmend in diesem Punkte sind aber auch zwei schon vorher gegebene Abbildungen, nämlich die 1. c. 1768 von
Hübsch gelieferte, und die von Faujas vom Jahre 1798.
J ) Sowerby, Miner. Conchol. tom. VI, pag. 86, tab. 592, fig. 1. Der Text sagt nur: Spec. char. Smooth; section oval;
sides compressed. Both edges of this species are aequally roundet, and the sides a little compressed: there is no appearance of any
kind of undulation upon the surfaee.
(24) — 144 —
Die Art ist neben Baaulites anceps, mit der sie nachweislich, wie auch schon d'Orbigny ') angibt, öfter
verwechselt ist, einer der häufigst genannten Cephalopoden der oberen Kreide. Aber auf welcher Darstel-
lung der Art fussen die Angaben? Vermuthlich auf Sowerby (da dessen Werk leichter zugänglich war als
das Journal de Physique), wie ja auch die allgemeine Annahme des späteren von Sowerby adoptirten Namen,
statt des früheren Namen, wahrscheinlich macht. Sind die Bestimmungen in der That der Sowerby'schen
Abbildung nach zutreffend, so lag unsere Art nicht vor. Aber einmal beruhen nicht alle Angaben, welche
mitgetheilt werden, auf Autopsie -), und dann ist die Mehrzahl der Stücke von glatten Bakuliten, welche nament-
lich in den Mergeln der oberen Kreide gefunden werden, von so mangelhafter Erhaltung, dass eine zuver-
lässige Bestimmung der Stücke unmöglich, die Möglichkeit aber, dass darin Baculites vertebralis vorliege,
nicht ausgeschlossen ist.
Mir sind an hundert Exemplare aus der senonen deutschen Kreide durch die Hand gegangen, welche
fast ausnahmslos durch Druck gelitten hatten, und die Sutur der Kammer wände nicht zeigten. Insbesondere
gilt dies von den Stücken der Umgegend von Coesfeld und Haldem. Da einzelne Exemplare erkennen
Hessen, dass die lateralen Loben ungefähr von gleicher Breite sind, wie die anliegenden Sättel, so lassen
sich diese Stücke bezeichnen als:
Baculites cf. vertebralis, Lam.
Ein einzelnes Exemplar aus den gleichalterigen Schichten mit Belem. mucronata von Dolberg bei
Hamm lässt auf der Rückenseite einen sehr kleinen Antisiphonallobus erkennen und anliegende Sättel, welche
nicht bloss kürzer, sondern auch erheblich schmäler als die seitlichen sind; ebenso ist der untere Lateral-
lobus ein wenig kürzer als der obere. Sind diese Abweichungen von den Maestrichter Typen nicht
etwa Folge des Erhaltungszustandes, was an einer Mehrzahl von Exemplaren festzustellen sein wird, so
könnte darin eine specifische Verschiedenheit vermuthet werden.
Der verwandte Baculites anceps, Lam. unterscheidet sich durch die subacute Siphonalseite und die
erheblich grössere Breite der seitlichen Sättel. (Vergl. Taf. 40, Fig. 6.)
Es ist übrigens um so mehr Vorsicht in der Identificirung der verschiedenen Vorkommnisse nöthig,
als offenbar wenigstens noch eine im Aeusseren von Baculites vertebralis nicht verschiedene Art im oberen
Senon liegt, wie die abweichenden Loben eines Exemplares von Ciply, welche Taf. 40, Fig. 7 dargestellt
sind, zeigen, die sich durch Schmalheit des Stammes und stärkere Ausbildung der Aeste auszeichnen.
Eine in den schwedischen Mukronaten-Schichten bei Köpinge von mir aufgenommene vereinzelte
Aptycheil-Schale, welche Taf. 40, Fig. 8 abgebildet ist, habe ich früher 3 ) auf Aptychus rugosus, Shrp. 4 ) bezogen
und die Meinung geäussert, die Schale gehöre wahrscheinlich zum Baculites vertebralis, Lam. (Bac. Faujasi,
Lm.), von dem bei Köpinge ziemlich grosse Gehäuse vorkommen. Soweit die nicht vollständige Schale einen
Vergleich zulässt, schliesst sie sich ziemlich wohl an Fig. 8 von Sharpe an, deren Original aus dem Upper
') d'Orbigny, Paleont. franc. terr. cret. tom. I, pag. 568. — Baculites vertebralis, Lam. kommt nach d'Orbigny (ibid.
pag. 560) in Frankreich nicht vor.
2 ) Man erkennt dies z. B. aus dem Umstände, dass, nachdem durch Giebel die ältere Bezeichnung Baculites vertebralis wieder
hervorgeholt war, ohne dass der ziemlich unbekannten Quelle: Systeme anim. sans verteb. die Jahrzahl 1801 beigesetzt war, die fol-
gende Literatur meist auch die Bezeichnung Baculites vertebralis aufnimmt, aber in Unkenntniss der Quelle, diese mit der Histoire
anim. Sans verteb. verwechselt und jener das Jahr der Ausgabe dieser, nämlich 1822, beilegt!
3 ) Schlüter, Bericht über eine geognost. paläontol. Reise im südl. Schweden. Neues Jahrb. für Mineral, etc. 1870, pag. 943.
A ) Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, Cepbalopoda, pag. 57, tab. 24, fig. 8, 9.
— 145 — (25)
Chalk von Norwich stammt. Aus gleichem Niveau, aus der Schreibkreide von Meudon hat Hebert l ) eine,
wie es scheint, gleiche Schale, die er Aptychus insignis nannte, kennen lernen. In der That hegt Hebert 2 )
selbst die Ueberzeugung von der Identität der genannten englischen und französischen Schalen.
Neuerlich ist auch durch Lundgren 3 ) ein noch kleineres, wie es scheint, übereinstimmendes Frag-
ment eines Aptychus von Köpinge abgebildet worden. Lundgren hat im Gegensatze zu der von mir ge-
äusserten Ansicht geglaubt, diesen Aptychus auf Ammonites Stobaei beziehen zu müssen.
Vorkommen. Mit genügender Sicherheit ist die Art bis jetzt nur aus den die weisse Kreide über-
lagernden Maestrichter Schichten bekannt. Vielleicht gehört sie auch der weissen Schreibkreide und deren
Aequivalenten, der Zone der Belem. mucronata an, so bei Haldem, Coesfeld etc.
Nach Alth 4 ) auch bei Lemberg und nach Credner 5 ) in Nord- Amerika, indem er Baculites ovatus,
Say für synonym mit Baculites Faujasi, Lam. hält. — Das angebliche Vorkommen in älteren Schichten
bedarf der Bestätigung. —
's 1
Baculites anceps, Lam. d'Orb.
Taf. 40. Fig. 2.
1822. Baculites anceps, Lamarck, Hist. anim. sans verteb. tom. VII, p. 648.
1840. „ „ d'Orbigny, Pale'ont. franc. Terr. cret. tom. I, pag. 565, tab. 139, fig. 1 — 7.
Einige aus der jüngsten norddeutschen Kreide vorliegende Fragmente von Bakuliten mit ziemlich
eiförmigem Querschnitt und halbmondförmigen, dem Rücken genäherten Rippen auf den Flanken — ohne
erhaltene Loben — lassen sich, soweit die hier nur heranzuziehenden äusseren Verhältnisse in Betracht
kommen, nur auf die vorstehend genannte Art zurückführen. Es sind nur grössere Stücke, wie sie Fig. 3
bei d'Orbigny gibt, gefunden. Zu bemerken ist noch, dass die Siphonalseite nicht so stark zugeschärft ist,
wie d'Orbigny darstellt.
Das Verhältniss der Art zu Baculites brevicostatus ist bei diesem erörtert.
Bemerk. Nach d'Orbigny's Angabe soll es sowohl glatte, wie mit Rippen versehene Individuen
geben. Lamarck, der Urheber der ihm nur aus England bekannten Art, beschreibt das Gehäuse als glatt:
,,Bac. testa recta, compressiuscula, ancipiti, laevi; uno latere subacuto, altero, crassiore, obtuso; siphone margi-
nali ad latus acutum." Ich halte die vorstehende Angabe d'Orbigny's für bedenklich, da mir von dem ein-
zigen Fundpunkte, welchen d'Orbigny angibt, von Valogne (Manche), ein glatter Baculit mit subacuter
Siphonalseite vorliegt, welcher auch in der Lobenlinie (siehe diese Taf. 40. Fig. 6 und die des Baculites
anceps Taf. 40, Fig. 2) abweicht. Der obere Laterallobus dieses Stückes zeigt nicht die verhältnissmässig
starken Aeste; zugleich ist jeder Lateralsattel ungefähr doppelt so breit wie ein Laterallobus, wodurch der
untere Laterallobus theilweise von der Flanke fort auf den Rücken gedrängt wird.
Sollten sich diese Merkmale als constant erweisen, so würde für die letztbezeichnete Art von Ge-
häusen der Lamarck'sche Name zu wählen, der von d'Orbigny gezeichnete Baculit aber neu zu benennen sein.
') Hebert, Tableau des fossiles de la craie de Meudon. Mem. Soe. geol. France. 2. ser. tom. V, Me'm. No. 4, pag. 367,
tab. 28, fig. 6.
-) Hebert, Note sur les caracteres pale'ontologiques de la craie de Meudon. Bull. soc. geol. France. 1S59, pag. 143.
3 ) Lundgren. Om en Comaster och en Aptychus fran Köpinge. Üfersigt af Kongl. Vetenskaps - Akademiens Förhandlin-
gar. Stockholm, 1874, No. 3, pag. 70, tab. III, fig. 14.
4 ) Alth, Geognost.-paläontol. Beschreibung von Lemberg, pag. 210, tab. 10, fig. 33.
5 ) Zeitschrift der deutsch, geolog. Ges. 1870, pag. 240.
Palaeontographica, N. F. IV. 2. (XXIV.) .
(26) — 146 —
Die Kennzeichen des gedachten glatten Baculiten würden völlig auf einen englischen Baculiten passen,
den Sowerby 1 ), wie schon früher bemerkt, fälschlich mit Baculites Faujasii identificirte, wenn er nicht angäbe:
„Both edges of this species are aequally rounded."
Nahe stehen die vorliegenden Gehäuse dem amerikanischen Baculites Chicoensis 2 ). Derselbe hat einen
ähnlichen Querschnitt, auch gebogene Rippen auf den Flanken, aber diese stehen entfernter als bei unseren
Stücken und der Abbildung d'Orbigny's. Abweichend v.on dieser sind ferner in der Lobenlinie die Sättel
schmaler als die Loben.
Dagegen scheint der ebenfalls amerikanische Baculites carinatus, Morton 3 ) — welcher nicht verwechselt
werden darf mit Baculites carinatus, Binkhorst 4 ) — mit unserer Art übereinzustimmen.
Viel weniger sicher ist die Zugehörigkeit des von Ferd. Römer aus Texas dargestellten 5 ) Baculites anceps,
da die von ihm hauptsächlich hierhergezogenen kleineren Exemplare (1. c. tab. II, f. 3 e. f. g.) sehr nahe
stehende Rippen führen, während das grössere schlecht erhaltene Original (welches 1. c. unter fig 3a darge-
stellt ist) nicht sowohl halbmondförmige Rippen als vielmehr rundliche Tuberkeln zu führen scheint, welche
auf eine Verwandschaft des Baculites asper, Mort. 6 ) hinweisen.
Eine gleiche Unsicherheit bietet der aus Palästina abgebildete Baculites anceps. ") Jedenfalls ist die
von Fraas beigefügte Angabe, die Art sei in Europa strenge auf den Horizont der mittleren chlo ritischen
Kreide beschränkt, schwer erweisslich.
Das von Binkhorst s ) als Baculites, anceps abgebildete Fragment kann bei unserem Vergleiche nicht
in Betracht kommen, da es auf der Siphonalseite einen flachen, kantig abgesetzten Kiel trägt.
Von Redtenbacher '•') wird die Art aus den Gosau-Sehichten angeführt. Da aber das von ihm
abgebildete Bruchstück schmale kräftige Rippen zeigt, so erregt auch die Angabe dieses Vorkommens
Bedenken.
Vorkommen. In Deutschland fanden sich die bezeichneten Stücke in den oberen Mukronaten-
Schichten, d. i. in der Zone des Heteroceras polyplocum und Anvmonites Wittekindi, sowohl in der Hügel-
gruppe von Haldem, wie bei Königslutter.
Baculites Knorriamis, Desm. Gein.
Taf. 39. Fig. 16—20.
1817. Baculites Knorrianus, Desmarest, Memoire sur deux genres de coquilles fossiles cloisonnees et ä siphon. Journ. d.
Physique, de Chimie, d'histoire natur. et des avts, par Ducratoy de Blainville, tom. 85, pag. 48,
tab. I, fig. 3.
1824. Baculites Knorri, Blainville, Dict. des scienc. natur. tom. 32, pag. 191.
>) Sowerby, Miner. Conchol. Vol. VI, pag. 186, tab. 592, fig. 1.
2 ) Gabb, Geological Survey of California. Palaeontology, Vol. I, 1864, pag. 80, tab. 14, fig. 29, 27 b.
3 ) Morton, Synop. organ. rem. of the Cretaceus group of the United States, pag. 44, tab. 13, fig. 1.
4 ) Binkhorst, Monogr. des Gasteropodes et des Cephalopodes de la craie sup. du duche de Limbourg , 1861 (Neue Titelaus-
gabe 1873) tab. V d, fig. 2.
5 ) Ferd. Römer, Die Kreidebildungen von Texas nud ibre organischen Einschlüsse, pag. 36, tab. II.
6 ) Morton, 1. c. pag. 43, tab. 13, fig. 2.
') Oscar Fraas, aus dem Orient. Geolog. Beobacht. am Nil, auf der Sinai-Halbinsel und Syrien, Stuttgart 1867, pag. 108,
tab. I, fig. 16, 17.
8 ) Binkhorst 1. c. tab. V d, fig. 3.
9 ) Redtenbacher, die Cephalopoden der Gosauschichten in den nordostlichen Alpen. (Abhandl. der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. Bd. V.) Wien 1873, pag. 133. tab. 30, fig. 13.
— 147 — (27)
1848. Baculites anceps, Kner, Versteinerungen des Kreidemergels von Lemberg, pag. 13, tab. 3, fig. 1.
1849. „ „ Alth, Geognostisch-paläontologische Beschreibung der nächsten Umgebung von Lemberg. pag. 208,
tab. 11, fig. 1, 2.
1850. „ Knorri, Geinitz, Quadersandsteingebirge, tab. 5, fig. 4, 5, pag. 122.
1852. „ „ Kner, Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen von Ostgalizien, pag. 9.
1852. „ anceps, Giebel, Fauna der Vorwelt III, 1, Cephalopoden, pag. 282, z. Th.
1861. „ Knorriana, Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 114.
1863. „ Knorrianus, v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. tom. 15, pag. 139.
1869. „ „ E. Favre, Descript. de mollusques fossiles de la craie des environs de Lemberg, pag. 27, tab. 7.
fig. 2.
Das sehr langsam 1 ) an Grösse zunehmende Gehäuse erreicht eine sehr bedeutende Länge, nach
Geinitz bis zu 3 Fuss. Vorliegende Bruchstücke zeigen eine Weite der Röhre bis zu 2 3 / 4 Zoll Durchmes-
ser. Der Querschnitt des Gehäuses ist eiförmig. -) Die Oberfläche der Steinkerne ohne jegliche Orna-
mentik ist glatt. Die Lobenlinie, welche von Geinitz, Kner, Alth und Favre abgebildet wurde, zeigt
paarige Seitenloben, dagegen einen dreiästigen Antisiphonallobus. Alle Sättel werden durch einen Hilfs-
lobus halbirt. Die den Antisiphonallobus zwischen sich nehmenden Sättel sind erheblich kürzer als die
übrigen. —
Den zugehörigen Aptychus umschliesst noch eins der vorliegenden Exemplare von Lüneburg. Die
beiden Schalen liegen mitten in der Röhre, theilweise über einander geschoben, aber doch getrennt durch
einen fünf Millimeter weiten Zwischenraum. Die Spitze des Aptychus ist der Mündung des Gehäuses zu-
gekehrt, wobei die „Harmonielinie" der Achse des Gehäuses parallel liegt.
Die Kalkschale ist etwa ein Millimeter dick; der Länge nach leicht gewölbt; die Aussenseite bogen-
förmig, mit abgeschrägtem glatten Rande; neben der „Harmonielinie" ein durch eine Furche begrenzter
Saum. Die breite Hinterseite der Schale ist nicht erhalten. Die convexe Oberseite der Schale ist mit ge-
körnten feinen Rippen bedeckt, welche zum Theil dem Aussenrande parallel laufen, zum Theil schräg von
der Saumfurche ausgehen und unter einem spitzen Winkel in der Diagonale mit jenem zusammenstossen.
Aehnliche, aber doch abweichende Aptychen sind bereits von Sharpe und Hebert als Aptychus
rugosus 3 ) und Aptychus insignis A ) aus dem Upper Chalk von Norwich und von Meudon dargestellt worden.
Ich habe dieselben bereits früher 5 ) auf Baculites bezogen, was durch Lundgren 6 ) angezweifelt wurde, aber
in Obigem eine neue Bestätigung findet.
Bemerk. Desmarest gründete die Art ohne Kenntniss von Naturexemplaren lediglich auf die
') Ein einziges 110 Millimeter langes Stück von Lüneburg liegt vor, welches eine mehr konische Gestalt hat, indem die
grösste Weite an einem Ende 55 Millimeter, am andern Ende 41 Mm. beträgt. Zugleieh zeigen sieh auf der schmalen Siphonalseite
undeutliche Wellen. Vermuthungsweise liegt hier nur eine individuelle Schwankung, nicht aber eine andere Art vor.
2 ) Nur bei einigen wenigen Stücken, welche ohne Zweifel durch Druck gelitten haben, ist der Querschnitt elliptisch. Es
muss aber hervorgehoben werden, dass Herr v. Strombeck 1. c. angibt „der Querschnitt sei in jüngerem Alterszustande bis nahe unter
die Wohnkammer, wie es scheint, constant vollkommen elliptisch, am Bauche und am Rücken gleich gerundet." Es ist fraglich, ob
nicht Verdrückung jenes Verhalten veranlasst habe, da auch sämmtliche frühere Schriftsteller, welche sieb mit diesen grossen Bakuliten
befasst haben, wie Geinitz, Kner, Alth und auch Favre, ihnen einen eiförmigen Querschnitt zuschreiben.
3 ) Sharpe, Foss. rem. of Molluska, Gephal. pag. 57, tab. 24, fig. 8, 9.
ä ) Hebert, Me'm. soc. geol. France, 2. Ser. tom. V, pag. 345, tab. 28, fig. 6.
5 ) Schlüter, Bericht über eine geognostisch-paläontologische Reise im südlichen Schweden. Neues Jahrb. für Mineral, etc.
1870, pag. 949.
6 ) B. Lundgren, Ora en Comaster och en Aptychus fran Köpinge. Öftersigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Förhandlin-
gar. Stockholm, 1874, Nr. 3, pag. 14.
4*
(28) — 148 —
Abbildung und „sehr kurze Beschreibung" von Knorr *). Das Knorr'sche Exemplar ist ein verkieseltes
Diluvial-Geschiebe aus der Gegend von Danzig. Desmarest reproducirt einen Querschnitt desselben, welcher
ein sehr gestrecktes Oval darstellt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Stück in seiner ursprünglichen
Form durch Druck alterirt ist, da die Einsenkungen der Kammerwand nicht symmetrisch sind. Von den
Loben empfingen wir keine nähere Kunde.
Auch Blainville vermehrte die Kenntniss der Art nicht. Sein Baculites Knorri fusst ebenfalls nur
auf die Abbildung bei Knorr mit der einzigen Angabe, der Querschnitt sei oval.
Die ersten dieser Riesen -Bakuliten, welche in anstehendem Gestein beobachtet wurden, fanden sich
in Galizien, bei Lemberg und Nagorzany 2 ) , und wurden anfänglich durch Kner und Alth zu Baculites
anceps gezogen. Diese Art ist nicht allein erheblich kleiner, sondern es ist auch die Siphonalseite des Ge-
häuses zugeschärft, ihre Lateralloben etwa nur halb so breit, wie die anliegenden Sättel, der Antisiphonal-
lobus sehr klein und die ihn einschliessenden Sättel nur halb so breit wie jene. Geinitz vereinte dann diese
Formen mit Baculites Knorrianus, Desm., dem damals einzigen 3 ) bekannten grossen Baculiten mit glatter
Oberfläche, und lehrte auch dessen Loben kennen, so dass die Art nun paläontologisch und geognostisch
festgestellt war.
Mit Ausnahme von Quenstedt 4 ), Giebel 5 ), Binkhorst 6 ) und Redtenbacher 7 ) haben alle Schriftsteller
wie Kner, Pictet, Strombeck, Bosquet, Dewalque und E. Favre den Baculites Knorrianus anerkannt.
Letzterer hat noch hinzugefügt, dass nur der Kern glatt sei, die Schale aber sehr schwache schräge
Rippen führe.
Auch aus der Kreide Nord-Amerika's sind in neuerer Zeit durch Hall und Meek s ) grosse Bacu-
liten, wie Baculites grandis, H. & M., Baculites compressus, Say, Baculites ovatus, Say eingehend beschrieben
worden. Sämmtliche Formen unterscheiden sich, von anderen Umständen abgesehen, schon durch die ge-
ringe Entwicklung des Antisiphonallobus, der keine Aeste, nur einfache Zacken trägt, genugsam von
unserer Art.
Vorkommen. Die Art gehört der oberen Kreide mit Belemnitella mucronata an, und findet sich bei
Lüneburg und Lemberg häufig. Einige Fragmente deuten auch das Vorkommen bei Haldem an.
Wenn Bosquet n ) und Dewalque 10 ) den Baculites Knorrianus aus der Zone der Belemnitella qitadrata
') Knorr und Walch, Sammlung der Merkwürdigkeiten der Natur. 1775, IV, pag. 202, tab. 12.
-) Etwas früher fand Hagenow seinen Baculites maximus (Jahrb. für Mineral, etc. 1842, pag. 567) in der Schreibkreide
Rügen's, dessen Durchmesser 2 Zoll 6 Linien und 1 Zoll 3 Linien beträgt. Gewöhnlich wird derselbe unter die Synonyma von Bacu-
lites Knorrianus gestellt, allein dies ist doch zweifelhaft, da „an den Seiten einige flach gerundete, zurückgebogene Rippen be-
merkbar sind."
3 ) Die in grauem Hornstein eingeschlossenen Hohldrücke, welche Desmarest als Baculites gigantea 1. c. pag. 47, tab. I, flg.
1, 2 von Maestricht beschrieb, die Binkhorst später von Neuem abbildete und von denen auch mir ein Exemplar vorliegt, besitzen
scharfe ringförmige Rippen und gehören zu Hamites cylindraceus und nicht, wie Giebel und Binkhorst wollen, zu Baculites anceps.
4 ) Quenstedt, Cephalopoden, pag. 295.
5 ) Giebel, Fauna der Vorwelt, III, 1, pag. 283.
6 ) Binkhorst, Monogr. des Gasterop. et Cephalop. de Limbourg, pag. 43.
7 ) Redtenbacher, Cephalopoden der Gosauschichten, pag. 43.
8 ) James Hall and F. R. Meek, Description of New Species of Fossils from the Cretaceous Formations of Nebraska, with
observations upon Baculites ovatus and compressus and the Progressive Developpement of the Septa in Baculites, Ammonites and
Scaphites. Memoirs of the American Academy of arts and sciences. New series. Vol. V, 1855, pag. 349, tab. V — VIII.
9 ) (Bosquet, Foss. Fauna en Flora, pag. 368.)
,0 ) Dewalque, Prodrome d'une description geolog. de la Belgique, pag. 358.
— 149 — (29)
Limburg' s anführen, so dürfte eine Verwechselung mit einer anderen Art vorliegen, da sämmtliche mir
bekannten, in Quadraten-Schichten gefundenen grossen Bakuliten, wie bei Dülmen und Aachen (vergl. Taf.
39, Fig. 21) verhältnissmässig dicker sind, und keinen eiförmigen, sondern einen ovalen Umriss zeigen.
Das Original mit dem Aptychus fand sich in der Sammlung des Herrn Witte, welche durch letzt-
willige Verfügung jüngst in den Besitz der Universität Göttingen gelangt ist.
Ein zweites Exemplar mit Aptychus sah ich beim Lehrer Moritz in Lüneburg. —
Nachträge zu den Ammoneen.
Ammonites cf. catinus, Mntl.
1822. Ammonites catinus, Mantell, Geology of Sussex, pag. 198, tab. 22, fig. 10.
1854. „ „ Sharpe, Fossil rem. of molluska found in the Chalk of England. Cephalopoda II, pag. 30,
tab. 13. fig. 1.
Durch Mantell wurde ein Animonit von so ausgezeichnet coronaten-artigem Habitus als Ammonites
catinus beschrieben, class die Meinung, es möge in demselben eine jurassische Form vorliegen, nicht unbe-
gründet erschien. Da aber Mantell als Lagerstätte desselben den Lower Chalk bei Lewes angab, so
suchte man die rohe Abbildung Mantell's auf bekannte Formen dieses Niveaus zu deuten. Die Mehrzahl
der Autoren glaubten sie auf Ammonites Mantelli zurückführen zu können, so d'Orbigny v ), Quenstedt 2 )
Bronn 3 ), Geinitz 4 ), Giebel 5 ). Daneben wurde er auf Ammonites Eotomagensis, Dfr. •>) und auf A. rusticus,
Sow. ") bezogen.
Alle diese Deutungs versuche, für welche die Darstellung Mantell's, mit Ausnahme der letztgenann-
Art, kaum ein Anhalten bot, erwiesen sich auch unhaltbar, als von William Cunnington ein zweites Exem-
plar der Art im Grey Chalk von Devizes aufgefunden und durch Sharpe beschrieben und abgebildet war.
Wahrscheinlich hat der deutsche cenomane Pläner ein drittes Exemplar geboten s ). Das Stück ist
noch etwas grösser, wie das Mantell'sche Original; dagegen ist das von Sharpe abgebildete Gehäuse um
mehr als ein Drittel kleiner. In der Involubilität stimmt das deutsche Stück ziemlich mit dem Sharpe' -
') d'Orbigny, Pal. franc. terr. eret. I. 1840, pag. 341.
2 ) Quenstedt, Cephalopoden, 1846 — 49, pag. 215.
3 ) Bronn, Nomenciator palaeontologicus, 1849, pag. 36.
4 ) Geinitz, Quadersandsteingebirge, 1849 — 50, pag. 112.
5 ) Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, 1852, pag. 711.
°) Geinitz, Characteristik der Schichten und Petrefacten des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges, Index Petrefactorum, pag. IV.
A. Römer, Versteiner. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 87.
7 ) d'Orbigny, Prodrome de paleont. tom. II, pag. 190.
8 ) Auch in Frankreich ist die Art neuerlich aufgefunden worden. Im Gegensatz zu Obigem weiset jedoch Hebert dem
Ammonites catinus ein jüngeres Alter an, indem er ihn aus der Craie marneuse und zwar aus der Zone des Inoceramus labiatus (myti-
loides) zugleich mit Ammonites nodosoides und Ammonites rusticus aufführt. Hebert: Comparaison de la Craie des cötes d'Angleterre
avec celle de France. Bull. soc. geol. France. 1874. pag. 417.
— 151 — (31)
sehen überein, indem der letzte Umgang den vorletzten fast zur Hälfte umschliesst und auch die im Nabel
sichtbaren Theile der inneren Umgänge an beiden Gehäusen dieselben Verhältnisse zu besitzen scheinen.
Die Flanken des vorliegenden Stückes sind flach convex, die Aussenseite schmal, gerundet. Keine
Nabelkante. Im Gegensatze zu den englischen Stücken, deren Bohre erheblich dicker als hoch ist, zeigt
unser Exemplar eine Mündung, welche fast doppelt so hoch als breit ist. Es steht zu vermuthen, dass
letztere Abweichung eine Folge erlittenen Druckes ist.
Auf jedem Umgange zählt man 12 runde Höcker, welche sich in der Nähe des Nabels erheben
und seitlich etwas ausstrahlen. Im Uebrigen ist das Gehäuse glatt und der letzte halbe Umgang auch ohne
Höcker. Während die Entfernung der Höcker von der Umgangsnaht an unserem Exemplar x j h der Seiten-
höhe beträgt, zeigt die Abbildung von Sharpe ein Verhältniss von i / 3 bis l / % .
Wäre die oben angenommene Compression des Stückes erwiesen, so würde auch in der Stellung
der Höcker sich keine Abweichung zwischen dem englischen und dem deutschen Vorkommen ergeben und
beide derselben Art angehören.
Die Loben sind unbekannt.
Maasse in Millimetern:
Durchmesser des Gehäuses 470
Weite des Nabels 118
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene . . 165
Höhe des letzten Umganges von der Naht zum Bauche . 199
Dicke des letzten Umganges 91
Involuter Theil des letzten Umganges 52
Höhe des vorletzten Umganges 100
Dicke des vorletzten Umganges 71
Freier Theil des drittletzten Umganges . 15.
Vorkommen. Das einzige bekannte Exemplar fand sich im Varians- Pläner am Ems-Kanal bei
Bheine in Westfalen.
Original in meiner Sammlung. —
Ammonites Alstadenensis, sp. n.
Tat. 40, Fig. 13—16.
Gehäuse von mittlerer Grösse, hochmündig, mit flachen Seiten, kantigabgesetztem Bauch, Bippen
und Höckern, sehr involut, daher der Nabel, welcher noch zwei Windungen zeigt, eng.
Die Ornamentik des Gehäuses ist im gehämmerten Theile eine andere, als im ungekammerten.
Ueber der gerundeten Kante, von der die schmale Nabelfläche senkrecht zur Umgangsnaht abfällt, erheben
sich auf einem früheren Umgange 6 oder 7 Höcker, deren jeder den Ausgangspunkt für zwei schwach ent-
wickelte sich gabelnde Bippen bildet, die in radialer Erstreckung bis zur Bauchkante reichen und in einem
zahnartigen Vorsprunge enden, so dass einem Höcker vier Zähne entsprechen. Einzelne Bippen tragen
unterhalb der Seitenhöhe einen Knoten, der von der folgenden Windung verdeckt wird. In der Mittellinie
der schmalen Aussenseite erheben sich den Zähnen der Kanten ähnliche und mit diesen correspondirende
Vorsprünge. Die so beschaffene Verzierung des Gehäuses ändert sich mit dem Beginne der Wohnkammer,
(32) — 152 —
welcher etwa 3 / 4 des letzten Umganges angehört. Die Rippen verlieren sich, Flanken und Bauch werden
glatt, nur an den gerundeten Kanten der letzteren treten noch entfernt stehende Vorsprünge heraus i ).
Wie in früherer Jugend das Gehäuse beschaffen war, hat leider noch nicht festgestellt wer-
den können.
Die Lobenlinie ist ausserordentlich einfach, indem die Loben nur kurze Zacken, keinerlei Ver-
zweigungen entsenden. Zwischen den schmalen Loben liegen breitere Sättel, welche durch wenige Zacken
nur einfach gekerbt sind. Auf den Flanken liegen drei Loben, welche etwa doppelt so tief wie breit sind.
Jeder folgende Lobus ist halb so gross, wie der vorhergehende. Alle enden mit zwei kleinen Spitzen.
Der erste Laterallobus trägt ausserdem jederseits noch zwei 'Zacken. Der zweite Laterallobus jederseits
wenigstens eine kleine Zacke; beim dritten sind die Seiten glatt. Auf diesen ersten Auxiliarlobus folgt noch
ein breiter Sattel, dem sich ein kleiner, auf der Nabelfläche liegender zweiter Auxiliarlobus anzuschliessen
scheint; vielleicht folgt dann ein dritter, durch einen ganz schmalen Sattel getrennter Hülfslobus, was indess
nicht deutlich ist. Der Siphonallobus nimmt die ganze Aussenseite ein, ist etwas breiter als der obere
Laterale, kommt aber an Tiefe nur dem unteren Lateralen gleich.
Maasse in Millimetern:
Durchmesser des Gehäuses c. 85
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene ... 29
Höhe des letzten Umganges von der Naht zum Bauche . 38
Höhe des vorletzten Umganges c. 18
In voluter Theil des vorletzten Umganges ...... 11
Dicke dess letzten Umganges c. 19
Dicke des vorletzten Umganges c. 10
Bemerk. Der beschriebene Ammonit steht zu mehreren anderen Arten in naher Beziehung. Unter
den Verwandten ist am längsten gekannt Ammonites Fleuriausianus 2 ). Derselbe ist dicker, die Zahl der
Zähne an den Bauchkanten, und mithin die Zahl der Rippen geringer. Die Zähne treten allmälich weiter
auseinander und schwellen zu dicken runden Tuberkeln an, wie ein vorliegendes Original von Saumur, dem
die Wohnkammer noch fehlt, darthut, und ein zweites bereits abgebildetes 3 ) Exemplar aus Böhmen zeigt.
Eine Höckerreihe auf den Flanken ist an diesen Gehäusen nicht .vorhanden. Auch ist von einem Verlieren
der Sculptur, einem Glattwerden des Gehäuses in höherem Alter nichts bekannt, indem d'Orbigny angibt,
die in der Jugend doppelten Rippen würden im Alter einfach.
Diese an sich zum Theil geringen Verschiedenheiten gewinnen dadurch noch an Bedeutung, dass
sie durch Abweichungen in dem im allgemeinen ähnlichen einfachen Lobenbau unterstützt werden. Bei der
französischen Art ist der Siphonallobus, welcher nicht die ganze Breite des Bauches einnimmt, bei weitem
der grösste und tiefste, wie d'Orbigny richtig zeichnet, und seine Seiten parallel, nicht schräg dem ersten
Sattel zufallend, wie bei unserer Art. Dann findet sich bis zur Umgangsnaht nur ein Hülfslobus. Endlich
erscheinen mehr Zacken; dergleichen scheinen namentlich auch an den Fingern des Siphonallobus vorhan-
den zu sein.
Unserer Art ist ferner verwandt Ammonites Haberfeüneri^) aus den Gosauschichten der Alpen. Bei
') Aehnlich wie bei Ammonites Milleri, F. v. Hauer. Neue Cephalopoden aus den Gosauschichten der Alpen. Sitzungsber.
der kais. Akad. der Wissenschaften. B. 53, tab. 2, fig. 1, 2, pag. 5.
2 ) d'Orbigny, Palaeont. franc. Terr. eret. tom. I, pag. 350, tab. 107.
4 ) Diese Schrift tab. 10, pag. 28.
4 ) F. von Hauer, 1. c. tab. I, fig. 1 — 5, pag. 2.
153 — (33)
der ersten Besprechung des Ammonites Fleuriausianus (pag. 28) habe ich den Ammonites Haber fellneri, mich
dem Vorgange von Urban Sclilönbach, dem in Wien die alpinen Originale zu Gebote standen, und der die
d'Orbigny 'sehen Originale in Paris ebenfalls verglich, anschliessend, unter die Synonyma desselben gestellt.
Der Grund dafür lag bei der Aehnlichkeit der Gehäuse vorzugsweise mit in dem Umstände, dass die Loben-
linie nicht zum Vergleich herangezogen werden konnte, da F. von Hauer angab (1. c. p. 3), dass die Loben-
linie des Ammonites Hab er fellneri nur theilweise sichtbar sei, und über den „Rückenlobus'' speciell bemerkte,
dass er sich auf dem Kerne nicht habe verfolgen lassen. Nachdem aber inzwischen Redtenbacher ') die
Suturen der Kammerwände dieses Ammoniten kennen gelehrt hat und von ihm dargethan wurde, dass sich
auf den Flanken des Ammonites Haberfellneri nur zwei Loben vorfänden und der grosse Laterale tiefer sei,
als der Siphonallobus, seitdem kann an eine Vereinigung des Ammonites Fleuriausianus und Ammonites Ha-
berfellneri nicht mehr gedacht werden. Ebensowenig ist aber auch eine Zuziehung unserer Art zum Ammo-
nites Haberfellneri möglich. Zu der Abweichung in der Lobenbildung (NB. der grosse Laterallobus endet
beim Ammonites Haberfellneri dreispitzig!) tritt die Verschiedenheit in der Ornamentik, insbesondere der
Wechsel derselben im höheren Alter und die laterale Knotenreihe hinzu.
Der von Hauer 'sehe Ammonites Haberfellneri wurde durch Redtenbacher in zwei Arten zerlegt und
die zweite Art Ammonites Päon-) genannt. Derselbe besitzt zweitheilige Lateralloben und einen Hülfslobus,
wodurch er sich unserem Ammonites Alstadenensis nähert. Völlig verschieden aber wird er durch seine
Ornamentik, indem Ammonites Päon in der Jugend einen sägef örmigen 3 ) und später einen glatten Kiel 4 )
besitzt und auch ihm die laterale Höckerreihe abgeht.
Ausserdem hat Redtenbacher noch zwei im Aeusseren ähnliche Ammoniten, von denen der eine einen
glatten, der andere einen gezahnten Kiel trägt, den Ammonites cf. Ewaldi und Ammonites haplophyllus , aus
den Gosauschichten beschrieben. Diese Formen brauchen aber nicht in den Kreis der Betrachtung gezogen
zu werden, da sie zufolge der Suturen ihrer Kammerwände in die Gruppe der ..Kreideceratiten" gehören.
Man hat auch den Ammonites dentato-carinatas 5 ) aus Texas mit dem Ammonites Haberfellneri ver-
glichen, allein die völlig verschiedene Beschaffenheit seiner Loben legen ihn dieser, wie unserer Art fern.
Neuerlich hat Fritsch °) diese texanische Art in Böhmen aufzufinden geglaubt. Bevor die Identität
dieser Vorkommnisse als erwiesen gelten kann, muss zuvor die Uebereinstimmung der noch unbekannten
Lobenlinie dargethan werden, da die Beschaffenheit der Gehäuse selbst die Ueberzeugung davon nicht gibt.
Wenn Fritsch bemerkt, dass Römer bloss ein Exemplar mittleren Alters abbilde, er aber auch in der Lage
sei, unter Fig. 3 ein altes Individuum abzubilden, so ist diese Bemerkung doch kaum zutreffend, da das
von Römer abgebildete Exemplar, an dem noch ein Theil der Wohnkammer haftet, sogar noch etwas grösser
ist, als das von ihm unter der angegebenen Figur abgebildete. Dieses böhmische Gehäuse weicht aber auch,
abgesehen von den bedeutenden Höckern, die dasselbe trägt, schon im Bau der Röhre von der Römerschen
Art ab, da seine Höhenzunahme eine sehr geringe ist, während sie sich bei Ammonites dentato-carinatus fast
wie 1 : 2 verhält. — Schon aus dem Angegebenen ergibt sich, dass dieser böhmische Ammonit auch nicht
mit dem vorliegenden Westfälischen vereint werden könne.
') Die Cephalopoden der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen von Anton Redtenbacher. Mit 9 Tafeln. Wien 1873,
pag. 101, tab. 23, fig. 2.
-) ibid. pag. 103.
3 ) ibid. tab. 23, fig. 3a, fig. 3 b.
A ) ibid. tab. 23, fig. 3 c.
5 ) F. Römer, Kreide von Texas, pag. 33, tab. I, fig. 1 .
6 ) Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreideformation. Prag 1872. pag. 32, tab. Iß, fig. 1 — 3.
Palaeontographica, N. F. IV. 2. (XXIV).
(34) — 154 —
Vorkommen. Ich fand das abgebildete Exemplar im Emscher-Mergel der Zeche Alstaden südlich
von Oberhausen in Westfalen.
Ein zweites ebendort aufgenommenes kleines Gehäuse ist zu undeutlich '), um es mit Sicherheit hieher-
ziehen zu können.
Dieselbe Unsicherheit bietet ein Windungsfragment, welches sich in gleichem Niveau auf der Zeche
Friedrich Ernestine bei Stoppenberg, unweit Essen an der Ruhr, fand.
Ammouites Mengedensis, sp. n.
Taf. 40. Fig. 9, 10.
Sämmtliche vorliegende Exemplare scheinen durch Compression gelitten zn haben, da die Gehäuse
sehr dünn sind. Die Flanken vielleicht in Folge dessen flach oder doch nur flach gewölbt. Der letzte
Umgang des grössten Exemplares umfasst den vorhergehenden etwa zur Hälfte. Seine Oberfläche ist glatt,
führt aber zahlreiche, stark nach vorn geneigte sichelförmig gestaltete Furchen.
In der Nahtlinie erweiset sich der obere Laterallobus, welcher etwas tiefer hinabreicht, als der
Siphonallobus, als deutlich dreitheilig und jeder seiner Aeste dreispitzig endend. Der untere Siphonallobus
zeigt einen gleichen Bau, ist aber kleiner. Die Hülfsloben sind nicht erhalten.
Ausserdem liegen eine Anzahl kleinerer Gehäuse (vergl. Fig. 10) vor, welche muthmasslich das
jüngere Alter dieses Ammoniten darstellen. Steht die Zugehörigkeit derselben fest, so weicht das Gehäuse
in den früheren Windungen ab, indem dann in diesem früheren Stadium die Involubilität grösser, daher der
Nabel enger ist und zu gleicher Zeit die Furchen weniger zahlreich und weniger scharf ausgeprägt, fast
fehlend sind.
Diese jugendlichen Gehäuse erinnern an Ammonites clypealis, Schlüt.' 2 ). Aber der Nabel derselben
ist etwas weiter, er misst bei 40 Millimeter Durchmesser 10 Mm., und kein Exemplar zeigt eine Spur von
Falten oder Rippen, wie jene Art sie führt.
Das grössere abgebildete Gehäuse mahnt an Ammonites Lüneburg ensis , Schlüt. 3 ); jedoch sind die
Furchen dieser Art gegen die Aussenseite hin, weniger stark nach vorn geneigt etc. — Ammonites Griffiiliii,
Sharpe 4 ) führt nur einige wenige Furchen, die fast gradlinig über Flanken und Bauch fortsetzen. Dasselbe
gilt von Ammonites jiatagiosus, Schlüt. 5 ).
Mehrere verwandte Formen zeigen sich noch in der unteren Kreide. Unter diesen steht am näch-
sten Ammonites Parandieri, d'Orb. 6 ). Bei dieser französischen Art sind nicht sowohl Einschnürungen der
Schale als vielmehr Rippen, welche von undeutlichen Furchen begleitet werden, vorhanden. Auch besitzt
dieselbe 4 Hülfsloben, welche unsere Art nicht hat.
Aus der indischen Kreide zeigt Ammonites Alienus, Stol. 7 ) aus der Ootatoor-group, wenn man sich
dessen geblähtes Gehäuse comprimirt denkt, eine grosse Verwandtschaft. Die Furchen desselben sind jedoch
') Es entspricht etwa der Fig. 4 des Ammonites Haberfellneri bei Redtenbacher.
2 ) Diese Schrift, pag. 5], tab. 15, fig. 9, 10.
3 ) Diese Schrift, pag. 62, tab. 18, fig. 8.
4 ) Sharpe, 1. c. tab. 11, fig. 3.
5 ) Schlüter, Ammoneen, tab. 4, fig. 4, 5.
°) d'Orbigny, Pal. franc. terr. cret. I, tab. 38, fig. 7—9.
7 ) Stoliczka, 1. e. pag. 144, tab. 73, fig. 1, 2.
— 155 — (35)
fadenartig schmal und undeutlich und in der Nahtlinie ist der Siphonallobus der grösste und eine Mehrzahl
von Hülfsloben vorhanden.
Sonach werden die vorliegenden Gehäuse einer neuen Art angehören, obwohl die ungenügende
Erhaltung eine erschöpfende Beschreibung derselben noch nicht gestattet.
Vorkommen. Die Art gehört dem Emscher-Mergel an. Ich sammelte in demselben 9 Exemplare,
theils auf Zeche Hansemann bei Mengede unweit Dortmund in Westfalen, theils auf der Zeche Alstaden,
südlich Oberhausen.
Originale in meiner Sammlung.
Ammonites Einsehens sp. n.
Taf. 42, Fig. S — 10.
? 1 8.34. Ammonites verpertinus, Morton, Synopsis of the organic remains of the cretaeeous group of the United States, pag. 40,
tab. 17, fig. 1.
1S67. „ Texanus, Schlüter, Beitrag zur Kenntniss der jüngsten Ammoneen Norddeutschlands, pag. 32, zum Theil,
tab. 6, fig. 3, non! fig. 1 und 2.
1871. „ „ Schlüter, diese Schrift, pag. 41, zum Theil, tab. 12, fig. 1 — 3.
Das geringe Material, welches bei der früheren Besprechung des Ammonites Texanus vorlag, hat
mich den Beweis antreten lassen, ein von dem Typus abweichendes Gehäuse mit zu der Art zu ziehen.
Nachdem die Zahl der Exemplare sich inzwischen erheblich vermehrt hat — es liegen namentlich jetzt sieben,
zum Theil bis 8 Zoll ') grosse Stücke vor 2 ), welche deutlich die fünf, der Art eigenthümlichen Höckerreihen
zeigen — so scheint die damals vorgenommene Vereinigung gegenwärtig nicht mehr aufrecht erhalten wer-
den zu können 3 ).
Den von Ammonites Texanus getrennt zu haltenden Ammoniten, von dem bereits ein grosses Exem-
plar Tab. 12, Fig. 1 — 3 abgebildet wurde, bezeichne ich jetzt als Ammonites Emscheris. Das Gehäuse des-
selben charakterisiren nicht allein drei oder vier Höckerreihen statt fünf, sondern es ist insbesondere die Stellung
dieser Höcker eine von derjenigen des Ammonites Texanus verschiedene, welche nicht durch zufälliges Fehlen
der einen Reihe und durch eine bei Verdrückung des ganzen Gehäuses hervorgebrachte Verschiebung der
anderen Reihen gegen die Bauchkante hin, wie ich früher glaubte annehmen zu müssen, erklärt werden darf.
Beim Ammonites Texanus steht die erste Höckerreihe auf der Nabelkante und es folgen die übrigen Reihen
in regelmässigen Intervallen. Beim Ammonites Emscheris entfernt sich die erste Reihe sehr weit vom Nabel,
und die Entfernung der zweiten Reihe von der ersten ist noch grösser als jene. Abweichend vom Ammonites
Texanus sind die Höcker der zweiten Reihe, welche bei un verdrückten Gehäusen schon an der Bauchkante
liegt, wie Fig. 10, Taf. 42 darstellt, während sie beim Ammonites Texanus noch so tief liegt, dass an den
grossen westfälischen Stücken gemeiniglich erst die dritte Reihe ziemlich mit der Seitenmitte zusammenfällt.
Auch sind die Höcker dieser Reihe beim Ammonites Emscheris ausserordentlich stark entwickelt. Ferner
nähert sich hier die dritte Reihe so sehr der zweiten oder ist vielmehr damit verschmolzen, so dass sie
mitunter als eine kaum sichtbare Sekunaärerhebung auf letzterer bemerkt wird. Die der Siphonallinie
zunächsto-eleo'enen zahnartiy; ausa-ezoo-enen Höcker sind bei beiden Arten nicht verschieden.
') Ein Exemplar war ursprünglich c. 10 Zoll gross.
2 ) Sie wurden gesammelt im Emscher-Mergel der Zechen Ewald bei Herten, Hansemann bei Mengede, von der Heydt bei
Herne und Graf Schwerin bei Castrop.
3 ) Zur Erleichterung des Vergleiches gebe ich tab. 41, fig. 1, 2 die Abbildung eines dieser Exemplare des Ammonites Texanus
mit deutlichen fünf Knotenreihen.
5*
(36) — 156 —
Abweichend sind beide Ammoniten auch durch die Zahl der Rippen. Das Taf. 12, Fig. 1 — 3 ab-
gebildete Exemplar besitzt auf dem letzten Umgange 19 Rippen. Bei einem neuerlich aufgefundenen Stücke
stehen sie noch weiter entfernt. Die westfälischen Exemplare des Ammonites Texanus führen 24 — 29 Rippen
auf der letzten Windung; eins dieser Stücke zeigt auf einem früheren Umgange 22 Rippen. — Was die
Lobenlinie betrifft, so ist davon bereits früher die Rede gewesen und erwähnt, dass an den texanischen
Originalen der Hülfslobus mit dem anliegenden Sattel nicht deutlich erhalten seien und deshalb nicht zum
Vergleiche herangezogen werden könnten, im übrigen beide Suturen ähnlich seien. Dies kann nicht über-
raschen, findet man doch mehrfach bei verschiedenen Arten den Bau der Loben übereinstimmend, z. B. beim
Ammonites JRotomagensis und Ammonites Mantelli.
Allerneustens hat Redtenbacher l ) die früher erwähnten von F. v. Hauer beschriebenen Vorkommnisse
der Gosaubildungen als Ammonites quinquenodus abgetrennt, wozu ihn die grössere Zahl der Rippen, deren
Zahl nach der Abbildung 31 beträgt und die Abweichungen im Verlaufe der Kammerwandsnähte veran-
lassten. Leider hat noch nicht festgestellt werden können, wie sich die Lobenlinie des westfälischen Ammo-
nites Texanus zu dem der texanischen Stücke selbst und der von Redtenbacher aufgestellten Art verhalten,
da selbe in unzureichender Weise erhalten sind.
Coquand 2 ) nennt aus seiner Etage Santonien neben Ammonites Bourgeoisi d'Orb., Ammonites Or-
bignyi d'Arch. , Ammonites polyopsis Dujard. und Ammonites Santonensis d'Orb. auch einen Ammonites conia-
censis, Coq., der durch die Weite des Nabels, die gekielte Aussenseite und fünf Knotenreihen dem Ammo-
nites Texanus nahesteht, aber dadurch abweicht, dass die Rippen abwechselnd einfach und dichotom sind.
Schon früher habe ich bei Besprechung des Ammonites Texanus darauf hingewiesen, dass Ammonites
vespertinus Mort. aus der Ciamesche-Ebene in Arkansas der texanischen Art verwandt sei. Inzwischen sehe
ich, dass Gabb 3 ) beide geradezu identificirt. Die sehr entfernt stehenden Rippen und der Umstand, dass
jede Rippe nur drei Knoten tragen soll, von denen der untere nach der Zeichnung ungefähr mit der Seiten-
raitte zusammenfällt, während nach der Beschreibung der stärkste an der Kante liegt, machen es höchst
wahrscheinlich, dass die Morton'sche Art mit Ammonites Einsehens zusammenfällt. Sobald der Beweis hier-
für erbracht sein wird, muss unsere Art die Bezeichnung
Ammonites vespertinus, Morton
führen 4 ).
Ob das kleine Bruchstück aus den Priesener-Schichten von Winafic bei Jungbunzlau in Böhmen,
welches von Fritsch und Schlönbach 5 ) nach meiner ersten Darstellung des Ammonites Texanus zu dieser Art
gezogen wurde, auch jetzt noch als hierhergehörig zu betrachten ist, ist bei der Unzulänglichkeit des Frag-
mentes nicht wohl zu entscheiden.
Vorkommen. Ammonites Einsehens hat mit Ammonites Texanus dasselbe Lager, den Emscher Mergel
im südlichen Westfalen, gemein. Ich sammelte Exemplare bei Stoppenberg unweit Essen und auf der Halde
der Zeche Alstaden südlich von Oberhausen. —
') Redtenbacher, die Cephalopodenfauna der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen, pag. 108, tab. 24, fig. 3.
2 ) Coquand im Bull. soc. ge'ol. France, 1859, pag. 978.
3 ) Gabb, Proc. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, 1860, pag, 202.
4 ) Giebel (Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 706) hat mit Ammonites vespertinus den Ammouites Delmvarensis , Mort.
vereint und erwähnt, dass das Museum zu Halle drei grössere Fragmente der Art von Barbacoas besitze.
5 ) Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreideformation, 1872, pag. 28, tab. 6, fig. 5.
— 157 — (37)
Ammonites sp.?
Taf. 41, Fig. 11, 12.
Ausser den bereits besprochenen Ammoniten des Emscher-Mergels liegen noch einige fragmentäre
Gehäuse vor, -welche offenbar verschiedenen Arten angehören. Da aber der Erhaltungszustand der Stücke
nicht ein solcher ist, dass die Beziehungen derselben in genügender Weise festgestellt werden können, so
mag hier nur noch auf ein Gehäuse hingewiesen werden, welches sich durch ein scharfes Knie der über
Flanke und Bauch laufenden Furche charakterisirt. Das Gehäuse selbst ist enggenabelt, hochmündig und
besitzt eine schmale, gewölbte Aussenseite.
Ich fand das Stück im Emscher-Mergel der Zeche Hansemann bei Mengede in Westfalen. —
Zusatz zu Seite 4:
Ammonites suplamilatus wurde auch in der Kreide Frankreichs nachgewiesen. Hebert ') fand
ihn in der craie glauconieuse bei la Bedoule. —
Zusatz zu Seite 19:
Ammonites nodosoides hat sich auch am Nordrande des westfälischen Kreidebeckens gezeigt.
Bei einem Besuche in Ahaus im Jahre 1874 fand ich denselben in der Sammlung des Herrn Kreisrichter
Ziegeler mit der Angabe, dass das Stück von Graes stamme.
Auch in Frankreich wurde die Art alsbald erkannt. Schon im Mai 1872 erklärte Hebert' 2 ) den
Ammonites nodosoides für ein bezeichnendes Fossil der Kreide mit Inoceramus labiatus (mytiloides) des pariser
Beckens und nennt ihn aus gleichem Niveau der Provence.
Bald darauf nennt er ihn auch von Rouen, Etretat, Fecamp, Treport, Cap Blanc-Nez, Bedoule,
Orange, Saint-Paulet, Mondrogon und erwähnt, dass dieses „eminent charakteristische Fossil'' auch im
gleichen Niveau der englischen Kreide von M. Velain bei Shakespeare aufgefunden sei 3 ).
Durch Fritsch 4 ) ist die Art aus den Mallnitzer-Schichten von Miecholup bei Saaz abgebildet und
irrthümlich mit Amm. Woügari Mnt. vereint worden. —
Zusatz zu Seite 30:
Ammonites Bladenensis hat sich auch in Frankreich und zwar in etwas tieferem Niveau wie in
Deutschland gezeigt. Charles Barrois 5 ) fand ihn an der Basis des Turon, in der Zone des Belemnites plenus
bei Novy-Chevrieres (Ardennes) in vier Exemplaren auf. —
Zusatz zu Seite 40:
Ammonites Hernensis hat sich in Sachsen auch im Scaphiten-Pläner gezeigt. Aus diesem Niveau
ist durch Geinitz 6 ) ein Exemplar von Strehlen abgebildet worden. Geinitz nennt es Ammonites Austeni Shrp.
Diese Bezeichnung könnte nur dann angewendet werden, wenn entweder eine Entwicklungsreihe den Zusam-
') Hebert, Documents relatifs au terrain cretace du midi de la France, II. part. Bull. soc. geol. France. 1872, pag. 397.
2 ) Hebert, ibid. pag. 410.
3 ) Hebert, Craie d'Angletterre et de France. Bull. soc. geol. France 1874, pag. 420. Hebert et Toucas, Description du
Bassin d'Uchaux. Annales des sciences ge'ologiques, tom. 6, 1875, pag. 88.
'"') Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreide, pag. 31, tab. 2.
5 ) Charles Barrois, La zone a Belemnites plenus. Annales de la Societe geologique du Nord. tom. II, 1875, pag. 188.
°) Geinitz, Eibthalgebirge, tom. II, pag. 186, tab. II, fig. 1.
(38) — 158 —
menhang zwischen Ammonites Hernensis und Ammonites Austeni darthäte, oder ein grosser Amrnorätes Austeni
soweit losgeschält würde, dass sich zeigte, die innersten Windungen stellen den Ammonites Hernensis dar. —
Uebrigens ist es noch immer nicht zweifellos, ob die ähnlichen Formen des Emscher Mergels und des oberen
Pläners derselben Art angehören.
Zusatz zu Seite 43:
Ammonites margae wurde durch Redtenbacher in den alpinen Gosauschichten nachgewiesen. Ein
Exemplar lieferten die Schichten von Glanigg bei Salzburg 1 ).
Zusatz zu Seite 44:
Ammonites tricarinatus wurde von Dames 2 ) aus den Thonen bei Kieslingswalde in Schlesien
namhaft gemacht, welche den bekannten Kieslingswalder Sandstein unterteufen. —
Zusatz zu Seite 46:
Ammonites cf. tridorsatus, Sohlüt.
Taf. 41, Fig. 3—5.
Mit dem früher besprochenen Ammonites tridorsatus 3 ) stimmt rücksichtlich der Wachsthumszunahme
und des Querschnittes der Röhre, der geringen Involubilität und der Beschaffenheit der mit drei Kielen ver-
zierten Siphonalseite ein vorliegender Ammonit überein. Derselbe bietet aber Abweichungen in der Berip-
pung, wodurch es zweifelhaft wird, ob er der genannten Art angehöre. Die Zahl seiner Rippen ist um die
Hälfte grösser, indem bei 90 Millimeter Durchmesser auf der letzten Windung 39, am Ammonites tridorsatus
bei gleichem Durchmesser nur 25 Rippen gezählt werden. Zugleich ist die innere Knotenreihe, insbesondere
auf dem letzten Umgange, sehr schwach entwickelt. Diesem Umstände mag es zuzuschreiben sein, dass die
Rippen leicht gekrümmt erscheinen. — Die Lobenlinie ist nicht deutlich, doch nimmt man wahr, dass drei
Lateralloben vorhanden sind. Neben dem ersten grossen folgt ein viel kleinerer zweiter und darunter noch
ein nur wenig kleinerer Hülfslobus.
Sollte später bei vermehrtem Material die Zugehörigkeit dieses Gehäuses zu Ammonites tridorsatus
mit Sicherheit nachgewiesen werden , so würde die früher hervorgehobene Verwandtschaft mit Ammonites
tricarinatus d'Orb. sich vergeringeren, namentlich auch durch den Verlauf der Suturen, da diese Art zwei
Auxiliarloben zeigt.
Maasse in Millimetern.
Durchmesser des Gehäuses 90
Höhe des letzten Umganges von der Naht zum Bauche . 27
Höhe des vorletzten Umganges von der Naht zum Bauche 14
Höhe des drittletzten Umganges von der Naht zum Bauche 9
Höhe des viertletzten Umganges von der Naht zum Bauche c. 5
Dicke des letzten Umganges 23
Dicke des vorletzten Umganges 12,5
Dicke des drittletzten Umganges 7
') A. Redtenbacher, Cephalopoden der Gosauschichten. 1873, pag. 109, tab. 25, fig. 1.
-) W. Dames in den Verhandl. des naturhistor. Ver. d. preuss. Rheinlande und Westfalens, Jahrg. 31, 1874, pag. 97.
3 ) Diese Schrift, pag. 46, und Schlüter, Ammoneen, pag. 26, tab. 5, fig. 1.
— 159 — (39)
Vorkommen. Das besprochene Gehäuse wurde im Emscher-Mergel auf der Zeche Alstaden, südlich
von Oberhausen gefunden.
Durch Redtenbacher ') wurde Ammonäes tridorsatus auch in den Gosauschichten von Strobl-Weissen-
bach und Glanegg bei Salzburg aufgefunden. —
Zusatz zu Seite 56:
Ammoiiites Dolbergensis, Schlüter.
Taf. 44. Fig. 1 — 4.
Bei Besprechung des Ammonites Coesfeldiensis habe ich darauf hinweisen müssen, dass die Orna-
mentik des Gehäuses in früher Jugend verschieden sei von derjenigen des mittleren und späteren Alters und
nach Ansicht des Taf. 17, Fig. 1, 2 abgebildeten Exemplares die Meinung geäussert, es könne bei einzelnen
Individuen die Ornamentik der Jugend bis zum ausgewachsenen Zustande andauern. Diese Anschauung
scheint sich nach dem inzwischen weiter aufgefundenen Material nicht für alle ähnlichen Gehäuse zu
bewähren.
Von den neu aufgefundenen abweichenden Gehäusen — für die die Bezeichnung Ammonites Dol-
bergensis gewählt werden mag — habe ich ein grösseres und ein kleineres Exemplar abgebildet und zum
Vergleiche einen typischen Ammonites Coesfeldiensis von entsprechender Grösse beigefügt 2 ).
Abgesehen von den bereits Seite 56 hervorgehobenen Unterschieden in der Ornamentik, sowie der
geringeren involubilität und dem daher mehr geöffneten Nabel, ist es vor allen der Bau der Kammerwände,
welcher zu der Auseinanderhaltung und Anerkennung der beiden Formen zwingt.
Die Lobenlinie selbst ist zwar an keinem Exemplare des Ammonites Coesfeldiensis und Ammonites
Dolbergensis in ihrem ganzen Verlaufe erhalten, aber man vermag bei letzterem Spuren derselben zu erken-
nen und es liegt von jeder der beiden Arten ein Exemplar vor, welches einen Blick auf eine mehr oder
minder erhaltene Kammerwand gestattet. Die beiden letzteren habe ich neben einander abgebildet, um die
Verschiedenheit beider darzuthun. Die Kammerwand des Ammonites Coesfeldiensis gibt nur ein annäherndes
Bild. Jedenfalls ist sie in ihrem Bau dem Ammonites costulosus ähnlich, dessen breiter flacher oberer Late-
rallobus sich sofort in vier Aeste theilt. Der gleiche Lobus des Ammonites Dolbergensis besitzt dagegen
einen verhältnissmässig schmalen Stamm, der in drei kurze Aeste ausläuft.
Vorkommen. Ammonites Dolbergensis fand sich in den Mukronaten-Schichten Westfalens bei Dolberg,
Ennigerloh und Darup.
Originale im Besitze des Herrn Dr. von der Marck in Hamm, sowie in meiner Sammlung. —
Zusatz zu Seite 56:
Amnionites Stobaei ist inzwischen auch in der Kreide von Lauingen und Königslutter aufgefunden
worden. Die Stücke sind selbst in der Erhaltungsart den Originalen von Köpinge möglichst ähnlich.
Nach gefälliger mündlicher Mittheilung des Herrn Dr. Griepenkerl in Königslutter ist die Lager-
stätte, übereinstimmend mit der in Westfalen gemachten Beobachtung, die untere Mukronaten-Kreide. —
') Redtenbacher, 1. c. pag. 125, tab. 30, fig. 3.
2 ) Das hier abgebildete Stück ist durch den Verlust der im Nebengestein haftengebliebenen Zähne an der Bauchkante etwas
defect. Ein übereinstimmendes Exemplar mit Zähnen habe ich früher „Ammoneen" tab. 1 , fig. 1 gegeben. — Die frühere Angabe,
dass Ammonites Coesfeldiensis auch bei Haldem gefunden sei, hat sich als irrthümlich erwiesen; die betreffenden Stücke gehören viel-
mehr zum Ammonites Lemfördensis. Siehe diesen.
(40) 160 —
Zusatz zu Seite 62:
Ammoiiites Lülieburgensis hat sich in einem grossen Exemplare (Höhe des letzten Umganges 45
Millimeter) in der Schreibkreide von Freiler in Dänemark gefunden '). Ebenso ein Fragment im gleichen
Niveau in Schweden: in den Mukronaten-Schichten bei Köpinge 2 ).
Zusatz zu Seite 63:
Ammoiiites Lemförtlensis, Schlüter.
Taf. 10, Fig. 1, 2. Taf. 44, Fig. 1—4.
1871. Ammonites scaphitoides, Schlüter (non! Coquand), diese Schrift, pag. 63.
1872. „ Lemfördensis , Schlüter, Bericht über tlie 29. General-Versammlung des naturhist. Ver. für Rheinland und
Westfalen in Wetzlar, Correspondenzblatt Nr. 2.
Zunächst musste der Name der Art umgeändert werden , da derselbe bereits durch Coquand 3 ) ver-
geben war. Dann hat sich auch die Kenntniss des Gehäuses, von dem bei der ersten Besprechung nur der
unvollständige äussere Umgang eines grösseren Exemplares vorlag, erweitert, indem inzwischen auch einige
jugendliche Gehäuse aufgefunden sind. Durch diese erfahren wir, dass die Umgänge sich zur Hälfte umfas-
sen, und dass die Ornamentik im früheren Alter nicht von derjenigen des späteren Alters verschieden ist;
mit Ausnahme nur der lateralen Höckerreihe, welche an dem jugendlichen Gehäuse kaum sichtbar ist.
Das Vorkommen betreffend, so ist die Art bis jetzt nur aus der oberen Mukronaten-Kreide der
Hügelgruppe von Haldem und Lemförde nachweisbar; vielleicht tritt sie in gleichem Niveau auch bei
Königslutter auf.
Von Lemförde besitzt das Museum in Göttingen, nach gefälliger Mittheilung des Herrn Professor
von Seebach, zwei Exemplare. Desgleichen ein Exemplar Herr Ober- Salinen -Inspector Schlönbach in
Salzgitter. —
Zusatz zu Seite 65:
Da die Bezeichuung Ammoiiites striatocostatllS bereits durch Meneghini 4 ) vergeben war, so habe
ich die Art
Ammoiiites Vari
genannt 5 ). —
Zusatz zu Seite 67:
:benen Bezi
Ammoiiites Wittekindi
Statt der bereits vergebenen Bezeichnung Ammoiiites robustus '') wurde für die Art der Name
gewählt ").
Als Fundort der Art konnte bisher nur die Hügelgruppe von Haldem und Lemförde angegeben
') Schlüter, Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellschaft in Bonn, 1874, pag. 267.
2 ) Schlüter, ibid. 1873, pag. 56.
3 ) Coquand, Journ. de conchyl. 1853, tab. 14, fig. 9, 10. — Me'm. de la soc. d'Emul. du Doubs, 1856, VII, tab. 5, fig. 16,
17. — Beneke, geognost. pal. Beitr. I. Heft II, pag. 215.
4 ) Meneghini, Nuove foss. Tose. 28. — Denkschr. Wien. Acad. XI, 1856, pag. 57.
5 ) Schlüter, Bericht über die 29. Generalversammlung des naturhist. Ver. für Rheinland und Westfalen in Wetzlar, 1872,
Correspondenzblatt Nr. 2.
c ) Hauer, Denkschrift d. Wien. Akad. 1855. IX, pag. 147. — Hyatt, Bull. mus. comp. Zool. Nr. 5, pag. 88, 98. — (Strach.)
Blanf. Palaeont. of Niti, pag. 85.
7 ) Schlüter, 1. c.
— 161 — (41)
werden, inzwischen ist sie auch bei Ahlten gefunden, von wo sich mehrere jugendliche Gehäuse im Museum
zu Göttingen befinden. Ebenso habe ich sie in der Sammlung des Herrn Dr. Griepenkerl in Königslutter
gesehen. Nach der Beobachtung des Besitzers haben sich die Exemplare der dortigen Kreide übereinstim-
mend wie in Westfalen nur in der oberen Mukronaten-Kreide zusammen mit Heteroceras polyplocum
gefunden.
Die früher gehegte Vermuthung, es möchten gewisse Formen, welche die Mukronaten-Kreide nord-
östlich von Hamm in Westfalen liefert, der Art angehören (vergl. S. 49), hat zufolge besseren neuerlich
aufgefundenen Materials sich nicht bestätigt. Zunächst ist die Wachsthumszunahme dieser Stücke geringer,
wie der Vergleich der Maasse (in Millimetern) I. eines Exemplares mittlerer Grösse von Dolberg bei Hamm
und II. eines gleich grossen Ammonites Wittekindi von Haldem darthut:
I II
Durchmesser des Gehäuses 223 225
Nabelweite 69 c. 56
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene . . c. 63 78
Höhe des letzten Umganges von der Naht zum Bauche . c. 84 106
Höhe des vorletzten Umganges von der Naht zum Bauche . 48 52
Involuter Theil des vorletzten Umganges 24 29
Dicke des letzten Umganges 80 129
Dicke des vorletzten Umganges 46 65
Ferner ist die Zahl der Rippen an den Dolberger Vorkommnissen um 1 / 3 bis l /2 grösser.
Die Loben stimmen bis auf den abweichenden ersten Hülfslobus mit denen des Ammonites Wittekindi
überein. Derselbe erscheint nicht zweitheilig, sondern dreitheilig, wie beim Ammonites Stobaei.
Es gewinnt hiernach den Anschein, als ob die Mukronaten-Kreide neben Ammonites Wittekindi und
Ammonites Stobaei noch eine dritte verwandte grosse Ammoniten-Art berge.
Zusatz zu Seite 70:
Von Ainmouites auritocostatus befindet sich in der Witte'schen Sammlung ') ein Exemplar aus
der (oberen) Mukronaten-Kreide von Ahlten östlich von Hannover.
Ammonites sp. n.?
Tat. 42. Fig. 6, 7.
In der baltischen Schreibkreide findet sich ein glatter Ammonit, dessen hier bei der Seltenheit von
Ammoneen in der Schreibkreide überhaupt noch gedacht werden mag, obwohl die Beziehungen bei der
unvollkommenen Erhaltung der Stücke nicht in genügender Weise festgestellt werden konnten.
Das Gehäuse ist weit genabelt, die Umgänge rundlich, ungefähr so' breit wie hoch, wenig involut,
die Oberfläche zeigt keinerlei Ornamentik. Die Grösse der untersuchten Exemplare schwankt zwischen 45
und 75 Millimeter Durchmesser.
Maasse eines kleineren Gehäuses:
Durchmesser 45 Millimeter.
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene ... 15,5 „
') Welche neuerlich durch letztwillige Verfügung in den Besitz der Universität Göttingen übergegangen ist.
Palaeontographica, N. F. IV. 2. (XXIV). 6
(42) — 162 —
Höhe des letzten Umganges von der Naht zum Bauche . 11,5 Millimeter.
Höhe des vorletzten Umganges von der Naht zum Bauche 9 „
Freier Theil des vorletzten Umganges 6 „
Freier Theil des drittletzten Umganges 2,5 „
Dicke des letzten Umganges 16 „
Eigentümlich ist die Erhaltungsart der meisten Stücke. Nur ein unvollständig erhaltenes Windungs-
fragment ist ein Kreidekern, die übrigen Exemplare bestehen scelettartig lediglich aus einer dünnen Kieselhaut.
Bemerk. Aus der oberen Kreide sind bislang keine Gehäuse bekannt, welche hierher gezogen
werden könnten. Einige Aehnlichkeit zeigt allerdings der ebenfalls glatte Ainmonites Icenicus Shrp. aus dem
Upper Chalk von Norwich, aber derselbe besitzt einen engeren Nabel; er ist über die Hälfte involut, die
Seiten sind abgeflacht und die Mündung ist erheblich höher als breit. ') Desgleichen ist Ammonites obscu-
tus Schlüt. enggenabelt, ausserdem aber noch mit einem Kiele auf der Siphonalseite versehen.
Eine grössere Verwandtschaft dürfte ein dem Cuvieri-Pläner angehöriger Ammonit besitzen, den ich
bereits 1866 2 ) mit gewissen Formen der indischen Kreide verglichen habe, welche Forbes 3 ) als Ammonites
Garuda, Ammonites Soma, Ammonites Chrisma beschrieben hat. Das damals unzulängliche Material hat sich
inzwischen nicht vermehrt und ist deshalb auch heute mit der baltischen Form kein sicherer Vergleich durch-
zuführen. Die Beziehung der letzteren zu den indischen Ammoniten ist dagegen auch hier noch hervorzuheben.
Die jugendlichen Gehäuse des Ammonites Sacya Forbes 4 ), der Ammonites revelatus Stol. 6 ) und Ammo-
nites Cola Forb. '■) zeigen in der äusseren Gestalt des Gehäuses kaum eine Verschiedenheit von den in Rede
stehenden Stücken. Da an diesen aber die Loben nicht erhalten sind, so ist auch hier ein genauer Vergleich
unthunlich. Es mag nur noch bemerkt werden, dass die indischen Gehäuse der weiten Gruppe der Ligaten
angehören und in der unteren Kreide Indiens, in der Ootatoor group, gefunden sind.
Vorkommen. Die baltischen Gehäuse wurden in der Schreibkreide von Freiler unweit Aalborg in
Jütland gefunden.
Die Originale befinden sich im Museum der Universität zu Copenhagen. —
Zusatz zu Seite 87:
Scaphites Cuvieri, Morton.
Taf. 42. Fig. 1—3.
1S34. Scaphites Cuvieri, Morton, Synopsis of the organic remains of the cretaceous group of the United States, pag. 4l,
tab. 7, flg. I. 7 )
Bei Besprechung des Scaphites gibbus ist bereits der nahen Beziehungen desselben zu dem nordameri-
kanischen Scaphites Cuvieri gedacht. Inzwischen hat sich das aufgesammelte Material noch erheblich vermehrt,
wodurch sich die Bestimmtheit der angegebenen Charactere noch mehr gefestigt hat. Der Unterschied der
amerikanischen Art ergab sich vorzüglich in der durchschnittlich mehreren Grösse des Gehäuses, in der
') Wenn man auch annehmen wollte, der englische Ammonit habe durch Druck gelitten, so würde doch schon der engere
Nabel die Verschiedenheit von unserer Art darthun.
2 ) Schlüter, in der Zeitschrift der deutsch, geol. Ges. pag. 73.
3 ) Forbes, in Geol. transact. 2. Ser. vol. 7, pag. 102, tab. 7, 9.
4 ) Vergl. insbesondere die Abbild, bei Stoliczka, Cephalop. of cretac. rocks of Southern India, tab. 75, fig. 6.
5 ) Stoliczka, ibid. fig. 3.
c ) Stoliczka, ibid. fig. 4.
T ) Morton selbst führt als synonym an Ammonites hippocrepis , Dekai in Annais of the New-York Lyceum, vol. II, pl. V,
fig. 5, eine Quelle, welche ich nicht vergleichen kann.
— 163 — (43)
grösseren Stärke und dem weiteren Auseinanderstehen der Rippen auf der Aussenseite der Wohnkammer; in
der Entwicklung kräftiger Zähne statt kleiner, rundlicher Knötchen zwischen Flanke und Bauch und endlich
in dem Vorhandensein einer nie fehlenden, die Zähne begleitenden Knotenreihe auf den Flanken.
Gegenwärtig liegen ausserdem mehrere Gehäuse vor, die meistens der subhercynischen Kreide ent-
stammen, welche die angegebenen Charactere des Scaphites gibbus nicht zeigen, dagegen keine wesentlichen
Verschiedenheiten vom Scaphites Cuvieri erkennen lassen. Sie sind in der Grösse und der Gestalt des Ge-
häuses ähnlich; sie zeigen dieselben feinen, aber noch mehr genäherten Rippen auf der Bauchseite der Wohn-
kammer, desgleichen die kleinen runden Knötchen statt der grossen Zähne und keine laterale Höckerreihe
auf den Flanken. Die radialen Rippen auf der Flanke des spiralen Theiles sind freilich in dem Morton'-
schen Bilde etwas kräftiger gezeichnet und läuft dort auch die Höckerreihe über das ganze Gehäuse fort,
aber ich habe schon verschiedentlich darauf hinweisen müssen, dass rücksichtlich dieser beiden Umstände
eine grössere individuelle Freiheit statthat, welche die Art-Charactere nicht berührt.
Sonach dürfte wohl kaum noch ein Zweifel bestehen, dass die vorliegenden Scaphiten dem Scaphites
Cuvieri angehören.
Vorkommen. Mehrere Exemplare sammelte Herr Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter
in der Quadraten-Kreide bei Lochtum bei Vienenburg am Nordfusse des Harzes.
Ein Exemplar besitzt Herr Oberhüttenmeister Grumbrecht in Gosslar aus gleichem Niveau vom Vor-
werke Wennerode östlich von Vienenburg.
Eine kleine Anzahl weniger gut erhaltener Stücke beobachtete ich in der oberen Quadraten-Kreide
Westphalens: in der Zone der Becksia Soekelandi bei Coesfeld und Holtwick. —
Zusatz zu Seite 89:
Scaphites ßömeri mit Aptychus.
Taf. 42. Fig. 4, 5.
Bei der ersten Besprechung der Scaphiten war mir nur eine Art, Scaphites spiniger mit innesitzendem
Aptychus bekannt; inzwischen ist mir auch ein Scaphites Römeri mit Aptychus zugekommen.
Wie in allen Fällen liegen auch hier die Aptychen-Schalen in der Wohnkammer, die gewölbte Seite
nach auswärts gekehrt. Sie sind aber der Mündung mehr genähert, als bei irgend einem bisher beobachteten
Stücke, indem die Spitze fast den Mundsaum berührt. Ohne weitere Reflexionen anzuknüpfen, muss ganz
besonders die Thatsache hervorgehoben werden, dass der bisher als allgemein gültig angenommenen Regel
entgegen die Spitze des Aptychus nicht nach unten, sondern nach oben gekehrt ist.
Da die Lage des Aptychus in der Wohnkammer bei diesem Stücke eine solche ist, dass die s. g.
Harmonielinie des Aptychus nicht mit der Siphonallinie des Gehäuses zusammenfällt, sondern sich mehr der
einen Flanke nähert, so Hess der Zeichner den Aptychus etwas aus der Wand des Gehäuses hervortreten,
um das Bild verständlich zu machen.
Die eine Schale des Aptychus ist fast ganz erhalten, die andere nur als innerer Abdruck. Jene
zeigt undeutliche concentrische Anwachsringe, die Oberfläche mit vortretenden Körnchen besetzt und einen
glatten abgeschrägten Saum. Auf dem Abdrucke sind die Anwachsringe etwas markirter. An den Wirbeln
finden wir auch hier die von einer schmalen, in der Innenseite der Schale vorhandenen Leiste herrührenden
Eindrücke.
Der ganze Aptychus ist demjenigen des früher besprochenen Scaphites spiniger höchst ähnlich; nur
zeigen sich bei diesem die Anwachsringe noch weniger deutlich, und der Rand der Schale ist (wenigstens
6*
(44) — 164 —
in der unteren Hälfte, was in der Zeichnung nicht hervortritt) von einem schmalen vortretenden Saum
eingefasst.
Vorkommen. Das vorliegende Gehäuse wurde durch den verstorbenen Dr. Armbrust in der Mucro-
naten-Kreide bei Ahlten (Hannover) aufgefunden und gelangte mit dessen Sammlung in das paläontologische
Museum nach Göttingen.
Zusatz zu Seite 97:
Aucylocei'as Paderbornense ist vom Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach auch im Cuvieri-
Pläner am Vorberg bei Steiniah aufgefunden worden.
Zusatz zu Seite 99:
Ancjioceras pseudoarmatum, Schlüter.
Taf. 43. Fig. 5—9.
Seit Aufstellung der Art habe ich an dem Fundorte des ersten Exemplares (den Mucronaten-Schichten
bei Darup in Westfalen) noch mehrere Stücke gesammelt '), welche es wahrscheinlich machen, dass die Art
sowohl rücksichtlich der Grösse, wie der Ornamentik variiren könne.
Ein Exemplar, welches in den Dimensionen der Röhre mit dem zuerst besprochenen Stücke überein-
stimmt, aber vollständiger erhalten ist, indem es noch einen Theil der hakenförmig eingebogenen Wohn-
kammer führt, weicht in der Ornamentik dadurch ab, dass regulär zwischen je zwei Knoten nicht eine,
sondern zwei Rippen und ausnahmsweise auch drei Rippen liegen.
Ein zweites Fragment hat die erhebliche Länge von 335 Millimetern. Es stellt das gestreckte
Mittelstück des Gehäuses dar und den Beginn der Biegung, an den sich der erste spiraleingerollte Theil
der Schale anschliesst. Die Röhre ist breiter wie hoch, indem die Breite 50 Millimeter, die Höhe 25 Mm.
beträgt. Sehr wahrscheinlich ist dieses abweichende Verhalten Folge erlittenen Druckes. Einen etwas
fremdartigen Habitus erhält dieses Stück neben dem eben besprochenen dadurch, dass die Rippenpaare,
welche die Höcker zwischen sich nehmen, sich mit Ausschluss der Antisiphonalseite der Röhre zusammen-
ziehen und wulstartig erheben. Zwischen je zwei solchen mit vier Höckern verzierten Wülsten schiebt sich
wie bei dem ersten Stücke regelmässig eine Rippe und nur ausnahmsweise zwei Rippen zwischen. Die
Antisiphonalseite der Röhre ist auch an diesem, wie an allen übrigen Stücken, mit einfachen Rippen versehen,
von denen die Zwischenrippen ringförmig die Röhre umgeben.
Zusatz zu Seite 100:
Crioceras ellipticum, Mnt. sp.
Taf. 43. Fig. 1, 2.
Es ist schon wiederholt die Meinung aufgestellt worden, dass die dem d'Orbigny'schen Geschlechte
Toxocei'as zum Grunde liegenden Gehäuse als verkümmerte Crioceren zu betrachten seien. Diese Anschauung
scheint eine neue Stütze zu finden in einem Gehäuse, welches ich Herrn von Seebach verdanke, der es bei
Langenholzen auffand. Die Form der Röhre dieses Stückes (Fig. 1) weiset auf Toxoceras hin; die Orna-
mentik desselben aber ist nicht wesentlich verschieden von derjenigen des Crioceras ellipticum, nur stehen
die Rippen ein wenig entfernter, als dies gewöhnlich der Fall ist, und das treffliche, auf Taf. 30, Fig. 11,
12 abgebildete, Gehäuse zeigt.
') Sitzungsbericht der niederrhein. Gesellsch. für Natur- u. Heilk. in Bonn vom 14. Dcc. 1874.
— 165 — (45)
Es hat sich noch ein anderes Bruchstück einer ähnlichen gekrümmten Röhre gefunden (vergl. Taf. 43,
Fig. 3, 4). Hier ist die Röhre etwas geblähter, zugleich sind die Rippen mehr geradlinig und weiter von
einander entfernt, als bei Stücken gleicher Grösse sonst der Fall ist. Da der eine Arm dieser Röhre sich
gerade zu strecken scheint, so würde dies auf Ancyloceras hinweisen.
Dieses Stück verdient aus dem Grunde besondere Erwähnung, weil es angeblich aus dem cenomanen
Pläner von Neu-Wollmoden stammen soll, während bisher Crioceras ellipticum sich in Deutschland nur im
oberen Turon, im Scaphiten-Pläner ') gezeigt hat.
Auch das Vorkommen der genannten Art in England scheint auf tiefere Schichten hinzuweisen, und
auch d'Orbigny 2 ) hat sie unter der Bezeichnung Acyloceras ellipticum in's Cenoman gestellt.
Soeben hat auch Geinitz 3 ) die Art einer neuen Besprechung unterworfen. Unter den vier von ihm
zur Abbildung gewählten Fragmenten zeigt nur das kleinste unter Fig. 13 abgebildete Stück einen Verlauf
der Rippen, welcher mit der Darstellung Mantell's und den mir vorliegenden Exemplaren übereinstimmt.
Die übrigen Stücke führen, wie auch die Beschreibung angibt, Rippen, welche „nach dem inneren Rande hin,
etwas sichelförmig gebogen sind". Durch diesen Umstand wird das Bild dieser Gehäuse, insbesondere des
grössten (Fig. 15), welches fast einen ganzen Umgang darstellt, dem von mir früher unter der Bezeichnung
Helicoceras flexuosum abgebildeten Gehäuse ähnlich und stimmt in der oberen Ansicht 4 ) mit einem weiter
unten als Helicoceras cf. Conradi Mrt. erwähnten, auch dem Scaphiten-Pläner angehörigen Gehäuse überein,
welches sich von Helicoceras flexuosum insbesondere durch das Fehlen stärker vortretender Rippen unterscheidet.
In der That zieht Geinitz selbst seine Funde zu Helicoceras, nicht zu Crioceras, „weil sämmtliche aus Strehlen
vorliegenden Exemplare dieser nicht seltenen Art aus der Ebene herausgewunden sind. Da mir 14 Exemplare
vorliegen, unter diesen eins von Strehlen mit zwei Umgängen, welche nichts derartiges zeigen, weder ein
Aufsteigen der Umgänge aus der Ebene, noch eine der Sichelform sich nähernde Bildung der Rippen, so
scheint es, dass Geinitz entweder wirkliche Helioceren mit zum Crioceras ellipticum gezogen habe, oder dass
demselben vorzugsweise nur solche Gehäuse des Crioceras ellipticum vorlagen, welche von den Typen ab-
weichen und wie solche mir gänzlich unbekannt sind.
Zusatz zu Seite 107:
Statt Hamites obliquecostatus ist zu lesen Hamites Berkelis.
Zusatz zu Seite 108:
Helicoceras cf. Conradi, Morton sp.
1842. Ammonoceras Conradi, Morton, Descript. of some new species of organic remains of the cretaceous group of the
U. States. Journ. Acad. Natur. Sciene. Vol. 8, 1842, tab. X, sep. pag. 8.
Der Scaphiten-Pläner bei Neu-Wollmoden, sowie bei Langeisheim hat einen Helicoceras geliefert,
welcher dem Helicoceras flexuosum nahe steht, sich jedoch von diesem dadurch unterscheidet, dass alle Rippen
von gleicher Stärke sind.
Näher als der letztgenannten Art stehen diese Gehäuse dem Ammonoceras Conradi Mort. aus der
Kreide Nordamerikas. Die amerikanische Art zeigt auf der Mitte der Aussenseite eine schwach angedeutete
') Den früher, S. 101, genannten Fundpunkten dieses Niveaus habe ich noch weiter den Ringelberg und Fuchspass bei Salz-
gitter, Langeisheim und Langenholzen beizufügen.
2 ) d'Orbigny, Prodrome, tom. II, pag. 215, No. 81.
3 ) Geinitz, das Elbthalgebirge in Sachsen, tom. II, pag, 194, tab. 35, fig. 13—16.
4 ) Leider gibt Geinitz weder eine Ansicht der Aussenseite, noch einen Querschnitt dieses Gehäuses.
(46) — 166 —
Kante. Wofern diese nicht etwa durch Druck zufällig entstanden ist, würde in ihr ein abweichendes Merk-
mal von den deutschen Gehäusen liegen.
Ununterscheidbar sind die vorliegenden Stücke von mehreren Bildern, welche Geinitz •) als Helicoceras
ellipticum Mnt. sp. gegeben hat. Da Geinitz auch in der Beschreibung angibt, die Gehäuse seien aus der
Ebene herausgewunden und die Rippen nach dem inneren Rande hin etwas sichelförmig gebogen, was beides
bei Crioceras ellipticum nicht der Fall ist, so steht zu vermuthen, dass er vorliegende Art mit zum Crioceras
ellipticum Mnt. gezogen habe. Hätte Geinitz auch ein Bild der Siphonalseite oder einen Querschnitt der
Röhre gegeben, so würde man hierüber Gewissheit haben.
Originale in der Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter.
Helicoceras sp. n.?
Aus dem Cuvieri-Pläner des Windmühlenberges bei Salzgitter liegen zwei in der Ornamentik über-
einstimmende Fragmente vor, von denen das eine, welches etwa zwei Umgänge umfasst, sicher zu Helioceras
gehört. Der Querschnitt der Röhre scheint nicht ellijjtisch, sondern kreisförmig zu sein. Die Ornamentik
dieser Gehäuse stimmt fast gänzlich mit derjenigen des Ancyloceras Paderbornense überein und ist letzterer
nur darin verschieden, dass die Rippen feiner und zahlreicher sind.
Originale in der Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach.
Helicoceras reflexus, Quenst. sp.
Taf. 42. Fig. 12—14.
1846 — 1849. Turrilites reflexus, Quenstedt, Cephalopoden, pag. 305, tab. 20, fig. 16.
1872. Helicoceras armatus, Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhm. Kreidef. pag. 47, z. Th. tab. 16,
fig. 14—16.
Bei Besprechung des Heteroceras Reussianum (S. 111) hielt ich es für möglich, dass Turrilites reflexus
die von mir nicht aufgefundenen Anfangswindungen des ersteren darstelle. Nachdem nun inzwischen von
diesem böhmischen Cephalopoden durch Fritsch — der den Quenstedt'schen Namen nicht kennt, — mehrere
Exenrplare abgebildet sind, ergibt sich, dass auch diese Art als eine selbstständige aufrecht zu erhalten sein
wird. Wenn aber Fritsch für die Art die Bezeichnung Helicoceras armatus d'Orb. Prodr. Etag. 22, Nr. 99,
wählt, so wird man ihm hierin kaum folgen können.
Ich habe bei der früheren Besprechung geglaubt, diesen Namen ausser Acht lassen zu müssen, da
d'Orbigny nicht näher angibt, welcher der verschiedenen von Geinitz als Hamites armatus Sow. zusammen-
gefassten Cephalopoden verstanden werden solle. Aber, wenn diese Bezeichnung auch unserer Art gälte,
so würde er dennoch nicht gewählt werden können, da er der spätere ist, indem d'Orbigny den Hamites
Reussianus, welcher auch von Fritsch mit unter die Synonyma aufgenommen ist, früher aufstellte.
Obwohl nun Fritsch bei seinen Untersuchungen — vom Namen abgesehen — ein Resultat gewonnen
hat, welches meiner früheren Vermuthung entspricht, so scheint doch jetzt nach den schönen Abbildungen
desselben — Naturexemplare stehen mir zum Vergleiche nicht zu Gebote — Turrilites reflexus nicht mit
Heteroceras Reussianum vereint werden zu können. Zu letzterer Art möchte ich nur Fig. 17 a, b, c auf
') Geinitz, Elbthalgebirge, II, tab. 35, insbesondere fig. 15.
— 167 — (47)
Taf. 14 bei Fritsch ziehen, dagegen für die Taf. 14, Fig. 14, 15, 16 und 18 dargestellten Gehäuse den
Quenstedt'schen Artnamen
Helioceras reflexus^)
aufrecht erhalten.
Vorkommen. Die Art fand sich in den Priesener Schichten, unweit Laun in Böhmen.
Zusatz zu Seite 112:
Heteroceras polyplocum ist auch in der Kreide von Lauingen und Königslutter in fussgrossen
Exemplaren aufgefunden worden. Nach mündlicher Mittheilung des Herrn Dr. Griepenkerl in Königslutter
hat derselbe die Art in der oberen Mucronaten-Kreide zugleich mit Ammonites Wittekindi beobachtet.
2 ) Von denen Taf. 42, Fig. 12 — 14 eine Copie gibt.
(48) — 168
IL Na utile en.
Gatt, Nautilus L. Br.
Nautilus tenuicostatus, sp. n.
Taf. 44. Fig. 12.
Das Gehäuse erreicht kaum mittlere Grösse: 60 bis 70 Millimeter Durchmesser.
Da sämmtliche vorliegenden Exemplare verdrückt sind, so erhält man von der ursprünglichen Gestalt
des Gehäuses kein genügendes Bild. Wahrscheinlich waren Flanken und Aussenseite, die durch keine Kante
getrennt sind, von ziemlich gleicher Ausdehnung, beide mehr oder minder gewölbt. — Nabel geschlossen.
Nähte unbekannt. Sipho der Aussenseite genähert. Oberfläche in der Jugend glatt, später mit fadenartig
dünnen Rippen (3 auf eine Distanz von 5 bis 7 Millimeter auf der Aussenseite), welche auf den Flanken
einen der Mündung zugekehrten, auf der Aussenseite nach rückwärts gewendeten Bogen bilden.
Bemerk. Die dünnen, entfernten, dem Gehäuse wie Fäden aufliegenden Rippen unterscheiden Nau-
tilus tenuicostatus leicht von den übrigen Arten des Cenoman. Nur in der jüngsten Kreide, in den Mucro-
naten-Schichten findet sich eine, rücksichtlich der Ornamentik verwandte Art: Nautilus ]?atens, Kner. Diese
aber ist von der vorliegenden durch den offenen Nabel völlig verschieden.
Gewöhnlich liegen die Stücke in den Sammlungen unter der Bezeichnung Nautilus elegans.
Vorkommen. Die Art gehört dem cenomanen Pläner an.
Ein Exemplar aus den Rotomagensis-Schichten des Kahnstein bei Langeisheim in der Sammlung
des Herrn Oberhüttenmeister Grumbrecht in Goslar.
Ein Exemplar aus gleichem Niveau von Rethen im Museum der Universität Göttingen.
Ein Exemplar aus dem Teutoburger Walde (Varians- Pläner?) zwischen Kohlstädt und Extersteine
in meiner Sammlung', etc.
.-■
Nautilus ceuomaneusis sp. n.
Taf. 45. Fig. 1. 2.
Das Gehäuse gross, gebläht, mit offenem, aber nicht weitem Nabel. Die Flanken massig convex,
etwas abgeplattet; Bauch schmäler als jene, gewölbt, gewöhnlich eine leichte Depression zeigend. Die Ober-
fläche der Steinkerne in der Jugend glatt, später schwache Rippen auf dem Bauche führend, welche allmälich
169 — (49)
auch auf die Flanken hinabsteigen. Bildung und Verlauf der Rippen wie bei Nautilus elegans. Die Nähte
bilden am Nabel ein Knie, gehen in zienilich starken Bogen über die Flanken und setzen, plötzlich ab-
weichend, geradlinig über den Bauch fort. Der Sipho liegt zwischen dem Centrum und der Innenseite.
Maasse: Durchmesser des Gehäuses 280 Mm.
Ganze Höhe der letzten Windung 175 „
Breite der letzten Windung 192 „
Ganze Höhe der vorletzten Windung c. 92 „
Breite der vorletzten Windung c. 104 „
Bemerk. Es scheint, dass in dem, was Sharpe ') Nautilus radiatus Sow. nennt, und den Vorkomm-
nissen von Essen, welche Geinitz 2 ) als Nautilus radiatus Sow. aufführt, das Gleiche vorliegt. Doch hat
schon Pictet gezeigt, dass die Sowerby'sche, der unteren Kreide angehörige Art 3 ) abweiche, indem die Rippen
breiter sind, die Nähte am Nabel kein Knie bilden etc., und deshalb die Sharpe'sche Art neu zu benennen
ist. Es könnte der ostindische Nautilus er ebrico Status 4 ) mit unserer Art übereinstimmen, wenn diesem nicht
das dem Nabel nahe a-eleo'ene Knie in der Sutur zu fehlen schiene.
Ein ähnliches, grosses Gehäuse, aber mit stärkerer Ventraldepression liegt in grauem Hornstein ver-
steinert aus den Maestrichter Schichten vor.
Vorkommen. Es liegen sechs ziemlich vollständige und fünf fragmentäre Exemplare aus dem ceno-
manen Grünsande von Essen vor.
Originale in meiner Sammlung. Zwei Stück im Museum zu Bonn.
Dieselbe Form liegt auch von Dover unter der Bezeichnung Nautilus elegans Sow. vor. Nautilus
elegans aber besitzt nach der Darstellung von Sowerby sowohl wie von Mantell einen centralen Sipho etc. 5 ).
Nautilus Fleuviausiamis d'Orb.
Taf. 45. Fig. 3, 4.
1840. Nautilus Fleuriausianus, d'Orbigny, Paleont. franc. Terr. cre't. I, pag. 82, tab. 15.
1853. „ „ Sharpe, Molluska of the Chalk, pag. 16, tab. 6, flg. 3.
1858. „ „ Pictet, Sainte-Croix, pag. 141.
Das bis 115 Millimeter im Durchmesser haltende Gehäuse ist comprimirt und scheint erst in der
Wohnkammer etwas an Dicke zu gewinnen. Die hohen Flanken sind massig convex, der schmale Bauch
gewölbt, die Mündung oval. Der Nabel sehr eng. Die Kammern niedrig. Die Nähte der Kammerwände
in der Nähe des Nabels etwas nach vorn gebeugt, bilden auf den Flanken einen weiten Bogen und laufen
geradlinig über den Bauch.
Mehrere Exemplare führen auf einem Theile der letzten Windung, auf den Flanken, in der Nähe
der Aussenseite schwache Tuberkeln. Aehnliches zeigt Nautilus undulatus Sharp. ), aber hier stehen die
Tuberkeln gedrängter und finden sich nur in der Nähe der Mündung.
') Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 14, tab. 5, fig. 1. — Sharpe nennt als synonym Nautilus radiatus d'Orbigny,
tab. 14 (= Nautilus subradiatus, d'Orb. Prodr. II, pag. 145) der sich durch weiteren Nabel und mangelndes Knie der Nähte unterscheidet.
2 ) Geinitz, Eibthal, I, pag. 278.
3 ) Vergl. auch Ewald, Sitzungsberichte der Berliner Akademie, 1860, pag. 336.
4 ) Blandford, Foss. Cephal. of the cretac. rocks of Southern India. Mem. geol. Survey of India, I, pag. 36, tab. 22.
5 ) Vergl. auch die Bemerkungen zu Nautilus Sharpei.
6 ) Sharpe, 1. c. tab. 5, fig. 4.
Palaeontographica, N. F. IV. 2. (XXIV). 7
(50) — 170 —
Maasse in Millimetern:
Durchmesser des Gehäuses .... 105.
Ganze Höhe der letzten Windung . 65.
Breite der letzten Windung . . . 49.
Ganze Höhe der vorletzten Windung 29.
Breite der vorletzten Windung . . . 22.
Bemerk. Die Abbildung des Nautilus Fleuriausianus bei d'Orbigny lässt ebenso wie diejenige
bei Sharpe das Knie der Nähte am Nabel nicht, aber wohl nur deshalb nicht erkennen, weil die Suturen
nicht bis in den Nabel hinein gezeichnet sind. Deutlich ist dieses Knie in der Zeichnung des Nautilus
triangularis bei d'Orbigny l ) zu erkennen, was für die Beurtheilung der Art von Interesse ist, da d'Orbigny
den Nautilus Fleuriausianus im Prodrome unter die Synonyma des Nautilus triangularis stellte. Da Sharpe
auch den mit starkem Knie versehenen Nautilus Sowerbianus d'Orb. mit unter die Synonyma des Nautilus
Fleuriausianus zu stellen geneigt ist, so ergibt sich, dass auch Sharpe unserer Art ein solches Knie zuschreibt.
Hiernach ist es nicht mehr wahrscheinlich, dass das von Stoliczka 2 ) als Nautilus Fleuriausianus abgebildete
indische Exemplar hierher gehöre.
Vorkommen. Ich sammelte 6 Exemplare in der Tourtia von Essen. — Ausserdem im Cenoman
Frankreich's und Englands.
Nautilus Touvtiae, sp. n.
Tat. 46. Fig. 1—4.
? 1853. Nautilus Neocomiensis Sharpe (non! d'Orbigny) Molluska of the Chalk, pag. 15, tab, 5, fig. 3.
Das Gehäuse scheint nur mittlere Grösse zu erreichen. Seine Form ist in früher Jugend verschieden
von der späteren. Bis zu etwa 20 Mm. Durchmesser ist der Querschnitt der Röhre dreiseitig und der Nabel
geschlossen; allmälich flacht sich dann der Bauch ab und erweitert sich, so dass er an Breite fast den Flanken
gleichkommt. Beide sind flach; der Bauch bisweilen ein wenig gewölbt. Eine gerundete Kante vei'bindet
die Flanken sowohl mit der senkrechten Nabelfläche, wie mit dem Bauche. Der Nabel selbst ist allmälich
so weit geworden, dass von dem früheren Umgange 1 / 3 sichtbar bleibt. Die Nähte steigen senkrecht auf
der Nabelfläche auf, bilden auf der Flanke einen starken Bogen und laufen geradlinig, oder vielleicht ein
wenig nach rückwärts gebogen über den Bauch. Der ovale Sipho liegt so tief an der Unterseite, dass er,
wenn man die Stücke nicht sorgfältig präparirt, leicht mit dem kleinen, dicht unter ihm liegenden Lobus
verwechselt werden kann.
Auf dem Bauche eines Exemplares haftet noch ein Stück Schale, welches ziemlich kräftige, gebogene
Bippen führt. Am Steinkerne sind die Rippen nur auf dem Bauche schwach angedeutet.
Ungefähre Maasse in Millimetern:
Durchmesser des Gehäuses .... 85.
Höhe der letzten Windung
Breite der letzten Windung .
Höhe der vorletzten Windung-
Breite der vorletzten Windung
Unbedeckter Theil derselben .
43.
54.
20.
36.
12.
') d'Orbigny, Pal. franc. terr. cre't. I, tab. 12.
-) Stoliczka, Foss. Cephal. cret. rocks, South. India, pag. 206, tab. 94, fig. 1.
— 171 (51)
Bemerk. Die ganze Form des Gehäuses steht dem Nautilus radiatus Sharpe l ) (non Sowerby 2 )) nahe,
doch ist der Nabel erheblieh weiter und der Sipho tiefer gelegen. Von Nautilus cenomanensis unterscheidet
sich die Art durch geringere Grösse, durch langsamere Wachsthumszunahme, durch stärkere Abplattung der
Flanken und des Bauches, durch grösseren Nabel und tiefere Lage des Sipho.
Das was Sharpe als Nautilus neocomiensis (non! d'Orbigny) aus dem Grey Chalk von Urchfort auf-
führt, scheint nach der Beschreibung, insbesondere auch durch die in der Jugend und im Alter verschiedene
Gestalt der Röhre übereinzustimmen, doch gibt die Abbildung eines defecten Exemplares kein genügendes Bild.
Vorkommen. Ich sammelte mehrere Exemplare in der Tom-tia bei Essen.
Nautilus Sfaarpei, sp. n.
Taf. 46. Fig. 5— 7.
Das kugelige Gehäuse gross; Flanken und Bauch gleichmässig gewölbt; Mündung halbmondförmig;
Nabel eng oder geschlossen. Die Nähte der Kammerwände bilden am Nabel ein schwaches Knie und laufen
dann geradlinig über Flanken und Bauch. Sipho central. Oberfläche (anfangs) glatt. Das grösste vollständige
Exemplar ist abgebildet, Bruchstücke noch grösserer, sehr wahrscheinlich hierher gehöriger Gehäuse zeigen
später auf dem Bauche gekrümmte schwache Rippen, welche durch gleich breite Intervalle getrennt sind.
Bemerk. Die Stücke wurden gewöhnlich mit zu Nautilus elegans Sow. 3 ) gezogen, der aus dem Chalk
marl von Ringmer in Sussex stammt. Es ist nicht zweifellos, was unter dieser vielgenannten Art zu ver-
stehen sei, wie bereits Pictet 4 ) ausgeführt hat. Schwerlich ist das, was d'Orbigny 3 ) und Sharpe 8 ) unter
diesem Namen darstellen 7 ), das Gleiche, denn an der Sowerby'schen Art liegt der Sipho central, während
jene beiden Autoren ihn dem Bauche nähern. Wie dem auch sei, unsere Art unterscheidet sich schon durch
den geraden Verlauf der Nähte, welche von Sowerby sowohl, wie von d'Orbigny als nach vorn gebogen
dargestellt wird.
Vorkommen. Die Art gehört der Tourtia an. Obwol kein vollständiges Exemplar vorliegt, sind
die Stücke doch keineswegs selten; ich sammelte in der Gegend von Essen neun Exemplare.
Scheint auch in der belgischen Tourtia von Tournay vorzukommen.
Nautilus cf. Fittoni, Sharpe.
Taf. 47. Fig. 5. 6.
1853. Nautilus Fitloni Sharpe, Foss. molluska of the chalk, pag. 17, tab. 6, tig. 4.
Es liegt nur ein ähnliches Fragment vor, wie dasjenige, welches von Sharpe abgebildet wurde. Die
Seiten sind flach und hoch, der Bauch schmal und gerundet; der Nabel soll weit sein. Die Nähte der
•) Sharpe, Foss. Moll, of the Chalk, pag. 14, tab. 5, flg. 1.
2 ) Sowerby, Min. Conch. tab. 356.
3 ) Sowerby, Miner. Conchol. tom. II, pag. 32, tab. 116.
4 ) Pictet, Sainte-Croix, tom. I, pag. 117.
5 ) d'Orbigny, Pale'ont. franc. terr. cret. tom. I, pag. 87, tab. 19.
°) Sharpe, Foss. molluska of the chalk, pag. 12, tab. 3, flg. 3, tab. 4, flg. 1.
7 ) Es liegt eine Anzahl verdrückter Nautili aus dem eenomanen Grünsande von Essen vor, welche nicht genügend erhalten
sind, um sie hier berücksichtigen zu können. Der geschlossene Nabel derselben weiset auf Nautilus elegans d'Orb., aber es scheint,
als ob die Nähte weniger gebogen seien. Rücksichtlich des letzten Umstandes stimmen die grossen Gehäuse aus dem Turon West-
falens überein, aber die sehr ungünstige Erhaltung auch dieser Stücke verhindert ebenfalls einen näheren Vergleich.
7*
(52) 172
Kammerwände sind stark gebogen. Sie bilden in der Nähe des Nabels ein Knie, indem sie erst nach vorn
geneigt sind, dann fast rechtwinklig nach hinten abfallen und darauf in einem Bogen allmälich nach vorn
steigen. — Der Sipho soll nahe an der Unterseite liegen.
Bemerk. Die flachere Gestalt des Gehäuses und die stärkere Krümmung der Nähte unterscheiden
die Art von Nautilus Fleuriausianus d'Orb. und Nautilus Sowerbianus d'Orb. — Der nahe verwandte tertiäre
Nautilus Forbesi d'Arch. l ) zeigt ein noch stärker entwickeltes Knie in der Sutur.
Vorkommen. Das vorliegende Stück wurde von Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach im ceno-
manen Pläner bei Langeisheim gesammelt.
Nautilus auguliferus, sp. n.
Taf. 47. Fig. 3, 4.
Obwohl nur ein etwa 45 Millimeter grosses Exemplar ohne Wohnkammer vorliegt, dessen äusserer
Umgang völlig abgerieben ist, so ist dasselbe dennoch durch die Ornamentik der vorigen Windung bestimmt
characterisirt und durch dieselbe leicht von anderen Arten zu unterscheiden.
Das geblähte Gehäuse, dessen Nabel scheinbar wenigstens geschlossen ist, führt feine, fadensdicke,
entfernt stehende Rippen. Diese Rippen bilden vom Nabel ausgehend einen einfachen Bogen und treffen
mit den von der anderen Seite kommenden Rippen in der Mittellinie des Bauches unter einem spitzen Winkel,
der sich etwas zungenförmig vorschiebt, zusammen. Nähte und Sipho unbekannt.
Vorkommen. Nautilus anguliferus wurde durch Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach im ceno-
manen Pläner des Ringelberges bei Salzgitter aufgefunden.
Nautilus Deslougchampsianus, d'Orb.
Taf. 47. Fig. 7, 8.
1822. Nautilus elegans, Mantell, Geology of Sussex, z. Th. tab. 21, 8g. 8.
1840. „ Deslougchampsianus, d'Orb. Paleont. franc. Terr. cret. tora. I, pag. 90, tab. 20.
1852. „ ,, Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 144.
1854. „ „ Sharpe, Molluska of tbe Chalk, pag. 12, tab. 3, fig. 1, 2.
1858. „ „ Pictet, Sainte-Ooix, tom. I, pag. 137.
1859. „ „ v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch, geol. Ges. XI, pag. 35.
1868. „ ,, v. Seebacb, Nachrichten von der Königl. Gesell, der Wissenschaften und der G. A.
Universität zu Göttingen, pag. 135.
Das geblähte Gehäuse erreicht kaum mittlere Grösse, indem das grösste vorliegende Exemplar nur
70 Millimeter Durchmesser besitzt. In dem geöffneten Nabel sind die früheren Umgänge sichtbar. Von der
characteristischen scharfen Nabelkante fällt einerseits die Schale gewölbt zur Umgangsnaht ab und neigt
anderseits ihre fast flachen Flanken gegen den gewölbten Bauch, in den sie ohne Kante übergehen. Die
grösste Weite der Röhre fällt mit der Nabelkante zusammen; ihre Breite übertrifft die Höhe bedeutend.
Der Sipho liegt unterhalb der Mitte der Kammerwände. Die Nahtlinie steigt auf der Nabelfläche senkrecht
empor, bildet an der Kante ein Knie, auf der Flanke einen nach rückwärts gekehrten Bogen und läuft fast
geradlinig über den Bauch. Die ganze Oberfläche des Gehäuses ist mit zahlreichen scharfen Rippen bedeckt,
welche auf der Nabelfläche entspringen und auf den Flanken einen nach vorn, auf dem Bauche aber einen
nach rückwärts gekehrten Bogen bilden und sich auf letzterem durch Einsetzen wiederholt vermehren. So
') D'Archiac et Haime, Descript. des animaux du group Nummulitique de l'Inde. Paris 1853, pag. 338, tab. 34, Fig. 12.
— 173 — (53)
die Exemplare des Pläners. Die Stücke aus dem Grünsande und der Tourtia zeigen nur auf dem Bauche
die Rippen. Es wird dies Folge des Erhaltungszustandes sein. Auf französischen Exemplaren, an denen
die Schale erhalten ist, werden die Rippen durch spirale Streifen gekreuzt.
Bemerk. In der Gestalt des Gehäuses steht die Art dem Nautilus expansus (siehe diesen) nahe, aber
die verschiedene Sculptur lässt keine Verwechselung zu.
Vorkommen. Die Art gehört allen drei Gliedern des Cenoman an. Ich sammelte Exemplare in der
Tourtia bei Essen und im Grünsande mit Ammonites varians bei Dortmund.
Schlönbach fand sie im unteren Pläner der Kothwelle und des Hillenberges bei Salzgitter, am Flöte-
berge bei Liebenburg und am Kahnstein bei Langelsheim; von Seebach bei Holungen im Ohmgebirge.
Ausserdem in England, Frankreich, der Schweiz (Studer) und bei Nizza (Sismonda).
Zur Untersuchung liegen sieben Exemplare vor.
Nautilus expansus, Sow.
1825. Nautilus expansus, Sowerby, Miner. conchol. tom 5, pag. 83, tab, 458, fig. 1.
1842. ,, Archiacianus, d'Orbigny, Paleont. franc. terr. cret. I, tab. 21.
1852. „ ,, Kner, Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen von Ostgalizien, tab. 1, fig. 7.
1853. „ expansus, Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 11, tab. 2, fig. 3 — 5.
1859. ,, „ v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. pag. 36.
1859. „ „ Pictet, Sainte-Croix, I, pag. 139.
1866. „ „ Schlüter, Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. pag. 60.
Das kleine bis zwei Zoll grosse Gehäuse stimmt in dem Querschnitt der Röhre und in dem offenen,
durch eine Kante begrenzten Nabel, und wie es scheint auch in der Nahtlinie mit Nautilus Deslongehampsianus
überein, aber statt der gegitterten Rippen ist die Oberfläche nur mit sehr feinen, gedrängt stehenden An-
wachslinien bedeckt.
Bemerk. Auf die Autorität Sharpe's wird hier der Sowerby'sche Name adoptirt, obwohl erst die
Darstellungen von d'Orbigny ein Bild der Art lieferte.
Vorkommen. Ich sammelte einige Exemplare im oberen Cenoman, im Rotomagensis-Pläner bei
Lichtenau in Westfalen. Da die Stücke sehr verdrückt sind, eignen sie sich nicht zur Abbildung.
von Strombeck nennt die Art auch aus unterem Cenoman, aus der Tourtia von Essen.
Ebenso im Cenoman der Schweiz, Frankreich's und England's.
Nautilus cf. rugatus, Fr. & Schlönb.
1859. Nautilus elegans, v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. pag. 53.
1872. „ rugatus, Fritsch & Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreide, pag. 23, tab. 12, fig. 2, tab. 15, fig. 2.
Der zu architectonischen Zwecken vielfach benutzte turone Grünsand des südlichen Westfalens,
welcher das Aequivalent des Scaphiten-Pläners darstellt, umschliesst nicht selten bis 300 Millimeter grosse
Nautili, welche bisher in der Literatur zu Nautilus elegans Sow. gestellt sind. Wenngleich sämmtliche mir
bekannte Exemplare stark verdrückt sind und weder die Nähte der Kammerwände noch die Lage des
Sipho zeigen, so lassen sie gleichwol keinen Zweifel, dass sie von sämmtlichen Arten des Cenoman ver-
schieden seien. Die einzige erkennbare Eigenthümlichkeit beruht in der Bildung der Rippen. In der Jugend
bemerkt man an dem Gehäuse — dessen Nabel geschlossen ist — keine Rippen; diese entwickeln sich erst
allmälich und haben einen ähnlichen Verlauf wie bei Nautilius elegans: am Nabel entspringend, werfen sie —
(54) — 174 —
sich dichotomirend — auf der Flanke einen weiten Bogen nach vorn, auf der Aussenseite nach rückwärts.
Diese Rippen sind flach und erlangen im Gegensatze zu den cenomanen Gehäusen eine ausserordentliche
Breite, bis zu 8 Millimeter, während die sie trennenden Furchen höchstens 2 Millimeter breit sind.
Rücksichtlich dieser Ornamentik stimmen die vorliegenden Stücke mit dem aus der böhmischen
Kreide beschriebenen Nautilus rugatus überein. Da dieser Art aber im mittleren Alter ein stumpfer, helm-
förmiger Kiel zugeschrieben wird, so bleibt, da dieser Umstand an unseren Exemplaren der Verdrückung
wegen nicht beobachtet werden kann, die Identität beider Formen vor der Hand zweifelhaft.
In Böhmen wurde die Art in den Iser-Schichten gefunden.
Geinitz ') will die Art auch in den Scaphiten-Schichten von Strehlen gefunden haben, von wo er sie
früher 2 ) als Nautilus radiatus Sow. aufgeführt hat, und meint, Nautilus elegans Mant. sei unter die Synonyma
dieser Art zu stellen.
Die vorliegenden Stücke stammen von Unna und von Anrechte, südlich Erwitte in Westfalen.
Nautilus cf. Neubergicus, Redt.
Taf. 48. Fig. 3—5.
1858. Nautilus Soioerbyanus, F. v. Hauer (non! d'Orb.) Ueber Cephalopoden der Gosauschichten, pag. 14, tab. 1, fig. 1, 2.
1873. „ Neubergicus, Redtenbacher, Ueber die Cephalopodenfauna der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen,
pag. 7 (97) tab. 22, fig. 4.
Da das einzige dieser Art zu Grunde liegende alpine Exemplar nacli den übereinstimmenden An-
gaben von F. v. Hauer und Redtenbacher verdrückt ist, so kann bei einer Vergleichung nicht die allge-
meine Gestalt des ungekannteten und ornamentlosen Gehäuses, sondern nur die Beschaffenheit der Nähte
und des Nabels in Betracht kommen. Mit diesen übereinstimmend liegen mehrere Exemplare aus dem west-
fälischen Kreidebecken vor. Der Nabel ist sehr eng. Die Nähte der ziemlich nahestehenden Kammerwände
bilden zunächst am Nabel einen kurzen, nach vorn gerichteten Bogen, laufen dann massig gebogen über die
Flanken und setzen geradlinig über den Bauch.
Der einzige Unterschied, den die vorliegenden Stücke von der angezogenen Art erkennen lassen,
beruht in der abweichenden Form des ganzen Gehäuses. Während die westfälischen Gehäuse gebläht bis
kugelig sind, ist das alpine Gehäuse comprimirt 3 ). Dieser Umstand würde eine specifische Verschiedenheit
begründen, wenn es nicht höchst wahrscheinlich wäre, dass derselbe nur dem erlittenen Drucke seinen Ur-
sprung verdanke.
Der bislang unbekannte Sipho liegt oberhalb der Mitte.
Die vorliegenden Stücke erreichen eine Grösse von 4 Zoll.
Bemerk. Von Nautilus Sowerbyanus d'Orb. 4 ) unterscheidet sich die Art durch den engen Nabel. Der
nahestehende Nautilus galicianus Alth. von Lemberg 5 ) lässt in der Nahtlinie kaum ein Knie am Nabel er-
kennen, dagegen ist die Biegung derselben auf den Flanken stärker. Uebereinstimmend im Verlauf der
Nähte scheint der später zu besprechende Nautilus Darupensis zu sein, allein derselbe besitzt nur etwa die
halbe Anzahl der Kammern auf einem Umgange, und sein Sipho ist der Aussenseite mehr genähert.
') Geinitz, Elbthalgebirge, tom. II, pag. 181, tab. 31, fig. 16 (male!)
2 ) Geinitz, Quadersandsteingebirge, pag. 11.
3 ) Vergl. Fig. 2, 1. e. bei v. Hauer.
4 ) d'Orbigny, Pale'ont. franc;. Terr. cret. tom. I, tab. 1§, fig. 1, 2.
5 ) Favre, Deseript. des mollusq. foss. de Lemberg, tab. 2, fig. 2.
— 175 — (55)
Vorkommen. Ich sammelte mehrere Exemplare im Emscher-Mergel bei Stoppenberg, unweit Essen
und Alstaden, in der Nähe von Mülheim an der Ruhr.
Ein Exemplar fand sich in den sandigen Quadraten-Schichten von Lette in Westfalen.
Nautilus leiotvopis, sp. n.
Taf. 48. Fig. 1, 2.
Das geblähte Gehäuse erreicht fast Fussgrösse. Die Umgänge lassen nur einen engen Nabel offen,
aus dem die steil aufsteigende Nabelfläche ohne Kante in die gewölbten Flanken übergeht, die in dem kiel-
förmig vortretenden Bauche zusammentreffen. Die Nahtlinie bildet in der Nähe des Nabels ein Knie,
erstreckt sich dann ziemlich geradlinig bis über die Hälfte der Flanken hinaus, von wo sie sich in auf-
steigendem Bogen nach vorn wendet. Die Oberfläche des Steinkernes ist. (wenigstens auf dem letztem Um-
gange) mit sehr breiten, flachen, dichotomirenden, durch schmale Zwischenräume getrennten Rippen bedeckt,
welche auf der Nabelfläche beginnen und, indem sie auf den Flanken einen starken Bogen nach vorn bilden, sich
bis zum Kiele erstrecken, diesen aber nicht überschreiten, sondern glatt lassen. — Der Sipho ist unbekannt.
Bemerk. Der glatte Kiel des im übrigen mit Rippen bedeckten Gehäuses unterscheidet die Art
leicht von allen bislang bekannten Formen.
Vorkommen. Die Art gehört dem Emscher-Mergel an.
Das einzige bis jetzt aufgefundene, etwas verdrückte Exemplar stammt aus dem Schacht d^r Zeche
Hercules bei Essen : ).
Original im Museum der Universität zu Bonn. —
Nautilus Westphalicus, Schlüt.
Taf. 47. Fig. 1, 2.
1872. Nautilus Westphalicus, Schlüter, üeber die Spongitarienbänke der oberen Quadraten- und unteren Mukronaten-
Schichten des Münsterlandes, pag. 13.
? 1872. ,, galea, Fritsch und Schlönbaeh, Cephalopoden der böhmischen Kreide, pag. 23, tab. 12 u. tab. 15.
Gehäuse gross (bis c. 300 Millimeter), gebläht, Aussenseite schiffskielartig zugeschärft. Nabel offen,
wenngleich eng (doch etwas weiter als in der Zeichnung angedeutet ist). Die Nähte der Kammerwände
bilden in der Nähe des Nabels ein Knie und laufen dann fast geradlinig über die Flanken und den Kiel. —
Oberfläche des Steinkerns glatt.
Bemerk. Die Art steht dem Nautilus galea aus den Iser-Schichten Böhmens, der die gleiche Grösse
erreicht, nahe und ist vielleicht damit ident. Der Nabel der böhmischen Art soll „ganz geschlossen" sein;
in der Abbildung aber ist er von Gesteinsmasse verdeckt, so dass möglicher Weise diese Verschiedenheit
in der That nicht besteht, dann sind die Nähte auf den Flanken etwas mehr gebogen, als an unserer Art.
Den Nautilus galea, wie Geinitz 2 ) will, unter die Synonyma von Nautilus sublaevigatus d'Orb. zu
verweisen, dafür dürfte kein Grund vorliegen.
Nautilus Westphalicus hat in der Gestalt des Gehäuses noch zwei Verwandte: den cenomanen Nau-
tilus triangularis Montf. 3 ), welcher sich durch stärkere Biegung der Nähte unterscheidet und den tertiären
') Nachträglich sind noch einige Exemplare in gleichem Niveau aufgefunden worden.
-) Geinitz, Eibthalgebirge, tom. II, pag. 182.
3 ) d'Orbigny, Pal. fi'anc. Terr. cret. tom. I, tab. 12.
(56) — 176 —
Nautilus Deluci d'Arch. l ), der einen weiter geöffneten Nabel besitzt nnd dessen mehr gekrümmte Nähte kein
Knie am Nabel bilden.
Vorkommen. Die Art fand sich bisher nur in der Quadraten-Kreide, in der Zone des ScapMtes
binodosus bei Dülmen in Westphalen.
Exemplare in den Museen zu Münster, sowie in meiner Sammlung. —
Nautilus Darupeusis, sp. n.
Taf. 49. Fig. 4, 5.
Das Gehäuse erreicht eine Grösse von etwa 6 Zoll Durchmesser. Der Nabel ist geschlossen. Flanken
und Bauch gewölbt. Die Mündung bei unverdrückten Exemplaren ungefähr so hoch wie breit. Die Ober-
fläche der Steinkerne zeigt keinerlei Sculptur. — Die Kammerwände stehen auffallend weit von einander
entfernt. Ihre Nähte bilden eine Wellenlinie, indem sie zuerst eine Krümmung nach vorn, dann einen flache-
ren Bogen nach rückwärts werfen und darauf geradlinig über den Bauch setzen. Der Sipho liegt sehr nahe
der Aussenseite.
Maasse eines, wie es scheint, nur sehr wenig verdrückten Exemplares aus der Nähe von Osterwick
in Westphalen (I) und eines Stückes von Darup (II) in Millimetern:
I. II.
Durchmesser des Gehäuses . . . c. 105 95
Ganze Höhe der letzten Windung . 66 56
Breite der letzten Windung ... 60 54
Dicke der vorletzten Windung ... — c. 30
Bemerk. Die Art hat einige Beziehungen zum Nautilus Sowerbyanus d'Orb. aus dem Turon, aber
bei demselben ist das erste Knie der Nahtlinie schärfer, die zweite Biegung flacher und bis zur Aussenseite
ausgedehnt und endlich der Nabel nicht geschlossen.
Bei Nautilus Galicianus Alth. '-) fehlt das erste Knie der Nahtlinie oder ist doch kaum angedeutet;
dagegen ist die zweite Krümmung stärker 3 ). Auch erreicht dieses Gehäuse nur die halbe Grösse und zeigt
einen etwas geöffneten Nabel.
Vorkommen. Die Art wurde bis jetzt nur in der Mukronaten-Kreide beobachtet.
Ich sammelte fünf Exemplare bei Darup, ein Stück bei Osterwick in Westphalen, und zwei Exem-
plare liegen von Haldem vor.
Nautilus Ahlteneusis, sp. n.
Taf. 49. Fig. 1—3.
Das Gehäuse hat vier Zoll Durchmesser. Der Nabel ist massig weit geöffnet. Flanken und B a uch
abgeplattet, beide durch abgerundete Kanten verbunden. Da die vorliegenden Exemplare verdrückt sind, so
ist der Querschnitt der Röhre nicht mit völliger Sicherheit anzugeben. Derselbe erscheint quadratisch, an
') d'Archiae et Haime, Descript. des anim. foss. du groupe nummultique de l'Inde, Paris, 1853, pag. 337, tab. 35, fig. 2.
2 ) Alth, geognostisch-paläontologische Beschreibung der nächsten Umgebung von Lemberg, pag. 203, tab. 10, fig. 26.
Favre, Moll. foss. de la craie des environs de Lemberg, pag. 6, tab. 2, fig. 2.
3 ) Ich vergleiche die Nähte möglichst direct auf die Weise, dass ich dieselben mit der Feder auf der rauhen Fläche einer
Glastafel durchzeichne, welche dadurch erzielt wird, dass man auf derselben Gummiwasser trocknen lässt, und das so gewonnene durch-
sichtige Bild auf die zu vergleichende Form auflege.
177 — (57)
einem Stücke etwas höher wie breit. Die vorletzte Windung ist im Nabel zu '/ 3 oder '/ 4 ihrer Seitenhöhe
sichtbar. Der letzte halbe Umgang ist Wohnkammer. Die Oberfläche des Gehäuses glatt. — Die Nahtlinie
der Kammerwände verläuft fast geradlinig und ist nur auf den Flanken und dem Bauche kaum merklich
nach rückwärts gebogen. Der Sipho liegt ziemlich genau in der Mitte der Kammerwand.
Maasse können mit einiger Genauigkeit wegen der Verdrückung der Stücke nicht angegeben werden.
Bemerk. Die Art steht dem Nautilus Largilliertianus aus dem Cenoman in der äusseren Gestalt sehr
nahe. Bei letzterem ist die Mündung höher wie breit, die Nahtlinie in der Nähe des Nabels leicht nach vorn
gekrümmt, die Aussenseite mit einer Mittellinie versehen und der Sipho nahe an der Innenseite gelegen.
Zwei Exemplare von Haldem sind scheinbar dicker und lassen keine Einbiegung der Nähte auf den
Flanken erkennen, können also nicht mit völliger Gewissheit hierhergezogen werden.
Es liegen ausserdem zahlreiche andere Stücke von Haldem vor, welche so verdrückt sind, dass ihre
ursprüngliche Gestalt noch nicht mit Zuverlässigkeit ermittelt werden konnte. Obwol dieselben unserer Art
nahe stehen, so scheint doch gegen die Zugehörigkeit zu sprechen, dass die Nähte ein wenig stärker gebogen
sind und ebenso, scheinbar wenigstens, der Nabel etwas enger und der Bauch etwas gewölbt ist. Der Sipho
hat die gleiche centrale Lage.
Vorkommen. Die Art gehört der Mukronaten-Kreide an.
Drei Exemplare von Ahlten bei Lehrte in Hannover im Museum zu Göttingen und ein Stück im
Besitze des Herrn O. S. I. Schlönbach.
Vielleicht auch bei Haldem und dann dort gemein. —
Nautilus Vaelsensis, Binkh.
Taf. 51. Fig. 3—4.
1861. Nautilus Vaelsensis, Binkhorst, Monogr. des Gaster. et des Cephalopodes de la craie superieure du Duche de Limburg
pag. 15, tab. Vc, fig. 2.
1871. „ ,, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Gesellsch. in Bonn, 19. Juni 1871.
Gehäuse von mittlerer Grösse, comprimirt, mit weitem Nabel. Flanken und Aussenseite flach, bis
flach convex, beide durch scharfe Kanten getrennt und der Querschnitt der Röhre oblong. Die letzte Win-
dung umfasst die vorhergehende nur zur Hälfte, daher die früheren Umgänge im Nabel sichtbar. Die
Oberfläche der besser erhaltenen Gehäuse — die schlechten sind glatt — trägt dünne Rippen, welche von
der Nabelkante aus, in deren Nähe sie dichotomiren, anfangs mit leichter Krümmung nach vorn steigen,
dann nach Bildung eines starken Bogens an der Bauchkante sich weit nach rückwärts neigen, in Folge
dessen hier dicht gedrängt stehen und mit einer Biegung über den Bauch weiter laufen. — Die Nähte der
Kammerwände bilden auf den Flanken einen einfachen nach rückwärts gelehnten Bogen. Nur die letzten
Nähte vor der Wohnkammer verrathen die Neigung, in der Nähe der Nabelkante zuerst eine leichte Biegung
nach vorn zu machen. Die Aussenseite passiren sie geradlinig. — Sipho unbekannt.
Maasse I. eines Exemplares von Lüneburg ohne Wohnkammer, IL eines wahrscheinlich compri-
mirten Exemplares von Vaels — in Millimetern:
I. II.
Durchmesser 98 96
Weite des Nabels 25 24
Höhe der letzten Windung . 45 45
Palaeontographica, K. F. IV. 2. (XXIV).
(58) — 178
I. IL
Breite der letzten Windung .28 17
Höhe der vorletzten Windung; c. 17 c. 20
Breite der vorletzten Windung — c. 5
Bemerk. Das Gehäuse ist so eigentümlich, dass eine Verwechselung mit einer anderen Art, nament-
lich auch nicht mit dem mehr involuten, glatten Nautilus Largilliertianus des Cenoman zu befürchten ist.
Vorkommen. Die Art ist auf Mukronaten-Kreide beschränkt und hat sich in dieser bisher nur an
zwei Lokalitäten gezeigt. Sie wurde zuerst durch Binkhorst von Vaels bei Aachen beschrieben und abge-
bildet. Von dort Exemplare in den Aachener Sammlungen, sowie in meiner Sammlung. Dann wurde die
Art auch bei Lüneburg aufgefunden, von wo die Museen in Berlin und Göttingen Stücke bewahren. —
Nautilus patens, Kner.
Taf. 50. Fig. 1 — 5.
1848. Nautilus patens, Kner, Versteinerungen des Kreidemergels von Lemberg, pag. 7, tab. 1, fig. 2.
1863. „ interstriatus, v. Strombeek,- Zeitschr. d. deutseh. geol. Ges. tom. 15, pag. 137.
1S69. „ patens E. Favre, Descript. des mollusq. foss. de la craie des environs de Lemberg, pag. 5. tab. 2, fig. 1.
1869. „ interstriatus, E. Favre, ibid. pag. 3, tab. 1. fig. 3 — 5.
„Mit einem Tlieile oder anscheinend der ganzen Wohnkammer 100 bis 120 Millimeter ') im Durch-
messer. Meist sehr verdrückt. Von äusserer Schale ist nichts vorhanden und sind die Scheidewände der Kam-
mern stets sichtbar, woraus auf Steinkerne zu schliessen sein möchte. Die Mundöffnung und der Nabel sind
mit Nautilus neocomiensis d'Orb. tab. 11 ziemlich conform, jene etwa so hoch als breit, ja wohl noch etwas höher,
daher die Form nicht aufgebläht erscheint. Der Nabel 2 ) weit und offen und ohne Kante. Sipho mittel-
ständig oder noch etwas nach aussen liegend. Was die Species vornehmlich bezeichnet, ist die Art der
Berippung. Die Rippen sind nämlich nicht breit und wellenartig, durch Furchen gesondert, wie an Nautilus
neocomiensis, elegans etc., sondern bestehen lediglich in schwachen, linienartig erhabenen, aber sehr markirten
Streifen, die innerhalb des Nabels, auf den Seiten und am Rücken gleich bleiben. Sie biegen sich stark
S-förmig, laufen bis etwas über die halbe Höhe der Seite bogig radial und machen dann und auf dem
Rücken eine starke Biegung nach hinten. Bei 100 Millimeter Durchmesser zählt man in der Medianlinie
des Rückens auf 30 Mill. Länge 12 dergleichen Rippen. Sie haben also etwa die Entfernung, wie an der
Abbildung von A 7 . elegans bei d'Orb. Gabeluni;- der Rippen, die an dieser Species auf unseren Exemplaren
aus Cenoman auf den Seiten häufiger ist als d'Orb. zeichnet, findet sich nie. Dagegen sieht man auf dem
Rücken und auf der obern Hälfte der Seiten zwischen je 2 Rippen nocli 3 feine Streifen, wie wir solche an
keiner anderen gerippten Kreidespecies kennen. Von dieser Eigenthümlichkeit mag die Benennung (iV. inter-
striatus) entnommen werden. Auf der untern Seitenhälfte und im Nabel ist die Zwischenstreifung nicht zu
bemerken. Das Ganze lässt vermuthen, dass Steinkerne mit Abdruck der äusseren Schale vorliegen, dass
sich mithin die obige Darstellung auf die äussere Schalenoberfläche bezieht. Die Kammern sind ziemlich
hoch, höher als bei N. elegans. Es kommen etwa 6 Stück auf den letzten halben Umgang. Ihre Nähte
sind stark S-förmig gebogen und reichen am Rücken weit nach vorn, so dass die Kammern hier ungemein
dünn auslaufen. Die Bestimmung der Lage des Sipho hat deshalb ihre Schwierigkeiten. Ventraldepression
') Die grössten mir vorliegenden noch unvollständigen Exemplare haben 170 Millimeter Durehmesser.
-) In der Jugend bis zu etwa 15 Millimeter Durchmesser ist der Nabel ganz oder doch nahezu geschlossen und öffnet sich
erst bei weiterem Wachsthum.
— 179 — (59)
zeigt sich weder im älteren, noch im jüngeren Zustande. So weicht N. interstriatus von den berippiteu Nau-
tilen der Kreide durch die feinen Rippen und die Zwischenstreifen wesentlich ab, speciell von N. elegans
d'Orb., ausserdem durch mindere Aufblähung und weiten Nabel." v. Strombeck.
Maasse einiger Exemplare in Millimetern (annähernd):
I. II.
Durchmesser des Gehäuses . . 70 103
Höhe der letzten Windung . . 38 60
Breite der letzten Windung . . 31 51
Weite des Nabels 12 17
Höhe der vorletzten Windung . 17 22
Unbedeckter Theil derselben . . 5 6
Breite derselben 15 c. 20.
Bemerk. Vergleicht man das einzige bekannte Exemplar ') des von Kner aus den Mukronaten-
Schichten von Nagorzany in Galizien beschriebenen und in halber Grösse abgebildeten Nautilus patens,
welches später von Neuem durch E. Favre in natürlicher Grösse dargestellt wurde, mit dem durch v. Strom-
beck aus gleichem Niveau von Lüneburg beschriebenen Nautilus interstriatus, welcher in 10 Exemplaren vor-
liegt und als Seltenheit sich auch bei Nagorzany und Lemberg gezeigt hat, so scheinen beide, welche in der
Form des Gehäuses, im Verlaufe der Nähte, in der Lage des Sipho, in der linienartigen Feinheit der Rip-
pen übereinstimmen, durch drei Umstände von einander abzuweichen.
Nautilus patens trägt nur auf den Flanken, nicht wie Nautilus interstriatus auch auf dem Bauche die
bekannten feinen Rippen. Dass dieses Verhalten ein zufälliges, durch die Erhaltungsart bedingtes sei, lehren
die Lüneburger Vorkommnisse , unter denen einzelne Exemplare stellenweise — auch auf dem Bauche —
keine Rippen erkennen lassen und ein halbes Gehäuse sogar völlig glatt ist.
Dann sind an Nautilus patens die zwischen den Rippen liegenden Streifen nicht erkannt worden.
Dass diesem Unistande keinerlei Gewicht beigelegt werden darf, ergibt sich daraus, dass von sämmtlichen
vorliegenden Lüneburger Exemplaren nur ein einziges, und zwar nur an einer wenige Millimeter grossen
Stelle, diese Zwischenstreifung erhalten zeigt.
Der gewichtigste geltend gemachte Unterschied zwischen beiden Nautilen liegt in der verschiedenen
Nabelweite beider, indem zufolge der Darstellung von E. Favre dem Nautilus interstriatus ein engerer, dem
Nautilus patens ein weiterer Nabel zugeschrieben wird. Die vorliegenden Stücke liefern den Beweis, dass
der scheinbar engere Nabel des Nautilus interstriatus nur eine Folge der erlittenen Verdrückung ist. So
zeigt z. B. ein in der Grösse mit dem von E. Favre abgebildeten Nautilus interstriatus übereinstimmendes
Exemplar einen Nabel, welcher äusserlich nur eine Weite von 11 Millimeter zeigt, während im Innern, von
der Naht der letzten zur Naht der vorletzten Windung gemessen, eine Weite von 20 Millimeter sich ergibt,
die also genau mit derjenigen eines gleich grossen Nautilus patens übereinkommt.
Mithin sind die Unterschiede zwischen Nautilus interstriatus und Nautilus patens nur scheinbare, iu
der Erhaltuno'gart beo-ründete, und ist als Artbezeichnuno- der ältere Name von Kner festzuhalten.
v. Strombeck und H. Credner 2 ) nennen den Nautilus interstriatus auch aus den Mukronaten-Schich-
ten von Ahlten unweit Lehrte in Hannover. Es werden dies die gleichen Vorkommnisse sein, welche früher
') Kner haben ehemals zwei Exemplare vorgelegen.
-) H. Credner, Geognosdsche Karte der Umgegend von Hannover, 1865, pag. 17, 43.
8*
(60) — 180 —
durch Ad. Römer l ) und II. Geinitz 2 ) als Nautilus elegans aufgeführt sind. Mir liegen von Ahlten 10
Exemplare vor. Es ist wahrscheinlich, dass diese Stücke der in Rede stehenden Art angehören, aber es ist
nicht völlig zweifellos, denn erstens sind diese Vorkommnisse kleiner, ihr Durchmesser schwankt zwischen
30 und 65 Millimeter; zweitens sind die Rippen kräftiger; drittens stehen sie schon bei geringerer Grösse
weiter entfernt. Man zählt nämlich bei einem 50 Millimeter Durchmesser haltenden Exemplare von Lüne-
burg am Bauche auf 10 Mm. Länge 8 Rippen, bei einem gleich grossen Stücke von Ahlten nur 3 bis 4
Rippen. Gehören die Funde von Ahlten zu der besprochenen Art, so ist dieselbe rücksichtlich der Berip-
pung ziemlich variabel. Liegt doch ein Exemplar aus der Schreibkreide von Freiler bei Aalborg vor, bei
dem die Rippen noch etwas näher als an den Stücken von Lüneburg stehen, indem man hier auf 10 Mm.
Länge 10 oder 11 Rippen zählt.
Vorkommen. Die Art ist auf Mukronaten-Kreide beschränkt. Im Museum zu Copenhagen befinden
sich zwei Exemplare aus der dänischen Schreibkreide 3 ).
Häufig findet sich die Art bei Lüneburg und vielleicht bei Ahlten: selten in Galizien bei Lemberg
und Nagorzany.
Exemplare von Lüneburg namentlich in den Museen von Göttingen und Berlin und der Sammlung
des Herrn O. S. I. Schlönbach in Salzgitter.
Nautilus loiücatus sp. n.
Taf. 51. Fig. 1 — 2.
Von dem mittelgrossen Gehäuse liegt nur ein verdrücktes Exemplar vor. Es scheint, dass die Flan-
ken ziemlich flach 4 ), der Bauch gewölbt war. Der Nabel ist sehr eng oder geschlossen. Die Kammern
hoch, daher die Zahl derselben gering. Die Nahtlinie macht in der Nähe des Nabels eine geringe kurze
Biegung nach vorn, läuft dann sanft nach rückwärts gebogen über die Flanken und zuletzt geradlinig über
die Aussenseite. Der Sipho liegt der Bauchseite genähert im äusseren Viertel der Röhre. Die Oberfläche
des Steinkernes ist grösstentheils glatt, nur etwa der letzte halbe Umgang, von dem das letzte Viertel der
AVohnkammer angehört, zeigt eine characteristische Ornamentik. Man kann bei derselben nicht in gewöhn-
lichem Sinne von Rippen und Furchen reden, da sie den übereinandergelegten Schienen eines Panzers ähn-
lich ist. Diese Schienen-ähnlichen flachen Rippen sind einfach, breit; sie bilden auf den Flanken einen Bogen
nach vorn, auf dem Bauche einen nach rückwärts gekrümmten Bogen.
Bemerk. Die eigenthümliche Ornamentik unterscheidet die Art leicht. Fast scheint es nach den
Abbildungen, als ob in dem ostindischen Nautilus formosus 5 ) und in dem schlesischen Nautilus sinuato-plica-
tus 6 ) etwas Aehnliches vorliege, doch ist in dem begleitenden Texte nur von Rippen (und Furchen) die Rede.
Vorkommen. Die Art hat sich bisher nur in den oberen Mukronaten-Schichten gezeigt.
Von Haldem ein Exemplar in meiner Sammlung, ein zweites in der Bergakademie zu Berlin.
Ausserdem in <jleichem Niveau bei Königslutter.
') A. Römer, Verstein. des norddeutsch. Kreidegeb. 1841, pag. 85.
2 ) H. Geinitz, Quadersandsteingebirge, 1850, pag. 110.
3 ) Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn. Sitzung vom 9. Febr. 1874.
4 ) Ein Exemplar in der Sammlung des Herrn Dr. Griepenkerl in Königslutter, welches ich jüngst zu sehen Gelegenheit hatte,
ist gebläht und wird daher obiges Verhalten auf Verdrückung beruhen.
5 ) Memoires of the geological survey of India. Palaeontologia Indica I. The fossil Cephalopoda. (Belemnitidae-Nautilidae)
by Henry Blandford, pag. 28, tab. 14, fig. 3. 4, tab. 15.
°) H. Geinitz. Kieslingswalde, pag. 8, tab. 1, fig. 6.
— 181 (61)
Nautilus cf. Heberti, Binkh.
1861. Nautilus Heberti, Binkhorst, Monogr. Gasterop, Cephalop. de la craie super, du duche de Limburg, II, pag. 13,
tab. Vb, flg. 1.
Aus der oberen senonen Kreide von Lüneburg liegen ein paar Exemplare eines Nautilus vor, der
160 Millimeter Durchmesser erreicht. Das Gehäuse ist gebläht, die Mündung so hoch wie breit und misst
bei der angegebenen Grösse 105 Millimeter. Beim vorigen Umgange übertrifft die Höhe die Breite. Die
Nähte der Kammerwände bilden in der Nähe des engen oder geschlossenen Nabels eine (schwache) Krüm-
muno- und laufen nach vorn geneigt in weitem Bogen über die Flanken und geradlinig über die Aussenseite.
Sipho nicht sichtbar.
Während die Abbildung des Nautilus Heberti ein starkes Knie der Nähte zeigt, spricht dagegen die
Diagnose von septis paululum arcuatis. Vielleicht ist also dieses Merkmal in den verschiedenen Altersstadien
Schwankungen unterworfen. Binkhorst kennt Exemplare bis zu 400 Millimeter Durchmesser.
Sobald eine grössere Zahl der lüneburger Vorkommnisse gesammelt sein wird, bei denen dann auch
der Sipho beobachtet werden kann, wird sich mit grösserer Gewissheit ergeben, ob die vorliegenden Stücke
der genannten Art angehören.
Originale im Museum zu Göttingen und im Besitze des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach
in Salzgitter.
Nautilus cf. depressus, Binkh.
1861. Nautilus depressus, Binkhorst, Monogr. Gasterop. Cephalop. craie du Limbourg, II, pag. 12; tab. V, fig. 9.
Ein in der oberen Kreide von Kunraed, nordwestlich von Aachen, häufig vorkommender Nautilus,
der sich beim Mangel aller Ornamentik durch stark geblähte Schaale und einfache Suturen äusserlich cha-
racterisirt, wurde durch Binkhorst unter vorstehender Bezeichnung beschrieben. Es liegen acht Exemplare
vor, an welchen man die Nähte der Kammerwände aus dem sehr engen Nabel aufsteigen und ohne Knie,
fast vollkommen geradlinig, über die Flanken laufen sieht. Auf dem Bauche wird der geradlinige Verlauf
ein wenig abgelenkt, indem die Nähte sich um ein Geringes nach rückwärts neigen. Sehr auffällig ist die
Angabe Binkhorst's über die Lage des Sipho, welcher oberhalb der Mitte, der Aussenseite genähert, liegen
soll, da drei vorliegende Exemplare denselben unterhalb der Mitte, der Innenseite genähert, zeigen. Birgt
die Kreide von Kunraed zwei verschiedene, aber im Aeusseren übereinstimmende Nautilen, oder beruht die
Angabe Binkhorst's auf irgend einem Irrthum?
Auch d'Orbigny l ) scheint an den Nautilen der Maestricht-Kreide die innere Lage des Sipho beob-
achtet zu haben, da er sie zu seinem Nautilus Dekayi, Mort. stellt, den er von Nautilus laevigatus unterscheidet
„par le siphon plus interne".
E. Favre' 2 ) würde den Nautilus depressus mit Nautilus Dekayi vereinen, wenn dies nicht die von
Binkhorst bezeichnete Lage des Sipho und der Mangel von rückwärtsgekrümmten Zuwachslinien der Aussen-
seite verhinderte. In dem letzten Umstände stimmen aber auch zwei der Kunraeder Stücke, an denen die
Mündung erhalten ist, mit der Abbildung von E. Favre überein.
H. Geinitz 3 ), welcher den Nautilus depressus unberücksichtigt lässt, vereint die Vorkommnisse von
Maestricht und Kunraed geradezu mit Nautilus Deh
myi.
') d'Orbigny, Prodrome de Paleontologie stratigraphique universelle, Tom. II, pag. 211.
-) E. Favre, Mollusq. foss. de la craie des environs de Lemberg, pag. 8.
3 ) H. Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 183.
(62) — 182 —
Da die Bedenken von E. Favre, wenigstens für die vorliegenden Exemplare von Kunraed, weg-
fallen, so würde man die Bezeichnung Nautilus Dekayi für unsere Exemplare wählen können, wenn über-
haupt mit Sicherheit festgestellt werden könnte, was Morton unter diesem Namen verstanden hätte, da er
nur angibt: „Shell very ventricose, with numerous undulated, transverse Striae, aperture laterally and pro-
foundly expandet" 1 ), aber ohne specielle Kenntniss der Nähte und der Lage des Sipho dem Vergleiche die
wichtigste Unterlage dieser globosen Formen abgeht, um so mehr, da die obere Kreide noch verschiedene
andere nahestehenden Nautilen birgt.
So liegt in der jüngsten Kreide von Freville bei Valognes ein Gehäuse, dessen Nähte am Nabel ein
Knie bilden und dessen Sipho central ist.
Desgleichen lieferte der Korallenkalk von Faxe auf der Insel Seeland einen Nautilus, den Lundgren
als Nautilus B eller oplion 2 ) beschrieben hat, dessen Nähte mit denen der Stücke von Kunraed übereinstimmen
und den E. Favre und H. Geinitz 3 ) mit Nautilus Dekayi vereinen, dessen Nabel aber etwas weiter als bei
jenem zu sein scheint, dessen Sipho jedoch (den Lundgren nicht kannte), obwohl auch subcentral, aber ge-
wiss vom Unterrande weiter entfernt und sich mehr dem Centrum nähert, als an den Kunraeder Stücken.
Ebensowenig kann man E. Favre folgen, wenn er den Nautilus vastus, Kner 4 ) mit Nautilus Dekayi
vereint, da selbst das von d'Orbigny geforderte Merkmal des internen Sipho nicht zutrifft, indem Kner
angibt, der Sipho liege der Aussenseite um Vieles näher :ils der Innenseite 5 ).
Ausser den vorstehend besprochenen Arten birgt insbesondere die turone und senone Kreide noch
eine Mehrzahl von glatten Nautilen, welche zur Zeit wegen des unzulänglichen Materials, noch nicht in den
Kreis der Erörterung gezogen werden konnten.
') Morton, Synopsis of the organic remains of the cretaceous group of the United States, 1834, pag. 33.
2 ) B. Lundgren, Palaeontologiska Jaktagelser äfver Faxekalken pa Limhamn, 1867, pag. 14, fig. 1.
3 ) 1. c. Wenn Geinitz hier auch den Nautilus fricalor Beck mit Nautilus Dekayi vereint, so ist die hier vorausgesetzte Ver-
wandtschaft irrthümlich, da die Beck'sche Art dem völlig verschiedenen Nautilus Danikus Schlot, unter dessen Synonyma er von Lund-
gren gestellt wurde, nahe steht. Der Verschiedenheit beider habe ich gedacht, N. Jahrb. für Mineral, etc. 1870, pag. 959.
4 ) R. Kner, Versteiner. des Kreidemergels von Lemberg, 1848, pag. 6, tab. 1, fig. 1.
Auch Geinitz stellt 1. c. die Vorkommnisse von Nagorzany zu Nautilus Dekayi.
5 ) Auch die Vorkommnisse der Mucrouaten-Kreide von Köpinge in Schweden vereint Geinitz 1. e. pag. 184 mit Nautilus
Dokayi. Dieselben sind durch Nilson als Nautilus obscurus beschrieben worden.
Es bedarf noch einer eingehenden Prüfung, ob alle hier von Geinitz vereinten Vorkommnisse, welche unter sechs verschiedenen
Namen beschrieben sind, wirklich einer Art angehören. Bei mehreren derselben ist dies, wie angedeutet wurde, zuverlässig nicht der Fall.
— 183 — (63)
III. Belemneen.
Wenn man die durch d'Orbigny von dem alten Geschlechte Belemnites abgezweigte Gattung ßelem-
nitella anerkennen könnte, so würde unsere Kreide über dem Gault (nach der bis jetzt üblichen Gruppirung
der Belemniten) nur noch eine Art, nämlich Belemnites ultimus bergen, während alle übrigen Belemnitella zu-
fielen. Man wird jedoch Belemnitella vielleicht etwa den Werth einer Familie, nicht aber den einer Gattung
zugestehen dürfen, da unter dieser Bezeichnung mehrere Gruppen von Belemniten zusammengefasst wurden,
welche in ihrer Organisation wesentlich von einander abweichen.
Die eine Gruppe umfasst diejenigen Formen, bei denen der Phragmakon unmittelbar von der Scheide
getragen wird, wozu
Belemnites ntucronatus, Scb.lo.th.
Belemnites lanceolatus, Schloth., Shrp.
Belemnites Hoeferi, Schloenb.
gehören.
Bei einer anderen Gruppe ist die Scheide auf grössere oder kürzere Erstreokung durch einen
Zwischenraum von dem Phragmakon getrennt, der durch eine hornige Substanz ausgefüllt wurde. In diesem
Falle stand der Phragmakon nur in geringem Zusammenhange mit der Scheide, und der Alveolartrichter
ist stets mehr oder weniger rudimentär. In allen Fällen stand wenigstens die erste kugelige Kammer, ge-
wöhnlich aber die, eine bald grössere, bald geringere Zahl von Kammern umfassende untere Partie des
Phrao'makon's mit der Scheide in Berührung:. Zu jenen gehört:
Belemnites plenus, Blainv. und
Belemnites verus, Mill., zu diesen
Belemnites Westphalicus, Schlüt.
Belemnites subventricosus, Wahlenb.
Belemnites quadratus, Blainv. und wie es scheint
Belemnites Strehlenensis, Fritsch & Schlönb.
Sobald man den Versuch antritt, die Belemniten nach ihrer Organisation zu sondern, dürften auch
für jene beiden Gruppen Gattungen zu errichten sein, wobei für die letzteren die alte, vielleicht zu schnell
verworfene ') Bezeichnung ActhlOCOmax Mill., für die erstere Belemnitella d'Orb. zu wählen sein möchte.
') Vergleiche auch L. Saemann im Bull. soc. geol. France, 1862, pag. 1027.
(64) — 184 —
Auch in der Structur der Scheide sind beide Gruppen verschieden. Bei letzterer ist die ganze
Scheide radialfaserig, während bei Actinocamax in der oberen Partie, am Alveolarende, die strahlige Structur
im frischen unverwitterten Zustande zurücktritt und statt dessen der blättrige Kalkspathbruch l ) gewöhnlich
etwas krummschalig vorherrscht 2 ).
Da der alleinige Grund: Bequemlichkeit im Gebrauche für den Geognosten, für den Paläontologen
nicht bestimmend sein darf, so wird man sich entschliessen müssen, entweder die Gattung Belemnitella fallen
zu lassen und nur die alte Bezeichnung Belemnites festzuhalten, oder aber Belemnitella in dem eben ange-
deuteten engeren Sinne zu nehmen und daneben Actinocamax aufrecht zu erhalten.
Im Folgenden werden die zu besprechenden Arten nach letzterer Auffassung gruppirt werden. 3 ) —
Gatt, Belemnites.
Belemnites ultimus, d'Orb.
Taf. 52, Fig. 1 — 5.
1847. Belemnites ultimus, d'Orbigny, Pale'ont. frane. Terr. cret. Suppl. p. 24 4 ).
1852. „ sp.? Kner, Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen von Ostgalizien, pag. 6, tab. 1, fig. 6.
1853. „ ultimus, Sharpe, Fossil Cephalopoda of the Chalk, pag. 3, tab. 1, fig. 17.
Die Scheide ist klein oder nur von mittlerer Grösse, da schon Exemplare von 50 Millimeter Länge
selten sind. Die Form ist im allgemeinen cylindrisch, manchmal etwas keulen- oder spindelförmig, unten
mit einer mehr runden, oder einer schärferen Spitze beginnend. Apicallinie und Spitze central. Querschnitt
der Scheide kreisförmig. Besonders chai'acteristisch ist die Verjüngung der Scheide am Alveolarende, wel-
ches bei der Mehrzahl der vorliegenden Exemplare durch Abblättern der concentrischen Lagen verkürzt ist,
so dass manchmal von der Alveole selbst nichts mehr vorhanden ist. Am oberen Ende gestaltet sich der
Querschnitt der Scheide oval, wie die Mündung der spitzwinkligen Alveole, welche sie umschliesst.
Die Oberfläche der Scheide ist im allgemeinen glatt. Das obere Ende derselben führt an der
Siphonalseite eine markirte Rinne, durch welche die längere Achse des ovalen Querschnitts hindurchgeht;
sie greift erheblich weiter über die Alveole zur Spitze der Scheide hinaus. An manchen Exemplaren be-
merkt man an den beiden flacheren Seiten des Alveolarendes eine schmale unbedeutende Abplattung oder
Einsenkung und daneben eine fast linienartige Erhebung der Scheide. Ein paar Stücke lassen auch unter-
halb der Mitte zur Spitze hin höchst schwache seitliche Doppellinien erkennen.
Bemerk. Während d'Orbigny die Art auf ein einziges bei Rouen aufgefundenes Exemplar begründete 5 ),
') Aehnlieh wie bei dem jurassischen Beleraneen-Geschlechte Diploconus, Zitt. , welches in keinem Theile der Scheide Faser-
structur zeigt. Vergl. N. Jahrb. für Mineralogie etc. 1868, pag. 548.
2 ) Leider sind in den Abbildungen die Durchschnitte vom Lithographen schematisch behandelt, so dass in keinem Bilde die
Verschiedenheit der Structur, trotz versuchter Correctur, im Abdrucke hervortritt.
3 ) Einer ähnlichen Auffassung haben bereits L. Saemann , 1. c. pag. 1025 und U. Schlönbach, Jahrb. d. k. k. geol. Reichs-
anstalt, 1867, pag. 593 Ausdruck geliehen.
■'') Die hierzu citirte Tafel 10 ist in den beiden mir zugänglichen Exemplaren der Pal. franc. nicht vorhanden; da auch
Sharpe nur die Pagina, nicht die Tafel citirt, und v. Strombeck bemerkt, die Tafel sei noch nicht erschienen, so scheint es, dass diese
Tafel nicht zur Ausgabe gelangt ist. Uebrigens citirt d'Orbigny auch Pale'ont. univ. 1846. tab. 75, fig. 9 — 13.
5 ) Neuerlich wird die Art auch aus Frankreich von verschiedenen Lokalitäten in Begleitung von Peclen asper, Oslrea conica,
Epiaster polygonus, Orbitolina concava etc. zum Theil als häufig vorkommend erwähnt. Vergl. Hebert: Bull. soc. geol. France, 1874,
pag. 469, 475, 488, 489. — Hebert, Descript. du Bassin d'Uchaux, Paris 1875, pag. 74.
— 185 — (65)
was Giebel ') veranlasste, die Art unter die Synonyma von Belemnites minimus zu stellen, liegen mir 60
Exemplare zum Vergleiche vor. Von dem dem oberen Gault angehörigen Belemnites minimus unterscheidet
sich unsere Art bei mancher Aehnlichkeit doch unschwer; vorzugsweise dadurch, dass bei jener auch das
obere Ende der Scheide und die Alveole nicht oval, sondern kreisförmig 2 ), oder doch nur an der Seite der
Rinne etwas deprimirt 3 ), der Querschnitt der Scheide im Uebrigen quadratisch ist, wie letzteres zahlreiche
vorliegende Scheiden aus dem norddeutschen Minimus-Thon darthun. Auch kommen bei Belemnites ultimus
die Formschwankungen, die stumpfkeulenförmigen Gestalten, sowie die mit weit verlängerter Spitze {Belemnites
attenuatus Sow.), welche Belemnites minimus auszeichnen, nicht vor 4 ).
Vorkommen. Die Art gehört vorzugsweise dem tiefsten Cenoman an. Ich sammelte 6 Exemplare
in der Brauneisensteinkörner führenden Tourtia bei Essen, von wo 5 ) ich sie schon 1860 aufgeführt habe.
Ebenso bei Mülheim (durch Dr. Deicke) und bei Wattenscheidt (durch Dr. Leimbach) gefunden.
Aus angeblich gleichem Niveau liegen vor
7 Stück vom Mahnerberge bei Salzgitter,
38 Stück aus dem Bahneinschnitte bei Neu- Wollmoden,
4 Stück vom Flöteberge bei Liebenburg,
7 Stück vom Kahnstein bei Langeisheim.
Vielleicht steigt die Art auch bis in den Varians-Pläner. Hierauf deutet ein Exemplar vom Ringel-
berge bei Salzgitter, und zwei undeutliche Stücke vom Fleischercamp bei Salzgitter. 6 )
In Mecklenburg wurde Belemnites ultimus in dem Höhenzuge am Südrande des Malchiner-See's
gefunden. 7 ) —
Desgleichen nach Dames s ) in einem Bohrloche bei Greifswalde.
') Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 107.
2 ) d'Orbigny, Pal. franc. Terr. cret. I. tab. 5, fig. 5.
3 ) Pictet, Sainte-Croix, I. tab. 13, flg. 1.
4 ) Vielleicht umschliesst der ceuomane Grünsand Westfalens noch eine zweite, in der allgemeinen Form dem Belemnites
ultimus nahestehende Belemniten-Art (vergl. tab. 52, {ig. 6 — 8). Leider sind alle bis jetzt gesammelten Exemplare sehr unvollständig
und haben insbesondere die ganze Alveole eingebüsst, so dass weder eine genügende Characterisirung noch Vergleichung mit verwandten
Seheiden möglieh ist.
Die Gestalt der kleinen bis 6,3 Millimeter Durchmesser haltenden Scheiden ist im allgemeinen cylindrisch mit allmälich ver-
jüngter, centraler Spitze. Der Querschnitt ist kreisförmig bis subquadratisch, indem die Seiten etwas abgeplattet sind. So misst man
an einem Stücke zwischen Bauch und Rücken 5,5 Mill. , während der Durchmesser zwischen den Seiten nur 5 Mm. beträgt. Ausser
der Abplattung lässt jede Seite noch eine ganz flache Rinne erkennen, welche vom oberen Ende der Scheide gleich deutlich soweit
hinabreicht, bis dieselbe sich zur Spitze verjüngt und undeutlich fast bis zur Spitze geht. Die Furchen scheinen in ihrer ganzen Er-
streckung der centralen Axe der Scheide parallel zu laufen, so dass eine durch sie hindurch gelegte Ebene den Belemniten in zwei
gleiche Hälften theilen würde.
Der mehr subquadratische Querschnitt und die abgeplatteten flach gefurchten Seiten scheinen diese Scheiden von Belemnites
ultimus zu unterscheiden, bei dem nur einige wenige Exemplare im mittleren Theile der Scheide eine kaum wahrnehmbare Andeutung
seitlicher Rinnen erkennen lassen, sowie von sämmtlichen aus Schichten über dem Gault bekannten Arten.
Ich sammelte 9 Exemplare dieser Scheiden im cenomanen Grünsande mit Pecten asper etc. auf Zeche Ewald bei Herten in
Westfalen.
5 ) Herr v. Strombeck gibt als Hauptfundstiitte der Art in der subhercynischen Kreide eine dünne Grünsandbank an, welche
von Flammenmergel und Tourtia eingeschlossen wird. Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1861, pag. 26.
6 ) Im Rotomagensis-Pläner hat sich bis jetzt überhaupt nur ein kleines, die Spitze darstellendes Fragment eines Belemniten
und zwar am „weissen Wege" bei Langeisheim gefunden. Das Stück, welches von Herrn Schlönbach aufgenommen wurde, gehört
möglicher Weise noch unserer Art an, ist aber nicht sicher bestimmbar.
') F. E. Koch, Was haben wir von einer geognostischen Untersuchung Mecklenburgs zu erwarten? Neubrandenburg, 1873.
s ) Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1874, pag. 977.
Palaeontographica, N. F. IV. 3. (XXIV). 9
(66) — 186 —
Nach der citirten Abbildung bei Kner auch in Galizien. Zufolge der neueren Erfunde des Herrn
v. Petrino, insbesondere im Grünsande am Deister-Ufer bei Onuth 1 ), der dem tiefsten Cenoman zuge-
zählt wird.
Wie angegeben in Frankreich.
In England im Chloritic Marl von Bonchurch auf der Insel Wight, angeblich im Red Chalk York-
shire's, sowie im Gault von Folkstone, und zuletzt auch aus dem Upper Green-Sand 2 ) genannt.
Auch in Irland findet sich Belemnites ultimus im cenomanen Grünsande zusammen mit Ammonites
varians etc. 3 )
Die besprochenen Exemplare in meiner Sammlung und in der des Herrn O. S. I. Schlönbach in
Salzsjitter. —
Gatt. Actinocamax , Miller. 4 )
Actinocamax plenus, Blainv.
Taf. 52, Fig. 16—19.
1827. Belemnites plenus, Blainville, Memoire sur les Belemnites, pag. 59, tab. 1, fig. 6.
1829. „ lanceolalus, Sowerby, Miner. Conchol. VI, pag. 208, tab. 600, fig. 8, 9. — non! Scblotheim 1815.
1830. Actinocamax Blainvillei, Voltz, Observations sur les Belemnites, pag. 35.
1840. Belemnites mucronatus, minimus, subguadratus, Geinitz, Characteristik.
1846. Belemnites minimus, Geinitz, Versteinerungskunde, pag. 266, tab. 12, fig. 17, 18.
1847. Belemnitella vera, d'Orbigny, Pal. franc. Terr. cret. suppl. tab. 2.
1849. Belemnites lanceolalus, Geinitz, Quadersandsteingebirge, tab. 6, fig. 3 — 5.
1850. „ semicanaliculatus, Dixon, Geology of Sussex, pag. 358, tab. 27, fig. 23.
1852. „ lanceolatus, Kner, Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen Ostgaliziens, pag. 5, tab. 1, fig. 5.
1852. Belemnitella vera, Bronn, Leth. geogn. III. Aufl. Kreide, pag. 343, z. Th. tab. 33, fig. 14.
1852. „ „ Giebel, Fauna der Vorwelt, Cepbalopoden pag. 51. z. Th.
1853. ,, pleno., Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 9, tab. 1, fig. 12 — 16.
1858. Belemnites cenomanus, von der Marck, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. tom. X, pag. 270, tab. 7, fig. 15.
1860. Belemnitella vera, Schlüter, Verhandl. des naturhist. Vereins der preuss. Kheinlande und Westfalens, pag. 19.
1861. Belemnites lanceolatus, Hohenegger, die geognost. Verhältnisse der Nordkarpathen, pag. 32.
1866. Belemnitella vera, Schlüter, Zeitschr. der deutsch, geol. Gesellsch. pag. 71.
1866. Belemnites verus (= plenus), Hebert, Comptes rendus hebd. 25. Juni 1866, pag. 1403. ibid. 13. Aug. Anmerk.
(Correctur.)
1867. „ plenus, Urban Schlönbach, Kleine paläontologische Mittheilungen. Jahrb. der k. k. geolog. Reichsan-
stalt, pag. 592.
1868. „ verus, Geinitz, N. Jahrb. für Miner. etc. z. Th.
1868. „ lanceolatus, Urban Schlönbach, 1. c'. pag. 461.
1868. Belemnitella vera, Dewalque, Prodrome d'une description de la Belgique, pag. 173, pag. 394.
1868. Belemnites plenus, Gümbel, Beiträge zur Kenntniss der Procän oder Kreideformation im nordwestl. Böhmen, pag. 78.
1868. „ „ Gümbel, Geognost. Beschreib, des Königr. Bayern. II. Abth. pag. 752.
1872. „ „ Chelloneix, Bull. soc. geol. France, tom. 29, pag, 431.
1872. „ „ Hebert, Bull. soc. geol. France, tom. 29, pag. 591.
1872. „ lanceolatus, Fritsch und U. Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreideformation, pag. 18, tab. 1 1, fig 6.
') Zwischen Museröwka und Mnkow, östlich von Zäleszczyki. Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, 1868, pag. 202.
2 ) Charles Barrois, Ann. sc. Ge'ol. tom. VI, 10, art. Nr. 3, pag. 8.
3 ) Ralph Täte, Quat. Journ. geolog. soc. of London, tom. 21, 1865, pag. 22.
4 ) Vergl. oben Seite 184.
- 187 — (67)
1874. Belemnitella plena, Geinitz, Elbthalgebirge, II. Abth. pag. 180 z. Th., tab. 31, fig. 15 (non! 13, 14).
1874. „ „ Schlüter, die Belemniten der Insel Bornholm, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. tom. 26, pag. 834 ff.
1874. „ „ Hebert, Bull. soc. geol. France, 3. ser. tom. II, pag. 417, 428.
1875. „ „ Geinitz, N. Jahrb. für Mineral, etc. pag. 667.
1875. „ „ Geinitz, Elbthalgebirge, I. Abth. pag. 277. tab. 61. fig. 11 — 13.
1875. Belemnites plenus, Charles Barrois, La zone ii Belemnites plenus. Annales de la societe geologique du Nord.
pag. 46 ff.
1875. Belemnitella plena, Briart, Bull. soc. geol. de France. Reunion extraordinaire ä Mons et a Avesnes, pag. 100.
Obwol die Art durch zahlreiche Abbildungen von Blainville, Sowerby, d'Orbigny, Geinitz, Dixon,
Kner, Sharpe, von der Marck und Fritsch & Schlönbach allgemein und gut bekannt ist, so wurde sie gleich-
wohl in Folge des abgestumpften — nicht abgerollten — oberen Endes, welches niemals eine vollständige,
stets nur eine höchst rudimentäre Alveole führt, von den meisten Schriftstellern, wie Ad. Römer, d'Orbigny,
Giebel, Bronn, Saemann, Geinitz und Schlönbach, mit einer anderen, die gleiche Eigentümlichkeit zeigen-
den Art, nämlich mit Actinocamax verus, Miller, zusammengeworfen.
Ich habe unlängst (1874, 1. c.) gezeigt, dass beide Arten durch wesentliche paläontologische und
o-eoarnostische Merkmale verschieden sind:
Actinocamax plenus ist erheblich grösser, durchschnittlich etwa doppelt so gross wie Actinocamax verus.
Actinocamax plenus ist im allgemeinen schlanker; erst im höheren Alter pflegt die Scheide, wie bei
manchen anderen Arten, stärker zu werden, wie z. B. die Abbildung bei d'Orbigny zeigt.
Actinocamax plenus hat in der dickeren Partie einen ovalen — an der siphonalen Seite etwas flache-
ren, an der antisiphonalen Seite etwas gewölbteren — Querschnitt, Actinocamax verus dagegen einen runden.
Actinocamax plenus zeigt eine der Siphonalseite abgekehrte Spitze, daher ist diese Seite herausge-
bogen, die entgegengesetzte mehr geradlinig. Bei Actinocamax verus fällt die Spitze fast genau mit der
körperlichen Axe der Scheide zusammen, daher einfache runde Keulenform.
Bei Actinocamax plenus ist das Aveolarende im allgemeinen mehr dreiseitig; bei Actinocamax verus
mehr oval, weil seitlich mehr zusammengepresst, wie die angezogene Figur 6 bei Sowerby l ) gut darstellt.
Actinocamax plenus zeigt zufolge der vorliegenden deutschen und englischen Exemplare weniger
scharf ausgeprägte Dorsolaterallinien und keine deutlichen Lateralfurchen.
Actinocamax plenus besitzt keinerlei Runzelung oder Körnelung der Oberfläche, welche bei Actinoca-
max verus zwar äusserst fein, aber doch unter der Lupe deutlich sichtbar ist.
Zu diesen paläontologisch unterscheidenden Merkmalen kommt hinzu die geognostische Verschieden-
heit beider, indem Actinocamax plenus ein nicht unerheblich höheres Alter als Actinocamax verus zukommt.
Dass Belemnites Strehlenensis 2 ) , welcher sich insbesondere durch eine Ventralrinne unterscheide und
desshalb nicht, wie Geinitz will, mit ihr vereint werden könne, habe ich schon 1874, 1. c. pag. 849 angeführt.
Verbreitung. 3 ) Actinocamax plenus fand sich in England, Frankreich, Belgien, Westfalen, Sachsen,
Böhmen, Bayern, Galizien, Polen (Pusch) 4 ), Russland (Eichwald 5 ) 6 ).
') Sowerby, Mineral. Conchol. tab. 600, fig. 6.
2 ) Fritsch und Schlönbach, Cephalop. der böhm. Kreidet., pag. 18, 19, tab. 16, fig. 10, 11, 12, 17 (statt 7).
3 ) Die speciellen Fundpunkte weisen die unter den Synonymen gegebenen Citate nach.
4 ) Pusch, Polens Paläontologie, 1837, pag. 162, Nr. 2.
5 ) Eichwald, Lethaea Rossica, Per, moy. pag. 1023.
c ) Actinocamax plenus wird auch als eine Art der baltischen Kreide angesehen werden müssen , da sich derselbe nach Gre-
wingk als Geschiebe im Diluvium Ostpreussens findet. C. Grewingk, zur Kenntniss der ostbaltischen Tertiär- und Kreidegebilde. Archiv
für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. I. Ser. Tom. V, 1872, pag. 40, resp. 234.
9*
(68) — 188 —
Geologisches Alter. Seitdem ich gezeigt habe (1874, 1. c.), dass Actinocamax plenus in Norddeutsch-
land bei Mülheim, Essen, Bochum, Langendreer, Dortmund, sowie in den weiter nördlich niedergebrachten
Schaechten, z. B. der Zeche Osterfeld bei Osterfeld und Clerget bei Herne, in einer Zone auftrete, welche
überdeckt wird von einer Schichtenfolge des Pläners, die durch das häufige Auftreten des Inoceramus myti-
loides (labiatus) und Ammonites nodosoides characterisirt ist 1 ), und den Nachweis antrat, dass Actinocamax
plenus überall seine Hauptlagerstätte an den Grenzen zwischen Cenoman und Turon habe, ist mir
die jüngste Abhandlung Hebert's „Comparaison de la Craie des cötes d'Angleterre avec celle de France" 2 )
zugegangen, worin, die von mir entwickelte Auffassung bestätigend, über dem Cenoman {Craie glauconieuse)
im Turon (Craie marneuse) als tiefstes Glied eine Zone mit Belemnites plenus aufgestellt ist, welche von der
Zone des Ammonites nodosoides überdeckt wird, der w r eiter, ebenso wie in Norddeutschland, die Zone des
Inoceramus Brongniarti folgt.
Da Hebert gezeigt hat, dass nicht allein für Frankreich, sondern zufolge der Beobachtungen von
Whitacker 3 ), Dowker und Caleb Evans 4 ) auch für England die angegebene Schichtenfolge gültig sei, so
darf man jetzt das Alter des Actinocamax plenus als überhaupt festgestellt ansehen.
Seitdem das Vorstehende schon geraume Zeit niedergeschrieben war, hat dasselbe noch eine weitere
Bestätigung erhalten durch die Abhandlung von Charles Barrois: „La zone ä Belemnites plenus. Etüde sur
le Cenomanien et le Turonien du Bassin de Paris", worin der Verfasser von zahlreichen Lokalitäten der
Departements Marne, Ardennes, Aisne und Nord nachweiset, dass die Schichten mit Belemnites plenus zwi-
schen der Zone des Ammonites Rotomagensis und der Zone des Inoceramus labiatus (mytiloides) lagern. Doch
ist er im Gegensatze zu Hebert geneigt, die Zone des Belemnites plenus nicht als tiefstes Glied des Turon,
sondern als jüngstes Glied des Cenoman zu betrachten 5 ). —
Actinocamax Westphalicus, Schlüt.
Taf. 53, Fig. 10—19.
1874. Belemnites Westphalicus, Schlüter, die Belemniten der Insel Bornholm, Zeitschr. d. deutseh. geolog. Ges. pag. 828,
pag. 850.
Die Gestalt der Scheiden, welche eine Länge von 60 Millimeter erreichen, ist im allgemeinen cylin-
drisch oder schwach keulenförmig, indem im unteren Viertel erst langsamer, dann rascher eine Abnahme zur
Spitze (welche der Regel nach sich allmälich zuschärft, in sehr seltenen Fällen sich rasch abrundet und dann
noch eine kleine Mukro trägt) 6 ) statthat und an der oberen Seite eine ganz gei'inge Verjüngung der Scheide
dem Alveolarende zu sich zeigt. Diese ist kaum bemerkbar in der Seitenansicht, ein wenig stärker in der
Bauch -Rückenansicht. So geht der grössere Durchmesser in der Mitte der Scheide durch die beiden
Seiten derselben, während er oben am Alveolarende auf jenem rechtwinklig steht. Die Spitze liegt nicht
') Dass vielleicht noch ein Exemplar im rothen Pläner mit Inoceramus mytiloides aufgefunden sei, habe ich 1874, 1. c.
angegeben.
2 ) Bull. soc. geolog. de France, 3. ser. tom. II, 1874, pag. 416 f.
3 ) Geol. Survey, Memoirs, tom. IV, 1872.
4 ) Geologist's association, janv. 1870.
°) Geinitz hat noch ganz jüngst Belemnites plenus auch aus der Tourtia angegeben (Neues Jahrb. für Mineral, etc. 1875
Heft VI, pag. 667 und Elbthalgebirge, I. Abtheil. 1875, pag. 277, scheint aber gegenwärtig sich der oben entwickelten Ansicht von
Barrois etc. angeschlossen zu haben. Vergl. Neues Jahrb. für Mineral, etc. 1875, Heft IX, pag. 977.
6 ) Bei Actinocamax quadratus findet das umgekehrte Verhältniss Statt.
— 189 — (69)
völlig in der Axe der Scheide, sondern ist ein wenig nach rückwärts gelehnt. Die vollkommener erhaltenen
Exemplare pflegen einen kurzen Alveolar-Spalt zu führen.
Am Aveolarende pressen zwei breite, sich allmälich verjüngende und dann in zwei Furchen (die
sogenannten Dorsolateralfürchen) zur Spitze auslaufende Eindrücke, welche an manchen Exemplaren einige
„Gefässeindrücke" abzweigen — die Rückseite der Scheide in fast keulenförmiger Art hervor. Eine durch
die Furchen gelegte Ebene theilt die Scheide nicht in zwei gleiche Hälften, sondern schneidet etwa '/ 3 der-
selben ab. Ausser diesen Furchen findet sich symmetrisch auf jeder Seite des oberen Endes eine kurze
schräge Furche, die Lateralfurche. Sonst zeigt die Oberfläche, besonders auf der Rücken- und Bauchseite,
nur undeutliche, kurze, linienartige Längseindrücke, wie sie ähnlich von einer Feile hervorgebracht werden,
und ist im Uebrigen glatt, indem insbesondere keinerlei Granulation auf derselben wahrgenommen wird.
Besonders bemerkenswerth ist die Beschaffenheit des Alveolarendes. Der Umriss desselben ist
eiförmig, an einzelnen Exemplaren mehr dreiseitig. Eine tiefe Alveole, wie Belemnites mucronatus oder auch
nur wie Belemnites quadratus, besitzt keins der vorliegenden Stücke. Sie ist auch an den besterhaltenen
Exemplaren sehr niedrig, so dass ihre Tiefe auch in diesen günstigsten Fällen nur etwa dem halben Quer-
durchmesser gleichkommt. Im Centrum senkt sich bei einem Durchmesser von etwa l Millimeter die Alve-
ole plötzlich noch etwas tiefer ein. Die Alveole hat weder einen runden noch einen cpaadratischen Quer-
schnitt, sondern schneidet an der Seite des Spaltes und an der entgegengesetzten am tiefsten ein und ist
seitlich ausgerundet. Manche Stücke zeigen die Eigenschaft, das Alveolarende actinocamaxartig zu gestalten,
d. h. sie haben die in der ursprünglichen Beschaffenheit des Alveolarendes begründete Neigung, hier die
Scheide nach Lage der radialen Fiebern kegelförmig abzustumpfen, wodurch die Alveole bisweilen theilweise
oder ganz verloren geht; eine Eigenthümlichkeit, welche völlig verschieden ist von derjenigen einzelner
anderer Belemnitenarten, welche die Alveole einbüssen, aber nicht durch Ablösung der radialen Fiebern,
sondern durch allmäliches Abblättern der concentrischen Lagen der Scheide, welches ebenfalls in einer ur-
sprünglichen abweichenden Beschaffenheit des Alveolarendes begründet sein muss und nicht mit jener Er-
scheinung, wie wiederholt geschehen, verwechselt werden darf. Diese Eigenthümlichkeit zeigt sich z. B.
beim Belemnites subfusiformis Rasp. ') aus der unteren Kreide des südlichen Frankreich und beim Belemnites
Ewaldi v. Str. 2 ) aus dem norddeutschen Gault. Man kann Hunderte von Exemplaren dieses Belemniten
sammeln und findet doch niemals ein Stück mit strahlenförmig sich ablösendem Alveolarende.
Bemerk. Die Art war bislang nicht von Belemnites quadratus geschieden worden, der die grösseren
Exemplare in der allgemeinen Form allerdings nahestehen. Unsere Art scheint aber durchschnittlich nicht
ganz so gross zu werden wie jene und unterscheidet sich leicht durch die fehlende Granulation der Ober-
fläche, sowie die abweichende Beschaffenheit des Alveolarendes, insbesondere durch die Form und geringe
Tiefe der Alveole und die Neigung, das Alveolarende actinocamaxartig zu gestalten. 3 )
Ueber das Verhältniss der jugendlichen Scheiden zu dem kleinen Actinocamäx verus, Mill. ist bei
dieser Art selbst die Rede.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch schon Sharpe 4 ) unsere Art unter der Bezeichnung Belemnites
quadratus abgebildet hat. Ausser der Gestalt der Scheide spricht für diese Auffassung auch der Fundort
') d'Orbigny, Pal. franc. Terr. cret. tom. I, tab. 4.
-) Von der Marck, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1858, tom. X, tab. 7, fig. 3.
3 ) Es liegen 33 Exemplare vor, welche die Alveole durch Ablösen der radialen Kalkspathfiebern ganz oder doch theilweise
verloren haben.
4 ) Sharpe, Foss. moll. of the Chalk, tab. 1, fig. 9.
(70) — 190 —
Northfleet, woselbst auch Actinocamax verus auftritt, da auch in Norddeutschland beide Arten zusammen
vorkommen.
Dieselbe Vermuthung gilt auch von Belemnites striatus, Bl. '), von dem Blainville nur ein Fragment
von Chimey in der Champagne kannte, indem er ausser der schon in der Artbezeichnung angedeuteten
Oberflächenbeschaffenheit über die Alveole bemerkt: „cavite peu profonde, ä Ouvertüre subtriquetre." In
der Abbildung ist die Gestalt des Scheidenfragments zwar abweichend, aber d'Orbigny 2 ), welcher das Origi-
nal verglich, bespricht ausführlich, dass die Zeichnung incorrect sei, und glaubt in dem Stücke selbst einen
Belemnites quadratus zu erkennen.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass eine neuerlich aus der französischen oberen Kreide aufgestellte
Belemniten-Art: Belemnites Merceyi, Meyer 3 ) in der Grösse und, wie es scheint, auch in dem geognostischen
Niveau mit Actinocamax Westphalicus übereinstimme, dass aber an eine Vereinigung beider deshalb nicht ge-
dacht werden könne, weil der französischen Art eine Bauchfurche (canalis), nicht aber ein Spalt (fissura)
zugeschrieben wird und dessen Alveolen- Winkel mehr wie doppelt so klein ist.
Endlich ist zu bemerken, dass einzelne Exemplare manchen Scheiden des Actinocamax subventricosus
im mittleren Alter sehr ähnlich sein können. Die letzteren unterscheiden sich durch eine stärkere Abplat-
tung, besonders in der dickeren Partie. Liegen von beiden Arten Entwickelungsreihen vor, so ist eine
Verwechselung nicht wohl möglich. Unsere Art erreicht durchschnittlich nicht die halbe Grösse des Actino-
camax subventricosus. Die grössten Exemplare des Actinocamax Westphalicus aus Westphalen, vom Harze und
von Bornholm weisen nur eine Dicke von 11 Millimeter bei einer Länge von 60 Mm. nach, während Acti-
nocamax subventricosus 30 Mm. stark und 100 Mm. lang wird.
Verbreitung. Die Art liegt vor:
1. Aus Westphalen und zwar aus der Gegend zwischen Paderborn, Salzkotten und Elsen (Eisen-
bahneinschnitt); von Zeche Graf Schwerin bei Castrop; von Zeche General Blumenthal bei Recklinghausen,
von der Zeche Blücher und der Zeche Carnap bei Horst.
2. Aus den subhercynischen Hügeln von Adenstedt und Bülten bei Peine; vom Sudmerberge bei
Goslar; von Lobmachtersen bei Salzgitter; vom Butterberge bei Harzburg, vom Plattenberge bei Blanken-
burg (?) 4 ) und vom Gehrdenerberge unweit Hannover.
3. Aus dem Grünsande und dem Kalke von Arnager auf Bornholm.
Geologisches Alter. In Westphalen gehört die Art dem Emscher-Mergel (und zwar sowohl dem
unteren, wie dem oberen) an, welcher zwischen dem Cuvieri-Pläner und der der Quadraten-Kreide zugehö-
rigen Zone des Inoceramus lingua lagert.
Da am Harze die Emscher-Mergel noch nicht überall ausgeschieden sind, so kann hier nur allgemein,
nach der bisherigen Auffassung, die untere Quadraten-Kreide als Lagerstätte angegeben werden. Nur die
Mergel, welche bei Goslar das Sudmerberger Conglomerat unterteufen, sind als Emscher schon erkannt. In
') Blainville, Memoire sur les Belemnites, pag. 64, tab. 1, fig. 11.
2 ) d'Orbigny, Pal. franc., Terr. cret. tom. I, pag. 62.
3 ) „Belemnites testa parva vel mediocri, snbclavata, linea laterali utrinque gemina, antice dilatata canalique ventrali antico,
brevissimo, profundo; apice plus minusve repente acuminato, mucronato; diametro rotundato; alveolo valde humili, angulo25? gradum. —
Longit. 54, lat. 9 Mill. — Couehes ä Micraster cor anguinum de la Herelle (Oise) et d'Amiens (Somme)." Journal de Concbyliologie
publie sous la direction de Mss. Croose et Fischer. 3e serie, Tom. V, vol. XIV. Paris 1866, pag. 368 f.
4 ) Die Erhaltungsart zweier vom Plattenberge vorliegender Exemplare ist nicht derart, dass die Bestimmung völlig zwei-
fellos wäre.
— 191 — (71)
diesen hat Herr Grumbrecht am südlichen Abhänge des Sudmerberges 10 Exemplare gesammelt '), desgleichen
ein Exemplar im Bahneinschnitte südlich vom Sudmerberge zwischen Goslar und Ocker und ebenso ein Exem-
plar im Bahneinschnitte in Ocker.
Auf Bornholm ist die Lagerstätte wahrscheinlich dieselbe, wie ich 1. c. nachzuweisen versucht habe.
Zur Untersuchung liegen über 100 Exemplare vor.
Originale in meiner Sammlung, sowie in der des Herrn O. S. 1. Schlönbach in Salzgitter und Herrn
Oberhüttenmeister Grumbrecht in Goslar und im Museum der Universität zu Copenhagen. —
Actinocamax verus, Mill.
Tat. 52, Fig. 9 — 15.
1823. Actinocamax verus, Miller, Transact. geolog. soc. II. ser. Vol. II, pag. 63, tab. 9, fig. 17.
1829. Belemnites mucronatus, Sowerby, Min. Conchol. tom. VI, pag. 205, z. Theil, tab. 600, fig. 6 und vielleicht fig. 7;
fig. 1, 2, 4 sind echte Belemn. mucr.
1843. „ plenus, Ad. Römer, Versteiner. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 84, Fundort Gehrden.
1852. Belemnitella vera, Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 50, z. Theil.
1853. Belemnites mucronatus, Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 6, zum Theil, und pag. 10.
1858. „ cenomanus, von der Marck, Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesel. pag. 269, z. Th.
1862. Actinocamax verus, Saemann, Bull. soc. ge'ol. France, 2. Ser. tom. 19, tab. 20, fig. 2.
?1863. Belemnites lanceolatus, Kunth, Kreidemulde von Laehn in Niederschlesien. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. pag. 732.
1863. Actinocamax verus, Hebert, Bull. soc. ge'olog. France. 2. Ser. tom. 20, pag. 610 (mit Micraster coranguinum vor-
kommend).
1864. „ „ Danglure, Bull. soc. geolog. France, pag. 91.
1S66. Belemnites plenus, U. Schlönbach, N. Jahrb. für Mineral, etc. pag. 318.
1866. Actinocamax verus, Hebert, Comptes rendus heldom. 13. Aug. (Mit Micrast. coranguinum und Marsupites zusammen-
lagernd.)
1867. Belemnites verus, U. Schlönbach, Kleine paläontol. Mittheil. Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, pag. 592 (Soll
durch konisch zugespitztes Alveolarende von Bei. plenus mit convex gewölbtem Alveolarende ver-
schieden sein).
1868. „ „ U. Schlönbach: Ueber die norddeutschen Galeriten-Schichten und ihre Brachiopodenfauna. Sitzungs-
berichte der Wiener Akademie tom. 57, pag. 8 (Zusammen mit Belemn. Merceyi im tiefsten Niveau
der Quadraten-Kreide auftretend).
1868. „ „ Geinitz, N. Jahrb. für Mineral, etc. pag. 369 (sei nicht verschieden von Bei. lanceolatus Sow.).
1868. „ lanceolatus, U. Schlönbach, Bemerkungen über Sharpe's und Sowerby's Belem. lanceolatus etc. Verhandl.
der k. k. geolog. Reichsanstalt, pag. 461 (Gibt vorstehende Bemerkung von Geinitz zu).
1869. „ verus, Gosselet, Mem. de la soc. imp. des sc. de Lille, 1869, 7. vol. — N. Jahrb. für Min. etc. 1870, pag.
498 (Mit Micrast. cortestudinarum, Inoceramus Cuvieri, Terebrat. semiglobosa etc. im selben Lager).
1871. Belemnitella plena, Brauns, Zeitsch. d. deutsch, geolog. Ges. tom. 23, pag. 750 (bei Braunschweig zusammengefunden
mit Inoceramus lobatus, Ostrea sulcata, Scaphites itißatus und Scaphites binodosus etc.).
1874. „ quadrata, Brauns, Verhandl. des naturhistor. Vereins der preussischen Rheinlande und Westfalens, pag. 61
(Abgerieben: Acti. plenus).
1874. Actinocamax verus, Schlüter, der Emscher-Mergel etc. Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. pag. 845.
1874. Belemnites verus, Hebert, Bull. soc. geolog. France, 3. ser. tom. II, pag. 417. (Zusammen vorkommend mit Micraster
coranguinum.)
1874. Belemnitella vera, Reunion extraord. a Mons et Avesnes. 13. aout, 1874, pag. 64. Bull. soc. geol. France. (Aus der
unteren Kreide von Obourg in Belgien, welche für gleichalterig mit der Zone des Micraster coran-
guinum gehalten wird.) ibid. 132.
1875. ,, „ Ch. Barrois, Ann. de la soc. geol. du Nord. pag. 89. (Aus der Kreide von Brighton in England
zusammen mit Marsupites und Belemnitella Merceyi.)
') Zugleich hiermit wurden auch 2 Exemplare von Actinocamax verus aufgelesen.
(72) — 192 —
1875. Belemniles verus, Ch. Barrois, Ann. sc. ge'ol. VI, art. Nr. 3, pag. 26. (Aus der Kreide von Margate in England, welche
zur Zone des Micrasl. coranguinum gezogen wird, zugleich mit Marsupiles Milleri Mt. und Marsupi-
tes ornatus Mill.)
Die Scheide ist klein und erreicht kaum mittlere Grösse. Die vorliegenden Exemplare haben durch-
schnittlich eine Länge von 33 Millimeter, die grössten Exemplare sind 46 Mm. lang, und ein Fragment zeigt,
dass sie noch grösser werden können. Die allgemeine Gestalt neigt zur Keulenform, indem die in der unte-
ren Hälfte fast drehrunde Scheide sich zum Alveolarende hin verengt; in der Bauch- und Rückenansicht
noch mehr als in der Seitenansicht, da die Flanken abgeplattet sind und der Querschnitt sich desshalb dem
Oval nähert. Obwol es, wie bei den meisten Belemniten, so auch hier, schlankere und gedrungenere Formen
gibt, so ist doch im allgemeinen bei jüngeren Scheiden die centrale Spitze länger ausgezogen und bei älteren
verkürzt. An der Rückseite nehmen die Dorsolaterallinien in der dickeren Partie 1 / 3 der Scheide zwischen
sich und convergiren dann langsam, indem sie sich zugleich verbreitern, gegen das Alveolarende zu.
Die Alveole ist niemals erhalten. Die Scheide ist hier an ihrem oberen Ende regelmässig, wie bei
Actinocamax plenus schräg, oder minder oder mehr conisch abgestutzt und gewöhnlich mit scharfen radialen,
symmetrisch geordneten Falten versehen. Der Umriss des Alveolarendes nähert sich dem Oval, ist aber
durch die Abschnürung der Rückseite etwas eiförmig. Bei ganz jugendlichen Scheiden ist auch das Alve-
olarende noch nicht so ausgeprägt oval, sondern zeigt einen mehr dreiseitigen Umriss, wie mehrere Exem-
plare aus dem oberen Emscher-Mergel von Horst in Westfalen und Stücke aus der Nähe von Braunschweig
darthun. (Vergl. tab. 52, fig. 13. 14.)
Die Oberfläche der Scheide ist scheinbar glatt, unter der Lupe nimmt man aber eine feine Runzelung
wahr, welche sich gewöhnlich auf die obere Partie beschränkt, manchmal aber auch den grössten Theil der
Scheide, mit Ausnahme der Dorsolateralimpression, bedeckt.
Bemerk. Unser Belemnit wurde lange Zeit als ein Echiniden-Stachel betrachtet. Miller schuf darauf
seine Gattung Actinocamax, welcher keine Alveole zukommen sollte. Sowerby 1 ), Sharpe 2 ), Morris 3 ) und
Geinitz 4 ) hegen die Meinung, er möge abgeriebene Exemplare des Belem. mucronatus darstellen. Der Beweis
hierfür ist nicht erbracht 5 ) und kann auch nicht erbracht werden, denn abgesehen davon, dass zuverlässig
>) Sowerby, Mineral. Conchol. pag. 633, tab. 600, fig. 6.
2 ) Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 10.
3 ) Morris, Cat. Brit. foss. 2. ed. pag. 299.
4 ) Geinitz, das Eibthalgebirge in Sachsen, 2. Th. pag. 181.
5 ) Wenn Geinitz 1. c. und N. Jahrb. für Mineral, etc. 1875, pag. 667 angibt, Sharpe habe den Nachweis geführt, dass
Miller's Actinocamax verus auf abgeriebenen Exemplaren der Belemnitella mucronata begründet sei, so dürfte diese Angabe doch wohl
irrig'sein, da Sharpe selbst bei Besprechung der Belem. mucronata (1. c. pag. 6) mit keinem Worte des Actinocamax verus gedenkt und
ihn nur mit einem Fragezeichen unter die Synonyma derselben setzt. — Auch bei Darlegung der Beziehungen der Belemn. plena,
Blainv. schliesst sich Sharpe lediglich der Ansicht Sowerby's über Actin. verus an, indem er (pag. 10) sagt: „M. d'Orbigny hat diese
Art (nämlich den Belemn. plenus Bl.) Belemnitella vera genannt, in der Voraussetzung, dass dieses der Actinocamax verus von Miller
sei; aber die Beschreibung von jenem Autor bezeugt, wie Sowerby richtig bemerkt, dass Actinocamax verus ein abgenutztes (worn)
Exemplar von Belemn. mucronata ist. Miller beschreibt seine Art als versehen mit: „„zwei, gegen die Spitze hin sich theilenden
Längseindrücken von Blutgefässen."" Er bemerkt dabei auch, dass derselbe oft in Feuerstein gefunden ist." — Wenn nun Sharpe
sagt, aus diesen beiden Angaben, aus der Beschreibung und aus dem Vorkommen im Kalk mit Feuersteinen, ergebe sich, dass die Art
nicht als Belem. lanceolatus (Sow. = Belem. plenus Bl.) angesprochen werden könne, und weiterhin nochmals bemerkt, dass die
Beschreibung Miller's auf Belem. mucronata passe, und deshalb für die Miller'sche Bezeichnung Actinocamax verus kein Raum sei, so
wird man hierin doch keinen Beweis erblicken können, dass Actin. verus nun wirklich nichts anderes sei, als eine abgerollte Belem.
mucronata.
— 193 — (73)
keine „Abreibung" vorliegt '), unterscheiden sich jugendliche Scheiden des Belem. mucronatus, welche gleiche
Stärke mit Actin. verus haben, durch wesentliche Umstände.
Gleich dicke Exemplare der Belemnitella mucronata sind kürzer, wie die englischen Originale des
Actinocamax verus; z. B. haben mehrere 6 Millimeter dicke Belemnitella mucronata nach Abrechnung der
Alveole nur eine Länge von 30 Mm., während mehrere gleich starke Actinocamax verus 45 Mm. lang sind.
Es verjüngt sich die Scheide bei Actinocamax verus rascher zur Spitze; bei Belemnitella mucronata
ist sie länger ausgezogen.
Allmäliger verjüngt sich die Scheide des Actinocamax verus gegen das Alveolarende hin, so dass die
Gestalt keulenförmig wird. Bei Belemnitella mucrotiata findet dieses nicht, oder doch nur in sehr geringem
Grade statt.
Bei Actinocamax verus hebt sich die Antisiphonalseite der Scheide markirt hervor, indem sie von
zwei Längsabplattungen eingefasst wird, welche weiter zur Spitze hin in zwei Doppelfurchen auslaufen.
Die jugendlichen Scheiden der Belemnitella mucronata zeigen noch nichts Derartiges, oder es ist doch so
schwach angedeutet, dass man es kaum wahrnimmt.
Unter der Lupe zeigt sich die scheinbar glatte Oberfläche des Actinocamax verus fein gerunzelt. Es
pflegen aber nicht einzelne Granula vorhanden zu sein, vielmehr ähnelt die eigenthümliche Rauhigkeit ge-
wöhnlich einer leicht vom Winde gekräuselten Wasserfläche. Belemnitella mucronata lässt niemals etwas
Aehnliches erkennen.
Endlich dürfte Actinocamax verus wohl noch niemals in Mucronaten-Schichten gefunden sein; wenig-
stens ist mir, obwol ich an allen Hauptfundpunkten von Ciply bei Mons bis Witkowice bei Krakau und
nördlich dieser Linie bis zum Sund gesammelt habe, niemals ein Exemplar vorgekommen.
Von der Mehrzahl der Paläontologen wurde Actinocamax verus mit Actinocamax plenus vereint. Bei
Besprechung der letzteren Art sind die Verschiedenheiten beider bereits hervorgehoben worden.
Zuletzt ist zu erwähnen, dass jugendliche Scheiden des Actinocamax Westplialicus in einzelnen Exem-
plaren dem Actinocamax verus ähnlich werden können; doch habe ich bei ersterem niemals eine gleich starke
Verengung der Scheide am oberen Ende, wie bei Actinocamax verus, niemals eine Runzelung der Oberfläche
etc. wahrgenommen.
Vorkommen. Ich sammelte 7 Exemplare im oberen Emscher- Mergel der Zeche Blücher bei
Horst in Westfalen.
In der subhereynischen Kreide wurden zunächst zwei Exemplare neben einer Anzahl Actinocamax
Westphalicus vom Herrn 0. H. M. Grumbrecht in den Mergeln am südlichen Abhänge des Sudmerberges,
welche das Sudmerberger Conglomerat unterteufen, gesammelt. Diese Mergel dürften ziemlich genau das-
selbe Alter haben, wie jene von Horst. Die unteren 100 Euss der Emscher-Mergel jener Gegend, welche
insbesondere im Paradiesgrunde zwischen Ocker und Goslar sich in steiler Stellung dem ebenfalls saiger
aufgerichteten Cuvieri-Pläner anlehnen, sind äusserst arm an fossilen Resten. Sie haben bis jetzt nur einen
unbestimmbaren Micraster und ein Paar Fragmente von Austern geliefert.
Den Hauptfundpunkt für das Vorkommen von Actinocamax verus bildet die nächste Umgebung von
Braunschweig, indem hier allein durch den Geh. Kammerrath Grotrian circa 50 Exemplare gesammelt wur-
den. Er findet sich hier vor dem Hohenthor im SW. der Stadt, bei Willies-Knochenmühle, Kröppelberg
') Deshalb ist auch die Meinung d'Orbigny's, es entstehe die actinoeamaxartige Bildung dadurch, dass der in der Mitte
dünne Belemnit bisweilen schon entzweibreche, während das Thier noch lebe und sich dann seine Bruchenden an einander abrunden,
unhaltbar.
Palaeontographica, N. F. IV. .3 (XXIV).
(74) — 194 —
und bei der Schäferbrücke vor dem Petrithor. Das Lager bildet hier ein Thon der unteren Quadraten-
Kreide, welcher vielfach zur Ziegelfabrikation gegraben wird, der paläontologisch durch das häufige Auftreten
einer Varietät des Actinocamax quadratus, die weiter unten als Actinocamax cf. granulatus Blainv. besprochen
wird, characterisirt ist. Diese Thone sind wahrscheinlich ein wenig jünger als jene Mergel von Horst und
vom Sudmerberge, indem der Formenkreis des Inoceramus Lingua hier bereits seine ersten Vertreter hat, da
Inoceramus lobatus von hier aufgeführt wird. ') Das Liegende dieser Thone bildet ein blaugrauer Mergel,
in welchem Herr Grotrian bei Gelegenheit einer 30 bis 40 Fuss tief niedergebrachten Brunnenanlage einige
kleine Bivalven, einige Gasteropoden und einen Scaphiten sammelte. Ich halte diese Mergel für Emscher.
Die Mächtigkeit und das Liegende derselben ist nicht gekannt. Erst 1 / i Meile südlich tritt, durch einen
Diluvialstreifen getrennt, bei Broitzen Planer zu Tage. Auch weiter östlich bei Mascherode ist wieder Plä-
ner bekannt. Jüngere Schichten, obere Quadraten-Kreide und Mucronaten-Kreide folgen erst weiter nördlich.
Es scheint also die obere Kreide hier ohne Hiatus entwickelt zu sein, eine Annahme, bei der freilich vor-
ausgesetzt wird, class einzelne Glieder, wie der obere Planer, von Diluvium verdeckt sind.
Weiter liegt Actinocamax verus vor aus der Eisensteingrube zwischen Adenstedt, Bulten und Ilsede,
wo er zugleich mit Actinocamax Westphalieus gefunden wurde. Wahrscheinlich ist dieses Vorkommen gleich-
alterig mit demjenigen vom Sudmerberge.
Es ist mir ferner wahrscheinlich — aber noch nachzuweisen — dass auch die Erfunde in der Um-
gegend von Vienenburg, nämlich in der Mergelgrube NW. von Lochtuni, sowie bei Wülperode in das
gleiche Niveau fallen 2 ).
Auffallend ist bis jetzt nur das Vorkommen einiger Exemplare am Wohrenberge bei Gross- und
Klein-Biewende (NO. von Börsum). Die Mergelaufschlüsse, welche ich bei einem flüchtigen Besuche dieser
Lokalität gesellen habe, schienen der oberen Quadratenkreide anzugehören. Es wird also noch festzustellen
sein, ob dort auch tiefere Schichten vorkommen, denen jene Stücke entstammen könnten, oder aber ob
Actinocamax verus vereinzelt bis in die höhere Quadraten-Kreide hineinreiche.
Zuletzt scheint ein schlecht erhaltenes und deshalb zweifelhaftes Exemplar das Vorkommen am Pla-
tenberge bei Blankenburg anzudeuten, woselbst auch, wie schon angegeben wurde, einige ebenfalls schlecht
erhaltene Stücke von Actinocamax Westphalieus durch Schlönbach gesammelt sind. 3 )
Hiernach kann man, das geologische Vorkommen des Actinocamax vencs betreffend, zunächst als
feststehend annehmen, dass derselbe in Deutschland dem oberen Emscher-Mergel und dem zunächst
darüber lagernden tiefsten Gliede der Quadraten-Kreide angehöre, welchem in Westfalen die Sandmergel
von Becklinghausen entsprechen, die das tiefste Niveau der dortigen Zone des Inoceramus lingua darstellen.
Die gelben Sandmergel von Becklinghausen sind noch wenig ausgebeutet und haben neben einigen Cirripe-
den-Schalen und Crinoiden-Formen, welche bisher unter der Gesammtbezeichnung Apiocrinus ellipticus zusam-
mengefasst wurden, die aber auch schon im oberen Emscher beginnen, nur Marsupites ornatus geliefert.
Mit diesem Vorkommen scheint das Vorkommen in anderen Ländern übereinzustimmen.
So in Frankreich, wo Actinocamax verus von Hebert wiederholt, 1863, 1866 und 1874 (siehe oben),
1 ) Vergl. Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1871, tom. 23, pag. 750.
2 ) Diese muthmasslich älteren Schichten reichen östlich jedenfalls über Wennerode nicht hinaus, da hier jüngere Schichten
mit Actin. quadratus etc. anstehen.
3 ) Dass der Platenberg, wie von Strombeck (Zeitsch. d. deutsch, geolog. Ges. 1863, pag. 133) meint, der Mucronaten-Kreide
angehöre, erscheint höchst zweifelhaft.
— 195 — (75)
aus der Zone des Micraster cor anguinum genannt ist, welche zufolge der Darstellung von Urban Schlönbach '),
Hebert 2 ) und Barrois 3 ) dem oberen Emscher-Mergel und den tiefsten Schichten der Quadraten-Kreide ent-
sprechen dürfte. 4 )
Dasselbe gilt von Belgien. (Vergl. oben Reunion extraord. ä Mons.)
In England nannte Miller die Art schon aus Kent, Wiltshire und Sussex. Mir selbst liegt sie vor
von Northfleet in Kent.
Die neueren eingehenden Untersuchungen von Charles Barrois (siehe oben) haben festgestellt, dass
Actinocamax verus auch in England in der Zone des Micraster cor anguinum und zwar in der Kreide von
Brighton mit Belemnites Merceyi (siehe die Bemerkungen über diese Art) und Marsupites und bei Margate
zusammen mit Marsupites Milleri und Marsupites ornatus vorkomme.
Die Art hat also dem Anscheine nach überall dasselbe Lager. 5 )
Zur Untersuchung liegen gegen SO Exemplare vor.
Originale in der Sammlung des Herrn Grotrian in Braunschweig, Herrn Schlönbach in Salzgitter,
Herrn Grumbrecht in Goslar, in meiner Sammlung etc. —
Actinocamax sufoyentricosus, Wahl sp.
Taf. 53, Fig. 1 — 9.
1821. Belemnites subventricosus, Wahlenberg, Petrificata telluris Suecana, Nov. Act. Ups. VIII, pag. SO.
1827. „ mammilatus, Nilsson, Petrificata Suecana, pag. 10, tab. 2, fig. 2.
1827. ,. Scaniae, Blainville, Memoire sur les Belemnites, pag. 61, tab. 1, fig. 7.
1830. ,, subventricosus, Voltz, Observations sur les Belemnites, pag. 64, tab. 8, fig. 1.
1834. ,, mammilatus, Klöden, Versteinerungen der Mark Brandenburg, pag. 140.
1837. „ „ Hisinger, Lethaea Sueciea, seu Petrificata Sueciae, pag. 31, tab. 10, fig. 7.
1849. ,, subventricosus, Quenstedt, Cephalopoden, pag. 464, tab. 30, fig. 33.
1850. Behmnitella subventricosa, d'Orbigny, Prodr. de Pale'ont. tom. II, pag. 211.
1852. „ „ Giebel, Fauna der Vorwelt, tom. III 1, pag. 51.
1852. „ „ Bronn, Lethaea geognostica, Kreide, pag. 342, tab. 33, fig. 12.
1862. Actinocamax subventricosus, Saemann, Bull. soc. ge'ol. France, pag. 1029.
1870. Belemnitella subventricosa, Schlüter, Bericht über eine geognost. paläontol. Reise im südl. Schweden. Neues Jahrb.
für Mineral, etc. pag. 934.
Die Scheiden dieser (aus der schwedischen Kreide durch alle europäischen Sammlungen verbreiteten
') U. Schlönbach, Parallele zwischen dem oberen Pläner Norddeutschlands und den gleichalterigen Bildungen im Seine-Becken.
N. Jahrb. für Mineral, etc. 1866, pag. 316.
2 ) Hebert, Classification on the upper cretaceous Period. Geolog. Magazin, Vol. VI, Nr. 5, Mai 1869. — Hebert, Bull. soc.
geol. France, 1872, pag. 447, ibid. 1874, pag. 417.
3 ) Barrois, Ondulations de la craie dans le sud de l'Angleterre. Annal. soc. geol. du Nord. Lille, 1875, pag. 88.
4 ) Wenn Gosselet 1. c. die Art auch aus scheinbar tieferem Niveau, nämlich in Gesellschaft von Inoceramus Cuvieri, Tere-
bratula semiglobosa und Micraster cor testudinarum anführt, so ist es wahrscheinlich, dass hier mehrere Sehichtencomplexe zusammen-
gefasst sind.
5 ) Auffallend ist die Angabe von Berendt, dass in der Kreide von Grodno am Niemen (Russland) die weisse Kreide aller-
dings sehr zahlreich Belemnitella mucronata führe, dagegen die jüngere, festere, gelbe Kreide die Art nicht häufig zeige, statt deren
aber Belemnitella vera umschliesse. (Zeitsch. d. deutsch, geolog. Gesellsch. tom. 22, 1870, pag. 910.) Hier dürfte sich irgend ein Irr-
thum eingeschlichen haben. Nach dem von Berendt mitgetheilten Profile scheint die Annahme einer Verwerfung zulässig, durch welche
die weisse Kreide in eine tiefere Lage gebracht ist, während in Wirklichkeit die gelbe Kreide die tiefere, ältere wäre.
Uebrigens ist zuzufügen, dass Grewingh (Archiv für die Naturkunde Liv-, Est- und Kurlands 1. Ser. Bd. V, 1872, pag. 219 ff.),
der die Versteinerungen Grodno's eingehend bespricht, nur Belemnitella mucronata aus der anstehenden Kreide namhaft macht.
10*
(76) — 196 —
und daher wohlbekannten) Art besitzen nur im ausgewachsenen Zustande, im Alter die plumpe, sie sehr
characterisirende Gestalt; in der Jugend ist die Scheide zart und schlank mit allmälich verjüngter Spitze.
Beim Weiterwachsen, im vorgerückten Alter ändert sich dies Verh'ältniss, indem das Längenwachsthum nicht
gleichen Schritt hält mit der Zunahme in der Dicke, wie sich aus den Maassen folgender 6 Exemplare ergibt:
I. IL III. IV. V. VI.
Dicke der Scheide 3 Mm. 4 Mm. 8 Mm. 14 Mm. 21 Mm. 30 Mm.
Länge der Scheide 40 „ 48 „ 62 „ 62 „ 84 „ 100 „
Im Alter verdickt sich dann die Scheide etwas gegen das untere Ende hin und spitzt sich rasch zu.
Zugleich ist dann die in früheren Stadien mehr runde Scheide in der dickeren Partie comprimirt, die Spalt-
seite überhaupt etwas abgeflacht und da zugleich, wie bei allen Belemniten der oberen Kreide, der Rücken
durch die dorsolaterale Abplattung hervorgedrängt wird, so wird der Querschnitt des oberen Endes und die
Alveole gerundet dreiseitig. Die scharfrandige Alveole ist niedrig, senkt sich aber in der Tiefe unter spitzem
Winkel plötzlich noch etwas tiefer ein.
Trotz der grossen Zahl von mir in Schweden selbst gesammelten Scheiden zeigt kein Stück einen
Phragmakon. Von allen Schriftstellern ist überhaupt Klöden der einzige, welcher in der Alveole eines dilu-
vialen Exemplares — in der Gymnasialsammlung zu Potsdam — Kammerwände gesehen zu haben angibt.
Liegt hier kein Irrthum vor, so berührt der Alveolit auf jeden Fall nur in dem tiefsten, verengten Theile
des Trichters die Scheide, in gleicher Weise, wie bei dem ähnlich gebauten Actinocamax quadratus durch
directe Beobachtung festgestellt ist.
Die Länge des klaffenden Alveolarspaltes ist, wie die Tiefe der Alveole, bei verschiedenen Exem-
plaren verschieden. — Die Apicallinie ist nicht central, sondern der Spaltseite genähert.
Die Oberfläche der Scheide ist glatt.
Bemerk. Ueber das Verhältniss des Actinocamax subventricosus zum Actinocamax Westphalicus war
bei diesem die Rede. Eine Verwechselung mit Actinocamax quadratus dürfte selbst bei unvollkommener
Erhaltung kaum zu befürchten sein. x )
Vorkommen. An primärer Lagerstätte ist die Art bis jetzt mit Sicherheit nur aus den Trümmer-
kalken Schonen's und zwar hier von zahlreichen Lokalitäten bekannt. Diese Trümmerkalke werden als syn-
chronistisch mit der deutschen Quadratenkreide zu betrachten sein. 2 )
Als Geschiebe sind zahlreiche Exemplare im norddeutschen Diluvium, insbesondere in der Umgebung
von Königsberg, gesammelt worden.
In neuerer Zeit sind auch von Lüneburg Exemplare in verschiedene Sammlungen gelangt 3 ), von
denen noch nicht feststeht, ob sie dem anstehenden Kreidegebirge oder dem Diluvium entstammen.
Ad. Römer 4 ) nennt die Art von Peine, da er aber angibt, dass die Oberfläche gekörnt sei, so kann
darunter wohl nur Actinocamax quadratus verstanden werden.
') Wiewohl Volger angibt: „Ich vermag keinen Unterschied zwischen Belemnitella quadrata und Belemnitella subventricosa
durchzuführen, muss vielmehr beide angebliche Arten durchaus vereinen und nenne beide Belemnitella quadrata Volger." Volger, Ueber
Geradhörner und Donnerkeile, 1861, pag. 27.
2 ) Schlüter im N. Jahrb. für Mineral, etc. 1870, pag. 963 und Zeitsch. d. deutseh. geol. Ges. 1874, pag. 855.
3 ) So in der Sammlung des Herrn Schlönbach in Salzgitter und Oberbergrath Credner, jetzt der Universitätssammlung in
Halle einverleibt.
4 ) Ad. Römer, Versteiner. des norddeutsch. Kreidegeb, pag. 84.
— 197 — (77)
Auch aus Russland und zwar von Simbirsk l ) ist die Art namhaft gemacht worden, da aber Eich-
wald -) von dem einen dort gemachten Funde hervorhebt, dass man zahlreiche verzweigte Eindrücke an dem-
selben wahrnehme, so kann auch dieses Citat noch nicht für erwiesen erachtet werden. —
Actinocamax quadratus, Blainv. sp.
Taf. 54, Fig. 1 — 13. Taf. 53, Fig. 20—25.
1827. Belemnites Osterfieldi, Blainville, Mem. sur les Belemnites, pag. 62, tab. 1, fig. 8.
1827. „ quadratus, id. pag. 62, tab. 1, fig. 9.
1827. „ granulatus, id. pag. 63, tab. 1, fig. 10.
1829. „ „ Sowerby, Min. Conchol. tom. 6, pag. 207, tab. 600, fig. 3.
1840. Belemnitella guadrata, d'Orbigny, Paleont. franc. Terr. cret. I, pag. 60, tab. 6, fig. 5 — 10.
1841. Belemnites granulatus, Ad. Römer, Verstein. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 84.
1849. „ „ Quenstedt, Cepbalopoden, pag. 465, tab. 30. fig. 34.
1852. Belemnitella quadrata, Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 49.
1853. „ „ Sharpe, Fossil molluska of the Cbalk, pag. 8, tab. 1, fig. 7 — 11.
1855. „ „ von Strombeck, Ueber das geolog. Alter der Bei. mucronata und Bei. quadrata. Zeitschr. d. deutsch.
geolog. Ges. tom. VII, pa'g. 502.
1858. „ „ von der Marck, ibid. tom. X, pag. 250, tab. 7, fig. 6, 7.
1862. Actinocamax quadratus, Saemann, Bull. soc. geol. France, pag. 1029.
Jugendliche Scheiden — die kleinsten vorliegenden Exemplare sind 25 Millimeter lang und 3 Mm.
dick — sind nicht wesentlich von gleich grossen Individuen der Belemnitella mucronata verschieden. Sie
sind cylindrisch mit allmälich verjüngter Spitze; die Rückenpartie tritt noch nicht, oder doch kaum wahr-
nehmbar hervor; auch die Alveolareinsenkung zeigt noch nichts bemerkenswerthes. Den Alveolarspalt be-
obachtet man bereits bei 35 Mm. langen Exemplaren. Auch die Oberfläche ist in der Jugend glatt.
Die durchschnittliche Länge der Scheiden beträgt etwa 60 Mm. Die grössten vorliegenden Stücke
messen 80 Mm. und sind dann 15 Mm. dick. Doch gibt es, wie bei anderen Arten, auch hier schlankere
und gedrungenere Individuen. Die Gestalt (nur höchst selten mit einer schwachen Andeutung zur Keulen-
form) ist im allgemeinen (sub-) cylindrisch oder schwach conisch, indem eine allmäliche Abnahme des Durch-
messers vom Alveolareude zur zugerundeten mit einer Mamille versehenen Spitze statt zu haben pflegt. Der
Querschnitt, nur wenig vom Kreise abweichend, ist in der oberen Partie der Scheide oval, weiter unten
queroval. Die Rückseite wird in bekannter Weise durch zwei etwas eingedrückte Längsstreifen, welche
unterhalb der Mitte bis nahe zur Spitze in Doppelfurchen auslaufen, begrenzt. Seitlich finden sich in der
oberen Partie zwei kurze schräge Lateral furchen.
Die Oberfläche ist nach Art der Sepienschulpe mit kleinen Granulen bedeckt, die an einzelnen
Stücken feiner, an anderen gröber sind, und ebenso bald sich in Reihen zu ordnen scheinen, bald völlig
regellos stehen, aber stets die Dorsolateralstreifen und Lateralfurchen glatt lassen und an einzelnen Exemplaren
auch Spuren von Gefässeindrücken zeigt. An manchen Exemplaren bemerkt man unter der Lupe zwischen
den gröberen vorspringenden Granulen noch eine zweite, viel kleinere Sorte, welche die Oberfläche dicht
bedecken.
Die Tiefe des Alveolartrichters, in dessen Wandung die radialfaserige Textur, die in der übrigen
Scheide sonst herrscht, gegen die späthige zurückzutreten pflegt — ist verschieden. Die tiefsten Alveolen
scheinen nicht völlig l / 3 der Scheidenlänge zu erreichen. Nur in der Tiefe ist die Alveole in bald grösserer,
') Jasikow im N. Jahrb. für Mineral, etc. 1834, pag. 460.
-) Eichwald, Lethaea Rossica, 1867, tom. II, pag. 1023.
(78) — 198 —
bald kürzerer Ausdehnung rund l ), weiter oben, wo sie sich in den meisten Fällen plötzlich erweitert, ist der
Querschnitt viereckig, quadratisch oder rhombisch. 2 ) — Bei anderen Scheiden beträgt die Tiefe der Alveole
nur 1 /öj vielleicht sogar nur 1 / 7 ihrer Länge. Bei diesen Stücken ist eine ausgeprägt viereckige Form der
Alveole nicht vorhanden, indem sie seitlich nicht sowohl eingesenkt, als vielmehr ausgerundet erscheint. 3 )
Der Alveolarspalt ist bald kürzer, bald länger, indem die jüngeren concentrischen Lagen der Scheide ihn
überdecken und kann er deshalb äusserlich auch ganz fehlen. Selbst bei mehreren der grössten, 70 — 80 Mm.
langen Exemplaren, bei denen die Alveole 15 Mm. tief ist, zeigt sich auf der Aussenseite keine Spur eines
Spaltes.
Es liegen sechs geöffnete Exemplare mit mehr oder weniger gut erhaltenem Phragmakon vor, in
welchem man die Kammern deutlich erkennt. Der Phragmakon berührt nur in der Tiefe der Alveole, wo
dieselbe noch rund ist, die Wandung derselben, von da ab, wo sie sich unter grösserem Winkel erweitert,
nicht mehr. Seine Länge ist unabhängig von der Tiefe der Alveole, da man an vielen Stücken bemerkt,
dass er am Rande jener abgebrochen ist, und ausserdem zwei Exemplare vorliegen, bei denen der Phrag-
makon noch 12 Millimeter lang über den scharfen Alveolarrand frei hervorragt.
Man bemerkt an dem Phragmakon gegenwärtig keine besondere Hülle mehr, dass dieselbe aber
vorhanden war und zwar aus einer biegsamen, nicht leicht zerbrechlichen Substanz bestand, ergibt sich
daraus, dass sämmtliche vorliegende Exemplare zusammengedrückt sind, nicht allein so weit sie aus der
Alveole hervortreten, sondern auch innerhalb derselben und zwar fast, aber nicht völlig so weit wie die
unregelmässige Erweiterung derselben sich nach innen erstreckt. Wäre die Substanz leicht zerbrechlich
gewesen, so würden scharfe Knickungen, Spuren der Trümmer etc. sich zeigen, was nicht der Fall ist.
An ein oder zwei Exemplaren habe ich in der Alveole, zwischen der Wandung und dem Phrag-
makon eine hornartige Substanz gefunden, welche den Zwischenraum zwischen beiden ausfüllt. Es ist wohl
nicht zu bezweifeln, dass diese Substanz nicht zufällig vorhanden war, sondern einen integrirenden Bestand-
theil des Körpers bildete. — Bisweilen ist jener Zwischenraum durch eine bräunliche mulmige Masse aus-
gefüllt, gewöhnlich aber bildet das umgebende Muttergestein des Belemniten die Ausfüllungsmasse. Ist der
Phragmakon mit versteinert, so zeigt er sich in der Mündung des ausgefüllten Trichters als eine schwache
braune Linie, welche ein mehr oder minder zusammengedrücktes Oval umschreibt.
Der Phragmakon beginnt mit einer unten zugespitzten, sich leicht abschnürenden Kugel. Seine
Spitze liegt nicht im Centrum der Scheide, sondern nähert sich wie die Apicallinie etwas der Spaltseite der-
') Wie 50 vor mir liegende gespaltene Alveolen darthun. Deshalb ist die angezogene Fig. 8 bei d'Orbigny in dieser Hin-
sicht nicht naturgetreu, während die Abbildung bei Sharpe zutreffend erscheint.
2 ) Es scheint, dass diese Formen, welche den typischen Belemnites quadratus Blainv. darstellen, nur in der oberen Quadraten-
Kreide gefunden werden.
3 ) Es scheinen dies die Formen zu sein, welche Blainville als Belemnites gramdatus abgeschieden hat. Die Alveole der ver-
wandten Arten unterscheidet Blainville nämlich so :
Belemnites striatus (welcher muthmasslich mit Actinocamax Wcstphalicus znsammenfällt) cavite peu profonde , Ouvertüre
subtriquetre;
Belemnites gramdatus, cavite peu profonde, im peu triquetre,
Belemnites quadratus, cavite mediocrement profonde, Ouvertüre est comme carre'e par quatre angles,
Belemnites mucronatus, cavite tres-grande et conique.
Da es den Anschein hat, dass das Vorkommen der bezeichneten abweichenden Formen auf die untere Partie der s. g. Quadraten-Kreide
beschränkt ist, so könnte es vielleicht räthlich erscheinen, dieselben unter der Bezeichnung
Actinocamax cf. granulatus Blainv. sp.
90 lange abgesondert zu betrachten, bis deren Beziehungen bestimmter und endgültig festgesetzt sind. —
— 199 — (79)
selben. Die Spaltseite ist zugleich die Siphonalseite, wo hart am Rande der, wie eine gewundene Säule
gestaltete Sipho den Phragmakon durchzieht.
Da Belemniten-Scheiden, welche im Gebirge durch Druck eine Veränderung ihrer ursprünglichen
Gestalt erlitten haben, ausserordentlich selten 1 ) gefunden werden, so verdient es besonders hervorgehoben
zu werden, dass durch Dr. Griepenkerl in den tiefsten Kreide -Schichten des Beckens von Königslutter-
Lauingen, die der Quadraten-Kreide angehören und dem Keuper unmittelbar aufruhen, eine grosse Zahl
comprimirter Scheiden von Actinocamaa; quadratus, an denen man eine Knickung und Verbiegung der Kalk-
spathfiebern bisweilen sehr deutlich wahrnimmt, aufgefunden worden. Taf. 53, Fig. 20 — 25 sind einige die-
ser, theils der Spitze, theils dem Alveolarende angehörige Stücke abgebildet worden.
Bemerk. Durch d'Orbigny wurden die von Blainville aufgestellten Arten: Belemnites quadratus,
Belemnites granulatus und Belemnites striatus, als auf defecte oder abgeriebene Exemplare begründet, zu einer
Art unter dem Namen Belemnitella quadrata vereint. Dass Belemnites striatus vielleicht mit Actinocamax
Westphalicus zusammenfalle, ist bereits oben bemerkt. Desgleichen habe ich oben darauf hinweisen müssen,
dass der dem Belemnites quadratus am nächsten stehende Belemnites granulatus möglicher Weise davon
gesondert werden müsse.
Indem d'Orbigny die genannten Arten zusammenzog, hätte er jedenfalls auch den Belemnites Oster-
fieldi hinzufügen müssen. Dass derselbe aus der Umgegend von Osterfeld unweit Essen stamme (ebenso,
wie die zweite genannte Art, welche Blainville von dem in der Nähe, in Crefeld, wohnenden Hoeninghaus
erhalten hatte), kann kaum einem Zweifel unterliegen, zumal Blainville beifügt, er komme zu Osterfeld vor
in Begleitung einer stacheligen Plagiostoma. In der That ist in den Mergelgruben bei Osterfield, welche
einen Hauptfundpunkt der Belemnitella quadrata d'Orb. bilden, neben diesen Belemniten das häufigste Fossil
der von Goldfuss beschriebene Spondt/lus armatus. Das von Blainville beschriebene Exemplar, welches der
Autor mit seinem Belemnites Scaniae (Belemnites mammilatus Wahl.) vergleicht, wird ebensowohl eine abge-
riebene Scheide sein, wie (nach Angabe d'Orbigny's) das Original von Belemnites quadratus, während nur
sein Belemnites granulatus die characteristische Oberfläche zeigt.
Demgemäss käme unserer Art als erste Bezeichnung der Name Belemnites Osterfeldi zu, den d'Or-
bigny gänzlich ignorirte, Giebel aber irrig (trotz der „cavite peu profonde' ; ) unter die Synonyma des Belem-
nites mucronatus brachte; doch möchte es nicht rathsam sein, den allgemein angenommenen und viel
gebrauchten Namen fallen zu lassen 2 ).
Vorkommen. Die Art ist bekannt aus England, Frankreich, Belgien, Deutschland und Russland 3 ).
Seitdem Herr von Strombeck 4 ) nachwies, dass in der Nähe von Vordorf zwischen Braunschweig
und Giffhorn, wo in mehreren Brüchen Schichten, welche mit 30 Grad gegen Nordosten einfallen, offen
gedeckt sind, Belemnitella quadrata nur in den liegenden, Belemnitella mucronata nur in den hangenden
') Quenstedt bemerkt in seinen Cephalopoden pag. 388: Es ist gar keinem Zweifel unterworfen, dass die heutige fossile
Structur mit der ursprünglichen in Abhängigkeit steht, allein wie weit dieses geht, lässt sich nicht mehr bestimmt ausmitteln. Ursprüng-
lich wird die Masse allerdings lockerer und poröser gewesen sein, als die heutige, doch einen so zarten, ich möchte sagen schaumartigen
Bau, wie ihn die Knochen lebender Sepien zeigen, dürfen wir nicht vermuthen, sonst müssten die Belemniten flachgedrückt sein. Wir
finden im Gegentheil selbst in Schiefern, wo die härtesten Reste, wie Knochen und Muscheln, eine Compression erlitten, den Belem-
niten stets vollkommen gerundet, als hätte er nicht den geringsten Druck ausgestanden.
-) Nach Sharpe soll die Art bereits noch früher von Koenig, dessen Werk Icones fossilium sectilis fol. Londini, 1825, mir
nicht zugänglich ist, Belemnon pustulatum genannt sein.
3 ) An der Grenze, in der Nähe von Krakau, wo sie durch Director Hohenegger in Teschen gesammelt wurde.
4 ) Zeitsch. d. deutsch, geol. Ges. Jahrg. VII. pag. 502.
(80) — 200 —
Bänken vorkomme, hat sich allgemein ergeben, class da, wo die Lagerungsverhältnisse festgestellt wurden,
Belemnitella quadrata die Schichten der unteren Abtheilung, Belemnitella mucronata die Schichten der oberen
Abtheilung characterisire, so dass nun eine Zone der Belemnitella quadrata, oder Quadraten-Kreide und
eine Zone der Belemnitella mucronata oder Mucronaten-Kreide unterschieden wurde. Nachdem diese Auf-
fassung zuerst in allen betreffenden Gegenden Deutschlands bestätigt war, ist sie neuerlich durch Hebert
auch für Frankreich als zutreffend erklärt worden *).
Hierdurch ist denn auch die Meinung Volger's 2 ) widerlegt, welcher in Belemnitella quadrata das
männliche Geschlecht der Belemnitella mucronata zu finden wähnte.
Ebenso muss der Satz Volger's, dass alle Behauptungen bestimmter Unterschiede unter den Belem-
niten der oberen Kreide, welche von verschiedenen Beschreibern aufgestellt worden sind, nur auf Beobach-
tungen an einzelnen bestimmten Musterstücken beruhen und sich durch Zusammenstellung zahlreicher Samm-
lungen widerlegen 3 ), als irrig verneint werden.
Aus Deutschland liegen Exemplare vor von der linken Rheinseite aus den tieferen Kreide-Schichten
bei Aachen; aus Westfalen von Sterkrade, Osterfeld, Dülmen 4 ), Lette, Coesfeld, Holtwick, Legden etc.; aus
den subhercynischen Territorien von Schwiecheldt bei Peine, Wennerode bei Vienenburg, Staplenburg, Ilsen-
burg, Gross- und Klein-Biewende (NO. von Börsum), Lindenerberg bei Hannover, Vordorf etc. und zuletzt
als dem nördlichsten Punkte von Lüneburg.
Zur Untersuchung liegen an 300 Exemplare vor.
Gatt. Belemnitella, d'Orb. 5 )
Belenmitella mucronata, Schloth. sp.
Taf. 55, Fig. 1—2.
1813. Belemnites mucronatus, v. Schlotheim, Taschenbuch für Mineralogie, tom. VII, pag. 111.
1S23. „ electrinus, Miller, Transact. geol. soc. 2. ser. tom. II, tab. 8, fig. 18.
1825. „ mucronatus, Brongniart, Env. de Paris, tab. 3, fig. 1, pag. 250.
1827. „ „ Nilsson, Petref. Suec. pag. 9, tab. 2, fig. 1—4.
1827. „ „ Blainville, Mem. Belem. tab. 1, fig. 12.
1827. „ „ Sowerby, Miner. Conchol. tab. 600.
1834. „ americanus, Morton, Synop. org. rem. United States, tab. 1, fig. 1 — 3.
1837. „ mucronatus, Hisinger, Lethaea, Suec. tab. 10, fig. 22.
1840. Belemnitella mucronata, d'Orbigny, Paleont. franc. Terr. cre't. I, tab. 7.
1841. Belemnites mucronatus, Ad. Römer, Verstein. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 84.
1852. Belemnitella mucronata, Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 46.
1852. Belemnites mucronatus, Quenstedt, Cephalopoden, tab. 42, fig. 5. .
1852. Belemnitella mucronata, Bronn, Lethaea geognost. tab. 23, fig. 10.
1853. „ „ Sharpe, Fossil Molluska of the Chalk, tab. t, fig. 1 — 3.
1855. „ „ v. Strombeck, Ueber das geol. Alter von Bei. mucr. und Bei. quadr. Zeitsch. d. deutsch, geol.
Ges. tom. VII, pag. 502.
') Hebert, Comparaison de la craie de cötes d'Angleterre avec celle de France. Bull. soc. geolog. France, 1874, 3. ser.
tom. II, pag. 416.
Hebert, Classification du terrain cretace superieur. Ibid. 1875. 3. ser. tom. III, pag. 595.
-) Volger, Ueber Geradhörner und Donnerkeile, 1861, pag. 40.
3 ) ibid. pag. 28.
4 ) Es sind bis jetzt von mir nur sehr schlecht erhaltene Stücke bei Dülmen gesammelt worden.
6 ) In dem beschränkten pag. 184 angegebenen Sinne.
201 — (81)
1858. Belemnitella mucronata, von der Marck, ibid. tab. VII, fig. 8.
1861. „ „ Binkhorst, Monogr. des Gasterop. et Cephalop. de Limbourg, tab. Va', fig. 3, tab. Va 3 , fig. 2,
tab. Vc, fig. 3.
1867. Belemnites mucronatus, U. Schlönbach, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, tab. 16, fig. 2.
1869. Belemnitella mucronata, E. Favre, Moll. foss. de la craie de Lemberg, tab. 1, fig. 1, 2.
Die Art, gekennzeichnet durch die etwas keulenförmige aber doch schlanke Scheide, welche oben
einen ovalen, weiter unterhalb einen querovalen Umriss zeigt, deren Rücken durch die Dorsolateral-Streifen
keulenförmig hervorgepresst wird, deren unteres zugerundetes Ende eine kleine scharfe Spitze trägt; die
eine tiefe spitzwinklige Alveole von fast kreisförmigem Querschnitt und einen langen Spalt besitzt und deren
Oberfläche sie schon durch die verzweigten Gefässeindriicke von allen anderen Arten unterscheidet '), — ist
der am längsten gekannte Belemnit und durch seine weite Verbreitung in der alten und neuen Welt das
wichtigste Fossil der oberen Kreide.
Die Länge der vorliegenden Stücke variirt zwischen 18 und 140 Millimeter; die durchschnittliche
Grösse beträgt etwa 80 Millimeter.
Junge Scheiden haben gemeiniglich eine mehr gedrungene Gestalt mit allmälich sich zuschärfender
Spitze. Im weiteren Wachsthum wird die Gestalt schlanker, dann erst tritt der Rücken deutlicher hervor,
ebenso die früher fehlenden Gefässeindrücke und es zeigt die Keule häufig kurze Längseindrücke. Das
untere Ende pflegt sich schon bei 50, bisweilen erst bei 60 Millimeter Länge zuzurunden, und noch einen
kleinen zugespitzten Conus (mucro) aufzusetzen, der eine Länge von 4 bis 6 Mm. erreichen kann. Die
„Gefässeindrücke' - , welche sich oberhalb der Mitte zusammendrängen, gehen von der Seitenmitte oder auch
von den Dorsolateral-Streifen aus. Die Spitzen ihrer Verzweigungen treten sich in der Spaltlinie des
Bauches entgegen.
Einzelne Lokalitäten führen stärkere Individuen, an anderen sind sie schlanker. So sind von Lüne-
burg nur gestreckte Formen bekannt, die schon in der Jugend eine schlankere Gestalt besitzen. Zugleich
zeigen die Vorkommnisse von Lüneburg die „Gefässeindrücke" am wenigsten deutlich, die meisten Stücke
von dort sind fast gänzlich glatt. Kräftiger gebaut sind die westphälischen Exemplare, namentlich von Dol-
berg, Nienberge und Darup, ebenso die von Witkowice bei Krakau und von Köpinge in Schweden. Sie
zeigen meist in ausgezeichneter Weise die „Gefässeindrücke".
Der Rand der Alveole ist niemals vollständig erhalten und desshalb die Tiefe derselben nicht genau
anzugeben. Bei den besterhaltenen Exemplaren soll die Tiefe der Alveole der halben Länge der Scheide
nicht allein gleichkommen, sondern sogar noch übertreffen. — Ganz junge Scheiden besitzen noch keinen
Spalt, er reicht deshalb nicht bis zur Spitze der Alveole hinab. Beim weiteren Wachsen pflegt sich der
Spalt wieder etwas zu verkürzen, indem die jüngeren concentrischen Lagen der Scheide ihn gewöhnlich auf
eine kurze Strecke wieder überziehen. Es ist deshalb ohne Bedeutung, ob er unter spitzem oder unter
rechtem Winkel an die Oberfläche tritt.
Dem Spalt gegenüber zieht sich an der Innenseite der Alveole eine flache, sich allmälich verbrei-
ternde Rinne von der Spitze zum Alveolarrande hin. Das mittlere Drittel dieser flachen Furche schneidet
tiefer in die Scheide, als das an jeder Seite liegende Drittel. Gewöhnlich ist nur diese mittlere noch mit
einer Längslinie versehene tiefere Partie gesehen worden. Bei 8,5 Mm. Durchmesser der Alveole hat die
Rinne schon eine Breite von 3 Mm. und der tiefere Haupttheil derselben 1 Mm. Breite. In der oberen,
') Ueber das Verhältniss der Art zu Belemnites Höferi, Sehlönb. siehe weiter unten.
-) Das längste überhaupt bekannte Exemplar misst 162 Millimeter.
Palaeontographica, N. F. IV. 3. (XXIV). 11
(82) — 202 —
der Mündung nahe gelegenen Partie der Alveole drängt diese Furche die Scheidenwandung kielartig hervor.
Siehe Taf. 55, Fig. 1 b.
Zehn geöffnete Exemplare zeigen den Phragmakon von nicht ganz kreisförmigem, sondern leicht
ovalem Querschnitt mit den Kammern '). Die Spitze des Phragmakon s liegt nicht im Centrum, sondern
nähert sich, wie die Apicallinie, etwas der Bauchseite. Die Kammerwände liegen anfangs sehr nahe zusam-
men, treten allmälig aber immer weiter auseinander, so dass man an der Spitze etwa 7 Kammern auf 2 Mm.
Länge zählt; an einem 31 Mm. langen Phragmakon erkennt man 40 Kammern; an einem 50 Mm. langen
etwa 50. Die erste kugelige Kammer an der Spitze schnürt sich etwas ab.
Dass auf dem Phragmakon die Alveolarrinne sich als vorspringenden Kiel markirt und ähnlich der
Spalt, bedarf kaum der Erwähnung. Nur zwei Phragmakone tragen Reste der besonderen Alveolarschale.
Es scheint, dass dieselbe auf dem Kiele etwas stärker ist, als auf dem übrigen Theile des Kegels. Sie ist
im Ganzen äusserst dünn, weiss, nicht faserig, sondern blätterig; lässt aber keinerlei Anwachsstreifen erken-
nen, deren characteristischer eigenthümlicher Verlauf von manchen jurassischen Belemniten bekannt ist.
Die Ränder der Scheidewände stellen auf dem Phragmakon nicht einfache Kreise dar. Die Sipho-
nallinie zieht die Nähte ein wenig zur Spitze hin; auf den Seiten neigen sie sich etwas nach oben; die
niedrigere Partie der Furche resp. des Kieles drängt sie noch stärker nach vorn, während sie durch die
tiefere Hauptfurche, resp. über den mittleren Kiel geradlinig fortlaufen.
Ein verkieselter Phragmakon, dessen Kammern leer sind, erweckt die falsche Vorstellung, dass der
eitliche Rand jeder Kammerwand sich so hoch erhebe, dass er die folgende berührt, die Scheidewände also
für sich schon den Kammerraum innerhalb der Alveolarhülle umschliessen 2 ). Siehe Taf. 54, Fig. 17 nebst
Erklärung.
Der Sipho liegt an der Spaltseite 3 ) der Scheide und durchbricht unmittelbar am Rande die Kam-
merwände. Ich habe ihn an zwei Exemplaren — bis auf 20 Millimeter Länge — offengedeckt. Man
erkennt hier, dass er die Gestalt einer gewundenen Säule hat 4 ) und dass er von einer weissen (kalkigen?)
Hülle umgeben wird. 5 )
Verkrüppelte Exemplare finden sich nur höchst selten. Ein zwerghaftes Individuum ist Taf. 55,
Fiff 8 abgebildet worden.
') Trotz der ausserordentlichen Häufigkeit der Belemnitella mucronata seheint deren Phragmakon doch nur höchst selten erhal-
ten zu sein, da Bronn in seiner Geschichte der Natur 1843 noch schrieb, dass in der Alveolaröffnung dieses Belemniten sich wohl nie-
mals Kammern befunden hätten. Doch hatte Graf Münster bereits gekammerte Kegel in alten Exemplaren des Belemnites mucronatus,
welche er in Westphalen bei Lemförde, Fla] dem und Binkerode gesammelt hatte, gefunden. Ausgewachsene Exemplare, sagt er, haben
wohl 45 — 50 Seheidewände. Am schönsten zeigen sie die in Kalzedon verwandelten Exemplare. Graf Münster , Bemerkungen zur
näheren Kenntniss der Belemniten. Bayreuth, 1830.
2 ) Vergl. über ähnliche frühere Beobachtung Voltz, Observat. sur les Belemnites pag. 4 und Quenstedt, Cephalopoden, p. 390.
3 ) Die Angabe von Geinitz, Grundriss, pag. 265, dass der Sipho stets auf der dem Spalt gegenüberstehenden Seite liege, ist
falsch; ebenso dass der Spalt auch in den Alveoliten einschneide.
4 ) Diese Beobachtung stimmt mit der Angabe von der Marck's 1. c. , der ihn als schraubenförmig bezeichnet, überein, doch
ist dessen Zeichnung, welche nur einen gestreckten Conus mit umlaufender Spirallinie darstellt, nicht ganz zutreffend. Ich verdanke
dem Verfasser selbst die Angabe, dass der von ihm beobachtete »Sipho ganz übereinstimme mit dem von mir blossgelegten, und nur
die Zeichnung verfehlt sei. Auffallender Weise sind die beiden Darstellungen des Sipho von Binkhorst 1. c. und Armbrust (N. Jahrb.
für Mineral, etc. 1859, pag. 421) von obiger Darstellung sowohl, wie unter sich abweichend.
5 ) Die in früheren Zeiten wiederholt geäusserte Ansicht, dass der Sipho auch die Scheide durchsetze (vergl. Breynius, Diss.
phys. de Polyth. pag. 43 und Schröter, Litholog. R. u. V. Lexikon, pag. 156 und Cuvier, tom. II, pag. 581), welche jüngst von neuem
auftauchte (Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1858, pag. 263), ist eine irrige.
— 203 — (83)
Bemerk. Durch Morton war 1. c. als abweichende Art ein Belemnites amerieanus aufgestellt worden.
Derselbe hat jedoch keine Anerkennung gefunden und noch neuerlich hat Credner, welcher eine grosse Zahl
Exemplare in New-Jersey sammelte und mit den norddeutschen Vorkommnissen verglich, erklärt, derselbe
sei nicht von Belemnites mucronatus verschieden. [ )
Dann hat Sharpe 1. c. eine Form als Belemnitella lanceolata Schloth. sp. 2 ) abgeschieden. Dieselbe
soll sich durch centrale Alveole und Scheitellinie, allmälich zugeschärfte Spitze und Fehlen der Gefässein-
drücke von Belemnitella mucronata unterscheiden.
Zuletzt hat Urban Schlönbach 3 ) aus den oberen Gosau-Schichten der Alpen noch einen Belemnites
Höfen von Belemnites mucronatus unterscheiden zu müssen geglaubt. Als Unterschiede des Ersteren von dem
Letzteren werden angegeben insbesondere die konische Gestalt der Scheide, der vollkommen kreisförmige
Querschnitt der Alveole und als gewichtigster Umstand das Fehlen der dem Spalt gegenüberliegenden Rinne
in der Alveole.
Belemnitella mucronata galt bis vor kurzem als der letzte Repräsentant der Familie der Belemniten,
bis Urban Schlönbach den Belemnites rugifer aus dem unteren Tertiär von Ober-Italien kennen lehrte 4 ).
Hierzu kommen nun noch ein paar andere Formen, welche Zittel soeben aus dem Eocän der lybischen
Wüste, zufolge einer gefälligen brieflichen Mittheilung, mit nach Deutschland gebracht hat.
Vorkommen. Die Art ist das characteristischeste Fossil der baltischen Schreibkreide, der Insel
Rügen und Moen, sowie deren Aecpaivalente des Festlandes, so dass man hiernach in der obören senonen
Kreide eine Zone der Belemnitella mucronata oder Mucronaten-Kreide unterschieden hat. In die höheren
Schichten 5 ) der baltischen Kreide, in den Faxekalk und Saltholmskalk (Terrain Danien) steigt die Art
nicht hinein.
In anderen Kreidebecken dagegen findet sich dieselbe auch noch in jüngeren Schichten, so im
Kreidetuff von Maestricht, welcher die weisse Kreide überlagert, ebenso in der Nähe von Mons, in der
„craie grise de Ciply", welcher die „craie blanche" überdeckt, sowie in dem ,,Poudingue de Malogne", da-
gegen hat er sich noch nicht 6 ) in dem jüngsten dortigen Gliede der Kreide, dem „Tufeau de Ciply" —
welcher sonst von dem „Tufeau de Maestricht" nicht verschieden scheint — gefunden.
In der älteren senonen Kreide, in der Zone des Actinocamax quadratus, hat sich Belemnitella mucro-
nata bis jetzt nur in einigen wenigen Exemplaren und zwar bei Osterfeld in Westphalen gezeigt 7 ).
') H. Credner, die Kreide von New-Jersey, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1870, pag. 238.
2 ) Nicht zu verwechseln mit Belemnites lanceolatus, Sowerby, welcher synonym ist mit Belemnites plenus Blainv. und Belemni-
tella vera d'Orb. (non! Actinocamax verus Miller.)
3 ) Urban Schlönbach, Ueber einen Belemniten aus der alpinen Kreide von Grünbach bei Wr. Neustadt. Jahrh. d. k. k. geolog.
Reichsanstalt. 1867, pag. 589.
4 ) Ibid. 1868, pag 455.
5 ) C. Schlüter, Bericht über eine geognostisch-paläontologische Reise im südlichen Schweden. N. Jahrb. für Mineral, etc. 1870.
c ) Vergl. Cornet und Briart in Annales de la socie'te malacologique des Belgiques, tom. VIII, 1873, pag. 7.
7 ) Schlüter, Sitzung der niederrhein. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn vom 13. Dec. 1870, pag 230.
Die vielfachen früheren Angaben in Deutschland über das gemeinsame Vorkommen der beiden Arten haben sich, auf Ver-
wechselung beruhend, nicht bestätigt. — Auch für die französische obere Kreide, wenigstens des pariser Beckens, wird jetzt eine untere
Zone, Belemnitella quadrala und eine obere mit Belemnitella nmcronata, unterschieden. Vergl. Hebert: Comparaison de la craie des
cotes dAnglettre avec celle de France. Bull. soc. ge'ol. de France. 1874, pag. 417. — Auffallend ist es, dass dagegen auch noch in
neueren Arbeiten über die belgische weisse Kreide von verschiedenen Lokalitäten Belemnitella mucronata und Belemnitella quadrata ge-
meinsam aufgeführt werden. Vergl. z. B. Cornet und Briart. Sur la division de l'etage de la Craie blanche du Hainaut en quatre
assises. L'Academie loyale Belgique 1868, se'ance du 7. Nov. — Dasselbe gilt, obwol von manchen englischen Lokalitäten das Gegen-
(84) — 204 —
Alle älteren Angaben über das Vorkommen in tieferen Schichten, z. B. von Geinitz im Turon und
Cenoman Sachsens, haben sich nicht bestätigt. Es lagen Verwechselungen mit anderen Arten, namentlich
mit Actinocamax plenus vor.
Aus Deutschland liegt die Art in meist von mir selbst gesammelten Exemplaren von folgenden Lo-
kalitäten vor: Aachen, Coesfeld, Osterwick, Havixbeck, Darup, Nienberge, Dolberg, Beckum, Haldem,
Ahlten bei Lehrte, Rosenthal bei Peine, aus der Gegend zwischen Berkum und Schwicheldt bei Peine,
Vordorf nördl. Braunschweig, Lüneburg und Rügen.
Zur Untersuchung liegen c. 200 Exemplare aus allen Ländern vor.
theil feststeht, auch von der Insel Wight, wo beide Belemniten als nebeneinander vorkommend genannt werden. Vergl. Charles Barrois,
Sur la eraie de l'ile de Wight. Annales de la socie'te geologique du Nord, Lille, 1874, pag. 80 und Annales des - scienees Geologiques,
Paris, VI. art. Nr. 3, pag. 28.
Verbreitung der Arten.
Palaeontographica, N. F. IV. 4. (XXIV.) 12
Verbreitung der Arten.
JNachdeni in den vorstehenden Blättern die in der oberen Kreide Norddeutschlands bisher aufge-
fundenen Cephalopoden-Reste in Rücksicht auf ihre paläontologischen Beziehungen besprochen sind, erübrigt
noch die vertikale Verbreitung derselben zusammenzufassen, um zu zeigen, welcher Antheil den Cephalopoden
in dem organischen Character jedes einzelnen geognostischen Niveau's zufällt.
I. Unterer Planer.
(Etage Cenomanien d'Orb.)
In Norddeutschland beginnen die cenomanen Ablagerungen mit der Tourtia oder der Zone des Pecten
asper und Catopygus carinatus, deren am längsten gekannter typischer Entwicklungspunkt die Umgebung von
Essen an der Ruhr bildet. Unter den fossilen Resten derselben sind kaum und insbesondere unter den
Cephalopoden keine Arten 1 ) vorhanden, welche bereits in tieferen Schichten, speciell im Gault auftreten.
Es ist dieser Umstand deshalb zu betonen, weil die neueren Untersuchungen der französischen und englischen
Kreide die Notwendigkeit haben erkennen lassen, dem tiefsten Niveau des Cenoman auch solche Ablage-
rungen zuzuweisen, in denen noch entschiedene Gault-Formen auftreten' 2 ), und man sogar die tiefste Zone
des Cenoman nach diesen als Zone des Ammonites inflatus und Turrüites Bergeri bezeichnet hat 3 ).
pag. 417.
') Ueber den Turrüites Puzosianus vergl. weiter unten, pag. 213.
") Frühere derartige Angaben waren in Zweifel gezogen.
3 ) Näheres hierüber bieten folgende Abhandlungen r
Hebert, Comparaison de Ia craie des cötes d'Angleterre avec celle de France. Bull. soc. geol. France, 3. ser. t. II, 1874,
He'bert et Toucas, descript. du Bassin d'Uehaux. Extr. des Annales des sciences geologiques, tom. VI, 1875, pag. 100 etc.
Hebert, Classification du terrain cretace superieure. Bull. soc. geol. France, 3. ser. tom. III, 1875, pag. 595.
Barrois, Ondulations de la craie dans le sud de l'Angleterre. Annales societe geologiques du Nord. tom. II, 1875, pag. 88,
pag. 91.
Barrois, La zone a Belemnites plenus, ibid. 1875, pag. 151.
Barrois, La craie de l'ile de Wight. Ann. sc. geol. tom. VI, 10, nat. 3, pag. 6.
12*
(88) — 208 —
Die obere Grenze des Cenoman wird allgemein gezogen mit dem Erlöschen des Holaster subglobosus
und Ammonites Rotomagensis; sie reicht also bis an die Basis der schon seit geraumer Zeit unterschiedenen
Zone des Inoceramus labiatus (mytiloides) 1 ).
Für diesen Schichtencomplex ist in Deutschland die Bezeichnung „unterer Pläner" vielfach gebraucht
worden. Er umfasst aus der englischen Kreide den Upper Greensand, den Grey Chalk 2 ) und den Chalk
Marl 3 ), und entspricht der älteren, auch in neuerer Zeit vielfach gebrauchten Bezeichnung Craie glaukonieuse
französischer Geologen.
Den in der angegebenen Weise nach unten und nach oben begrenzten Ablagerungen gehören von
den 155 aus der gesammten oberen Kreide besprochenen Cephalopoden vierzig Arten an. Nämlich:
Ammonites Bochumensis Schlüt.
„ Essendiensis Schlüt.
„ subplanulatus Schlüt.
„ inconstans Schlüt.
„ cf. Geslinianus d'Orb.
„ falcato-carinatus Schlüt.
„ varians Sow.
„ Coupei Brong.
„ Mantelli Sow.
„ falcatus Mant.
„ Rotomagensis Brong.
„ laticlavius Shrp.
„ cati?ms Mant.
„ cenomanensis d'Arch. 4 ).
Scaphites aequalis Sow.
Anisoceras plicatile Sow.
Turrilites Essenensis Gein.
„ Scheuchzerianus Bosc.
„ co status Lam.
„ Mantelli Shrp.
') In jüngster Zeit ist zwischen beiden noch die wenig mächtige Zone des Actinocamax plenus unterschieden worden, welche
von mir und Hebert zum Turon gestellt wurde, die aber durch Barrois zum Cenoman gezogen ist, wofür die deutsehen Verhältnisse
bislang keinen Anhalt geboten haben.
2 ) Einzelne Schriftsteller haben den Grey Chalk mit dem oberen deutschen Pläner und speciell mit dem Scaphiten-PIäner in
Parallele gesetzt, obwol schon die älteren englischen Schriftsteller, wie Mantell, aus dem Gray Chalk die hervorragendsten cenomanen
Formen namhaft gemacht haben.
3 ) Diesen vielleicht nicht ganz, weil wenigstens von einzelnen Lokalitäten auch Inoceramus mytiloides (labiatus) aus ihm
namhaft gemacht wird.
4 ) Die Art ist erst in den letzten Tagen aufgefunden und deshalb noch nicht in den vorstehenden Blättern besprochen. Das
vorliegende Fragment, welches der Tourtia bei Mülheim entstammt, stellt einen Theil der Wohnkammer dar, welches sehr wohl mit
dem von Pictet, Melanges paleontologiques (Memoires de la societe de Physique et d'Histoire naturelle de Geneve, tom. XVII, Ire
Partie, 1863) pag. 28, tab. 4 gegebenen Darstellung übereinstimmt, nur noch ein wenig grösser ist.
Der seltene Ammonites Cenomanensis d'Orb., von dem mir ein Originalexemplar von Mans vorliegt, ist sowohl von der
d'Archiac'sehen Art, wie von Ammonites Cunningtoni Sharpe, mit dem man ihn vereint hat, verschieden und deshalb neu zu benennen,
da d'Archiac die Bezeichnung schon 1846, d'Orbigny erst 1850 aufstellte. Dass die von Sharpe zu Ammonites Cenomanensis d'Arch.
gezogenen Gehäuse verschieden seien, hat schon Pictet angegeben.
— 209 — (89)
Turrilites acutus Passy.
„ tuberculatits Bosc.
„ Morrisi Shrp.
„ cenomanensis Schlüt.
„ Puzosianus d'Orb.
„ Aumalensis Coq.
„ Börssumensis Schlüt.
„ alternans Schlüt.
Baculites baculoides Mant.
Nautilus Fleuriausianus d'Orb.
„ Tourtiae Schlüt.
„ Sharpei Schlüt.
„ cenomanensis Schlüt.
„ elegans d'Orb.
„ Deslongcliampsianus d'Orb.
„ Fittoni Shrp.
„ anguliferus Schlüt.
„ expansus Sow.
„ tenuicostatus Schlüt.
Belemnites ultimus d'Orb.
Von den genannten Arten steigt keine in höhere Schichten, in turone Ablagerungen, hinauf. Da-
gegen sind die einzelnen geognostischen Glieder des Cenoinan durch das Durchgehen der häufigsten und
daher wichtigsten Arten, als:
Ammonite varians Sow.
,, Mantelli Sow.
„ subpilanulatus Schlüt.
Turrilites Scheuckzerianus Bosc.
inniger mit einander verbunden, als die Schichten irgend einer anderen Etage.
Im norddeutschen Cenoman sind drei Glieder unterschieden worden, das tiefste Glied bildet die
Zone des Catopygus carinatus und Pesten asper; das mittlere Glied die Zone des Ammonites varians und
Hemiaster Griepenkerli; das jüngste Glied die Zone des Ammonites Rotomagensis und Holaster subglobosus.
1. Zone des Pecten asper und Catopygus carinatus.
Während das Gestein dieser Zone im Gebiete der westfälischen Steinkohlenformation, als deren
Mittelpunkt Essen angesehen werden kann, aus einer Zusammenhäufung von Quarzsand, Glaukonit und ein-
gestreuten braunen Thoneisenkörnern, welche gewöhnlich durch ein graues kalkig-thoniges Cement zusammen-
gebacken sind, gebildet wird, und einen grossen Keichthum an fossilen Resten umschliesst v ), ändert sich im
') Die wichtigere Literatur über die Tourtia von Essen ist folgende:
Adolph Römer, die Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges, Hannover 1841, pag. 128 das Ililsconglomerat.
Die hier aufgestellte irrige Meinung Römer's, dass der Grünsand von Essen dem Neocom angehöre, wurde 1349 durch Beyrich (Zeit-
schrift der deutsch, geolog. Gesellsch. 1. Band, pag. 298) und Geinitz (das Quadersandsteingebirge pag. 18) berichtigt.
Becks, Bemerkungen über die Gebilde, welche sich in den Ruhrgegenden an das Kohlengebirge anlegen. Auszüglich mitge-
theilt im „Quadersandsteingebirge" von Geinitz, pag. 17.
(90) — 210 —
weiteren Fortstreichen nach Osten der petrographische Character, womit zugleich eine Verminderung des
organischen Inhalts Hand in Hand geht.
So ist diese Zone im Teutoburger Walde als eine mächtige Bildung von Pläner-Mergel entwickelt.
Trotz bedeutender Aufschlüsse in demselben, z. B. am Sommerberge bei Altenbeken und an der kleinen
Egge, zwischen Kohlstedt und Extei-steine, sind nur wenige Spuren von fossilen Besten in demselben ge-
funden worden 1 ).
Reiche Fundpunkte bilden ausser den in der Nähe des Ausgehenden auf den die Kreide unter-
teufenden Kohlensandstein in Betrieb gesetzten Steinbrüchen bei Mülheim, Frohnhausen und Essen, insbe-
sondere die Halden aller das Kreidegebirge durchsinkenden Tiefbauschächte.
Aehnlich sind die Verhältnisse auch zwischen Weser und Elbe in dem den Fuss des Harzes be-
rührenden Hügellande 2 ). Mergelthone und chloritische Mergel, gewöhnlich in geringer Mächtigkeit bilden
das herrschende Gestein. Nur in der Umgebung von Quedlinburg: am Langenberge, an der Steinholzmühle
und am Sülzebrunnen haben sich Petrefacten (insbesondere Gasteropoden) in grösserer Zahl gefunden, wäh-
rend sie im übrigen nur sparsam auftreten. — Einen vortrefflichen Einblick gewährt der Chaussee-Einschnitt
am Flöteberge bei Liebenburg, in welchem alle Glieder der Kreide, vom Flammmergel bis zum Cuvieri-
Pläner, offengedeckt sind. Ferner der Kahnstein bei Langeisheim; der Mahnerberg und Fleischerkamp bei
Salzgitter, der Eisenbahneinschnitt bei Neu-Wallmoden und der Chaussee-Einschnitt bei Alt-Wallmoden.
In früherer Zeit soll auch das Goldbachthal bei Quedlinburg gute Aufschlüsse geboten haben.
Auch im Süden des Harzes ist bei Worbis im Ohmgebirge in geringer Entwicklung ein Grünsand
bekannt, Avelcher dem ältesten Gliede des Cenoman angehörig scheint 3 ).
Es scheint, dass das gleiche Niveau auch weiter im nördlichen Deutschland vertreten ist, da Belem-
nites ultimus und Avicula grypliaeoides aus dem Höhenzuge am Südrande des Malchiner Sees aufgeführt
wird 4 ) und Belemnites ultimus auch in einem Bohrloche bei Stettin aufgefunden wurde 5 ).
Unter dem grossen Reichthum an fossilen Resten, welche aus dieser Zone bekannt sind, die freilich der
Mehrzahl nach, wie bereits hervorgehoben, auf die Tourtia im südwestlichen Theile des westfälischen Kreide-
Ferd. Römer, die Kreidebildungen Westfalens. Zeitsehr. d. deutsch, geol. Gesell. 1854, tom. VI, pag. 130, der Grünsand
von Essen.
v. Strombeck, Beitrag zur Kenntniss des Pläners über der westfälischen Kreideformation, ibid. tom. XI, 1859, pag. 31.
Ad. Römer, die Spongitarien des norddeutschen Kreidegebirges. Cassel 1864. Enthält die Spongien der Essener Tourtia.
Urb. Schlönbach, Ueber die Brachiopoden der norddeutschen Cenoman-Bildungen (Geognostisch-paläontologische Beiträge von
Benecke. München 1867.) Enthält die Brachiopoden der Essener Tourtia.
Spir. Simonowitsch, Beiträge zur Kenntniss der Bryozoen des Essener Grünsandes. Verhandl. des naturhist. Ver. d. preuss.
Rheinlande und Westfalens, 1871.
H. Deike, Beiträge zur geognostischen und paläontologischen Beschaffenheit der unteren Ruhrgegend. Erster Beitrag: die
Tourtia in der Umgegend von Mülheim an der Ruhr. Beilage zum 23. Jahresberichte der Realschule I. Ordnung zu Mülheim, 1876.
Die Bestimmung mehrerer in der Abhandlung aufgezählten Versteinerungen hat der Verfasser nach gefälliger mündlicher Mittheilung
zurückgenommen.
') Vergl. Schlüter, die Schichten des Teutoburger Waldes bei Altenbeken. Zeitsehr. d. deutsch, geolog. Ges., 1866, pag. 56.
2 ) v. Strombeck, die Gliederung des Planers im nordwestlichen Deutschland nächst dem Harze. Zeitsch. d. deutseh. geolog.
Ges., 1857, tom. 9, pag. 465.
Urban Schlönbach, Ueber die Brachiopoden der norddeutschen Cenomanbildungen, 1867, pag. 10.
3 ) v. Seebaeh, Ueber die Entwicklung der Kreideformation im Ohmgebirge. Nachrichten von der Königl. Ges. der Wissen-
schaften u. der G. A. Universität zu Göttingen, 1868, p. 130.
4 ) F. E. Koch, Was haben wir von einer geognostischen Untersuchung Mecklenburgs zu erwarten? Neubrandenburg, 1873.
5 ) W. Dames, Zeitschrift der deutsch, geolog. Gesellsch. 1874, pag. 977.
— 211 — (91)
beckens bis jetzt beschränkt sind, ragen durch häufiges Vorkommen (wobei von den kleineren Spongien und
Bryozoen abgesehen wird) etwa folgende hervor:
Scyphia infundibuliformis Goldf. Ostrea diluviana Goldf.
Micrabacia coronula Goldf sp. ,, carinata Lara.
Cidaris vesiculosa Goldf. „ kaliotidea Sow. sp.
„ velifera Bronn. „ lateralis Nills.
Catopygus carinatus Agass. ,, conica Sow. sp.
Holaster nodidosus Goldf. Janira quinquecostata Sow. sp.
Discoidea subucida Klein. Pecien asper Lam.
Thecidium digitatum Sow. „ orbicularis Sow.
Rhynchonella Mantellana Sow. sp. Myoconcha eretacea d'Orb.
Mergeleia lima Dfr. Pleurotomaria cf. perspectiva Sow.
Terebratella JBeaumontii d'Arch. sp. Nautilus Cenomanensis Schlüt.
Terebratulina chrysalis Schloth. sp. Ammonites varians Sow.
Terebratula depressa Lam. „ Mantelli Sow.
„ Tornacensis d'Arch. ,, laticlavius Shrp.
Die Cephalopoden, welche aus diesem in der angegebenen Weise sich characterisirenden tiefsten
Gliede des Cenoman im nördlichen Deutschland bis jetzt aufgefunden wurden, sind folgende:
1. Ammonites Bocliumensis Schlüt.
Essendiensis Schlüt.
subplanulatus Schlüt.
inconstans Schlüt.
cf. Geslinianus d'Orb.
varians Sow.
Coupei Brongn.
Mantelli Sow.
faleatus Mant.
Rotomagensis Brongn. ? l )
laticlavius Shrp.
cenomanensis d'Arch.
: Essenensis Gein.
Scheuchzerianus Bosc.
costatus Lam.
Mantelli Shrp.
acutus Passy.
Fleuriausianus d'Orb.
Tourtiae Schlüt.
Sharpei Schlüt.
cenomanensis Schlüt.
2.
77
3.
77
4.
77
5.
ff
6.
77
7.
77
8.
n
9.
n
10.
71
11.
»
12.
»
13.
Turrilite
14.
5?
15.
V!
16.
ff
?17.
ff
18.
Nautilus
19.
75
20.
??
21.
77
') Dass die in der Tourtia von Essen gesammelten, bislang zu Ammonites Rotomagensis gestellten Gehäuse von dieser Art
verschieden seien, unterliegt kaum einem Zweifel. Wahrscheinlich werden besser erhaltene Exemplare das Fehlen der medianen Höcker-
reihe bestimmt erweisen und auch noch andere bereits früher angedeutete Unterschiede erkennen lassen. Vielleicht wird sich dann
eine völlige Uebereinstimmung mit Ammonites cenomanensis d'Orb. (non! d'Archiac, non! Sharpe), mit dem sie den allgemeinen Habitus
theilen, ergeben. In diesem Falle werden die Stücke neu zu benennen sein, da die d'Orbignv'sche Artbezeichnung bereits ver-
en war.
(92) — 212 —
22. Nautilus elegans d'Orb.
23. „ Deslongshampisianus d'Orb.
24. Belemnites ultimus d'Orb.
Von einer der genannten Arten, nemlich von Tumlites acutus, ist es nicht völlig sicher, ob sie bereits
in der Tourtia auftritt. Nimmt man dies an, so treten von sämmtlichen genannten 24 Arten 10, vielleicht
13 Arten in die nächst folgende jüngere Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepenkerli, und zwar:
Ammonites subplanulatus Sclilüt.
„ varians Sow.
,, Coupei Brong.
„ Mantelli Sow.
„ falcatus Mont.
„ laticlavius Shrp.
Turrilites Scheuchserianus Bosc.
„ costatus Lam.
Nautilus elegans d'Orb.
„ Deslongchampsianus d'Orb.
und ausser diesen wahrscheinlich noch:
Belemnites ultimus d'Orb.
Ammonites Bochumensis Schlüt.
„ Essendiensis Schlüt. 1 ).
2. Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepenkerli.
Im südwestlichen Westfalen ist das die Tourtia überdeckende Gestein ein lebhaft grün gefärbter
glaukonitischer sandiger Mergel. Auch in dieser Zone ändert sich das petrographische Verhalten im weiteren
Fortstreichen nach Osten, wo es allmälich in gewöhnlichen Plänerkalk übergeht, der anfangs kieselreiche
Knollen umschliesst und weiterhin als fester in dicken Bänken abgesonderter Kalk und Mero;elkalk erscheint.
Zahlreiche Aufschlussstellen finden sich am Südrande des westfälischen Kreidebeckens; ebenso an dessen
Ostrande im Teutoburger Walde, z. B. bei Altenbeken 2 ), Oerlinghausen, Ravensberg; auch am Nordrande
des Beckens, insbesondere in der Umgebung von Rheine 3 ).
Auch in den subhercynischen Gegenden finden wir die Zone als graue Kalke oder Kalkmergel,
abwechselnd mit bröcklichen Mergelbänken in weiter Verbreitung 4 ). So in der Umgebung von Salzgitter:
im Wasserrisse am Windmühlenberge, Mahnerberge, Osterholz, Ringelberg und Fleischerkamp; am Flöte-
berge bei Liebenburg, zwischen Burgdorf und Altenrode; bei Gr. Döhren; Wrisbergholzen bei Alfeld;
Sarstedt; Broitzen.
') Es ist deshalb zweifelhaft, ob diese beiden Ammoniten noch in der Varians-Zone auftreten, weil eine grosse Anzahl von
Versteinerungen auf den Halden der Tiefbauschächte gesammelt wurde und der Gesteinscharacter nicht in jedem einzelnen Falle ent-
scheidet, ob man es mit Tourtia oder Varians-Griinsand zu thun habe.
2 ) Schlüter, 1866, 1. c. pag. 57.
3 ) Hosius, Verhandl. des naturhistor. Vereins der preuss. Rheinlande und Westfalens, Jahrg. 17, pag. 298.
4 ) v. Strombeck, 1857, 1. c. pag. 415.
U. Schlönbach, 1867, 1. c. pag. 409.
— 213 — (93)
Von den Cephalopoden zunächst abgesehen sind hervorragende fossile Reste dieser Zone folgende:
Hemiaster Griepenkerli Stromb. Des. Terebratula biplicata Sow.
Holaster nodulosus Goidf. sp. Inocerainus slriatus Mnt. Goldf.
Rhynchonella Martini Mnt. sp. „ latus Mnt. Goldf.
„ Grasana d'Orb. Pecten Beaveri Sow.
,, Mantellana Sow. sp. Plicatula inflata Sow.
Megerleia lima Defr. sp.
Was speciell die Cephalopoden betrifft, so hat die Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepen-
kerli in Norddeutschland bis jetzt geliefert:
1. Ammonites varians Sow.
2. ., Coupei Brong.
3. „ Mantelli Sow.
4. „ faleatus Mt. (selten).
5. „ subplanulatus Schliit.
(!. „ laticlavius Shrp.
7. ,, eatinus Mnt. (selten).
8. „ Rotomagensis Brong. (selten).
9. ,, falcato-carinatus Schlüt. (selten).
10. Scaphites aequalis Sow.
11. Turrilites Scheuehzerianus Bosc.
12. „ costatus Lam.
13. „ Mantelli Shrp.
14. „ acutus Passy.
15. „ tuberculatus Bosc.
. 16. „ Morrisi Shrp.
17. „ cenomanensis Schlüt.
*18. „ Puzosianus d'Orb. l ).
*19. „ Aumalensis Coq.
*20. „ Börssumensis Schlüt.
*2l. „ alternans Schlüt.
22. Baeulites baculoides Mnt.
23. Nautilus elegans d'Orb.
24. „ Deslongchänvpsianus d'Orb.
*25. ,, Fittoni Shrp.
*26. „ anguliferus Schlüt.
?27. ,, tenuicostatus Schlüt.
?28. Belemnites ultimus d'Orb.
Ausser den genannten Arten gehen vielleicht in den oberen Theil des ausser dieser Zone auch die
Tourtia umfassenden Grünsandes von Essen über:
Ammonites Bochumensis Schlüt.
„ Essendiensis Schlüt.
') Es ist dies die einzige, freilich nur in einem Fragmente vorliegende Art, welche bereits im Gault auftritt. Auch aus
englischem Cenoman ist sie jüngst namhaft gemacht. Vergl. Barrois, Craie de l'ile de Wight. Ann. sc. Geol. vol. 6, art. 3.
PalaeontograpMca, N. F. IV. 4. (XXIV.) 13
(94) 214 —
Von den mit einem * versehenen Arten ist es zweifelhaft, ob sie dieser oder der folgenden Zone des
Amrnonites Rotomagensis entstammen.
Nautilus anguliferus Schlüt. beginnt vielleicht schon in dieser Zone und Belemnites ultimus d'Orb.
steigt sehr wahrscheinlich aus der Tourtia in diese Zone über.
Wenigstens gehen wie oben aufgeführt 10, vielleicht 13 Cephalopoden aus der Tourtia in die
Varians-Zone über.
Von den genannten Arten finden sich noch 11 im oberen Cenoman, in der Zone des Arnmonites
Rotomagensis wieder, nämlich:
Arnmonites subplanulatus Schlüt.
„ varians Sow.
„ Mantelli Sow.
„ Rotomagensis Brong.
Scaphites aequalis Sow.
Turrilites Scheuchzerianus Bosc.
„ costatus Lam.
„ acutus Passy.
„ cenomanensis Schlüt.
Baculites baeuloides Mnt.
Nautilus Deslongchampsianus d'Orb.
Hiernach wären bis jetzt auf die Zone des Amrnonites varians beschränkt:
Arnmonites falcato-carinatus Schlüt.
„ catinus Mnt.
Turrilites tuberculatus Bosc.
„ Morrisi Shrp.
welche sämmtlich selten sind und von denen die beiden erstgenannten Arten und die letzte überhaupt nur
je in einem Exemplare bekannt sind.
3. Zone des Amrnonites Rotomagensis und Holaster subglobosus.
Glaukonitreiche Schichten, wie in den beiden tieferen Zonen des unteren Pläners, sind hier nicht
vorhanden. Es sind theils feste Kalke, theils bröckliche Mergelbänke, wie sie in der Varians-Zone allgemein
verbreitet sind. Grauweise Kalke von erdigem Bruche sind selten (z. B. bei Oeding).
Die Zone ist petrographisch und paläontologisch eng mit der Zone des Arnmonites varians verbunden,
und hauptsächlich durch das häufige Vorkommen von Amrnonites Rotomagensis, Discoidea cylindrica und Holaster
subglobosus characterisirt und von jener verschieden.
Im Aussfehenden des Kreideg-ebirejes über der westfälischen Steinkohlenformation konnte die Zone des
Amrnonites Rotomagensis noch nicht nachgewiesen werden, weiterhin ist sie aber ein regelmässiger Begleiter
der Varians-Zone und überall am Ausgehenden des Beckens bekannt. Bemerkenswerthe Fundpunkte finden
sich in der Nähe von Büren, Lichtenau 1 ), Herbram, Bücke, Rheine und Oeding.
') Schlüter, 1866, 1. c. p. 59.
— 215 — (95)
Petrographisch und paläöntologisch nicht verschieden ist die Rotomagensis-Zone zwischen Weser und
Elbe im subhercynischen Hügellande entwickelt. Hauptfundpunkte sind l ): Rethen bei Sarstedt, Broitzen bei
Braunschweig, die Umgebungen von Salzgitter, Chaussee-Einschnitt bei Liebenburg, Neu- Wallmoden und
Langeisheim. Weiterhin der Zeltberg bei Lüneburg 2 ) und der Höhenzug am Malchiner See in Mecklenburg 3 ).
Ausser den Cephalopoden ist diese Zone besonders reich an Echiniden und Bivalven. Besonders
bemerkenwerth unter diesen sind:
Discoidea cylindrica Lam. sp. Inoceramus striatus Mnt, Goldf.
Solaster subglobosus Leshe, sp. „ latus Mnt Goldf.
Rhynchonella Mantellana Sow. sp. Lima elongata Sow.
Terebratula biplicata Sow. Plicalula inflata Sow.
In unserer Rotomagensis-Zone wurden folgende Cephalopoden beobachtet:
1.
Ammonites Rotomagensis Brong. (häufig)
2.
»
Mantelli Sow.
3.
V)
varians Sow.
4.
?!
subplanulatus Schlüt.
5.
Scaphites
aequalis Sow.
6.
Anisoceras plicatile Sow.
7.
Turrilitei
Scheuchzerianus Bosc.
8.
H
costatus Lam.
9.
!?
acutus Passy.
10.
»
cenomanensis Schlüt.
•11.
?;
Puzosianus d'Orb.
•12.
5?
Aumalensis Coq.
*13.
51
Börssumensis Schlüt.
*14.
!!
alternans Schlüt.
15.
Nautilus Deslongchampsianus d'Orb.
*16.
)5
Fittoni Shrp.
•17.
!!
anguliferus Schlüt.
18.
?!
expansus Sow.
19.
?!
tenuieo status Schlüt.
Während von
den mit einem * versehenen Arten nicht hat constatir
dem Varians- oder Rotomagensis-Pläner entstammen oder vielleicht beiden angehören, sind mit Ausnahme
der sehr seltenen
Anisoceras plicatile Sow.
Nautilus expansus Sow.
„ tenuicostatus Schlüt.
sämmtliche übrige Arten bereits im älteren Cenoman vorhanden, unter diesen wird jedoch Ammonites Roto-
magensis erst in der Rotomagensis-Zone häufig.
>) U. Schlönbach, 1867, 1. c. pag. 8.
2 ) v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges , 1863, pag. 97.
3 ) F. E. Koch, 1873, 1. c.
13 :
(96) — 216
II. Oberer Planer.
(Etage turonien d'Orb.)
Das norddeutsche Turon, oder der obere Pläner, zerfällt in fünf Grupjjen. Von oben nach unten
(in fortlaufender Nummerirung) :
8. Zone des Inoceramus Cuvieri und Epiaster brevis = Cuvieri-Pläner.
7. Zone des Heteroceras Reussianum und Spondylus spinosus = Scaphiten-Pläner.
6. Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites Woollgari = Brongniarti-Pläner.
5. Zone des Inoceramus labiatus und Ammonites nodosoides = Mytiloides-Pläner.
4. Zone des Actinocamax plenus.
Hiervon entspricht: 4 der craie argileuse ä Belemnites plenus bei Hebert und Barrois; 5 der craie
nodideuse ä Ammonites nodosoides et Ammonites rusticus bei Hebert, sowie der craie dure ä Inoceramus labiatus
bei Barrois'), und 4 und 5 vereint den Chalk withoui flints der englischen Geologen; 6 der craie marneuse ä
Rhynchonella Cuvieri, Holaster cor avium et Inoceramus Brongniarti Hebert's und der craie ä Terebratula gra-
cilis bei Barrois; 7 und 8 werden in Frankreich und England nicht mehr der craie marneuse (Turon), sondern
bereits der craie blanche (Senon) Chalk with flints zugetheilt, und zwar entspricht 7 der craie ä Holaster planus
et Micraster breviporus bei Hebert und Barrois; 8 der Craie ä Micraster cor testudinarium und Holaster placenta
der genannten Geologen.
Nachdem von den 155 besprochenen Cephalopoden 40 als auf Cenoman beschränkt anzugeben waren,
sind davon nur 29 als dem deutschen Turon angehörig zu verzeichnen:
1.
Ammonites
nodosoides Schlot.
2.
„
Lewesiensis Mant.
3.
n
Woollgari Mant.
4.
n
Carolinas d'Orb.
5.
,.
Fleuriausianus d'Orb.
0.
n
Bladenensis Schlüt.
7.
5?
peramplus Mut.
8.
5?
Neptuni Gein.
9.
V
cf. Goupilianus d'Orb
10.
,.
Austeni Shrp.
11.
12.
5?
Germari Beuss.
Heruensis Schlüt.
13. Scaphites Geinitzi d'Orb.
14. „ auritus Schlüt.
') Im südlichen Frankreich entspricht diese Zone der Etage ligerien Coquand's, die derselbe seiner im Jahre 1859 aufge-
stellten Gruppirung der Kreideschichten im Jahre 1869 (Monogr. des Ostrea de la Craie; und Bull. soc. geol. France, 1875, pag. 268)
beifügte.
In Böhmen ist dasselbe Niveau als Weissenberger Schichten unterschieden worden, welche durch das Vorkommen eines grossen
Krebses (Klytia Leachi) seit langer Zeit berühmt sind.
Unter den Kreide-Schichten, welche von Caleb Evans, südlich von London, unterschieden wurden, fallen die Upper Marden
Park Beds mit der Zone des Inoceramus labiatus zusammen.
— 217 — (97)
15. Ancyloceras Paderbornense Schliit.
16. ,, Cuvieri Schlüt.
17. Grioceras ellipticum Mnt.
18. Toxoceras Turoniense Schlüt.
19. Helicoceras spiniger Schlüt.
20. „ cf, Conradi Mort. sp.
21. „ ßexuosum Schlüt.
22. ,, sp. n.
23. ,, reßexum Quenst. sp.
24. Heteroceras Reussianum d'Orb.
25. Turrilites Saxonicus Schlüt.
26. Baculites cf. Bohemicus Fr. & Schlönb.
27. Nautilus cf. rugatus Fr. & Schlönb.
28. Actinocamax plenus Blainv.
29. „ Strehlenensis Fr. & Schlönb.
Keine dieser Arten ist aus Cenoman bekannt. Nur eine Art, Ammonites Hernensis, geht vielleicht
in die folgende Gruppe. Die ungenügende Erhaltungsart der Stücke hat bisher die sichere Entscheidung
dieser Frage verhindert. Ausserdem hat sich in den allerobersten Bänken des Turon noch ein vereinzeltes
Exemplar von Ammonites tricarinatus d'Orb. gezeigt, welches sonst der nächsten Gruppe, dem Emscher,
angehört.
Die Vertheilung der genannten Arten in den einzelnen Gliedern des Turon ist noch näher zu
besprechen.
4. Zone des Actinocamax plenus.
Im nördlichen Deutschland ist diese Zone bis jetzt nur in Westfalen über dem Steinkohlengebirge
nachgewiesen. Dort ist das Gestein petrographisch ein Mittelglied zwischen dem unterteufenden Grünsande
mit Ammonites varians und dem überdeckenden Plänermergel mit Inoceramus labiatus (mytiloides) ; es ist ein
lockerer, an der Luft rasch zerfallender, kalkig-thoniger Mergel, in dem dicke Glaukonitkörner eingebettet
liegen. Dieses Gestein hat sich in der angegebenen Lagerungsfolge auf eine Erstreckung von etwa 5 Meilen,
nämlich von Broich-Speldorf bei Mülheim über Essen, Bochum, Langendreer bis Dortmund verfolgen lassen,
und ist auch von allen weiter nördlich niedergebrachten Tiefbauschächten, z. B. Zeche Osterfeld bei Ober-
hausen und Zeche Clerget bei Herne durchsunken worden ').
Fossile Reste sind in diesem Niveau, namentlich im Gegensatze zu den liegenden und hangenden
Schichten, äusserst sparsam. Abgesehen von ein Paar Galeriten, welche in derselben Schicht gefunden sein
sollen, habe ich nur zwei Versteinerungen, und zwar an den oben angegebenen Lokalitäten gefunden, nämlich:
Actinocamax plenus Blainv. und
Serpula (?) amphisbaena Goldf. 2 ).
J ) Vergl. Schlüter, Zeitsch. d. deutsch, geol. Ges. 1874, pag. 836.
-) Es ist zwar behauptet worden, Serpula amphisbaena komme auch in jüngeren Schichten vor, und zum Beweise dafür auf
Goldfuss hingewiesen, der selbst schon dieses Fossil von Maestricht nenne. Hiergegen ist zu bemerken, dass das, das Vorkommen bei
Maestricht beweisende Original zufolge der Gesteinsbeschaffenheit unzweifelhaft nicht von Maestricht stammt. Es ist noch besonders
hervorzuheben, dass diese wurmförmigen Röhren in Westfalen niemals in Treibholz steckend, sondern nur von der gewöhnlichen Ge-
birgsmasse umschlossen, gefunden wurden.
(98) — 218 —
Da Gesteine mit Actinocamax plenus in den subhercynischen Regionen noch nicht nachgewiesen werden
konnten und ebensowenig in Westfalen dort gefunden wurden, wo die Zone Ammonites Rotomagensis deutlich
unter dem Mytiloides-Pläner entwickelt ist, aber die Rotomagensis-Zone in der Kreide über dem westfälischen
Steinkohlengebirge noch nicht erkannt ist, so wäre es immerhin möglich, dass die Zone des Actinocamax
plenus eine Aequivalentbildung der Zone des Ammonites Rotomagensis sei. Diese Annahme findet aber in
den in England und Frankreich beobachteten Verhältnissen keine Stütze.
AVas zunächst das Vorkommen des Actinocamax plenus im Grossen und Ganzen angeht, so ist das-
selbe in England übereinstimmend mit demjenigen in Westfalen und in Belgien ! ), wie ein Profil lehrt, welches
Caleb Evans 2 ) 1870 veröffentlichte. Caleb Evans fand bei Gelegenheit eines Eisenbahnbaues südlich London,
zwischen Croydon und Oxtead, den Actinocamax plenus in einer Schichtenfolge, welche überdeckt wird von
Schichten, die paläontologisch characterisirt durch Inoceramus mytiloides und unterteuft werden von Gesteinen
mit Ammonites varians. — Ammonites Rotomagensis etc. wird von Caleb Evans nicht aufgeführt und fehlt
deshalb vielleicht.
In Frankreich wies Hebert 3 ) bereits 1866 nach, dass die thonigen Kreideschichten, welche bei
Neufchatel-en-Bray den Actinocamax plenus führen, von glaukonitischen Schichten mit Holaster subglobosus
und Discoidea cylindrica, also von Rotomagensis-Schichten unterteuft und von Kreideschichten mit Inoceramus
labiatus (mytiloides) überdeckt werden, und bemerkt dabei, dass an manchen Lokalitäten jene unmittelbar von
diesen überlagert werden, indem dann die Mergel mit Actinocamax plenus fehlen.
Dann constatirte Chellonneix 4 ) die Gegenwart der thonigen Kreideschichten von Neufchatel-en-Bray
am Strande von Blanc-Nez (Boulonnais).
Als Hebert dann die Kreide der Südküste Englands mit der französischen Kreide verglich, und
geleitet durch die Beobachtungen W'hitaker's auch an den Shakespeare-Klippen die mergeligen Schichten
mit Actinocamax plenus wiederfand, fügte er seinem System der oberen Kreide die Zone des Actinocamax
plenus ein. Sie erhielt ihre Stelle über dem Cenoman, indem er sie als tiefstes Glied der Craie marneuse,
d. i. dem Turon, anschloss 5 ).
Zuletzt hat Charles Barrois B ) die Mergelzone mit Actinocamax plenus weiter verfolgt in den Departe-
ments Marne, Ardennes, Aisne und Nord, und obwol er an manchen Lokalitäten ihres Auftretens das Fehlen
der Rotomagensis-Zone constatirte, so konnte er doch an zwei weiteren Stellen die Zwischenlagerung der
Zone des Actinocamax plenus zwischen den Rotomagensis- und den Labiatus-Schichten nachweisen. Er hat
aber die Zone nicht als tiefstes Glied dem Turon, sondern dem Cenoman als jüngstes Glied zugefügt.
Während die deutschen Verhältnisse, wie schon oben bemerkt wurde, keine Anhalten bieten, der
') Schlüter, Zeitschi', d. deutsch, geolog. Ges. 1874, p. 936.
-) Caleb Evans, Geologists' Association. On some sections of Chalk between Croydon and Oxtead, with observations on the
Classification of the Chalk. 1870. Printed for the geologists' Association, by Geo. P. Bacon, Sussex advertiser office, Lewes, pag. 40.
3 ) Hebert, Comptes rendus hebd. 25. Juni 1866.
4 ) Chellonneix, Bull. soc. geol. France, 1872, tom. 29, pag. 431.
Hebert, ibid. 1874, pag. 420.
5 ) Hebert, Comparaison de la craie des cötes d'Angleterre avec celle de France. Bull. soc. geol. France, 1874, pag. 417,
pag. 420.
6 ) Barrois, La Zone ä Belemnites plenus. Etüde sur le Ce'nomanien et le Turonien du Bassin de Paris. Ann. soc. geol. du
Nord, 1875, pag. 46.
— 219 — (99)
Auffassung Barrois zu folgen 1 ), dürfte nach dem Mitgetheilten räthlich sein, auch in Deutscliland die Zone
zunächst gesondert zu halten.
Da am Harze im rothen Pläner mit Inoceramus labiatus (mytiloides) sich als seltenes Vorkommen ein
Exemplar des Actinocamax plenus gezeigt hat, so ist noch darauf hinzuweisen, dass möglicher Weise ein
Theil dieses rothen Pläners der Zone des Actinocamax plenus entspreche, oder aber, dass Actinocamax plenus
noch in die Zone des Inoceramus labiatus aufsteige.
Während in Westfalen die Zone äusserst arm an fossilen Resten ist, hat Barrois eine grössere Zahl
in derselben aufgefunden. Es dürfte von Interesse sein, die wichtigeren hier namhaft zu machen:
Corax peristodontus Ag. Ostrea lateralis Nills.
Ptychodus mammilaris Ag. „ Lesuerii d'Orb.
Ammonites JBladenensis Schliit. ? ,, Naumanni Reuss.
Belemnites plenus Blain. Serpula amphisbaena Goldf.
Cerithium fascialum Rom. Magas Geinitzi Schlönb.
Janira quinguecostata Sow. Terebratulina gracilis Sehlot.
Peclen curvatus Gein. „ striata Schlot.
Plicahda nodosa Duj. Gein. „ rigida Sow.
Spondylus striatus Goldf. Terebraiula semiglobosa Sow.
Ostrea semiplana Sow. Rhynchonella Cuvieri d'Orb.
„ vesicularis Lam.
5. Zone des inoceramus labiatus und Ammonites nodosoides.
(Mytiloides-Pläner.)
Diese Zone ist in ausgezeichneter Weise characterisirt durch das gewöhnlich massenhafte Vorkommen
des Inoceramus labiatus {Inoc. mytiloides Mant. Inoc. problematicus Schlot. d'Orb) und in Eolge dessen ohne
Schwierigkeit in zahlreichen Kreideterritorien Deutschlands, Frankreichs und Englands nachgewiesen worden.
In Westfalen ist die Zone fast ringsum im Ausgehenden des ganzen Kreidebeckens bekannt. Z. B.
bei Mülheim, Essen, Steele, Bochum, Larigendreer, Dortmund, Horde, südl. Unna, nördl. Büren und Wünnen-
berg, Lichtenau, Iggenhausen, Schwanei, Bücke, Altenbeken, Stapellage, Graes, Wessum, Oeding.
Im südlichen Westfalen 2 ) sind es hellgraue, rasch verwitternde Plänermergel, am Ostrande, im Teuto-
burger Walde 3 ), daneben manchmal rothgefärbte feste Mergelkalke. Bisweilen bildet letzterer das Liegende
des hellgrauen Mergels, z. B. zwischen Altenbeken und Schwanei, bisweilen trifft man beide auch in Wechsel-
lagernng, z. B. zwischen Stapellage und Oerlinghausen.
Im Norden des Harzes 4 ) sind es vorherrschend ziemlich feste fleischrothe mergelige Kalke, zum
Theil von muscheligem Bruche. Aber auch dort werden sie manchmal in Wechsellagerung mit helleren
fast weissen Zwischenschichten getroffen 5 ), z. B. am Ringelberge bei Salzgitter.
') Während des Druckes geht mir die jüngste Abhandlung Hebert's zu: Notes sur le Terrain Cretace du departement de
l'Yonne (Bull, de la Societe des sciences de l'Yonne 1876), wo derselbe pag. 39 ebenfalls bemerkt: „Cependent j'ai trouve ä Pont-
Audemer le Belemnites plenus a la base de la craie h, Inoceramus labiatus, mais dans cette craie et non point dans la craie ceno-
mannienne; M. Bucaille .a constate le meme fait ä Rouen. II ne saurais don accepter la position que M. Barrois a assignee a, cette zone."
2 ) v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. tom. XI, pag. 43.
U. Schlönbach, N. Jahrb. für Mineral. 1869, pag. 810.
3 ) Schlüter, Zeitschr. d. deutseh. geolog. Ges. 1866, pag. 61.
4 ) v. Strombeck, ibid. tom. IX, 1857, pag. 416.
5 ) ü. Schlönbach, Galeriten-Schichten. Sitzungsber. d. Wiener Akad. 1868, pag. 6.
(100) — 220 —
Ebenso bei Lüneburg l ).
Die Fauna dieser Zone ist äusserst beschränkt, die wichtigsten Formen sind neben
Ammonites nodosoides Schlot, und Discoidea infera Des.
Inoceramus labiatus Schlot etwa: Discoidea cf. minima d'Orb.
Rliynchonella Cuvieri d'Orb. Galeriles subrotundus (am Harze, in Westfalen noch nicht gesehen)
Terebralula semiglobosa Sow. Galeriles Rotomagensis (sec. Schlönb.)
(= Terebralula subrotunda Sow. bei Schlönb.) Salenia cf. granulata Forb.
An Cephalopoden wurden in dieser Zone zunächst in Westfalen nur zwei Arten, diese aber nicht
selten, gefunden:
Ammonites nodosoides Schlot.
Ammonites Leivesiensis Mant.
Im rothen Pläner sind Cephalopoden äusserst selten und überhaupt nur fünf Exemplare (von schlechter
Erhaltung) in den subhercynischen Schichten beobachtet worden:
Ammonites peramplus Mnt. Ein halbes Gehäuse von 33 Mm. Durchmesser am Eleischerkamp bei
Salzgitter 2 ).
Ammonites sp.? Ein Windungsfragment, c. 30 Mm. lang und 10 — 11 Mm. hoch, mit nach vorn ge-
krümmten Rippen und hohem Kiel (ob gezahnt?); aus der Verwandtschaft des Ammonites Bravaisianus und
Ammonites Carolinus d'Orb. Vom Gitterberge bei Gitter.
Hamites sp.? 5 Mm. lang, 1,5 Mm. hoch mit 6 scharfen Rippen. Aus dem Bahneinschnitt an der
Harlyburg bei Vienenb'urg.
Actinocamax -plenus Blainv.
Letzterer in der Bergakademie in Berlin; die übrigen in der Sammlung des Herrn Schlönbach.
6. Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites Woollgari.
(Brongniarti-Pläner.)
Bald sind es gelblich weisse dickgeschichtete milde Mergel (Unna) 3 ), bald sind es dichtere, feste, ge-
wöhnlich dünnschichtige Mergelkalke (Büren, Haaren) oder splittrige zellig angefressene Kalke (Neuenbeken) 4 ),
bald der schreibenden Kreide ähnliche weisse Kalkmergel (Graes, "W essum) 5 ). Aehnlich ist das Verhalten
im Norden des Harzes.
Bekanntlich sind in Norddeutschland in dieser Zone zwei Facies unterschieden worden, die eigentlichen
Brongniarti-Schichten, und die
Galeriten-Schichten 6 ).
Jene finden sich als breite Zone in den wenig geneigten Schichten am Südrande des westfälischen
Beckens und als schmale Zone im Teutoburger Walde. Diese sind in Westfalen nur in der Nähe von Ahaus,
insbesondere bei Graes bekannt.
') v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. tom. XV, 1863, pag. 119.
2 ) Vielleicht gehört ein Theil des dortigen rothen Pläners der nächst jüngeren Zone an.
3 ) v. Strombeck, Zeitschr. der deutseh. geolog. Ges. 1859, pag. 48.
4 ) Schlüter, ibid. 1866, pag. 65.
5 ) Ferd. Homer, ibid. 185-1, pag. 208.
6 ) v. Strombeek, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. tom. 9, 1857, pag. +16.
U. Schlönbach, die norddeutschen Galeriten-Schichten und ihre Brachiopoden-Fauna. Sitzungsberichte der Wiener Akademie,
tom. 57, 1868.
— 221 — (101)
In der subhercynischen Kreide zeigt sich der Brongniarts-Pläner an allen Bergzügen, wo der Planer
entwickelt ist; so in der Umgebung von Salzgitter, am Heinbei-ge, am Oder- und Harlyberge bei Vienenburg,
am Petersberge bei Goslar etc. — Die Galeriten-Schichten vorzugsweise am Fleischerkamp bei Salzgitter,
dann in einem nicht mehr in Betrieb stehenden Steinbruche zwischen Weddingen und Beuchte.
An fossilen Resten, welche theilweise in grosser Individuenzahl vorkommen, sind zu nennen:
Cyslispongia bursa Quenst. Rhynchonella ventriplanata Schlönb.
Galerites albogalerus oder subconicus d'Orb. Terebratula subrotunda Sow.
Echinocorys gibba Lam. „ Becksii Rom.
Holdster planus Mant. Megerle'ia Irma Defr.
Micraster breviporus Ag. Terebralulina defluxa Schlönb.
Inoceramus Brongniarti Mant. „ chrysalis Defr.
Rhynchonella Cuvieri d'Orb.
Ein Theil der genannten Arten ist nur aus den Galeriten-Schichten bekannt, dagegen haben sich von
Cephalopoden nur wenige Spuren in denselben gezeigt.
Die Cephalopoden des Brongniarti-Pläners sind:
1. Ammonites Woollgari Mant.
2. „ Lewesiensis Mant.
3. „ Carolinas d'Orb.
4. „ Fleiiriausianus d'Orb.
5. „ peramplus Mant. (selten).
6. „ Germari Reuss?
7. Scaphites Geinitzi d'Orb. (selten).
8. Baculites cf. Bohemicus Fr. & Schlönb. (selten).
Von den genannten Arten trat Ammonites Lewesiensis bereits im älteren „Mytiloides-Mergel" auf.
Das Vorkommen des in Norddeutschland überhaupt seltenen Ammonites Germari ist ungenügender Erhaltung
wegen zweifelhaft. Ammonites peramplus, der Scaphit und Baculit sind in diesem Niveau seltene Erschei-
nungen, ihre Hauptlagerstätte bildet die nächst jüngere Zone.
7. Zone des Heteroceras Reussianum und Spondylus spinosus.
(Scaphiten-Pläner.)
Die am meisten characteristische Gestalt dieser Zone, auf dieselbe beschränkt und innerhalb derselben
in Schlesien, Sachsen, Hanno ver-Braunschweig und Westfalen häufig, ist Heteroceras Reussianum; daneben
auch Spondylus spinosus weit verbreitet.
Wir haben mehrere Entwicklungsarten dieser Zone zu unterscheiden.
a. Typische Scaphiten-Schichten 1 ).
Die Gesteinsbeschaffenheit ist im Allgemeinen übereinstimmend mit derjenigen des Brongniarti-Pläners.
Ausgezeichnete Lokalitäten finden sich im Teutoburger Walde, bei Oerlinghausen und Brackwede,
südöstlich von Bielefeld.
') v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1857, tom. 9, pag. 417.
Schlüter, ibid. 1866, pag. 66.
Palaeontogvaphica, N F. IV. i. (XXIV). 14
(102) — 222 —
Am Ringelberge, Fuchsberge und Windmühlenberge bei Salzgitter; Heiningen bei Börssum; Neu-
Wallmoden; Langeisheim; Langenholzungen und Nienstadt bei Quedlinburg.
Strehlen bei Dresden, Oppeln in Schlesien und Wollin l ).
In diesen Schichten finden wir:
Micraster breviporus Ag. (häufig). Rhynchonella plicalilis Sow. sp.
Infulasler excentricus Fort), (häufig). „ Cuvieri d'Orb.
Echinocorys gibba Lam. Inoceramus undulatus Mant. Goldf.
Holaster planus Mant. Spondylus spinosus Sow.
Terebratula semiglobosa Sow.
Von Cephalopoden sind gefunden:
1. Ammonites peramplns Mant. (häufig).
* 2. „ Neptuni Gein.
* 3. „ cf. Goujnliarms d'Orb. (selten).
4. „ Germari Reuss (selten).
* 5. „ Bladenensis Schlüt.
6. ScapMtes Geinitzi d'Orb. (häufig).
* 7. „ auritus Schlüt.
* 8. Crioceras eüipticum Mant.
* 9. Helioceras spiniger Schlüt. (selten).
10. „ Conradi Mort. (selten).
*11. Heteroceras Reussianum d'Orb. (häufig).
*12. Turrilites Saxonicus Schlüt.
13. Baculites cf. Bohemicus Fr. & Schlönb.
*14. Actinocamax Strehlenensis Fr. & Schlönb.
Sämmtliche mit einem * versehene Arten sind bislang nur aus dem Scaphiten-Pläner bekannt.
Ammonites peramplus , ScapMtes Geinitzi und Baculites cfr. Bohemicus haben hier das Maximum ihrer
Entwicklung, in der vorhergehenden und folgenden Zone nur als Seltenheit auftretend. Actinocamax Strehlen-
ensis ist bisher nur in Sachsen und Böhmen gefunden.
Im Teutoburger Walde ändert sich im weiteren Streichen nach Südosten der Charakter dieser Zone.
Zunächst werden die Schichten versteinerungsarm bis versteinerungsleer, z. B. bei Kohlstädt. Dann tritt
auch eine Veränderung in der Gesteinsbeschaffenheit ein. Schon bei Neuenbeken, östlich des Dorfes, bemerkt
man vereinzelte Glaukonitkörner; etwas deutlicher an den Klippen von Hamborn, südlich von Paderborn.
Nun ändert sich die Streichlinie der Zone gänzlich, indem sie in westöstlicher Richtung dem Südrande des
westfälischen Kreidebeckens folgt. Hier stellt sie den seit langer Zeit bekannten
b. Grüns. and von Soest 2 )
dar, der sich über Bödeken, Steinhaus, Anröchte, Soest, Werl, Unna gen Dortmund und Bochum erstreckt,
von wo derselbe über Tage kaum noch anstehend bekannt sein dürfte 3 ), aber von all den zahlreichen Schächten,
') Hebert (Geolog. Magazin, Vol. VI, 1869, pag. 200; und Bull. soc. geol. France III. ser. tom. III, pag. 595) nennt irriger
Weise Oppeln und Wollin als typische Lokalitäten für die Zone des Micraster cor tesludinarium (Cuvieri-Pläner) in Deutschland.
2 ) Ferd. Römer, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1854, tom. 6, pag. 159 ff',
v. Strombeck, ibid. 1859, tom. 11, pag. 51.
3 ) Der auf der Section Wesel der von Dechen'schen Karte nordöstlich und nordwestlich von Essen aufgetragene Grünsand
gehört einem geognostisch jüngeren Niveau an. Es sind glaukonitische Lagen im Emscher-Mergel.
— 223 — (103)
welche auf Kohlen abgeteuft wurden, getroffen ist. In der Umgebung von Soest ist dieser Grünsand seit
vielen Jahrhunderten zu technischen Zwecken gebrochen worden, und hat insbesondere auch das Material
zu den dortigen prächtigen Kirchen geliefert.
Die Fauna dieses Grünsandes ist arm an Arten, diese aber treten stellenweise in grosser Häufigkeit
der Individuen auf. Die wichtigsten Formen sind:
Micraster sp.? Rhynchonella plicatilis Sow.
Echinocorys ovata Lam. Spondylus spinosus Sow.
Terebratula semighbosa (sehr grosse Exemplare). Inoceramus annulatus Goldf. (selten).
Cephalopoden sind in drei Arten vertreten:
1. Nautilus cf. rugatus Fr. & Schlönb.
2. Ammonites Austeni Shrp.
3. Ammonites peramplus Mant.
Der genannte Nautilus ist die häufigste Art; Ammonites Austeni in mehreren riesengrossen Exem-
plaren gefunden; Ammonites -peramplus dagegen nur in einem einzigen Exemplare und zwar in der obersten
Bank, unmittelbar unter dem Cuvieri-Pläner.
Da Nautilus cf. rugatus und Ammonites Austeni in Norddeutschland anderweitig nicht bekannt sind '),
der Micraster zunächst in Westfalen, weder in hangenden noch in liegenden Schichten mit Sicherheit bekannt
ist, und alle übrigen Formen, mit Ausnahme des Spondylus spinosus, der in Deutschland auf Scaphiten-Pläner
beschränkt ist, durch mehrere Zonen des Turon steigen, so. wäre es immerhin möglich, dass unser Grünsand
eine stärker entwickelte Schicht wäre, welche anderswo wegen geringer Mächtigkeit übersehen 2 ), oder durch
versteineruugslose Schichten vertreten ist 3 ). Weil jedoch dieser Grünsand, wie an vielen Lokalitäten deutlich
zu beobachten ist, von Gesteinen des Cuvieri-Pläners überlagert und von Gesteinen des Brongniarti-Pläners
unterlagert wird 4 ), so kann er bis heute nur als Vertreter des Scaphiten-Pläners angesprochen werden 5 ).
c. Grünsand der Timnieregge 6 ).
Nordwestlich von dem typischen Vorkommen des Scaphiten-Pläners in der Gegend von Bielefeld
tritt zu beiden Seiten des Querthaies von Borgholzhausen im Pläner des Teutoburger Waldes ein unreiner,
oft conglomeratartiger Grünsand auf, der lange Zeit bekannt, seit einem Menschenalter wiederholt Gegenstand
der Untersuchung gewesen "). Da derselbe unter sehr unklaren Lagerungsverhältnissen auftritt und eine
') Ein Exemplar des Ammonites Austeni hat sich noch im tiefsten Cuvieri-Pläner bei Salzgitter gezeigt.
2 ) So würde man z. B. in der Gegend von Mülheim, Essen, Bochum wohl niemals dazu gelangt sein, eine Zone des Ammo-
nites Rotomagensis, eine Zone des Inoceramus Brongniarli und eine Zone des Inoceramus Cuvieri zu unterscheiden.
3 ) Solche finden sich vielfach z. B. in dem schönen Durchschnitte bei Oerlinghausen im Liegenden des Scaphiten-Pläners,
ebenso — wie bei Altenbeken — im Liegenden des Brongniarti-Pläners. Aehnlich im Profile am Emskanale bei Rheine.
4 ) Z. B. zwischen Büren und Steinhaus.
5 ) Von Herrn v. Strombeck wurde 1. c. dieser Grünsand irriger Weise als ein Aequivalent des Cuvieri-Pläners angesprochen.
G ) Die einzelnen Punkte, wo dieser Grünsand anstehend bekannt ist, sind auf der Section Bielefeld der v. Dechen'schen
Karte zwischen Halle und Dissen und auf der Section Lübbeke bei Hüter eingetragen.
7 ) Geinitz, das Quadersandsteingebirge in Deutschland 1849, pag. 17.
F. Römer, die Kreidebildungen Westfalens. Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. 1S55, tom. 6, pag. 99.
H. v. Dechen, der Teutoburger Wald. Verhandl. d. naturh. Ver. d. preuss. Rheinlande u. Westfalens, 1856, pag. 331.
H. Credner, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1864, tom. 16, pag. 556.
C. Schlüter, Palaeontographica, 1868, pag. 298.
U. Schlönbach, Beitrag zur Altersbestimmung des Grünsandes von Rothenfelde, unweit Osnabrück. N. Jahrb. für Mine-
ralogie etc. 1869.
14*
(104) 224 —
eigentümlich zusammengesetzte Fauna umschliesst, von denen manche Formen auf diese Lokalität beschränkt
sind, so hat seine Altersbestimmung Schwierigkeiten veranlasst, und ist er sowohl dem Cenoman, wie dem
Turon, als auch dem Senon zugewiesen worden.
Nachdem ich bei Gelegenheit einer paläontologischen Arbeit, in der die Brachyuren dieses Grün-
sandes beschrieben wurden, denselben für ein Aequivalent der Scaphiten-Schichten angesprochen habe, wurde
die Altersbestimmung dieses Grünsandes der Gegenstand einer eingehenden Prüfung von Urban Schlönbach,
dessen Resultat ebenfalls dahinging, dass der fragliche Grünsand synchronistisch mit dem Scaphiten-Pläner sei l ).
Die fossilen Reste des Grünsandes sind:
Cidaris subvesiculosa Park. Rhynchonella Becksi Schlönb.
,, sceptifera Mant. Megerleia lima Defr.
Hemiaster Toucusanus d'Orb. Terebratulina rigida Sow.
Micraster cor testudinarium Gldf. ,, Carteri Dav.
„ breviporus Ag. Ostrea lateralis Nils.
„ cf. Michelini d'Orb. Spondylus spinosus Sow.
Infulaster major Schlönb. Janira quinquecostata Sow.
Echinocorys gibba Lam. Lima gueslphalica Schlönb.
Galeriles sp. „ granulata Nilss.
Rhynchonella Cuvieri d'Orb. Palaeocorystes laevis Schlüt.
,, plicatilis Sow. Otodus appendiculatus Ag.
„ Ungeri Schlönb. Corax falcatus Ag.
Von Cephalopoden hat sich keine Spur gezeigt.
Der Grünsand der Timmeregge ist also als eine cephalopodenfreie, ungewöhnliche, sonst in Nord-
deutschland nicht gekannte Facies des Scaphiten Pläners zu betrachten.
8. Zone des Inoceramus Cuvieri und Epiaster brevis.
(Cuvieri-Pläner.)
Im südöstlichen Westfalen -) nehmen die weissgrauen, mageren, dünngeschichteten Kalke des jüngsten
Turon bei fast söhliger Lagerung in der Umgebung der Städte Paderborn, Geseke und Erwitte ein Areal
von 4 bis 6 Quadratmeilen ein, eine breite Zone bildend. Diese verschmälert sich nordwärts nach Lippspringe
und Schlangen zu, ebenso westlich von Soest ab gegen Werl und Unna. Während das Gestein noch weiter
westlich im Ausgehenden glaukonitisch wird, wie bei Wambeln, Dortmund und Dorstfeld, bewahrt es in der
Tiefe seinen früheren Character 3 ), wie zahlreiche Tiefbauschächte lehrten, z. B. der Zeche Friedrich Grillo
bei Camen, Zeche Scharnhorst bei Kirchderne (N.-O. Dortmund), Zeche Fürst Hardenberg und Minister
Stein, nördlich von Dortmund; Zeche Graf Schwerin bei Castrop, Zeche Victor beim Bahnhof Castro p, Zeche
von der Heyelt bei Herne (bei c. 81 Lachter Teufe), König Ludwig, südlich Recklinghausen, Zeche Clerget
bei Herne, Zeche Ewald bei Herten etc.
') Eine weitere Stütze findet diese Ansicht durch die Lagerungsverhältnisse in der nahegelegenen Pläner-Insel von Rothen-
felde, woselbst unter wenig mächtigern unterem Cuvieri-Pläner ein Grünsand gewonnen wird, der sehr wahrscheinlich nur eine Fort-
setzung des zwischen den gehobenen Schichten des Teutoburger Waldes hervortretenden Grünsandes ist.
2 ) Schlüter, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1866, pag. 68.
3 ) Bei einigen in der Nähe gelegenen Schächten hat sieh auch in der Tiefe ein Theil des Cuvieri-Pläners glaukonitisch
erwiesen, z. B. auf Zeche Scharnhorst und Minister Stein.
— 225 — (105)
Ueberall, sowohl im Osten über Tage in den zahlreichen Steinbrüchen, wie im Westen in der durch
die Steinkohlenschächte erschossenen Teufe sind es zwei fossile Formen, welche das Gestein erfüllen und
die Zone characterisiren :
Inoceramus Cuvieri Sow. Goldf. ') und
Mpiaster brevis Des. 2 ),
neben welchen alles Uebrige als unwesentlich zurücktritt, obwol sich noch einige andere Inoceramen, Echi-
niden, Spongien 3 ) und Cephalopoden zeigen.
Die subhercynischen Kreidehügel zeigen auch den Cuvieri-Pläner übereinstimmend wie in Westfalen,
doch bildet derselbe dort, z. B. im Salzgitterer Höhenzuge, am Harlyberge bei Vienenburg und am Peters-
berge bei Goslar, in Folge steiler Schichtenstellung nur schmale Zonen. Auch glaukonitische Lagen sind
hier vereinzelt gekannt, z. B. am Harlyberge 4 ).
Auch hier ist Inoceramus Cuvieri der herrschende Zweischaler, dagegen hat es den Anschein, dass
der westfälische Epiaster brevis durch Micraster cor testudinarium ersetzt werde 5 ).
An Cephalopoden hat der norddeutsche Cuvieri-Pläner geliefert:
1. Ammonites peramplus Mant. Nur als Seltenheit in den tieferen Lagen.
2. „ Austeni Shrp. Nur ein Exemplar in den tiefsten Lagen.
3. „ Germari Reuss. Nur ein undeutliches Fragment.
4. „ Hernensis Schlüt. ?
5. „ sp. ?
6. „ tricarinatus d'Orb.
7. Scaphites Geinitzi d'Orb.
*8. Ancyloceras Paderbornense Schlüt.
*9. „ Cuvieri Schlüt.
* 10. Toxoceras Turoniense Schlüt.
*11. Hamites sp.?
* 12. Helieoceras flexuosum Schlüt.
13. „ sp.?
14. Baculites cf. Bohemicus Fr. & Schlönb. Sehr selten.
Von diesen haben sich die mit einem * versehenen Arten bisher nur im Cuvieri-Pläner gezeigt.
Ammonites tricarinatus hat sein Hauptlager in der nächstfolgenden jüngeren Zone. Von Ammonites Hernensis
ist der ungünstigen Erhaltung wegen zweifelhaft, ob die Vorkommnisse des Cuvieri-Pläners und des Emscher-
Mero-els ident sind. Die übrigen Arten sind schon aus älteren Zonen bekannt.
') Wie die Art von Goldfuss paläontologisch und durch von Strombeck (Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1859, pag. 52,
und 1863, pag. 124, geognostisch festgestellt und in dieser exacten Begrenzung von Allen, wenigstens von allen norddeutschen Geologen,
anerkannt ist. Diese Bemerkung ist erforderlich gegenüber einer jüngst aufgetauchten Behauptung, es sei unsicher, was unter Inoce-
ramus Cuvieri zu verstehen sei.
2 ) Vergl. Schlüter 1. c. 1866, pag. 69, und Schlüter, Fossile Echinodermen des nördlichen Deutschland. Verhandl. d. natur-
histor. Ver. d. preuss. Rheinlande und Westfalens 1869, pag. 18, tab. 2, Hg. 2.
3 ) Zahlreiche Spongien dieser Zone sind durch Ad. Römer, „die Spongitarien des norddeutschen Kreidegebirges" 1864 in
der Palaeontographica beschrieben.
A ) Vergl. v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1857, pag. 417.
5 ) Durch v. Strombeck sind ebenso wie von Ferd. Römer alle diese Formen nach dem Vorgange d'Orbigny's noch unter der
Bezeichnung Micraster cor anguinurn zusammengefasst worden.
(106) — 226 —
III. Emscher.
9. Zone des Ammonites Margae und Inoceramus digitatus ').
Parallel der Südgränze des westfälischen Kreidebeckens werden die hellen Steinmergelbänke des
Cuvieri-Pläners von einer breiten Zone blaugrauer, lockerer Mergel 2 ) überdeckt, welche bald vorherrschend
aus Thon bestehen, bald kalkhaltig sind, bald durch Aufnahme von Quarzkörnern sandig erscheinen und
bald durch mehr oder minder häufig eingestreute Glaukonitkörner einen grünen Thonmergel oder grünsand-
artigen Mergel 3 ) darstellen. Wo der Thon vorherrscht, ist der Emscher-Mergel selten anstehend zu sehen,
da er leicht der Verwitterung unterliegt. Da er ausserdem vielfach von diluvialen Bildungen verdeckt ist,
so trifft man ihn im südwestlichen Westfalen gewöhnlich nur in vereinzelten Hügeln zu Tage anstehend, wie
in den Hügeln bei Borbeck, Stoppenberg und Castrop. Unter diesen Umständen haben ihn vorzugsweise
die zahlreichen auf Steinkohlen niedergebrachten Schächte und Bohrlöcher kennen gelehrt. So habe ich
ihn z. B. bei folgenden bergbaulichen Anlagen gesehen:
Zeche Alstaden zwischen Mülheim und Oberhausen,
Zeche Deutscher Kaiser bei Hamborn,
Zeche Osterfeld bei Oberhausen,
Zeche Prosper bei Bottrop,
Zeche Carl bei Altenessen,
Zeche Ne,uessen bei Altenessen,
Zeche Friedrich Ernestine bei Stoppenberg,
Zeche Rheinelbe bei Gelsenkirchen,
Zeche Alma östlich Gelsenkirchen,
Zeche Pluto bei Gelsenkirchen,
Neuer Schacht von Wilhelmine bei Schalke,
Zeche Hugo bei Buer,
Zeche Ewald bei Herten,
Bohrloch Emscher-Lippe 1 beim Gute Löringhof bei Datteln,
Bohrloch General Göben II östlich Recklinghausen,
Bohrloch Kaiser Wilhelm bei Scherlebeck nordwestlich Recklinghausen,
Zeche General Blumenthal bei Reckliughausen,
Zeche König Ludwig bei Recklinghausen,
Zeche Clerget bei Herne,
Zeche von der Heydt bei Herne,
Zeche Victor beim Bahnhofe Castrop,
Zeche Graf Schwerin beim Dorfe Castrop,
') C. Schlüter, der Emseher Mergel. Vorläufige Notiz über ein zwischen Cuvieri-Pläner und Quadraten-Kreide lagerndes
mächtiges Gebirgsglied. Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1874, pag. 775.
2 ) Ueber diese grauen Mergel vergl. auch v. Strombeck Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1859, tom. 9, pag. 55, welcher
irriger Weise meinte, der Grünsand mit Spondylus spinosus gehe unmittelbar in diesen Mergel über und beide zusammen für das Aequi-
valent des subhercynischen Cuvieri-Pläners ansah.
3 ) Diesen glaukonitischen Lagen im Emscher gehört der viel bestrittene dritte Grünsand von Markscheider Heinrich an.
— 227 — (107)
Zeche Hansemann bei Mengede,
Zeche Minister Stein, nördlich Dortmund,
Zeche Fürst Hardenberg, ebendort,
Zeche Gustav Adolph bei Lünen,
Zeche Gneisenau bei Altenderne,
Zeche Scharnhorst bei Kirchderne,
Zeche Friedrich Grillo bei Camen.
Diese Anlagen haben die bedeutende Mächtigkeit des Emscher's dargethan und erwiesen, dass
dieselbe vom Ausgehenden des Beckens an gegen das Muldencentrum hin fortwährend zunimmt. So ergab
sich auf Graf Schwerin eine Mächtigkeit von etwa 500 Fuss; im Bohrloch Kaiser Wilhelm von c. 1000 Fuss
und im Bohrloche Emscher-Lippe I. c. 1577 Fuss.
Nach diesen Ermittlungen ist der Emscher das mächtigste Glied der norddeutschen Kreide überhaupt,
und übertrifft insbesondere die immer als so bedeutend angesehene gesammte Pläner-Ablagerung J ).
Im weiteren Fortstreichen keilt der Emscher sich nicht etwa aus, sondern ist nur deshalb im östlichen
Westfalen weniger bekannt, weil hier die mächtige diluviale Decke nicht von Schächten oder Bohrlöchern
durchsunken ist. Er ist bekannt (zum Theil feste Bänke umschliessend) zwischen Scharmede, Elsen und
Parderborn; am Alme-Ufer und tritt auch aus dem Diluvium der Sennerhaide N. N. W. von Schlangen an
einzelnen Punkten hervor 2 ).
Was die Fauna des Emschers betrifft, so haben sich Spongien, abgesehen von einigen Kieselnadeln,
nicht gezeigt 3 ); von Anthozoen fand sich keine Spur; von Echinodermen fanden sich einige schlecht erhaltene,
möglicher Weise zu Micraster cor anguinum gehörende Stücke, ausserdem in den obersten Schichten Spuren
von Bourguetocrinus und Asterias; Brachiopoden sind gänzlich unbekannt; die Lamellibranchen bieten
mancherlei Formen als Ostrea, Cucellea, Leda, Lima etc., allen voran aber steht Inoceramus. Die Gattung
Inoceramus erreicht hier, sowohl was Mannichfaltigkeit der Formen, als Grösse 4 ) der Schalen angeht, das
Maximum ihrer Entwicklung;.
') Wie bei der steilen Schichtenstellung im Teutoburger Walde, z. B. im Querthale von Oerlinghausen, und der subhercy-
nischen Hügel, z. B. im Chaussee-Durchbruche des Flöteberges zwischen Liebenburg und Ostfresen, sich leicht ergibt. Hier haben die
widersinnig unter 64° nach Osten fallenden Schichten folgende Mächtigkeit:
1. Cuvieri-Pläner 111'
2. Scaphiten-Pläner 127'
3. Brongniarti-Pläner 84'
4. Rother Pläner 62'
5. Weisser armer Rotomagensis-Pläner 26'
6. Grauer sandiger Rotomagensis-Pläner 11'
7. Varians-Pläner incl. unterste Rotomagensis-Schichten 62'
8. Thon mit Belemnites ultimus c. 2'
9. Flammenmergel 158'
-) Die bei Stukenbrock hervortretende Insel festen Gesteins gehört jedoch nicht dieser Zone, sondern dem Cuvieri-Pläner an.
3 ) Wenn nicht etwa ein undeutliches Fossil zu Achilleum rugosum Reuss. (Verstein. Böhm. Kr. tab. 20, fig. 4), Amorphospongia
rugosa Ad. Rom. (Spongit. pag. 56) gehört. Nach Urban Schlönbach (Norddeutsche Galeriten-Schichten, pag. 7) findet sich dasselbe
am Ringelberge bei Salzgitter in den obersten Schichten des Cuvieri-Pläners, die immer mergeliger werden, und schliesslich in einen
Mergelthon übergehen, welcher zwischen Haverlah und Kleine Elbe zur Ziegelfabrikation benutzt wird und bereits das tiefste Niveau
der Quadraten-Kreide repräsentirt. — Adolph Römer nennt die Spongie auch von Ilsenburg. — In Böhmen findet sich dieselbe z. B.
zwischen Laun und Mallnitz in einem Mergel mit Ostrea sulcata.
A ) Ich habe auf der Halde der Zeche Gneisenau bei Kirchderne Bruchstücke concentrisch gerippter Inoceramen gesehen,
welche auf eine Grösse der Schale von 3 Fuss hinweisen; zwischen je zwei Rippen konnte man eine ganze Faust legen.
(108) — 228 —
Abgesehen von einigen wahrscheinlich neuen Arten, lassen sich die prägnantesten Formen an folgende
Namen anknüpfen:
Inoceramus digitutus Sow., 1 '/ 2 Fuss gross; daneben auch
„ undulato-plicatus Ferd. Rom.
„ cf. cardissoides Gold., bis 13 Zoll gross,
„ involutus d'Orb.
Daneben findet sich in den tieferen Schichten noch der aus der früheren Zone bekannte Inoceramus
Cuvieri Goldf. Ausserdem hat sich in den oberen Schichten eine Form gezeigt, welche mit Inoceramus Cripsi
Mant. verwandt, vielleicht ident ist.
Steinkerne von Gasteropoden haben sich wiederholt gefunden. Bei weitem wichtiger sind die
Cephalopoden, welche neben den Inoceramen dem Emscher-Mergel den eigenthümlichen Character aufprägen.
Es fanden sich: x Ammonites Margae Schlüt.
2. „ Texanus F. Rom.
3. ,, Emscheris Schlüt.
4. „ Hernensis Schlüt.
5. „ tricarinatus d'Orb.
6. „ Mengedensis Schlüt.
7. „ Westphalicus Stroub.
8. „ tridorsatus Schlüt.
9. ,, Stopjyenbergensis Schlüt.
10. „ Alstadenensis Schlüt.
11. „ sp.
12. „ cf. placenta Mort. l )
13. Scaphites sp. ?
14. Hamites cf. angustus Dix.
15. „ sp. ?
16. Turrilites tridens Schlüt.
17. „ plicatus d'Orb.
18. „ varians Schlüt.
19. ,, undosus Schlüt.
20. Baculites brevicosta Schlüt.
21. „ incurvatus Duj.
22. Nautilus leiotropis Schlüt.
23. Nautilus cf. Neubergicus ßodt.
24. Actinocamax Westphalicus Schlüt. 2 )
25. „ verus Mill.
') Die Art ist noch nicht besprochen worden, da ich sie erst vor wenigen Tagen auf Zeche Osterfeld auffand. Das Exem-
plar endet bei c. 7 Zoll Durchmesser noch mit einer Kammerwand. Der verwandte Ammonites d' Orbignyanus unterscheidet sich durch
engeren Nabel und gezahnte Bauchkanten. Ammonites bidorsatus scheint die gleichen Zahlenverhältnisse und übereinstimmende Nabel-
weite darzubieten, aber dessen innere Knotenreihe liegt entfernter vom Nabel und er besitzt ausserdem noch eine zweite Knotenreihe
in der Nähe der Bauchkanten. Dem Aeusseren nach scheint Ammonites placenta Mort. (Syn. org. rem. Unit. States pag. 36, tab. II,
fig. 1) übereinzustimmen, aber dessen Loben sind nach der Abbildung in Dana's Man. of Geol. pag. 476 tiefer, während sie am vor-
liegenden Stücke, wie bei Ammonites syrtolis (vergl. tab. 15, fig. 5) gebaut zu sein scheinen.
-) In Uebereinstimmung mit allen früheren Autoren ist Actinocamax auch in dieser Schrift als Masc. gebraucht worden.
— 229 — (109)
Von den genannten Arten kommt Ammonites Hernensis vielleicht schon im Cuvieri-Pläner vor;
von Ammonites tridorsatus fand sich ein Exemplar in den obersten Banken des Cuvieri-Pläners. Baculites
incurvatus steigt wahrscheinlich in die folgende Zone hinauf, ebenso Nautilus cf. Neubergicus und Actino-
camax verus.
Wenngleich von den zahlreichen prägnanten Ammoneen des westfälischen Emschers sich noch keine
Art in den subhercynischen Kreideterritorien gezeigt hat, so dürfte dennoch dieses Niveau dort vertreten
sein. Insbesondere gilt dies zunächst von der Umgebung von Goslar und Ocker l ). Hier wird im Paradies-
grunde am Fusse des Petersberges ein lockerer grauer kalkiger Mergel gewonnen, welcher in saigerer
Schichtenstellung sich an die ebenfalls steil aufgerichteten Cuvieri-Schichten anlehnt. Diese Mergel sind dem
westfälischen Emscher sehr ähnlich. Sie sind in einer Mächtigkeit von etwa 100 Fuss aufgeschlossen und
enthalten in der oberen Partie sandige glaukonitische Lagen, welche auch in jenem, wie oben bemerkt wurde,
bekannt sind. Die Mergel sind äusserst arm an fossilen Resten; ein nicht näher bestimmbarer Micraster,
Bruchstücke einer kleinen Auster und Spuren eines Inoceramus ist alles, was sich bislang gezeigt.
Dieser Mergel war bereits den älteren Geomiosten wohl bekannt. Ber°Tath von Unser sagt schon,
dass er in dortiger Gegend überall die harte Kreide oder den Pläner überlagere 2 ) und sehr häufig in
Mergelgruben aufgeschlossen sei, da man sich dieses Gesteines zum Mergeln der Felder bediene. So könne
man ihn auch ohnfern der Schröder'schen Oelmühle beobachten, auch trete er jenseits des Sudmerberges
wieder auf, dessen Liegendes er bilde, wie an der Ost- und Westseite zu sehen sei.
Das obige Profil im Paradiesgrunde ist weiterhin in der Richtung des Hangenden auf eine Ent-
fernung von beiläufig 200 Schritte verdeckt, bis der Eisenbahneinschnitt am Fusse des Petersberges wieder
einen Einblick in den Schichtenbau gestattet. Hier sind flachfallende 3 ) glaukonitische, gelblich graue
mergelige Sandsteine aufgeschlossen. Es werden dies dieselben Schichten sein, welche an der gegenüber-
liegenden Thalseite das Sudmerberger-Conglomerat unterteufen und seit langer Zeit als reiche Fundstätte
fossiler Spongien bekannt sind 4 ).
In dem Bahneinschnitte sind durch Ad. Römer folgende Versteinerungen beobachtet worden, deren
Bestimmung zum Theil einer erneuten Prüfung bedarf 5 ):
4 ) G. Schuster, geognostische Beschreibung der Gegend von Goslar, zwischen der Innerste und der Radau. Jahrbuch für
Mineralogie etc. 1835, pag. 465.
v. Unger, Beitrag zu einer geognostischen Beschreibung der Gegend um Goslar. Bericht des naturwissenschaftlichen Vereins
des Harzes für die Jahre 184 4 / 5 , pag. 12.
Ad. Römer, die Quadraten-Kreide des Sudmerberges bei Goslar. Palaeontographica, tom. 13, 1864 — 66, pag. 193.
v. Groddeck, Abriss der Geognosie des Harzes. Mit besonderer Berücksichtigung des nordwestlichen Theiles. Clausthal 1871,
pag. 142.
Brauns, Ueber den Sudmerberg bei Ocker. Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereins für die Provinz Sachsen
und Thüringen in Halle. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften von Giebel, 1875, pag. 509.
-) Wenn v. Strombeck (Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. 1857, pag. 417) von dem subherc)'nischen Cuvieri-Pläner sagt:
„Nach oben walten die Mergel vor. Zu oberst allein milde, graue thonige Mergel von massiger Schichtung", so sind darunter wahr-
scheinlich die in Rede stehenden Mergel zu verstehen. Desgl. bei ü. Schlönbach, Profil durch den Harlyberg. (Norddeutsche Galeriten-
Schichten, 1. c. 1868, pag. 14 etc.) Desgl. die Mergel im Hangenden der festen Cuvieri-Schichten am Ringelberge, ibid. pag. 7.
3 ) v. Groddeck, 1. c. pag. 142.
A ) Ad. Römer 1. c. freilich hält sie für verschieden, weil angeblich noch keine Mollusken in letzteren gefunden seien.
5 ) Die Angabe des Vorkommens von Belemnitella quadrata ist ohne Zweifel irrig; Alles was ich von jener Lokalität an Be-
lemniten gesehen habe, gehört zu Actinocamax Westphalicus. — Die als Scaphites binodosus aufgeführte Art spricht Brauns (Zeitschr.
für die gesammten Naturwissenschaften 1875, pag. 342, tab. 8, flg. 4 u. 5, sowie Ad. Römer, Palaeontogr. tom. 13, tab. 22, fig. 9) als
neue Species an, wozu er auch Schlüter Cephal. tab. 23, fig. 23, citirt, und benennt sie mit der bereits vergebenen Bezeichnung Sca-
phites Römeri Brauns.
Palaeontographica, N. F. IV. 4. (XXIV). 15
(110) — 230 —
Cribrospongia scripta, Peclen quadricostalus,
Pleurosloma stellalum, Lima Hoperi,
Eudea crassa, Spondylus slriaius,
,, intumescens, Inoceramus Cuvieri,
Plocoscyphia muricata, „ digitatus,
Siphonocoelia imbricata, „ involuius ! ),
Siphonia punctata, „ lobatus,
Oculispongia macropora, „ canceüatus (cardissoides),
Slellispongia impressa, Cardium decussatum,
Enaulofungia tesselata, Scaphites binodosus,
„ Siliqua, Nautilus laevigatus (simplex),
Spatangus cor anguinum, IBelemnitella quadraia,
Galerites elongatus, Pollicipes glaber,
Peltastes acantkodes, Vermetus ampuüaceus.
Terrebratula caniea,
Unter diesen Resten weiset, wie schon die Lagerungsverhältnisse darthun, das Vorkommen von
Inoceramus Cuvieri, der im eigentlichen Senon nicht mehr bekannt ist, auf die Nähe der Zone des Cuvieri-
Pläners hin. Besonders bezeichnend ist aber das gemeinsame Vorkommen jener eigenthümlichen Gruppe
von Inoceramen, deren Rippen von einer Mittellinie aus fiederständig zu den beiden Seitenrändern der Schale
ausstrahlen (Inoceramus digitatus) mit Actinocamax Westphalicus (wie anstatt Belemnitella quadrata zu lesen ist).
Wie der nicht seltene Galerites elongatus, so ist auch die Mehrzahl der zahlreichen Spongien nur aus
diesen Mergeln des Harzraudes bekannt. Uer westfälische Emscher-Mergel ist demnach zwischen Goslar
und Ocker als Spongien-Facies entwickelt. Dass diese Spongienbänke aber nicht dem gesammten Emscher
Westfalens entsprechen, sondern nur einer höheren Abtheilung desselben, wird dadurch wahrscheinlich, dass,
wie oben erwähnt, zwischen ihnen und dem ächten Cuvieri-Pläner noch wenigstens 100 Fuss mächtige ver-
steinerungslose Mergel liegen, sowie dadurch, dass Ad. Römer aus ihnen noch — die Richtigkeit der Be-
stimmung vorausgesetzt — Pecten quadncostatus, Inoceramus lobatus und Cardium decussatum aufführt, Formen,
welche sich im Emscher-Mergel Westfalens noch nicht gezeigt haben, sondern dort erst in jüngeren Schichten
auftreten. Insbesondere sind die beiden erstgenannten auf die nächstfolgende Zone des Inoceramus Lingua
beschränkt, so dass durch dieselben, wofern ihr Vorkommen sich bestätigt, die Nähe dieser Zone bereits
angezeigt wird.
Eine noch offene Frage ist es, ob das eigentliche Sudmerberggestein: ein Kalkconglomerat, dem
Quarz, Gelbeisenstein, Glaukonit etc. beigemengt sind, welches die Spongienbänke überlagernd, in dicken,
horizontalen oder schwach geneigten Schichten die oberen 2 / 3 des Berges zusammensetzt, nocli dem Emscher
oder wie wahrscheinlicher bereits der nächst folgenden Zone angehöre. Schon Bergrath v. Unger bemerkte
1. c, dass in beiden nicht dieselben fossilen Reste gefunden würden. Auch Herr v. Groddeck scheint die-
selbe Ansicht gewonnen zu haben. Wir verdanken ihm das neuste Verzeichniss 2 ) der Versteinerungen des
Sudmerberger Conglomerates :
Ausser vielen nicht namentlich aufgeführten Bryozoen:
Pentacrinus nodulosus, Terebratula semiglobosa (?)
Cidaris clavigera, Rhynchonella ala,
Holaster granulosus, „ pisum,
1 ) sec. Brauns, Zeitschr. für die gesammten Naturwissenschaften 1S75, pag. 510.
2 ) v. Groddeck, Abriss der Geognosie des Harzes, Clausthal 1871, pag. 143.
— 231 — (111)
Biradiolites hercinius, Janira guadricostata,
Ostrea flabelliformis, Inoceramus Cripsi,
Exogyra auricularis, Belemniteüa quadrata (?).
Herr v. Unger nennt ausserdem noch einige andere Formen, als:
Peclen midtico Status, Micraster cor testudinarium (?)
„ Faujasi, Cidaris sceptifera.
Crania Parisiensis,
Das Vorkommen verschiedener Cephalopoden macht es wahrscheinlich, dass auch in Böhmen das
Niveau des Emschers vertreten sei. Dasselbe würde im Gebiete der „Priesener-Schichten" und wohl
auch der „Chlomecker-Schichten" zu suchen sein. Die ersteren hält Urban Schlönbach für synchronistisch
mit dem norddeutschen Cuvieri-Pläner, die letzteren sollen den unteren Quadraten-Schichten entspechen.
Aus jenen nennen Fritsch & Schlönbach : ) von uns schon bekannten Formen :
Ammonites subtricarinatus d'Orb.
„ Texanus Rom.
„ dentatocarinatus Rom.
„ d' Orbignyaims Gein.
aus diesen :
Ammonites subtricarijiatus d'Orb.
„ ä 'Orbignyanus Gein.
Baculites incurvatus Duj.
und aus beiden einen noch nicht mit Sicherheit bestimmten Belemniten (der möglicher Weise zu Actinocamax
Westphalicus gehört).
In Schlesien weiset Dames -) die Thone mit Ammonites tricarinatus d'Orb., welche den Kieslingswalder-
Sandstein unterteufen, in das Niveau des Emscher-Mergels.
In der Kreide der Alpen werden gewisse Schichten der Gosau-Formation, welche den Hippuriten-
und Orbituliten-Schichten aufruhen und von Inoceramen-Mergeln mit Inoceramus Cripsi überdeckt werden 3 ),
aus denen ßedtenbacher einen so überraschenden Reichthum an Cephalopoden kennen gelehrt hat 4 ), dem
Emscher-Mergel entsprechen. Wir finden hier theils identische, theils vicariirende Formen; neben Ammonites
margae Gehäuse aus der Verwandschaft des Ammonites tricarinatus und Ammonites Westplialicus , des Ammo-
nites Texanus, des Ammonites Alstadenensis etc.
Mancherlei Anzeichen, wie das Vorkommen so characteristischer Fossile, wie des Inoceramus cligitatus 5 ),
Inoceramus involutus, Ammonites Texanus 6 ), Ammonites tricarinatus "), Hessen vermuthen, dass das Niveau auch
im nordöstlichen Frankreich, am Fusse der Pyrenäen und im südlichen England vorhanden sei.
') Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der Böhmischen Kreide.
-) Verhandl. des naturhistor. Ver. d. preuss. Rheinlande und Westfalens, Jahrg. 31, 1874, pag. 97.
3 ) Zittel, die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. Mit 27 Taf. Wien 1864 — 66, pag. 93 ff.
Urban Schlönbach, die Schichtenfolge der Gosauformation bei Grünbach. Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt
1867, pag. 335.
A ) Anton Redtenbacher, die Cephalopodenfauna der Gosausehichten in den nordöstlichen Alpen. Mit 9 Taf. Wien 1873.
5 ) Decocq, Sur les Inocerames de la craie du Nord. Assocition francaise pour l'avancement des sciences. Congres de Lille
1874, pag. 366 ff.
De'coq, Les Inoceramus de la craie de Lezennes. Soc. geol. du Nord. 1874, pag. 82.
6 ) Barrois, Soc. geol. du Nord, 1874, pag. 54.
") Distribution des especes dans les terrains cretaces de Loir-et-Cher, par M. l'abbe Bourgeois. Bull. soc. geol. France,
tom. 19, 1862, pag. 652, pag. 662.
15*
(112) — 232 —
Eine dieses für das nördliche Frankreich bestätigende briefliche Mittheilung verdanke ich Herrn
Barrois. Derselbe schreibt über die Kreide von Lezennes:
„Die Kreide von Lezennes umfasst drei Niveaus. Das tiefste ist der Scaphiten-Pläner, dann
folgt der Cuvieri-Pläner und den Schluss bildet der Emscher-Mergel. Der letztere, welcher mit meiner
Zone des Mic.raster cor anguinum correspondirt (die nur den unteren Theil der gleichnamigen Zone Hebert's
umfasst) lieferte:
Ammonites Texanus,
„ tricarinatus,
Belemnites verus,
Inoceramus involutus (sehr häufig),
„ digitatus.
Auch bei Lenz (Pas-de-Calais) fand sich in der Zone des Mieraster cor anguinum gleichfalls Ammonites Texanus."
Im südlichen Frankreich fanden sich bei Dieu-le-Fit (Drome) l ) nach Urban Schlönbach 2 ) in Schichten,
welche mit der Kreide von Villedieu (Kreide mit Epiaster brevis) in nächster Beziehung stehen und die in
Coquand's Etage coniacien gestellt werden 3 ), neben Ceratites Robini Thioll. vier Exemplare von Ammonites
Texanus.
Aus der gleichen Etage nennt Schlönbach auch den Ammonites Petrocoriensis Coq. von Gourd de
l'Arche i ). Man wird also auch in dieser Etage vielleicht ein Aequivalent des Emschers finden, während
Coquand's nächst jüngere Etage santonien den norddeutschen Schichten mit Inoceramus lingua, Exogyra laci-
niata und Janira quadncostata der Hauptsache nach entsprechen dürfte. — Zu bemerken ist noch, dass
Coquand selbst den Ammonites Petrocoriensis aus der Etage campanien, welche ziemlich genau mit den nord-
deutschen Mucronaten-Schichten zusamenfällt, nennt. — Aus der Etage Coniacien nennt Coquand selbst nur
den Ammonites Nouleti d'Orb. (?) 5 ).
Aehnlich wie im Dröme-Departement ist das Vorkommen der bereits von d'Orbigny aus dem Aude-
Departement genannten Ammoneen, von wo er den Ammonites tricarinatus von Sougraigne, Turrilites plicatus
und Turrilites acuticostatus von Souladge aufführt. Nach d'Archiac u ) lagern hier auf den Schichten mit
Exogyra columba die Rudistenbänke mit Hippurites cornu vaccinum, über diese folgen") Echiniden-Mergel ;
d'Archiac nennt z. B. Micraster brevis Ag., Micraster gibbus Goldf., Micraster Matheroni d'Orb. (welche wohl
kaum verschieden sind), ferner Micraster cor testudinarium Goldf., Holaster integer Ag. und Echinocorys vulgaris
Breyn. Den Schluss bilden die Marnes bleues, welche ausserordentlich reich an fossilen Resten sind. Die
genannten Ammoneen selbst, nebst mehreren noch unbeschriebenen Arten gehören den jüngeren die Rudisten-
Bänke überlagernden Kreideschichten an. Aus diesen nennt d'Archiac auch den sehr bemerkenswerthen
Inoceramus digitatus Sow.
Barrois fand zufolge brieflicher Mittheiluno: dann den Emscher auch in Enoland wieder und konnte
ihn weithin verfolgen. Folgende Lokalitäten hält er für typisch: Berlinggap (Sussex), LecJcford (Hampshire)
') Lory, Note sur les terrains cretaces de la vallee de Dieu-le-Fit. Bull. soc. geol. France, tom. 14, 1857, pag. 47.
-) Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1868, pag. 293.
3 ) Hebert stellt die Kreide von Dieu-le-Fit in seine Zone des Micraster cor anguinum.
<) Von Arnaud (Note sur la craie de la Dordogne, Bull. soc. geol. France, tom. 19, 1862, pag. 465, pag. 488) werden die
Vorkommnisse von Gourd-de-1'Arehe nicht getrennt, sondern gemeinsam den Etages coniacien und santonien zugewiesen.
5 ) Coquand, Bull. soc. geol. France, 1859, pag. 9 73.
c ) d'Archiac, Les Corbieres, Mem. soc. geol. France, 1859.
7 ) Vergl. auch (Reynes, Etudes sur le synchronisme de terrain cretacee du Sud-Est de la France, pag. 97).
— 233 — (113)
Signal de Beer (Devonshire), Ballard hole (Purbeck), Burnham-overy (Norfolk), Flamborough head (Yorkshire).
Nähere Nachrichten sind in Bälde zu erwarten.
Ueber die aussereuropäischen Kreideterritorien ist zu bemerken, dass sich Inoceramus digitatus an der
Ostküste Asiens, auf der Insel Saghalin in ausserordentlicher Häufigkeit gefunden hat l ).
Auch die Kreide Ostindiens hat eine ähnliche Form geliefert, den Inoceramus diversus Stol. 2 ) und
daneben den Ammonites tricarinatus d'Orb. 3 ).
Aus der Kreide Südafrika's schliessen sich manche Formen an die des Emscher an. So lässt sich
der fussgrosse Ammonites Stangeri Baily 4 ) als eine knotenreiche Varietät des Ammonites tricarinatus auffassen.
Fasst man die Lagerungsverhältnisse ins Auge 5 ), so ergibt sich, dass die vertikale Verbreitung der
Arten, wenn man diese als vikariirende auffasst, eine ähnliche ist, wie in Europa. In den tieferen Schichten
liegt Ammonites Stangeri mit seinen Verwandten, in den obersten Bänken dagegen Ammonites Gardeni Baily.
Aehnliche Beziehungen dürften auch die Lamellibranchen und Gasteropoden darbieten.
Vielleicht gehört auch der von Hausmann als Kreide- Ammonit beschriebene Ammonites spinosissimus 6 )
hierher, der vom Missionar Hesse nebst anderen Petrefacten im östlichen Theile der Capcolonie am Sondag-
River gesammelt ward.
Aus der Kreide von Texas kennen wir den Inoceramus undtdato -plicatus Ferd. Römer"), der
dem Inoceramus digitatus Sow. nahe steht und vielleicht damit ident ist. Jedenfalls liegt dieselbe Form auch
im deutschen Emscher. — Zu den von Ferd. Römer beschriebenen Ammoniten kommen noch zwei von ihm
übergangene, auf Emscher hinweisende Formen. Das eine ist ein Fragment, welches jener Gruppe von
Formen angehört, deren Aussenseite drei Kiele trägt, wie Ammonites tricarinatus, Ammonites Westplialicus,
Ammonites tridorsatus. Das andere Gehäuse ist vielleicht nicht von Ammonites Stoppenbergensis verschieden,
steht ihm jedenfalls sehr nahe.
Auch in den westlichen Territorien der Vereinigten Staaten s ) und in Californien 9 ) finden wir einzelne
Anklänge an bekannte Formen, so den Ammonites placenta Mort. , Ammonites vespertinus Mort., Ammonites
Tehamaensis Gabb. —
Nach den gegebenen Andeutungen wird es wahrscheinlich, dass der Emscher nicht etwa nur eine
lokale Entwicklung, sondern ein allgemein verbreitetes Glied der Kreide sei.
Ist die Stellung, welche den Cephalopoden-Schichten der Gosauformation angewiesen wurde, richtig,
und ist die Gosauformation, diese als ein zusammenhängendes Ganze betrachtet, ohne Lücke entwickelt, so
') Fr. Schmidt, Ueber die Kreide der Insel Saghalin. Me'm. de l'Acad. des scienees de la St. Peteisbourg. 7. Ser. tom. 19.
Nr. 3.
-) Stoliczka, Palaeontolog. Indica. The Pelecypoda, pag. 407, tab. 27, fig. 6.
3 ) Stoliczka, Fossil Cephalopoda öf Southern India, pag. 54.
4 ) Baily, Description of some cretaceous Fossils from South Africa. Quat. Journ. of the geolog. Society, vol. XI, 1855,
pag. 454, tab. 11 — 13.
5 ) Griesbach, On the Geology of Natal in South Africa. ibid. tom. 27, 1871, pag. 53, tab. 2, 2.
6 ) Göttinger Gelehrten-Anzeiger 1837, pag. 1458. Das hier beschriebene Original scheint verloren zu sein, wenigstens rindet
es sich im paläontologischen Museum in Göttingen nicht mehr vor.
Nach der Darstellung von Stow (Quat. Journ. geol. Soc. tom. 27, pag. 497) scheinen jedoch die von Hausmann erwähnten
Vorkommnisse nicht eretaceisch, sondern jurassisch zu sein.
7 ) Ferd. Römer, die Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Einschlüsse. Bonn 1852, tab. 7, fig. 1.
8 ) Hayden's Report United States Geological Survey, tom. VI, Washington 1874. Und hieraus in: Leo Lesquereux, Contri-
butions to the fossil Flora of the Western Territories. Part. I. Cretaceous Flora, pag. 14.
9 ) Geological Survey of California. Palaeontology, Vol. II, 1869, pag. 132.
(114) — 234 —
ist der Hiatus, den Hebert 1 ) in der Kreide des nördlichen Frankreich, England, und Deutschland annimmt,
indem er für die Hippuriten-Kalke der Alpen und des südlichen Europa — insbesondere der Schichten mit
Hippurites cornuvaccinum — (die er unter die Craie ä Holaster planus, d. i. Scaphiten-Pläner, einreiht 2 ) im
Norden keine Vertretung kennt, nicht vorhanden.
Es würden die Aequivalent-Bildungen der Hippuriten-Kalke im nördlichen Europa im oberen Pläner,
d. h. in den Cuvieri- und Scaphiten-Schichten zu suchen sein. Dieser Auffassung wiederstreiten die aus
dem südlichen Europa bekannt gewordenen Verhältnisse nicht. Im südlichen Frankreich werden die Hippu-
riten-Schichten , namentlich die Kalke mit Radiolites cornu pastoris (welche die Kalke mit Hippurites cornu
vaccinum unterteufen) nach unten hin von Schichten begrenzt, welche theils durch Ostrea colurnba, vor. gigas,
Ammonites Rochebrunni Coq. und Ammonites Requienianus d'Orb., theils (meist in noch tieferen Lagen) durch
Inoceramus labiatus, Ammonites nodosoides , Periaster Verneuili, Hemiaster Lei/meriei etc. (also = Brongniarti-
und Mytiloides-Pläner) characterisirt sind.
Wenn die, wie es scheint, in dem kleinen Gebirge der Corbieren festgestellte Thatsache, allgemeine
Gültigkeit hat, dass die Rudisten-Kreide von der Zone des Micraster cor testudinariwn überdeckt wird, so
würde jene genau den norddeutschen Scaphiten-Schichten entsprechen.
Es wäre vom grössten Interesse zu wissen, welche Cephalopoden die Hippuriten-Schichten der Gosau-
formation beherbergen, und ist es deshalb sehr zu beklagen, dass es Redtenbacher nicht vergönnt war, die
Ammoniten, welche der Mairgraben am Dalsener Abfall des Lattengebirges und die berühmten Marmorbrüche
am Fusse des Unterberges bei Salzburg lieferten, mit in den Kreis seiner Untersuchung zu ziehen. Möchte
es ihm bald gelingen, diese Lücke auszufüllen!
IV. IJnter-Senon.
Schichten mit inoceramus Lingua 3 ) und Exogyra laciniata 4 ).
(S. g. Untere Quadraten-Schichten, Etage Santonien CoqJ
Wie man in Frankreich zunächst petrographisch und dann auch paläontologisch die Craie marneuse
und Craie blanche unterschied, jene Turonien, diese Senonien nannte, so wurden auch in Deutschland schon
*) Hebert, Classification du terrain Cretaee superieure. Bull. soc. geol. France, III. ser. tom. III. 1876, pag. 595.
2 ) So Bull. soc. ge'ol. 1. c. In dem später versandten Separat-Abdrucke dieser Abhandlung ändert Hebert diese Stellung der
Hippuriten-Schichten und reiht sie nun zwischen die Craie ä Micrasler cor testudinariwn (Cuvieri-Pläner) und Craie ä Holaster planus
(Scaphiten-Pläner) ein.
3 ) -\- Inoceramus lobatus, -\- Inoceramus cancellatus.
4 ) In Böhmen soll diese Muschel in angeblich erheblich älteren Schichten, nämlich den Iser-Schichten, vorkommen.
Urban Schlönbach äussert sich in der Abhandlung: „Die Braehiopoden der böhmischen Kreide" (Jahrb. der k. k. geolog.
Reichsanstalt 1868, 18. Band, 1. Heft, unter dem 3. März, pag. 147) über die Iser-Schichten so: „In Betreff der Einreihung der Iser-
Sandsteine der Prager Geologen, die ich nicht selbst aus eigener Anschauung kennen gelernt, und aus denen ich im Prager Museum
keine zu einer sicheren Altersbestimmung genügende Petrefactenvonäthe gesehen habe, bin ich — offen gestanden — in einiger Ver-
legenheit, wo dieselben am richtigsten einzuordnen sein mögen . . ."
Nachdem Schlönbach dann das Iser-Gebiet besucht hatte, theilte er die Kreideschichten desselben in folgende Glieder von
oben nach unten (Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt, Ber. vom 11. Juli 1868, pag. 255.)
Oberquader von Chlomek und Gross-Skal,
Schieferige, leicht zerfallende Bakuliten-Mergel,
Plastische Thone mit Ostrea sulcata.
Iser-Sandsteine mit ihren verschiedenen Unterabtheilungen,
235 — (115)
früh die eintönigen Plänerbildungen von den so ausserordentlich mannigfaltig entwickelten jüngeren Kreide-
gebilden unterschieden, von denen jene sich an der Zusammensetzung der norddeutschen Höhenzüge bethei-
ligen, während diese nur die Kreidemulden auszufüllen pflegen. In diesen äusseren, von paläontologischen
Gründen unterstützten Umständen, ist es begründet, dass man (fast ausnahmslos) bei Annahme der Bezeich-
nungen Turon und Senon, diese den deutschen Verhältnissen anpasste und die Grenze zwischen beiden ver-
schob. Während im Sinne der französischen Geologen noch die beiden jüngsten Glieder des Pläners, der
Scaphiten-Pläner und der Cuvieri-Pläner zum Senonien fallen, wird in Deutschland das Turon erst mit
dem Cuvieri-Pläner abgeschlossen und der Rest der jüngeren Gebilde, abgesehen von dem erst jüngst aus-
geschiedenen Emscher, zum Senon gezogen.
Diese senonen Kreidebildungen eröffnen im westlichen Westfalen sowohl, wie im östlichen Theile
der grossen, im Norden des Harzes gelegenen Kreidemulde sandige Ablagerungen von erheblicher
Mächtigkeit.
Am genausten durchforscht und in ihre einzelnen Glieder zerlegt sind die letzteren. Das Fundament
zu der noch heute geltenden Auffassung der verwickelten Verhältnisse des Quedlinburger Beckens und seiner
Gliederung, welche ihren letzten Ausdruck in der geognostischen Karte der Provinz Sachsen von Ewald
(Section Halberstadt) gefunden hat, wurde nach manchen vorangegangenen Arbeiten durch Beyrich
gelegt.
Den Schlüssel zum Verständnisse birgt die Umgegend von Blankenburg. In seiner ersten Arbeit
nahm Beyrich 1 ) an, dass nicht allein der Quadersandstein des Heidelberges und die südlich von ihm be-
kannten Sandmergel innerhalb der Zone der Aufrichtungen des Harzrandes fielen, überkippt seien und
Glieder einer liegenden Mulde bildeten, in Folge dessen die Sandmergel den am Nordrande der Mulde be-
kannten „Salzbergmergel'' als Gegenflügel entsprächen, sondern dass auch die weiter zwischen Blankenburg
und Heimburg entwickelten Sandmergel den am Nordrande bei Langenstein hervortretenden „Salzbergge-
steinen" als Südflügel angehörten. Diese Auffassung hat Beyrich in seiner zweiten, dasselbe Kreidebecken
behandelnden Arbeit fallen lassen: „der Quadersandstein (nördlich von Blankenburg) wird von den Mergeln
und bemerkt: „Da nun die Thone mit Ostrea sulcata, welche hier nächst der Gränze des Unterquaders gegen die jüngeren Schichten
entschieden die schärfste Begrenzung nach unten hin aufzuweisen haben und meistens die Plateaux auf dem Isersandstein einnehmen,
ziemlieh sicher dem Complex der Hundorfer- oder Teplitzer-Sehiehten des Scaphites Geinitzii zugerechnet werden müssen, so würde sich
aus obigem in Betreff der Frage nach dem Alter der Iser-Sandsteine als sehr wahrscheinlich das Resultat ergeben, dass dieselben älter
sind als die Hundorfer Scaphiten-Schichten und wahrscheinlich der oberen Abtheilung des Pläner-Bausandsteins, dem Exogyren-Sand-
stein und Grünsandstein der Gegend im Norden der Eger, d. h. also der Zone des Inoceramus Brongniarti entsprechen."
Wenn man nun erwägt, dass die hauptsächlichsten aus den Iser-Schichten aufgeführten Arten folgende sind:
Callianassa antigua, Panopaea gurgitis,
Serpula jiliformis, Exogyra lateralis,
Lima canalifera, „ columba.
Pecten quadricostatus, Ostrea sulcata,
Pholadomya caudata, Cassidulus lapiscancri,
Trigonia cf. limbata,
d. h. Formen, welche in Norddeutschland, mit Ausnahme zweier Austern, nicht in turonen, sondern nur in senonen Schichten bekannt
sind, so kann man sich eines Zweifels gegen die Richtigkeit dieser Altersbestimmung nioht erwähren, und muss es bedauern, dass der
Autor diese Beziehungen zu den ihm wohlbekannten norddeutschen Verhältnissen nicht mehr mit in den Kreis der Erörterung hat
ziehen können.
') Beyrich, Ueber die Zusammensetzung und Lagerung der Kreideformation in der Gegend zwischen Halberstadt, Blanken-
burg und Quedlinburg. Mit geogn. Karte. Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. tom. I, 1849, pag. 329.
(116) — 236 —
bedeckt und nicht in Folge einer Ueberstürzung unterteuft, wie ich früher annehmen zn müssen glaubte" x ),
und demgemäss auch seine Karte abgeändert.
In Folge dieser Auffassung, welche von Ewald, wie seine Karte lehrt, im Wesentlichen adoptirt ist,
tritt das bemerkenswerthe Verhalten ein, dass von den beiden Sandmergeln, welche das Liegende und das
Hangende des senonen Quaders bilden, bald der untere (die Salzberg-Gesteine), bald der obere (die Heimburg-
Gesteine) unmittelbar dem Planer aufruhen. Es liegen zur Zeit keine Beobachtungen vor, welche dieser
Anschauung widersprächen.
Dagegen lässt sich der Satz Beyrich's 2 ) : „Das System der Kreidemergel , welchem die festen und
sandigen, hier und da conglomeratischen Gesteinsbänke des Sudmerberges, nur als eine an den Harzrand ge-
bundene untergeordnete und innig mit ihm verbundene Einlagerung zuzurechnen sind (welche auf der Ewald-
schen Karte in dem Complex der Ilsenburger-Mergel Ausdruck gefunden haben) und die in ihrer Gesammtheit
als den senonen Quaderbildungen auflagernd, nicht aber sie ersetzend, angesehen werden müssen," — in dieser
Fassuno; gegenwärtig nicht mehr festhalten. Ist doch bereits oben ein Theil dieser Mergel als zum Emscher gehörig
ausgeschieden worden, und wird ein anderer Theil derselben weiter unten verschiedenen jüngeren Gliedern zufallen.
Fasst man zunächst die Glieder der sandigen Ablagerungen näher ins Auge, so kann man sich nur
der Klage Naumanns anschliessen, dass es Beyrich nicht gefallen habe, die unterschiedenen Niveaus auch
nach ihrem paläontologischen Inhalte zu characterisiren, — ebensowenig wie später Ewald. Ist es unter
diesen Umstanden misslich, einen Versuch eintreten zu wollen, Parallelen zwischen diesen subhercynischen
und den westfälischen Ablagerungen zu ziehen, so ist es gleichwol statthaft, darauf hinzuweisen, dass in
gleicher Weise wie Ewald auf seiner Karte in den senonen Sandablagerungen des Quedlinburger Beckens
drei Glieder:
3. Obere kalkige Gesteine im subhercynischen Senon-Quader (Heimburger-Gestein),
2. Subhercynischer Senon-Quader,
1. Untere kalkige Gesteine im subhercynischen Senon-Quader (Salzberg-Gestein),
unterschieden hat, sich auch in Westfalen der Lagerungsfolge nach drei petrographisch verschiedene Glieder
darbieten:
3. die Sandkalke von Dülmen,
2. die Quarzgesteine von Haltern in der Hohen Mark und Haard,
1. die Sandmergel von Recklinghausen.
Die Gesammtheit dieser Schichten wird der Etage Santonien Coquand's entsprechen und wahrschein-
lich einen Theil der nächst jüngeren Etage Campanien, welche grösstentheils mit den Mucronaten-Schichten
zusammenfallen dürfte, umfassen. — Aus der Etage Santonien nennt Coquand z. B.
Ammonites polyopsis Duj. Baculites incurvatus Duj.
„ Coniaciensis d'Orb. Janira quadricostata Sow.
„ Santoniemis d'Orb. Pecten Dujardini Rom.
„ Orbignyanus d'Arch. Trigonia limbata d'Orb. 3 ).
„ Bourgeoisi d'Orb.
') Beyrich, Bemerkungen zu einer geognostisehen Karte des nördlichen Harzrandes von Langeisheim bis Blankenburg. Mit
geogn. Karte, ibid. tom. III, 1851, pag. 368, pag. 572.
Vergl. auch Ewald, die Lagerung der oberen Kreidebildungen am Nordrande des Harzes. Monatsberichte der Königl. Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin, 1862, pag. 674.
-) Beyrich, 1. c. 1851, pag. 572.
3 ) Coquand, Bull. soc. geol. France, 1859, pag. 97 7.
Zu bemerken ist noch, dass Coquand bei der ersten Aufstellung dieser Etagen aus der Etage Santonien keine Cephalopoden
— 237 — . (117)
10. Sandniergel von Recklinghausen mit Nlarsupites ornatus.
Betritt man aus der Niederung des Emscher-Flusses nach Norden vorschreitend die Hügel von
Recklinghausen, welche sich bis zum Fusse der Haard erstrecken, so findet man dieselben aus einem schmutzig
gelben sandigen Mergel mit grünen Eisensilikatkörnern, in welchem flachgedrückte Nieren eines sandig-kalkigen
Gesteins einzelne feste Bänke bilden, zusammengesetzt : ), während das vorliegende breite Emscher-Thal durch
die grauen thonigen Mergel der Zone des Ammonites margae — meist unter diluvialer Decke — ausgefüllt
ist. Dass in der That eine Ueberlagerung der gelblichen Sandmergel über die grauen Thonmergel statthabe
und nicht etwa eine Anlagerung dieser an jene, beweisen die in der Umgebung von Recklinghausen nieder-
gebrachten Bohrlöcher, welche unter dem Sandmergel den Thonmergel fanden.
Die Mächtigkeit der Recklinghauser Mergel beträgt mindestens 150 Fuss 2 ).
Auf ihren organischen Inhalt sind diese Mergel noch sehr wenig ausgebeutet. Es werden angegeben:
Ostrea sulcata Blum. Micraster cor anguinum,
Pecten virgatus Nills. Holaster sp.? Ausserdem findet sich
Bourgueticrinus eilipticus Mill. Marsupites ornatus Mill.
Letzteres Fossil ist das wichtigste, da es in Westfalen nur aus dieser Zone bekannt ist. Dr. von
der Marck hat es auch zwischen Lünen und Cappenberg im Sudholze auf Struckmann's Colonat gefunden 3 ).
Sonst ist es aus Westfalen nur vom Lippe-Ufer aus der Gegend von Dorsten bekannt.
Im übrigen Deutschland kennt man Marsupites aus der Umgebung von Blankenburg, von Salzgitter,
von Hannover und von Lüneburg.
Was zunächst die Quedlinburger Mulde betrifft, so ist Marsupites in dem Revier zwischen Blanken-
burg, Heimburg und dem Regenstein an vier Lokalitäten gefunden. Aus den Mergeln des Salzberges selbst
ist er noch nicht aufgeführt worden; von Strombeck nennt ihn aber häufig am Papenberge vorkommend,
dessen Gestein er den Salzberg-Mergeln zurechnet 4 ). Man könnte hierin eine Uebereinstimmung mit dem
Vorkommen in Westfalen sehen, allein Ewald zieht das Papenberger-Gestein nicht zu dem den senonen
Quader unterteufenden, sondern überdeckenden Schichten: zum Heimburger-Gestein.
Ein weiter schon von Ad. Römer (und nach ihm von Geinitz und Bronn) angegebenes Vorkommen
von Marsupites am Plattenberge, N.-W. von Blankenburg, ist von v. Strombeck 1. c. angezweifelt, aber
durch eine kürzliche Mittheilung von A. Schlönbach bestätigt worden. Derselbe schreibt mir, dass Marsu-
jntes am Plattenberge gar nicht selten sei. Der Fundpunkt liege am Fusswege zwischen Blankenburg und
dem Regenstein; das Gestein sei ein ziemlich feinkörniger hellgelber Sandstein, welcher auf dem Anger liege,
auf welchem auch die bekannten gefritteten, aber mehr grobkörnigen, gelblich braunen Sandsteine sich finden.
Herr A. Schlönbach theilt weiter mit, dass Marsupites noch mehr südlich sich in ähnlichen Gesteins-
stücken finde, nämlich auf dem Felde an der Strasse von Blankenburg nach Kloster Michaelstein und zuletzt
noch bei Heimburg, südöstlich neben dem Orte, am Wege zum Pfeiffenkruge.
namhaft macht, dagegen aus der Etage Coniacien: Ammonites polyopsis und Ammonites Bourgeoisi nannte. (Coquand, Position de Ostrea
columba et biauriculata dans le groupe de la craie inferieure. Bull. soc. geol. France, tom. 14, 1857, pag. 745, pag. 748.
') Ferd. Römer, 1. c. 1854, pag. 177.
-) Die tiefsten Punkte im Recklinghauser-Mergel haben (in der Bahnlinie nach Haltern) 195 Fuss Seehöhe; im Rom-Berge
aber erheben sich dieselben bis zu 345 Fuss Höhe. Vergl. v. Dechen, Erläuterungen zur geognost. Karte der Rheinprovinz und West-
falens, I. Bd.
3 ) Vielleicht ist dies die Lokalität, deren Ferd. Römer, 1S54, 1. c. pag. 196 gedenkt. Dagegen scheint es nach der Dar-
stellung pag. 232, wo er dieselbe Fundstelle nochmals erwähnt, dass hier die jüngsten Thonmergel des Emschers den Marsupitus ornatus
geliefert haben.
4 ) v. Strombeck, Zeitschrift d. deutsch, geolog. Ges., 1863, pag. 133.
Palaeontographica, N. F. IV. 4. (XXIV). 16
(118) — 238 —
Sämmtliche genannte Lokalitäten wurden anfänglich von Beyrich den liegenden Schichten des Quaders,
später von ihm und Ewald den Schichten im Hangenden des Quaders zugerechnet. Ist diese Auffassung
der Lagerungsverhältnisse zutreffend, so ist die vertikale Verbreitung von Marsupites nicht so beschränkt,
als es nach den seitherigen Erfunden in Westfalen den Anschein hat.
Bei Salzgitter scheint das Vorkommen ein dem in Westfalen bekannten entsprechendes zu sein.
Nach Urban Schlönbach x ) werden am Ringelberge die festen Bänke des Cuvieri-Pläners nach oben von
mergeligen Schichten begrenzt (also ähnlich wie bei Goslar und am Harlyberge), welche ihrerseits von
Thonen überdeckt werden, welche Marsupites Milleri, Belemnites Merceyi und Belemnites verus führen und von
U. Schlönbach, als das tiefste Niveau der Quadraten-Kreide (Zone des Micraster cor anguinum bei Hebert)
angesprochen werden.
Aus der Umgebung Hannover's ist Marsupites am längsten gekannt vom Gehrdener Berge bei
Gehrden. Nach v. Strombeck 2 ) findet er sich daselbst in einem sandigen Gesteine, welches nach der Dar-
stellung H. Credner's 3 ) der jüngsten dortigen Schichtenfolge angehören möchte, da die tiefsten, dem Gault
aufruhenden „senonen Gesteine" grobkörnige, zum Theil conglomeratartige gelblich graue Mergelsandsteine
darstellen, denen Lagen eines hellgrauen, zum Theil schiefrigen Kalkmergels folgen, welchen nach der
oberen Grenze zu graue sandige Kalkmergel eingelagert sind. Die beiden verschiedenen Niveaus, welche
das Ober-Senon nicht erreichen, sind rücksichtlich ihrer organischen Einschlüsse bisher nicht geschieden
worden, können also zur Zeit paläontologisch noch nicht characterisirt werden, obwol verschiedene Andeu-
tungen dafür bereits vorliegen.
Zuletzt hat sich Marsupites in den Thongruben an der Fösse zwischen Limmer und Linden, in der
Niederung N.-W. vom Lindener Berge bei Hannover, und zwar nach Angabe v. Strombeck' s ziemlich häufig
gefunden. Weder von älteren noch von jüngeren Kreide-Schichten ist hier etwas bekannt, also aus der
Lagerungsfolge kein Schluss über das Alter der dortigen grauen thonigen Mergel möglich.
Das nördlichste Vorkommen von Marsupites ist dasjenige von Lüneburg 4 ), paläontologisch zugleich
das interessanteste, da es vollständige Kelche in erheblicher Anzahl geliefert hat. Das genaue Lager ist
hier noch nicht festgestellt worden, wir erfahren durch v. Strombeck nur, dass er in der Quadraten-Kreide
vorkomme. Der obere Pläner ist bei Lüneburg nicht deutlich offengedeckt und jedenfalls, wenn vorhanden,
nur von geringer Mächtigkeit. Die Angabe v. Strombeck's, dass in dem östlichen Theile des Rathsbruches
od o o
die Belemnitellen immer seltener werden in je tiefere Schichten man gelangt und hier bereits Inoceramus
Cuvieri auftrete, weckt die Meinung, da auch Inoceramus involutus vorhanden ist, es könne bei Lüneburg
auch das Emscher-Nieveau vertreten sein. Der echte Actinocamax quadratus wird sich in dieser Tiefe nicht
finden. Wo die Verhältnisse klar gestellt sind, hat sich Inocei'amus Cuvieri noch nicht mit Actinocamax
quadratus zusammen gezeigt, d. h. jener gehört einem tieferen, dieser einem höheren Niveau an. Wo in
tieferem, bislang zur Quadraten-Kreide gestellten Niveau sich die Belemniten seltener zeigen, gehören dieselben
nach meiner bisherigen Erfahrung nicht mehr zu Actinocamax quadratus, sondern einer anderen Art an.
Sehr wohl könnte also das Lager des Marsupites bei Lüneburg mit dem in Westfalen festgestellten das
Gleiche sein.
') Urban Schlönbach, Norddeutsche Galeriten-Schichten 1. c. pag. 8.
-) v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1863, pag. 133.
3 ) H. Credner, Geognostische Karte der Umgegend von Hannover, 1865. Erläuterungen, pag. 17.
") v. Strombeek, 1863. 1. c. pag. 132.
— 239 — (119)
Diese Anschauung findet eine Stütze in einer Angabe Urban Schlönbach's '), der von Lüneburg Schichten
mit Belemuites Merceyi und Micraster cor anguinum nennt, welche er nicht in die Zone der Belemnitella qua-
drata, sondern in die tiefere Hebert'sche Zone des Micraster cor anguinum einreiht, welche typisch bei
Dieppe, Amiens, Laon, Gravesend und Ramsgate entwickelt ist.
Ueber das Vorkommen von Marsupites in Polen und Volhynien, welches Pusch erwähnt, ist nichts
Näheres bekannt.
In Frankreich kennt man Marsupites von Dieppe und wird ausserdem durch d'Orbigny von Meudon,
durch d'Archiac von Biaritz genannt. Die Zweifel, welche sich an die beiden letzten Angaben anknüpfen,
sind noch beseitigt. Freilich bemerkt Hebert 2 ) , . dass er Marsupites niemals in höherem Niveau gefunden
haben, als den Micraster cor anguinum, aber es scheint, dass sich diese Angabe nur auf England bezieht.
Ueber das Vorkommen von Marsupites in England, wo derselbe seit langer Zeit aus dem Upper
Chalk von Lewes, Brighton, Dane's Dike, Basingstoke, Northfleet etc. bekannt ist, verdanken wir Barrois ge-
nauere Angaben.
Barrois 3 ) unterscheidet in der weissen Kreide des südlichen England drei verschiedene Horizonte.
Der untere zerfällt in zwei Zonen:
1. Zone von Stapelfort mit Micraster breviporus, Holaster planus, Scaphites Geinitzi, = Scaphiten-
Pläner;
2. Zone von Stockbridge mit Micraster cor testudinarium, Holaster placenta, = Cuvieri-Pläner;
der mittlere Horizont umfasst ebenfalls zwei Zonen:
1. Zone von Beachy-Head mit Micraster cor anguinum, Echinoconus conicus,
2. Zone von Brighton mit Marsupites, Belemnitella vera, Bei. Merceyi*).
Da Barrois, wie oben erwähnt, seine Zone des Micraster cor anguinum für synchronistisch mit dem
norddeutschen Emscher ansieht, so ist das Bett des Marsupites in England das Gleiche wie in Westfalen
und man könnte versucht sein, in der „Zone von Brighton" das Aequivalent der Recklinghauser-Mergel zu
sehen und das Niveau derselben allgemein als Marsupiten-Zone zu bezeichnen, allein die Grenze nach oben
hin ist noch nicht hinreichend festgestellt. Bewährt sich die gegenwärtig geltende Auffassung der Lagerungs-
verhältnisse in der Gegend von Blankenburg, so würde eine Marsupiten-Zone nicht allein das tiefste Glied
des senonen Quaders: in Westfalen den Recklinghauser Sandmergel und am Harze den Salzbergmergel,
sondern alle drei Glieder desselben umfassen.
Von der Fauna des Salzberges, dessen Reichthum an fossilen Resten Quedlinburg seit langer Zeit
Ruf verschafft hat, hat Brauns 5 ) so eben eine Zusammenstellung gegeben.
') Urban Sehlönbach, Table of the Upper Cretaceous Strata. The geological Magazin, Vol. 6, 1869, pag. 306.
-) Hebert, Comparaison de la Craie de cötes d'Angleterre avee eelle de France. Bull. soc. geolog. France, 1874.
3 ) Charles Barrois, Ondulations de la Craie dans le sud de l'Angleterre. Annales de la Socie'te ge'ol. du Nord, tom. II,
1875, pag. 59.
Ch. Barrois, La Craie de l'ile de Wight. Ann. sciences ge'ol. tom. VI, lü, art. 3, pag. 26.
4 ) Während des Druckes geht mir die neueste Arbeit He'bert's zu: Ondulations de la craie dans le Nord de la France.
(Annales des sciences ge'ologiques 1876, tom. VII, Nr. 2), in welcher derselbe seine Zone des Micraster cor anguinum ebenfalls in eine
untere und obere Zone zerlegt und als charaeteristisch für die obere Zone das häufige Vorkommen von Marsupites Milleri und M.
ornalus betont.
5 ) Brauns, Die senonen Mergel des Salzberges bei Quedlinburg und ihre organischen Einschlüsse. Zeitschr. für die gesammt.
Naturwiss. 1875, pag. 325.
16*
(120) — 240 —
Unter den zahlreichen von Brauns aufgeführten Arten, finden sich:
Callianassa antigua Otto- Crassatella arcacea Hörn
Belemnitella guadrata d'Orb. Modiota Ligeriensis d'Orb.
Nautilus laevigatus d'Orb. „ radinla Mimst.
Ammomte.s syrtalis Mort. Pinna diluviana Schlot
„ tricarinatus d'Orb. Inoceramus carJissoides Goldf.
,, clypealis Schlür. „ Cripsi Mnt.
Scaphites Römeri Brauns. „ involutus Sow.
Anisoceras armatum Sov. - . Trigonia alata Schlot.
Baculites incurvatus Duj Peclunculus Uns Nils.
Turritella sexlineulu Rom. Cuculaea Matheroniana d'Orb.
Pholadomya caudala Rom Lima canalifera Goldf.
(= Corbula aequivalvis Goldf.) Limatula semisulcuta Nils.
Pholadomya elliptica Goldf. Vota quadricosta Sow.
(= Phol. nodulifera Mnst. Pertcn septemplicatus Nils.
= Phol. albinu Reiche.) „ secius Goldf.
Pholadomya. decussata Mant. ,, virgaius Nils.
Goniomya designata Goldf Ostrea diluviana Lärme.
Cardium pustulosum Goldf. ,, sulcatu Blumenb.
„ tubuliferum Goldf. Kxogyra laciniata Nils.
„ produrtum Sow. Bourgueticrinus ellipticus Mill.
Von Cepbalopoden wurden aus dem Salzberg-Mergel beschrieben:
Amraonites st/rtalis Mort.
„ clypealis Schlüt.
Baculites incurvatus Duj.
Ausserdem hat Brauns in grauen, tieferen Schichten zwei Bruchstücke von
Ammonites tricarinatus d'Orb.
gefunden, und eine neue Scaphiten-Art unter der schon vergebenen Bezeichnung
Scaphites Römeri Brauns
aufgestellt. Ausserdem nennt Brauns noch den sonst nur aus älterer Kreide bekannten
Anisoceras armatum Sow. und
Belemnitella guadrata,
worunter wahrscheinlich, indem er der älteren Auffassung folgt, eine andere Art zu verstehen ist.
Die beiden erstgenannten Arten wurden in Deutschland bisher nur am Salzberge beobachtet. Bacu-
lites incuvatus ist auch im Emscher Westfalens gefunden, und Ammonites tricarinatus hat seine Hauptlager-
stätte, wie es scheint, im Emscher.
Vielleicht wird es bei näherer Nachforschung gelingen, auch im Reeklinghauser-Mergel Cephalo-
poden aufzufinden.
11. Quarzige Gesteine von Haltern mit Pecten muricatus.
Hat man von Recklinghausen in nördlicher Richtung die Reeklinghauser-Mergel überschritten, so erhebt
sich die, die Haard v ) genannte Hügelgruppe, deren in losem Quarzsand eingebettete, lagenweise geordnete
<) Ferd. Römer, 1. c. 1S54, pag. 215.
— 241 — (121)
Knollen von Quarzfels und einzelne Bänke eines rauhen Sandsteines, sowie plattenförmige Stücke eines
braunen Eisensandsteines den eben genannten Mergel überdecken L ), so dass diese Mergel zwischen dem die
Niederung ausfüllenden Emscher und der höher sich erhebenden Haard eine Terasse, ein Vorland bilden.
In seiner Zusammensetzung geognostisch nicht von der Haard verschieden und orographisch nur
durch das schmale Lippethal getrennt, erhebt sich am nördlichen Ufer dieses Flusses die Hohe Mark' 2 ).
Zwischen beiden die Stadt Haltern.
Die Mächtigkeit dieser Zone beträgt schon in der Haard 200 Fuss 3 ). Schon Ferd. Römer hat an
fossilen Resten aus der Haard und Hohen Mark namhaft gemacht:
Credneria sp. Pholadomya caudata Ad. Rom.
Pecten quadricostatus Sow. Chama costata Ad. Rom.
,, muricatus Goldf. Terebratida alata Lam.
Pinna quadrangularis Goldf. Turritella sexlineata Ad. Rom.
Inoceramus cancellatus Goldf. Callianassa antiqua Ott.
Trigonia aliformis Park.
Hierzu kommen noch eine Anzahl anderer Arten, als:
Inoceramus Cripsi Mant. Cardiaster jugatus Schliit.
Lima canalifera Gldf. Pygurus rostraius Ad. Rom.
Catopygus cf. obtusus Des. etc.
Unter diesen überragen durch Häufigkeit des Vorkommens alles Andere: Pecten muricatus, Pecten
quadricostatus, Pinna quadrangularis. Man kann zuweilen Knauern aufheben, in denen ein Dutzend Exemplare
von Pecten muricatus stecken. Leider ist dieses ausgezeichnete Fossil nur von lokaler Bedeutung, da es nur
n Westfalen bekannt ist, und selbst am Harze noch nicht gefunden wurde.
Zu einem paläontologischen Vergleiche dieser Schichten mit dem subhercynischen senonen Quader
bietet die Literatur wenige schwache Anhaltspunkte. Wir erfahren nur durch Beyrieh 4 ), dass Versteine-
rungen in demselben nur sparsam und an wenigen Punkten vorkommen. Am bekanntesten seien die grossen
(durch Zenker 5 ) und Stiehler 6 ) beschriebenen) Credneria-Blätter aus den grossen Steinbrüchen an der Nord-
seite des Heidelberges. Uebereinstimmend hiermit sind auch in Westfalen die Crednerien den Quarzgesteinen
von Haltern eigenthümlich ").
') Diese Lagerungsfolge ist durch H. v. Dechen schon vor mehr als 50 Jahren festgestellt worden. Vergl. Geognost. Be-
merkungen über den nördl. Abfall des Niederrhein. -Westfäl. Gebirges von H. v. Dechen, in „das Gebirge in Rheinland-Westphalen" von
J. Nöggerath, II. Ed., pag. 149, Anmerk.
2 ) Ferd. Römer, 1. c. 1854, pag. 221.
3 ) Die Horizontale der Bahn von Recklinghausen nach Haltern hat auf dem Uebergange über die Chaussee, also in der
Nähe der Grenze unserer Zone 197 Fuss Seehöhe; etwas weiter, schon innerhalb unserer Zone, erreicht sie am Abhänge der Haard
die grösste Höhe, nämlich 205 Fuss. Die Haard aber erhebt sich im Warenberge 413 Fuss (und die Hohe Mark im Brandenberge zu
465 Fuss). Vergl. v. Dechen, Erläuter. zur geognost. Karte der Rheinprovinz und Westfalens.
4 ) Beyrieh, 1. c. 1849, pag. 300.
5 ) Zenker, Beiträge zur Naturgeschichte der Urwelt. Jena 1833.
6 ) A. W. Stiehler, Beiträge zur Kenntniss der vorweltlichen Flora des Kreidegebirges im Harze. Palaeontographica, tom. V,
1855—58, pag. 44, tab. 9 — 15.
') Jedoch scheint es, dass sie vereinzelt auch noch in der nächstfolgenden Zone auftreten, wenigstens deuten darauf ein Paar
vereinzelte, nicht besonders gut erhaltene Blätter hin, welche nordöstlich von Legden in einem Mergelsandstein beobachtet sind, der
wahrscheinlich der Zone des Scaphites binodosus angehört, und zwar dessen oberen Bänken oder den Grenzschichten dieser und der
folgenden Zone. Vergl. Hosius, Ueber einige Dikotyledonen der westfälischen Kreideformation. Palaeontographica, tom. 17, pag. 89.
(122) — 242
Ausserdem nannte Ad. Römer l ) bereits Pygorhynchus (Pygurus) rostratus aus der Teufelsmauer.
Derselbe scheint dort nicht ganz selten zu sein, da sich sowohl in dem Museum zu Halle 2 ), wie im Besitze
des Herrn Grotrian in Braunschweig 3 ) weitere Belegstücke für dieses Vorkommen finden. Derselbe Echinid
hat sich in Westfalen ebenfalls in den Gesteinen von Haltern gezeigt.
Hierneben kenne ich aus Westfalen und vom Harze gemeinsam nur noch Inoceramus Cripsi und
Inoceramus cancellatus, von denen letzterer dem gesammten Untersenon anzugehören scheint, ersterer aber die
wichtigste Muschel des Senon überhaupt ist, da sie gleichmässig im unteren, wie im oberen Senon auftritt.
Cephalopoden, insbesondere Ammoneen, haben sich in diesem Niveau, weder in Westfalen noch am
Harze gezeigt.
12. Kalkig sandige Gesteine von Dülmen mit Scaphites binodosus 4 ).
Wendet man sich von Haltern in nordöstlicher Richtung gegen das Muldencentrum des westfälischen
Kreidebeckens, so trifft man nach einer durch diluviale Bildungen eingenommenen Unterbrechung von mehr
als einer Meile, erst in der Umgebung von Dülmen wieder auf anstehende Kreidegesteine. '
Schon durch Goldfuss und Adolph Römer ist eine Mehrzahl von Arten aus dem grauen, festen
sandig-kalkigen Gestein von Dülmen beschrieben worden. Es ist aber nicht etwa auf die Umgebung von
Dülmen beschränkt, sondern in südöstlicher Richtung über Seppenrade bis zur Lippe hin bekannt, und er-
streckt sich auch nördlich durch die Bauerschaften Elaamsche und Stockum und tritt zuletzt noch einmal
in der Nähe von Heek zwischen Ahaus und Nienborg aus dem Diluvium hervor.
An fossilen Resten sind beobachtet:
Callianassa aniiqua Otto. Chamo, cf. costala Ad. Rom.
Podocrates Dülmenensis Beks. Trigonia limbata d'Orb.
Hoploparia macrodactyla Schlüt. Cardium tubuliferum Goldf.
Enoploclytia heterodon Schlüt. Crassatella arcacea Ad. Rom.
Natica acutimargo Ad. Rom. Goniomya designata Goldf.
Turritella sexlineata Ad. Rom. Pholodomya caudata A. Rom.
Ostrea armata Goldf. Anatina cf. lanceolata Gein.
Exogyra laciniata Nilss. Apiocrinus ellipticus Mill.
Janira quadricostata Sow. Catopygus cf. obtusus Des.
Pecten cf. arcuatus Sow. Hemiaster cf. Ligeriensis d'Orb.
Lima canalifera Goldf. „ cf. sublacunosus Gein.
Inoceramus Cripsi Mant. Cardiaster cf. granulosus Goldf.
„ Lingua Goldf.
Ausser den genannten Arten bergen diese Schichten noch an Cephalopoden:
1. Ammonites bidorsatus Ad. Rom.
2. „ Dülmenensis Schlüt.
3. „ pseudogardeni Schlüt.
') Ad. Römer, Versteiner. norddeutsch. Kreid., pag. 120.
-) Vergl. Geinitz, Quadersandst. pag. 123, und Brauns, Salzberg 1. c. pag. 406.
3 ) Vergl. Schlüter, Sitzungsber. d. niederrhein. Ges. in Bonn, 1874, pag. 266.
Schlüter, ibid. 1873, Sitzung vom 17. Febr.
4 ) Ferd. Römer, 1. c. 1854, pag. 228.
Schlüter, Spongitarienbänke, pag. 11.
— 243 — (123)
4. Ammonites obscurus Schlüt.
5. Scaphües inflatus Ad. Rom.
6. ,. binodosus Ad. Rom.
7. Crioceras cingulatum Schlüt.
8. Baculites sp. n.?
9. Nautilus Westphalicus Schlüt.
10. „ cf. Neubergicus Redt.
11. „ sp. n.? i) '
12. Actinocamax cf. quaclratus Blainv. 2 )
Von den genannten Cephalopoden sind die festbestimmten Arten nur in dieser Zone bekannt, mit
Ausnahme des Ammonites obscurus, der in die nächstfolgende Zone übertritt.
Vielleicht finden sich drei dieser Arten auch im jüngsten Gliede des subhercynischen senonen Quaders
in dem Heimburg-Gestein Ewald's. Schon Adolph Römer nannte den Ammonites bidorsatus von Blankenburg.
Auch Hampe 3 ) nannte ihn von dort und daneben auch noch den Ammonites multiplicatus Ad. Rom., worunter
wahrscheinlich Ammonites Dülmenensis Schlüt. zu verstehen ist, und zuletzt Scaphües binodosus.
V. Otoer-SerioiT.
Coeloptychien-Kreide.
(Den grössten Theil der Etage Campanien Coquand's umfassend.)
Die gesammte Masse aller der organischen Formen, welche den untersenonen Schichten ihren eigen-
thümlichen Character aufprägten und unter sich eng verbanden, wie die Gruppe jener Inoceramen, für welche
Goldfuss die Bezeichnung Inoceramus cancellatus, Inoc. lobatus, Inoc. lingua aufstellte; dann die Austern
Exogyra laciniata, Ostrea armata; die grossen Trigonien, weiter Pholadomya caudata, Goniomya designata,
Janira quadricostata etc., sie alle sind ausgestorben und machen neuen Formen Platz. Es kann deshalb die
künstliche Trennung, welche die nächstfolgende Zone wegen eines einzelnen, allerdings wichtigen, Fossils,
des Actinocamax quaclratus, noch zum Unter-Senon stellte, nicht beibehalten werden.
Unter den vielen neuen Formen, welche mit dem Ober-Senon ins Dasein treten, ist wohl keine,
welche durch die eigenthümliche Schönheit, den Reichthum der Gestalten, und das häufige und durch alle
Zonen der jüngsten norddeutschen Kreide hindurchgehende Vorkommen eine so augenfällige Bedeutung erlangt,
wie die Gattung Coeloptychium 4 ), der weder aus älteren, noch aus jüngeren Schichten etwas Aehnliches an
') Von der vorigen Art durch mehrere Grösse, Depression der Aussenseite etc. verschieden.
2 ) Der unvollkommene Erhaltungszustand der Stücke ermöglicht keine völlig zufriedenstellende Bestimmung. Die Belemeen-
Reste aus den älteren sandigen Schichten Westfalens und des Quedlinburger Beckens, die bekanntlich nur sehr sparsam auftreten, sind
mir bislang in nur wenigen undeutlichen Stücken zu Gesicht gekommen. Nur ein Fragment von Strukmann bei Lünen scheint auf
eine andere als die genannte Art hinzudeuten.
3 ) Hampe über die Petrefacten der Kreideschichten bei Blankenburg. Bericht des naturw. Vereins des Harzes, 1852, pag. 6,
auszüglich mitgetheilt von Stiehler, Beiträge. Palaeontographica, tom. V, pag. 50. Die dort gegebene Darstellung lässt nicht mit
Sicherheit erkennen, ob die genannten Arten wirklich aus den jetzt als Heimburg-Gestein abgetrennten Schichten stammen.
4 ) In den beiden unteren Zonen finden sich Coeloptychium agaricoides Goldf., Coel. lobatum Goldf., Coel. sulciferurn Ad. Rom.,
Coel. incisum Ad. Rom. In der oberen Zone Coel. agaricoides selten, daneben: Coel. princeps A. Rom. und Coel. Seebachi Zitt.
(124) — 244 —
die Seite gestellt werden kann. Hierzu tritt die bedeutende geographische Verbreitung der Gattung, welche
bereits durch das weite Kreidegebiet des nördlichen Europa von Irland ') und England 2 ) durch Belgien 3 ),
Norddeutschland, Polen 4 ), Russland 5 ) bis zur Wolga und vielleicht zum Ural festgestellt ist. Sonach dürfte
die Bezeichnung Coeloptychien-Kreide, welche einen geognostisch scharf begränzten Schichten-Complex umfasst,
eine, insbesondere für Norddeutschland bezeichnende sein.
13. Zone der Becksia Soekelandi ).
(Obere Quadraten-Kreide.)
Zwischen die sandigen Gesteine mit Scaphites binodosus und den orographisch höher gelegenen
Schichten mit Beiemi •ütella mueronata schiebt sich in Westfalen eine Mergelzone ein, welche sich über die
Orte Lette, Coesfeld, Holtwick, Legden zieht, die ich schon früher als die Zone der Becksia Soekelandi
bezeichnete, welche die eigentliche Hauptlagerstätte des typischen Actinocamax quadratus, der hier in der
grössten Fülle der Individuen auftritt, bildet.
Diese Zone enthält:
Coeloptychium agaricoides Goldf. Echinocorys vulgaris Breyn.
„ lobalum Goldf. Cardiaster granulosus Goldf. sp.
„ incisum A. Rom. „ pilula Lam.
„ sulciferum A. Rom. Micrasler sp. n.
Camerospongia cf. monoStoma A. Rom. Hemiaster regulusanus 'd'Orb.
„ eximia Schliit. 7 ) Brissopsis minor Schlüt.
,, megastoma A. Rom. sp. Rhynchonella cf. octoplicala Sow.
Becksia Soekelandi Schlüt. Crania paucicostäta Bosq.?
Cribrospongia Decheni Goldf. sp. Ostrea vesiciduris Lam.
Coscinopora infundibuliformis Goldf. Janira quinquecostata Lam.
„ Murchissoni Goldf. Pecten cf. ternatus Goldf.
Pleurostoma expansum A. Rom. Lima semisulcata Nils.
Apiocrinus ellipticus Mill. (selten). „ granulata Nils.
Salenia Heberti Cott. Inoceramus Cripsi Mant.
Carotomus cf. truncatus d'Orb. Nymphaeops Coesfeldiensis Schlüt.
Aus der Kreide im Norden des Harzes o-ehört ein Theil der Ilsenburo-er-Alero-el Ewald's dieser Zone an s ).
Von bekannten Fundstätten dürften in diese Zone fallen: die Mergel von Biewende bei Börssum, von
') Aus der Kreide Irlands beschrieb Täte: Coeloptychium furcalum und Coel. Belfastiense.
2 ) Nach Woodward und Morris findet sich Coeloptychium agaricoides im Upper Chalk von Norwich.
3 ) In der belgischen Kreide fand ich Coelop. agaricoides bei Obourg.
4 ) In der harten weissen Kreide von Witkowice bei Krakau fand Zeuschner Coel. agaricoides. Jahrb. der k. k. geolog.
Reichsanstalt I, pag. 242.
Zittel nennt ausserdem so eben Coel. sulciferum von Krakau Zittel, Ueber Coeloptychium. Abh. der k. bayer. Akad.
1876, sep. pag. 76.
5 ) Das Vorkommen von Coeloptychium in der Kreide Russlands wurde schon 1S44 von Fischer v. Waldheim dargethan. Sur
le genre Coeloptychium. Bull. soc. imper. des Naturalistes de Moscou. Vol. 17, pag. 276.
6 ) Schlüter, Spongitarienbänke der oberen Quadraten- und unteren Mucronaten-Schichten des Münsterlandes, 1872, pag. 15.
7 ) Gehört wahrscheinlich zur Gattung Etheridgia, welche nicht gestielt ist.
s ) Ein sehr reichhaltiges Verzeichniss der organischen Reste der Kreide von Ilsenburg selbst hat Ch. Er. Jasche geliefert,
(Die Gebirgsformationen der Grafschaft Wernigerode 1858, pag. 98). Abgesehen davon, dass einige der aufgeführten Arten einer er-
neuten Prüfung bedürfen, ist ersichtlich, dass nicht Alle der in Rede stehenden Zone, Viele tieferen senonen Schichten entstammen.
— 245 — (125)
Schwiecheldt bei Peine, sowie die liegenden Schichten von Vordorf 1 ) bei Braunschweig. Von Cephalopoden
hat die Zone der Becksia Soekelandi bislang nur wenige Arten geliefert:
1. Ammonites Letteusis Schlüt.
2. „ obscurus Schlüt.
3. Scaphites Conradi Mort.
4. Ancyloceras retrormm Schlüt.
5. Actinocamax quadratus Blainv.
Von diesen Arten fand sich Ammonites obscurus bereits in der vorigen Zone, und Ancyloceras retrorsum steigt
in die nächst höhere Zone auf.
In ausserdeutschen Kreideterritorien scheint die untere Partie des Upper Chalk's im nördlichen
Irland, die Ralph Täte 2 ) als Chloritic Chalk beschrieb, dieser Zone zu entsprechen. Ebenso gehören vielleicht in
der englischen Kreide die spongienreichen Bänke von Danes Dyke, deren Reste schon Phillips (Geology of
Yorkshire) abbildete, hierher. Desgleichen in der belgischen Kreide die Grenzschichten zwischen der „Kreide
von Obourg" und der „Kreide von St. Vaast" bei Mons, welche Actinoc. quadratus und viele Spongien führen 3 ).
14. Zone des Ammonites Coesfeldiensis, Micraster glyphus und der Lepidospongia rugosa 4 ).
(Untere Mucronaten-Schichten.)
Die Gesteine dieser Zone bestehen aus kalkigen Mergeln, reineren Kalken und Mergelsandsteinen.
Reiche Fundpunkte finden sich in Westfalen zwischen den Orten Coesfeld, Rorup, Nottuln, Darup und
Osterwick.
Die Mächtigkeit der unteren (und mittleren) Mucronaten-Schichten in den Baumbergen lässt sich
auf 200 Fuss, die der gesammten unteren und oberen Mucronaten-Schichten auf etwa 300 Fuss schätzen 5 ).
In dieser Zone fanden sich:
Coeloptychium agaricoides Goldf. Diplotagma aitum Schlüt.
„ incisum Ad. Köm. Phymosoma Koenigi Des.
,, sulciferum Ad. Rom. Echinocorys vulgaris Breyn.
„ lobatum Goldf. ,, granulosus Schliit.
Camerospongia fungiformis Goldf. Offaster corculum Goldf. sp.
„ megastoma Ad. Rom. Micraster glyphus Schlüt.
Lepidospongia rugosa Schlüt. Epiaster gibbus Lam. sp.
Cribrospongia micrommaia Ad. Rom. Cardiaster maximus Schlüt.
,, longiporata Pusch. Brissopsis brevistella Schlüt.
Coscinopora infundibidiformis Goldf. Crania Parisiensis Dfr.
Retispongia Oeynhausii Goldf. Terebralula obesa Sow.
Cupulospongia Mantelli Goldf. Ostrea vesicularh Lam.
Cidaris cf. cretosa Mant. „ cf. minuta Ad. Rom.
') v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. 1855, pag. 504.
2 ) Ralph Täte, On the correlation of the cretaceous Formations of the North-East of Irland. Quat. Journ. Geol. soc.
London 1865, pag. 15, tab. 3 — 5.
3 ) Bull. soc. geol. France. Reunion extraordinaire ä Mons et ä Avesnes, 1874, pag. 43, 64.
Cornet et Briart, Sur la division de la Craie blanche du Hainaut. Mem. cour. Ac. R. Belgique, tom. 23, 1870.
4 ) Schlüter, Spongitarienbänke, pag. 26.
5 ) Die Elemente, auf denen diese Angaben fussen, sind: Darup (Bach im Dorfe) steht bei 260 Fuss Seehöhe auf Mucronaten-
Schichten. Der Durchlass vor Coesfeld hat 230 Fuss; die Glänze der Mucronaten-Schichten in der Richtung nach Darup mag etwa
10 bis höchstens 20 Fuss höher liegen. Der höchste Punkt westlich von Darup hat nach von Dechen 469 Fuss Höhe. Die Höhe des
wahrscheinlich höchsten Punktes der Baumberge, des von Becks gemessenen Detterberges beträgt 576 Fuss.
Palaeontographica, N. F. IV. 4. (XXIV). 17
(126) — 24i; —
Chama cf. Morilzi v. Stromb. ') Lima yrunulutn Nils.
Spondylus aegualis Heb. Inoceramus Cripsi Mant.
Janira quinqucostata Sow. Avicula coerulesccns Nils.
Pecten cf. siriatissimus v. Hag. Cardium decussatum Goldf.
,, trigeminatus Goldf. Pholodomya Esmarki Pusch.
„ membranaceus Nils. Neaerea caudata Nils. sp.
„ cretaceus Nyst. Panopaea Baumontii Mant.
„ cf. undidalus Nils. Trochus granulatus Goldf.
Lima semisulcata Nils.
Von Cephalopoden-Resten wurden in dieser Zone beobachtet:
1. Ammonites Coesfeldiensis Schlüt.
2. „ Stobaei Nils, (häufig).
3. „ obscurus Schlüt?
4. „ Dolbergensis Schlüt.
5. „ costulosus Schlüt.
6. „ patagiosus Schlüt.
7. „ Icenicus Shrp.
8. „ Vari Schlüt.
9. „ aurito-costatus Schlüt.
10. Scaphites gibbus Schlüt.
11. „ spiniger Schlüt.
12. Ancyloceras retrorsum Schlüt.
13. „ pseudoarmatum Schlüt.
14. Hamites Berkelis Schlüt.
15. ., rectecostatus Schlüt.
16. Baculites vertebralis Lam.?
17. Nautilus Darupensh Schlüt. 2 )
18. Belemnitella mucronata Schlüt. sp.
Von den genannten Arten ist nur eine schon aus älteren Schichten bekannt, neinlich Ammonites
obscurus und auch dessen Vorkommen in diesem Niveau noch zweifelhaft.
Von den übrigen Arten sind mehrere, welche bis jetzt nur aus höheren Schichten dieser Zone
bekannt sind:
Ammonites Dolbergensis.
„ Vari
„ auritocostatus.
Scaphites spiniger
Ancyloceras pseudoarmatum.
Vielleicht wird man diese höheren Schichten später als mittlere Mucronaten-Schichten abtrennen.
Es findet sich hier auch ein tiefer nicht gesehener Micraster cf. Brongniarti. Auch wird hier das Hauptlager
von Offaster corculum 3 ) sein etc.
') Wahrscheinlich nicht von Caprolina costul.ata Müll, verschieden.
2 ) Ausserdem noch mehrere andere Arten glatter Namilen, welche wegen ungenügenden Materials noch nicht näher definirt
werden konnten.
3 ) Bei der ersten Besprechung der Art (Schlüter, Fossile Echimodermen des nördlichen Deutschland, 1869, pag. 12) war mir
— 247 — (127)
In die jüngste, folgende Zone des Heteroceras polyplocum und Ammonites Wittekindi und Scaphites
pxdcherrimus gehen von den genannten Arten über:
Ammonites Vari,
„ aurito-uostatus,
Scaphites spiniger,
Baculites vertebralis,
Nautilus Darupensis,
Belemnitella mucronata.
Im Norden des Harzes findet sich diese Zone insbesondere in der Kreidemulde von Königslutter-
Lauingen, wo sie durch Dr. Griepenkerl ausgebeutet ist. Ferner bei Vordorf (die hangenden Schichten).
Wahrscheinlich auch bei Berkum und Rosenthal.
Von auswärtigen Vorkommnissen dürfte insbesondere der Grüusand von Küpinge in Schweden hier-
her gehören l ). Ebenso die obere Partie des irischen Upper Chalk's, welche Ralph Täte 2 ) als White Lime-
stone or Hard Chalk mit zahlreichen organischen Resten beschrieb. Desgleichen die oberen Glieder der
„Craie blanche" in Belgien (die unteren führen bereits Actinocamax quadratus etc.). —
15. Zone des Heteroceras polyplocum und Ammonites Wittekindi und Scaphites pulcherrimus
(Obere Mucronaten-Kreide.)
In Westfalen findet sich diese Zone zunächst im Centrum des Kreidebeckens, in den Baumbergen
zwischen den Orten Billerbeck, Havixbeck und Schapdetten. Obwohl die dortigen Bänke noch wenig aus-
gebeutet sind, so leiten doch überall sicher die grossen Gehäuse von Heteroceras polyplocum.
Das zweite, isolirte Vorkommen bildet die auf der Grenze von Westfalen und Hannover gelegene
Hügelgruppe von Haldem und Lemförde, von deren manchfaltigen organischen Resten wir Ferd. Römer 3 )
eine reiche Liste verdanken.
Ausser zahlreichen noch unbeschriebenen Arten werden z. B. genannt:
Coeloptychium princeps Ad. Rom. Modiola radiata Goldf.
„ Seebachii Zit. Cardium alutaceum Goldf.
Pecten spurius Goldf. Rostellaria Buchü Münst.
„ subgranulatus Goldf. Pyrula carinata Ad. Köm.
Mytilus ornalus Goldf. Turrilella lineolata Ad. Rom.
Weiter gehören hierher die jüngsten Kreideschichten von Königslutter-Lauingen, bestimmt characte-
risirt durch Heteroceras polyplocum, Ammonites Wittekindi etc., ebenfalls sehr reich an organischen Resten, von
dieselbe in zahlreichen Stücken aus den unteren (oder mittleren) Mucronaten-Schichten, dagegen nur ein vereinzeltes Exemplar auch
aus der Zone der Becksia Soekelandi bekannt. Seitdem nannte Urfcan Schlönbach (Verhandl. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1870,
pag. 180) die Art auch aus der oberen Quadraten-Ivreide Polens und stellte dieselbe dann (Table of the Upper Cretaceous Strata.
Geolog. Mag. Vol. VI, pag. 306) geradezu als Leitfossil für die Zone der Belemnitella quadrata auf. Inzwischen habe ich auch an
einem vereinzelten Punkte dieses Niveaus, nämlich in dem Bahneinschnitte bei Holtwick eine grössere Anzahl Exemplare von Offaster
corculum gesammelt. Da die Vorkommnisse der Mucronaten-Kreide der grössten Mehrzahl nach erheblich kleiner als jene von Holtwick
sind, so ist eine erneute Prüfung erforderlich, ob beide Vorkommnisse derselben Art angehören.
') Schlüter, Bericht über eine geognostisch-paläontologisehe Reise im südlichen Schweden. N. Jahrbuch für Mineralogie etc.
1870, pag. 972.
2 ) Ralph Täte, 1. c. p. 15.
3 ) Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges. tom. VI, 1854, pag. 204.
17*
(128) — 248 —
denen Brauns nach den Ansammlungen und Bestimmungen des Herrn Dr. Griepenkerl in Königslutter ein
Verzeichniss mitgetheilt hat 1 ).
Da eine der bezeichnendsten Formen dieser Zone: Ammonites WitteMndi und daneben Scaphites Römeri
sich auch bei Ahlten findet, so ist zu vermuthen, dass die jüngsten Mucronaten-Schichten auch bei Ahlten
entwickelt sind, obwohl Heteroceras polyplocum sich noch nicht gezeigt hat. Man hat die Kalkmergel von
Ahlten — wenn alle Erfunde einer Zone entstammen — vielleicht als die tiefsten Schichten dieser Zone
aufzufassen 2 ).
Von Cephalopoden hat diese Zone geliefert:
1. Ammonites Wiitekindi Schlüt.
2. „ Lemfördensis Schlüt.
3. „ Vari Schlüt.
4. „ Gallicianus Fav.
5. „ auritoco Status Schlüt.
6. „ Haldemensis Schlüt.
7. Scaphites piidcherrimus Ad. Köm.
8. „ Römeri d'Orb.
9. ,. spiniger Schlüter.
10. „ ornatus Ad. Rom.
11. „ Monasteriensis Schlüt.?
12. Ancyloceras bipunctatum Schlüt.
13. Hamites interruptus Schlüt.
14. „ sp. i).
15. Heteroceras polyplocum A. Rom. sp.
16. Baculites anceps Lam.
17. „ Knorrianus Desm.
18. Nautilus Darupensis Schlüt.
19. ,, Ahltenensis Schlüt.
20. ,, loricatus Schlüt.
21. Belemnitella mucronata Schlüt. sp.
Von Scaphites Monasteriensis ist es zweifelhaft, ob er aus dieser Zone stamme, oder aus der vorigen.
Von den übrigen Arten sind aus der unteren Mucronaten-Kreide bereits bekannt:
Ammonites auritocostatus (ein Fragment aus den höheren Schichten).
Scaphites spiniger (wohl nur aus höheren Schichten).
Nautilus Darupensis (vorwiegend nur aus höheren Schichten).
Belemnitella mucronata.
') Zeitschrift der deutsch, geolog. Ges. tom. XXIII, pag. 757. Doch hat Brauns hier nicht die Vorkommnisse der einzelnen
Schichten auseinandergehalten, sondern alle Organismen der oberen und unteren Mucronaten-, sowie der oberen Quadraten-Schiehten
in einem einzigen Verzeichnisse vereint. Eingehende Angaben hierüber und über die gesammte reiche Fauna stehen von Dr. Griepen-
kerl in Aussiebt.
2 ) Da in der Nähe von Ahlten auch obere Quadraten-Schiehten anstehen und vielfach ausgebeutet sein sollen, so bedürfen
die Angaben über das Alter der bei Ahlten gefundenen Versteinerungen einer erneuten Prüfung.
— 249 — (129)
Welcher der Zonen in der jüngeren Coeloptychien-Kreide die eigentümliche Cephalopoden-Fauna
angehört, welche die Mucronaten-Schichten von Lüneburg lieferte, ist zweifelhaft. Es fanden sich dort:
Ammonites Lüneburg ensis Sclilüt.
„ Velledaeformis Sclilüt.
„ Neubergicus v. Hauer.
Scaphites constrictus Sow.
„ tridens Kner.
Hamites cf. cylindraceus Df.
Baculites Knorrianus Df.
Nautilus Vaelsensis Binkh.
„ cf. Heberti Binkh.
,, patens Kner.
Belemnitella mucronata Schlot.
Nahe an die Lünebnrger Mucronaten-Kreide schliesst sich die baltische Schreibkreide an. Dieselbe
lieferte theils in Dänemark, theils auf Rügen:
Ammonites Lüneburgensis 1 ).
sp. n. (cf. tab. 42, fig. (i, 7) 2).
Scapihites constrictus 3 ).
„ cf. tridens 4 ).
Hamites cf. cylindraceus 5 ).
Baculites cf. Knorrianus.
Nautilus patens 4 ).
Belemnitella mucronata und ausserdem der nur von Rügen gekannte
Ammonites nodifer 6 ).
Von allen nordwestdeutschen Kreidevorkommnissen schliesst sich die Fauna von Lüneburg zunächst
an diejenige der Umgebung von Aachen an, wo sich ebenfalls
Scaphites constrictus,
., tridens,
Baculites cf. cylindraceus,
') Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn, 14. Dec. 1874.
2 ) Beck (Leonh. Taschenbuch für Mineralogie 1828, pag. 581) nennt ausserdem noch den Ammonites inflalus Sow. von der
Insel Moen, ein unzweifelhaft falsches, aber schwer deutbares Citat.
Ausserdem führt Puggaard (Geologie der Insel Moen, pag. 18) den Ammonites Nutßeldiensis Sow. von der Insel Moen auf,
und ebenso Hagenow (Jahrbuch für Mineral, etc. 1842) dieselbe Art von Rügen. Ich habe schon früher bemerkt, dass unter diesen
Angaben wahrscheinlich Scaphites tridens zu verstehen sei.
3 ) Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn, 9. Ftbr. 1874.
4 ) ibid. 1871, Sitzung am 19. Juni.
5 ) ibid. 1874, Sitzung am 9. Febr.
6 ) Hagenow, Monographie der Eügen'schen Kreideversteinerung. III. Abtheil., Jahrbuch für Mineralogie etc. 1843, pag. 565,
tab. 9, ßg. 19.
(130) — 250 —
Nautilus Vaelsensis,
„ cf. Heberti,
Belemnitella rnucronata
fanden.
Die genannten Vorkommnisse werden in der folgenden Tabelle in der Rubrik „Mucronaten-Kreide
überhaupt" eingereiht werden.
Desgleichen werden in dieser Tabelle im Unter-Senon die Mergel von Recklinghausen und die
Quarzgesteine von Haltern nicht besonders ausgeschieden werden (da sie in Westfalen) keine Cephalopoden
lieferten. Es werden deshalb die Vorkommnisse des Salzberges von Quedlinburg und die der sandigen
Schichten von Aachen in die Rubrik „Unter-Senon überhaupt" gestellt werden.
— 251 —
(131)
Uebersicht
über die
vertikale Verbreitung der Cephalopoden in den Zonen der oberen Kreide
Norddeutschlands.
s
s
55
Bezeichnung der Art.
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12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
Ammonites Bochumensis Schlüt. p. 1, t. 1, 2
„ Essendiensis Schlüt. p. 3, t. 1, 2
„ subplanulatus Schlüt. p. 4, t. 2 .
„ inconstans Schlüt. p. 7, t. 3 .
„ cf. Geslinianus d'Orb. p. 9, t. 3.
„ falcato-earinatus Schlüt. p. 9, t. 3
„ varians Sow. p. 10, t. 4 .
„ Coupei Brong. p. 11, t. 4
„ Mantelli Sow. p. 12, t. 5, 6 . .
„ falcatus Mant. p. 14, t. 6 .
„ Rotomagensis Brong. p. 15, t. 6, 7
„ laticlavius Shrp. p. 18, t. 7 . .
„ catinus Mant. p. 150 ....
„ cenomanensis d'Arch. p. 208 .
„ nodosoides Schlot, p. 19, t. 8
„ Lewesiensis Mant. p. 23, t. 8
„ Woollgari Mant. p. 25, t. 9, 12
„ Carolinus d'Orb. p. 27, t. 9 . .
„ Fleuriausianus d'Orb. p. 28, t. 10
„ Bladenensis Schlüt. p. 30, t. 10
„ peramplus Mant. p. 31, t. 10
„ Neptuni Gein. p. 36, t. 11
„ cf. Goupilianus d'Orb. p. 37, t. 11
„ Austeni Shrp. p. 38, t. 11
„ Germari Beuss p. 41, t. 11 . .
„ Hernensis Schlüt. p. 40, t. 11
„ Texanus Rom. p. 41, 155, t. 41
„ Einsehens Schlüt, p. 155, t. 42, 12
„ Margae Schlüt. p. 43, t. 12 . .
„ tricarinatus d'Orb. p. 44, t. 13 .
„ Westphalicus Stromb. p. 45, t. 13 .
„ tridorsatus Schlüt. p. 46, 158, t. 41
„ Stoppenbergensis Schlüt. p. 46, t. 13
„ Alstadenensis Schlüt. p. 151, t. 40 .
„ Mengedensis Schlüt. p. 154, t. 40 .
+
(132)
252
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3
S3
Bezeichnung der Art
- ©
36. Ammonites sp.? p. 157, t. 40, f. 11
„ cf. placenta Mort. p. 228
38. „ syrtalis Mort. p. 46, t. 14, 15
39. „ clypealis Schlüt. p. 51, t. 15
40. „ bidorsatus Rom. p. 51, t. 15
41. „ Dülmenensis Schlüt. p. 52, t. 16
42. „ pseudo-gardeni Schlüt. p. 54, t. 16
43. ,, Lettensis Schlüt. p. 67 .
44. „ obscurus Schlüt. p. 70, t. 22
45. „ Coesfeldiensis Schlüt. p. 56, t. 44
46. ,, JDolbergensis Schlüt. p. 159, t. 44
47. „ Stobaei Nils. p. 56, t. 17 . . .
48. „ costulosus Schlüt. p. 66, t. 20
49. „ patagiosus Schlüt. p. 66, t. 20 .
50. ,, Icenicus Shrp. p. 60, t. 12 . .
51. „ Vari Schlüt. p. 160, 65, t. 20 .
52. „ Lemfördensis Schlüt. p. 160, 63, 1. 10
53. ,. Galicianus Favre p. 63, t. 19
54. „ Wittekindi Schlüt. p. 160, 67, t. 21,
55. „ aurito co Status Schlüt. p. 70, t. 22
56. ,, Haldemensis Schlüt. p. 70 . . .
57. „ Neubergicus v. Hau. p. 59, t. 18
58. „ Velledaeformis Schlüt. p. 60, t. 18
59. „ Lüneburg ensis Schlüt. p. 62, t. 18
60. „ sp. n. p. 161, t. 42 . . .
61. „ nodifer Hag
62. Seäphites aequalis Sow. p. 72, t. 23 .
63. „ Geinitzi d'Orb. p. 75, t. 22 .
ii4. ,. auritus Schlüt. p. 77, t. 23 .
65. „ sp. t. 23
66. ,, Aquisgranensis Schlüt. p. 81, t. 24
67. „ inflatus Rom. p. 81, t. 24 . .
68. „ binodosus Rom. p. 79, t. 24
69. „ Cuvieri Mort. p. 162, t. 42 . .
70. „ gibbus Schlüt. p. 87, t. 26 . .
71. ,. spiniger Schlüt. p. 82, t. 25
72. „ Römeri d'Orb. p. 89, t. 27 . .
73. „ ornatus Rom. p. 91, t. 27
74. „ pulcherrimus Rom. p. 85, t. 26
75. „ Monasteriensis Schlüt. p. 91, t. 2
76. ,. constrictus Sow. p. 92, t. 28
7 7. „ tridens Kner p. 94, t. 28 . .
78. Ancyloceras Paderbornense Schlüt. p. 97, t. 30
79. „ Cuvieri Schlüt. p. 97, t. 30 .
8i i. ,. retrorsum Schlüt. p. 97, t. 30
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(133)
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101.
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103.
104.
105.
106.
107.
108.
109.
110.
111.
112.
113.
114.
115.
116.
117.
118.
119.
120.
121.
122.
123.
124.
125.
Ancyloeeras p.seudoarmatum Schlüt. p. 99, 164, t. 31, 43
„ bipunctatum Schlüt. p. 98, t. 29 . .
Crioceras ellipticum Mant. p. 100, 164, t. 30, 43
„ cingulatum Schlüt. p. 101, t. 30 .
Hamites muldinodosus Schlüt. p. 106, t. 32 (aus Turon?)
„ sp.? p. 106, t. 32
Berkelis Schlüt. p. 107, t. 29 ....
,, rectecostatus Schlüt. p. 107, t. 29 ...
„ cf. ci/lindraceus Def. p. 103, t. 29, 31 .
„ cf. Conradi Mort. p. 165
., flexuosum Schlüt. p. 108, t. 32 .
„ reflexnm Quenst. p. 166, t. 42 .
Heteroceras Reussianum d'Orb. p. 109, t. 32 .
„ polyplocimi Rom. p. 112, t. 33 — 35
Turrilites Essenensis Gein. p. 130, t. 37 . . .
„ Scheuchzerianus Bosc. p. 123, t. 36 . - .
,. tuberculatus Bosc. p. 132, t. 37 ...
„ Cenomanensis Schlüt. p. 131, t. 37 .
„ Puzosianus cl'Orb. p. 128, t. 38 .
„ Börssiimensis Schlüt. p. 129, t. 38 .
„ varians Schlüt. p. 137, t. 35 .
,, cf. Bohemicus Fr. & Schlönb. p. 140, t. 39
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Palaeontographica, N F. IV. 4. (XXIV).
18
(134)
— 254
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126.
127.
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Actii
Bete
Hlus Fleuriausianus d'Orb. p. 169, t. 45 . .
Cenonianensis Schlüt. p. 169, t. 45 . .
elegans d'Orb. p. 171 .
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131.
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136.
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139.
140.
141.
142.
143.
144.
145.
146.
147.
148.
149.
150.
151.
152.
153.
154.
155.
Deslongchampsianus d'Orb. p. 172, t. 47
expansus Sow. p. 173
cf. Ne.ubergicus Redt. p. 174, t. 48 . .
nnites ultimus d'Orb. p. 184, t. 52 . . . .
„ Strehlenensis Fr. & Schlönb. p. 187 .
„ Westphalicus Schlüt. p. 188, t. 53
„ subventricosus Wahl p. 195, t. 53
+
+
+
+
+
Register über den ersten und zweiten Theii der Ccphalnuoflen.
Seite.
Tafel.
Actinocamax Mill
183
— Blainvillei, Volz = Act. ple
nus, Blainv
18,6
granulatus Blainv. sp. . .
198
52
— plenus Blainv. sp. . .
186
. 52
— quadratus Blainv. sp. . .
197
53, 54
— Strelilenensis Fr. & Schlnb. sp
187
— subventricosus Wahlenb. sp.
755
53
— verus Mill
189
187
52
— Westphalicus Schlüt. . . .
53
Ammonites.
62
154
— Alstadenensis Schlüt. . .
151
40
— Arrialoorensis Stol.
70,
53
1(51
— aurito-costatus Schlüt. .
22
— Austeni Shrp. . .
38,
157
11
bicurvatus Mich. . . .
52
33
— bicurvatus bei Gein.
— bidorsatus Ad. Rom.
51, 47
15
— Bochumensis Schlüt. . .
1,
4,9
1. 2
— Bladenensis Schlüt. . 30
,78,
157
10
43
Bravaisiaims d'Orb. . .
28, 38
57,38
17, 150
22, 208
9
— Cenomanensis d'Arch. . 21,
— Cenomanensis d'Orb. . .
208,
211
— Cenomanensis Shrp. . .
16
— Chrisma Forb
1(52
cinctus Sow. bei Ad. Rom.
z. Th. = Amm. peramp
US
66
Seite. Tafel.
Ammonites clypealis Schlüt 51, 154 15
— Coesfeldiensis Schlüt. 56, 63, 159 17
— cola Forb 162
— colligatus Bink. . 53
— Coniaciensis Coq. 15(5
Conradi Mort. = Scaphites
Conradi . . 84, 162
— constrictus Sow. = Scaphites
constrictus ... 92 28
— costidosus Schlüt. . 66 20
Cottae Ad. Rom. = Sca-
phites Geinitzii d'Orb. 77
Cottae Alth. . . 88
Cunningtoni Shrp. 1(5
— Cunningtoni bei Gümbel und
Schlüter = A. nodosoides
Schloth 20 19
— Cunningtoni bei Pictet . . 21
— Couloni d'Orb. = J.. Man-
telli Sow. ..... 13 5, 6
— Coupei Brongn 11, 50 3
Coupei bei v. Strombeck,
z. Th. = A. inconstans
Schlüt 8 4
— curvatus Mant 14
— Deccanensis Stol 54
— Decheui Binkh. = Scaphites 33,61,88
— Decheni, Ad. Rom 33
— Decheni Ad. Rom. b. Geinitz
z. Th. = A. peramplus . 33
— Decheni Goldf 33
— Decheni Klipstein ... 33
18*
(136)
256
Seite.
Ammonites Decheni Ad. Rom. bei
d'Orb. = A. Wittekindi
Schlät 67, 16(1
— Delawarensis Mort. . . . 156
— dentato-oarinatus Frd. Rom. 29
— dentato-carinatus, F. R. bei
Fr. & Schlönb 153
— digitatus Gieb. = A. syr-
talis Mort 47
— diversesulcatus Kner = Sca-
pliites Römeri d'Orb. . . 74, 90
— Dolbergensis Schlüt 159
— Dülmenensis Schlüt. ... 52
— Emeriti Rasp. 6
— Ernscheris Schlüt 155
— Essendiensis Schlüt 3, 8
— Eudesianus d'Orb. . . 62
— Ewaldi 153
— exilis Binkli.? = A. Stobaei
Nilss 56
— falcato-carinatus Schlüt. 9, 38
— falcatus Mant 14
— falcatus Mant bei Alth.? =
A. Coesfeldiensis Schlüt. 15
— flaccidicosta Ferd. Rom.? =
A. peramplus Mant. . . 34
— Fleuriausianus d'Orb. 55,28,35,37,152
— fraternus Gabb.? = A. per-
amplus Mant. 35
— Galicianus E. Fav 53, 63
— Gardeni Baily 55
— Garuda Forb 162
— Geinitzi d'Orb. = A. si/rtalis
Mort 47
— Germari Reuss 41
— Geslinianus d'Orb 9
Gollevillensis d'Orb. 24, 58, 60, 69
— Gosauicus v. Hau 37
— Goupilianus d'Orb 37
— Goupilianus Shrp. '? = A.
falcatocarinatus »Schlüt. . 9, 55
Griffithii Shrp 7, 62, 154
21,22
14, c.5
44
16
42
1, 2
3
6
10
19, 20
14, 15
11
3
11
%
Ammonites Guadaloupae Ferd. Rom.
= A. syrtalis Mort.
Haberfellneri v. Hauer 29,
— Haldemensis Schlüt. . . .
— haplophyllus Redt
— Hernensis Schlüt
— hippocrepis Dck. = Scaphi-
tes Mort -82,
— Hippocastanum Sow.
— Icenicus Shrp.? . . .
— inconstans Schlüt. . .
— laticlavius Shrp. . .
— Lemfördensis Schlüt.
— leptophyllus Shrp.
— Lettensis Schlüt. . .
— Eeicesiensis Mnt. . .
— Lewesiensis bei Gein. z. Th.
= A. peramplus Mnt.
— Lewesiensis bei Ferd. Rom.
z. Th. = A. Stobaei Nilss.
— Lewesiensis bei Ferd. Rom.
z. Th. = A. Wittekindi
Schlüt
— Lüneburg eusis Schlüt. . . .
— Mantelli Sow
— Mantelli z. T. = A. per-
amplus
— Margae Schlüt 43,
— Moyorianus d'Orb
— Mayorianus bei Schlönbach
= A. Hernensis Schlüt.
— Mengedensis Schlüt
— meridionalis Stolicz. . . .
— multiplicatus Ad. Rom. bei
Harnpe ? = A. Dülmen-
ensis Schlüt. . .
— navicularis Mant.
— Neptuni Gein. . . .
— Neubergicus v. Hau.
— nodifer Hagenow
— nodosoides Schloth.
— Nouleti d'Orb. . .
Seite.
Tafe
.
46
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15
37, 152
70
153
40, 157
11
88, 162
42
15
69, 162
22
7, 9, 18
3
i, 17, 18
7
169
10,
44
24,69
67
23
8,9
32
56
67
62, 154
18
12
5, 6
32
46, 158
12
5,34
40
154
40
21
243
13
36, 38
11
59
18
249
19, 157
19
232
257
(137)
Seite. Tafel.
Ammonites Nutfiekliensis Sow. bei
bei Haa;. und Puarg.? =
Scaph. tridens 249
— obscurus Schlüt. 10, 162 22
— octosulcatus Shrp. ... 7
— Oldhami Shrp.? = A. Galt-
cianus E. Favre .... 65 19, 20
— Orbignyanus Gein. = A.
syrtalis Mort 46 14, 15
— Orbignyanus d'Arch. . . . 236
— papalis d'Orb 22, 25
— Parändieri d'Orb. .... 154
— patagiosus Schlüt. . . . 62, 66, 154 20
— Päon Redt 153
— Pedernalis Ferd. Rom. . . 49
— peramplus Mnt., Shrp. . . 23, 31 1(1
— peramplus bei Ad. Rom. z.
Th. = A. Wittekindi Schlüt. 61, 160 21, 22
— . peramplus bei Ad. Rom. z.
Th. = pseudogardeni
Schlüt 33, 54 16
— peramplus bei Ad. Rom. u.
v. Stromb. z. Th. = ^4.
Stobaei Nilss 56 17, 18
— peramplus bei Ferd. Rom. u.
Gein. z. Th. = A. sub-
planatus Schlüt 7, 33 2
— Petrocoriensis Coq 29
— placenta Dekay 50, 228
• — planulatus Sow. .... 5, 62, 66
— planulatus bei Stolicz. z. Th.
= A. Hernensis Schlüt. 40 11
— polyopsis Duj. = A. syrtalis
Mort 46 14, 15
— polyopsis bei Schlüt. = A.
bidorsatus Ad. Rom. . . 51 15
— prosperianus d'Orb. = A.
peramplus Mant 33 10
— Proteus d'Orb 70
— Proteus Schlüt. = A. aurito-
costatus Schlüt. 10 22
— pseudogardeni Schlüt. . . . 52, 54 16
Ammonites pungens Binkh. = Sca
phites gibbus Schlüt.
— quinquenodus Redt. . . .
— Renevieri Shrp
— Requienianus d'Orb. . .
— revelatus Stolicz. . . .
— robustus v. Hau. . . .
— robustus Schlüt. = _4. Witte-
kindi Schlüt. . . . 53, 57,
— Rochebrunni Coq
— Rotomagensis De fr. . 15, 18,
— Rotomagensis bei Ad. Rom.
Z. Th.? = A. Emscheris
Schlüt
— Rotomagensis bei Reuss und
z. Th. bei Ferd. Rom. =
A. Woollgari Mant. . . .
— Rotomagensis bei v. Stromb.
z. Th. = A. nodosoides
Schlot
— rustious bei Höningh. und
v. Dechen = A. nodo-
soides Schlot
— Santonensis d'Orb
— Saxbii Shrp.? = A. Man-
telli Sow
— scaphitoides Coq
— scaphitoides Schlüt. = A. Lem-
fördensis Schlüt
— Selleguinus Brong. bei von
Dechen und Höningh. =
A. subplanulatus Schlüt.
— serrato-carinatus Stolicz. =
A. carolinus d'Orb. . .
— Soma Forb
— spinosissimus Hausmann . .
— Stangeri Baily
— Stobaei Nilss
— Stobaei bei Giebel z. Th. =
A. subplanulatus Schlüt.
— Stoppenbergeusis Schlüt. . .
— striato-costatus Schlüt. = A.
Van Schlüt 56,
88
26
156
9
234
162
166
67, 160
21,22
234
30, 211 6, 1
17, 155
22
21
236
13
160
42
26, 3(5 9, 12
19
19
60, 160 10, 44
27
162
233
45
56
11,18
7,34
46
13
65, 160 20
(138)
— 258
Ammonites striato-costatus Menegh.
Seite.
160
— subplanulatus ScJilüt. 4,34,40,(56,157
— subtricarinatus d'Orb. = ^1.
tricarinatus d'Orb.
44
subtricarinatus Gabb. = A.
Tehamaensis Gabb.
45
— Suciaensis Maak . .
54
— sulcatus Kner = A. Gar-
deni Baily
55
— Sussexiensis Mant. . .
16,22
— syrtalis Mort
46
— Tehamaensis Gabb. . . .
45, 233
Texanus Ferd. Rom. 41, 43, 44, 155
Texanus bei v. Hauer = A.
quinquenodus Redt. . . . 156
Texanus bei Schlüt. z. Th.
A. Emscheris Schlüt. . . 155
tricarinatus d'Orb. 43, 44, 45, 158
tricarinatus Poitiez . .45
tridorsatus Schlüt 46, 158
— Vielbancii d'Orb.? A. nodo-
soides Schlot 16, 21, 26
— Westphalicus v. Stromb. . . 43, 45
— Wittekindi Schlüt. . . . 67, 160
— Woollgari Mant 25, 35, 37
— Woollgari bei d'Orb. und
Gieb.=A. Vielbancii d'Orb. 16, 26
Woollgari bei Schlüt. z. Th.
= A. carolinus d'Orb. 27
— Woollgari bei Fr. & Schlönb.
z. Th. = A. nodosoides 157
Ammonoceras Conradi Mort. . . 165
14, 15
41
42
41
Vandeckii d'Orb. . . .
40
Vaju Stol. = A. peramplus
34
10
varians Sow.
10
4
Velledae Mich. .
61
Veüedaeformis Schlüt.
60
,91
18
ventrocinctus Quenst. . . .
62
vespertinus Mort.
43,
156
vibrayeanus Gein. = A. syr-
talis Mort.
46 .
14,
15
19
13
21, 22
9,12
Seite.
Ancyloceras d'Orb. 97
bipunctatum Schlüt. . . 98, 101
— Cuvieri Schlüt. ... 97
— ellipticum d'Orb. = Crioc.
ellipticum Mant. . . 101, 164
— Paderbornense Schlüt. . . . 97, 166
— pseudoarmatum Schlüt. . . 99, 165
— retrorsum Schlüt. 97, 99, 101, 102
Anisoceras Pict. 97
— armatum . . . 97, 100
— Indicum . . . 103
— plicatile 97, 115
— ßeussianum Pict. = Heteroc.
Reussianum d'Orb. . . . 109
Ajjtychus des Ammonites Stobaei . 58
— des Baculites vertebralis . . 144
des Baculites Knorrianus . 146
— des Scaphites auritus ... 77
— des Scaphites Römeri . . . 163
— des Scaphites spiniger ... 88
— insignis Heb 145
— obtusus Heb 83
— Portlocki Shrp. . 83
— rugosus Shrp 144
Baculites Lara. = Homaloceras Hübsch 139
— ancep* Larn. 141, 144, 145, 146
— asper Mort 142, 146
— bacidoides Mant. 139
— baculoides bei Gein. = B.
Bohemicus 140
— carinatus Mort. 146
— carinatus Binkh 146
— Chicoensis Gabb 146
compressus Say 148
— cylindracea Defr 103
Faujasi Larn. = B. verte-
bralis Lam. . . . 141, 143, 146
— gigantea Desm. = Hamites
cylindraceus ...... 148
— grandis Hall u. Meek . . 148
— Bohemicus Fr. fy Schlönb. 140
— brevicosta Schlüt 141.
Tafel.
29
30
31, 43
34
40
39
23
42
25
39, 40
39, 40
39
39
— 259
(139)
Seite.
Baculites ineurvatus Duj. . . . 142
— Knorri Blainv. . . 141, 146
— Knorrianus Desm. 146
— maximus Hagenow .... 148
— obliquatus Sow 139
— obliquatus Hisinger ... 141
— ovatus Say 145, 148
— subbaculoides Gein. = B.
baculoides 140
— tuberculatus d'Orb. = B. in-
eurvatus Duj 142
— untlulatus d'Orb 140
— vertebralis Lam 143
Belemneen 183
Belemnitella d'Orb 183
— lanceolata Schloth., Shrp. . 203
— mucronata Schlot, sp 200
— quadrata Bl 7.97
— subventricosa Wahl. . . . 195
— vera d'Orb. = Actinoc. ple-
nus Blainv 186
Belemnites 183
— Americanus Mort. = Bei.
mucronata 200
— attenuatus Sow 185
— cenomanus v. d. Marck =
Actinoc. plenus .... 186
— electriuus Mill. = Bei. mu-
cronata 200
— granulatus Blainv. = Acti-
noc. granulatus 198
Röten Schlönb 203
— lanceolatus Sow. = Actinoc.
plenus 186, 203
— mammilatus Nilss. = Actinoc.
subventricosus ..... 195
— Merceyi Meyer 188
— minimus List 185
— minimus bei Geinitz = Ac-
tinoc. plenus 186
— mucronatus Schloth. . . • 200
— Osterfieldi Blainv. = Ac-
tinoc. quadratus .... 191
Tafel.
39, 40
39
39, 40
55
53
52
55
52
55
54
52
53
52
55
54
Seite. Tafel.
Belemnites plenus Blainv. = Ac-
tinoc. plenus 186 52
— quadratus Blainv. = Actinoc.
quadratus 191 54
— rugifer Schlönb. 203
— Scaniae Blainv. = Actinoc.
subventricosus 195 53
— semicanaliculatus bei Dixon
= Actinoc. plenus . . . 186 52
— Strehlenensis Fr. & Schlönb. 187
— striatus Blainv.? = Actinoc.
Westphalicus 190, 198 53
— subventricosus Wahlenb. =
= Actinoc. subventricosus
— ultimus d'Orb
— verus = Actinoc. verus . .
— Westphalicus Schlüt. = Ac-
tinoc. Westphalicus . . .
Belemnon pustulatum Koenig . .
Ceratites Robini Tliioll
Cerithium amictum d'Orb. = Turri-
lites Scheuchzerianus Bosc.
Crioceras d'Orb.
— cingulatum Schlüt
— ellipticwn Maut 1
— ellipticum bei Giebel = An-
cyloceras bipunetatum
Schlüt 99
Fusus amictus Goldf. = Turrilites
Scheuchzerianus Bosc. 123
Hamites Park 103
— alternans Gein 102
— angustus Dixon 106 32
— angustus Münst 106
— armatus Sow. . .97,100,106,113
— armatus bei Gein. und bei
Gieb. z. Th. = Heteroc.
Reussianum 109
— attenuatus Sow 102
— attenuatus bei Beuss.? =
Ham. Berkelis Schlüt. 105, 165
— baculoides Mant. = Baculit.
baculoides 139
195
184
52
191
181
53
199
232
123
100
101
30
164
30, 43
(140)
— 260 —
Seite. Tafel.
Hamites Berkelis Schlüt. . . 165 29
— Carolinus d'Orb. 105
— consobrinus d'Orb. . . .' 106
— cylindraceus Defr. . . 103 29, 31
— ellipticus Mant 100
— ellipticus bei Ferd. Rom. =
Aucyloc. retrorsum Schlüt. 98, 101
— Essenensis Gein. = Turril.
Essenensis 130
— Geinitzi d'Orb. = Crioc. el-
lipticum Mant. ... 101
— Indicus Forb. = Ariisocer.
Indicum Stol 103
— intermedius bei Ad. Rom.
= Härmt. Römeri Gein. 1(J3
— interruptus Schlüt. 105 32
— Mantelli Hag. . . 105
— maxhmis Sow. . . . 102
— multinodosus Schlüt 106 32
— oblique co status bei Schlüt. =
H. Berkelis Schlüt. 107, 162 29
— plicatilis Sow. 97
— plicatilis bei A. Rom , Gein.,
Reuss = Heteroc. Reus-
sianum d'Orb 30, 109
— polyplocus Gein. = Heteroc.
polyplocum d'Orb. .... 112
— recteco •status Schlüt 107 29
— Reussianus d'Orb. = Heteroc.
Reussianum d'Orb- . . . 109
— Römeri Gein 103
— rotundus Sow. = Helicocer.
rotundum 102
— rotundus bei Gein. = Ha-
mites consobrinus d'Orb. 102
— rotundus bei Binkh. ? =
Toxoc. Aquisgranensis
Schlüt 102
— Scheuchzerianus Gein. =
Turrilit. Scheuchzerianus
Bosc 125
■ — simplex bei Alth.? = An-
cyloc. retrorsum Schlüt. 98
Seite. Tafel.
Hamites torquatus ... . 98, 103
— trinodosus Gein.? = H. an-
gustus Dix. . . 107
— triseriatus Römig.? = H.
angustus Dix 107
Helicoceras d'Orb 107
— annulifer Ferd. Rom. = He-
teroc. Reussianum d'Orb. 30, 109
— armatus Fr. & Schlönb. z.
Th. = Helioc. reßexum 166
— Conradi Mort. . . 165
— flexuosum Schlüt. ... 108 32
— plicatile v. Stromb. = He-
teroc. Reussianum d'Orb. 109
— polyplocum d'Orb, = He-
teroc. Reussianum d'Orb. 109
— polyplocus bei Ferd. Rom.
= Turril. Saxonicus Schlüt. 135
— reßexum Quenst. sp 166 42
— spiniger Schlüt 108 32
Heteroceras d'Orb 108
— polyplocum Ad. Rom. sp. 112, 167 33,34,35
— Reussianum d'Orb 30, 109 32, 33
Homaloceras v. Hübsch = Baculites
Lam 139
Nautilus , 168
— Ahltenensis Schlüt 176 49
— anc/ulif'erus Schlüt. . . 171 47
— Archiacianus d'Orb. . . . 173
— Bellerophon Lundgr. 182
— Cenomanensis Schlüt. . . . 168 45
crebricostatus Blandf. . . . 169
Danikus Schlot. . 182
— Darupensis Schlüt. . . . 174, 176 49
— Dekayi Mort 181
— Delucii d'Arch 176
— depressus Binkh 181
— Deslongchamjisianus d'Orb. 171 47
— elegans Sow 171
— elegans d'Orb 171
— elegans bei Mant. z. Th. = N.
Deslongchampsianus d'Orb. 171
261 —
(141)
47
45
51
48
50
Seite.
Nautilus expansus Sow. 173
— Fittoni Shrp 11 1
— Fleuriausianus d'Orb. . . . 169
— Forbesi d'Arch. 171
— formosus ßlandf 180
— fricator Beck 182
— Galea Fr. & Schlönb. . . 175
— Galicianus Alth .... 174, 176
— Heberti Binkh 181
— interstriatus v. Stromb. =
N. patens Kner 178
— laevigatus d'Orb 181
— Largilliertianus d'Orb. 177, 178
— leiotropis Schlüt 174
— loricatus Schlüt 180
— Neubergicus Redt 174
— neocomiensis Shrp. .... 171
— obscurus Nilss 182
— patens Kner 178
— radiatus Sow 169
— radiatus Shrp 171
— radiatus bei Gein. = N. ru-
gatus 174
— rugatus Fr. £} Schlönb. . . 173
— Sharpei Schlüt. 171
— sinuato-plicatus Gein. . . . 180
— Sowerbyanüs d'Orb. . . 170, 176
Sowerbyanus bei v. Hauer
= N. Neubergicus Redt. 174
— sublaevigatus d'Orb. . . . 175
— subradiatus d'Orb 169
— tenuicostatus Schlüt. .... 168
— Tourtiae Schlüt. 170
— triangularis Montf. .... 175
— triangularis d'Orb 170
— undulatus Shrp 169
— Vaelsensis Binkh i77
— vastus Kner 182
— Westphalicus Schlüt. .... 175
Scaphites Park 72
— Aquisgranensis Schlüt. . . . 81, 93
— aequalis Soio. ...... 72 23, 27
l , al«nn'»L-]-nh'>.', N F. IV. 4. (XXIV).
46
44
46
51
47
24
73
76
78
77
23
24
Scaphites aequalis bei Gein., Reuss
u. Giebel z. Th. = Sc. Gei-
nitzii d'Orb 75, 76
— aequalis bei Alth — Sc.
Römeri d'Orb 90
— auritus Schlüt. 74, 77
— binodosus Ad. Rom 79, 82
— bioctosus L. v. Buch ... 83
— compressus d'Orb. ...... 82
— compressus Ad. Rom. = 5c.
Römeri d'Orb. ... 84, 89, 90
— compressus bei Kner? = Sc.
constrictus Sow. sp. . . 92
— Conradi Mort 84, 162 42
— costatus Mant. = Sc. aequa-
lis Sow
— costatus bei Gein. = Sc.
Geinitzii d'Orb
— costatus bei Ad. Rom. z. Th.
= Sc. auritus Schlüt.
— Cottai Gümb.? = Sc. auritus
Schlüt. . . . _
Cuvieri Mort 82, 88, 93
— Geinitzii d'Orb 74, 75 24, 25
— gibbus Schlüt. . . 82, 87, 93, 163 26
— Hugardianus d'Orb. ... 73
— inflatus Ad. Rom 76, 78 24, 27
— Monasteriensis Schlüt. . . . 90, 91 27
— multinodosus I. v. Hau. ? =
Sc. pulcherrimus Ad. Rom. 86
— multinodosus II. v. Hau. ?
= Sc. constrictus Sow. . 92
— obliquus Sow. = Sc. aequa-
lis Sow 72
— ornatus Münst 86
— ornatus Ad. Rom 90, 91 27
— ornatus bei Gieb. und Pict. 82, 85
— plicatellus Ad. Rom. ? = Sc.
Rönieri d'Orb 90
— pulcherrimus Ad. Rom. . 75, 85, 92 26
— quadrispinosus Gein. = Sc.
tridens Kner 95
19
(142)
— 262
Seite. Tafel.
Scaphites quinquecoronatus Golilf.
= Sc. tridens Kner . .' 96
— reniformis Mort 88
— Römeri d'Orb 89 21
— Römeri Brauns 229
— semicostatus Ferd. Rom. . 88
— similaris Stolicz. = Sc. ae- 74
qualis Sow 74
— spiniger Schlüt 82, 85 25
— striatus Mant. = Sc. aequa-
lis Sow 13
— striatus bei Ad. Rom. = Sc.
Geinitzii d'Orb 76
— striatus bei Pugg. u. Kner
= Sc. Römeri d'Orb. . 90
— syrtalis bei Pictet = Amm.
syrtalis Mort 50
— tenuistriatus Kner u. Pict.
und Favr. = Sc. Römeri
d'Orb 74, 90
— Texanus Ferd. Rom. ... 88
— tridens Kner 94 28
— trinodosus Kner = Sc.
tridens 86, 95
— tuberculatus Gieb. = Sc.
Römeri d'Orb 90
Toxoceras d'Orbigny 102
— annulare d'Orb 103
— Aquisgranense Schlüt. . . . 102 31
— gracilis d'Orb 107
— nodiger Ferd. Rom. ? =
Crioc. ellipticum Mant. . 30
— turoniense Schlüt 103, 106 31
Turrilites 123
— acuticostatus d'Orb. . . . 232
— acutus Passy 121 38
— alternans Schlüt 130 38
— alternatus Toum 130
— Astierianus Reuss = Hete-
roc. Reussianum d'Orb. . 104
— Aumalensis Coq 129 38
Bechei Shrp. • . . . 128
Turrilites Bergeri Brong. .
— binodosus v. Hau.
— Börssumensis Schlüt. .
— Brazoensis Ferd. Rom
— Cenomanensis Schlüt.
— conoideus Gieb. . .
— costatus Lam. . . .
— Desnoyersi d'Orb. = T.
Scheuchzerianus Bosc.
— Escherianus Pict. . . .
— Essenensis Grein
— Geinitzii d'Orb. ....
— Geinitzi bei Schlüt. = Turr,
Saxonicus Schlüt. .
— Germaniae d'Orb. = Hete-
roc. piolyplocum Ad. Rom
— Gravesianus d'Orb. . . .
— Mant elli Shrp
— Morrisii Shrp
— Moutonianus d'Orb. . . .
— plicatilis d'Orb. ? = Heteroc
Reussianum d'Orb. . .
— plicatus d'Orb
polyplocus Ad. Rom. =
Heteroc. polyplocum . .
— polyplocus bei Rom., Gein.,
Reuss. z. Th. Turr. Saxo-
nicus
— polyplocus var. Gein. =
Heter. Reussianum d'Orb.
Seite.
131
Tafel.
138
129
38
137
131
31
133
125, 127
38
123
127
1311
38
113, 136
135
112
133
124
134
109
131
112
135
109
124, 128
Hei
ICO.
166
Puzosianus d'Orb.
reflexus, Quenst. =
reflexum . . .
Reussii d'Orb. = Heteroc.
Reussianum 109
Saxonicus Schlüt 135
Scheuchzerianus Bosc. . . 123, 138
Scheuchzerianus bei Gieb.
und Reuss = Scalaria
subundata 124
Senequierianus d'Orb. . . 135
35
31, 38
31, 38
36
38
35
36
263
(143)
Seite.
Turrilites tridens Schlüt 136
— triplicatus Sow 125
— tubercidatus Bosc. . . 128, 130, 132
— undosus Schlüt 138
— undulata Sow. 123
Tafel.
55,36
37,44
36
Seite.
Turrilites undulatus = Turv. Sa-
xonicus Schlüt 125, 126
— varians Schlüt 131
— Wiestii Shrp. = Turr. acu-
tus Passy 126, 128
35, 36
Corrigenda.
Seite 6, Zeile 22 von oben lies: grosse obere Laterallobus statt
12
13
16
17
17
21
22
23
23
25
26
26
26
28
29
39
40
44
45
52
55
55
59
85
90
108
124
126
136
157
157
158
160
165
165
166
199
200
202
203
227
233
233
236
241
245
245
16
8
12
5
10
4
17
2
3
1
10
12
18
13
8
18
4
18
6
14
16
18
2
16
3
17
10
1
19
22
5
7
19
9
20
17
20
unten
n
Bochum
oben
n
Mamelli
unten
n
3 Zoll Durchmesser
oben
»»
jenem
unten
Osterfeld 4 )
Ooster
oben
j)
Fleuriausianus
n
»
Taf. 8
n
Mantell
ii
11
Sowerby
n
»»
und den im
ii
jj
umgetauft
H
j»
Wo ollgar i
unten
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Coq.
oben
11
Exemplar ab,
n
11
Beyrich
n
n
abfallend
unten
11
tricarinalus
)T
11
Dülmenensis
oben
11
vier
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ii
vergebenen
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ii
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unten
ii
mit im ganzen 6 Reihen
i)
ii
Puggaard
i)
ii
Helicoceras
T)
ii
einem
oben
ii
dann
>i
»i
im
„
33
am Shakespeare-Felsen
unten
JJ
Angleterre
oben
JJ
Glanegg
unten
11
Bezeichnung
oben
11
Ancyloceras
„ „ sind" „
,, „ reflexum „
,. „ Osterfeld „
unten „ des „
19 „ oben „ seitliche „
5 „ unten „ Zone mit „
24 „ „ „ Cucullaea „
4 „ oben „ Sachalin „
9 „ unten „ tab. 2, 3 „
6 „ „ „ 568 „
!, ii 333 „
4 „ „ „ 295
3 „ „ „ 252
251 . Amm. falcato-carinatus ist in die Zone des Amm. varians
251 Amm. Cenomanensis „ ,, ,, ,, „ Peel, asper
Erklärung der Tafel 9. Nach Zeile 13 ist einzuschieben: Fig. 5 desgleichen.
„ 14 lies Fig. 6 statt Fig. 5.
)i 15 „ „ 7 „ „ 6.
Auf Tafel 33 ist Fig. 2 vom Lithographen auf den Kopf gestellt.
grosse deutliche Lobenlinie.
Bockum.
Montelli.
3 Durchmesser.
jenen.
Osterfeld 2 ).
Oester.
Fleuriausianus.
Taf. 2.
Mantel.
Wollgari.
Fowerby.
und im
umgetauscht.
Woolyari.
Cog.
Exemplar,
Beynich.
anfallend.
tridorsatus.
Dülmensis.
fünf.
vorgegebenen.
in den
mit 6 Reihen.
Puggard.
Heliceras.
ein.
eben.
am.
bei Shakespeare.
Angletterre.
Glanigg.
Bezeichuung.
Acyloceras.
sind.
refiexus.
Osterfield.
de
eitliche.
Zone.
Cucellea.
Saghalin.
tab. 2, 2.
368.
300.
260
230.
zu stellen.
Erklärung der Tafel 36.
Fig. 1. Turrilites tridens, Schlüter. — S. 136.
Stellt das ein wenig zusammengedrückte Taf. 35, Fig. 9 abgebildete Exemplar gegen die Unterseite gesehen dar. Die schwachen
Zwisehenrippen sind in der ersten Figur nicht deutlich wiedergegeben! Aus dem Emscher-Mergel von Stoppenberg.
Fig. 2. 3. Turrilites varians, Schlüter. — S. 137.
Kleines Gehäuse von der Seite und von unten gesehen. Aus dem Emscher-Mergel von Stoppenberg bei Essen. — In meiner
Sammlung.
NB. Auf einigen Abzügen dieser Tafel »eigt der untere Umgang von Fig. 2 Zwischenrippen, welche am Original
nicht vorhanden sind.
Fig. 4. 5. Desgleichen.
Grösseres, ebenfalls unvollständiges, etwas verdrücktes Gehäuse, wahrscheinlich vom gleichen Fundpunkte. Beide Figuren sind
etwas perspectivisch gezeichnet.
Fig. 6. 7. Turrilites plicatus, d'Orbigny. — S. 137.
Zwei verschiedene, comprimirte Gehäuse in seitlicher Ansicht. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Hansemann bei Mengede,
unweit Dortmund in Westfalen. — In meiner Sammlung.
Fig. 8. 9. Turrilites undosus, Schlüter. — S. 138.
Windnngsfriigment von der Seite und von unten gesellen. Aus dem Emscher-Mergel von Stoppenberg bei Essen. — In meiner
Sammlung.
Fig. 10. Desgleichen.
Lobcnlinie desselben Kxemplares, den Siphonallobus und oberen Laterallobus darstellend.
Fig. 11. Turrilites Scheuchzerianus, Bosc. — S. 123.
Grosses, nicht vollständiges Gehäuse in seitlicher Ansicht. Aus dem cenomanen Pläner des Flöteberges bei Liebenburg. —
Sammlung des Herrn Ober-Salinen-inspector Schlönbach in Salzgitter.
Fig. 12. Desgleichen.
Gehäuse mit Mündung. Aus dem cenomanen Pläner von Holungen. — Museum der Universität Göttingen. Mitgetheilt durch
Professor von Seebach.
Fig. 13. Desgleichen.
Jüngeres Gehäuse mit unterbrochenen Rippen. Die eingezeichnete Lobenlinie ist einem anderen Exemplare entnommen. — Aus
der Tourtia von Essen. — In meiner Sammlung.
Fig. 14. Desgleichen?
Gehäuse mit gedrängter stehenden Rippen. Aus dem Rotomagensis-Pläner von Rethen bei Sarstedt — Sammlung des Herrn
Ober-Salinen-lnspector Schlönbach.
Fig. 15. Desgleichen.
Lobenlinie eines Kxemplares mit unterbrochenen Rippen aus der Tourtia von Essen, darstellend den Siphonallobus und oberen
Laterallobus, sowie einen Theil des unteren Laterallobus. — In meiner Sammlung.
Alle Figuren in natürlicher Grösse.
Palaeontogr. B.1.XXIVNF1V.
Taf. XXXVI.
1.
1. Turrilites tridens, Schlüt. 2-5. Turril. varians, Sehlüt. 6. 7. Turril. plicatus, d'Orb.
8-10. Turril. undosus, Schlüt. 11-15. Turril. Scheuchzerianus, Bosc.
Erklärung der Tafel 37.
Fig. 1. Turrilites tuberculatus, Bosc. — S. 132.
(Etwas zusammengedrücktes) Gehäuse aus cenomanem Grünsande von Bochum in Westfalen. — In meiner Sammlung.
Fig. 2. Desgleichen.
Jugendliches Gehäuse aus cenomanem Pläner des Ottenberges bei Salzgitter. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector
Schlönbach in Salzgitter.
Fig. 3. Turrilites Essenensis, Geinitz. — S. 130.
Fragment aus der Tourtia von Essen. Museum der Universität Bonn.
Fig. 4. Desgleichen.
Siphonallobus und oberer Laterallobus desselben Exemplares.
Fig. 5. Desgleichen.
Der auf der Unterseite gelegene, vom oberen und unteren Laterallobus eingeschlossene Sattel.
Fig. 6. Turrilites cenomanensis, Schlüter. — S. 131.
Unvollständiges und etwas verdrücktes Gehäuse aus dem ßotomagensis-Pläner von Lichtenau in Westfalen. — In meiner
Sammlung.
Fig. 7. Desgleichen.
Kleineres Gehäuse aus dem cenomanen Pläner von Langeisheim am Harze. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector
Schlönbach.
Fig. 8. Desgleichen.
Fig. 9. Turrilites Mantelli, Sharpe. — S. 134.
Unvollständiges, etwas verdrücktes Gehäuse aus dem cenomanen Pläner des Flöteberges bei Liebenburg. — Sammlung des Herrn
Ober-Salinen-Inspector Schlönbach. — Siehe auch Taf. 38, Fig. 11 und 12.
Fig. 10. Turrilites Morrisi, Sharpe. — S. 134.
Siphonallobus und oberer Laterallobus des Tafel 38, Figur 10 abgebildeten Exemplares.
Alle Figuren in natürlicher Grösse.
Palaeoutogr.Ed.XW.NEF.
1. 2. Tmvilites tuberculatus, Bosc. 3-5. Turril. Essenensis, Gein. 6-8. Turril. Cenoma-
nensis, Scliliit. 9, Turril. Mantelli, Shrp. 10. Turril. Morrisi, Shrp.
Erklärung der Tafel 38.
Fig. 1. Timilites costatus, Lamarck. — S. 125.
Unvollständiges Gehäuse aus dem cenomanen Planer des Flöteberges bei Liebenburg. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen-In-
spector Schlönbach in Salzgitter.
Fig. 2. Desgleichen?
Aus dem cenomanen Pläner von Langeisheim. — Ebendort.
Fig. 3. Desgleichen?
Lobenlinie. Copie nach d'Orbigny.
Fig. 4. Desgleichen.
Kleines Gehäuse mit ungewöhnlich stumpfen Rippen. Aus der Tourtia der Zeche Hoffnung bei Essen. — In meiner Sammlung.
Fig. 5. Desgleichen.
Unteransicht desselben Stückes.
Fig. 6. Twrrüites Börsumensis, Schlüter. — S. 129.
Comprimirtes Gehäuse aus dem cenonanen Pläner vom Hügel westlich Burgdorf bei Börsum. — Sammlung des Herrn Ober-
Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter.
Fig. 7. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar von der Unterseite gesehen.
Fig. 8. Turrilites Aumalensis, Coquand. — S. 129.
Unvollständiges, etwas comprimirtes Gehäuse aus dem cenomanen Pläner vom Hügel westlich Burgdorf bei Börsum. — Ebendort.
Fig. 9. Turrilites alternans, Schlüter. — S. 130.
Unvollständiges Gehäuse aus dem cenomanen Pläner des Ringelberges bei Salzgitter. — Ebendort.
Fig. 10. Turrilites Morrissii, Sharpe. — S. 134.
Windungsfragment aus einem wahrscheinlich cenomanen Grünsande der Zeche Westphalia bei Dortmund. Die zugehörige
Lobenlinie siehe Taf. 37, Fig. 10. — In meiner Sammlung.
Fig. 11. Turrilites Mantelli, Sharpe. — S. 134.
Fragment eines grossen Gehäuses aus dem cenomanen Grünsande von Essen. — In meiner Sammlung
Fig. 12. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die Unterseite gesehen.
Fig. 13. Turrilites Puzosianus, d'Orbigny. — S. 128.
Unvollständiges Gehäuse aus dem cenomanen Pläner vom Hügel westlich von Burgdorf bei Börsum. — Sammlung des Herrn
Ober-Salinen-lnspector Schlönbach in Salzgitter.
Fig. 14. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die Unterseite gesehen.
Fig. 15. Turrilites acutus, Passy. — S. 127.
Aus dem Cenoman von Bilmerich, südlich Unna in Westfalen. — Museum der Universität zu Bonn.
Fig. 16. Desgleichen.
Lobenlinie, den Siphonallobus und die beiden Loben der Unterseite darstellend.
Alle Figuren in natürlicher Grösse.
Palaeoiitogr.lJd XWNFIV:
Taf. XXXVIII.
3.
1-5. Turrilites costatus, Lani. 6. 7. Turril. Börssumensis, Schlüt. 8. Turril. Aumalensis,
Coq. 9. Turril. alternans, Schlüt. 10. Turril. Morrisi, Shrp. 11.12. Turril. Älantelli, Shrp.
13. 14. Turril. Puzosianus, d'Orb. 15. 16. Turril. acutus, Passy.
Erklärung der Tafel 39.
Fig. 1. Baculites Bohemicus, Fritsch und Schlönbach. — S. 140.
Unvollständiges Exemplar mit der Mündung aus dem Scaphiten-Pläner des Teutoburger Waldes bei Oerlinghausen. — In meiner
Sammlung.
Fig. 2. Desgleichen.
Unteres Ende des Gehäuses. Aus dem Scaphiten-Pläner des Ringelberges bei Salzgitter. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen-
Inspector Schlönbach in Salzgitter.
Fig. 3. Desgleichen.
Mittlere Partie des Gehäuses. Aus dem Scaphiten-Pläner des Windmühlenberges bei Salzgitter. — Ebendort.
Fig. 4. Desgleichen.
Grösseres, etwas verdrücktes Gehäuse mit zum Theil abgebrochener Mündung. Aus dem Scaphiten Planer von Heiningen bei
Börsum. — Ebendort.
Fig. 5. Lobenlinie des typischen Baculites Bohemicus aus dem Baculiten-Mergel von Laun in Böhmen. —
Ebendort.
Fig. 6. Baculites incurvatus, Dujardin. — S. 142.
Unvollständiges Gehäuse in seitlicher Ansicht. Vom Salzberge bei Quedlinburg. — Ebendort. — Siehe die Lobenlinie Taf. 40, Fig. 3.
Fig. 7. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die breite Rückseite gesehen.
Fig. 8. Baculites sp. — S. 141. Anmerk.
Aus dem Emscher-Mergel von Stoppenberg bei Essen. — In meiner Sammlung.
Fig. 9. Baculites brevicosta, Schlüter. — S. 141.
Unvollständiges Gehäuse in seitlicher Ansicht. Aus dem oberen Emscher-Mergel von Horst in Westfalen. — In meiner Sammlung.
Fig. 10. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die breite Rückseite gesehen.
Fig. 11. Baculites vertebralis, Lamarck. — S. 143.
Ein Theil eines noch längeren (etwas compiimiiten) Gehäuses aus den Miikronaten-Sehichten von Osterwick in Westfalen. —
In meiner Sammlung.
NB. Die Figur ist von dem Lithographen auf den Kopf gestellt!
Fig. 12. Desgleichen.
Querschnitt (Kammerwand) eines unverdrückten Gehäuses von Kunraed. — Ebendort.
Fig. 13. Desgleichen.
Seitenansicht eines kleineren Exemplares von Maestricht.
Fig. 14. Baculites baculoides, Mantell. — S. 139.
Fragment aus dem cenomanen Planer von Langeisheim. — Sammlung des Herrn Schlönbach.
Fig. 15. Desgleichen.
Fragment mit, der Mündung des Gehäuses. Aus dem cenomanen Pläner der Kothwelle bei Salzgitter. — Ebendort.
Fig. 16. Baculites Knorrianus, Desmarts. S. 145.
Fragment mit einliegenden Aptychus-Schalen. Aus der Mukronaten-Kreide von Lüneburg. Museum der Universität Göttingen.
Mitgetheilt durch Professor von Seebach.
Fig. 17. Desgleichen.
Querschnitt desselben, wahrscheinlich etwas verdrückten Gehäuses.
Fig. 18. Desgleichen.
Lobenlinie. Copie nach Geinitz.
Fig. 19. Desgleichen.
Querschnitt eines unverdrückten Exemplares von Halden. — In meiner Sammlung.
Fig. 20. Desgleichen.
Querschnitt eines kleineren unverdrückten Exemplares von Lüneburg.
Fig. 21. Baculites sp. — S. 149.
Querschnitt einer an Grösse dem Bar.ul Knorrianus gleichkommenden, aber wahrscheinlich von diesem verschiedenen Art. Aus
der Quadraten-Kreide von Dülmen in Westfalen. — In meiner Sammluug.
Alle Figuren in natürlicher Grösse.
Palaeontogr.Bd.XXIV: NF IV.
Taf. XXXIX.
4.
1-5. Baculites Bohemicus, Fr. & Schlönb. 6. 7. Bacul. incurvatus, Duj. 8. Bäcul. sp.
9. 10. Bacul. brevicosta, Schlüt. 11-13. Bacul. vertebralis Lam. 14. 15. Bacul. baculoides,
Mant. 16-20. Bacul. Knorrianus, Desm. 21. Bacul. sp.
Erklärung der Tafel 40.
Fig. 1. Baculites baeuloides, Mantell. — S. 139.
Lobenlinie. Copie nach d'Orbigny.
Fig. 2. Baculites anceps. — S. 145.
Lobenlinie. Copie nach d'Orbigny.
Fig. 3. Baculites incurvaius, Dujardin. — S. 142.
Lobenlinie. Copie nach Geinitz.
Fig. 4. Baculites vertebralis, Lamarck. — S. 143.
Unvollständiges, verkieseltes Exemplar von Maestricht. — Museum in Bonn.
Fig. 5. Desgleichen.
Lobenlinie des Taf. 39, Fig. 12 abgebildeten Stückes von Kunraed. — In meiner Sammlung.
Fig. (:>. Baculites anceps? — S. 145.
Lobenlinie eines glatten Exemplares mit fast scharfer Siphonalseite von Valogne. — Museum zu Bonn.
Fig. 7. Baculites sp. . . . S. 144.
Lobenlinie eines Exemplares von Ciply. — Ebendort.
Fig. 8. Aptychus, vermuthlich zu Bacul. vertebralis gehörig.
Aus den Mukronaten-Schichten von Köpinge in Schweden. — In meiner Sammlung.
Fig. 9. Ammonites Mengedensis, Schlüter. — S. 154.
Comprimirtes Gehäuse aus dem Emscher-Mergel der Zeche Alstaden, südlich Oberhausen. — In meiner Sammlung.
Fig. 10. Desgleichen?
Jugendliches Gehäuse aus dem Emscher-Mergel der Zeche Hansemann bei Mengede, unweit Dortmund. — Ebendort.
Fig. 11. 12. Ammonites sp.? — S. 157.
Fragment aus dem Emscher-Mergel der Zeche Hansemann. — Ebendort.
Fig. 13. Ammonites Alstadenensis, Schlüter. — S. 151.
Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Alstaden, südlich Oberhausen. — In meiner Sammlung.
Fig. 14. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die Mündung und den Bauch gesehen.
Fig. 15. Desgleichen.
Die inneren Windungen desselben Exemplares.
Fig. 16. Desgleichen.
Lobenlinie desselben Exemplares.
Alle Figuren (excl. 1 — 3) in natürlicher Grösse.
Palaeontogi\ IM.XXIVN.FIV
Taf. XL.
5.
n 2 to cn.
1,, Baculites baculoides, Mnt. 2. Bacul. anceps, Lam. 3. BacuJ. incurvatus, Duj. 4. 5. Bacuh
vertebralis, Lam. 7. Bacul. sp. 8. Aptychus. 9. 10. Ammonites Mengedensis, Schlüt.
11. 12. Amm. sp. 13-16. Amm. Alstadenensis, Schlüt.
9
Erklärung der Tafel 41.
Fig. 1. Ammonites Texanus, Ferd. Römer. — S. 155 und S. 41.
Seitliche Ansicht in 2 / 3 der natürlichen Grösse. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Ewald bei Herten in Westfalen. — In
meiner Sammlung.
Fig. 2. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die Mündung und den Bauch gesehen.
Fig. 3. Ammonites cf. tridorsatus, Schlüter. — S. 158.
Seitenansicht eines Exemplares in natürlicher Grösse. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Alstaden, südlich Oberhausen. — In
meiner Sammlung.
Fig. 4. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die Mündung und den Bauch gesehen.
Fig. 5. Desgleichen.
Querschnitt desselben Exemplares.
Palaeontogr. B«l XXIV NEW.
Taf. XLI.
6.
1. 2. Ammonites Texamis, F. Rom. 3-5. Amm. cf. tridorsatus, Schlot.
Erklärung der Tafel 42.
Fig. 1. Scaphites Cuvieri, Morton. — S. 162.
Aus der Quadraten-Kreide, von Lochtura bei Vienenburg. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Scklönbach in Salzgitter.
Fig. 2. 3. Dess-leichen.
Aus der oberen Quadraten-Kreide von Wennerode, östl. Vienenburg. — Sammlung des Herrn Oberhüttenmeister Grumbrecht in
Gosslar.
Fig. 4. Scaphites Römeri mit Aptychus. — S. 163.
Aus der oberen Mucronaten-Kreide von Ahlten. — Museum der Universität Göttingen. Mitgetheilt durch Professor v. Seebach.
Fig. 5. Desgleichen.
Derselbe Aptychus plan ausgebreitet, in der Stellung, wie er in der Wohnkammer steckt.
Fig. 6. 7. Ammonites sp. n. — S. 161.
Aus der Schreibkreide von Freiler bei Aalborg. — Museum der Universität in Kopenhagen. Mitgetheilt durch Professor John-
strup. — NB. Die Nahtlinie des abgebrochenen Theiles des letzten Umganges ist etwas zu weit nach innen gelegt.
Fig. 8. Ammonites Emscheris, Schlüter. — S. 155.
Windungsfiagment aus dem Emscher-Mergel der Zeche Alstaden, südlich Oberhausen. — In meiner Sammlung.
Fig. 9. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die Siphonalseite gesehen.
Fig. 10. Desgleichen .
Mündung desselben Exemplares.
Fig. 11. Ammonites Texanus, Fercl. Römer. — S. 155 und S. 41.
Mündung eines Originalexemplares aus Texas.
Fig. 12. Flelicoceras reßexus, Quenstedt sp. — S. 166.
Aus den Priesener Schichten von Lenesic bei Laun in Böhmen. — Copie nach Fritsch und Schlönbach.
Fig. 13. Desoleichen.
Dasselbe Exemplar vergrössert. — Ebenso.
Fig. 14. Desgleichen.
Jugendliches Gehäuse mit nach innen gerichteter Spitze. — Ebenso.
Sämmtliche Figuren (excl. Fig. 13) in natürlicher Grösse.
Palaeontogr. Bd XXTCKFIV:
Taf. XLH.
7.
1 '. ■ •■ iwM^k
2
1-3. Scaphites Cuvieri, Mort. 4. 5. Scaph. Römeri, d'Orb. 6. 7. Ammonites sp. u.
8-10. Amm. Emscheris, Schlüt. 11. Amm. Texanus, F. Rom. 12-14. Helicoceras
reflexus, Quenst.
Erklärung der Tafel 48.
Fig. 1. 2. Crioceras eüipticum, Mantell, sp. — S. 164.
Aus dem Scaphiten-Pläner von Langenholzen. Museum der Universität Göttingen. Mitgetheih durch Professor von Seebach.
Fig. 3. 4. Desgleichen? — S. 165.
Angeblich aus dem cenomanen Pläner von Neu-Wollmoden. Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter.
Fig. 5. Ancyloceras pseudoarmatum, Schlüter. — S. 164.
Ein Theil eines 340 Millimeter langen Bruchstückes aus der gestreckten Partie des wahrscheinlich comprimirten Gehäuses gegen
die Aussenseite gesehen. — Aus der Mucronaten-Kreide von Darup. — In meiner Sammlung.
Fig. 6. Desgleichen.
Ein Theil desselben Exemplares gegen die Innenseite gesehen.
Fig. 7. Desgleichen.
Querschnitt desselben Gehäuses.
Fig. 8. Desgleichen.
Unvollständiges, kleineres Gehäuse mit einem Theile der hakenförmig umgebogenen Wohnkammer, vom selben Funclpunkte. —
In meiner Sammlung.
Fig. 9. Desgleichen.
Querschnitt dieses Gehäuses.
Alle Figuren in natürlicher Grösse.
Palacoulogr.Bil .XXN.WF. W.
Taf. XLIII.
8.
Ü. m
1. 2. Crioceras ellipticum, Mnt. 3. 4. Crioc. sp. 5-9. Ancyloceras pseudoarmatum Sohlüt.
Erklärung der Tafel 44.
Fig. 1. Ämmonites Dolbergensis, Schlüter. — S. 159.
Aus der Mucronaten-Kreide von Darup in Westfalen. — Die letzten Zähne vor der Mündung sind am Originale abgebrochen, und
in der Zeichnung ergänzt. — In meiner Sammlung.
Fip;. 2. Desgleichen.
o o
Kleineres Gehäuse von Dolberg bei Hamm mit eingezeichnetem dreitheiligen oberen Laterallobus. — Mitgetheilt durch Dr. von
der Marck.
Fig. 3. Desgleichen.
Dasselbe Gehäuse gegen die Mündung und den Bauch gesehen.
Fig. 4. Desgleichen.
Eine Kammerwand desselben Exemplares.
Fig. 5, 6. Ämmonites Coesfeldiensis, Schlüter. — S. 56 und S. 159.
Typisches Exemplar aus den unteren Mucronaten-Sehichten von Coesfeld in Westfalen. — In meiner Sammlung.
Fig. 7. Desgleichen.
Nicht vollständig erhaltene Kammerwand eines kleineren Gehäuses derselben Art. — Der obere Laterallobus scheint sich sofort
in vier, nicht in drei Aeste zu theilen, wie die Abbildung zu deutlich angibt. — Ebenso.
Fig. 8. Ämmonites Lemfördensis, Schlüter. — S. 160.
Jugendliches Gehäuse in seitlicher Ansicht. Aus den oberen Mucronaten-Sehichten der Hügelgruppe von Haldem und Lemförde. —
Sammlung des Ober Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter.
Fig. 9. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die Siphonalseite gesehen.
Fig. 10. Turrilites Gravesianus, d'Orbigny. — S. 133.
Lobenlinie. Copie nach d'Orbigny.
Fig. 11. Turrilites tuberculatus. — S. 132.
Lobenlinie. Copie nach Sharpe.
Fig. 12. Nautilus tenuicostatus, Schlüter. — S. 168.
Verdrücktes Gehäuse aus dem oberen Cenoman, dem Rotomagensis-Pläner des Kahnstein bei Langeisheim am Harz, an der
defecten Stelle einen Tlieil der Kammerwand mit dem Sipho zeigend. — Sammlung des Herrn Oberhüttenmeister Grum-
brecht in Goslar.
Alle Figuren in natürlicher Grösse.
Palaeontogr. Bil.XXIV.N.FIV:
Taf. XLIV.
9.
1-4. Ammonites Dolbergensis, Schliit. 5-7. Amin. Coesfeldiensis, Schlüt. 8. 9. Amm.
Lemfbrdensis, Schifit. 10. Turrilites Gravesianus, d'Orb. 11. Turril. tuberculatus, Base.
12. Nautilus tenuicostatus, Schlüt.
Erklärung der Tafel 45.
Fig. 1. Nautilus cenomanensis, Schlüter. — S. 168.
Das kleinste der vorliegenden Exemplare mit theilweise erhaltener Kammer, ein wenig verkleinert. Aus cenomanen Grünsande
von Bochum.
Fig. 2. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar nach Hinwegnahme der beiden ersten Kammern, gegen die Mündung gesehen, in natürlicher Grösse.
Fig. 3. Nautilus Fleuriausianus, d'Orbigny. — S. 169.
Exemplar aus der Tourtia von Essen in natürlicher Grösse.
Fig. 4. Desgleichen.
.Dasselbe Gehäuse gegen die Mündung gesehen.
Originale in meiner Sammlung.
Palaeontogr. Bd . XXKN.F.IV.
Tat LXV.
10.
1. 2. Nautilus cenomanensis, Schliit. 3. 4. Nautilus Fleuriausianus, cl'Orb.
Erklärung der Tafel 46.
Fig. 1. Nautilus Tourtiae, Schlüter. — S. 170.
Gehäuse mit einem Theile der Sehale auf dem Steinkerne, in natürlicher Grösse. — Aus der Tourtia von Essen.
Fig. 2. Desgleichen.
Fig. 3. Desgleichen.
Aus einem grösseren Gehäuse entnommener innerer Umgang, welcher den fast geschlossenen Nabel der Jugend zeigt.
Vom gleichen Fundpunkte.
Fig. 4. Desgleichen.
Desselben Exemplares letzter und früherer Umgang gegen eine Kammerwand gesehen, um die tiefe Lage des Sipho und die
abweichende Form der Röhre in der Jugend zu zeigen.
Fig. 5. Nautilus Shärpei, Schlüter. — S. 171.
Gehäuse in -j 3 der natürlichen Grösse. Aus der Tourtia eines Schachtes bei Altenessen.
Fig. 6. Desgleichen.
Dasselbe Gehäuse gegen die Mündung gesehen.
Fig 7. Desgleichen.
Ansicht einer stark verkleinerten Kammerwand eines grossen, auf der Oberfläche bereits Rippen führenden Gehäuses, mit cen-
tralem Sipho. — Aus der Tourtia von Essen.
Originale in meiner Sammlung.
Pälaeontogr. B d TKN.RT. IV
Taf. XLVL
11.
-
1-4. Nautilus Tourtiae, Schlüt. 5-7. Nautilus Sharpei, Schlüt.
Erklärung der Tafel 47.
Fig. 1. Nautilus Westphalicus, Schlüter. — S. 175.
Gehäuse in l j 3 der natürlichen Grösse. Aus der Quadraten-Kreide (Zone des Scaphiles binodosus) von Dülmen in Westfalen. —
In meiner Sammlung.
Fig. 2. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die Mündung gesehen.
Fig. 3. Nautilus anguliferus, Schlüter. — S. 172.
Ein wenig restaurii tes Gehäuse nach Hinwegnahme des oberflächlich zerstörten letzten halben Umganges. — Aus dem cenomanen
Pläner des Ringelberges bei Salzgitter. — Sammlnng des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter.
Fig. 4. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen die Mündung gesehen.
Fig. 5. Nautilus cf. Fittoni, Sharpe. — S. 171.
Unvollständiges Gehäuse aus dem cenomanen Pläner von Langelsheim, am Harze. — Ebendort.
Fig. 6. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar gegen eine Kammerwand gesehen.
Fig. 7. Nautilus Deslongchampsianus, cl'Orbigny. — S. 172.
Unvollständiges Gehäuse (wahrscheinlich Kern, ohne Schale) aus der Tourtia von Essen. — In meiner Sammlung.
Fig. 8. Desgleichen.
Dasselbe Gehäuse gegen eine Kammerwand gesehen.
Fig. 9. Desgleichen.
Gehäuse mit scharf ausgeprägten Rippen (also wahrscheinlich mit versteinter Schale). Aus dem cenomanen Pläner von Holungen
im Ohmgebirge. — Museum der Universität Gottingen, mitgetheilt durch Herrn Professor v. Seebach.
Pala.eoiitoov.l!<l.XXIV.N.FIV.
Tai'. Xl/VTI.
12.
<
1. 2. Nautilus Westfalious, Schlüt. 3. 4, Kaut, anguliferus, Schlüt. 5. 6. Naut. cf. Fittoni,
Shrp. 7-9. Naut. Deslongehampsianus, d'Ovb.
Erklärung der Tafel 48.
Fig. 1. Nautilus leiotropis, Schlüter. — S. 175.
Der Anfang des äusseren Umganges ist etwas verdrückt. l / a der natürlichen Grösse. Aus dem Emscher- Mergel der Zeche
Hercules bei Essen. — Original im Museum der Universität zu Bonn.
Fio\ 2. Desoleichen.
Dasselbe Exemplar gegen den Bauch gesehen.
Fig. 3. Nautilus Neubergicus, Redtenbächer — S. 174.
Etwas gegen den Bauch hin zusammengedrücktes Gehäuse mit dem grössten Theile der Wohkammer. Aus dem Emscher-Mergel
der Zeche Alstaden bei Mülheim an der Ruhr. — In meiner Sammlung.
Fia-, 4. Deso-leichen.
Dasselbe Exemplar gegen die Mündung und den Bauch gesehen.
Fig. 5. Desgleichen.
Verdrücktes Gehäuse in i j 2 der natürlichen Grösse, gegen eine Kammerwand gesehen, um die hohe Lage des Sipho zu zeigen.
Aus dem Emscher-Mergel von Stoppenberg bei Essen. — Ebenso.
Palaeontographica Bd. XXIV, N. F. IV.
Taf. XL VIII.
13.
1. 2. Nautilus leiotropis Schliit. — 3 — 5. Naut. Neubergicus Redt.
Erklärimg der Tafel 49.
Fig. 1. Nautilus Ahltenensis, Schlüter. — S. 176.
Exemplar mit dem grössten Theile der Wohnkammer, welche in Folge erlittener Verdrückung auch in der Seitenansicht einen
Theil des Bauches sehen lässt. Aus der Mucronaten-Kreide von Ahlten (Hannover). — Original im Museum zu Göttingen,
mitgetheilt durch Professor v. Seebach.
Fig. 2. Desgleichen.
Ebenfalls verdrücktes Gehäuse, welches den subquadratischen Umriss der Mündung zeigt. Vom selben Fundpunkte. — Ebenso.
Fig. 3. Desgleichen.
Eine Kammerwand des unter Fig. 2 abgebildeten Exemplares, um die fast centrale Lage des Sipho zu zeigen.
Fig. 4. Nautilus Darupensis, Schlüter. — S. 176.
Seitenansicht eines comprimirten Exemplares. S. gibt die Lage des Sipho an. Aus der Mucronaten-Kreide von Darup in
Westfalen. — In meiner Sammlung.
Fig. 5. Desgleichen.
Kammerwand eines grossen, wahrscheinlich unverdrückten Gehäuses aus der Mucronaten-Kreide von Osterwick in Westfalen. —
In meiner Sammlung.
Alle Figuren in natürlicher Grösse.
Palaeontographica Bd. XXIV, N. F. IV.
Taf. XLIX.
14.
1—3. Nautilus Ahltenensis Schlüt. — 4. 5. Naut. Darupensis Schlüt.
Erklärimg der Tafel 50.
Fig. 1. Nautilus patens, Kner. — S. 178.
Grosses, theilweise verdrücktes Gehäuse mit einem Theile der Wohnkammer. In Folge der Verdrückung ist der Nabel von dem
letzten Umgange zum Theil überdeckt. Am Original reichen die Rippen nicht so weit zum Nabel. Diese nach einem
andern Stücke ergänzt. — Aus der Mukronaten-Kreide von Lüneburg. — Original im Museum zu Göttingen, mitgetheilt
durch Prof. v. Seebaeh.
Fig. 2. Desgleichen.
Gehäuse mit offenem Nabel. Rippen theilweise ergänzt wie sub Fig. 1. — Ebenso.
Figr. 3. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar im Querbruche, um die Lage des Sipho zu zeigen.
Figr. 4. Desgleichen.
Bauchansicht mit den feineren Haarreifen. Am Originale sind diese nur an einer kleinen Partie erhalten. Vom selben Fund-
punkte. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter.
Fig. 5. Desgleichen?
Stark zusammengedrücktes Gehäuse aus der Mukronaten-Kreide von Ahlten (Hannover). — Original im Museum zu Göttingen.
Alle Figuren in natürlicher Grösse.
Palaeontographica Bd. XXIV, N. F. IV.
Taf. L.
15.
1 — 5. Nautilus patens Kn.
Erklärung der Tafel 51.
Fig. 1. Nautilus loricatus, Schlüter. — S. 180.
Verdrücktes Gehäuse mit einem Theile der Wohnkammer. Aus der obern Mukronaten - Kreide von Haldem. — In meiner
Sammlung.
Fig. 2. Desgleichen.
Dasselbe Exemplar von der anderen Seite gesehen, welche die hohe Lage des Sipho zeigt.
Fig. 3. Nautilus Vaelsensis, Binkhort. — S. 177.
Aus der Mukronaten-Kreide von Lüneburg. Original im Museum zu Göttingen, mitgetheilt durch Professor v. Seebach.
NB. Die Rippen sind etwas zu kräftig gezeichnet.
Fig. 4. Desgleichen.
Bauchansicht des dicksten vorliegenden Exemplares vom gleichen Fundorte. Ebenso.
Alle Figuren in natürlicher Grösse.
Palaeontographica Bd. XXIV. N. F. IV.
Taf. LI.
16.
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1. 2. Nautilus loricatus Schiüt. — 3,. 4. Naut. Vaelsensis Binkh.
Erklärung der Tafel 52.
Fig. 1. Belemnites ultimus, S. 184.
Schlankes Individuum, a. gegen die Siphonalseite gesehen, b. in der Seitenansicht, c. Alveolaransicht. Aus dem untersten ceno-
manen Pläner von Neu- Wallmoden.
Fig. 2. Desgleichen.
Kürzere Scheide in denselben Ansichten. Vom gleichen Fundpunkte.
Fig. 3. Desgleichen.
Jüngeres Individuum. Ebenso.
Fig. 4. Desgleichen.
Scheide mit abgebrochener Alveole, welche an einer Flanke Doppellinien führt. Vom selben Fundpunkte.
Fig. 5. Desgleichen.
Alveolarende des grössten bekannten Exemplares. Aus der Tourtia von Essen.
Fig. 6. Belemnites sp. — S. 185.
Fragmentäre Scheide mit flacher Längsrinne auf jeder Flanke, c. d. Dieselbe Scheide in doppelter Grosse. Aus dem Grünsande
mit Pecten aspei- der Zeche Ewald bei Herten in Westfalen.
Fig. 7. Desgleichen.
Kleinere Scheide. Ebenso.
Fip;. 8. Desgleichen.
Fig. 9. Actinocarnax verus, Miller, sp. — S. 191.
Schlankes Individuum mit hohem konischen Alveolarende aus dem Upper Chalk von Nordfleet (Kent). a. Gegen die Siphonal-
seite gesehen, b. in der Seitenansicht, c. gegen das konisch zugespitzte Alveolarende gesehen.
Fig. 10. Desgleichen.
Mit niedrigem konischen Alveolarende. Aus der unteren Quadraten-Kreide von Bülten (Hannover).
Fig. 11. Desgleichen.
Kurze keulenförmige Scheide. Aus der unteren Quadraten-Kreide von Willies Knochenmühle vor dem Hohenthore bei Braun-
sehweig.
Fig. 12. Desgleichen.
Stärkere Scheide vom selben Fundpunkte.
Fig. 13. Desgleichen.
Jugendliche Scheide, mit noch nicht ovalem Umriss des Alveolarendes. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Blücher bei Horst,
nördlich von Essen.
Fig. 14. Desgleichen.
Ebenso. Vom selben Fundpunkte.
Fig. 15. Desgleichen.
Scheidenfragment in dreifacher Grösse, um die eigenthümliche Runzelung der Oberfläche zu zeigen.
Fig. 16. Actinocamax plenus, Blainville. — S. 186.
Scheide mit abgeschrägtem Alveolarende. Aus einer glaukonitischen Schicht unmittelbar unter dem Mytiloides -Mergel, bei
Langendreer in Westfalen.
Fig. 17. Desgleichen.
Schlanke Scheide mit konischem Alveolarende. Aus gleichem Niveau eines Schachtes der Zeche Sälzer bei Essen.
Fig. 18. Desgleichen.
Der Länge nach gespaltene Scheide. Aus gleichem Niveau von Bochum.
Fig. 19. Desgleichen.
Grösste vorliegende Scheide, in gleichem Niveau bei einer Brunnenanlage in der Stadt Essen gefunden.
Originale (excl. 10) in meiner Sammlung.
Palaeontographica Bd. XXIV. N. F. IV.
Taf. LH.
17.
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1-5. Belemnites ultimus d'Orb. — 6-8. Belem. sp. — 9-15. Actinocamax verus, Mill.
16-19. Actinoc. plenus, Blainv.
Erklärimg der Tafel 53').
Fig. 1. Aetimocamax subventrieosus, Wahlenberg. — S. 195.
Stärkste der vorliegenden Scheiden, a. gegen die Siphonalseite gesehen, b. in der Flankenansicht. Aus den Trümmerkalken des
nördlichen Schonen.
Fig. 2. Desgleichen.
Kleinere Scheide gegen die Antisiphonal-Seite gesehen. Aus den Trümmerkalken von Ignaberga.
Fig. 3. Desgleichen.
Durchgespaltene Scheide. Aus dem norddeutschen Diluvium von Königsberg.
Fig. 4. Desgleichen.
Sehr starke jüngere Scheide. Von Ignaberga.
Fig. 5. Desgleichen.
Schlanke jüngere Scheide. — Von Ignaberga.
Fig. (j — 8. Desgleichen.
Verschiedene Aherszustände jüngerer Scheiden. Von Ignaberga.
Fig. 9. Desgleichen.
Alveolar-Ansicht einer mittelgrossen Scheide. Von Ignaberga.
Fig. 10. Actinocamax Wesphalicus, Schlüter. — S. 188.
Grosse Scheide mit massig tiefer Alveole, ohne Spalt, a. Gegen die Siphonal-, e. gegen die Antisiphonal-Seite gesehen, b. Flanken-
Ansicht, d. Alveolaransicht, e. Längschnitt durch das Alveolar-Ende. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Blücher bei
Horst, nördlich Essen in Westphalen.
Fig. 11. Desgleichen.
Grosse Scheide mit Spalt und Alveole, a. Gegen die Siphonalseite gesehen, b. Flankenansicht, c. Alveole, d. Durchschnitt durch
die Alveole. Von Adenstedt (Hannover).
Fig. 12. Desgleichen.
Kleinere Scheide, a. Gegen die Siphonalseite gesehen, b. Flankenansicht, c. Alveole, d. Querschnitt durch die Alveole. — Aus
dem Emscher-Mergel zwischen Salzkotten und Paderborn in Westphalen.
Fig. lo. Desgleichen.
Kleinere Scheide mit fragmentärer Alveole, a. Gegen die Siphonalseite gesehen, b. Flankenansicht, c. Alveole, d. Längsschnitt
durch die Alveole. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Schwerin bei Castrop in Westphalen.
Fig. 14. Desgleichen.
Jüngere Scheide, a. Gegen die Siphonalseite gesehen, b. Flankenansicht. Von Adenstedt.
Fig. 15. Desgleichen.
Kleinere Scheide vom selben Fundpunkte.
Fig. 16. Desgleichen.
Längsschnitt durch das Aveolarende der unter Fig. 14 gegebenen Scheide.
Fig. 17. Desgleichen.
Mittelgrosse Scheide mit rudimentärer Alveole und konischem Alveolar-Ende in der Flanken- (a) und Alveolar- (b) Ansicht.
Von der Insel Bornholm.
Fig. 18. Desgleichen.
Fragmentäre Scheide mit konisch zugestutztem Alveolarende. o. Gegen die Siphonalseite gesehen, 6. Flanken-, c. Alveolar-
Ansicht. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Carnap bei Horst, nördlich von Essen.
Fig. 19. Desgleichen.
Alveolar-Ansicht einer grossen Scheide in doppelter Grösse mit theilweise abgestutztem Alveolarrande. Aus dem Ems;her-Mergel
zwischen Salzkotten und Paderborn.
Fig. 20 — 22. Actinocamax quadratus, Blainville. — S. 199.
Drei untere Enden zusammengedrückter Scheiden. Aus der Quadraten-Kreide von Lauingen bei Königslutter.
Fig. 22 — 25. Desgleichen.
Drei Alveolarenden zusammengedrückter Scheiden. Vom selben Fundpunkte.
') Vergl. über die Längsschnitte der Alveolarenden p. 184, Anmerk. 2.
Palaeontographica Bd, XXIV. N. F. IV.
Taf. LII1.
18.
1-9. Actinoeamax subventricosus, Wahl. - - 10-19. Actin. Wesfphalicus, Schliit.
20-25. Actiaoc. quadratiis, Blainv.
Erklärimg der Tafel 54.
Fig. 1. Actinocamax quadratus, Blainville. — S. 197.
Scheide mit zusammengedrücktem, frei aus der Alveole hervorragendem Phragmakon, a. in der Seiten-, b. in der Antisiphonal-
Ansicht, c. Alveolaransicht mit dem stark zusammengedrückten abgebrochenen Phragmakon; der Zwischenraum zwischen
ihm und der Scheide durch Gesteinsmasse ausgefüllt. Aus der oberen Quadraten-Kreide von Tilbeck, am Fusse der
Baumberge bei Münster.
Fig. 2. Desgleichen.
Starke Scheide, a. Siphonalseite, b. Antisiphonalseite, e. Längsschnitt durch die Scheide, um die unten kegelförmige, oben pyra-
midale Gestalt der tiefen Alveole zu zeigen. Aus der oberen Quadraten-Kreide von Schwiecheldt bei Peine (Hannover).
Fig. o. Desgleichen.
Schlanke Scheide, a. Siphonalseite, b. Flankenansicht. Aus der oberen Quadraten-Kreide (Zone der Becksia Soekelandi) von
Legden in Westphalen.
Fig. 4. Desgleichen.
Kurze gedrungene Scheide, a. Antisiphonalseite. (NB. Die Einsenkung des Alveolarrandes ist nicht der Spalt, welcher an der
entgegengesetzten Seite liegt.) b. Flankenansicht, c. Alveolaransicht. Aus der oberen Quadraten-Kreide von Schwiecheldt.
Fig. 5. Desgleichen.
Sehr grosse Scheide, a. in der Flauken-, b. in der Alveolaransicht, c. stellt einen Theil der Oberfläche vergrössert dar, um die
körnige Seulptur derselben deutlicher zu zeigen. Aus der Quadraten-Kreide von Osterfeld in Westphalen.
Fig. 6. Desgleichen.
Jugendliche Scheide mit tiefer Alveole, a. in der Siphonal-, b. in der Antisiphonal-, c. in der Alveolar-Ansicht. Aus den san-
digen Schichten der Quadraten-Kreide (Zone des Scaphides binodosus) der Bauerschaft Flaamsche bei Coesfeld in West-
phalen.
Fig. 7. Desgleichen.
Ganz jugendliche Scheide. Ebendaher.
Fig. 8. Desgleichen.
Verkrüppeltes Exemplar mit einer Furche an der Spitze. Aus der Quadraten-Kreide des Wohrenberges bei Biewende unweit
Börssum — Im Besitze des Herrn Ober-Salinen-lnspectors Schlönbaeh in Salzgitter.
Fig. 9. Desgleichen.
Gespaltene Scheide mit im unteren Theile gekammertem Phragmakon, der weiter oben durch Gesteinsmasse von der Scheide
getrennt ist. Aus der oberen Quadraten-Kreide von Vordorf, nördlich von Braunschweig.
Fig. 10. Desgleichen.
Gespaltenes Seheidenfragment mit Phragmakon und offen gedecktem Sipho. In dreimal vergrösserter Darstellung. Der gekam-
merte Alveolit versteckt sich nach oben, wo sich der Trichter mehr erweitert, unter der zwischenschiebenden Gesteins-
ausfüllung.
Fig. 11. Desgleichen.
Fig. 12. Desgleichen.
Fig. 13. Desgleichen.
Freier Phragmakon, dessen oberer Theil, dort wo er von der festen Scheide nicht mehr geschützt wurde, zusammengedrückt ist.
NB. Die Nähte laufen nicht über die Kante.
Fig. 14. Actinocamax cf. granulatus, Blainville. — S. 198.
Grosse Scheide mit nicht tiefer Alveole, welche seitlich gerundet, dagegen vorn und hinten mehr eingesenkt ist. Aus der unteren
Quadraten-Kreide der Ziegelei vor dem Hohenthore bei Braunschweig.
Fig. 15. Desgleichen.
Jüngeres Individuum. Ebenso. Vom selben Fundpunkte.
Fig. 16. Desgleichen.
Alveolaransicht einer grösseren Seheide mit abgestutztem Antisiphonalrande.
Fig. 17. Belemnitella mucronata, Schlotheim. — S. 200.
Perspectivische Ansicht (in fünffacher Grösse), in Folge dessen die Nähte der Kammerwände gebogen erscheinen. Obere Partie
(einer nach unten zu bis zur Spitze vollständig vorliegenden) gespaltenen Scheide mit innensitzendem Pseudo-Phragmakon,
dessen Kammern theilweise geöffnet sind und den Sipho zeigen. Durch Infiltration wurde jede Kammer völlig mit einer
Kieselsuhieht umkleidet, worauf später die ursprünglichen Kammerwände, sowie die Aussenwand des Phragmakons ver-
schwanden. In Folge dieses Vorganges ist jetzt jede dieser falschen Kammerwände doppelt, und jede setzt nun so weit
nach oben fort, dass sie zugleich die Seitenwand derselben bildet, und auch die Kammer nach oben, gegen die nächstfolgende
abschliesst, wodurch ein durch eine einheitliehe Hülle ringsumsclilossener, nur durch den (ausgefüllten) Sipho durchbrochener
Kaum entstand. Auf den Kammerwänden bemerkt man vielfach die kleinen traubenförmigen Kugeln des Chalcedons.
Auch glaubt man bisweilen die Faserung desselben zu bemerken. Aus der oberen Mukronaten-Kreide von Haldem. —
Original im Museum der Universität Göttingen, mitgetheilt durch Professor v. Seebach.
Palaeontographica Bd. XXIV. N. F. IV.
Taf. LIV.
19.
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2. i.
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a. 6. b.
1-13. Actinocamax quadratus, Blainv. — 14-16. Actin. cf. granulatus, Blainv.
17. Belemnitella raucronata, Schlot.
Erklärung der Tafel 55.
Fig. 1. Belemnitella mucronata, Schlotheim. — S. 200.
Aus der unteren Mukronaten-Kreide von Coesfeld in Westphalen. Grösste daselbst aufgefundene Seheide.
Fig. 2. Desgleichen.
Schlanke Scheide aus der Mukronaten-Kreide von Lüneburg.
Fig. 3. Desgleichen.
Sehr schlanke jugendliche Scheide vom selben Fundpunkte.
Fig. 4. Desgleichen.
Jugendliehe Scheide, welche noch keine Ornamentik der Oberfläche zeigt. Aus der unteren Mukronaten-Kreide von Coesfeld.
Fig. 5 — 7. Desgleichen.
Ganz jugendliche Scheiden aus der Mukronaten-Kreide von Köpinge in Schweden.
Fig. 8. Desgleichen.
Verkrüppelte, zwerghafte Scheide aus der Mukronaten-Kreide von Darup in Westphalen.
Fig. 9. Desgleichen.
a. Alveolar-Ansieht (NB. der Spalt ist zu weit dargestellt), b. Querschnitt durch die Scheide und Alveole, mit überwachsenem
Spalt und gegenüberliegender Alveolar-Furche. c. Querschnitt der Scheide unterhalb der Alveole, in der Keule.
Fig. 10. Desgleichen.
Gespaltene Scheide, mittlerer Grosse, mit innesitzendem Phragmakon. Von Coesfeld.
Fig. 11. Desgleichen.
Frei aus der Scheide gelöseter Phragmakon in doppelter Grösse, a. Gegen die Antisiphonalseite gesehen, woselbst der Kiel,
welcher der Alveolarrinne entspricht, die Nähte der Kammerwände uach oben zieht, b. Siphonal-Ansicht, woselbst in der
Siphonallinie die Nähte zur Spitze hinabgezogen erscheinen. Von Coesfeld.
Fig. 12. Desgleichen.
Gespaltenes Alveolar-Ende einer Scheide in doppelter Grösse mit innesitzendem Phragmakon und blossgelegtem randlichen
Sipho. Von Coesfeld.
Originale in meiner Sammlung.
Palaeontographica Bd. XXIV. N. F. IV.
Taf. LV.
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1-12. Beleninitelia mucronata, Schlot.
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JJas kleine, unter obigem Namen zu beschreibende Säugethier stellt sich sowohl nach seiner Orga-
nisation, als auch nach seiner zoologischen Bedeutung als eine vollständige Antithese zu dem früher l ) ge-
schilderten Entelodon magnum. Letzteres kann als Beispiel einer Form gelten, welche in ihrem Streben,
sich möglichst einfache Extremitäten zu bilden, bis zu der letzten, für ihre Organisation möglichen Stufe ge-
langt ist und nicht weiter gehen kann. Das Zusammenfliessen der beiden mittleren Metacarpalien und
Metatarsalien, welches als das letzte Ziel einer in der Reduction begriffenen paarzehigen Extremität gilt,
war für Entelodon unerreichbar, und zwar in Folge davon, dass die proximalen Flächen dieser Knochen
sich nicht genügend an die distalen Flächen der Carpal- und Tarsalknochen der zweiten Reihe angepasst
und sich nicht genug ausgebreitet haben, um im Falle der Verwachsung der Mittelfussknochen, bei der
dabei eintretenden Verschmälerung des Mittelfusses, eine genügende Stütze für den schweren Körper zu
bieten. Aus diesem Grunde, sowie noch mehr in Folge des starken Andranges anderer, besser angelegter
Formen der Suiden, musste Entelodon aussterben ohne Nachkommen zu hinterlassen. Der kleine Gelocus
im Gegentheil stellt in seinen Extremitäten eine Form dar, welche sich vollständig an die veränderten Ver-
hältnisse der Locomotion anpasste, und zwar in einer solchen Weise, dass seine Extremitäten, indem sie be-
deutend einfacher und zweckmässiger wurden, dennoch nichts von ihrer Festigkeit, sowie von ihrer Fähig-
keit dem Organismus auf die bestmöglichste Weise zu dienen, verlieren. 2 ) Der Gelocus ist das erste
Beispiel eines derartig völlig angepassten Paarhufers, welcher auf der Erde erschienen ist, und dessen Nach-
kommenschaft eben in Folge dieser vollständigen, obwohl nur einseitig entwickelten Organisation, eine der
wichtigsten Rollen in der Bevölkerung unserer Erde spielt.
') Palaeontographica, Bd. XXII.
-) Siehe Palaeontographiea, Bd. XXII, S. 180, 182 ff.
Palaeontographica, N F. IV. 5. (XXIV.) 20
— 146 —
Der Gelocus theilt mit vielen anderen Uebergangsformen das Geschick der Seltenheit und einer
sehr beschränkten geographischen Verbreitung. Bis jetzt sind seine Reste blos aus Centralfrankreich,
vorn Berge Ronzon bei Le Puy, bekannt, wo dieselben nur eine sehr unbedeutende verticale Verbreitung
haben. In der letzten Zeit habe ich einige Reste in den vermischten Knochenlagern der südfranzösischen
Phosporiten gesehen (im Dep. Lot), und endlich in einem Haufen kleiner Knochenbruchstücke aus Hordwell,
welche im Britischen Museum aufbewahrt werden, eine obere Hälfte des dritten Metacarpale von Gelocus
aufgefunden.
Diese kurze Lebensdauer der Uebergangsformen darf uns nicht verwundern, im Gegentheil, sie ent-
spricht vollständig der theoretischen Vorstellung über das Erscheinen und die Rolle derartiger Formen in der
belebten Natur. In der That, wenn wir uns vorstellen, dass in einer grossen Anzahl Genera, welche zu
einer zoologischen Gruppe gehören, eine Tendenz vorhanden ist, aus ihrer Mitte eine mehr vereinfachte,
oder den Verhältnissen mehr angepasste Form zu entwickeln, so kann man schwerlich denken, dass dies an
mehreren Orten gleichzeitig geschehe; alle Wahrscheinlichkeit scheint im Gegentheil dafür zu sprechen, dass
solche Form nur an einer Localität, unter dem Einflüsse ganz besonderer, begünstigender Umstände zur
Entwicklung gelangte. Aber wenn nur einmal eine derartige besser angepasste Form entstanden ist, so
wird die weitere Verbreitung derselben meist, davon abhängen, in welchem Grade die neue Einrichtung für
den Organismus vortheilhaft ist. Je besser die neu entstandene Form den äusseren Verhältnissen entspricht,
je vortheilhafter sie für den Organismus sich darstellt, desto schneller wird ihre Verbreitung vor sich
gehen und desto sicher wird sie ihre Nebenbuhler besiegen. Andererseits darf man nicht ausser Acht lassen,
dass ein evidenter Uebergangstypus von einer alten, weniger vorteilhaften, zu einer neuen bedeutend vor-
theilhafteren Organisationsstufe keineswegs auf der Uebergangsstufe lange verharren wird, sondern er wird
dieselbe möglichst rasch überschreiten, um zu einer noch vortheilhafteren Organisation zu gelangen. In
diesem Falle fällt der ganze Kampf mit alten, weniger adaptirten Formen nicht mehr der Uebergangsform
zu, sondern den besser angepassten Formen, welche sich aus derselben entwickelt haben. Dabei ist die
U/ebergangsform so schwach, klein und selten, dass sie selbst schwerlich aus dem Kampfe hervorgehen würde.
Solche Betrachtungen drängen sich bei Gelocus unwiderstehlich auf. Er stellt uns eben den Ueber-
gang zwischen den paarhufigen Pflanzenfressern mit unverwachsenen Mittelfussknochen und den Ruminanten
dar, deren Mittelfussknochen in Form einer Doppelröhre verwachsen sind, welche Solidität und Leichtigkeit
mit grosser Einfachheit ihrer Ernährung vereinigt. Der Gelocus selbst, der am Ende der Eocaenzeit auf der Erde
erschienen ist, und zwar inmittender zahlreichen Gesellschaft grosser graminivorer Paarhufer, wieAnoplotherien,
Hyopotamen, Anthracotherien etc., konnte freilich keinen wirklichen Kampf mit diesen Formen führen; dieser
Kampf wurde aber von den zahlreichen Gattungen ächter Ruminanten ausgefoehten, welche als unmittelbare
Nachfolger des Gelocus im Untermiocän schon ziemlich zahlreich erscheinen (Schichten der Auvergne mit
Amphitragulus, Dremotheriuin) und schon im Mittelmiocän alle älteren Paarhufer vollständig verdrängen,
während die neuen wiederkäuenden Formen mit verschmolzenen Mittelfussknochen in jeder darauf folgenden
Stufe sich derartig vermehren, dass sich im obersten Miocän von Pikermi ein Reichthum an Wiederkäuer-
formen zeigt, welcher dem im heutigen Africa kaum nachsteht.
Was die palaeontologische Literatur über die von mir zur Beschreibung gewählte Form betrifft,
so ist bis heutzutage nichts über dieselbe veröffentlicht. Das Genus selbst, mit dem etwas sonderbar
klingenden generischen Namen, wurde durch Aymard in einer Anmerkung zu seinem Aufsatze „über das
Cynodon lacustre" in den Schriften der Akademischen Gesellschaft zu Puy vorgeschlagen; die meisten andern
Palaeontologen aber, darunter Pomel und Pictet, hielten den neuen generischen Namen Aymarcl's nur für
— 147 —
eine unnütze Wiederholung des schon aus den untermiocänen Schichten der Auvergne bekannten Amphitra-
gulus communis, was, wie wir sehen werden, sich als unrichtig erwiesen hat.
Als ich im Jahre 1871 mit der Sammlung des Materials zu einer Osteologie der Hyopotamen be-
schäftigt war, erhielt ich nebenbei theils aus verschiedenen Sammlungen in Puy, theils unmittelbar von den
Arbeitern in Ronzon, eine bedeutende Anzahl Reste dieser neuen Form, deren genauere Untersuchung mir
bald zeigte, dass hier ein höchst wichtiger neuer Typus vorliege, dessen generische Selbstständigkeit nicht
bezweifelt werden kann. Durch die grosse Liebenswürdigkeit des Herrn Aymard, der mir seine Samm-
lung zur Verfügung stellte, sowie durch die Benützung der Sammlung des Stadtmuseums und der Privat-
sammlung des Deputirten und Maire der Stadt, Herrn Vinay, gelang es mir, fast alle Theile des Skelets
dieser neuen Form zu finden, welche den Gegenstand der vorliegenden Abhandlung bildet.
Nach allen osteologischen Merkmalen, sowie nach dem Bau der Zähne gehört Gelocus in die Ab-
theilung der Paridigitata selenodonta, d. h. der Paarhufer mit halbmondförmigen Zähnen, und stellt eine
Uebergangsform zu den ächten, aber noch hornlosen Wiederkäuern dar, deren erste Erscheinung in das Unter-
miocän fällt. Leider habe ich in allen untersuchten Sammlungen keinen completen Schädel finden können.
Indess aus verschiedenen Bruchstücken des Schädels geht unzweifelhaft hervor, dass Gelocus weder geweih-
artige Auswüchse, noch Hörner auf den Stirnbeinen besass. Dieselben Bruchstücke haben gezeigt, dass die
eigentliche Hirnkapsel nicht so weit nach hinten verdrängt war, wie es bei den heutigen Wiederkäuern der
Fall ist, sondern eine mehr normale Stellung einnahm, in der Weise, dass der vordere Orbitalrand sich
genau dem ersten Molar (m 1 ) gegenüber befand, während bei dem grössten Theil der recenten Wiederkäuer
die Hirnkapsel, in Folge der starken Entwickelung des Gesichtstheils, so weit nach hinten verschoben er-
scheint, dass der vordere Orbitalrand dem letzten Molar gegenüber, oder selbst hinter diesen zu stehen
kommt. Der Schädel hatte eine gewisse Aehnlichkeit mit dem unserer heutigen Traguliden, mit denen Ge-
locus überhaupt viele gemeinsame Merkmale besitzt.
Zaririsy stem.
Es ist bekannt, wie gross die Einförmigkeit des Zahnbaues in der ganzen Gruppe der Wiederkäuer
ist, und in dieser Hinsieht zeigt sich denn auch, dass schon dieser erste Vertreter der ganzen Gruppe mit
einem Zahnsystem verseilen war, welches sehr wenig von dem der Ruminanten, und zwar besonders der
Traguliden sich unterscheidet. Dieser Umstand kann nicht überraschen, denn manche der kleineren eocänen
Hyopotamiden, sowie die Dichodonten zeigen in ihrem Zahnbau eine grosse Aehnlichkeit mit den Wieder-
käuern. Eine nähere Berücksichtigim"' der Zähne wird uns aber auch manche Eigenthümlichkeiteu zeigen.
Oberkiefer.
(Taf. 21, Fig. 3, 4.)
Im Oberkiefer finden wir nur sechs Zähne, drei Molaren und drei Praemolaren, anstatt der typischen
Zahl sieben, welche wir bei allen älteren Paarhufern kennen; somit stellt sich auch diese Verminderung in
der Zahl der Zähne als eine Annäherung an die miocänen und heutigen Wiederkäuer heraus, bei denen
wir nie mehr als sechs Zähne im Oberkiefer antreffen.
20*
— 148 —
Die Gestalt der oberen Molaren (Taf. 21, Fig. 3, 4, m 1 — m 3 ) erinnert lebhaft an die Molaren der
Traguliden. Jeder Molar besteht aus vier Loben, von denen die zwei äusseren, mehr geraden die Aussen-
wand bilden, während die zwei inneren, halbmondförmig gebogenen die Innenhälfte des Zahnes zusammen-
setzen. Jeder von den äusseren Loben besitzt an der Aussenseite eine dachförmige Firste, welche auf dem
Vorderlobus viel ' stärker ausgeprägt erscheint als auf dem hinteren. Auf der Innenseite zeigen die Molaren
an ihrer Basis einen Schmelzkragen, den wir bei den heutigen Traguliden nicht mehr wahrnehmen, der aber
noch bei Hyaemoschus aquaticus existirt. Die Aussenwand besitzt ausserdem drei accessorische kleine Basal-
zipfel, von denen der mittlere am stärksten ist. Alle drei oberen Molaren sind untereinander vollkommen
identisch, nur nimmt ihre Grösse von vorne nach hinten zu (Fig. 3, 4 m 1 — m 3 ).
Vor den ächten Molaren stehen im Oberkiefer drei Praemolaren (Fig. 3, 4, p 1 , p 2 , p 3 ); der vierte
vorderste Praemolar (p 4 ), der selbst bei den ältesten Typen keinen Vorläufer hat, ist bei Gelocus schon ver-
schwunden (was wiederum eine Annäherung an die heutigen Wiederkäuer ist, bei denen dieser p 4 nie vor-
kommt). Von den drei vorhandenen hat der hinterste, p 1 , die typische Form dieses Praemolars bei allen
Paarhufern, er besteht nur aus zwei Loben und ist der kürzeste Zahn des Oberkiefers; der Form nach kann
man ihn sehr gut mit einer etwas vergrösserten Hälfte eines ächten Molaren vergleichen. Der weiter nach
vorne folgende, vorletzte Praemolar (p 2 ), ist etwas länger als p 1 , stellt aber eine bedeutende Vereinfachung
in der Form dar." Seine Aussenwand besteht aus einer mittleren schneidenden Zacke mit einem Talon vorne
und hinten. Anstatt des vollen inneren Halbmondes von p 1 sieht man nur einen inneren Anhang. Der
vorderste Praemolar (Fig. 3, 4, p 3 ) zeigt eine weitere Vereinfachung; wir sehen an ihm nur die Aussen-
wand, von derselben Form wie bei p 2 , nur fehlt der innere Anhang vollständig; man bemerkt an dessen
Stelle kaum eine Verdickung des Schmelzbeleges.
Die Veränderung der Form der zwei vorderen Praemolaren (p 2 und p 3 ) bei den Paarhufern zeigt
uns sehr interessante Verhältnisse, wenn wir dieselben durch die ganze Reihe der Formen verfolgen, welche
im Obereocän beginnt und mit unseren recenten Wiederkäuern endet. Als eine allgemeine Erscheinung
finden wir, dass die beiden Praemolaren (p 2 , p 3 ) bei den älteren Gattungen eine scharfe, schneidige Gestalt
haben, welche sich immer mehr complicirt, je mehr wir uns der Gegenwart nähern und die nach und nach
die herrschende Form der Jetztzeit annimmt. Selbst bei den recenten Wiederkäuern kann man diese Diffe-
renz der Praemolaren gut verfolgen. So ist bei allen Cerviden, welche die ältere Gruppe der Wiederkäuer
bilden, diese schneidige Form theil weise nocli erhalten, obwohl die beiden Praemolaren (p 2 , p 3 ) schon be-
deutend complicirt erscheinen; bei der neueren Gruppe aber, den Hohlhörnern (Antilopina, Bovina, Ovina)
verlieren die beiden vorderen Praemolaren gänzlich ihre schneidige Form und werden beinahe so complicirt
wie der hinterste Praemolar p 1 . Doch hat sich diese scharfe Form der beiden oberen Praemolaren noch
bei solchen Gruppen erhalten, welche als alte, aussterbende Genera inmitten einer veränderten Welt stehen,
nämlich bei den Traguliden und bei Hyaemoschus. Bei diesen sind die beiden Praemolaren p 2 und p 3
scharf und schneidig, und stehen in dieser Hinsicht dem Gelocus nicht nach.
Unterkiefer.
(Taf. 21, Fig. 1, 2.)
Die Untersuchung des Unterkiefers weisst gewissermassen e ine grossere Verwandtschaft mit den
ausgestorbenen Paarhufern auf, weil hier die typische Zahl der Zähne bewahrt ist, — nämlich drei Mo-
laren und vier Praemolaren, - - die man bei den eocänen Paarhufern überall findet. Nicht nur nach
— 149 —
Zahl, sondern auch nach der Form zeigen die Zähne des Unterkiefers eine grössere Verwandtschaft mit der
Familie der Hyopotamiden als die Zähne des Oberkiefers. Fast bei allen L ) eocänen selenodonten Paarhufern
bestehen die oberen Molaren aus fünf Halbmonden oder Loben, welche derartig geordnet sind, dass drei
Loben die vordere, zwei die hintere Hälfte der Zahnkrone einnehmen 2 ), wodurch die characteristische fünflobige
Gestalt der oberen Molaren zu Stande kommt. Mit der Annäherung an die neueren Formen aber verlieren
die oberen Molaren ihre fünflobige Gestalt in Folge eines Zusammenschmelzens der beiden inneren und
vorderen Loben untereinander, so dass der fünflobige Zahn ganz allmälig in einen vieriobigen übergeht.
Diese vieriobige Form ist, wie wir gesehen haben, auch dem Gelocus eigen, sie wird durch ihn auf alle
Wiederkäuer vererbt, erhält sich bei ihnen mit ungemeiner Zähigkeit trotz der verschiedenen Körpergestalten,
welche wir in dieser Familie antreffen, und variirt nur in Einzelheiten, ohne jedoch die Grundform je ein-
zubüssen. — Aus diesem Grunde können wir, was die Molaren betrifft, den Unterschied zwischen eocänen
(theil weise auch miocänen) und recenten selenodonten Paarhufern kurz so angeben, dass die ersteren immer
fünflobige, die letzteren vieriobige obere Molaren haben.
Alles dies gilt nur für den Oberkiefer. In der Bezahnung des Unterkiefers aber sehen wir keine
so auffallende Differenz zwischen den eocänen und den recenten Paarhufern; der Bau der Unterkieferzähne
ist überhaupt viel einfacher und nimmt schon in einer sehr entfernten Periode die vieriobige Grundform an,
welche bis heutzutage für sie characteristisch ist. In der That finden wir schon bei den kleinen Hyopo-
tamen aus dem unteren Eocän von Mauremont 3 ) und Egerkingen dieselbe Grundgestalt der unteren
Molaren wie bei den recenten Wiederkäuern, nämlich: zwei gerade Loben, welche die Innenwand bilden,
zu denen sich zwei halbmondförmig geboo-ene Loben der Aussen wand gesellen, wie man es auch in der
Taf. 21, Fig. 1, 2 m 1 — m 3 sehen kann. Von der eocänen Zeit her hat sich diese typische Gestalt der unteren
Molaren nicht wesentlich verändert, es treten nur secundäre Modificationen allmälig ein; so besteht z. B. im
Anfange bei eocänen Genera die Aussenwand der oberen, wie die Innenwand der unteren Molaren aus zwei
getrennten und nach oben in zwei Zacken auslaufenden Loben, welche nach und nach bei geologisch neueren
Gattungen der Bovina, Ovina, Antilopina mit einander verschmelzen und eine gemeinschaftliche ununter-
brochene Wand bilden; der Körper des Zahnes verlängert sich, es verschwindet an ihm der Unterschied
zwischen Wurzel und Krone, und er nimmt die säulenförmige Gestalt an, welche wir bei den recenten Anti-
lopen, und noch mehr bei den Ochsen und Schaafen beobachten.
Die unteren Molaren des Gelocus besitzen ganz dieselbe allgemeine Grundform, wie es aus
Taf. 21, Fig. 1 m 1 — m 3 ersichtlich ist. Als Eigeuthümlichkeit verdient hervorgehoben zu werden, dass
die Zacken der Innenwand sehr niedrig und dick sind. An der Basis der äusseren Halbmonde (Fig. 2)
bemerkt man einen deutlichen Schmelzkragen, und da wo die beiden Halbmonde in der Mitte zusammen-
treffen eine ziemlich ansehnliche Warze (Fig. 2 m 1 — m 3 ).
Der letzte untere Molar besitzt, wie bei allen Paarhufern 4 ), einen besonderen Anhang oder Talon,
der beim Kauen den hinteren Lobus des o-eg-enüberstehenden oberen m 3 abschleift.
') Ausser Dichodon.
2 ) Ausser Dichobune und Cainotherium, bei denen die Anordnung eine inverse ist.
3 ) Pictet, Sur la faune siderolitique du Cant. de Vaud. Geneve 1868. Palaeontographica, Vol. XXII, Taf. VIII,
Fig. 45.
4 ) Ich habe nur eine einzige Ausnahme gefunden, nämlich bei dem Abyssinischen Neotragus Saltiana, wo m 3 keinen Talon
besitzt.
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Die unteren Praemolaren finden sich in der vollen Zahl (Taf. 21, Fig. 1, 2 p 1 — p 4 ). Dieselben
liefern oft bei der Einförmigkeit der Molaren in der ganzen Abtheilung der Selenodonten mit paarigen Zehen
mehr Unterscheidungsmerkmale, als die Molaren. — Der hinterste Praecular (p l ) ist der grösste und besteht aus
einer mittleren Zacke mit zwei Anhängen (Fig. 1, 2 p 1 ) einem vorderen mehr schneidigen und einem hinteren,
der durch eine nach Innen gerichtete Schmelzfalte complicirt wird. Neben dem Hauptzacken befindet sich
auf dessen äusserer Seite noch ein kleinerer Nebenzacken, den man deutlich in der Fig. 1 (p 1 ) sehen kann.
Ich lenke die Aufmerksamkeit auf diesen accessorischen Zacken schon aus dem Grunde, weil dies eines der
Merkmale ist, welches den ausgestorbenen Gelocus näher an die typischen Wiederkäuer stellt, als dies bei
den heutigen Traguliden der Fall ist. Im Allgemeinen gehören schneidige, scharfe Praemolaren zu den
characteristischen Merkmalen ausgestorbener Genera der Paarhufer, und je mehr wir uns der Neuzeit nähern,
desto mehr compliciren sich die Praemolaren, und zwar geht diese Complication so weit, dass bei manchen
Antilopen und auch bei Cervus tarandus der hinterste untere Praemolar (p 1 ) fast dieselbe Complication er-
reicht wie ein ächter Molar. Bei der ältesten lebenden Gruppe der Wiederkäuer, den Traguliden, haben im
Gegentheil die Praemolaren ihre vollständig schneidige Gestalt behalten, und man bemerkt bei ihnen keine
Tendenz, sich an die anderen Wiederkäuer anzuschliessen, während bei Gelocus diese Tendenz in der
Complication der Praemolaren sich sehr deutlich ausspricht. — Wir werden später dasselbe in noch höherem
Grade im Bau der Extremitäten nachweisen.
Der vorletzte Praemolar (Fig. 1, 2 p 2 ) ist einfach, mit einem ungetheilten Mittelzacken, er besitzt aber
einen etwas verdeckten hinteren Talon und einem scharfen Anhang am vorderen Bande. Der vorletzte p 3 ist
noch einfacher, ganz scharf und etwas kleiner als der vorige. Der vorderste Praemolar p 4 endlich ist sehr
klein, beinahe stiftförmig und einwurzelig. Die Anwesenheit dieses p 4 ist höchst interessant, da er auf eine
Verwandtschaft mit anderen älteren Genera der Paarhufer hinweisst, bei denen man immer vier Praemolaren
beobachtet. Dieser vorderste Praemolar (p 4 ) hatte keinen Vorläufer in der Milchbezahnung, er kommt
ziemlich spät hervor, schon nachdem m 1 in Stellung ist, vielleicht gleichzeitig mit m 2 . Das Vorkommen
dieses p 4 kann man zuweilen auch bei lebenden Wiederkäuern beobachten. Herr Prof. Hensel zeigte mir
z. B. einen Schädel eines Pampas-Hirsches, bei dem ein solcher p 4 abnorm vorhanden war.
Die Milchzähne des Ober- uud Unterkiefers.
(Taf. 21, Fig. 5, 6, (B, d 2 .)
Was die Milchzähne betrifft, so stimmt Gelocus in dieser Hinsicht vollkommen mit dem, was wir
auch bei anderen selenodonten Paarhufern vorfinden, überein. Von den Milchzähnen des Oberkiefers hatte
ich nur die zwei hintersten (d 1 , d 2 ), welche zeigen, dass die allgemeine Regel, welche ich in meiner
Classification der Hufthiere 4 ) für alle Paarhufer hervorgehoben habe, auch auf den Gelocus passt. — Nach
dieser Regel nämlich ist bei allen Paarhufei'n der hinterste Mittelzahn (d 1 ) einem Molaren vollständig gleich,
während der vorletzte eine dreieckige Gestalt besitzt, wie es aus Fig 5, d 2 zu ersehen ist.
Fig. 6 stellt den rechten Unterkiefer eines jungen Individuums mit Milchzähnen dar. — Von den
Molaren ist nur der erste (m 1 ) im Gebrauche, die zwei anderen stecken noch im Kieferknochen und sind
in ihren Abdrücken erhalten. Der letzte Milchzahn d 1 hat seine gewöhnliche Form und besteht aus drei
Paar Loben, von denen die zwei hinteren Paare gänzlich einem vollen Molaren gleichen, während das
') Palaeontographica Vol. XXII, p. 235.
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vordere hinzugefügt erscheint. Diese sechslobige Form des letzten unteren Milchzahnes ist allen fossilen
und lebenden Paarhufern eigen, und Gelocus zeigt sie ebenso wie alle seine Verwandten. Man hat oft diesen
Zahn (dj) mit dem letzten Molar der zweiten Bezahnung (m 3 ) verglichen, doch darf dabei nicht vergessen
werden, dass bei m 3 der Anhang (Talon) sich hinten befindet, während er bei d 1 umgekehrt durch die zwei
vorderen Loben repräsentirt wird. Die Form dieses d 1 ist ungemein beständig, und selbst in dem einzigen
Falle, der Antilope Saltiana, bei welcher der Talon an m 3 fehlt, behält der hinterste Milchzahn d 1 seine ge-
wöhnliche sechslobige Gestalt.
Der vorletzte Milchzahn des Unterkiefers (Fig. 6 d 2 ) ist ebenfalls bedeutend complicirt im Vergleich
zu dem Ersatzzahn (p 2 ); das hintere Paar seiner Loben ist noch vollständig entwickelt, während die zwei
vorderen Paare sehr schmal sind und nach vorne schneidig werden. Eine solche Complicirung des Milch-
zahnes muss man als eine Art Versprechen betrachten, dass künftig auch die Ersatzzähne complieirter
werden, da die beginnende Complication sich immer erst an den Milchzähnen kund gibt, ehe sie auch die
Ersatzzähne ergreift. — Der vorletzte Milchzahn d 3 ist abgebrochen; gewöhnlich unterscheidet er sich wenig
von seinem Ersatzzahn p 3 . — Der vorderste Praemolar p 4 ist schon vollkommen entwickelt, er sieht aber am
Original so frisch und scharf aus, dass man vermuthen kann, er sei eben erst durchgebrochen. Unter allen
drei Milchzähnen konnte ich die Ersatzzähne im Kieferknochen biossiegen; dieselben sind jedoch nicht voll-
ständig entwickelt, indem nur ihre Spitzen, welche am frühesten verkalken, erhalten sind; die eigentliche
Krone und die Wurzeln waren wahrscheinlich noch im weichen Zustande und konnten der Fossilisation
nicht widerstehen.
Sehneide- und Eckzähne.
Der Schnautzentheil eines Schädels kann im fossilen Zustande nur unter äusserst günstigen Umständen
erhalten bleiben, desswegen gehören auch die Zwischenkieferknochen mit dem Ober-, sowie dem Vordertheile
des Unterkiefers mit den unteren Schneidezähnen zu den nicht häufig vorkommenden Resten. Dieser Mangel
ist in dem uns vorliegenden Falle besonders zu* bedauern, weil wir damit ausser Stand gesetzt sind, etwas
positives über die oberen Schneidezähne zu sagen, deren Mangel bei den recenten Wiederkäuern (mit Aus-
nahme der Tylopoden) eine so allgemeine Erscheinung für die ganze Familie ist. Aber obwohl die oberen
Zwischenkiefer fehlen, können wir dennoch, nach den in ziemlicher Zahl vorhandenen unteren Schneidezähnen,
an denen keine Spur einer Abreibung durch obere Schneidezähne zu bemerken ist, fast zweifellos schliessen,
dass die oberen Incisiven schon bei dem Gelocus verkümmert waren. Ihre beständige Abwesenheit, während
untere Schneidezähne ziemlich oft gefunden werden, liefert freilich nur den negativen Beweis, dass sie nicht ent-
wickelt waren. — Diese Vermuthung wird nebenbei noch dadurch bestätigt, dass auch die Traguliden, und
besonders Hyaemoschus, keine Schneidezähne im Oberkiefer besitzen. Bei welcher fossilen Form diese
Verkümmerung zu Stande gekommen ist, können wir nicht sagen, das Verschwinden ging sehr allmälig
vor sich, und musste bei irgend einer Zwischenform eintreten, welche den Gelocus mit seinen eocänen Vor-
läufern, den kleinen Hyapotamiden , verbindet. Im Gegensatz zu den Schneidezähnen sind die oberen
Eckzähne sehr stark entwickelt, und obwohl wir kein Stück besitzen, an dem man diese Zähne in situ sehen
könnte, so sind doch die vereinzelt mit anderen Resten des Gelocus gefundenen Exemplare dieser Zähne
deutlich genug, um sie nicht zu verkennen. Fig. 17 stellt einen derartigen (leider beschädigten) oberen
rechten Eckzahn des Gelocus dar, der an ähnliche Eckzähne der Traguliden, und besonders des Hyaemoschus,
erinnert. Wie man aus der Abbildung sehen kann, besteht ein solcher Zahn aus einer langen, breiten Wurzel
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und einer säbelförmigen Krone, welche nach hinten gerichtet ist, etwa wie bei dem noch lebenden Hyae-
moschus aquaticus.
Von den unteren Schneidezähnen habe ich in meiner Sammlung l ) nur zwei finden können, den
ersten (mitoyen i 1 ) und den äusseren; diese Zähne waren auch nicht in situ, sondern vereinzelt in einem
Stück Kalkstein gefunden. Der erste (linke) Schneidezahn (Fig. 15 i 1 ) hat eine stark ausgebreitete fächer-
förmige Krone mit ziemlich scharfer Schneide. Der äussere oder dritte (linke) Schneidezahn (Fig. 16 i 3 ) hat
eine sehr verdünnte, ausgezogene Form mit einer spitzen Krone, die wir auch bei manchen kleinen Anti-
lopen und beim Tragulus wiederfinden. Diese breite Form des ersten, sowie die Nadelspitzen-Gestalt des
Schneidezahnes sind Merkmale, welche der Gelocus mit unseren ächten Wiederkäuern theilt, während
bei mehreren älteren Wiederkäuer ähnlichen Paarhufern, z. B. bei Cainotherium, die ersten unteren
Schneidezähne rechteckig, die äusseren aber mehr abgerundet sind und mehr an die unteren Schneidezähne
der Suiden, als an die Schneidezähne der Wiederkäuer erinnern. Ueber den unteren Eckzahn besteht Un-
gewissheit; er war höchst wahrscheinlich einem Schneidezahne sehr ähnlich, so dass man ihn, vereinzelt ge-
funden, kaum erkennen möchte. Da ich keinen gut erhaltenen Vordertheil des Unterkiefers hatte, so kann
ich auch nicht bestimmen, ob der untere Eckzahn in einer ununterbrochenen Reihe mit den Schneidezähnen
gestanden hat oder von ihnen durch ein Diastema getrennt war. Das erste scheint mir wahrscheinlicher zu
sein. — Auf einem Fig. 7 abgebildeten Stück hat sich die Lücke zwischen dem letzten Praemolar (p 4 ) und
dem unteren Eckzahn erhalten, sowie die kleine Wurzel von diesem letzteren, aus der man schliessen kann,
dass der untere Eckzahn klein, und folglich auch wahrscheinlich den Schneidezähnen assimilirt war; dafür
spricht auch der Umstand, dass selbst bei einigen Hyopotomen mit grossen oberen Eckzähnen die unteren
Eckzähne ihren eigentlichen Character verloren haben und sich den Schneidezähnen anschliessen. 2 ) Die Vor-
läufer der Schneide- und Eckzähne in der Milchbezahnung sind unbekannt.
o
Krioclien des Skeletei-
Vordere Extremität.
Scsipula (Taf. 21, Fig. 12).
Das linke Schulterblatt (Fig. 12) hat die Gestalt eines Dreieckes, das durch die scharfe Spina sca-
pulae in zwei ungleiche Hälften getrennt ist; die vordere Hälfte (fossa supraspinata) wird durch die nach
vorn gedrückte Spina gegen die hintere (f. infraspinata) bedeutend verschmälert. Diese Verschmälerung der
fossae supraspinatae ist eine sehr verbreitete Erscheinung bei den älteren Typen. Bei Anoplotherium und
Dichobune z. B. liegt die Spina scapulae fast ganz in der Mitte des Schulterblattes, so dass beide fossae
') Vereinzelte Schneidezähne sind in den Sammlungen von Puy nicht selten ; manche kleine Sachen aber mussten nach meinen
eigenen Exemplaren gezeichnet werden, da meine Tafeln in München gemacht wurden und die besten Originalien nicht immer zu
haben waren.
2 ) Siehe Osteol. Hyopot. Philos. Trans. 187.3, PI. XXXIX, Fig. 33.
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fast einander gleich werden. Bei den meisten recenten Paarhufern geht diese Verschiebung der Spina
nach vorne so weit, dass die Fossa supraspinata ganz unbedeutend wird und nur einen engen Streifen am
vorderen Rande der Scapula einnimmt. — Bei dem Gelocus ist die Spina schon ziemlich weit nach vorne ge-
rückt; sie nimmt bei ihm die ganze Länge des Schulterblattes ein, fängt ziemlich abrupt an dessen hinterstem
Rande an, verläuft über die ganze Länge des Schulterblattes, immer höher werdend, und verlängert sich
nach vorne in einen langen Acromialfortsatz, der fast bis zu der Gelenkgrube der Scapula reicht. Diese
Gelenkgrube hat eine längliche Form und wird nach oben von dem Acromialfortsatz überragt, wie es in
Fig. 12 (unten) zu sehen ist.
Oberarm (Humerus), Fig. 10.
Der Oberarm von Gelocus besitzt etwas grössere Dimensionen als der entsprechende Knochen des
Tragulus Kanchil. Sein vorderer Theil, da wo das Tub. majus und minus sich befinden, ist unter hartem
Gestein verdeckt; der Gelenkkopf selbst bietet keine Eigenthümlichkeiten. — Der untere Gelenkkopf, den
wir in Fig. 10 von hinten, in Fig. 11 von vorne sehen, unterscheidet sich nur wenig von Tragulus, nämlich
dadurch, dass die erhabene Leiste, welche sich an der äusseren Hälfte der Rolle befindet und in eine ent-
sprechende Rinne des Radius passt, minder scharf und vorspringend ist, als bei den Traguliden. Ich hatte
schon einmal L ) Gelegenheit, die Reihe der Veränderungen hervorzuheben, welche die untere Rolle des Humerus
beim Uebergange von den älteren zu den neuen durchgemacht hat, wobei man besonders die Verschärfung
dieser Gelenkleiste, sowie ihre Verschiebung auf die äussere Hälfte der Rolle bemerkt. Der Humerus des
Gelocus stellt uns eine der letzten Uebergangsstufen von der runden medianen Rolle der Anoplotherien zu
der scharfen äusseren Leiste der heutigen Wiederkäuer dar. Die tiefe Grube über der Humerusrolle, in welche
das Olecranon hineinpasst, ist nicht durchbrochen, sondern besitzt einen dünnen knöchernen Boden.
Vorderarm (Cubitus und Radius), Taf. 21, Fig. 8.
Diese beiden Knochen besitze ich zusammen von demselben Individuum; sie liegen neben
einander auf einem Stück Kalkstein (Fig. 8); die Unterenden sind abgebrochen; um sie zu ersetzen
ist in Fig. 9 die untere Hälfte eines Radius derselben Seite, sowie dessen distale Fläche separat abge-
bildet. — Der Radius ist ein ziemlich flacher und verhältnissmässig grosser Knochen (relativ bedeutend
grösser als bei den Traguliden). Seine proximale Gelenkfläche für den Humerus (Fig. 8) hat eine beinahe
viereckige Form und besitzt an ihrer äusseren Hälfte eine nicht sehr tiefe, breite Furche, in welche die Leiste
der Distalrolle des Humerus (Fig. 11) passt; diese Furche ist bei weitem nicht so tief wie bei den heutigen
Wiederkäuern, bei denen die Furche so tief und eng wird, dass die humerale Leiste dahin wie ein Charnier
passt und nur verticale Bewegungen des Vorderarmes auf dem Humerus zulässt. Die vordere Hälfte des
Unterendes des Radius (Fig. 9) bietet sechs scharfe Leisten, an die sich starke Bänder ansetzten, um die
Sehnen der Extensoren auseinander zu halten; ähnliche Leisten sieht man am Radius des Hyaemoschus und
einiger Cerviden. Die distale Fläche des Radius, welche Fig. 9 (rechts) abgebildet ist, hat zwei geschweifte
schiefe Facetten, welche durch einen scharfen Kamm getrennt sind. Am inneren vorderen Rande des Radius
bemerkt man einen Vorsprung, der dem proc. styloideus entspricht. Die innere Gelenkfacette, welche
') Mem. de l'Acad. de St. Petersburg 1373. Sur l'Anchitherium p. 9.
Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV). 21
— 154 —
zwischen diesem Proc. styloideus und dem scharfen Kamm liegt, stützt sich auf das os scaphoideum carpi; der
scharfe Kamm passt in das Intervalle zwischen Scaphoideum und Lunare. Ausserhalb dieses Kammes findet
man bei den meisten fossilen Paarhufern, sowie bei recenten Suiden nur eine schiefe Facette, welche sich
auf das os semilunare carpi stützt und das os pyramidale nicht berührt, da dieses letztere durch das distale
Ende des Cubitus vollständig bedeckt wird; bei den recenten Wiederkäuern aber verbreitet sich in Folge
der Reduction des Cubitus und einer entspi'echenden Ausbreitung des Radius die distale Fläche dieses letzteren
weiter nach Aussen und stützt sich auch auf das ihr typisch fremde Pyramidale, indem sie die sehr ver-
kümmerte und dünne Ulna ganz auf den Aussenrand des Pyramidale hinwegschiebt. — Dieses Ausbreiten
<ler distalen Fläche des Radius ist auch bei Gelocus sichtbar, wie es aus Fig. 9 zu sehen ist, wo die (auf
der Abbildung) nach links liegende, etwas dunkler schattirte Facette, welche von der mittleren (für das
Lunare bestimmter) durch eine weiss gelassene Erhöhung getrennt ist, schon für das Pyramidale bestimmt
ist. Somit ist hier der Radius, der sich typisch nur auf die zwei inneren Knochen des Carpus (Scajthoideum
und Lunare) stützen muss, so weit ausgebreitet, dass er die Ulna nach aussen drängt, sich auf alle drei
Knochen der oberen Reihe des Carpus zu stützen anfängt und sich auf diese Weise einen Theil der Func-
tionen des Cubitus aneignet. Die relativ bedeutende Stärke des Radius bei Gelocus hängt freilich von der
grossen Reduction der Ulna ab, in deren Folge die ganze Last des Körpers, welche bei den älteren Paar-
hufern auf zwei Vorderarmknochen vertheilt war, jetzt auf einen einzigen — den Radius — übertragen ist,
der sich selbstverständlich auf Kosten des reducirten Cubitus vergrössern muss.
Nachdem wir die langen Knochen der vorderen Extremität kennen gelernt haben, müssten wir
eigentlich an die Beschreibung des Vorderfusses im engeren Sinne, des Carpus und Metacarpus schreiten,
es scheint mir aber zweckmässiger, erst die langen Knochen der hinteren Extremität zu beschreiben und
dann erst zu den eigentlichen Hand- und Fussknochen überzugehen.
Oberschenkel (Femur), Taf. 22, Fig. 27.
Das einzige vorliegende Exemplar des Oberschenkelknochens befindet sich auf einem Stück Kalk-
stein, zusammen mit einer Tibia und einer Patella. Das Stück ist nicht sonderlich gut erhalten, die Knochen
sind verdrückt und die Gelenkflächen haben beim Entfernen des ziemlich festen Kalksteines gelitten. Beide
Knochen sind Fig. 27 in natürlicher Grösse dargestellt. — Der Femur bietet keine besonderen Eigenthümlich-
keiten im Vergleich mit anderen Wiederkäuern: sein oberer Gelenkkopf ist ganz auf dem Körper des Knochens
angebracht, ohne von ihm durch ein Collum abgetrennt zu sein, was man auch bei den meisten der recenten
Wiederkäuern beobachtet, während im Gegentheil bei den älteren Paarhufern, z. B. den Hyopotamen und
selbst bei dem recenten Hippopotamus der Gelenkkopf des Femurs deutlich durch ein Collum femoris
abgetrennt wird, was auf eine grössere Freiheit der Seitenbewegungen hinweist, die bei den heutigen Rumi-
nanten sehr beschränkt sind. Die vorderen Leisten des Unterendes des Femurs, auf denen die Kniescheibe
auf ruht, scheinen ungefähr von gleicher Grösse beiderseits zu sein, während bei den recenten Wiederkäuern
die innere Leiste viel höher und dicker als die äussere ist. Der etwas mangelhafte Zustand der Knochen
erlaubte nicht zu sehen, ob auf der hinteren Seite des Unterendes sich eine Grube befindet, aus der bei den
meisten Ruminanten, auch bei Hippopotamus, der Muse, plantaris entspringt.
Die benachbarte Patella, welche sich nahezu in ihrer natürlichen Lage findet, zeigt schon die
längliche Form, welche sie bei allen Wiederkäuern besitzt, und unterscheidet sich durch diese Gestalt von
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der Kniescheibe anderer miocäner Vertreter derselben Familie (z. B. Anoplotherium, Anthracotherium), bei
denen sie eine sehr ausgebreitete kurze Gestalt hat.
Unterschenkel (Tibia), Taf. 22, Fig. 27—29.
Das Fig. 27 abgebildete linke Schienbein gehört sicherlich demselben Individuum an wie der neben-
liegende Oberschenkel, da sich in demselben Stück Kalkstein noch manche andere Knochen befanden, welche
sämmtlich nur von einem Individuum stammten. Dieser Umstand erlaubt uns eine genaue Vergleichung
der relativen Länge beider Knochen anzustellen. Als eine sehr allgemeine Erscheinung muss es be-
trachtet werden, dass bei allen alten Paarhufern mit unreducirtem Skelet, sowie auch bei dem lebenden
Hippopotamus, welches als ein vortreffliches Beispiel eines sehr alten Typus gelten kann, die Unterschenkel-
knochen immer etwas kürzer als der Femur sind. Wir sehen dieses Verhältniss bei den Anoplotherien,
vierzehigen Hvopotamen, Anthracotherien und Hippopotamen vorwalten, während bei den mehr recenten und
reducirten Genera (z. B. bei allen lebenden Wiederkäuern) die Tibia sich so bedeutend verlängert, dass sie
den Femur an Länge übertrifft, und da bei der adaptiven Keduction die Mittelfussknochen (Metacarpalia et
Metatarsalia) auch bedeutend in die Länge wachsen, so hängt die hohe Gestalt der meisten recenten Wieder-
käuer lediglich von der Verlängerung dieser beiden Segmente der Extremitäten ab, denn der Oberschenkel
nimmt fast keinen Antheil daran. Diese unverkennbare Tendenz, hohe, d. h. lange Extremitäten zu ent-
wickeln, bemerken wir auch bei Gelocus 1 ), bei dem, wie die Fig. 27 zeigt, die Tibia an Länge den Femur
schon übertrifft. — Die eigentliche Form der Knochen erleidet dabei keine Veränderungen, nur wird die
Crista anterior nicht so lang wie bei den alten Paarhufern (Anoplotherium, Anthracotherium), sondern ist,
wie bei unseren heutigen Ruminanten, auf den oberen Drittheil des Knochens beschränkt. Da die in Fig. 27
abgebildete Tibia an ihrer unteren Hälfte etwas beschädigt erscheint, so habe ich in Fig. 28 eine besser er-
haltene distale Hälfte einer ebenfalls linken Tibia abgebildet. Der dreieckige Durchschnitt, wie die Glätte
der Vorderfläche dieser Tibia machen sie einer Tibia der recenten Wiederkäuer sehr ähnlich, was noch durch
die Beschaffenheit der distalen Gelenkfläche erhöht wird, die in Fig. 28 abgebildet ist. Aus den beiden
Figuren kann man leicht sehen, dass die beiden Leisten für die obere Rolle des Astragalus ebenso tief sind
wie bei den heutigen Wiederkäuern, während der Malleolus internus weit nach hinten hervorspringt und
eine leichte Biegung nach innen macht, wodurch das Tibia-Tarsalgelenk ungemein fest wird und fast nur
in einer verticalen Fläche beweglich bleibt, mit Ausschluss aller Seitenbewegungen, welche auch wirklich
einem Thier mit so hohen und dünnen Beinen gefährlich werden könnten. Ausserhalb der beiden Leisten für
den Astragalus sieht man am Rande der distalen Fläche eine schmale längliche Facette mit einer Vertiefung
in der Mitte. Diese längliche Facette sagt uns deutlich, dass der Gelocus keine entwickelte Fibula besessen
hat, sondern nur ein distales Rudiment, das sich einerseits auf die distale Fläche der Tibia, anderseits
auf die Aussenwand des Proc. anterior calcanei stützte. Das Auffinden dieses Rudimentes (des osselet
peroneen der Franzosen), welches in Fig. 29 von der Innenseite dargestellt ist, hat diese Vermuthung be-
stätigt. Wir sehen in der Fig. 29, in der Mitte des oberen Randes, einen stiftförmigen Fortsatz, der in
eine entsprechende Vertiefung der distalen Fläche der Tibia passte, und eine bogenförmige Rinne an der
Stelle, wo dieses Rudiment an der Aussenseite der Astragalusrolle angepresst war.
') Im Gegentheil bleiben bei den Traguliden und bei Hyaenioschus die Extremitäten noch ziemlich kurz, was ihnen
eine niedrige, schweinsähnliche Gestalt gibt.
21*
15(5 —
Carpus, Taf. 22, Fig. 24, m, u.
Wir besitzen leider nicht alle Knochen des Carpus, aber aus denen, welche erhalten sind, kann man
mit ziemlicher Sicherheit den Schluss ziehen, dass die Zahl, sowie die Anordnung der Carpalknochen ziemlich
mit den recenten Wiederkäuern übereinstimmten; wenn uns in dieser Hinsicht irgend ein Zweifel bleibt,
so ist es bezüglich des innersten Carpalknochens, des Trapeziums, der bei den heutigen Ruminanten sich
nicht mehr findet, beim Gelocus aber vielleicht noch vorhanden war.
Von den Knochen der ersten Reihe habe ich erst nach Beendigung meiner Tafeln in einer Sendung
Knochen aus Puy, das Lunare und Pyramidale auffinden können, welche keine Eigenthümlichkeiten gegen-
über denselben Knochen der recenten kleinen Ruminanten (aber auch des Xiphodons) darstellen. Die zwei
übrigen Knochen, das Scaphoideum und Pisiforme, kenne ich nicht, wir haben aber keinen Grund anzu-
nehmen, dass sie besondere Knochen aufwiesen.
Von der zweiten Reihe der Carpalknochen sind alle drei erhalten, d. h. das Unci forme und das
Magno-trapezoideum, wobei das Trapezoideum schon mit dem os magnum verschmolzen erscheint, so dass
eigentlich, wie in der zweiten Reihe, blos zwei Knochen vorhanden sind. Wenn überhaupt ein Rudiment
des Trapeziums existirte, so müsste es gewiss sehr unbedeutend gewesen sein.
Das Trapezoideo-magnum (Taf. 22, Fig. 24, in) erinnert, wie man aus der Abbildung sieht,
vollständig an den Knochen anderer Wiederkäuer, es ist ein platter rechteckiger Knochen, auf dessen proxi-
maler Fläche sich zwei Facetten für das Scaphoideum und den inneren Theil des Lunare befinden,
während die distale Fläche auf dem verdickten Oberrande des dritten Metacarpale ruht. — Der Gelocus ist,
so viel bis jetzt bekannt, die älteste Form, bei der diese beiden Carpalien (das Magnum und Trapezoideum)
mit einander verwachsen sind, später wird dies Merkmal allgemein für alle Wiederkäuer, mit Ausnahme
der Tylopoden, welche wahrscheinlich eine ganz selbstständige Abzweigung der Paarhufer bilden, deren
Abstammung noch vollständig im Dunkel liegt.
Das Unciforme (Fig. 24, u) ist vielleicht relativ etwas höher als bei Tragulus, obwohl seine Ge-
stalt ganz dieselbe ist. Seine proximale Fläche bietet zwei Facetten, eine innere für das Lunare und eine
grössere äussere für das Pyramidale. — Die distale Fläche des Unciforme zeigt bei Gelocus die Eigen-
thümlichkeit, dass dessen unterer innerer Rand eine schiefe Facette trägt, mit welcher der obei*e innere Rand
des dritten Metacarpale articulirt (Fig. 24, III, n).
Metacarpalia, Taf. 22, Fig. 24-2(3', III, IV.
Die Mittelfussknochen bilden den interessantesten Skelettheil des Gelocus und tragen am meisten
dazu bei, die intermediäre Stellung dieser Form zwischen den alten Paarhufern und den heutigen Wieder-
käuern zu bestätigen. — Werfen wir einen Blick auf den Metacarpus, so werden wir sehen, dass er blos
aus zwei stark entwickelten Knochen besteht, welcher den III & IV Zehen entsprechen, während die zwei
Seitenzehen (II & V) vollständig reducirt sind und blos als dünne Zipfelknochen am oberen und unteren
Ende der Metacarpalien angeheftet sind. Diese zwei Mittelknochen, wie aus den Fig. 24 — 26 zu ersehen
ist, sind aber noch nicht mit einander verwachsen, obwohl der Mangel der Epiphysen beweist, dass sie von
einem bereits ausgewachsenen Individuum herrühren. Diese Selbstständigkeit der Metarcapalien bezeugt voll-
ständig- die sehr allgemeine Erscheinung, dass die Vorderfüsse nicht so schnell wie die Hinterextremitäten
— 157 —
redücirt werden, denn an diesen letzteren (Fig. 19) sind die beiden entsprechenden Metatarsalien schon mit
einander verschmolzen. Auch bei einigen recenten Formen begegnen wir einer ganz ähnlichen Erscheinung,
z. B. bei Hyaemoschus und bei Dicotyles, bei denen die mittleren Metacarpalien noch frei bleiben, während
die Metatarsalien schon zu einem Stück verschmolzen sind. Bei jungen Traguliden findet man, so lange die
Knochen noch epiphysirt sind, einen Metacarpus , welcher entschieden an den in Fig. 24 abgebildeten er-
innert, weil die beiden Mittelnietacarpalien bis dahin noch getrennt bleiben. Der Unterschied zwischen beiden
Formen besteht aber darin, dass während bei den Traguliden die Seitenmetacarpalien (und Tarsalien) in
Gestalt dünner Zipfelknochen in ihrer ganzen Länge persistiren, diese Seitenzehen bei Gelocus in Folge
einer noch stärkeren Reduction in der Mitte unterbrochen werden und die Entwickelung der Mittelzehen nicht
hemmen. Dieser Zustand der Seitenzehen deutet auch auf eine directe Verwandtschaft des Gelocus mit
den recenten Wiederkäuern, und weist ihm seine Stellung in ihrer Abstammungslinie auf, während die
Traguliden, in Folge ihrer persistirten Seitenzehen, als eine Seitenlinie angesehen werden müssen, welche noch
YOr dem Erscheinen des Gelocus von dem Hauptstamme sich abgetrennt hat.
Betrachten wir die beiden Metacarpalien, welche die Vorderextremität zusammensetzen, einzeln, so
bemerken wir an ihnen Folgendes:
Metacarpale III (Taf. 22, Fig. 24 — 26' III). Alle Exemplare dieses Knochens aus Puy liegen
nur in beschädigten Stücken vor, von denen das am besten erhaltene in Fig. 20 dargestellt ist. Glücklicher-
weise gelang es mir, in einer Sammlung Knochen aus den Phosphoriten Südfrankreichs, bei Hrn. Filhol jun.
in Paris, unter einigen Unterkiefer-Bruchstücken auch ein vollständig erhaltenes drittes Metacarpale des
Gelocus zu finden, das in Fig. 24 von vorne, Fig. 25 von der Innenseite dargestellt ist. Wie man aus
diesen Abbildungen sehen kann, ist das dritte Metacarpale an seinem proximalen Ende bedeutend erweitert,
und besitzt dort eine sehr breite Articulationsfläche, welche auf die beiden untereinander verschmolzenen
Carpalknochen os magnum und Trapezoideum sich stützt. Der obere ulnare Rand des Metacarpale III tritt
etwas nach aussen hervor und articulirt noch mit dem Unciforme (Fig. 24, u — III), eine Articulalition,
welche ungemein bezeichnend und für alle lebenden wie ausgestorbenen Ungulaten characteristisch ist. Diese
Articulation des dritten Metacarpale mit dem Unciforme verliert sich nach und nach bei Verschmelzung der
beiden mittleren Metacarpalia untereinander, so dass man bei den recenten Wiederkäuern sehr wenig von ihr
sieht, obwohl auch bei ihnen eine Spur dieses typischen Merkmales zu bemerken ist, wenigstens kann man
immer an der distalen Fläche des sogenannten „canon" eines Wiederkäuers sehen, dass die Hälfte, welche dem
os magno-trapezoideum entspricht, ein etwas höheres Niveau einnimmt. Die Diaphyse des Metacarpale III
wird schmäler in der Mitte und breitet sich am unteren Gelenkkopf wieder etwas aus. — Betrachten wir
diesen unteren Gelenkkopf etwas näher, so bemerken wir, dass er von vorne vollständig glatt erscheint, und
dass die scharfe mediane Leiste, welche in eine entsprechende Furche der unteren Phalange eingreift, voll-
ständig auf die palmare Fläche des Gelenkkopfes beschränkt bleibt, während bei allen recenten Wiederkäuern
(ausser Hyaemoschus und Tragulus) diese scharfe mediane Leiste den ganzen Gelenkkopf umgibt und
in eine entsprechende, durch die ganze Breite der distalen Fläche der ersten Phalangen gehende Furche ein-
greift. In dieser Hinsicht steht der Gelocus seinen eocänen Vorläufern viel näher, als den recenten Paar-
hufern, bei denen mit der bedeutenden Reduction des Mittelfusses auch die Gelenkleisten grösser geworden
sind, wodurch eine festere Articulation mit den Phalangen hergestellt war. Ich hatte Gelegenheit, darauf
aufmerksam zu machen, dass nicht nur die Wiederkäuer, sondern auch die Suiden, und selbst die Unpaar-
hufer, dieselbe Erscheinung bieten, und dass bei ihnen mit der Reduction der Extremität auch die Gelenk-
leiste der Mittelfussknochen nach vorne umbiegt und eine feste Articulation mit den ersten Phalangen
— 158 —
sichert. ') Bei Gelocus ist dieses Merkmal noch nicht entwickelt, da auch die Metacarpalien unverschmolzen
erscheinen; bei der vollständigen Verwachsung der beiden Knochen aber, wie bei den Amphitraguliden, wird
auch die Gelenkleiste wie bei allen Wiederkäuern gestaltet.
Metacarpale IV (Fig. 24, 26, IV). Von dem vierten Metacarpale gilt dasselbe, was ich schon
von dem dritten gesagt habe, der einzige wichtige Unterschied zwischen beiden besteht in der Gestalt der
proximalen Gelenkfläche. Wir sehen diese letztere in natürlicher Grösse Fig. 26, IV und vergrössert Fig. 26',
IV. Schon aus der Abbildung kann man deutlich sehen, dass das proximale Ende des vierten Metacarpale
nicht so bedeutend erweitert erscheint als das dritte, auch steht dasselbe nicht mit diesem letzteren in einem
Niveau, sondern etwas niedriger, indem der obere ulnare Rand des dritten Metacarpale etwas über den
vierten hervorspringt, um mit dem Unciforme zu articuliren. — Die beiden Knochen sind in ihrer natür-
lichen Lage auf einem Stück Kalkstein in Fig. 26 dargestellt. — Dieses Verhältniss zwischen dem dritten
und vierten Metacarpale persistirt bis zu einem gewissen Grade auch bei den heutigen Wiederkäuern.
Die Metacarpalien der Seitenzehen sind noch nicht in ihrer natürlichen Lage in situ gefunden
worden, kommen aber vereinzelt in demselben Kalkstein vor, der die anderen Knochen enthält; die unteren
Griflfelbeine haben einen kleinen Gelenkknopf für eine kleine Afterzehe.
Tarsus, Tat 22, Fig. 19—23.
Durch einen glücklichen Zufall sind die Knochen der Hinterextremität viel reichlicher als die der
vorderen vorhanden, wodurch mir die Möglichkeit gegeben wurde, den Hinterfuss vollständig zu restauriren.
Caloaneus und Astrajjalus bieten keine Eierenthümlichkeiten dar und gleichen vollständig; den
entsprechenden Knochen heutiger kleiner Wiederkäuer, — vielleicht ist nur die Breite des Astragalus im
Verhältniss zu seiner Höhe etwas grösser als bei den recenten Formen.
Das os naviculare (scaphoideum) ist schon vollständig mit dem Cuboideum verwachsen und bildet
das bekannte Scaphocuboideum der Wiederkäuer. Wir sehen diesen doppelten Knochen in Fig. 19 von
vorne, Fig. 20 von Aussen, Fig. 21 von Hinten und Fig. 22, 23 von Innen und Unten. — Gelocus ist die
älteste Form, bei der dieses Zusammenfliessen beider Knochen, welches später so constant bei allen Wieder-
käuern wird, zum ersten Mal auftritt' 2 ). In der Fig. 20 kann man sehen, wie das Cuboideum auf die ganze
Vorderfläche des vierten Metatarsale zu liegen kommt, während sein hinterer schnabelförmiger Fortsatz mit
dem hinteren Fortsatz des Metatarsale articulirt. Zwischen dem vorderen breiten Theil des IV. Metat. und
seinem hinteren Fortsatz befindet sich eine tiefe Rinne, welche man Fig. 20 (von oben Fig. 18) sehen
kann; diese Rinne ist für das rudinentäre fünfte Metatarsale bestimmt; das Rudiment selbst konnte ich nicht
auffinden, die Spur am Mittelfussknochen aber, welche es hinterlassen hat, ist ein deutlicher Beweis, dass es
vorhanden war. Bei den heutigen Wiederkäuern, bei denen sich noch Rudimente der Seitenzehen am Vorder-
fuss und selbst das Griffelbein, das dem zweiten Metatarsale entspricht, erhalten haben, findet man niemals
ein Griffelbein des V. Metatarsale, dieses verschwindet vor allen anderen.
Cuneiforme III m et II m , Fig. 19, 23 c 3 . Die beiden Cuneiformen sind auch verschmolzen und
bilden den bekannten platten Knochen, den wir auch bei allen recenten Paarhufern im Tarsus finden. —
') Philosoph. Trans. 1873.
2 ) Bei Cainotheriura sind beide Knochen noch unverwachsen; in den oberen eocänen Schichten von Apt dagegen kommen
solche verwachsene Scaphoidei vor, für welche Pomel ein besonderes Genus Hyaegulus aufgestellt hat.
— 159 —
Im typischen Skelet der älteren Paarhufer ist ein jeder der beiden Knochen dazu bestimmt, je ein Metatar-
sale zu tragen, das Cuneiforme tertium trägt das dritte, das Cun. secundum das zweite Metatarsale.
Je mehr sicli aber das dritte Metat. vergrössert, desto mehr wird das zweite reducirt, am Ende begnügt sich
das dritte Metat. nicht mehr mit seinem typischen Cuneiforme III, sondern sucht sich eine festere Stütze zu
verschaffen und breitet sich erst auf einen Theil, später auch auf das ganze Cuneiforme secundum aus.
Wenn auf diese Weise das vergrösserte dritte Metatarsale beide Tarsalknochen für sich allein eingenommen
hat, dann verschmelzen die beiden Cuneiformen, da ihre Rolle nun eine ganz andere wird, und sie beide jetzt
nicht mehr als Stütze für zwei verschiedene, sondern nur für einen Metatarsalknochen — nämlich das Me-
tatarsale III — dienen; das verkümmerte zweite Metatarsale wird dabei vollständig auf die Seite gedrängt,
wie man es Fig. 22 bemerkt, in der man oben die beiden verschmolzenen Cuneif. 3 & 2 sieht, welche genau
auf die vergrösserte proximale Fläche des dritten Metatarsale passen (der etwas nach hinten abfallende,
in der Zeichnung weiss gelassene Theil der Proximalfläche ist eben die Ausbreitung des dritten Metatarsale,
welche dem Cuneif. secundum entspricht), während das verkümmerte Metatarsale als Griffelbein ganz nach
hinten verdrängt wird und wahrscheinlich mit dem Cuneif. I articulirte.
Das Cuneiforme I war selbstständig, wie beiden meisten recenten Wiederkäuern !), und diente zur
Stütze des Griflfelbeins des zweiten. Metatarsale, ausserdem articulirt dieses Cuneiforme primum noch mit
dem unteren Fortsätze des Metatarsale III, welches man in Fig. 18, 22 hinter dem zweiten Griffelbein sieht.
Ich habe diesen Knochen erst nach Beendigung meiner Tafeln erhalten; es ist ein kleiner Knochen von 3 bis
4 Cubikmillimeter, der unmittelbar hinter das Cun. 3 3 in der Fig. 22 zu stehen kommt.
Metatarsus (Taf. 22, Fig. 18—22, III— IV).
Die beiden Mittelmetatarsalien sind bei erwachsenen Induviduen schon vollkommen mit einander
verwachsen, obwohl die Spuren dieser Verwachsung das ganze Leben hindurch zu sehen sind, weil die
beiden Knochen doch ihre vollständige Form behalten und die Verschmelzung bei weitem nicht so vollständig
ist wie bei den recenten Wiederkäuern, bei denen die beiden Knochen förmlich zusammenfliessen, was bei
Gelocus, wie Fig. 19 zeigt, noch nicht der Fall war. Der Gelocus ist die älteste bis jetzt bekannte Form
der Paarhufer mit verwachsenen Metatarsalien, welche den eharacteristischen „Canon" bilden, der in unserer
Zeit allen Wiederkäuern 2 ) eigen ist.
TV erfen wir einen Blick auf die proximale Fläche der beiden verwachsenen Mittelfussknochen Fig. 18,
so bemerken wir noch ganz deutlich, dass wir es hier mit zwei Knochen zu thun haben. Auf der radialen
oder inneren Seite dieser Fläche (Fig. 18) befindet sich vorne eine ovale Facette, welche für die beiden
verschmolzenen Cuneiformen bestimmt ist (Fig. 18, III), hinter ihr liegt ein grosser Ausschnitt, in welchen
das Rudiment des zweiten Metatarsale passt (Fig. 18, II), während auf die ganz hinten befindliche Fläche
des grossen hinteren Fortsatzes des dritten Metat. sich das Cuneiforme primum stützte.
Man kann alle diese Elemente auch auf der entsprechenden radialen Hälfte des Metatarsus der recenten
Wiederkäuer wiedererkennen, nur sind sie dort mehr verdeckt und treten nicht so deutlich hervor. — Die-
selbe Gelenkfläche des dritten Metatarsale ist auch in Fig. 22 von der Seite zu sehen; indem man diese
letztere mit Fig. 18 vergleicht, kann man sich ein vollkommenes Bild des Knochens entwerfen.
Die äussere Hälfte des Mittelfussknochens (Fig. 18, 19, IV) gehört dem vierten Metatarsale, auf der
proximalen Fläche (Fig. 18, IV) bemerkt man eine grosse vordere Facette, welche für das Cuboideum be-
1 ) Mit Ausnahme des Camelopardalis, bei denen alle drei Cuneiformia mit einander verwachsen sind.
2 ) Nur Hyaemoschus hat noch keinen „ Canon" am Vorderfusse.
— 160 —
stimmt ist, der hintere Fortsatz bietet ausserdem eine schmale und schief nach aussen abfallende Facette für
eine entsprechende Facette des hinteren Fortsatzes des Cuboideum (Fig. 20). In einem Ausschnitt zwischen
diesen beiden befindet sich das Rudiment des fünften Metatarsale, von dem die Rinne herrührt, welche wir
in Fig. 20 sehen.
Der hintere Mittelfussknochen „canon" ist bedeutend länger als die vorderen, auch verschmälert er
sich in Folge der Verwachsung viel mehr in der Mitte, obwohl noch nicht in solchem Grade wie bei den
recenten Wiederkäuern. Längs der ganzen Vorderfläche dieses hinteren Mittelfussknochens zieht sich eine tiefe
Rinne, welche die beiden verwachsenen Knochen trennt (Fig. 19). Die beiden unteren Gelenkköpfe unter-
scheiden sich von den entsprechenden Gelenken anderer Wiederkäuer dadurch, dass sie vorne vollkommen
glatt sind, weil die Gelenkrolle blos auf die palmare Seite des Gelenkkopfes beschränkt bleibt. Die Gestalt
dieses unteren Gelenkkopfes des Metatarsus ist von der, welche wir am Metacarpus gesehen haben, etwas
verschieden, sie ist wie aufgequollen, und die Gelenkrolle für die Phalangen ist auch grösser und mehr nach
vorne verlängert als es bei den Metacarpalien der Fall ist. Die Hinterextremität erscheint immer mehr
reducirt als die vordere, und diese Gelenkrolle ist so zu sagen ein anfängliches Merkmal, das in der kräftigen
Generation wirklich zu Stande kommt, indem die Gelenkrolle bei den Amphitraguliden im Untermiocaen voll-
ständig in den ganzen Gelenkkopf übergeht.
Ausser den zwei mittleren verwachsenen Metatarsalien (III & IV) finden wir bei Gelocus noch
Rudimente der beiden seitlichen (II & V), welche als dünne Griffelbeine beiderseits am proximalen Ende
befestigt sind. Ein solches Rudiment des zweiten Metatarsale sehen wir in Fig. 22, wo es mit dem
dritten verwachsen ist und oben mit dem Cuneiforme I articulirt. Das Rudiment des äusseren oder fünften
Metatarsale ist nicht erhalten, obwohl seine Existenz durch eine tiefe Rinne bezeugt wird, welche dieser
Griffelknochen an der äusseren Seite des Canon (Fig. 20) zurückgelassen hat; dieses Rudiment besass auch
eine ganz kleine Gelenkfacette am Cuboideum.
Phalangen, Taf. 22, Fig. 19.
Die ersten Phalangen des Gelocus habeu ungefähr dieselbe Gestalt wie bei den recenten kleinen
Wiederkäuern, bieten aber ein wichtiges Merkmal, wodurch sie sich den älteren Paarhufern nähern. Die
proximale Fläche der ersten Phalangen nämlich, entsprechend der Beschaffenheit des Gelenkkopfes des
Mittelfusses, hat nicht, wie bei den recenten, eine Rinne, welche die ganze proximale Fläche durchschneidet,
sondern diese proximale Fläche ist concav und glatt, und ist nur an ihrem hinteren Rande mit einem Aus-
schnitt versehen, in welchem die kleine Gelenkrolle des Mittelfusses einpasst.
Die zweiten und die dritten Phalangen bieten nichts Bemerkenswerthes, sie sind im Allgemeinen wie
bei den Traguliden gebildet.
•) Siehe auch Memoires de l'Academie de St. Petersburg 1873. Sur l'Anchitherium, pag. 61.
Erklärung der Tafeln zu Gelocus Aymardi Kow.
Tafel XXI.
Fig. 1, 2. Unterkiefer- Ast mit sämmtlichen Backzähnen, 1 von oben, 2 von der Seite, m 1— 3 Molaren, p 1— 4
Prämolaren.
„ 3, 4. Oberkieferfragment mit allen Backzähnen, 3 von aussen, 4 von unten.
„ 5. Die beiden hinteren Milchzähne des Oberkiefers.
,, 6. Unterkieferfragment mit Milchzähnen, dem ersten Prämolar und dem ersten Molar.
„ 7. Unterkieferfragment mit theilweise erhaltenem Diastema.
„ 8. Gesteinsstück mit Ulna und Radius (Cubitus).
„ 9. Unteres Ende des Radius.
„ 10. Humerus.
„ 11. Unteres Ende des Humerus.
„ 12. Schulterblatt (Scapula).
„ 13. Erster Halswirbel (Atlas).
„ 14. Zweiter Halswirbel (Epistrophaeus).
„ 15, 16. Schneidezähne des Unterkiefers.
„ 17. Eckzahn.
Tafel XXII.
Fig. 18. Gelenkfläche zwischen. Tarsus und Metatarsus.
„ 19. Restaurirter Hinterfuss.
„ 20. Metatarsale HI und cuboscaphoideum von Aussen.
„ 21. Metatarsale III & IV und cuboscaphoideum von Hinten.
„ 22. Metatarsale III & II von Innen.
„ 23. Cuboscaphoideum (c) und cuneiforme III (c :! ) von Innen und Unten.
„ 24. Metacarpalia (III, IV), trapezoideo-magnum (m) und unciforme (u) von vorne, restaurirt.
„ 25. Metacarpalia III von der Seite.
„ 26. Metacarpalia III & IV.
„ 27. Gesteinsplatte mit femur, tibia und patella.
„ 28. Unteres Ende der tibia.
„ 29. Rudiment der fibula an der unteren Gelenkfläche der tibia.
Palaeontogrnpliica, N F. IV. 5. (XXIV.) . 22
Ueber
das kleine Anthracotheriuni aus der Braunkohle von Rott bei Bonn
von
Dr. phil. Oskar Boettger in Frankfurt a M.
Synonymie: Sus breviceps Troschel (Verh. d. naturhist. Ver. d. preuss. Rheinl. und Westph., Bnd. 16,
Bonn 1859, Corresp.-Blatt S. 49).
(Gen. nov.) brevirostris Troschel (ebenda, Bnd. 17, 1860, Sitz.-Ber. S. 86 und von Dechen's Geo-
gnostischer Führer in das Siebengebirge am Rhein, Bonn 1861, S. 323).
Anthracotheriuni sp. Kowalewsky (Monographie der Gattung Anthracotheriuni Cuv. in Dunker und
Zittel's Palaeontographica, Cassel 1873 und 1874, Bnd. XXII, Lief. 3 — 5).
Die erste Erwähnung von Resten schweineartiger Ungulaten in der mitteltertiären Braunkohle von
Rott im Siebengebirge geschieht in den Verhandlungen des naturhist. Ver. d. preuss. Rheinlande und West-
phalens, Bnd. 16, Bonn 1859, Corresp.-Blatt S. 49, wo Geh. Reg. Rath Prof. Dr. Troschel folgende
Notiz gibt:
„Ein ganz neuer Fund ist der Schädel eines Schweins, dessen Zähne und einzelne Kopfknochen
mit denen der Gattung Sus wol übereinstimmen; der hohe Kronfortsatz des Unterkiefers gleicht jedoch eher
einem Wiederkäuer. Die viel kürzere Schnauze rechtfertigt den Namen Sus breviceps. Herr Berg-Ref.
Blume hat dasselbe dem naturhistorischen Museum geschenkt."
Weiter gibt derselbe Autor, der mich auf diese Literaturnachweise freundlichst aufmerksam gemacht
hat, in derselben Zeitschrift, Bnd. 17, 1860, Sitz.-Ber. S. 86 folgende Mittheilung:
„Dann sprach Prof. Troschel über einen Fund in der Braunkohle von Rott, welchen das natur-
historische Museum der Güte des Hrn. Geh. Bergraths Burkart zu verdanken hat. Diese fossilen Reste
gehörten einem schweineähnlichen Thiere an, derselben Species, welche der Vortragende früher nach einem
andern Stücke als Sus brevirostris l ) bezeichnet hatte. Das vorliegende Stück ergänzt das frühere namentlich
Beruht auf Verwechslung. Der damalige Name, den wir auch für diese Reste beibehalten, hiess breviceps (vergl. oben).
22*
— 164 —
für die Kenntniss der Zähne, von denen der 5te und 6te Backenzahn des Oberkiefers, sowie der 2te, 4te,
5te, 6te und 7te Backenzahn des Unterkiefers sehr deutlich vorliegen. Nach diesen Zähnen zu urtheilen,
gehört das Fossil nicht der Gattung Sus an, sondern möchte sich eher der Gattung Anthracotherium an-
nähern und zwischen beiden eine neue Gattung bilden."
Aehnliche Bemerkungen macht derselbe Autor in „von Dechen's Geognost. Führer in das Sieben-
gebirge am Rhein, Bonn 1861, S. 323" unter dem Titel Sus brevirostris Troschel. Es heisst da: „Der
Schädel eines schweineartigen Thieres ist in zwei Exemplaren bekannt geworden, die beide im Poppelsdorfer
Schloss aufbewahrt werden. Möglicherweise sind sie die Reste ein und desselben Individuums. Die Gestalt
des Schädels ist durchaus schweineähnlich, jedoch ist die Schnauze kürzer als bei dem lebenden Schweine.
Die Abdrücke der meisten Gesichts- und Schädelknochen sind noch wol zu unterscheiden. Von Zähnen
sind der obere Eckzahn und die sieben Zähne des Unterkiefers mit Ausnahme des dritten überliefert; vom
äusseren oberen Vorderzahn und vom unteren Eckzahn ist der Abdruck auf der Braunkohle sichtbar. Nach
den Zähnen zu urtheilen, gehört das Thier nicht der Gattung Sus an, sondern möchte sich eher der Gattimg
Anthracotherium annähern und zwischen beiden eine neue Gattung bilden."
Endlich spricht Kowalewsky in seinem epochemachenden Werke „Monographie der Gattung An-
thracotherium Cuv.", von dem leider erst drei Lieferungen (Lief. 3 und 4 von 1873 und Lief. 5 von 1874
im XXII. Band von Dunker und Zittel's Palaeontographica, Cassel, Verlag von Fischer) erschienen sind,
von dieser Art als eines ächten Anthracotherium an verschiedenen Stellen.
„So besitze ich", sagt er S. 290, „ausser den grossen Anthracotherien auch mehrere schöne Stücke
für die kleinere Spezies, nämlich die Hälfte eines vollständigen Kopfes mit voller Bezahnung aus der Braun-
kohle von Rott, sammt einigen Phalangen und den distalen Enden von zwei Mittelf ussknochen."
Und weiter S. 330: „In der Taf. XI, Fig. 50 habe ich die distalen Extremitäten der Metatarsalen
und die Phalangen des kleinsten mir bekannten Anthracotherium von Rott abgebildet, dessen Kopf auf
Taf. XII, Fig. 69 dargestellt ist. Die Grube, welche in den Originalen vorne, über der Gelenkfiäche, be-
merklich ist, lässt vermuthen, dass die abgebildeten Stücke zu dem Metatarsus und nicht zu dem Metacarpus
gehören. Die Form dieser Reste lässt sich ganz genügend aus der Zeichnung wahrnehmen; wir machen
den Leser auf die runde, wie aufgequollene Form dieser distalen Enden aufmerksam, wobei man gleich
bemerkt, dass der Seitenfinger bei dem kleinen Anthracotherium von Rott sehr stark entwickelt war; nicht
nur das Unterende des Seitenmetacarpale (Taf. XI, Fig. 50), sondern auch die der Phalange des Mittel-
fingers nur wenig nachstehende Phalange des Seitenfingers berechtigen uns vollkommen zu diesem Schluss."
Was Kowalewsky endlich S. 336 bis S. 346 über die Form der ihm von Rott bekannten Zähne
dieser Anthracotherium- Art sagt, werde ich mir erlauben, im Vergleich mit den von mir untersuchten Resten
im Verlauf dieser Mittheilungen später anzuführen.
Von Abbildungen liegen von dieser Spezies ausser den schon vorhin erwähnten Zeichnungen der
Metatarsalen und Phalangen und eines Schädelrestes bei Kowalewsky noch vor der Oberkiefer (ebenda,
Taf. XU, Fig. 68), der letzte und vorletzte untere Praemolar (ebenda, Fig. 70), die drei letzten unteren
Praemolaren von oben (ebenda, Fig. 74) und der dritte Schneidezahn des linken Unterkiefers (ebenda, Fig. 75).
Die schönen dieser meiner Arbeit zu Grunde liegenden Fossilreste, die die Angaben Kowalewsky's
noch erweitern und vervollständigen und insbesondere Kenntniss vom Milchgebiss dieser Spezies verschaffen,
sind erstens die von Troschel oben citirten, im Bonner naturhistorischen Museum aufbewahrten beiden
Stücke, die mir zu dieser Publikation mit dankenswerther Bereitwilligkeit von Hrn. Geh. Reg. Rath Prof.
Dr. Troschel anvertraut worden sind, und zweitens ein schönes Unterkieferfragment, sowie einige lose Zähne
— 165 —
des Unterkiefers, welche mir mein Bruder, Direktor Hugo Boettger auf Augustenhütte in Beuel bei Bonn,
zum Geschenk gemacht hat, und die sich jetzt in der palaeontologischen Sammlung der Senckenberg'schen
Naturforschenden Gesellschaft befinden.
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Anthracotherium breviceps Trosch. sp. Oberoligocäne Braunkohle von Rott bei Bonn.
(Sämmtliche Zeichnungen sind in natürlicher Grösse.)
, 1. Rechter Unterkiefer; a von aussen, 6 von oben, c von innen (Senckenberg'sches Museum in Frankfurt a/M.).
2. Linker m 3 des Unterkiefers; a von oben und b von vorn (ebendaselbst).
3. Linker m 2 des Unterkiefers; von hinten (ebenda).
4. Linker Oberkiefer, 2 Molaren und 2 Milchzähne; a von oben und b von aussen (Bonner Museum).
5. Linker d 3 des Oberkiefers; von aussen (ebendaselbst).
6. Milchzahn d 3 und Praemolar p^ des linken Unterkiefers; von innen, und b ersterer Zahn von oben (ebenda).
7. Eckzahn im rechten Oberkiefer des Milchgebisses; von aussen (ebenda).
Gehen wir jetzt auf die Beschreibung und Deutung der Stücke etwas näher ein.
Schädel I eines jungen, im Zahnwechsel begriffenen Thieres. Gesch. des Hrn. Berg.-Ref. Blume
an das Bonner naturhistorische Museum.
— 166 —
Leider ist dieser Schädelrest in hohem Grade zerdrückt und die Knochen sind, wie das bei den
verschiedensten Knochenresten der Rotter Papier kolile so häufig der Fall ist, im Laufe der Zeit heraus-
gebröckelt. Es ist deswegen jetzt weder möglich, die Formen der einzelnen Kopfknochen mit genügender
Sicherheit festzustellen, noch genaue Maasse derselben und der einstmals verhandenen Halswirbel zu geben,
und nur beiläufig sei bemerkt, dass die grösste überlieferte Länge des Schädels ungefähr 0,143 Mtr., die
grösste Breite etwa 0,073 Mtr. beträgt. Die Höhe des Unterkiefers dagegen betrug — mit ziemlicher Sicher-
heit an dem Abdruck des Kiefers gemessen — etwa in der Gegend des m 1 von dessen Basis an gerechnet
0,019 Mtr.
Von Zahnresten sind an diesem Schädel vorhanden im rechten Oberkiefer Spuren von muthmaasslich
m 2 , die Hälften von m 1 und d 1 und der leidlich erhaltene de; im linken Unterkiefer Abdruckspuren von m 2 ,
m 1 , d 1 und d 2 und die gut in situ erhaltenen d 3 und p 4 , sowie die etwas unsicheren Abdruckspuren zweier
di (oder i).
Von Maassen, welche an den Zähnen in situ mit Sicherheit von diesem Schädel I abgenommen
werden konnten, seien folgende hervorgehoben:
Länge von m 2 , m 1 und d 1 des Oberkiefers zusammen = 0,036 Mtr.
Länge von d :t und p 4 des Unterkiefers zusammen = 0,015 ,,
Diastem zwischen d 3 und p 4 des Unterkiefers = 0,0015 „
Ich muss diese Beste für das Gebiss eines eben im Zahnwechsel begriffenen Individuums halten, da
die genannten Dimensionen nur so mit den für diese Spezies bekannten Grössenmaassen gut übereinstimmen.
Die beiläufige Entfernung zwischen d 1 und der Spitze des de im Oberkiefer von 0,0315 Mtr., die auffallend
klein erscheint, erkläre ich mir durch eine in Folge von Gebirgsdruck bedingte Verschiebimg der vorderen
Oberkieferpartie.
Schädel II, ebenfalls von einem jungen, im Zahn Wechsel begriffenen Thier; wahrscheinlich, wie
auch schon Prof. Troschel (in von Deehens Geogn. Führer in das Siebengebirge, Bonn 1861, S. 323) an-
gedeutet hat, von demselben Individuum wie Best I. Gesch. des Hrn. Geh. Bergrath Burkart an das
Bonner naturhistorische Museum.
Auch dieser schöne Fossilrest ist leider in so hohem Grade zerdrückt und die einzelnen Schädel-
knochen sind so beschädigt und auseinandergeworfen, dass sich nichts sicheres mehr über Form und Maass-
verhältnisse derselben aussagen lässt. Die einzige Zahl, die sich einigermaassen zuverlässig geben lässt,
ist die Höhe des Unterkiefers, die in der Gegend von m 1 von dessen Basis an gerechnet etwa 0,02 Mtr.
betrug, was gut mit der bei Schädel I gefundenen Ziffer übereinstimmt.
Von Zahnresten sind an diesem Schädel in ununterbrochener Folge zu sehen im linken Oberkiefer
m 2 , m 1 , d 1 und d 2 und etwas entfernt davon und in anderer Lage ein Praemolar, den ich für d 3 zu halten
geneigt bin, und im linken Unterkiefer ebenfalls in situ m 2 und m 1 , der halbe d 1 und ein kleines Bruch-
stück von d 2 .
Von wichtigeren Maassen, welche an diesen Zahnreihen mit Sicherheit abgenommen werden konnten,
will ich die folgenden erwähnen:
Länge von m 2 , m 1 , d 1 und d' 2 im Oberkiefer zusammen = 0,046 Mtr.
Länge von m 2 , m 1 und d 1 im Oberkiefer zusammen = 0,0355 .,
Länge von m 2 und m 1 des Unterkiefers zusammen = 0,027 „
Rechter Unterkiefer III und Zähne des linken Unterkiefers. In der Sammlung der Senckenberg-
schen Naturforschenden Gesellschaft.
167 —
Ich habe diesen weiter unten beschriebenen, prachtvollen Kiefer noch feucht in der Kohle erhalten
und war so glücklich, durch vorsichtiges Eingypsen erst auf der einen, dann auf der andern Seite und
schliessliches Freilegen und Ausarbeiten von oben die ganze überhaupt vorhandene Zahnreihe in untadel-
hafter Schönheit aufzudecken. Die in dem einen oder anderen Zahn etwa vorhandenen Risse und ein kleiner
Theil des nicht mit Gyps umhüllten Kiefers wurde wiederholt mit Gummilösung getränkt.
Dieser Unterkiefer enthält in ununterbrochener Folge m 3 , m' 2 , m 1 , p l und p 2 und zeigte auch die
jetzt durch Gyps verdeckten beiden Höhlungen für die Wurzeln des sich unmittelbar nach vorn an-
schliessenden p 3 .
Von losen Zähnen ist aus dem linken Unterkiefer desselben Thieres m :i und die hintere Hälfte von
m 2 ebenfalls erhalten geblieben.
Was nun die Maasse anlangt, welche mit Sicherheit von diesen Unterkieferresten gegeben werden
können, so sind dies:
Länge von m 3 , m 2 , m 1 , p 1 und p 2 zusammen = 0,0685 Mtr.
Länge von m 2 und m 1 zusammen = 0,026 „ ,
Zahlen, welche wie auch die unter Schädel I und II bereits angegebenen Ziffern fast genau mit den in den
Zeichnungen Kowalewsky's niedergelegten Maassverhältnissen übereinstimmen.
Gehen wir nun auf die Beschreibung der einzelnen Zähne unter Bezugnahme auf die Angaben
Kowalewsky's (Palaeontographica, Bnd. XXII, S. 336 — S. 346) näher ein, so muss ich vorausschicken,
dass die endgiltige Bezahnung von Anthracotherium nach Kowalewsky's Untersuchungen folgende Formel
aufzuweisen hat:
m 3 m 2 m 1 p 1 p 2 p 3 — p 4 — c — i' 1 i 2 i 1
m 3 m 2 m 1 p 1 p 2 ( — ) p 3 — p 4 ( — ) c ( — ) i 3 i 2 i 1 ,
bei welcher die Bindestriche - - die Diastemata, welche bei allen Arten von Anthracotherium vorhanden
sind, und die Zeichen ( — ) die mitunter vorhandenen, mitunter fehlenden Diastemata andeuten sollen.
Von diesen Zähnen stehen mir nun zur Untersuchung m 2 und m 1 des Oberkiefers und m 3 , m 2 , m 1 ,
p l , p 2 und p 4 des Unterkiefers, dann die Milchzähne d 1 , d 2 und warhrscheinlich auch d 3 , sowie de des
Oberkiefers und d 3 des Unterkiefers in wolerhaltenen Exemplaren zur Verfügung.
Molaren des Oberkiefers. Dieselben bestehen, wie Kowalewsky eingehend erörtert, aus vier grossen
Hauptpyramiden und aus einer kleineren mehr zusammengedrückten Zwischenpyramide, die zwischen den
beiden vorderen eingeschoben ist. Die beiden äusseren Pyramiden sind etwas höher als die beiden inneren,
während die vordere Zwischenpyramide noch niedriger ist als diese letzteren. Infolge einer derartigen
Vertheilung der fünf Pyramiden auf der Oberfläche der Zahnkrone, dass drei auf die vordere Hälfte und nur
zwei auf die hintere kommen, ist auch die Breite der Oberkiefermolaren vorn am Zahn bedeutend grösser
als hinten.
Die vordere äussere Ecke der beiden von mir untersuchten Molaren m 2 und m 1 des Oberkiefers
ist bedeutend entwickelt und stellt eine Art selbstständiger Pyramide vor. In der Mitte der Aussenwand,
an der Stelle, wo die beiden äusseren Pyramiden zusammentreffen, erhebt sich ebenfalls eine ebenso hohe
accessorische Pyramide.
Der Vorderrand der Zahnkrone hat einen stark entwickelten, wulstigen Schmelzkragen, der unter-
halb der Einbuchtung zwischen der inneren und der Vorderpyramide schwach, aber deutlich angeschwollen
erscheint. In der Mündung des inneren Hauptthals befindet sich, was auch Kowalewsky a. a. O., S. 337
besonders hervorhebt, ein sehr deutlicher, höckeriger Schmelzdamm, der durch steile Kanten mit den inneren
— 168 —
Vorder- und Hinterpyramiden zusammenhängt. Die Aussenflächen der beiden äusseren Pyramiden sind
dachförmig gestaltet; die in der Mitte herunterlaufende Firste ist sehr deutlich, aber breit und sanft abgerundet.
Die eben beschriebene Form ist bei m 2 und m 1 fast identisch. Die Grössenverhältnisse sind folgende:
Länge von m' 2 = 0,014 Mtr.
Grösste vordere Breite desselben = 0,0157 „
Grösste hintere Breite desselben = 0,014 „
Länge von m 1 = 0,012 „
Grösste vordere Breite desselben = 0,0135 „
Grösste hintere Breite desselben = 0,012 „
Nach Kowalewsky sind (a. a. O., S. 338) die Oberkiefermolaren dieser Art nicht nur etwas kleiner,
sondern auch weniger scharfkantig als die Backenzähne des etwas grösseren Anthracotherium minus Cuv.
aus Rochette. Ob eine derartige Verschiedenheit, die man durch keine scharfen und positiven Merkmale
wiedergeben kann, zu einer spezifischen Trennung berechtigt, vermag derselbe Autor seinem eignen Ge-
ständniss nach nicht zu sagen. Wir werden aber nachher sehen, dass noch andere Eigenthümlichkeiten und
insbesondere die Form der hinteren Praemolaren des Unterkiefers eine scharfe Trennung beider Arten von
einander erlauben und rechtfertigen.
Molaren des Unterkiefers. Sie bestehen aus zwei inneren Pyramiden, um die sich zwei nach
aussen konvexe Halbmonde legen. Der vordere Halbmond ist etwas schärfer geknickt und verbindet sich
sehr bald mit der inneren Vorderpyramide; der hintere Halbmond dagegen ist bedeutend breiter und offener.
Sein vorderes Hörn stützt sich auf die innere Vorderpyramide, beschreibt dann einen Winkel und endigt
mit einem Hinterhorn, das sich zwar hinten an die innere Hinterpyramide anlehnt, aber, in deutlichem
Winkel geknickt noch eine kurze Strecke in der Längsrichtung der Zahnreihe nach hinten fortsetzt. Der
vordere Schmelzkragen ist ebenso deutlich wie bei den Oberkiefermolaren, während sich hier bei den
Backenzähnen des Unterkiefers noch ein höckeriger Schmelzdamm in der Mündung des äusseren Haupt-
thales vorfindet.
Der letzte Molar weicht von der Gestalt der eben beschriebenen m 2 und m l nur insofern ab, als
er einen accessorischen Talon besitzt, der in Form eines schleifenförmigen Halbmondes den Zahn nach
hinten begränzt. Das Thal aber, welches durch die äussere Hinterpyramide und den genannten accessorischen
Talon entsteht, wird nach aussen ebenfalls durch einen starken höckerigen Schmelzdamm geschlossen, was
als einer der charakteristischsten Unterschiede unserer Form von dem Anthracotherium minus Cuv. von
Rochette hervorgehoben zu werden verdient. Von den Spitzen der inneren Pyramiden läuft nach unten,
schief nach vorn, eine stumpfe Kante, die aber bei der Rotter Art niemals so scharf erscheint, wie bei
A. minus Cuv.
Folgendes sind die Grössenverhältnisse der genannten drei Zähne des Unterkiefers:
Länge von m' (Rest II) = 0,012 Mtr.
Länge von m 1 (Rest III) = 0,012 „
Breite von m 1 (Rest III) = 0,008 „
Länge von m 2 (Rest II) = 0,015 „
Länge von m 2 (Rest III) = 0,015 „
Breite von m 2 (Rest III a) ... = 0,010 „
Breite von m 2 (Rest III b) ..... = 0,010 „
Länge von m 3 (Rest III a) = 0,023 „
— 169 —
Länge von m 3 (Rest III b) = 0,023 Mtr.
Vordere Breite von m 3 (Rest III a und b) = 0,0115 „
Mittlere Breite von denselben = 0,010 „
Hintere Breite desgl = 0,007 „
Prae molaren des Oberkiefers. Von diesen Zähnen ist unter den von mir untersuchten Resten
nichts erhalten geblieben, und darf ich betreffs ihrer wol auf die vortrefflichen Beschreibungen und Zeich-
nungen bei Kowalewsky (a. a. O., S. 339 und Taf. XII, Fig. 68) hinweisen. Hinsichtlich der Rotter
Species wird bemerkt, dass p 2 des Oberkiefers eine dreieckige Gestalt zeige und rund herum mit einem
deutlichen Schmelzkragen umgeben sei. Zwischen p 3 und dem vordersten Praemolaren p 4 befinde sich ein
Diastem von nur 0,002 Mtr. Dieser p 4 besitze zur Hälfte mit einander verschmolzene, verhältnissmässig
sehr dicke Wurzeln.
Praemolaren des Unterkiefers. Der hinterste Praemolar p 1 ist ein starker, hoher Zahn, der die
Gestalt einer spitzen, an der Aussenseite stark gewölbten Pyramide hat. Vorne besitzt dieser Zahn einen
starken Schmelzkragen, der auf der inneren Seite des Zahnes fortsetzend allmählich schief nach hinten in
die Höhe steigend, sich an eine sehr stark vortretende Leiste anlehnt, welche nach hinten und innen von
der Zahnspitze herabsteigend, mit einem nach Aussen gerichteten Haken plötzlich endigt. Ausser dieser
Leiste läuft noch eine zweite, von ihr durch eine tiefe Furche getrennte, ebenfalls kräftige Leiste von der
Zahnspitze gerade nach hinten, wo sie den mächtigen Schmelzkragen, der die ganze Hinterseite der Zahn-
basis umgibt, in zwei Theile theilt. Dieser p 1 , der sich von allen analogen Zähnen der übrigen Anthracotherium-
arten wesentlich durch die Form seiner Innenseite unterscheidet, verbreitert sich nach hinten nur weniff
und steht sehr schief — seine Längenaxe erstreckt sich von vorn-innen nach hinten-aussen — im Kiefer.
Der folgende Praemolar p' 2 hat eine etwas einfachere Gestalt, indem die nach hinten und innen
herabziehende scharfe Leiste des p 1 einer in der Mitte nach innen herunterlaufenden verrundeten Firste
Platz gemacht hat und die hakenförmige Umbiegung jener Leiste bei p 1 hier als scharf hervortretender
Höcker an der selben Stelle wie dort wiedererscheint. Die Rundung der Zahnpyramide ist nach aussen
weniger auffallend und die grösste Längenerstreckung des Zahnes wieder wie bei m 1 in die Längsrichtung
des Kiefers gelegt. Zwischen den Praemolaren p 2 und p 3 fehlt bei dieser Sp>ezies, wie schon Kowalewsky
a. a. O., S. 311 bemerkt hat, das Diastem.
Der 3te Praemolar ist in meinen Stücken nicht erhalten — den Zahn in Fi»'. 6 halte ich für den
o
entsprechenden Milchzahn d 3 — , wol aber an Schädel I der vorderste vierte Praemolar.
Dieser Praemolar p 4 ist ein kleiner scharfer Zahn, der von beiden Seiten stark zusammengedrückt
erscheint. Er hat nur eine, aber sehr breite und ebenfalls seitlich komprimierte Wurzel und ist unsymmetrisch,
indem sein Vorderrand gerundet, sein Hinterrand dagegen geradlinig erscheint. Von dem mächtigen Schmelz-
kragen der hinteren Praemolaren des Unterkiefers ist hier als letzter Rest nur ein Höckerchen an der
Zahnbasis zu betrachten, das mit dem Hinterrand des Zahnes einen deutlichen Winkel bildet.
Die folgenden Maasse Hessen sich an den mir zu Gebote stehenden unteren Praemolaren abnehmen:
Länge von p 1 in der Zahnreihe = 0,010 Mtr.
Grösste Länge von p 1 = 0,012 „
Breite von p 1 in der Mitte des Zahnes = 0,007 „
Länge von p 2 = 0,0112 „
Grösste Breite von p 2 = 0,006 ,■
P.il.ieontosraphica, N. F. IV. 5. (XXIV). 23
— 170 —
Länge von p 4 = 0,006 Mtr.
Grösste Länge der Wurzel von p 4 (in der Längsrichtung des Kiefers gemessen) = 0,005 „
Mit Recht bemerkt ausserdem Kowalewsky a. a. O., S. 340, dass die Praemolaren dieser Spezies
einen sein - glatten Schmelz haben, während der Schmelz an den Zähnen des Anthracotherium minus Cuv.
von Rochette etwas mehr gekerbt ist.
Eckzähne. Kowalewsky sagt a. a. O., S. 342, dass er von der Rotter Art nur die Spitze des
unteren Eckzahnes kenne, welche auf einen mehr seitlich zusammengedrückten, als auf einen runden Zahn
zu deuten sei, was mit meiner Beobachtung über die Form des oberen Eckzahnes am Milchgebiss, wie wir
nachher sehen werden, gut übereinstimmt.
Schneidezähne. Leider habe auch ich keine Gelegenheit, unsere Kenntniss in Bezug auf die Schneide-
zähne dieser Art zu vermehren, da dieselben bei den untersuchten Stücken sammt und sonders ausgebrochen
waren. Doch sind bereits sämmtliche Schneidezähne der Gattung Anthracotherium, wenn auch von verschie-
denen Arten a. a. O., S. 342 von Kowalewsky beschrieben worden. Von der Rotter Spezies kennt der-
selbe übrigens nur den dritten unteren Schneidezahn, der in seiner Krone in nichts von dem gleichen Zahn
anderer Anthracotheriumarten abweicht und nur eine verhältnissmässig dickere Wurzel besitzt.
Milchzähne des Oberkiefers. Nach Owen, Odontography, Bnd. I, London 1840 — 45, S. 555
kommt bei der Schweinegruppe m 1 zuerst hinter und p 4 vor der Milchbackenzahnreihe zum Vorschein, ohne
einen Vorsänger zu verdrängen. Dann folgt m' 2 , ehe noch irgend einer der Milchbackenzähne ausgefallen ist.
Nach Kowalewsky a. a. O., S. 234 bieten die Milchzähne bei allen Paarhufern folgende gemein-
same Eigenthümlichkeiten. Der letzte Milchzahn d 1 , Vorläufer des Praemolaren p 1 , ist immer wie ein ächter
Molar gestaltet, blos etwas kleiner; der vorletzte, d 2 , aber hat immer eine dreieckige Gestalt, indem an ihm
nur die zwei hinteren Halbmonde vollständig ausgebildet sind, der vordere innere Halbmond aber fehlt, was
diesem Zahn eine sehr charakteristische Form gibt; der vorvorletzte Milchzahn, d 3 , endlich ist noch einfacher.
Es liegen mir nun von Oberkiefermilchzähnen d 1 , d 2 , wahrscheinlich d 3 und ausserdem noch de vor.
Der letzte obere Milchzahn d 1 ist, ganz wie Kowalewsky a. a. O., S. 346 mittheilt, in allen Stücken
einem ächten Molaren gleich und unterscheidet sich von dem m 1 nur durch seine etwas geringere Grösse,
ein wenig niedrigere Zahnkrone, sowie dünnere Schmelzbekleidung. Er ist bei unserem Exemplar II be-
sonders nach innen zu sehr stark abgekaut.
Der vorletzte Milchzahn d' 2 zeigt wie gewöhnlich eine dreieckige Gestalt, indem die zwei halbmond-
förmigen Loben seiner hinteren Hälfte, die übrigens bei unserem Exemplar gänzlich abgekaut sind, voll-
kommen ausgebildet erscheinen, während von den vorderen Pyramiden nur die äussere entwickelt ist, die
nach allen Seiten hin gleichmässig steil abfällt. Vor dieser Pyramide ist noch ein selbstständiger, gut ab-
gegrenzter Talon ausgebildet, welcher der äusseren accessorischen Vorderpyramide der Oberkiefermolaren
entspricht, und der wie der Schmelz des ganzen Zahnes äusserlich etwas höckerig und runzelig erscheint.
Man kann diesen d 2 auffassen als einen Molaren, dem die innere Vorderpyramide fehlt und den man sich
dann so im Kiefer gedreht denken muss, dass seine accessorische äussere Vorderpyramide gerade nach vorn
gerichtet ist.
Ob nun aber der als Fig. 5 abgebildete, auf demselben Kohlenstück und etwas vor diesem d 2 , aber
in anderer Lage befindliche Zahn als d 3 zu deuten ist, will ich nicht mit voller Sicherheit behaupten. Wahr-
scheinlich ist es in hohem Grade. Es ist ein kräftiger, dreieckiger Zahn mit längerer Hinter- und kürzerer
Vorderkante, im ganzen sehr ähnlich dem nachher zu erwähnenden d 3 des Unterkiefers. Die Kanten des-
selben sind scharf mit etwas wulstiger Basis. Der Zahn ist zweiwurzelig, und die hintere Wurzel ist gerade
— 171 —
so wie bei dem entsprechenden Milchzahn des Unterkiefers die kräftigere. Leider ist dieser muthmaassliche
d 3 in seiner mittleren Partie etwas zerbrochen.
Für die Milchzähne des Oberkiefers lassen sich schliesslich folgende sichere Maasse geben:
Länge von d 1 in der Mitte desselben = 0,0095 Mtr.
Hintere grösste Breite desselben = 0,010 „
. Vordere grösste Breite desselben = 0,011 „
Länge von d 2 in der Mittellinie = 0,011 „
Hintere grösste Breite desselben = 0,008 „
Mittlere grösste Breite desselben = 0,0055 „
Vordere grösste Breite desselben = 0,004 „
Länge des vermuthlichen d 3 ■ = 0,0075 „
Länge der hinteren Wurzel desselben , . . . . = 0,0065 „
Länge der vorderen Wurzel desselben = 0,008 „
Abstand der beiden Wurzelenden = 0,005 „
Endlich liegt mir noch ein Eckzahn des Milchgebisses vom rechten Oberkiefer von Schädel I vor.
Ueber seine Mächtigkeit lässt sich leider nichts Näheres angeben, da nur die Spitze desselben erhalten ist.
Diese ist auffallend flach, sanft gebogen, mit schneidigen Rändern und scharfem äusserem Ende, von dem
eine verrundete Firste ausgeht, die den Zahn durchzieht und nach vorn wie nach hinten deutlich auf die
flachen Seitentheile desselben aufgesetzt erscheint. Von der Wurzel dieses de ist leider keine Spur erhalten
geblieben. Das eben beschriebene Zahnfragment hat bei einer Länge von 0,006 Mtr. nur 0,010 Mtr. Tiefe.
Es ist aber bei einem so jungen Thier, wie das vorliegende, nicht unwahrscheinlich, dass der aus dem Kiefer
heraustretende Zahntheil nicht viel länger als die genannten 10 Mm. gewesen ist.
Milchzähne des Unterkiefers. Was die Milchbezahnung des Unterkiefers im Allgemeinen anlangt,
so ist eine ebenso grosse Uebereinstimmung aller Paarhufer hervorzuheben, wie bei den Milchzähnen des
Oberkiefers. Nach Kowalewsky gilt es a. a. 0., S. 247 als allgemeine Regel, dass der letzte untere
Milchzahn bei allen Paarhufern eine sechslobige Krone zeigt, der vorletzte aber hinten zwei Loben (einen
äusseren Halbmond und eine innere Säule) besitzt und nach vorne zu gewöhnlich scharf wird.
Von Milchzähnen des Unterkiefers liegt mir nur ein Bruchstück von d 1 und der gut erhaltene d 3
zur Untersuchung vor.
Was den d 1 unseres Schädels II betrifft, so ist nur das hintere Drittel desselben gut erhalten, aber
bereits sehr stark abgekaut. Es unterscheidet sich dieser Theil des Zahnes in nichts als in der Grösse von
Kowalewsky's Abbildung (a. a. 0., Taf. XIII, Fig. 79) von d 1 des Anthracotherium magnum Cuv. von
Cadibona. Der uns vorliegende Zahnrest, an welchem nur die beiden hintersten Pyramiden und der starke
hintere Schmelzkragen deutlich zu sehen sind, ist verhältnissmässig sehr schmal und lang.
Was aber den Milchzahn d 3 des Schädels I anlangt, so ist derselbe als eine Vereinfachung von p 2 ,
eine richtige Uebergangsform von p 2 zu p 4 zu betrachten. Wir sehen einen ziemlich langgestreckten, drei-
eckigen Zahn mit vorn einer kürzeren, schneidenden, etwas gekrümmten Kante; hinten aber zwei schneidende,
durch eine Furche getrennte Kanten, von denen die innere ziemlich nahe der in der Mittelrichtung des Kiefers
gelegenen äusseren Kante nach hinten und innen zieht, um sich an der Basis des Zahnes wieder mit der
Hauptkante schleifenartig zu vereinigen. Ausserdem umgibt den Zahn aber hinten noch ein weiterer un-
deutlicher Wulst. Von den beiden Wurzeln desselben ist die hintere die kräftigere; die vordere steigt fast
gerade nach abwärts.
23*
*&-
— 172 —
Was endlich die Maasse anlangt, welche von diesen Milchzähnen des Unterkiefers mit Sicherheit
abgenommen werden konnten, so sind es nur die folgenden:
Länge von d 1 = 0,015 Mtr.
Länge von d 3 . . = 0,008 „
Länge der vorderen Wurzel von d 3 = 0,008 „
Nachdem wir somit das Zahnsystem der Rotter Spezies kennen gelernt haben, bleibt uns noch übrig,
dasselbe mit den bis dahin bekannt gewordenen Anthracotherium-Arten zu vergleichen. Von den grösseren
Formen kann ich hier ganz absehen, und bleibt mir somit vor Allem das von Kowalewsky so eingehend
beschriebene und mit der Rotter Spezies zusammengestellte kleine Anthracotherium minus Cuv. (Ossements
fossiles, Bnd. III, S. 403 und Herrn, v. Meyer, Foss. Zähne etc. von Georgensgemünd, Frankf. a/M. 1834,
S. 60) von Cadibona, Rochette und fraglich auch von Aarwangen (Riitimeyer, Verhandl. der Naturf. Gesellsch.
in Basel, Bnd. III, 1861, S. 16) zum Vergleiche übrig. Nach den von mir untersuchten Zahnresten aus
Rott ist es aber nicht dem geringsten Zweifel unterworfen, dass beide spezifisch von einander zu trennen sind.
Die Hauptunterschiede im Zahnbau liegen nämlich:
1. in der Form von p 1 und p 2 des Unterkiefers, wie jeder Blick auf unsere Tafel und Beschrei-
bung und auf Taf. XIII, Fig. 77 bei Kowalewsky lehren wird,
2. in der schiefen Stellung von p 1 im Unterkiefer der Rotter Art,
3. in der Form und dem Bau des hintersten Talons von m 3 im Unterkiefer (s. unsere Zeichnung
und Taf. XIII, Fig. 77 bei Kowalewsky),
4. in dem kleineren Diastem — U/2 — 2 Mm. bei der Rotter, B 1 /^ Mm. bei der Rochetter Art —
zwischen p 3 und p 4 des Unterkiefers,
5. in dem auch schon von Kowalewsky a. a. O., S. 338 hervorgehobenen Charakter, dass die
Molaren des Oberkiefers bei der Rotter Spezies weniger scharfkantig sind als die Molaren des
Anthracotherium minus Cuv. von Rochette, und
6. in der konstant etwas geringeren Grösse der Art von Rott.
Von allen übrigen in der Literatur angeführten Anthracotherium-Arten ist die Rotter Form dagegen
leicht zu unterscheiden. Es könnten nämlich der Grösse nach von den bei Rütimeyer (Verhandl. der
Naturf. Gesellsch. in Basel, Bnd. I, 1857, S. 386 und 387) aufgezählten Arten nur in Betracht kommen:
1. Anthracotherium minimum Cuv. von Haute vigne,
2. A. velaunum Aym. von Puy en Velay,
3. A. minutum Blainv. von Cadibona, Puy und Auvergne, und
4. A. gergovianum Blainv. von Issoire (Auvergne).
Das unter Nr. 1 genannte Anthracotherium minimum Cuv. (Ossem. foss., Bnd. III, S. 404, Taf. 80,
Fig. 5) ist nach einem Kieferfragment mit den drei hinteren Backenzähnen der linken Unterkieferhälfte er-
richtet, das sich bei Hautevigne (Dep. Lot-et-Garonne) gefunden hat. Vergleichen wir es nach der Cuvier-
schen Zeichnung mit den Unterkiefern unserer Art, so ist dasselbe noch kleiner gewesen als letztere. Eine
sehr grosse Aehnlichkeit der Zähne in der Form mit den Zähnen der Rotter Spezies ist übrigens nicht ab-
zuleugnen, wenn auch m 3 der Cuvierschen Art etwas weniger in die Länge gezogen erscheint. Von Pictet
zuerst (Traite de Paleontologie, Paris 1853, Bnd. I, S. 328) wurde das Cuvier'sche Anthracotherium minimum
als wahrscheinlich zu Choerotherium Lart. (= Choeromorus Gerv.) gehöi'ig gestellt, was aber Rütimeyer
(Verhandl. der Naturf. Gesellsch. in Basel, Bnd. I, 1857, S. 388) kaum begründet erschien. Kowalewsky
— 173 —
dagegen nennt das Anthracotherium minimura Cuv. neuerdings wieder als unzweifelhaft zur Gattung Choe-
rotherium (a. a. O., S. 254 und 261) gehörig.
Gastaldi bildet (Mem. della R. Accad. di Torino, Ser. II, Bnd. 19, 1861, S. 38, Taf. VIII, Fig. 1—7)
einen Unterkiefer von Cadibona als Anthracotherium minimum Cuv. ab, der in vieler Beziehung Aehnlich-
keit mit unseren Unterkiefern von Rott besitzt, aber in der Form des letzten Talons von m 3 und ebenso in
Form und Stellung von p 1 und p 2 sehr bedeutend abweicht, wovon man sich bei Vergleichung unserer Ab-
bildung und der Zeichnungen bei Gastaldi leicht überzeugen wird. Peters (Wirbelthiere aus den Miocän-
schichten von Eibiswald im Jahrb. d. geolog. Reichsanstalt, Wien 1868, S. 196) zieht diesen Kiefer zu
Palaeochoerus Pom. (= Hyotherium von Meyei - ).
Was Nr. 2, A. velaunum Aym. anlangt, so ist es von Owen 1847 zum Typus einer eigenen
Gattung, Hyopotamus, erhoben worden, was Herrn, von Meyer (Ueber Anthracotherium dalmatinum in
Palaeontograph. Bnd. IV, 1854, S. 64 = Ancodus Pom.), Rütimeyer (a. o. a. O., Bnd. I, 1857, S. 388)
und sämmtliche späteren Autoren mit Einschluss von Kowalewsky (Phil. Transact. of the Royal Society,
Bnd. 163, London 1874, S. 23) anerkannt haben.
Nr. 3, Anthracotherium minutum Blainv., wird von Pictet (Traite de Paleontologie, Bnd. I, S. 348) im
Jahr 1853 und von Gastaldi (Mem. della R. Accad. di Torino, a. a. O., S. 39) nach einem Unterkiefer
von Cadibona im Jahr 1858 mit Recht zu Amphitragulus communis Aym., einem kleinen Wiederkäuer, gestellt.
Nr. 4 endlich, das Anthracotherium gergovianum Blainv., ist nach Gervais und Pictet (Traite de
Paleontologie etc., S. 327) ebenfalls als eine Art der Gattung Palaeochoerus Pom. (= Hyotherium von
Meyer) aufzufassen.
Nach alledem unterliegt es keinem Zweifel, dass wir es hier mit einer gut charakterisirten Spezies
zu thun haben, und ich nenne dieselbe mit dem Namen, mit welchem Hr. Geh. Rath Troschel sie zuerst
(1859) in die Literatur einführte
Anthracotherium breviceps Trosch. sp.
(= Sus breviceps Trosch. 1859, = (Gen. nov.) brevirostris Trosch. 1860 und 1861)
Wenden wir uns zum Schluss zu der Frage, welcher Epoche der Tertiärzeit die Braunkohle von
Rott zugerechnet werden muss, so gibt mir mein Freund Dr. Theodor Geyler, Director des hiesigen
botanischen Gartens die Auskunft, dass Osw. Heer in seiner Tertiärflora der Schweiz, Bnd. III, 1859 die
niederrheinische Braunkohle wegen einer eigenthümlichen Mischung von Arten der jüngeren und der älteren
Tertiärzeit zwischen Aquitan und Mainz stelle, dabei aber bemerke, dass, wenn man blos die Leitpflanzen
zu Hilfe nehme, dieselben eher auf Aquitan hinweisen. Ebenso rechnet derselbe Autor in seinen Recherches
sur le climat et la Vegetation du Pays tertiaire 1861 und von Ettingshausen in den Denkschriften der k. k.
Acad. d. Wiss., Wien, Bnd. 29, S. 79 die rheinische Braunkohle zum Aquitanien. Nach der bei Beyrich,
Sandberger und von Koenen für die Resultate aus der Kenntniss der fossilen Mollusken eingeführten Zeit-
en o
bestimmung ist die Kohle von Rott demnach Oberoligocän '), wie es auch Credner in der 3ten Aufl. seiner
Elemente der Geologie, Leipzig 1876, S. 617 richtig angibt, während Sand berger die Rotter Kohle auch
1875 noch (Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt, Wiesbaden 1870 — 75, S. 419) dem Charakter
der Flora nach als „mittleres Untermiocän" auffasst.
') Kowalewsky, den wir schon allein wegen seiner Arbeit über Anthracotherium als einen der ausgezeichnetsten Kenner
fossiler Säugethiere hochschätzen müssen, verwirft übrigens (Palaeontographica, Bnd. 22, 1876, S. 4-18) ähnlich wie unser leider zu
früh verstorbener Frankfurter Palaeontologe Herrn, von Meyer den Ausdruck Oligocän, da nach ihm gewisse Associationen von Säuge-
thieren auf das bestimmteste gegen die Annahme eines Oligocän als selbstständiger Periode sprächen.
Bemerkungen
über
die Schildkröten des lithographischen Schiefers in Bayern.
Von
Karl Alfred Zittel.
1. Ueber Eurysternuni Wagleri H. v. Mey.
Taf. XXVII und XXVIII, Fig. 1 und 2.
Die ältesten bis jetzt bekannten fossilen Schildkröten stammen aus dem oberen Jura. Abgesehen von
vereinzelten Fragmenten haben fünf räumlich ziemlich weit auseinander gelegene Ablagerungen: die Ptero-
ceras-Schichten von Solothurn und Hannover, die Purbeck-Schichten von England und der lithographische
Schiefer von Bayern und Cirin im Ain-Departement beinahe den Gesammtbestand jener alten Chelonierfauna
geliefert, welche neuerdings durch L. Rütimeyer 1 ) in so meisterhafter Weise bearbeitet wurde. Ueber
die Schildkröten des lithographischen Schiefers von Kelheim und Solenhofen in Bayern liegt überdies eine
ganze Reihe von Abhandlungen von H. von Meyer, A. Wagner und Maack' 2 ) vor, welche L. Rüti-
meyer an der Hand der Original-Exemplare des Münchener paläontologischen Museums einer nochmaligen
Prüfung unterzog, indem er zugleich, von weiteren Gesichtspunkten als seine Vorgänger ausgehend, die ein-
zelnen Thatsachen zu allgemeinen morphologischen und systematischen Folgerungen verwerthete.
Schon H. von Meyer hatte auf die merkwürdige Vereinigung von Chelonier- und Emyden-Merk-
malen bei den Schildkröten des lithographischen Schiefers hingewiesen. Die meist unvollständige Verknöche-
rung des Rückenpanzers und die weiten Fontanellen im Bauchbrustschild in Verbindung mit der ganzen
Gestalt und Anordnung der Plastronknochen verleiht gerade den verbreitesten Formen 3 ) eher den allgemeinen
') Neue Denkschriften der Schweiz, naturf. Gesellschaft XXII. 1867 und XXV. 1873.
2 ) H. v. Meyer in Münster's Beiträgen zur Petrefaktenkunde 1839 — 1843.
„ Reptilien aus dem lithographischen Schiefer. Fauna der Vorwelt. 1860.
„ Palaeontographica. XI. 1860.
A. Wagner, Abhandlungen der k. Bayer. Ak II. Cl. VII. 1863.
G. A. Maack, Palaeontographica XVIII. 1869.
3 ) Platychelys Oberndorferi macht als typische Emyde eine Ausnahme.
Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV). 24
— 176 —
Habitus von Meerschildkröten, als von Süsswasserschiklkröteii. Aber ihr Vorkommen macht es unzweifelhaft,
dass wir es mit entschieden marinen Geschöpfen zu thun haben, welche die seichten Küsten des einstigen
Jurameeres bewohnten.
Mit den Merkmalen des Panzers stehen aber die von Kopf und Extremitäten in eigenartigem Gegen-
satz. Zeigt auch die allgemeine Physiognomie des Schädels noch reichliche Anklänge an die Chelonier, so
stimmt der Bau im Einzelnen doch besser mit den Emyden überein. Noch entscheidender für die zoolo-
gische Stellung unserer Schildkröten ist die Beschaffenheit der Extremitäten. Gehfüsse mit fünf massig langen
Fingern, von denen jedes letzte Glied eine Kralle trägt, führen mit aller Bestimmtheit zu den Emyden.
Rütimeyer hat in seinem erwähnten Werk den Bau, sowie die morphologischen und phylogene-
tischen Beziehungen dieser merkwürdigen ausgestorbenen Collectivtypen so vortrefflich geschildert, dass weitere
Funde kaum noch über Fragen von allgemeiner Bedeutung Aufschi uss gewähren dürften. Anders steht es
bezüglich der Abgrenzung von Gattungen und Arten. Die meisten derselben sind auf mehr oder weniger
unvollständige Fragmente bash't, so dass an Aufstellung von Genus-Diagnosen im Sinne der Zoologen bis
jetzt kaum gedacht werden konnte.
H. von Meyer führt im Ganzen aus dem lithographischen Schiefer von Bayern folgende Gattungen
und Arten an:
Platychelys Oberndorferi Wagn.
Idiochelys Fitzingeri H. v. Mey.
„ Wagnerorum H. v. Mey.
Aplax Oberndorferi H. v. Mey.
Eurysternum Wagleri H. v. Mey.
Achichelys Redtenbacheri H. v. Mey.
Palaeomedusa testa H. v. Mey.
Hydropelta Meyeri Thioll.
Parachelys Eichstaettensis H. v. Mey.
Dazu kommen noch durch Andreas Wagner
Euryaspis radialis und approximata Wagn.
Schon Andreas Wagner hatte nachgewiesen, dass Eurysternum Wagleri, Achichelys Redtenbacheri
und Palaeomedusa testa nur eine einzige Gattung bilden, in welcher er zwei Arten: E. Wagleri und crassipes
unterscheidet.
Maack schliesst sich dieser Auffassung an.
Rütimeyer geht noch einen Schritt weiter. Er vereinigt auch Achelonia formosa aus dem litho-
graphischen Schiefer von Cirin mit Eurysternum crassipes und deutet wenigstens die Wahrscheinlichkeit an,
dass auch Euryaspis radians derselben Gattung zuzutheilen sei.
Ebenso liefert Rütimeyer den Beweis, dass Idiochelys Fitzingeri und Wagneroruin, sowie Chelonemys
plana und ovata Jourdan aus Cirin nur eine einzige Art bilden und dass alle Merkmale, welche zur Auf-
stellung verschiedener Arten Veranlassung gegeben haben, auf Altersverschiedenheiten oder individuelle Ab-
weichungen zurückgeführt werden können.
Durch Rütimeyer's schöne Untersuchungen werden somit die Schildkröten aus dem lithographischen
Schiefer von Bayern und Cirin auf 5 Gattungen:
Platychelys, Idiochelys, Eurysternum, Aplax und Hydropelta
reducirt.
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Mehrere Schildkrötenreste, welche ich in den letzten Jahren aus dem lithographischen Schiefer
Bayerns gesellen und zum Theil für das paläontologische Staats-Museum erworben habe, bestätigen aus-
nahmslos Rütimeyer's Ansichten. Dieselben hätten darum auch keine Veranlassung zu einer Veröffent-
lichung geboten, wenn nicht in den letzten Tagen eines der vollkommensten Stücke, welches der lithogra-
phische Schiefer bis jetzt geliefert hat, in den Besitz des hiesigen Museums gelangt wäre. Dieses Skelet ist
übrigens nicht nur wegen seiner Vollständigkeit und Schönheit der Beachtung werth, es bietet auch für
die Gattungen Eurysternum und Aplax neue und wichtige Aufschlüsse.
Das Tafel XXVII abgebildete Fossil stammt aus dem weichen weissen Kalkschiefer von Zandt bei
Eichstädt. Es liegt mit der Bauchseite im Gestein und ist von der Oberseite entblösst. Schädel und Hals wur-
den leider durch unvorsichtige Behandlung der Finder zerstört, doch hat sich der Abdruck noch deutlich
erhalten, und gibt wenigstens über Grösse und allgemeine Form dieser Theile Auskunft. Vom Rücken-
panzer fehlen nur die Randplatten 5 — 9, doch hat sich auch von diesen der Abdruck erhalten. Unter den
grossen Fontanellen, welche den Discus des Rückenschildes von den Randplatten trennen, treten jederseits
die Flügel des Hyo- und Hypoplastron hervor. Von der rechten Vorderextremität sind Ober- und Vorder-
arm, von der linken Humerus und ein Theil des Coracoideum's, von der rechten hinteren sämmtliche 5 Zehen
vorhanden. Der Schwanz ist grösstentheils erhalten und links ausserhalb des hinteren Randes befindet sich
ein isolirtes Darmbein.
Die Länge des Rückenschildes (in der Mittellinie gemessen) beträgt 0,162 m., die gröeste Breite
0,150 m.; der Kopf ist 0,035 m.; der Hals, soweit er über die Nuchalplatte herausragt, ebenfalls 0,035 m. lang.
Die schwache Verknöcherung des Rückenschildes, die weit über die Costalplatten verlängerten Rippen,
die grossen leeren Zwischenräume zwischen den Rippen, die dünne Beschaffenheit des Rückenpanzers und
die schmale Lücke hinter der Nuchalplatte machen es unzweifelhaft, dass wir es mit einem jungen Indivi-
duum zu thun haben.
Wie bei den meisten Schildkröten aus dem lithographischen Schiefer, ist auch bei dem abgebildeten
Skelet der ursprünglich massig gewölbte Rückenjmnzer zusammengedrückt und liegt flach auf dem Bauch-
schild. Ueber die Form des Kopfes und des nach links gebogenen Halses giebt die Abbildung Aufschluss.
Der Vorderrand des Rückenschildes wird von der Nuchalplatte und den zwei ersten Marginalplatten
gebildet. Seine Breite (von der Naht zwischen m. 2 und 3 jederseits gemessen) beträgt 0,105 m. Von den
abgerundeten Ecken des Vorderrandes verlaufen die seitlichen Ränder in bogenförmiger Linie; etwa in der
Mitte von m 8 erreicht die Schale die grösste Breite. Von da an ziehen sich die beiden Ränder geradlinig
oder sogar mit einer schwachen concaven Einbiegung nach dem Hinterrand, wo die letzte (Ute) Marginal-
platte jederseits ein stumpfes Eck bildet und dadurch den schmalen Hinterrand deutlich begrenzt. Der
ganze Rückenpanzer erhält somit einen herzförmigen oder fast ungleichseitig sechseckigen Umriss mit ganz
abgerundeten Ecken.
Die unpaarige Nackenplatte am Vorderrand ist etwas concav ausgeschnitten, sehr breit, aber kurz
(50 mm. : 12 mm.) und durch schräg von hinten nach vorn verlaufende Nähte von den ersten Randplatten
geschieden.
Zwischen der Nackenplatte und der ersten Neural- (oder Wirbel-) Platte befindet sich eine kleine
Lücke. Letztere ist fast ebenso breit als lang (13 mm.), ihre Nähte in der Mitte etwas gebogen. N 2
verschmälert sich gegen hinten und ist etwas länger als breit (16 : 14 mm). N 3, 4 und 5 sind von ziemlich
übereinstimmender Form, länglich (17 — 19 mm.), schmal, gegen vorn etwas breiter, mit abgestutzten
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vorderen Ecken. N 6 und 7 bilden längliche Sechsecke, deren hintere Hälfte verschmälert ist und bei
n 8 endlich ist der vordere Theil sehr schmal, der hintere breit, so dass sie einem 12 mm. langen, abge-
stutzten Dreieck mit breiter Basis gleicht. Auf die letzte Neuralplatte folgt eine einzige, sehr grosse vier-
seitige (28 mm. lange und 28 mm. breite), gegen hinten etwas verschmälerte Supracaudalplatte mit nach vorn
convexem Vorder- und fast geradem Hinterrand. Ebenso wenig wie die Supracaudalplatte zeigen die Neu-
ralplatten Neigung zum Zerfallen. Es besteht somit die Vertebralregion aus der geringst möglichen Anzahl
von Stücken.
Die Verknöcherung der Rippen- (Costal-) Platten im vorderen Theil des Discus erstreckt sich
etwa bis zur Hälfte der Rippen, deren stark längsgestreifte Enden weit vorragen. Nach hinten wird der
Zwischenraum zwischen den Neuralplatten und dem Rand beträchtlich schmäler; da jedoch die Verknöche-
rung der Costalplatten nicht im gleichen Maasse abnimmt, so werden die vorn sehr grossen Fontanellen
gegen das Hinterende immer schmäler und kürzer. Immerhin verbindet sich aber noch keine einzige Rand-
platte direct mit dem Discus. Die Costalplatten selbst werden gegen aussen papierdünn; sie sind unbestimmt
begrenzt und verliefen ursprünglich in eine rauhe körnige Haut, deren Abdruck vorhanden war. Da sich
indess Spuren des Bauchschildes zeigten, so wurde zu dessen Entblössung die Ausfüllungsmasse der Fon-
tanellen beseitigt.
Wie schon bemerkt, liegt sowohl zwischen der ersten Neuralplatte, als auch zwischen den ersten Costal-
platten und der Nackenplatte eine schmale Fontanelle. Die Costalplatten selbst grenzen, soweit ihre Ver-
knöcherung reicht, mit parallelen Rändern aneinander. Ihre Länge ist bedingt durch die Länge der ent-
sprechenden Neuralplatten, deren Masse schon oben angegeben wurden.
Ueber die Beschaffenheit des Randes gibt die linke Hälfte des vorliegenden Skeletes allen nur
wünschenswerthen Aufschluss. Die erste Marginalplatte erhält durch die schräge Naht, womit sie an die
Nuchalplatte anstösst, eine trapezoidale Gestalt; bei allen folgenden sind die beiden Nähte parallel. M 1 ist
die kleinste unter allen Marginalplatten; auch m 2 und m 3 sind kürzer als die darauf folgenden. Bemerkens-
werth ist die Einknickung und die ungemein schmale Form von m 3 , m 4 , m 5 und m 6 . Diese auch an dem
Original von JEuri/sternum Wagleri, sowie an Achichelys Redtenbacheri (Meyer 1. c. t. XXI. Fig. 5) zu beob-
achtende Erscheinung gibt dem Rande unserer Schildkröte ein eigenthümliches Aussehen. Namentlich m 4 ,
m 5 und m 6 erscheinen wie schmale aber dicke Leisten, von deren nach oben gerichteter Kante eine Fläche
schief nach innen einfällt. Man könnte vermuthen, dass diese Fläche den umgeknickten Rand der ursprünglich
dünnen Platten darstelle, allein da die Spitzen der Rippen nicht durch die Randplatten verdeckt werden,
sondern ganz unzweifelhaft darüber liegen, so erscheint diese Annahme nicht wahrscheinlich. Bei m 7 ist
ebenfalls noch eine scharfe Kante vorhanden, allein sie rückt schon etwas weiter nach innen und lässt einen
breiteren äusseren Saum frei.
M 8 ist nur in der vorderen Hälfte geknickt, in der hinteren ist die obere Fläche schon ziemlich
breit. M 9 , m 10 und m 11 endlich sind gross, mindestens ebenso breit als lang und von vierseitiger Gestalt.
Was nun die Beziehungen der Costal- und Marginalplatten anlangt, so trifft die gestreifte Spitze
der Rippenverlängerung der ersten Costalplatte in die hintere Hälfte von m 3 , die der zweiten etwas
weiter hinten auf m 4 ; c 3 nähert sich schon der hinteren Naht von m 5 nnd c 4 fällt genau in die Naht von
m 6 und m 7 . Auch die folgenden 4 Rippen erreichen die Randplatten in oder dicht hinter den Nähten von
m" zu m 8 , m 8 zu m 9 , m 9 zu m lu und m 10 zu m 11 .
M u bildet jederseits ein stumpfes Eck am Hinterrand, welcher einen ziemlich tiefen Ausschnitt da-
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durch erhält, dass das grosse Supracaudale, welches in der Mitte liegt, ziemlich weit nach vorn gerückt ist
und den Raum zwischen den beiden m 11 nicht ausfüllt.
Vergleicht man das eben beschriebene Rückenschild mit den bisher aus dem lithographischen Schiefer
bekannten Schildkröten, so unterliegt es keinem Zweifel, dass das von Maack (Palaeontographica XVIII,
taf. 39) unter dem Namen Eurystemum crassipes abgebildete Skelet die grösste Aehnlichkeit besitzt. Der
ganze Umriss des Panzers, die Form des Kopfes und Halses, die Extremitäten, die Nuchalplatte, sowie die
übrigen erhaltenen Marginalplatten stimmen auf das genaueste überein. Das Maack'sche Exemplar ist aber
noch erheblich jünger, als das vorliegende, und diese Altersverschiedenheit erklärt auch einige kleine Diffe-
renzen in der Grösse der Neuralplatten. An dem ersteren sind nämlich die Nähte auf dem ausserordentlich
zarten Discus schwierig zu verfolgen und insbesondere auf dem hinteren Theile ganz verwischt. Soweit
indess die Neuralplatten Grenzen erkennen lassen, stimmt ihre Form, abgesehen von ihrer verhältnissmässig
grösseren Breite auf's genaueste mit dem neuen Exemplar aus Zandt überein. Da auch die Pygalregion
völlig gleiche Beschaffenheit zeigt, so ist wohl der Schluss berechtigt, dass auch die hinteren Neuralplatten
an dem sehr jugendlichen, von Maack abgebildeten Stück, deren Nähte nicht aufzufinden sind, entsprechend
gebildet waren. Die Rippen haben bei beiden durchaus dieselbe Lage und stehen in gleicher Weise mit
den Marginalplatten in Verbindung.
Ich halte somit die specifische Uebereinstimmung beider Exemplare für unzweifelhaft.
Nun hat aber Rütimeyer gezeigt, dass Eurystemum Wagleri Maack mit Aplax Oberndorferi alle
wichtigeren Merkmale theilt. Es befindet sich nämlich, wie an dem von H. v. Meyer beschriebenen (Rept.
des lithogr. Schiefers t. XVII. fig. 3) grösseren Stück von Aplax zu sehen ist r ) unmittelbar vor dem Becken
eine wohl entwickelte freie Lumbairippe und ausserdem hat Rütimeyer auch noch das Vorhandensein einer
grossen, freien, sogenannten falschen Brustrippe unter der ersten Costalplatte nachgewiesen. Diese letztere
ragt auch an unserem neuen Skelet auf der linken Seite in die Fontanelle zwischen der ersten Costalplatte
und dem Rande herein.
Gehört nun — wie ich nicht zweifle — die Schildkröte aus Zandt zu Aplax Oberndorferi, so fällt
für die Gattung Aplax das einzige generische Unterscheidungs-Merkmal von Eurystemum fort, nämlich die
Unterdrückung der hinteren Neuralplatten; denn das Vorkommen einer lumbalen Rippe kann nicht als solchss
bezeichnet werden, da bei keinem einzigen der bisher beschriebenen Eurysternum-Skelete die Sacralgegend
überliefert ist. Nach der Gesammtform und nach dem Aufbau des Rückenschildes gehören Eurystemum und
Aplax generisch zusammen.
Ich habe bisher die Zandter Schildkröte nur mit Aplax Oberndorferi verglichen. Prüft man nun
auch die verschiedenen Exemplare von Eurystemum, so lässt sicli von vorn herein erwarten, dass die jüngeren
Individuen vorzugsweise Uebereinstimmung zeigen werden. In der That, wenn man das von Maack als
Eurystemum Wagleri (1. c. taf. 38) abgebildete vordere Fragment des Rückenpanzers eines ziemlich jungen
Thieres neben das Zandter Skelet legt, so herrscht in allen erhaltenen Theilen die grösste Aehnlichkeit.
Von besonderer Wichtigkeit für die Bestimmung unseres neuen Skeletes ist der Umstand, dass sich wenigstens
die Quernähte und die radiäre Streifung der Hautschuppen noch erhalten haben. Alles dies verhält sich
genau wie an dem genannten Fragment von Eurystemum Wagleri. Zunächst würde sich dann das kleine
') Das Original der Meyer'sehen Abbildung, welches sich in der ehemaligen Oberndorfer'schen Sammlung befand, scheint
verloren zu sein; es ist wenigstens nicht in das Münchener paläontolog. Museum übergegangen. Dagegen habe ich unter ver-
schiedenen bei Seite gelegten Trümmern zwei Stücke der Gegenplatte aufgefunden, von denen das eine die Beschaffenheit des Beckens
gut erkennen lässt.
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bei H. v. Meyer t. XVIII. flg. 5 abgebildete Fragment von Achelorda formosa aus Cirin anschliessen. Das
Original-Exemplar von Eurystemum Wagleri H. v. Mey. (Münst. Beitr. I) ist schon etvvas älter, aber noch
sind die Randplatten 4 — 7 schmal und die Costalplatten durch Zwischenräume vom Rande geschieden.
. An den grösseren Exemplaren, ""welche H. v. Meyer theils als Palaeomedusa testa, theils Adchelys
Redtenbacheri bezeichnet hat, werden die Neuralplatten immer schmäler, die Supracaudalplatte zerfällt in
2 bis 3 Stücke und die Costalplatten bilden einen nahezu geschlossenen Discus.
Ich kann mich nach sorgsamer Revision sämmtlicher im hiesigen Museum befindlichen Exemplaren
nur der Ansicht Rütimeyer's anschliessen, wonach Palaeomedusa testa H. v. Mey., Adchelys Redtenbacheri
H. v. Mey., Eurystemum Wagleri Maack (non H. v. Mey.), und Achelonia formosa H. v. Mey. nur als ver-
schiedene Altersstadien ein und derselben Art zu betrachten sind. Auch Euryaspis radians Wagn. gehört
wohl, wie schon Rütimeyer vermuthet, zur gleichen Species. Ferner lässt es eine Prüfung des freilich
mangelhaft erhaltenen Original-Exemplar's von Eurystemum Wagleri H. v. Mey. (Münster's Beitr. I) kaum
zweifelhaft, dass auch diese Species mit Eurystemum crassipes vereinigt werden muss. Der tiefe Ausschnitt
am Hinterrand ist offenbar ein jugendliches Merkmal, das am Zandter Skelet nicht weniger stark, als bei
E. Wagleri ausgeprägt ist. Das plumpe Aussehen der Hand von Eurystemum crassipes Wagn. wird durch
die Lage und den Erhaltungszustand wesentlich erhöht; ein namhafter Unterschied gegenüber der Vorder-
extremitäten anderer Exemplare, welcher eine specifische Trennung rechtfertigte, scheint mir nicht zu
bestehen.
Das schöne Skelet von Zandt (Taf. XXVII) beweist somit, wie bereits oben gezeigt, dass auch
die als Aplax Oberndorferi beschriebenen Stücke nur frühe Jugendstadien von Eurystemum Wagleri sind.
Alle bisherigen Folgerungen waren hauptsächlich auf die Beschaffenheit des in systematischer Hin-
sicht allerdings wichtigsten Theiles, auf das Rückenschild, begründet. Eine flüchtige Betrachtung der übrigen
Merkmale führt übrigens zu ähnlichen Ergebnissen.
Was zunächst das Bauehschild betrifft, so treten an dem Zandter Skelet die vier tief gezackten
Flügel des Hyoplastron und Hypoplastron deutlich in ihrer natürlichen Lage unter dem Discus hervor.
Das Bauchschild besitzt ein entschieden thalassitisches Gepräge, und ist sowohl seitlich als auch vorn und in
der Mitte von sehr grossen Fontanellen durchbrochen. Die Flügel des Hyoplastron sind ungewöhnlich weit
nach vorn gezogen. Ihre Spitzen greifen über die erste Costalplatte hinaus und berühren die dritte Rand-
platte. Die Spitze des Hypoplastron tritt mit der achten Randplatte in Verbindung. Alle diese Merkmale
stimmen mit dem überein, was wir bisher über das Bauchschild von Aplax und Eurystemum wissen.
Vom Kopf und Hals muss ich absehen, da dieselben am Zandter Skelet nicht mehr vorhanden sind.
Dagegen sind von den Vordei'fü.sseii die beiderseitigen Oberamiknochen, und auf der rechten Seite auch
die Vorderarmknochen, sowie ein undeutlicher Abdruck der Hand überliefert.
Ueber die Hand von Eurystemum geben H. v. Meyer's Abbildungen von Achelonia formosa aus
Cirin (t. XVII. fig. 7) den besten Aufschluss. Ein sehr zertrümmertes Skelet von Eurystemum Wagleri
aus Kelheim im hiesigen Museum hat beide Hände in etwas fragmentarischem, sonst aber trefflich erhaltenem
Zustand hinterlassen. Die vorhandenen Theile stimmen so genau mit der Meyer'schen Abbildung überein,
als ob sie ihr als Original gedient hätten. Einen fast coinpleten Vorderfuss eines viel grösseren Exemplars,
an welchem nur die Carpalknochen fehlen, erhielt ich im Jahre 1875 aus dem lithographischen Schiefer von
Eichstädt. Die schlanke Gestalt der Metacarpalknochen, sowie Grösse und Form der Phalangen erinnern
genau an Parachelys Eichstaettensis H. v. Mey. (Palaeontographica XI. t. 45), nur trägt der zweite Finger
3 Zehen.
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Becken und hintere Extremitäten von Eivrysternwn waren bisher erst ungenügend bekannt. Der
vortrefflich erhaltene rechte Hinterfuss des Zandter Skelets gibt darum über die Gestalt der Metatarsalia
und der Zehen erwünschten Aufschluss. Noch wichtigere Anhaltspunkte über das ganze Becken, den hinteren
Theil des Bauchpanzers und die Extremitätenknochen selbst gewährt aber eine Platte, welche ich im Jahre
1875 erhielt und die auf Taf. XXVIII. fig. 1. abgebildet ist. Das weiche gelbliche Gestein, worin die
braunen Knochen in untadeliger Schärfe eingebettet liegen, enthält überdies die hinteren Platten des Bauch-
schildes (Hypoplastron und Xyphiplastron) von beiden Seiten in ihrer natürlichen Lage. Sie sind von
innen blosgelegt. Das Xiphiplastron ist eine längliche, aber ziemlich breite, in der Mitte verdickte Knochen-
platte, mit etwas gezacktem hinterem Band. Vorn schliesst es sich mittelst einer schräg von aussen nach
innen und hinten verlaufenden Naht an den einwärts gerichteten gleichfalls gezackten Flügel des Hypo-
plastron an. Der äussere Flügel, welcher an dem Zandter Skelet mit seiner hinteren Spitze m 8 berührt,
ist leider beiderseits abgebrochen und auf der rechten Seite fehlt auch der nach vorn gerichtete Flügel,
welcher sich an das Hyoplastron anschliesst.
Trotz dieser Mängel verdienen die beiden Knochen dennoch Interesse, weil sie beweisen, dass bei
der Gattung Eurysternum das Brustschild auch in erwachsenem Zustand — das vorliegende Becken rührt
von keinem ganz jungen Thier her - - noch grosse Fontanellen behielt. Eine vollständige Verknöcherung
fand überhaupt wohl nicht statt, denn auch mehrere andere vorhandene Theile des Brustschildes von Eury-
sternum weisen auf eine entschieden thalassitische Bildung hin. Die eben beschriebene Beschaffenheit des
Hypoplastron und Xiphiplastron führt wieder auf die Gattung Parachelys. H. v. Mej r er bildet nämlich
(1. c. taf. 45. fig. 1) die entsprechenden Theile ab. Trotz ihres fragmentarischen Zustandes ist die Ueberein-
stimmung mit Eurysternum unverkennbar. Auch die abgebildeten Rippen- und Randplatten des Rücken-
schildes, sowie die langen Knochen des Vorderfusses entsprechen ganz und gar Eurysternum. Die einzige
Differenz wäre somit der Mangel einer dritten Phalange am zweiten Finger. Da alles Uebrige mit Eury-
sternum passt, so wird man diese Abweichung wohl als abnorme Bildung ansehen dürfen, und es würde
unter dieser Voraussetzung auch Parachelys Eichstaettensis H. v. Mey. zu Eurysternum Wagleri gehören.
Die rechte Hälfte des Beckens ist auf der Taf. XXVIII. fig. 1 abgebildeten Platte vorzüglich er-
halten und wie die hinteren Bauchschildplatten von der Oberseite entblösst. Die drei rechtseitigen, noch in
ihrer natürlichen Lage befindlichen Beckenknochen waren ursprünglich vom linken Oberschenkel (fe.) und
Sitzbein (iL) bedeckt, allein diese beiden Knochen konnten vorsichtig beseitigt und nebenan in die Gesteins-
platte eingelegt werden. Vom Sacrum selbst sieht man 2 Wirbel, an denen wenigstens auf einer Seite noch
kurze Rippen befestigt sind; unmittelbar daran schliesst sich der Schwanz an, dessen Wirbelzahl jedoch
nicht ermittelt werden kann, weil der rechte Oberschenkel über dem vorderen Theil desselben liegt.
Das Becken vereinigt Merkmale der Thalassiden und Emyden, und hat jedenfalls mit den Clielyden
am wenigsten Aehnlichkeiten. Das Darmhein (il.) ist der dickste, zugleich aber auch der kleinste unter
den 3 Knochen. In der ganzen Form erinnert das Ilium an den entsprechenden Knochen bei Chelone; der-
selbe ist bei den Emyden erheblich stärker entwickelt, und namentlich zeigt sich bei diesen das obere, mit
dem Sacrum verbundene Ende kräftiger, als bei Eurysternum. An dem Becken (Taf. XVIII, fig. 1) ist dieser
obere Theil des Darmbeins verletzt: ich habe darum den nämlichen (jedoch linksseitigen Knochen) von einem
namhaft grösseren Individuum (Acichelys Redtenbacheri H. v. Mey. 1. c. 1. XX. fig. 2) nochmals abbilden
lassen, nachdem derselbe vollständig aus dem Gestein herauspräparirt war. l ) Der zugeschärfte obere Rand
') H. v. Meyer gibt von diesem Knochen eine Ansicht von der Aussenseite; die Abbildung taf. XXVIII. fig. 2 stellt ihn
von der Innenseite dar.
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beweist, dass das Darmbein mit dem Rückenpanzer nur durch Bänder verbunden, nicht aber festgewachsen
war. Gegen unten ist das Ilium beträchtlich verdickt und mit zwei ungleich grossen, ebenen Endflächen von
rhombischer Gestalt, sowie mit einer stark ausgehöhlten dritten Gelenkfläche versehen.
Der gi-össte Knochen des Beckens ist das Schambein (p, Taf. XXVIII. fig. 1 und 2). An Dicke
steht es jedoch dem Darmbein beträchtlich nach. Alle drei Gelenkflächen haben rhombische Gestalt, und zwar
zeichnet sich diejenige, welche mit dem Darmbein in Berührung tritt, durch viel beträchtlichere Grösse als
die beiden anderen aus. In der ganzen Form steht das Schambein von Eurysternum in der Mitte zwischen
dem einer Chelone und einer Emys; es breitet sich gegen vorn ziemlich stark aus und besteht am vorderen
Ende aus einem kleineren nach aussen gerichteten, eckigen Fortsatz und einem breiten, schaufelartigen
Flügel, welcher in der Medianlinie mit dem entsprechenden Flügel des anderseitigen Schambeins zusam-
menstösst.
Das Sitzbein (isch. Taf. XXVIII. fig. 1) trägt unter allen Beckenknochen den Emydencharakter
am ausgeprägtesten. Es ist, wie das Schambein, ein ziemlich dünner Knochen, welcher aus einem ver-
schmälerten Stiel mit 3 Gelenkfacetten und 2 Fortsätzen besteht, wovon der hintere von dreieckiger Gestalt
zugespizt ist, während der vordere schaufelartig sich ausbreitet und mit seinem vorderen Eck den inneren
Flügel des Schambeins berührt. Dadurch entsteht jederseits zwischen Schambein und Sitzbein eine ovale
ringsum geschlossene Oeffhung, während bei den Thalassiten die grosse Oeffnung zwischen den ossa pubis
und ischii in der Mitte nicht halbirt ist.
Die beiden Obei"Sclienkelknochen (fe. Taf. XXVIII. fig. 1) zeigen keine bemerkenswerthen Eigen-
tümlichkeiten, auch Schienbein und Wadenbein stimmen gut mit den lebenden Emyden überein .
In vorzüglicher Deutlichkeit hat sich der Tarsus des rechten Hinterfusses (Taf. XXVIII. fig. 1)
erhalten. Man bemerkt in der proximalen Reihe zwei etwas aus ihrer Lage verschobene Knöchelchen,
welche die Gelenkflächen, womit sie mit tibia und fibula artikuliren, deutlich erkennen lassen.
Der Astragalus ist mehr als doppelt so gross, als der mit der fibula correspondirende Calca-
neus. Eine Verschmelzung wie bei den lebenden Emyden ist nicht wahrzunehmen.
Die vier kleinen Knöchelchen in der distalen Reihe des Tarsus, welche dem Daumen, 2. 3. und
4. Finger entsprechen, bieten keine besonderen Eigenthümlichkeiten, dagegen zeichnet sich der glatte, breite
Knochen (mt. V), welcher die Basis des kleinen Fingers bildet, durch seine ansehnliche Grösse und trape-
zoidische Form aus. Dieses von Cuvier als fünfter Metatarsus gedeutete Knöchelchen ist bei den Meer-
schildkröten und Emyden ähnlich beschaffen. Die übrigen Metatarsalia und die Phalangen bedürfen keiner
besonderen Beschreibung.
Das Ergebniss der vorhergehenden Untersuchung lässt sich dahin zusammenfassen, dass sämmtliche
bisher unter den Gattungsnamen Eurysternum, Acichelys, Äplax, Palaeomedusa , Achelonia, Enryaspis und
Parachelys beschriebene Schildkröten aus dem lithographischen Schiefer von Bayern und Cirin einer einzigen
Gattung, ja sogar einer einzigen Species angehören. Von dieser Art, welcher der älteste Namen Eurysternum
Wagleri H. v. Mey. zukommt, liegen eine Anzahl von Exemplaren vor, die nicht allein über alle osteolo-
gischen Verhältnisse, sondern auch über die Entwickelungsgeschichte Auskunft geben. Von dem kleinen,
von H. v. Meyer (1. t. Taf. XVIII. fig. 2) als Aplax Oberndorferi beschriebenen Embryo bis herauf zu
den als Acichelys bezeichneten Formen mit fast vollständig verknöchertem Discus liegt eine zusammen-
hängende Reihe von Uebergängen vor. In ähnlicher Vollständigkeit dürften bis jetzt die Altersstadien bei
keiner fossilen Schildkröte bekannt sein.
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Was die geologische Stellung von Eurysternum betrifft, so ist diese durch Rütimeyer's schöne
Untersuchungen definitiv festgestellt. Schon A. Wagner und H. v. Meyer hatten auf die Beziehungen
sämmtlicher im lithographischen Schiefer vorkommenden Schildkröten zu den Eloditen (Süsswasserschildkröten)
hingewiesen, gleichzeitig aber auch das thalassitische Gepräge des Bauchschildes betont. In der That ist
Eurysternum unter allen bekannten Emyden diejenige, welche in ihrem ganzen Bau am meisten Ann'ährung
an die Meerschildkröten bekundet. Sie übertrifft darin noch die Gattung Thalassemys Rütim., bei welcher
sowohl Rücken- als Bauchschild einen höheren Grad von Verknöcherung erkennen lassen.
Die geologische Verbreitung von Eurysternum beschränkt sich auf den lithographischen Schiefer von
Bayern und Cirin.
2. Ueber Platychelys Oberndorferi Wagn.
Taf. XXVIII, Fig. 3.
Nachdem durch die vorhergehenden Betrachtungen eine erhebliche Anzahl, früher verschieden be-
nannter Schildkrötenreste auf Eurysternum Wagleri zurückgeführt worden sind, bleiben im lithographischen
Schiefer nur noch drei generische Typen Hydropelta, Idiochelys und Platychelys (= Helemys Rütim.) übrig.
Alle drei gehören zu den Emyden und zwar zeigen die beiden zuerst genannten noch thalassitisches Gepräge,
während sich Platychelys schon ziemlich enge an die modernen Süsswasserschildkröten (z. B. Chelydra ser-
pentina und Chelys ßmbriata) anreiht.
Von Hydropelta hat der lithographische Schiefer Bayerns erst ein einziges, mangelhaft erhaltenes
Skelet geliefert. Von Idiochelys dagegen liegen im hiesigen Museum eine Anzahl von Exemplare, welche
alle von Rütimeyer untersucht und in einer Weise beschrieben wurden, dass Nichts Neues hinzuzufügen
übrig bleibt.
Eine ganz unerwartete Ueberraschung wurde mir zu Theil, als ich bei Gelegenheit der Untersuchung
des Zandter Skeletes sämmtliche seit 11 Jahren im hiesigen Museum befindlichen Schildkröten-Fragmente,
welche mit der Oberndorfschen Sammlung hierher gelangt waren, durchmusterte und darunter ein Plastron-
Fragment fand, das augenscheinlich weder zu Eurysternum, noch zu Idiochelys oder Hydropelta gehören
konnte. Ein Blick in den ersten Theil der Rütimeyer'schen Monographie l ) belehrte mich sofort, dass das
Stück von Platychelys Oberndorferi herrühren müsse, wovon ja bereits zwei Rückenpanzer bei Kelheim auf-
gefunden worden waren. Bei genauerer Prüfung zeigte sich weiter, dass das Fragment, trotzdem es
an Vollständigkeit hinter den von Rütimeyer beschriebenen Exemplaren zurücksteht, doch mehrere bisher
zweifelhafte Fragen aufzuklären geeignet und darum einer näheren Beschreibung und Abbildung werth sei.
Das Taf. XXVIII. fig. 3 dargestellte Stück ist die vordere Hälfte des Bauchschildes eines ganz
alten Individuums von Platychelys, obwohl es an Grösse von den beiden bei Rütimeyer t. III und IV ab-
gebildeten Bauchschildern, welche offenbar von jüngeren Individuen herrühren, übertroffen wird. Die ganze
Form, die Anwesenheit der eingeschalteten Knochenplatte zwischen Hyo- und Hypoplastron, der aufge-
bogene Rand zur Befestigung an das Rückenschild machen die generische Bestimmung unzweifelhaft. Im
Einzelnen zeigt jedoch das Kelheimer Bauchschild manche bemerkenswerthe Differenzen.
Was zunächst die grösste Knochenplatte, das Hyoplastron (hy. p.), anbelangt, so ist davon das linke
vollständig, das rechte theilweise erhalten. In der Form stimmt es genau mit den von Rütimeyer be-
') Neue Denkschr. der Schweiz, naturf. Ges. 1867. XXII.
PalaeontographicR, N F. IV. 5. (XXIV.) 25
— 184 —
schriebenen Stücken überein, allein die schmale Fontanelle in der Mittellinie, welche die Solothurner Stücke
auszeichnet, ist an dem Kelheimer Exemplar grösstentheils ausgefüllt, indem die gezackten Ränder beider
Hyoplastra sich berühren. Nur ganz vorn bleibt eine kleine Lücke frei und eine grössere entsteht am
hinteren Ende, wo die Ränder der beiden Platten schräg nach aussen und hinten divergiren und dadurch im
Centrum des Bauchschildes eine rundliche Fontanelle verursachen.
Vortrefflich erhalten ist das vordere Ende des Bauchschildes, ein um so erfreulicherer Umstand,
als gerade dieser Theil an allen Solothurner Exemplaren fehlt. Die beiden, gewöhnlich als Episterna be-
zeichneten, von Huxley als Clavicula (cl.) gedeuteten Platten, sind klein, unregelmässig dreieckig und durch
Nähte mit den beiden Hyoplastra, sowie der herzförmigen, ziemlich breiten Interclavicula (i. cl. Ento-
sternum) verbunden. Der Vorderrand des Bauchschildes selbst ist geradlinig abgestutzt und beiderseits mit
abgestumpften Ecken versehen. In der Mitte tritt ein kurzer Vorsprung etwas hervor. Die hintere Spitze
der Interclavicula tritt in das offene Grübchen zwischen den Hypolastron-Platten und füllt dasselbe voll-
ständig aus, liegt jedoch unter den letzteren.
Einen namhaften Unterschied gegenüber den Solothurner Brustschildern bietet die Länge des auf-
gebogenen, durch Hyoplastron, Mesoplastron (mp.) und Hypoplastron (hp. p.) gebildeten Randes des Bauch-
schildes, welcher in Nahtverbindung mit dem Rückenschild tritt. Derselbe misst am Kelheimer Stück an
der kürzesten Stelle 45 mm., während beide Solothurner Exemplare, an der gleichen Stelle gemessen, über-
einstimmend 60 mm. ergeben. Diese Differenz wird dadurch noch auffallender, dass die beiden Hyoplastra
des Kelheimer Bauchschildes an der Basis des vorderen Seiten- Ausschnittes etwas breiter sind, als an den
Solothurner Stücken.
Die Eindrücke der Hautschuppen haben sich an dem Taf. XXVIII. fig. 3 abgebildeten Fragment
vortrefflich erhalten. Die Nähte der Pectoral- und Abdominal-Schuppen verlaufen wie an den Solothurner
Stücken. Vor den Pectoralschuppen sieht man am Kelheimer Fragment auch noch die Nahteindrücke der
Humeral- und Gular-Schuppen. Letztere sind klein und durch ein unpaares, eingeschaltetes Mittelstück von
einander getrennt.
Ich halte es für wahrscheinlich, dass das soeben beschriebene Bauchschild zu einem der beiden
Rückenschilder von Platychelys Oberndorferi im hiesigen Museum gehört. Die Gesteinsbeschaffenheit würde
auf das von A. Wagner beschriebene Stück hinweisen.
Ob nun die geringe Länge des aufgebogenen Randes am Bauchschild, sowie die geringere Grösse
gegenüber den Solothurner Exemplaren auf Rechnung individueller Abweichungen zu setzen ist, oder ob
sie auf die Möglichkeit einer specifischen Trennung der Kelheimer und Solothurner Formen hinweist, wird
durch weitere Funde entschieden werden müssen.
Ueber
die Fauna der Corbicula-Schichten
im
Mainzer Becken,
Von
Dr. phil. Oskar Boettger.
(Mit Taf. XXIX).
Die zuerst von Prof. Dr. Frid. Sandberger in seinen „Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens '),
Wiesbaden 1863, S. 447" von den Hydrobienkalken unserer Miocänformation als untere Abtheilung abge-
trennten Corbicula-Schichten sind in geologischer wie in palaeontologischer Beziehung lange noch nicht
genügend bekannt. Der Grund hiervon liegt wohl wesentlich darin, dass diese Schichten wenig nutzbare
Gesteine enthalten und deswegen nur untergeordnet entblösst sind oder nur zeitweilig durch Brunnen- und
Kellergrabungen aufgedeckt werden. Vorliegende kleine Arbeit bezweckt, wenigstens von palaeontologischer
Seite, einige Klarheit in diese Verhältnisse zu bringen.
Thonige Gesteine, die nur mit wenig mächtigen Schichten von bröckeligen Kalken abwechseln, wie
es die Corbicula-Schichten sind, können naturgemäss wegen der Abschwemmung und Verwitterung, der sie
ausgesetzt sind, nur in seltenen Fällen Hügel und Felsen bilden, und daher kommt es denn, dass Corbicula-
Schichten als anstehendes Gestein nur bei besonders günstiger Gelegenheit erkannt werden können. Nichts-
destoweniger sind dieselben auf der rechten und linken Main- und Rheinseite in Nassau, Hessen und Rhein-
bayern vielfach angetroffen worden, ja sie gehören im Mainzer Becken sogar zu den am weitest verbreiteten
Schichten.
An typischen Stellen, wie bei Oberrad und Sachsenhausen 2 ), ist ihre Schichtenfolge zwar eingehend
festgestellt worden, auch sind die wichtigsten Leitversteinerungen ziemlich bekannt: doch ist von ihren
') Für die Folge blos „Conch." citirt.
2 ) Vergl. meinen „Beitrag zur palaeontolog. u. geolog. Kenntniss der Tertiär-Formation in Hessen, Offenbach a./M. 1869", S. 27.
25*
— 186 —
palaeontologischen Beziehungen zu den nächst tieferen Cerithienkalken einerseits und zu den auf ihnen
lagernden Hydrobienkalken andererseits — insbesondere was die damalige Landschneckenfauna betrifft —
im Ganzen noch wenig bekannt geworden. In besonders eigenthümlicher und noch nicht genügend aufge-
klärter Weise entwickelt finden sich Corbicula-Schichten bei Münzenberg in der Wetterau, während die ana-
logen Kalke von Kleinkarben und von Hochstadt und Bergen bei Frankfurt eine ähnliche Schichtenfolge
zeigen wie bei Oberrad und Sachsenhausen.
Auf der rechten Mainseite sind es aber weniger die kalkigen Schichten, als vielmehr die mächtigen
Complexe von thonigen, durch das Vorkommen von Lebias Meyeri Ag. und anderen Fischen schon seit
langer Zeit bekannten Straten, auf denen z. B. die Stadt Frankfurt steht, welche einer schärferen Praeci-
sirung bedürfen. Dieselben wurden bis vor Kurzem noch — und so auch in früherer Zeit von mir — für
tiefere Lagen der Hydrobienkalke angesehen. Die Frankfurter Thone enthalten aber an zahlreichen und
ziemlich weit von einander entfernten Punkten bis in die höchsten Lagen Cerithien, und zwar sowohl Ceri-
thium margaritaceum Brocc. var. eonicum m., als auch Cerithium plicatum Brug. var. pustulatum A. Braun
und Melania Eschen Mer. var. ecostata Sndb., Leitversteinerungen der Corbicula-Schichten im Mainzer Becken,
so dass ich jetzt sämmtliche Tertiärschichten unmittelbar unter dem Pleistocän der Stadt Frankfurt, und
insbesondere auch die so vielfach discutirten Thonlagen am Winterhafen und am Grindbrunnen unterhalb
der Stadt, welche zahlreiche Exemplare von Cerithium plicat. pustulat. und Pflanzenreste enthielten, in dieses
Niveau verweisen muss. Aechte Hydrobienschichten finden sich demnach bei Frankfurt selbst nur als höchste
Lagen auf den die Stadt umgebenden Höhen, so z. B. auf dem Mühlberg und bei Oberrad. Viele Fundorte
von Versteinerungen, die früher von hier aufgezählt worden sind, wie z. B. der von Euchilus? succineiforme
Sndb., von Limneus minor Tho. und eurygaster m. (== subbullatus Sndb. juv.J und von Helix crebripunctata
Sandb., verschieben sich demzufolge aus dem Hydrobienkalk in die Corbicula-Schichten.
Nach N. und nach W. hin sind analoge Straten schon früher bei Homburg v. d. Höhe und bei
Nieder-Hofheim nachgewiesen worden. Auch zwischen Kostheim und Hochheim liegen nach einer Mit-
theilung von Dr. Carl Koch in Wiesbaden thonige Kalke mit Hydrobia ventrosa Mont. sp. 60 bis 70'
tiefer als die nächst gelegenen ächten Hydrobienkalke, welche wahrscheinlich dem Niveau der Corbicula-
Schichten angehören dürften. Weiterhin ist nach seiner Ansicht (briefl. Mitth. vom 1. April 1874) auch
die Cerithienbank am Wiesbadener Exercierplatz sammt den weissen Thonen von Schierstem, Dotzheim und
Bierstadt zu den Corbicula-Schichten zu rechnen, und ich vermuthe, dass im Liegenden derselben auch an
diesen Orten die Cerithienkalke nicht fehlen werden.
Sandberger u. a. haben in der Provinz Starkenburg und in Rheinhessen früher schon auf das Vor-
kommen von hierher gehörenden Schichten bei Bieber nächst Offenbach, bei Weisenau, Oppenheim, Buden-
heim, Ingelheim, Wiesberg, Wolfsheim und Diomersheim nächst Kreuznach aufmerksam gemacht und auch
in Rheinbayern als Fundorte Neustadt, Dürkheim und Göllheim genannt, so dass die Verbreitung dieses
Niveaus unserer Tertiärformation sich somit nahezu über das ganze Tertiärland von Starkenburg, Rheinhessen
und der Rheinpfalz und in der Wetterauer Bucht bis über Münzenberg hinaus erstreckt.
Was die Lagerungsverhältnisse der einzelnen Lokalitäten betrifft, die ich in den letzten Jahren palae-
ontologisch ausgebeutet habe, so will ich das Nöthige jedesmal bei Betrachtung des Ortes einflechten, soweit
ich es für wichtig oder interessant halte.
Die Fauna der Corbicula-Schichten war, wie bereits oben bemerkt, bis jetzt noch wenig gekannt;
folgendes sind die in den zwei Werken von Sandberger („Conch." und „Land- und Süsswasser-Conchylien
— 187 —
der Vorwelt l ), Wiesbaden 1870 — 1875") und der oben citirten Arbeit von mir („Beitrag") aufgezählten Arten.
Es sind 26 Conehylien, nämlich: Mytilus Faujasi Brongn., Dreissena Brardii Fauj. sp., Unio sp. , Cyrena
( Corbioula) Faujasi Desh., C. ( Corbicula) donacina A. Braun, Neritina fliwiatilis L. sp., N. subangularis Sndb.,
Cerithium margaritaceum Brocc, C. submargaritaceum A. Br., C. plicatum Brug., Melania Escheri Mer., Mela-
nopsis callosa A. Br., Paludina pachystoma Sandb., Hydrobia ventrosa Mont. sp., H. inflata Fauj. sp., Euchilusl
succineiforme Sndb., Planorbis comu Brongn. var. solidus Tho., PI. declivis A. Br., PL dealbatus A. Br.,
Limneus subbullatus Sndb. (= eury gaster m.), Helix (Fruticicola) crebripunctata Sndb., Helix (Coryda) giron-
dica Noulet, Buliminus (Petraeus) turgidulus Sndb., Cionella lubricella A. Br. , Pupa (Pupilla) quadrigranata
A. Br. und Glandina inflata Rss. sp. Ausserdem werden noch Quinquelocidina amygdalum Sndb., Cypris-
Schälchen, Bruchstücke von Baianusgehäusen, Fische (Lebias Meyeri Ag., Cottus sp., Gobius nassoviensis
v. Myr. und Perca moguntina v. Myr.), Vögel- (Natator. sp.) und Säugethierreste, und endlich noch zahl-
reiche Pflanzen aus den Corbicula-Schichten erwähnt.
Nach alledem schloss Satidberger (Conch., S. 45U), dass die Corbicula-Schichten in einem schwach
gesalzenen Brackwasser abgelagert worden seien, und dass auf 9 Arten gemässigten Klimas 2 tropische und 3
subtropische kämen, das Klima der damaligen Zeit somit noch subtropisch genannt werden dürfe. In Vorwelt,
S. 481 endlich bemerkt derselbe Autor, dass er aus den Corbicula-Schichten etwa 26 Conchylarten kenne,
von denen nur 7 mit solchen des unter ihnen liegenden Cerithienkalks identisch seien, während 13, und zwar
durchweg Wasserschnecken, mit Formen der darüber liegenden Hydrobienkalke übereinstimmten. Und ebenda,
S. 505 sagt derselbe schliesslich, dass die Corbicula-Schichten reich seien an thonigen Straten mit Braun-
kohlentrümmern , welche die fortwährende Zuführung von Detritus der umliegenden Gebirge in das Brack-
wasser-Becken durch Flüsschen bewiesen. Die an einigen Stellen, z. B. bei Hofheim und an der Fried-
berger Warte bei Frankfurt gefundenen Fische, fährt derselbe S. 506 weiter fort, mögen theils in solchen
Flüsschen, theils in Brackwasser selbst gelebt haben, denn die durch G. nassoviensis vertretene Gattung
Gobius (Meergrundel) gehört gegenwärtig nur dem Meere, die barsch- und hechtartigen Fische aber sowohl
meerischem als Süss- Wasser an. Exotische Formen kommen unter ihnen nicht vor, wohl aber unter den
Conehylien, die westindische Typen, z. B. Helix girondica und Planorbis comu neben tropisch-asiatischen,
Melania Escheri, Paludina pachystoma u. a. und zahlreichen südeuropäischen, Hydrobia ventrosa, Melanopsis
callosa, Neritina ßuviatilis u. s. w. enthalten.
Auch meine Untersuchungen weisen, wie wir am Schlüsse dieser Arbeit sehen werden, noch auf
tropische und subtropische Verwandtschaften einzelner Formen hin, aber die grösste Zahl der Arten zeigt
doch einen ausgesprochen mittelmeerischen Habitus, der sich im Allgemeinen dem der mittleren Miocän-
schichten mehr zu nähern scheint als dem typischen Untermiocän. Die Hydrobienkalke des Mainzer Beckens
halte ich für mittelmiocäne Ablagerungen. Was Sandberger über die Wirbelthiere des Hydrobieukalkes
(Vor weit, S. 506) sagt, möchte ich noch nicht unterschreiben, da es mir nicht ausgemacht scheint, ob die
wichtige Fauna von Weisenau den Hydrobienschichten zugehört oder nicht vielmehr den Coi'bicula-Schichten
zuzurechnen sein dürfte.
Ehe ich nun auf die Betrachtung der einzelnen Ablagerungen dieses Horizontes näher eingehe, sei
mir noch gestattet, der freundlichen Unterstützung zu gedenken, die mir theils von Seiten früherer Schüler
von mir, der Herren Gymnasiasten Jul. Guttenplan und Realschüler Hilm. Kothe, sowie namentlioh des
Herrn Kaufm. Carl Jung von hier, theils von befreundeter Seite, von Herrn Landesgeologen Dr. Carl
') Für die Folge immer „Vorwelt" citirt.
— 188 —
Koch in Wiesbaden, die Herren F. D. Heynemann, Dr. Jul. Ziegler und Stud. phil. Wilh. Schauf
von hier di
worden ist.
von hier durch Mittheilung und Ueberlassung von Versteinerungen aus Corbicula-Schichten zu Theil ge-
(. Die Fauna der Corbicula-Schichten im Nord-Westen der Stadt Frankfurt
(Eschersheimer Landstrasse, Grüneburg weg, Grüneburg- Affenstein).
Die grünlichgrauen bis blauschwarzen Thone und Mergel im nordwestlichen Theil von Frankfurt
ergaben auch in den früheren Jahren schon vielfach bei Brunnengrabungen interessante Conchylreste , die
z. Th. als zum Hydrobienkalk gehörig in den oben citirten Sandberger'schen Werken enthalten sind.
Eine klarere Vorstellung von der hier begrabenen reichen Fauna lieferte aber erst eine Keller-
grabung zwischen dem Affenstein und der Grüneburg, welche im Jahre 1874 vorgenommen wurde. Leider
kam ich erst nach Fertigstellung der Grabungen an die genannte Stelle und kann deswegen über die
Mächtigkeit der in Betracht kommenden Schichten keine genaueren Angaben machen. Hier das Wenige,
was ich von den Lagerungsverhältnissen mitzutheilen weiss.
Unter einer mächtigen Doleritdecke, aus welchem Gestein, wie bekannt, der höhere Theil des Affen-
steinhügels besteht, und das sich auch in einem kleinen Steinbruch in unmittelbarer Nähe der Kellergrabung
beobachten Hess, liegen graue Tertiärthone, die ausserordentlich reich sind an winzigen bis erbsengrossen,
blasig aufgetriebenen Schlackentheilchen. In diesen Thonen, die mit grünlicheren, versteinerungsleeren Thon-
schichten gewechselt zu haben scheinen, lagen die leider meist zertrümmerten kleinen Schneckenschalen, die
fast ausschliesslich A r on Herrn Carl Jung durch Auswaschen mit dem Siebe ausgebeutet wurden. Auf der
Halde konnten zwei petrefaktenführende Schichten erkannt werden; die eine, welche einen an Cypris-
Schälchen reichen, fast schwarz aussehenden Schlämmrückstand gab, enthielt fast nur Gundlachien, die andere,
mit grünlichen Rückständen, war reicher an Schlackentheilchen und enthielt Helix und Pupa, sowie die
meisten übrigen gleich zu erwähnenden Fossilreste. Unter diesen petrefaktenführenden Schichten folgte
wieder fester, wenig zersetzter Dolerit.
Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass die Ablagerung der Corbicula-Schichten unserer Gegend
in die Zeit der Eruption des Affensteinvulkans fällt, dessen Lapilli und Aschen als zellige Gesteinsbröckelchen
die Mergelschichten erfüllen, dass aber auch nach der Ablagerung dieser Straten Lavaergüsse in derselben
Gegend noch stattgefunden haben, deren einer als doleritischer Strom — am neuen Irrenhaus nachgewiesener-
s 14 Mtr. Mächtigkeit — die versteinerungsführen
Die an dieser Stelle gefundenen Petrefakten sind folgende:
massen von 12 bis 14 Mtr. Mächtigkeit -- die versteinerungsführende Schicht überdeckt und conservirt hat.
a. CONCHYLIEN.
1. Ceriihium plicatum Brug. var. pustulatum A. Br.
(Sndbgr. Conch. S. 98, Tat. IX, Fig. 7).
Es wurden nur zwei kleine Bruchstücke dieser in den Thonen des Corbicula-Horizonts in Frank-
furt — Winterhafen, Finkenhofstrasse, Eckenheimer Landstrasse, Stalburg, Friedberger Warte, Bornheimer
Haide (Bornheimer und Frankfurter Ende), Hanauer (Ost-) Bahnhof — häufigen und meist mit vollkommener
— 189 —
Mündung erhaltenen Varietät gefunden, welche noch deutlich die rothen Punkte zeigen, nach der dieselbe
benannt ist.
2. Melania Escheri Mer. var. ecostata Sndb.
(Sandbgr. Conch. S. 89 und Vorw. S. 486, Taf. XXVIII, Fig. 14.)
Nur ein Bruchstück wurde von Herrn Carl Jung gefunden, welches mit der an der „Eisern Hand"
und in der „Fichardstrasse" gefundenen Varietät dieser Schnecke identisch ist.
3. Euchilus? succineiforme Sndb.
(Sandbgr. Conch. S. 394, Taf. XXXV, Fig. 22 und Vorw. S. 490, Taf. XXV, Fig. 7.)
Eine Mündung, die in Grösse und Form mit typischen Stücken aus der „Eschenheimer Landstrasse"
und „Lenaustrasse" auf's Genaueste übereinstimmt.
4. Hydrobia obtusa Sndb.
(Sandbgr. Conch. S. 81, Taf. VI, Fig. 8 und Vorw. S. 368, Taf. XXII, Fig. 6.)
Diese für die Cerithienkalke und -Sande charakteristische Art, die in den Corbicula-Schichten von
Frankfurt — Lenaustrasse, Eisern' Hand, Bornheimer Haide (häufig, Jung), Friedberger Warte — sehr
verbreitet ist, fand sich in wenigen Exemplaren in den Thonen am Affenstein. Ich kann keinen wesentlichen
Unterschied dieser Form von Exemplaren aus dem Cerithiensand von Kleinkarben finden. Eines unserer
Stücke vom Affenstein und zahlreiche Exemplare von anderen Fundorten in Frankfurt zeigen vor der
Mündung noch einen älteren stehengebliebenen Mundsaum, der in Form einer Varix in ähnlicher Weise
heraustritt, wie es Sandberger a. zuletzt a. O., Taf. XXXV, fig. 2 bei der pleistocänen und lebenden
Belgrandia marginata Mich. sp. abgebildet hat, und der es auch mir wahrscheinlich gemacht hat, dass Hydr.
obtusa als Vorläufer der jetztigen Gattung Belgrandia anzusehen ist. Hydr. obtusa kommt, wenn auch selten,
noch in den Hydrobienschichten vor. Ich traf sie mit Hydr. ventrosa Mont. sp. und Melanopsis callosa A.
Br. zusammen in den Hydrobienthonen von Mainz und von Appenheim in Rheinhessen.
5. Hydrobia ventrosa Moni sp.
(Sandbgr. Conch. S. 82, Taf. VI, Fig. 9 und Vorwelt S. 489, Taf. XXV, Fig. 6.)
Sehr selten und nur in Bruchstücken am Affenstein gefunden. An anderen Fundorten der Corbicula-
Thone in Frankfurt — Hanauer Bahnhof, Pfingst weide, Friedberger Warte und Bornheimer Haide — oft-
mals zu Tausenden. In neuerer Zeit auch mit Cyrena Faujasi in Münzenberg in feinkörnigem Sandstein
vorkommend (Exemplare von Dr. Jul. Ziegler).
6. Gundlachia francofurtana n. sp.
(Taf. XXIX, Fig. 1 a— d, 2 und 3.)
Char. Testa parva, oblonga, tenuis, postice declivior, basi sandaliformi, septo ad duos trientes clausa,
apice excentrico, depressulo, dextrorso ad 3 / 4 longitudinis testae piosito. Apertura antica, horizontalis, semicircu-
laris; tandem marginibus campanulatim expansis. Septum antiee rnargine expanso filiformi vel reflexo. Super-
ficies testae laminis concentricis et basin versus striis radialihis subtilibus ornata, septum parte anteriori vix im-
pressum. Long. 0,003, la.t. 0,001 M.
Die kleine Schale ist sehr schmal, in der Mitte von beiden Seiten etwas zusammengedrückt, mit
sohlenförmiger Basis und unten zu zwei Dritteln durch ein flaches, vorn etwas ausgehöhltes Septum ge-
schlossen. Der deutlich nach rechts geneigte Buckel liegt im hinteren Viertel der Schale. Das Septum ist
— 190 —
vorn mit einem fadenförmigen erhabenen Rande versehen, der mitunter auch seitlich ausgebreitet, ja im
Alter über sich selbst nach hinten zurückgeschlagen ist. Die Mündung liegt in derselben Fläche wie das
Septum und ist halbzirkelförmig. Die Skulptur besteht in einfachen Anwachsstreifchen, die nach der Basis
zu von sehr feinen Radialrippchen durchsetzt werden.
Selten in Frankfurt a. M., in den Corbicula-Thonen zwischen dem Affenstein und der Grüneburg.
Es wurden nur vier vollständige und ein viertelhundert verletzte Exemplare von mir und Hrn. Carl Jung
aufgefunden (Wiesbadener Museum, meine und Jung's Sammlung).
Die Gattung Gundlachia wurde zuerst 1849 in der Zeitschrift für Malakozoologie, Jahrg. VI, S. 98
von Pfeiffer auf die damals einzige Art G. ancyliformis Pf. von Cuba begründet und bereits richtig in die
Familie der Ancylinen eingereiht. Herr Oberbergrath Prof. Dr. W. Dunker in Marburg war so freundlich,
mir sein einziges (junges) Exemplar dieser Art zum Vergleiche zu übersenden und schrieb mir darüber
unterm 13. April 1875: „Die mir in Abbildung gesandte kleine Schnecke ist ganz unzweifelhaft eine Gund-
lachia, auf ancyliformis Pf. von Cardenas auf Cuba begründet. Natürlich gehört das Ding zu den Ancy-
linen und ist verwandt der Gattung Latia Gray im Habitus, von oben betrachtet aber der Gattung Acro-
loxus Beck, wohin Ancylus lacustris gehört, sehr ähnlich. Das Vorkommen Ihrer Art in Deutschland und
noch dazu fossil ist in hohem Grade interessant. Sie scheint übrigens der lebenden Art so nahe zu stehen,
dass sie nur aus geologischen Gründen zu trennen sein dürfte."
Bei eingehender Vergleichung finden sich aber doch eine ganze Zahl von Unterschieden, die, wie
mir scheint, genügen werden, beide Formen sicher von einander zu unterscheiden. Hier die hauptsächlichsten:
Lebende Form von Cuba (jung): Fossile Form von Frankfurt (jung):
Grösser und in der Mitte an beiden Seiten wenig Kleiner, in der Mitte deutlich eingeschnürt, sohlen-
eingeschnürt, förmig,
Wirbel im hinteren Drittel, Wirbel im hinteren Viertel,
Schale hinter dem Wirbel wenig abschüssig, Schale hinter dem Wirbel stark abschüssig,
Septum vorn kaum umgeschlagen. Septum vorn deutlich fadenförmig umgeschlagen.
Von allgemeinem Interesse möchte noch sein, dass Pfeiffer in der Zeitschrift für Malakozoologie,
Jahrg. VI, 1849, S. 97 noch mittheilt, dass bei der lebenden G. ancyliformis die Maasse nicht ganz konstant
seien, indem einige mehr von der Seite zusammengedrückt und daher verhältnissmässig höher erscheinen,
was ich auch von der fossilen Art bestätigen kann (s. Taf. XXIX, fig. 1 und 2).
In der Zeitschrift für Malakozoologie, Jahrg. IX, 1852, S. 179 wird dann auf Taf. I, fig. 1 — 16
die Abbildung des jungen und die des erwachsenen Thieres gegeben und werden auch der Diagnose die
Worte: „Apertura tandem margine undique campanulatim expanso profunde i7iimersa ii beigefügt. Weiter er-
wähnt Pfeiffer S. 180 noch, dass das Thier in einer Lagune des Injenio San Vicente, welche zeitweilig
austrockene, gefunden worden sei und mit Ancylus havanensis Pfr. zusammen auf der unteren Fläche der
Blätter von Nymphaea, an Stengeln von Wasserpflanzen und an im Wasser befindlichen Pfählen vorkomme.
Endlich beschreibt Pfeiffer in den Malakozoologischen Blättern, Jahrg. V, 1858, S. 196 noch eine
zweite Art G. Hjalrnarsoni Pfr. von Santa Roza in Honduras, welche sich durch ein nur ein Drittel der
Schalenlänge betragendes Septum und durch mehr ovale Totalgestalt leicht unterscheidet. Auch diese Art
soll in Gesellschaft einer Ancylusart leben. Pfeiffer sagt daselbst S. 198 noch wörtlich: „Das Exemplar
von G. Hjalrnarsoni, wonach die Diagnose entworfen wurde, scheint ausgewachsen zu sein, indem ein
— 191 —
deutlicher Absatz da sichtbar ist, wo der Jugendzustand in einen ausgebildeteren mit erweiterter Mündung
übergeht. Doch wäre es möglich, dass auch bei dieser Art mit der Zeit noch eine stärkere schüsseiförmige
Erweiterung der Mündung sich bilden könnte, wie sie bei G. ancyliformis bei grösserer Entwicklung, viel-
leicht auch nur unter besonderen Umständen, eintritt."
Die Bildung eines Septum, wie wir es nach alledem bei dieser Ancylinen-Gattung kennen gelernt
haben, lässt sich nur dadurch erklären, dass die Lagunen oder die Flüsschen, worin das Thier vorkommt, wie
Gundlach es von den cubanischen bemerkt, zeitweise austrocknen, und die Thiere gezwungen sind, längere
Zeit ausserhalb des Wassers zu leben. Das Septum verhindert dann, wie in so vielen analogen Fällen, die
Austrockenung des Thieres durch Sonnenbrand. Wir sind berechtigt, aus dieser Beobachtung den Schluss
zu ziehen, dass auch zur Zeit der Ablagerung der Corbicula-Thone vom Affenstein in hiesiger Gegend ein
wärmeres Klima herrschte, und dass wenigstens zeitweilig Flüsschen oder Lagunen in der Nähe des Brack-
wassersees während des Sommers zum Austrocknen gelangten.
7. Planorbis cornu Bronyn. var. solidus Tho.
(Sandbgr., Conch. S. 71, Taf. VII, Fig. 8 und Vorw. S. 488.)
Häufig, z. Tb., in Exemplaren von sehr bedeutender Grösse, aber im Ganzen selten gut erhalten.
Wie bekannt, ist diese Art von den oberoligocänen bis in die Hydrobien-Schichten des Mainzer Beckens
weit verbreitet.
8. Planorbis dealbatus A. Braun.
(Sandbgr., Conch. S. 74, Taf. VII, Fig. 10 und Vorw. S. 492, Taf. XXV, Fig. 10.)
Diese in allen Details mit den damit verglichenen Exemplaren aus dem Hydrobienkalk von Wies-
baden und Ober-Ingelheim, Appenheim und Ober-Hilbersdorf in Rheinhessen übereinstimmende Form war
in den Corbicula-Thonen am Affenstein sehr häufig. Nach eingehenden Vera;leichuns;en kommt diese Art
in einer kaum als Varietät zu unterscheidenden Form häufig auch in den obermiocänen Kalkmergeln von
Zandt bei Ingolstadt und im Braunkohlenthon von Undorf bei Regensburg (Exemplare von S. Clessin in
Regensburg) vor, während die von mir früher zu dealbatus gezogenen Stücke aus dem Landschneckenkalk
von Tuchofitz und Kolosoruk (Revision etc. im Jahrb. d. K. K. geologischen Reichsanstalt, Bd. XX, Wien
1870, S. 298) nicht zu demselben gehören, vielmehr dem ächten laevis Klein, der mir aus obermiocänen
Schichten von der Birk und von Mörsingen, von Leisacker bei Neuburg a. d. Donau und von Undorf
(Clessin) vorliegt, näher stehen, aber auch von diesem wenigstens als Varietät {exiguus Rss.) abzutrennen sein
dürften. Exemplare, welche dieser böhmischen Form, die sich von typischen Stücken des dealbatus von
Appenheim durch weniger gewölbte Umgänge, weiteren Nabel und besonders auf der Unterseite weniger
starke Einrollunü; auszeichnet, sehr ähnlich sind, kommen übrigens mit laevis und declivis zusammen auch
an der Birk bei Mörsingen vor, die mir im Jahre 1875 sehr gute Ausbeute lieferte. Den Planorbis Zieteni
A. Br. von Steinheim, der ebenfalls in diesen Formenkreis gehört, muss ich nach gewissenhafter Prüfung
zahlreicher Stücke für eine gute Art erklären, da er stets kleiner ist und einen tieferen Nabel zeigt als
typische Stücke des PL dealbatus A. Br.
9. Limneus Dupuyanus Noulet.
(Sandbgr. Vorw. S. 54S, Taf. XXVIII, Fig. 27.)
Diese bislang aus dem Mainzer Becken noch nicht bekannt gewesene Art, die von Sandberger
aus den mittelmiocänen Mergeln von Sansan angegeben wird, fand sich in zahlreichen Exemplaren in den
Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV). 26
— 192 —
Mergeln vom Affenstein. Von typischen Stücken des im Hydrobienkalk, z. B. bei Appenheim in Rheinhessen,
häufigen Limn. minor Tho. und von dem diesem ungemein nahe stehenden L. turritus Klein von Undorf
(Clessin), der sich nur durch weniger merklich gedrehte Spindel und den deutlicheren Nabelritz unterscheidet,
ist die Frankfurter Form durch schlankeres Gewinde und die geringe Höhe der Mündung, welche stets
weniger als die Hälfte der Gesammthöhe der Schale beträgt, scharf unterschieden.
10. Limneus sp.
Es wurden nur Bruchstücke einer dünnschaligen mittelgrossen Form mit ziemlich stark verdrehter
Spindel gefunden, die sich weder auf L. Dupuyanus Noul. noch auf L. subbullatus Sbgr., beide für die Cor-
bicula-Schichten charakteristisch, zurückführen lassen, also möglicherweise dem L. svtbpalustris Tho. zuge-
hören dürften, der dritten in analogen Straten aufgefundenen Limneenform.
11. Helix (Vallonia) pulchella Müll. var.
Ich fand sieben gute Stücke dieser Art in den Thonen am Affenstein, die sich nicht nur durch viel
geringere Grösse (2 Mm. gegen 2,5 Mm. Breite) und etwas deprimirtes Gewinde, sondern auch durch weniger
breit umgeschlagenen Mundsaum von der var. lepida Rss. aus dem Hochheimer und böhmischen Land-
schneckenkalk und aus dem Hydrobienkalk von Appenheim in Rheinhessen unterscheiden. Auch die Skulptur
ist etwas markirter, während die ungefähre Anzahl der Anwachsbündel bei beiden nahezu die gleiche ist.
Dieselbe Form besitze ich auch aus einem analogen Mergel vom Ginnheimer Weg bei Frankfurt.
12. Helix (Trigonostoma) involuta Tho.
(Sandbgr. Vorw. S. 376, Tat. XXII, Fig. 17 und Conch. S. 32, Taf. III, Fig. 10e-g)
Diese Art wurde häufig, aber nur in Bruchstücken gefunden, welche bei direkter Vergleichung mit
Exemplaren aus dem Landschneckenkalk in jeder Beziehung gut übereinstimmen.
13. Helix (Gonostoma) osculum Tho.
(Sandbgr. Conch. S. 19, Taf. IV, Fig. 1 und Vorw. S. 377, Taf. XXII, Fig. 18.)
Ich besitze die Basis mit dem Nabel und der nahezu vollständigen Mündung von zwei Exemplaren,
sowie eine grössere Zahl von Bruchstücken dieser Art, welche in der Grösse kleineren Exemplaren aus
dem Hydrobienkalk von Wiesbaden entsprechen. Die obermiocänen Formen von Mörsingen bei Zwiefalten
zeichnen sich durch bedeutendere Grösse aus.
14. Helix (Fruticicola) crebripunctata Sandb. var. minor m.
(Taf. XXIX, Fig. 4.)
(Sandbgr. Conch. S. 21, Taf. II, Fig. 6 male! Vorw. S. 500.)
Es fanden sich mehrere ganz tadellose und zahlreiche mehr oder minder vollständige Exemplare in
den Mergeln am Affenstein und in den Thonen der Fichardstrasse (von Fritsch, Exemplare im Sencken-
berg'schen Museum); ein vollständiges Stück besass ich früher schon aus denselben Schichten nahe dem
Grüneburgweg.
Da die Abbildung dieser Art bei Sandberger nicht besonders kenntlich erscheint, und zudem der
Mundsaum des abgebildeten Stückes zerbrochen ist, habe ich mir erlaubt, eine neue Abbildung eines be-
sonders kugeligen Exemplars dieser kleineren Varietät zu geben.
— 193 —
Auch der Diagnose ist hinzuzufügen: „Testa obtecte vel subobtecte perforata: depresso-globosa vel glo-
bosa. Anfractus ultimus antice deßexus. Apertura obliqua, semilunaris vel hippocrepica, marginibus reßexis, intus
labio tenui munitis i '.
Weiter sei noch erwähnt, dass die reichlich ein Drittel grössere H. lucbardezensis Noulet (Sandbgr.
Vorw. S. 509, Taf. XXII, fig. 3) aus den französischen Girondica-Kalken desselben Alters, der Abbildung
und Beschreibung nach, wenn nicht identisch, doch sehr nahe verwandt sein muss. Nur die bedeutendere
Grösse, welche ihr von Sandberger zugeschrieben wird, und der anscheinende Mangel einer Papillen-
skulptur haben mich verhindert, die beiden Arten zusammenzuwerfen.
Ich kenne die var. minor bis jetzt nur aus den Corbicula-Thonen im Untergrund von Frankfurt.
Helix crebripunctata ti/pus hat sich nach Sandberger (Vorwelt S. 500) auch in den Hydrobienkalken von
Wiesbaden, Castel und Weisenau gefunden. Ich besitze sie aber noch aus den Hydrobienkalken von Hoch-
stadt, Bad Weilbach, dem Hauptstein bei Mainz (Koch), Budenheim und Ober-Ingelheim (am Waldeck)
und aus den Corbicula-Schichten vom Röderberg, von Gross-Winternheim und St. Johann in Rheinhessen.
H. ( Fruticicola ) leptoloma A. Braun aus den Landschneckenkalken von Hochheim, welche in einer stattlichen
Varietätenreihe (typus, var. apicalis und var. subapicalis) bekannt ist, steht gelegentlich dieser Art so nahe,
dass letztere nur durch das mehr conische Gewinde, die bedeutendere Grösse, die weniger herabgezogene
letzte Windung und die gröberen Papillen von ihr zu unterscheiden ist.
Ueberhaupt scheinen mir leptoloma, crebripunctata und lucbardezensis blutsverwandte Arten zu sein,
und vermuthe ich, dass etwa leptoloma die älteste, crebripunctata eine jüngere und lucbardezensis die jüngste
miocäne Form aus der Ahnenreihe der H. incarnata Müll, darstellt. Die demselben Formenkreise zugehöiüge
H. Zippei ßss. aus den böhmischen Landschneckenkalken ist weit grösser und weiter genabelt als die ge-
nannten übrigen fossilen Arten.
Aus dem Hydrobienkalk vom Hauptstein bei Mainz erhielt ich durch Landesgeologen Dr. C. Koch
in Wiesbaden in neuerer Zeit eine noch kleinere spitz-conische Heliceenform aus der Verwandtschaft der
H. hispida L., aber mit der Skulptur von incarnata Müll. Die drei vorliegenden ausgewachsenen Stücke
haben bei 4 x / 2 Mm. Höhe nur 6 ( / 2 Mm. Breite und sind also schon durch die Grösse leicht von crebripuntata,
die übrigens mit ihnen zusammen vorkommt, unterschieden.
15. Helix (Coryda) girondica Noulet var. carinata m.
(Sandbgr. Vorw. S. 479, Taf. XXII, Fig. 2.)
Zahlreiche Bruchstücke einer gebänderten mittelgrossen Helixform, sowie drei letzte Umgänge mit
der wohl erhaltenen Mündung glaube ich ohne Fehler bei dieser Art unterbringen zu dürfen. Bei direktem
Vergleich mit Exemplaren aus den Corbicula-Schichten von St. Johann aus Rheinhessen stimmt Grösse,
Skulptur und Form der Mündung, doch ist die Affensteiner Varietät etwas dünnschaliger und der Spindel-
rand ist bei derselben schwächer gelippt als bei der typischen H. girondica, ohne Spur einer zahnartigen
Erhöhung. Ich unterscheide die Form' aus den Mergeln am Affenstein, die sich auch in einem sehr schönen
Exemplar im Corbicula-Thon am Grüneburgweg (Senckenberg'sches Museum), sowie in zahlreichen Stücken
bei St. Johann gefunden hat, als var. carinata.
16. Pupa (Pupilla) sp.
Es wurden nur vier Mündungen einer Pupa-Art am Affenstein ausgewaschen, die in Bezug auf
Grösse noch die in tieferen wie höheren Schichten des Mainzer Beckens häufige P. quadrigranata A. Braun
26 *
— 194 —
fast um das Doppelte übertreffen und neben einer Spindelfalte und einer sehr tiefliegenden schwachen
Gaumenfalte mit einem starken, flach ausgebreiteten Mundsaum versehen sind. Es ist nicht unwahrscheinlich,
dass die vorliegende Art in die Nähe der Pupa doliolum Brug. zu stellen sein dürfte, der sie in Grösse und
Form der Mündung, sowie in dem ausgebreiteten Mundsaum ähnlich ist. An eine nähere Verwandtschaft
oder gar Identificirung mit den bereits bekannten Arten aus dem Mainzer Becken, insbesondere mit der
viel kleineren P. retusa A. Braun aus dem Hydrobienkalk von Wiesbaden, die ich nach Exemplaren des
Wiesbadener Museums direkt vergleichen konnte, ist nicht zu denken.
17. Pupa (Pupilla) sp.
Von dieser seltenen und mit keiner andern Form aus dem Mainzer Becken zu identificirenden Art
wurde nur eine einzige Mündung gefunden. Sie erinnert an P. cryptodus A. Braun, ist aber um ein Drit-
theil grösser als diese, etwas kleiner aber als P. retusa A. Braun und P. impressa Sandbgr. Die Mündung
ist stark eingeschnürt und in der Form nicht unähnlich der von P. impressa, aber mit drei kräftigen Falten
versehen, von denen eine auf die Spindel, eine zweite auf die Mitte der Mündungswand und die dritte starke
Gaumenfalte in den Schlund zu stehen kommt.
18. Pupa (Leucochila) Nouletiana Dupuy.
(Taf. XXIX, Fig. 5 a— c.)
(Sandbgr. Vorw. S. 549, Taf. XXIX, Fig. 22.)
Es fanden sich nur zwei vollständige Exemplare und vier gut erhaltene Mündungen dieser für das
Mainzer Becken neuen Art in den Corbicula-Schichten am Affenstein.
Bei direktem Vergleich mit P. Nouletiana Dup. aus den mittelmiocänen Mergeln von Sansan, die
ich der Güte des Hrn. Prof. Dr. Frid. Sandberger in Würzburg verdanke, ist unsere Form der franzö-
sischen Art so ähnlich, dass ich keinen greifbaren Unterschied zu geben wüsste. Vielleicht ist zu bemerken,
dass die deutsche Form um ein ganz Geringes kleiner, die Totalgestalt derselben etwas mehr länglich
eiförmig und die Mündung etwas weniger gross ist, Unterschiede, welche mich bei der vollkommenen Ueber-
einstimmung der Zahnfalten nicht bestimmen können, beide Formen auseinander zu reissen, ja nicht einmal
eine Varietät darauf zu begründen.
Die nach Sandberger der P. (Leucochila) Nouletiana sehr nahe verwandte obermiocäne P. (Leuco-
chila) gracilidens Sbgr. (Vorw. S. 600) von Undorf bei Kegensburg (Clessin), von Zandt bei Ingolstadt
(Dr. Schwager in München), von Leisacker bei Neuburg a. d. Donau und wahrscheinlich auch von der
Birk bei Mörsingen (meine Sammlung), die mir in zahlreichen untadelhaften Stücken vorliegt, unterscheidet
sich von ihr auch nach meiner Ansicht specifisch durch die längere und ungleichzipflige Parietalfalte, sowie
dadurch, dass das oberste Zähnchen am rechten Mundrand bei Nouletiana stets einfach und deutlich isolirt
vortritt, während bei gracilidens an dessen Stelle stets wenigstens zwei, oft aber auch drei feinere Zähnchen
zu stehen kommen. Ein in der Mitte des Unterrandes befindliches stumpfes Zähnchen, das von Sand-
berger ebenfalls als Unterschied hervorgehoben wird, besitzt übrigens auch die französische und die Mainzer
Form von Nouletiana.
Die nach demselben Autor ebenfalls nahe verwandte P. suevica Sndb. (Vorw. S. 654) aus dem Miocän
von Steinheim, die mir in drei schönen Exemplaren vorliegt, steht der P. (Leucochila) Nouletiana schon
etwas ferner und gehört jedenfalls in die nahe verwandte Gruppe der P. obstructa A. Br. und didymodus
A. Br., indem sie den Uebergang von gracilidens zu didymodus vermittelt. Letztere Gruppe ist in Folge
— 195 —
dessen noch bei Leucochila unterzubringen und darf meiner Ansicht nach nicht mehr bei Vertigo, wohin sie
Sandberger u. a. gestellt hatte, verbleiben.
Die Gruppe der P. (Leucochila) Nouletiana Dup. ist somit über das ganze Mioc'än (Untermiocän
von Frankfurt, Mittelmiocän von Sansan und Obermiocän von Schwaben) verbreitet. Von lebenden Arten
soll sie nach Sandberger der P. (Leucochila) armifera Say aus Nord- Amerika am nächsten verwandt sein.
19. Pupa (Leucochila) obstructa A. Braun var. francofurtana m.
(Taf. XXIX, Fig. 6a— c.)
(Sandbgr. Vorw. S. 503, Taf. XXV, Fig. 27.)
Char. Testa fusiformis, paries aperturae deute forti unico, non dichotomo.
Es liegen mir nur zwei ganz vollständige Exemplare und zwei Mündungen dieser Art aus den
Corbicula-Schichten am Affenstein vor, die zur Gruppe der P. didymodus A. Br. (Vorw. S. 399, Taf. XXIII,
fig. 15), obstructa A. Braun, farcimen Sandb. l ) (Vorw. S. 600, Taf. XXIX, fig. 24) und suevica Sandb.
(Vorw. S. 654) gehört.
Die Frankfurter Form zeigt fünf Zahnfalten; die Parietalfalte ist am stärksten, dann folgt der Spin-
delzahn, dann der untere Gaumenzahn, dann der punktförmige Zahn zwischen Spindel und Unterrand, und
endlich der schwer sichtbare obere Gaumenzahn.
Bei eingehender Vergleichung mit Originalexemplaren von didymodus aus dem untermiocänen Land-
schneckenkalk von Hochheim und von suevica aus dem Schneckensand von Steinheim a. Aalbuch ist die
Aehnlichkeit unserer Form mit diesen kleiner als mit obstructa aus dem Hydrobienkalk von Wiesbaden, von
der mir und der Wiesbadener Sammlung, die ich darum anging, leider keine Originalexemplare zu Gebote
stehen. Vergleiche mit Abbildung und Beschreibung bei Sandberger ergeben, dass das Gewinde bei der
Frankfurter Form schlanker ist und die Gestalt der Mündung in so fern abweicht, als die Schwiele bei
unserer Varietät der Naht parallel läuft. Die Zahnfalten aber sind mit Ausnahme des nur einfachen, oben
nicht dichotomirenden Parietalzahns gut übereinstimmend.
Durch den einfachen Parietalzahn , die spindelförmige Totalgestalt und nur zwei Gaumenfalten ist
sie von P. didymodus gut unterschieden, während suevica Sandb. von Steinheim der didymodus äusserst nahe
steht. Ich kann sie nur durch ihre ovalere Totalgestalt und den nicht zweispaltigen, kaum ausgebuchteten
Parietalzahn unterscheiden. Auch ist die Mündung der Steinheimer Art mehr gerundet dreieckig.
Nach alledem habe ich keinen Grund, diese Form von der Wiesbadener obstructa als Species abzu-
trennen, glaube sie aber der oben genannten Eigenthümlichkeiten wegen als Varietät mit eignem Namen be-
nennen zu sollen.
Die Gruppe der P. (Leucochila) didymodus A. Br. ist über das Unter-, Mittel- und Ober-Miocän
verbreitet (Unter-Miocän von Hochheim und Frankfurt, Mittel-Miocän von Wiesbaden und Steinheim —
wenn es, wie ich vermuthe, hier einzureihen ist — , Ober-Miocän von Undorf). Unter den lebenden Arten
ist P. pediculus Shuttl. var. samoensis Mouss. von den Samoa-Inseln die ähnlichste Art, doch fehlt ihr nach
Sandberger die in dem vom Spindel- und Unterrand gebildeten Eck befindliche Falte. Ich stelle sie wie
auch die verwandte P. tantilla Gould von Taheiti aus Gründen, die bei der vorigen Art entwickelt worden
sind, nicht zu Vertigo, sondern ebenfalls in die Untergattung Leucochila Mart.
') Möglicherweise nur eine extreme Varietät von gracilidens Sbg. , ähnlieh wie var. ßssidens Sbg. zu didymodus A. Br.
(s. Vorw. S. 399) gehört.
— 196 —
20. Pupa (Vertigo) callosa Rss. var. alloeodus Sbgr.
(Sandbgr. Conch. S. 58, Taf. XXXV, Fig. 10 und Vorw. S. 503, Taf. XXV, Fig. 25.)
Es wurden mehrere vollständige Stücke und ein halbes Dutzend Mündungen dieser auch in den
Hydrobienkalken von Wiesbaden, Weisenau und Appenheim bei Ober-lngelheim vorkommenden Form, die
ich nur für eine mit weniger markirt ausgebildetem Mundsaum versehene Varietät von callosa Rss. (Sandbgr.
Vorw. S. 400, Taf. XXIV, fig. 17) halte, gefunden.
Diese Form aus den Corbicula- Mergeln vom Affenstein ist um weniges kleiner als die typische
alloeodus von Wiesbaden und auch dadurch ausgezeichnet, dass die Parietalzähnchen nicht wie gewöhnlich
neben einander, sondern ganz schwach schief gestellt sind, so dass das äussere kleinere mehr nach vorn tritt,
während das innere stärkere tiefer in der Mündung liegt. Von der typischen callosa Rss. aus den böhmischen
Landschneckenkalken unterscheiden sich die Formen aus den Corbicula- und Hydrobien- Schichten des
Mainzer Beckens durch breitere, mit schwächerem Peristom versehene und an der rechten Seite etwas
weniger kleeblattartig eingeschnittene Mündung, von der äusserst seltenen callosa Rss. var. maxima m. aus
dem Landschneckenkalk von Hochheim ähnlich wie die typischen Formen von Tuchofitz, abgesehen von der
Grösse, durch die weit nach vorn liegende, bis an's Peristom reichende oberste Gaumenfalte, welche bei var.
maxima genau parallel mit der unteren Gaumenfalte zieht und, gerade so stark entwickelt wie diese, lange
vor dem Aussenrand ei'lischt.
21. Succinea sp.
Diese interessante Art scheint mir am nächsten verwandt der S. affinis Rss. (Sandbgr. Vorw. S. 440,
Taf. XXIV, fig. 21) aus dem böhmischen Landschneckenkalk, doch lässt sich die Identität mit dieser Form
leider nicht ganz sicher feststellen, da unsere vier in den Mergeln am Affenstein gefundenen Exemplare
sämmtlich noch jugendlich sind. Interessant ist aber immerhin das Vorkommen dieser Gattung auch in den
Corbicula-Schichten des Mainzer Beckens. Vielleicht gehört auch eine bis jetzt nur in Bruchstücken im
Hydrobienkalk von Appenheim gefundene Species zu derselben Art. Eine zweite Species habe ich in den
oberoligocänen Cyrenenmergeln von Eisheim in Rheinhessen gefunden, doch ist auch diese nur in jungen,
unausgewachsenen Stücken bekannt.
22. Hyalinia deplanata Tho. sp.
(Sandbgr. Conch. S. 18, Taf. III, Fig. 3.)
Nur ein ausgewachsenes Exemplar und mehrere jüngere Stücke dieser höchst seltenen, bis jetzt nur
aus den Hydrobienkalken von Wiesbaden und Hochstadt bekannt gewesenen Art wurden in den Mergeln
am Affenstein gefunden.
Sie steht der H. impressa Sbg. (Vorw. S. 405, Taf. XXIII, fig. 23) aus dem Landschneckenkalk
von Hochheim dadurch näher, dass sie mit ihr die feine Längsstreifung der Schale gemein hat, doch ist sie
durch den auffallend stärkeren Kiel, die oberen flacheren Windungen und die weniger tief eingesenkten Näthe
hinreichend gut zu unterscheiden.
Eine sehr ähnliche, aber etwas kleinere, weniger gekielte, neue Art mit gleicher Quer-, aber ohne
Längsskulptur kommt neuerdings auch neben H. denudata Rss. und mendica Slavik (Neuer Beitrag zur
Kenntniss der tert. Süssw.-Schichten von Tuchofitz, Sep.-Abdr., S. 2(33, Taf. IV, fig. 7 — 8), welch' letztere
ich jetzt nach Ueberlassung prachtvoller Exemplare von Seiten des Herrn Dr. Schwager in München als
gute Art anerkenne, auch in den Landschneckenkalken von Nordböhmen vor.
Ich kenne H. deplanata Tho. sp. auch aus den Corbicula-Schichten von St. Johann in Rheinhessen.
— 197 —
b. CRUSTACEEN.
23. Cypris sp.
Am Affenstein und Grüneburgweg waren die Schälchen einer Art von Muschelkrebsen häufig,
die auch sonst in den Frankfurter Corbicula-Schichten — z. B. am Hanauer Bahnhof und der Friedberger
Warte — weit verbreitet ist und mitunter ganze Bänke in denselben bildet.
•
c. VERTEBRATEN.
24. Fischreste.
Selten kamen in den Mergeln am Affenstein Wirbel und Ohrsteine vor, die identisch sind mit
solchen, welche ich in früherer Zeit in den Thonen an der Friedberger Warte gefunden habe, und die mir
seiner Zeit Herrn, v. Meyer als zu einer Species Cottus oder Gobius gehörig bestimmt hatte. Diese Ohr-
steine sind abweichend von den sonst in den Corbicula-Mergeln und -Thonen von Bergen und Frankfurt
— Hanauer Bahnhof, Pfingstweide, Friedberger Landstrasse und Warte, Sandweg, Bornheimer Haide und
Günthersburg — häufigen grösseren Ohrsteinen von Perca moguntina v. Meyer fast viereckig, flach und mit
einer Querrinne versehen, die oben und unten von einem flachen Wulst begrenzt wird. Eine unter dieser
mittleren Rinne nahe dem Rand des Ohrsteines parallel laufende zweite Querrinne ist nur schwach an-
gedeutet.
25. Froschreste.
Das Schulterblatt einer kleinen Art, sowie einige Längsknochen scheinen in die Nähe von Rana
zu gehören. Bei dem Mangel einer gründlichen Durcharbeitung der im Mainzer Becken, vorzüglich bei
Weisenau und Hochheim, vorkommenden zahlreichen Froscharten, ist die Species leider nicht näher zu
bestimmen.
26. Pseudopus moguntinus v. Meyer.
Nur eine auffallend kleine Hautschuppe dieser im oberoligocänen Schleichsand von Eisheim in
Rheinhessen (Gliederung der Cyrenenmergel- Gruppe in Ber. d. Senckenberg. Ges. 1873 — 74, S. 79), im
Landschneckenkalk von Hochheim und in den Schichten von Weisenau häufigen Schleiche fand sich in den
Corbicula-Mergeln am Affenstein. Ein Längskiel auf dem parallelopipedischen Schildchen, von dem nach
links und rechts Runzeln ausgehen, charakterisirt die Art, welche möglicherweise mit der in der ober-
oligocänen Braunkohle von Rott bei Bonn vorkommenden, in einem prachtvollen, ganz vollständig erhaltenen
Exemplar in der Senckenberg'schen Sammlung vertretenen Species identisch ist.
27. Reste von Nagethieren.
Neben einzelnen Zehengliedern fand ich auch den unteren Schneidezahn eines kleinen mausgrossen
Nagers, dessen Identificirung mit den zahlreichen bei Hochheim und Weisenau vorkommenden Rodentiem
bei der Schwierigkeit der Sache mir nicht gelingen wollte. Aehnliche unbedeutende Reste von Säugethieren
und Vögeln waren mir früher schon in denselben Thonen am Grüneburgweg vorgekommen.
Hieraus ergiebt sich ein nicht unerheblicher Zuwachs von Arten zur Fauna der Corbicula-Schichten,
und besonders sind es Landschnecken, welche die Zahl der Spezies vergrössern. Es ist dies von besonderem
Werthe, da bis dato nur fünf Pulmonaten aus diesen Straten bekannt gewesen sind.
198
II. Die Fauna der Corbicüla-Schichten im Norden und Osten der Stadt, sowie in Frankfurt selbst.
Von Fundorten für Versteinerungen sind hier nur zahlreiche Brunnengrabungen zu erwähnen. Die
Conchylien liegen gewöhnlich mit Ausnahme der massenhaft verbreiteten Dreissenen und Hydrobien nur
sehr einzeln in den schwarzen und schwarzblauen, moderreichen Thonen und Mergeln. Die beobachteten
Versteinerungen sind, soweit sie nicht schon in der ersten Rubrik angeführt und besprochen worden sind,
die folgenden:
a. FORAMIN1FEREN.
28. Miliola (Quinqueloculina) amygdalum Sandbg.
(Sandbgr. Couch. S. 447.)
Nicht selten an der Friedberger Warte (Originale im Senckenberg'schen Museum).
b. CONCHYLIEN.
29. Unio sp.
(Boettger Beitrag etc. S. 33, Sandbgr. Vorw. S. 484.)
Häufig, aber bis jetzt nur in Bruchstücken, sp- an der „Eisern' Hand" und an der „Eschenheimer
Landstrasse" (Senckenberg'sches Museum).
30. Mytilus Faujasi Brongn.
(Sandbgr. Conch. S. 361, Taf. XXX, Fig. 5.)
Selten in den Frankfurter Thonen; bis jetzt nur aus der Ulmenstrasse (Senckenberg'sches Museum)
und der Hanauer Landstrasse.
31. Dreissena Brardi Fauj. sp.
(Sandbgr. Conch. S. 357, Taf. XXIX, Fig. 7 und Vorw. S. 484, Taf. XXV, Fig. 1.)
Sehr häufig in den hiesigen Corbicula- Thonen — auf der Breitegasse, Zeil (Haus Mozart, Gutten-
plan), an der Eckenheimer Landstrasse, an der Stalburg, auf dem Sandweg, an der Eisern' Hand (ver-
kümmerte Exemplare), der Bornheimer Haide (hier sehr selten, Jung), am Hanauer Bahnhof und an der
Friedberger Warte.
32. Cerithium margaritaceum Brocc. var. conicum m.
(Boettger, Beitrag S. 28.)
Diese wenig über 30 Mm. grosse, stark conische, für die Corbicula- Thone charakteristische Form
ist im Gebiet der Stadt Frankfurt, z. B. an der Stalburg und an der Friedberger Warte, nicht selten.
33. Melanopsis callosa A. Braun.
(Sandbgr. Conch. S. 88, Taf. VI, Fig. 14 und Vorw. S. 486, Taf. XXV, Fig. 4.)
Selten in Frankfurt, in den Corbiculathonen vom Paulsplatz (Jung) und von der Zeil (Haus Mozart,
Guttenplan) und in Bornheim (Senckenberg'sches Museum, Stücke von Volger gesammelt).
— 199 —
Die wenigen Exemplare, welche ich aus hiesiger Stadt besitze, sind genau wie die aus dem Hydro-
bienthon von Mainz (Dr. Carl Koch) von Stücken aus den Hydrobien-Schichten von Ober-lugelheim (am
Waldeck) nur durch etwas weniger hohen letzten Umgang und durch das noch stärker nach rechts gewendete
untere Ende der Spindel ausgezeichnet.
Von der obermioc'änen M. Kleini Kurr (Sndbgr. Vorw. S. 574, Taf. XXVIII, fig. 15) ist sie auch
durch die ganz abweichende Färbung gut unterschieden, indem callosa über der Mitte der Windungen ein
weisses Längsband auf dunklem Grunde zeigt, während Kleini zahlreiche rothe Querflammen besass, die
sich nach unten in Pusteln auflösten. Besonders schön gefärbte Exemjilare von callosa finden sich nicht
selten bei Ober-Ingelheim, von Kleini in den Kalkbrüchen von Andelfingen bei Zwiefalten in Württemberg.
Weiter kenne ich M. callosa auch aus dem Hydrobienkalk von Bad Weilbach, doch nur in Bruch-
stücken und kleineren Exemplaren.
34. Neritina fluviatilis L. sp.
(Sndbgr. Conch. S. 156 und 396, Taf. XXXV, Fig. 27 und Vorw. S. 485, Taf. XXV, Fig. 3.)
Diese noch lebende Art ist in den Frankfurter Corbicula-Thonen nicht selten, und sind Exemplare
mit drei schwarzen Längsbändern auf hellgrauem Grunde bis jetzt nur in diesen, nicht in höheren Schichten
des Beckens gefunden worden. Nähere Fundorte für die Art sind: Zeil (Haus Mozart, Guttenplan), Finken-
hofstrasse, Lersnerstrasse, Sandweg, Eisern' Hand, Friedberger Landstrasse und Friedberger Warte.
35. Paludina pachystoma Sndbgr.
(Sndbgr. Conch. S. 77, Taf. VI, Fig. 10 und Vorw. S. 487, Taf. XXV, Fig. 8.)
Sie ist in den hiesigen Thonen nicht selten, doch fast immer zerbrochen. Ich kenne sie von der
Lersnerstrasse, vom Paulsplatz, vom Sandweg, der Eisern' Hand, der Bornheimer Haide (selten, Jung) und
der Friedberger Warte. Ausserdem kommt sie im Corbiculakalk vom Böderberg und im Hydrobienkalk
von Bad Weilbach und von Bergen vor. Im Hydrobienkalk von Ober-Ingelheim (am Waldeck, Jung)
wird sie durch eine kleinere, anscheinend neue Art vertreten.
Hr. Prof. Dr. A. von Konen in Marburg gab mir auch sehr schöne Stücke von pachystoma, die
er in thonigen Schichten am Bahnhof in Schlüchtern und in den Thonen unter der Kohle bei Kaltennord-
heim gesammelt hatte.
36. Hydrobia aturensis Noulet.
(Sndbgr. Vorw. S. 368.)
Sehr häufig in den Corbicula-Schichten in der typischen Form, so z. B. auf der Zeil (Haus Mozart) und
an der Stalburg in Frankfurt und an der Natroncpielle in Bad Weilbach. Die Frankfurter Stücke unter-
scheiden sich vielleicht nur durch die oben weniger winklige Form der Mündung von den typischen Stücken
aus dem Landschneckenkalk von Hochheim und aus dem Cerithiensand von Kleinkarben, während sie ihnen
in Totalgestalt nnd Grösse vollkommen gleichen. Die Durchschnittsgrösse ist 3 Mm. bei l*/ 2 Mm, grösster Breite.
37. Hydrobia inflata Fauj. sp.
(Sndbgr. Conch. S. 84, Taf. VI, Fig 9 h— p und Vorw. S. 487, Taf. XXIV, Fig. 5.)
Die Fundorte dieser leicht kenntlichen, bis jetzt nur in Corbicula-Schichten gefundenen Art mögen
in den Frankfurter Thonen und Mergeln vielleicht zahlreicher sein; doch kann ich sie sicher nur aus einem
Brunnen vor dem Hanauer Bahnhof und von der Pfingstweide anführen, wo sie wie gewöhnlich mit Hydr.
ventrosa Mont. sp. zusammen vorkommt. Auch in den dunkelen gyps- und septarienreichen analogen
Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV). 27
— 200 —
Themen von Hochstadt, welche die dortigen Hydrobienkalke unterteufen, fand ich diese Art mit Hydr.
ventrosa und Corbicula Faujasi.
38. Ancylus Senckenbergianus n. sp.
(Taf. XXIX, Fig. 7 a— d.)
Char. Testa depresso-conoidea, basi oblonga, apice vix excentrico, parum laterali, mamülato, obtuso,
laminis concentricis ornata, intus laevis, nitida. Long. 0,003; lat. 0,0015 Mtr.
Die kleine niedrige Schale ist kegelförmig mit regelmässig oblonger Basis und schwach zitzen-
förmigem, breit abgeplattetem, sehr wenig excentrisch und nur wenig hinter der Mitte liegendem, schwach
rechts geneigtem Buckel, aussen mit einfachen Anwachsstreifchen verziert, innen aber glatt und glänzend.
Von einer Radialstreifung ist trotz der vorzüglichen Erhaltung des Schälchens nichts zu bemerken.
Es wurde nur ein einziges Stück dieser von der in den oberoligoeänen Cyrenenmergeln von Vilbel
und Sauerschwabenheim in .Rheinhessen vorkommenden Art scharf unterschiedenen Species in Gemeinschaft
mit Melania Escheri Mer. var. ecostata Sndbgr. in den Corbicula-Thonen an der ,,Eisern' Hand"' in Frank-
furt gefunden.
Die Art unterscheidet sich von dem im Ober-Miocän verbreiteten A. deperditus Desh. (Sndbgr. Vorw.
S. 582, Taf. XXVIII, fig. 28), der mir in hübschen von Gl essin mitgetheilten Stücken aus dem Braun-
kohlenthon von Undorf bei Regensburg vorliegt, durch weit weniger hohe, spitzer conische Schale und durch
den mehr centralen, wenn auch immer noch etwas nach rechts neigenden stumpfen Wirbel. Ob die von
Sandberger (Vorw. S. 582) angegebene untermioeäne Form des A. deperditus von Tramelan bei Delsberg
nicht vielleicht ebenfalls dieser Art angehört, konnte ich ebensowenig entscheiden, als die Frage, ob die
Frankfurter Art mit dem A. Bourgeoisi (Sndbgr. Vorw. S. 508 = A. mattiacus A. Braun M. S. aus dem
Hydrobienkalk von Mainz) aus den Kalken von Orleans identisch ist. Von beiden Formen besitze ich zur
Zeit leider keine Originalexemplare.
Die nächsten lebenden Verwandten von A. Senckenbergianus sind amerikanische Formen. Ich glaube
mich nicht zu irren, wenn ich A. havanensis Pfeiffer (Zeitschr. für Malakozoologie, Bnd. IX, 1852, S. 183,
Taf. I, fig. 22 — 28), der — wie unser fossiler A. Senckenbergianus die Gundlachia franeofurtana — in Guba
die Gundlachia ancyliformis Pfeiff. begleitet, für die nächstverwandte lebende Species halte, die aber durch
eine, wenn auch schwache Radialrippung hinreichend unterschieden ist.
39. Limneus subbullatus Sndbgr. var. eurygaster Boettg.
(Boettgei- Beitrag S. 29, Taf. II, Fig. 13 = pachygasler Tho. var. eurygaster Boettg.)
Diese vielfach gedeutete variable Art ist nach neueren Vergleichungen dem nachher zu beschreibenden
subbullatus (Sndbgr. Vorw. 496) aus den Gorbicula- Schichten vom Röderberg bei Frankfurt jedenfalls so
nahe verwandt, dass ein gemeinsamer Name gerechtfertigt sein dürfte. Nichtsdestoweniger scheint sich unsere
Varietät durch constant geringere Grösse und etwas schwächer aufgeblasene Windungen zu unterscheiden.
Vergleicht man junge Exemplare des typischen subbullatus mit der Form aus den Frankfurter Thonen, so
ist man aber in Verlegenheit einen sicheren Unterschied herauszufinden. Den einzigen Gharakter, welchen
ich hervorheben möchte, der mir aber zur Artabtrennung nicht zu genügen scheint, ist die ganz gerade
nach unten verlaufende Spindel von eurygaster, so dass die Mündung fast wie ein verkehrtes halbiertes
Kartenherz aussieht, während beim jungen subbullatus typus die Mündungswand mit der Spindel einen sehr
stumpfen Winkel beschreibt, so dass die Mündung eckig pflugschaarförmig erscheint.
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Exemplare dieser Form kommen sowohl in den Thonen unter Frankfurt, wie in der Finkenhof- und
Fichardstrasse und an der Eisern' Hand, als auch in den Mergeln und Kalken der Corbicula-Schichten,
wie am Röderberg, als häufigste Limneenart in hiesiger Gegend vor.
Unter den lebenden Limneen scheint die Grupjie des L. ovatus Drap, dieser Form am nächsten zu
stehen, und insbesondere ist var. succinea Nils, bei direkter Vergleichung als die ähnlichste lebende Art zu
bezeichnen, eine Form, deren Artgiltigkeit freilich ebensowenig feststeht, wie die zweifellose Zugehörigkeit
unserer var. eurygaster zum L. subbullatus Sndbgr. <
40. Cionella lubricella A. Braun sp.
(Sndbgr. Conch. S. 48, Taf. V, Fig. 5 und Vorw. S. 389, Taf. XXIII, Fig. 3.)
Nur einmal wurden Bruchstücke dieser Art mit der Mündung am Grüneburgweg in den Thonen
der Corbicula-Schichten angetroffen. Sonst findet sich die Art in hiesiger Gegend nur noch in den Hydro-
bienkalken an der Friedberger Warte. Aus Corbicula-Schichten kenne ich sie noch aus St. Johann. In
Schwaben endlich traf ich sie im Obermiocän der Malleolata-Schichten auf der Altheimer Höhe bei Ehingen,
an der Birk bei Mörsingen und wahrscheinlich hielier gehörige Stücke auch im Sylvanakalk von Hausen
bei Ehingen.
4L Pupa (Leucochila) quadriplicata A. Braun.
(Sndbgr. Conch. S. 56, Taf. V, Fig. 15 und Vorw. S. 502, Taf. XXV, Fig. 24.)
Diese bis jetzt nur aus den Hydrobien-Schichten von Wiesbaden, Weisenau und Appenheim in
Rheinhessen bekannt gewesene und von mir auch an zahlreichen Punkten des schwäbischen Mittel- und
Obermiocäns nachgewiesene Art (var. quadridentata Klein) hat sich bis jetzt nur zweimal in den Corbicula-
Schichten, nämlich am Ginnheimer Weg im Thon und am Bahnhof in Bockenheim im Mergel gefunden.
c. VERTEBRATEN.
42. Vogelreste.
Es wurde nur das untere Ende der Tibia einer kleinen Sumpf- oder Schwimmvogelai't in den
Corbicula-Thonen am Ostbahnhof gefunden.
III. Die Faima der Corbicula-Kalke und -Mergel des Kiiderberpjs bei Frankfurt am Main.
Zwei Fundorte sind es vor allem, welche mir seiner Zeit reiche Ausbeute an Versteinerungen
geliefert haben. Es sind dies die 1870 errichteten grossartigen Felsenkeller der Schwager' sehen Brauerei
auf der Südseite des Röderbergs, die in Kalken und Mergeln stehen, und die thonigen und mergeligen
Schichten, welche die Brunnengrabung am Clementine-Hospital zwischen Aussichtsthurm und Bornheim
aufdeckte, und die beide ganz den Corbicula-Schichten zuzurechnen sein dürften. Interessant und neu ist
an beiden Orten das Vorkommen des Stenomphalus cancellatus Tho. sp. in den untersten Lagen, der bis
jetzt nur aus den Cerithien-Kalken und -Sauden bekannt gewesen war. Neritina callifera Sndbgr. kommt
am Clementine-Hospital zwar ebenfalls und noch dazu in grosser Menge vor; ich habe aber schon früher
27*
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nachgewiesen, dass diese zuerst im oberen Cerithienkalk von Hochheini gefundene Art auch in den Schichten
der Corbicüla-Kalke, z. B. bei Oberrad, zu Hause ist.
Auch der ächte Cerithienkalk mit Perna ist unter dieser Schichtengruppe in unmittelbarer Nähe,
nämlich am Aussichtsthurm auf dem Röderberg, durch früheren Steinbruchsbetrieb nachgewiesen worden.
Das Gesammtgebiet des Röderbergs lieferte mir, wenn ich nur die Corbicula-Schichten berücksichtige,
folgende Conchylarten:
1. Mytilus Faujasi Brongn.
(Smlbgr. Conch. S. 361, Taf. XXX, Fig. 5.)
Diese an zahlreichen Orten im oberen Cerithienkalk, in den Corbicula-Thonen und -Kalken — wie
z. B. aus dem Mainbett am Obermainthor, in Sachsenhausen und neuerdings in grosser Masse mit Hydrobia
inflata Fauj. sp. zusammen in den Steinbrüchen auf der hohen Strasse bei Bergen - - und in den unteren
Partieen der Hydrobien-Kalke (Hochstadt) vorkommende Muschelart fand ich nicht selten in einem ehemaligen
Steinbruch im Hanauer Bahnhof '(hier in einer der oberen Schichten häufig und sehr schön mit Schale
erhalten), an der sogenannten Schützenhütte und am Clementine-Hospital im Corbiculakalk.
2. Dreissena Brardi Fauj. sp.
(Literatur s. oben S. 198.)
Ziemlich selten in den kalkigen Straten am Röderberg, z. B. in den Müller'schen Felsenkellern,
ebenso nicht häufig in einem alten Steinbruch im Hanauer Bahnhof; nicht selten dagegen auf der anderen
Mainseite in analogen Schichten, z. B. am Lerchesberg bei Sachsenhausen.
3. Cyrena donacina A. Br. typus.
(Siulbgr. Conch. S. 309, Taf. XXVI, Fig. 5 und Vorw. S. 484.)
Genannte Art ist in den Corbicula-Schichten des Mainzer Beckens nicht selten und z. B. in den
Sandberger'schen Abbildungen vollkommen conformen Exemplaren am Schützenweg, in einer Bank in den
Schwager'schen und Müller'schen Felsenkellern, am Clementine-Hospital, an der Friedberger Warte, bei
Berkersheirn und Kleinkarben und auf der linken Mainseite bei Sachsenhausen und Oberrad in analogen
Schichten vielfach beobachtet worden. Alle Exemplare aus der Umgegend von Frankfurt aber zeichnen sich
durch fehlende Crenelierung der Seitenzähne aus.
Var. intermedia m.
(Taf. XXIX, Fig. 8 u. 9.)
Char. Testet crassa, triangulum fere aequilaterale formans, postice angularis, convexa, umbonibus majo-
ribus, costulis transversalibus prominentioribus.
Diese mitunter allein, wie an den Schwager'schen Felsenkellern, mitunter in Gemeinschaft mit der
typischen Form, wie am Clementine-Hospital nicht eben selten vorkommende Varietät zeichnet sich vor der
ächten donacina A. Br. durch schon in der Jugend kräftigere Schale, tiefere Runzelstreifen, stärkeren Wirbel,
nicht crenelierte Seitenzähne und besonders durch die höher dreieckige, hinten zugespitzte und zusammen-
gezogene Schale aus. Die genannten Unterschiede genügten mir aber nicht, eine eigne Art auf diese Form
zu begründen, ebensowenig wie auf die gleich zu erwähnende wunderbare var. distorta. Auch besitze ich
alle Uebergänge von C. donacina typus zu var. intermedia und von dieser zur var. distorta.
— 203 —
Var. distorta m.
(Cyrena distorta Ludwig in Palaeontographica Bnd. XIV, S. 58, Taf. XVII, Fig. 1.)
Diese mit der typischen donacina durch die eben beschriebene und abgebildete Varietät in ganz
allmählichen Uebergängen verbundene Form möchte ich nur für einen, allerdings häufigen und an den ver-
schiedensten Orten vorkommenden, mehr aufgeblasenen und stark ungleichseitigen Krüppel von donacina A.
Br. halten. Auch bei ihr ist, wie schon Ludwig bemerkt hat. das Fehlen der Crenelierung der Seitenzähne
beachtenswerth, was aber, wie ich oben schon erwähnt habe, auch bei der hiesigen Form von donacina typus
regelmässig, sowie bei dem Exemplar von Nierstein, das ich besitze, der Fall ist.
Die Ludwig' sehe Figur le und f darf übrigens als extremste Form dieser Varietät betrachtet werden
und stimmt sehr gut mit mehreren meiner vorzüglich erhaltenen Exemplare aus den Corbicula-Schichten der
Schwager'schen Felsenkeller und vom Schützenweg (Jung) überein. Von anderen Fundorten kenne ich sie
nur aus analogen Straten von Berkersheim-Vilbel (Senckenberg'sches Museum, Exemplare von C. Gerlach
und Volger gesammelt); Ludwig erwähnt dieselbe auch aus den Corbicula-Schichten von Hanau und von
Nierstein und Jugenheim in Rheinhessen.
4. Cyrena (Corbicula) Faujasi Desh.
(Sndbgr. Conch. S. 310, Taf. XXVI, Fig. 6 und Vorw. S. 483, Taf. XXV, Fig. 2.)
Diese Leitversteinerung der Corbicula-Kalke fand sich überall in den tieferen Bänken des Röderbergs,
so z. B. in einem früheren Steinbruch im Hanauer Bahnhof ('selten), in den Schwager'schen Felsenkellern
und an der Schützenhütte.
5. Cerithium submargaritaceum A. Braun.
(Sndbgr. Conch. S. 105, Taf. VIII, Fig. 4f u. g.)
Nur selten in den tieferen Schichten der Corbicula-Kalke in den Schwager'schen Felsenkellern am
Röderberg (Exemplare von Jung mitgetheilt).
6. Cerithium plicatum Brug. var. enodosum Sndbgr.
(Sndbgr. Conch. S. 98, Taf. IX, fig. 1.)
Sowohl in dieser Varietät — in mit der citirten Sandberger'schen Abbildung übereinstimmenden
Exemplaren — als noch häufiger in einer Form, welche den Uebergang zu var. pustulatum A. Braun (ebenda,
Taf. IX, fig. 7) bildet, aber nicht in der Form der typischen var. pustulatum A. Br., häufig am Röderberg —
z. B. in den Felsenkellern der Schwager'schen und Müller'schen Brauerei und im Brunnen des Clementine-
Hospitals — und im Mainbett am Obermainthor. Auf der anderen Mainseite, z. B. am Lerchesberg hinter
Sachsenhausen, findet sich auch noch Cer. plicatum Brug. typus Sndbgr. in den analogen Kalkschichten.
7. Stenomphalus cancellatus Tho. sp. var. cristatus m.
(Sndbgr. Conch. S. 222.)
Diese bis jetzt nur aus den Cerithien-Schichten des Mainzer Beckens bekannte Art fand ich in einer
durch vier besonders starke Längskiele und den sehr viel schwächeren Nabel von der typischen Form etwas
abweichenden Varietät häufig sowohl am Clementine-Hospital als in den Schwager'schen und Müller'schen
Felsenkellern, und zwar hier in besonders grossen Exemplaren, wenn auch meist nur in Steinkernen. Kommt
auch in derselben Varietät in den Mytilusmergeln im Mainbett am Obermainthor (Ziegler) vor.
— 204 —
8. Neritina callifera Sndbgr.
(Sndbgr. Conch. S. 155, Taf. VII, Fig. 12 und Vorw. S. 367.)
Die genannte, aus den obersten Schichten des Cerithienkalks von Hochheim zuerst beschriebene
und mir schon früher aus Lasren der oberen Corbicula-Schichten von Oberrad und der unteren Corbicula-
Schichten von Vilbel-Berkersheim bekannte Art fand sich in zahlreichen Stücken in den Corbicula-Kalken
des Röderbergs - - z. B. in den Schwager'schen und Müller'schen Felsenkellern, am Schützenweg (Jung)
und am Clementine-Hospital — und im Mainbett am Obermainthor. Die Exemplare vom Röderberg unter-
scheiden sich weder in der Form noch in der Farbenzeichnung von der oben citirten Sandberger'schen
Abbildung und Beschreibung; nur ein grösseres Stück vom Röderberg verdient Erwähnung, da es — im
Uebrigen mit allen Charakteren dieser Art versehen - - auf der hochgewulsteten Spindel unter der Lupe
etwa sieben äusserst schwache Zahnfältchen erkennen lässt; eine Eigenthümlichkeit, die ich sonst bei dieser
Species niemals angetroffen habe.
Endlich ist noch zu erwähnen, dass am Lerchesberg hinter Sachsenhausen in analogen Kalken auch
noch die bis dahin nur aus den Cerithien- Schichten des Mainzer Beckens bekannt gewesene Neritina
pachy derma Sndbgr. (Vorw. S. 367, Taf. VII, fig. 14 und 14a) vorkommt.
9. Neritina subanyuiaris Sndbgr.
(Conch. S. 154, Taf. XX, Fig. 14 und Vorw. S. 486.)
Drei Exemplare aus den Schwager'schen Felsenkellern (von Heynemann mitgetheilt). Eine auch
in Dromersheim, Gross- Winternheim, Wissberg, Weisenau, Vilbel-Berkersheim und Oberrad im gleichen
Niveau beobachtete Species.
10. Hydrobia ventrosa Mont. sp.
(Literatur s. oben S. 189.)
Häufig in grossen ausgewachsenen Stücken in der typischen Form in einem früheren Steinbruch im
Hanauer Bahnhof, an der Schützenhütte, in den Schwager'schen und Müller'schen Felsenkellern und am
Clementine-Hospital.
11. Hydrobia inflaia Faujas sp.
(Literatur s. oben S. 199.)
Bis jetzt nur an der Schützenhütte und in einem früheren Steinbruch im Hanauer Bahnhof, in
loseren Kalkschichten, an beiden Orten zusammen mit Corbicida Faujasi und Hydr. ventrosa; wohlerhalten
und häufig.
12. Hydrobia obtusa Sndbgr.
(Literatur s. oben S. 189.)
Diese auch in den Thonen der Corbicula-Gruppe vorkommende Art wurde in einer kleinen, gedrun-
genen mit stark verdicktem Mundsaum versehenen Form häufig in den Kalken der Schwager'schen Felsen-
keller (von Heynemann mitgetheilt) und in den Mytilusmergeln im Mainbett am Obermainthor (Ziegler)
gefunden.
13. Paludina pachystoma Sndbgr.
(Literatur s. oben S. 199.)
In den Thonen und Mergeln der Corbicula-Schichten, wie oben schon bemerkt, sehr verbreitet, aus
den Kalken mir nur in wenigen Stücken vom Röderberg — Schwager's Felsenkeller (Heynemann) und
Clementine-Hospital — bekannt.
— 205 —
14. Limneus subbullatus Sndbgr.
(Taf. XXIX, Fig. 10a u. b und 11.)
(Sndbgr. Vorw. S. 496 und Conch. S. 66, Taf. VII, Fig. 5 = buUaius Sndbgr. non Klein.)
Diese von Sandberger zuerst aus den Corbicula- Schichten von Kleinkarben und aus den unter-
miocänen Ablagerungen im Schweizer Jura (Vorw. S. 450) erwähnte, aber von ihm nur als Steinkern
gekannte Art traf ich, wie oben S. 200 schon erwähnt, in ziemlich gut erhaltenen Exemplaren in den Corbicula-
Kalken der Schwager'schen und Müller'schen Felsenkeller und in tadellosen aber jugendlichen Stücken
(var. eurygaster m.) in den Corbicula-Thonen im Untergrund von Frankfurt. Trotz der Häufigkeit der Art,
die für die Corbicula-Schichten hoch charakteristisch zu sein scheint, genügen aber auch meine Stücke nicht
zu einer exacten Charakterisirung der Species.
Sandberger verglich diese Art mit Recht mit dem bei uns lebenden Limn. auricularius L. und
erwähnt als Unterschied ein längeres stumpferes Gewinde, tiefere Nähte und schwächere Ausbreitung des
rechten Mundrandes. Ich finde besonders auricularius var. lagotis Schrenk der fossilen Form sehr ähnlich,
bei der auch die Gitterung der Schale häufig zu beobachten ist.
15. Limneus subpalustris Tho.
(Sndbgr. Vorw. S. 495 und Conch. S. 68, Taf. VII, Fig. 2.)
Eine in der Frankfurter Gegend höchst seltene Art, welche abgesehen von drei jungen Stücken in
den Schwager'schen und Müller'schen Felsenkellern nur in einem schönen Exemplar in den Corbicula-Kalken
eines alten Steinbruchs im Hanauer (Ost-) Bahnhof gefunden wurde. Das wohlerhaltene Stück unterscheidet
sich in nichts von einem typischen Exemplar dieser Species, welches ich in den Landschnecken-Kalken von
Tuchofitz gesammelt habe, und bei gleicher Windungszahl nur in der etwas geringeren Grösse von einem
Stück aus dem Hydrobienkalk von Budenheim bei Mainz. Die Exemplare aus den diesen analogen Schichten
von Schierstein haben bei gleicher Grösse mit den Stücken vom Röderberg etwas flacher gewölbte obere
Umgänge. Sonst findet sich diese früher nur aus Hydrobien- Schichten unseres Beckens bekannt gewesene
Art noch in den Corbicula-Schichten von St. Johann in Rheinhessen (Exemplare von Jung, Schauf und
Kothe gesammelt).
16. Helix (Coryda) girondica Noul. typus und var. callosa m.
(Literatur s. oben S. 193.)
Die in den Mergeln und Kalken der Corbicula-Schichten des Röderbergs — im ehemaligen Steinbruch
im Hanauer Bahnhof, an den Schwager'schen und Müller'schen Felsenkellern und dem Clementine-Hospital — ,
sowie in den analogen Straten von Sachsenhausen und Oberrad nicht selten vorkommenden Stücke dieser
Pulmonaten-Species gehören meist der var. callosa m. (vergl. Taf. XXIX, fig. 14 und 15) an, die sich durch
mehr oder weniger starke Verdickung der die Mundränder verbindenden Schwiele und die Andeutung einer
zahnartigen Erhöhung auf dem Unterrand, sowie durch das fast constante Auftreten sämmtlicher fünf Bänder
oder noch gewöhnlicher durch die Bandstellung 1, (2, 3), 4, 5, wobei das zweite und dritte Band von oben
zu einem einzigen verschmolzen ist, auszeichnet. Doch hat sich auch eine ebenfalls gebänderte Form, welche
von der typischen girondica (vergl. Taf. XXIX, fig. 13) nicht wesentlich abweicht, aber grösser und weniger
gekielt erscheint, selten am Clementine-Hospital gefunden (Jung).
— 206 —
17. Helix (Fruticicola) crebripunctata Sndbgr.
(Literatur s. oben S. 192.)
Nur in einem, aber sicher dieser Art zugehörigen Steinkern in den Corbicula-Kalken der Müller'schen
Brauerei auf dem Röderberg (Ziegler) gefunden.
18. Glandina inflata Reuss sp.
(Sndbgr. Conch. S. 46, Taf. V, Fig 2 und Taf. VII, Fig. 3 und Vorw. S. 408, Taf. XXI, Fig. 18.)
Diese in höheren wie tieferen Schichten des Mainzer Beckens vorkommende und auch bei Laubenheim
in gleichem Niveau gefundene Art *) kenne ich nur in einem Stücke aus den Corbicula-Kalken von Bornheim
(Senckenberg'sches Museum, alte Sammlung).
Vergleichen wir schliesslich ganz kurz die Fauna der Kalke des Röderbergs mit der der Thone im
Untergrund der Stadt Frankfurt, so springt sofort eine deutliche Verschiedenheit der Facies unserer Corbicula-
Schichten in die Augen. Nur 9 von den 18 eben aufgeführten Arten, also 50 °/ , sind mit denen der Thone
identisch. Die Lagerungsverhältnisse aber scheinen mir entschieden für Gleichzeitigkeit beider Formations-
Glieder zu sprechen.
IV. Die Fauna der Corbicüla-Schichten am Taunusrand.
Corbicula- Schichten sind auf der rechten Mainseite von Frankfurt mainabwärts nur an wenio-en
o
Punkten in Bezug auf ihre Versteinerungen ausgebeutet worden. Auch die Zahl der Punkte, wo diese
Straten anstehen, ist daselbst eine sehr beschränkte.
Erwähnen will ich nur als fraglich hierher gehörig die bei Schwalbach am Taunusrand durch einen
Schürf „in den Bächen, nahe dem Läusborn" aufgedeckten kalkigen Schichten mit folgenden Petrefacten:
Dreissena Brardi Fauj. sp.,
Hy drobia ventrosa Mont. s'p.
Ob weiter die auf dem Wege von Soden nach Münster bei Hof heim vor der sogenannten „Schmihl"
bei Münster in einem Wasserriss anstehenden Kalke mit:
Cypris sp.,
Dreissena Brardi Fauj. sp.,
Hy drobia v entro s a Mont. sp.
hierher oder, wie wahrscheinlich, zu den Hydrobien-Schichten zu rechnen sind, ist ebenfalls noch nicht
entschieden.
An den beiden genannten Localitäten fanden sich demnach für die betreffenden Schichten keine
genügend charakteristischen Versteinerungen.
') Vom Röderberg wird von A. Braun auch Oleacina subsulcosa Tho. sp. angegeben. Ich habe sie leider nicht zu Gesicht
bekommen. Ungewöhnliches hat das Auftreten einer Oleacina-Art in den Corbicüla-Schichten durchaus nicht, da 0. Sandbergeri Tho.
sp. noch zahlreich in den Hydrobien-Schichten von Hochstadt vorkommt, und die Gattung auch noch in Ober-Miocän-Ablagerungen
nicht selten ist.
— 207 —
Ebensowenig fand sich neues in einem Steinbruch in Casteler Gemarkung, am Königsfliess zwischen
Castel und Hochheim. Die daselbst anstehenden Kalke gehören aber entschieden dem Niveau der Corbicula-
Schiehten an. Es zeigten sich bei flüchtigem Suchen folgende Petrefacten :
1. Mytilus Faujasi Brongn.,
2. Dreissena Brardi Fauj. sp., häufig,
3. Cyrena (Corbicula) Faujasi Desh., häufig und oft doppelschalig,
4. Hydrobia ventrosa Mont. sp. var. elongata A. Braun (Sndbgr. Conch. S. 82, Taf. VI,
fig. 9d und e). Nur diese Varietät, aber in Unzahl. Diese Form wird hier 3 3 / 4 bis 4 Mm. hoch und l 1 / 2
bis 2 Mm. breit.
5. Hydrobia Inf lata Fauj. sp. ebenso gemein,
6. Helix (Coryda) girondica Noulet var. carinata m. (vergl. Sndbgr. Vorw. Taf. XXII, fig. 2
und unsere Taf. XXIX, fig. 16 und 17), mehrere Bruchstücke, aber nur ein vollständiges Exemplar (von
Hrn. Landesgeologen Dr. C. Koch gefunden),
7. Perca moguntina H. von Meyer, häufige Gehörsteine,
8. Zwei sogenannte Schlangeneier.
V. Die Fauna der Corbicula-Schiehten in Kheinhessen.
Ich habe in Rheinhessen nur drei Lokalitäten, welche Kalke liefern, die zu den Corbicula-Schiehten
gehören, eingehender auf ihre Versteinerungen geprüft, nämlich Gross-Winternheim bei Ober-Ingelheim, Hof
Wissberg bei Gau-Bickelheim und St. Johann bei Sprendlingen. Hier die näheren Daten :
1. Gross-Winternheim.
Ein tiefer Wasserriss, der vom Orte nordöstlich den Mainzer Fusspfad eine Strecke weit begleitet,
ässt in vorzüglicher Weise aufgeschlossen unten mergelige und kalkige Straten, die zu den Corbicula-
Schiehten zu rechnen sind, oben aber Hydrobienkalke, letztere sogar in kleinen Steinbrüchen anstehend,
erkennen. Beide Formationsglieder sind reich an Petrefacten.
Im Wasserriss selbst — in den Corbicula-Schiehten — fand ich :
1. Dreissena Brardi Fauj. sp. ').
2. Cyrena donacina A. Braun typus, meist doppelschalig.
3. Cyrena (Corbicula) Faujasi Desh. Häufig, ebenfalls meist doppelschalig.
4. Cerithium submarg aritaceum A. Braun. Selten.
5. Cerithium plicatum Brug. var. enodosum Sandb. und eine Varietät, die zwischen enodosum
und pustulatum A. Braun in der Mitte steht und für die kalkigen Straten der Corbicula-Schiehten charak-
teristisch zu sein scheint (s. o. Röderberg S. 203). Die häufig vorkommenden Stücke haben meist noch den
gut erhaltenen Mundsaum und die cpierlaufende, ziegelrothe Flammenfärbung auf der Schale.
6. Litorina tumida Boettg. (Beitrag S. 26, Taf. II, fig. 17). Diese durch das spitzere Embryonal-
Ende von L. moguntina A. Braun, die den unteren Cerithien-Kalken und -Sanden angehört, leicht zu unter-
scheidende Species hatte sich bis jetzt nur in den unteren Corbicula-Schiehten von Berkersheim -Vilbel und
Sachsenhausen gefunden. Ich kenne sie in einem jungen Exemplare aus dem gleichen Niveau von Gross-
Winternheim.
') In allerneuester Zeit zeigte sieh auch noch Mytilus Faujasi Brongn. (Ach. Andreae).
Palaeoiitogmphica, N. F. IV. 5. (XXIV ) 28
— 208 —
7. Neritina subangularis Sandb. (Conch. S. 154, Taf. XX, fig. 14 und Vorw. S. 48(5.) Nur
ein junges Stück; auch in analogen Schichten am Wissberg von mir und bei Weisenau von Professor Dr.
von Fritsch (Exemplare im Senckenberg'schen MuseumJ aufgefunden.
8. Hydrobia ventrosa Mont. sp. Häufig in der typischen Form.
9. Hydrobia inflata Fauj. sp. Ebenfalls häufig.
10. Helix (Coryda) girondica Noulet typus. Diese Art fand ich häufig nnd in guten Stücken
nur in den mittleren und oberen Schichten der Corbicula-Kalk von Gross- Winternheim. Sie haben den breit
umgeschlagenen callösen Mundsaum grosser Stücke der typischen Form von St. Johann und lassen sich von
den etwas tiefer in den unteren Corbicula-Schichten bei Gross -Winternheim vorkommenden Exemplaren der
gleich zu erwähnenden H. deflexa A. Braun am besten durch das weniger feine, breiter angelegte Embryonal-
Ende, die stärkere Streifung der Schale und besonders auch dadurch unterscheiden, dass sie kaum mehr als
4'/. 2 Umgänge besitzen.
11. Helix (Macularia) deflexa A. Braun. (Sandb. Conch. S. 28, Taf. IV, fig. 7 und Vorw.
S. 383, Taf. XXII, fig. 24.) Auch die genannte, für den Cerithien- und Landschnecken-Kalk des Mainzer
Beckens hoch charakteristische Art findet sich in Stücken, welche den Hochheimer Exemplaren höchst ähnlich
sind, in den untersten Bänken der Corbicula-Schichten von Gross-Winternheim. Sie ist nicht gerade selten
und ziemlich häufig gut erhalten in zwei Varietäten, nämlich in der typischen mittelhohen Form, dann aber
auch in einer Form, welche sich der H. hortulana Tho. bereits durch ihre kegelförmige Gestalt nähert, ohne
aber mit ihr identisch zu sein. Ein Charakter, der die Gross- Winternheimer Exemplare besonders auszeichnet,
ist die noch etwas stärkere Depression der letzten Windung vor dem Mundsaume, als bei den Hochheimer
Stücken und das Auftreten einer sehr undeutlichen, vielfach unterbrochenen Längssculptur, beides Eigen-
thümlichkeiten, die mir nicht zu genügen scheinen, die Form unter besonderem Namen abzutrennen.
Von der in etwas höheren Lagen der dortigen Corbicula- Kalke vorkommenden H. girondica Noul.
unterscheidet sich die Art scharf durch das kleinere, mehr zitzeuförmige Embryonal -Ende, die starke
Anschwellung der letzten Windung vor der Depression und die grössere Anzahl (fast ö'/j) der Umgänge.
12. Helix (Gonostoma) osculum Tho. (Sandb. Conch. S. 19, Taf. III, fig. 13 und Vorw. S. 377,
Taf. XXV, fig. 20.) Diese in neuerer Zeit von mir in einer eigenthümlichen Varietät micromphalus m., welche
zwischen H osculum Tho. und osculina Sandb. aus dem schwäbischen Obermiocän in der Mitte steht, im
Hydrobienkalk von Budenheim bei Mainz entdeckte Art findet sich, wenn auch selten, in den Corbicula-
Schichten von Gross-Winternheim, und zwar in der var. intermedia Sandb.
13. Helix (Fruticicola) crebripunctata Sandb. typus. Eine, wie mir scheint, den Corbicula-
Schichten und den unteren Hydrobien-Kalken gemeinsame Fruticicolen-Form, die in den Gross-Winternheimer
Straten nur selten auftritt. Ich habe von hier blos Stücke ohne Mundsaum untersuchen können, welche sich
aber in Gestalt und Sculptur genügend von der sehr variabeln Hochheimer leptoloma A. Braun typus unter-
scheiden lassen. Der wesentliche Unterschied unserer Form liegt in der fast ohne Ausnahme etwas bedeu-
tenderen Grösse und in dem am Unterrand nicht wie bei der Hochheimer Art umgeschlagenenen, sondern
nur einfach verdickten Penstom. Die Gestalt der im Allgemeinen immer mehr zur Kugelform neigenden
Schale variirt, wie wir bei den Stücken dieser Species aus den Corbicula-Schichten von St. Johann in Rheinhessen
und aus dem Hydrobienkalk von Appenheim bei Ober-Ingelheim, dem Hauptstein bei Mainz und von Bergen
bei Frankfurt beobachten können, von der flachgerundeten bis zur kugeligen Kegelform. Eine dritte nahe-
stehende Form aus den Corbicula-Thonen und -Mergeln von Frankfurt, welche ich oben S. 192 als crebri-
punctata Sandb. var. minor abgetrennt habe, unterscheidet sich von der letzteren durch die etwas mehr
— 209 —
herabgezogene letzte Windung und die feineren, selbst unter der Lupe kaum sichtbaren Papillen. Auch ist
sie constant kleiner; meist kleiner als die kleinsten Stücke der typischen leptoloma von Hochheim, von der
sie sich wie die typische crebripunctata durch die kugeligere Totalgestalt entfernt. Form der Mündung,
Stärke des Mundsaums und Totalgestalt erinnern bei ihr aber so sehr an die crebripunctata typus von Mainz,
dass ich sie nur für eine Zwergform derselben halten kann. — Interessant ist es, dass, in ganz ähnlicher
Weise wie hier bei crebripunctata, in Schwaben die kleineren Formen von leptoloma in den untersten Unter-
miocän-Schichten von Ehingen, die grösseren und grössten (var. subapicalis Sandb.) aber in dem oberen
Untermiocän von Thalfingen (vergl. Sandb. Vorw. S. 455) angetroffen werden.
14. Perca moguntina H. von Meyer. Ohrsteine.
Wir erkennen aus dieser Zusammenstellung, dass die Faunula von Gross-Winternheim Anklänge an
die Ceritliienkalkfauna aufzuweisen hat, indem z. B. Helix deflexa bis jetzt nur aus diesen Schichten bekannt
gewesen ist. Ich glaube daher keinen Fehlschluss zu thun, wenn ich die Gross -Winterheimer Straten für
zu den tieferen Corbicula-Schichten g-ehöria' betrachte.
Höher hinauf in dem erwähnten Wasserriss und dann auch rechts an dem Mainzer Weg stehen
endlich die Hydrobien-Schichten an, die sich durch das Vorkommen von unzähligen Hydrobia ventrosa Mont.
sp. auszeichnen, zwischen denen vereinzelte Helix moguntina Desh. l ) und Früchtchen von Celtis hyperionis Ung.
sp. liegen, und die besonders reich an grossen, aber leider immer zerdrückten und zerstückelten Säugethier-
Knochen sind.
2. Wissberg bei Gau-Bickelheim.
Beim Roden eines Weinbergs kamen im Jahre 1874 auf der Ostseite des Wissbergs, rechts vom
Wege von Nieder- Weinheim nach Hof Wissberg, typische Corbicula-Kalke zu Tage, welche zum Theil sehr
schön erhaltene Versteinerungen enthielten. Folgende wenige Arten habe ich daselbst aufgelesen :
1. Dreissena Brardi Fauj. sp. Häufig.
2. Cyrena (Corbicula) Faujasi Desh. typus und var. extensa Ludwig (Palaeontographica
Bnd. XIV, S. 59, Taf. XVII, fig. 2.) Sehr häufig und sehr schön erhalten. Von der zuletzt genannten
Varietät besitze ich auch eine sehr breit ovale, hinten abgestutzte, bauchige, krüppelhafte, linke Schalenklappe
mit deutlich gekämmten Seitenzähnen (vergl. auch Cyr. Faujasi bei St. Johann).
3. Cerithium submargaritaceum A. Br. Seltner.
4. Cerithium plicatum Brug. Die mehrfach genannte zwischen var. enodosum Sandb. und pustu-
latum A. Br. stehende Varietät. Häufig.
5. Neritina subangularis Sandb. (Couch. S. 154, Taf. XX, fig. 14 und Vorw. S. 48b\) Diese
in dtn Corbicula-Schichten von Dromersheim, Gross-Winternheim, Weisenau, Vilbel-Berkersheim, Frankfurt
und Oberrad beobachtete und nach Sandberger (Vorw. S. 481) auch in den Cerithien-Kalken des Mainzer
Beckens vorkommende Art fand ich in drei guten Exemplaren in den Corbicula-Kalken am Wissberg.
6. Hydrobia ventrosa Mont. sp. Häufig in der typischen Form.
') In neuester Zeit auch noch Limn. subpalustris Tho., Planorbis cornu Brongn., PI. dealbatus A. Br. und Helix pulchella
Müll. var. (Ach. Andreae und Eothe).
28*
— 210 —
3. St. Johann.
Die Aufschlüsse bei St. Johann in der Nähe von Sprendlingen in Rheinhessen bestehen in einer Reihe
meist wenig tiefer Steinbrüche, welche sich vom Waldrande an auf der Südseite des auf der hessischen
Generalstabskarte „Napoleonshöhe" genannten Plateaus (ein Name, der übrigens im Volksmunde wenig bekannt
zu sein scheint) in west-östlicher Richtung hinziehen. Sie stehen ganz in den aus Mergel- und Kalkbänken
sich aufbauenden Corbicula- Schichten und sind durch besonders schöne Erhaltung ihrer Versteinerungen
ausgezeichnet. Nach Hrn. Kaufmann C. Jung, einem früheren Schüler von mir, dem ich, wie bereits
bemerkt, die Mittheilung mancher in dieser Arbeit erwähnten Versteinerung verdanke, liegen die Schichten
mit Cyrena Faujasi durchweg in etwas höherem Niveau als die Straten, welche so reich sind an prachtvoll
erhaltenen Exemplaren von Helix girondica.
Folgendes sind die mir bis jetzt von dieser Localität bekannt gewordenen Petrefacten:
1. Mytilus Faujasi Brong.
Hie und cla in den Corbicula-Schichten von St. Johann.
2. Dreis sena Brardi Fauj. s p.
Bis jetzt nur in einzelnen aber gut erhaltenen Exemplaren gefunden (Exemplare von mir und Kothe
gesammelt).
3. Cyrena (Corbicula) Faujasi Desh. typus und var. extensa Ludw.
(Palaeontographica Bnd. XIV, S. 59, Taf. XVII, Fig. 2.)
Häufig und prachtvoll erhalten. Ausser Stücken, welche mit der Abbildung von extensa bei Ludwig
gut übereinstimmen, fand ich auch eine rechte Klappe mit rein querovaler Totalgestalt, schmalen Hauptzähnen
und auffallend quergestelltem langem drittem Hauptzahn, aber wie bei C. Faujasi typus regelmässig gekämmten
Seitenzähnen, die dem oben S. 209 erwähnten krüppelhaften Exemplar von extensa von Gross -Winternheim
noch am nächsten kommt 1 ).
4. Hy drobia obtusa S a n d b. var.
Nur zwei Exemplare einer wenig grösseren Form als die typische obtusa aus dem Cerithiensand von
Kleinkarben mit spitzerer Spira und mehr bauchiger vorletzter Windung, aber mit denselben ununterbrochen
in einander übergehenden Mundrändern und der charakteristischen Verdickung der Aussenseite am rechten
Mundrand.
5. Hydrobia ventrosa Mont. sp. var elongata A. Braun.
(Sandb. Conch. S. 82, Taf. VI, Fig. 9d und e.)
Die Exemplare von St. Johann, wo die Art nicht selten vorkommt, zeichnen sich vor typischen
Stücken aus dem Corbiculakalk von Castel durch geringere Grösse aus. Die Höhe beträgt bei den rhein-
hessischen Stücken nämlich nur 3'/ 2 bis 3 3 / 4 Mm. bei einer grössten Breite von etwas weniger oder mehr als
l l /2 Mm. In den Bänken, in welchen sie mit der folgenden Species zusammen vorkommt, ist diese Art selten,
seltner als — in den analogen Schichten und unter denselben Verhältnissen — am Köniasfliess bei Castel.
') Eine Art von Nerüina wurde leider nur in einem so verkalkten Exemplar gefunden, dass seine specifische Bestimmung
unmöglich war.
— 211 —
6. Hydrobia inflata Fauj. s p.
Bei St. Johann jedenfalls die häufigste Hydrobienart.
7. Planorbis cornu Brongn. var. solidus Tho.
Häufig in grossen und gut erhaltenen Stücken. Wird von Sandberger auch (Vorw. S. 488) aus
analogen Schichten von dem benachbarten Wolfsheim bei Kreuznach angeführt.
8. Planorbis (Gyrorbis) declivis A. Braun.
(Sandb. Conch. S. 73, Taf. VII, Fig. 9 und Vorw. S. 491, Taf. XXV, Fig. 9.)
Es wurden nur drei Exemplare dieser bei St. Johann seltenen, flachen Art gefunden (meine und
Jung's Sammlung), welche ich von jungen Stücken der typischen Form aus dem Landschneckenkalk von
Hochheim nicht zu unterscheiden vermag, und die nur durch etwas breiteren letzten Umgang von der Form
aus dem Hydrobienkalk von Ober-Ingelheim (am Waldeck) abweichen.
9. Planorbis (Gyr aulus) dealbatus A. Braun.
Nur in einem Stücke bekannt, das mit Exemplaren aus den Corbicula-Mergeln vom Affenstein und
aus den Hydrobien-Schichten von Appenheim in Rheinhessen gut übereinstimmt.
10. Limneus subp alustris Tho.
Es wurden von den Herren Jung, Kothe und stud. Schauf nur je ein, an der Spitze verletztes
grösseres Exemplar gefunden. In Bezug auf Form der Spindel und Aufblähung des Gehäuses passen die
Stücke aber gut zu dem oben erwähnten Exemplar (vergl. S. 205) aus analogen Schichten am Ostbahnhof
in Frankfurt und zu Stücken aus dem Hydrobienkalk von Budenheim bei Mainz und Schierstein am Rhein.
11. Helix (Cor y da) rugulosa v. Mart. var. subsulcosa A. Braun.
(Sandb. Conch. S. 38, Taf. IV, Fig. 10 und Vorw. S. 381, Taf. XXII, Fig. 23.)
Ich besitze zwei, Herr Jung vier Exemplare dieser bei St. Johann sehr seltenen Species, die bis
jetzt nur aus tieferen Schichten des Mainzer Beckens, nämlich den Landschnecken-Kalken bekannt gewesen
war. Unsere Stücke stimmen in Bezug auf Grösse, Gestalt und Mundsaum am besten mit der kleineren Form
von subsidcosa aus den Hochheimer Schichten und weichen nach meiner Ansicht nur in der etwas schwächeren
Oostulirung von derselben ab. Auch H. Moroguesi Brongn. aus dem Hydrobienkalk von Orleans hat nach
Sandbergers Abbildung und Beschreibung Aehnlichkeit, doch gibt Brongniart (Ann. du mus. d'hist nat.
Bnd. 15, 1810, S. 379) ausdrücklich an .,elle m'a paru tres-lisse", was von der St. Johanner Form nicht
gesagt werden kann. Zur Untergattung Pentataenia gehört die Art sicher nicht; von der folgenden Species
ist sie durch die bedeutendere Grösse und den Mangel eines Kiels gut unterschieden.
12. Helix (Cory da) girondica Noulet.
(Taf. XXIX, Fig. 12—17.)
(Sandb. Vorw. S. 479, Taf. XXII, Fig. 2.)
Diese in Unzahl und in prachtvoller Erhaltung in Schichten, die meist mit Hydrobia inflata ganz
erfüllt sind, vorkommende Landschnecke zeigt eine so mannigfaltige Varietätenreihe, dass ich mich veranlasst
fühle, die mehr charakteristischen Formen zu benennen und abzubilden.
— 212 —
Var. a. conica m. (Taf. XXIX, fig. 12.) Ohne oder mit sehr schwachem Kiel, hoch kegelförmig,
ohne oder häufiger mit verdicktem Unterrand, der aber nie eine zahnartige Leiste trägt. Ohne Bänder-
zeichnung. Selten.
b. typus m. (Taf. XXIX, fig. 13.) Mit schwachem Kiel, niedrigerem Gewinde, mit schwach,
aber nicht zahnförmig verdicktem Unterrand; mit oder ohne Bänderzeichnung. Sehr häufig. Grössere und
durch den schwachen Kiel in der Totalform an H. moguntina Desh. erinnernde, übrigens nur sehr selten
vorkommende Stücke der typischen Form zeigen fast immer nur vier Bänder, wie es auch bei der nahe
verwandten H. (Coryda) crepidostoma Sandb. (Vorw. S. 456, Taf. XXI, fig. 9) Regel ist.
Var. c. callosa m. (Taf. XXIX, fig. 14 und 15 und Sandb. Conch. Taf. IV, fig. 4.) Kleinste,
immer gekielte Form, mit mehr oder weniger stark verdicktem, ja gezähntem Unterrand und häufig auch
mit verdickter, die Mundränder verbindender Schwiele. Immer mit Farbenbändern. Sehr häufig.
Var. d. carinata m. (Taf. XXIX, fig. 16 und 17 und Sandb. Vorw. Taf. XXII, fig. 2.) Grössere
Form mit gewöhnlich sehr ausgeprägtem Kiel, dünnschalig, mit schwach oder nicht verdicktem Unterrand,
oft in der Gestalt von H. subcarinata A. Braun, aber mit der Spindelform von girondica. Anwachsrippchen
fast immer stärker entwickelt. Meist gebändert. Seltener.
Der Formenreichthum, der die Art auszeichnet, ist an keinem Orte, wo diese für die Corbicula-
Schichten charakteristische Landschnecke auftritt, auch nur annähernd so gross wie in St. Johann. Schon
oben wurden einzelne Fundorte für unsere Form b. typus namhaft gemacht, nämlich Röderberg bei Frankfurt
und Gross-Winternheim in Rheinhessen, für c. callosa Röderberg, Sachsenhausen und Oberrad und für
d. carinata Castel und die Thone unter der Stadt Frankfurt. Die var. conica ist bis jetzt nur in den Schichten
von St. Johann gefunden worden. Endlich gibt Sandberger (Vorw. S. 479) noch die analogen Schichten
von Zahlbach und Weisenau bei Mainz und mehrere Localitäten in der Gironde und in den Landes als
Fundorte für diese Art an.
13. Helix ( Fruticicola) er ebripunctata Sandb. typus.
(Taf. XXIX, Fig. 18.)
Wie oben (vergl. S. 208) schon angeführt, unterscheidet sich diese für die Corbicula- und Hydrobien-
Schichten charakteristische Art durch die etwas bedeutendere Grösse und das am Unterrand nicht umge-
schlagene, sondern blos verdickte Peristom von der typischen leptoloma A. Br. der Hochheimer und der Varietät
apicalis Rss. der aequivalenten böhmischen Landsclmecken-Kalke, ohne aber die riesigen Dimensionen der
Varietät subapicalis Sandb. aus den oberen Schichten des schwäbischen Untermiocäns zu erreichen. Ueberhaupt
ist aber, wie bei leptoloma, eine grosse Neigung zur Variation bei dieser Schnecke zu constatiren. Das
wichtigste Erkennungszeichen bleibt dann immer das mehr kugelförmige Gewinde bei er ebripunctata im
Gegensatz zu dem mehr kegelförmigen bei leptoloma.
Die Art ist in St. Johann nicht selten und oft sehr gut erhalten. Die bis jetzt bekannt gewordenen
Fundorte für crebripunetata sind:
Vom Alter der Corbicula-Schichten: St. Johann, Gross-Winternheim,
„ ,, des Hydrobienkalks: Frankfurt, Bergen, Wiesbaden, Castel, Mainz, Weisenau, Buden-
heim, Ober-Ingelheim.
Im Anschluss hieran will ich erwähnen, dass auch Eier von Heliceen gelegentlich beim Auswaschen
der H. girondica Noul. zum Vorschein gekommen sind.
— 213 —
14. B uli m i n ?< s s p.
Nur die Schale eines jungen Thieres von fünf Windungen, die einfache Anwachsrippchen zeigen,
wurde bei St. Johann gefunden, die sich aber weder auf Bul. (Petraeus) turgidulus Sandb. (Vorw. S. 488,
Taf. XXV, fig. 21) aus den Corbicula-Schichten von Ober-Ingelheim, noch auf Bul. (Petraeus) gracilis Sandb.
(ebenda S. 389, Taf. XXIII, fig. 2) aus den Landschnecken -Kalken von Hochheim beziehen lässt, da das
Gehäuse selbst kleiner als das des letzteren gewesen zu sein scheint.
15. Cionella lubricella A. Braun var. major m.
Diese zuerst von Herrn stud. Schauf bei St. Johann aufgefundene Schnecke wurde in mehreren,
zum Theil sehr schönen Exemplaren erhalten, die sich von typischen Stücken aus dem Landschneckenkalk
von Hochheim (Sandb. Conch. S. 48, Taf. V, fig. 5 und Vorw. S. 389, Taf. XXIII, fig. 3) in mehreren
Eigenthümlichkeiten, wie es scheint, constant unterscheiden. Die Spindel ist nämlich da, wo sie mit dem
rechten Mundrand zusammenstösst, etwas winklig, während der Mundsaum bei der typischen lubricella A. Br.
an dieser Stelle deutlich gerundet ers3heint. Ausserdem ist die St. Johanner Form stets bedeutend grösser
{6 1 / 2 Mm. Höhe bei 2 Mm. Breite) als die letztere. Exemplare aus dem Hydrobienkalk an der Friedberger
Warte stehen in Bezug auf Grösse in der Mitte zwischen den Hochheimer und den St. Johanner Stücken.
Der lebenden Cionella lubrica Müll. sp. nähern sich die St. Johanner Exemplare schon bedeutend mehr als
die Hochheimer Form, doch sind sie stets viel schlanker, die letzte Windung ist niedriger und der Mundsaum
wie bei der typischen lubricella durch eine stets viel stärkere, nach rechts sogar rundlich aufgetragene Schwiele
verbunden.
16. Pupa (Pwpilla) quadrig r anata A. Braun.
(Sandb. Conch. S. 52, Taf. V, Fig. 11 und Vorw. S. 395, Taf. XXIII, Fig. 9.)
Nur ein vollständiges, sowie ein Bruchstück dieser in tieferen wie in höheren Schichten im Mainzer
Becken vorkommenden Art wurde in den Corbicula- Kalken bei St. Johann gefunden. Beim Vergleich mit
Hochheimer Exemplaren wüsste ich als unterscheidende Merkmale nur die etwas bedeutendere Breite der
Schale, die breitere Mündung und das Auftreten eines deutlicheren Knötchens auf der Mündungswand am
Anfang des rechten Mundsaumes zu erwähnen — letzteres ein Charakter, der besonders auffallend der Form
aus dem Hydrobienkalk zukommt. Auch ist bei der St. Johanner Varietät das untere Schlundzähnchen
stärker entwickelt als das obere, eine Eigenthümlichkeit, die gelegentlich auch bei der Hochheimer Form
vorkommt.
Diese Art hat sich in wenigen Exemplaren zusammen mit Hei. girondica Noul. auch in analogen
Schichten bei Oberrad gefunden. Ich kenne sie ausser aus dem Landschneckenkalk von Hochheim und den
übrigen von Sandberger verzeichneten Localitäten noch aus dem Hydrobienkalk von Sachsenhausen, von
Bad Weilbach und von Apjwnheim in Rheinhessen. Von Thomae (Jahrb. d. Nass. Ver. f. Naturk. Heft 2,
Wiesbaden 1845, S. 150) wird sie als Pupa selecta auch aus den Hydrobien-Schichten von Zahlbach bei
Mainz angeführt.
17. Pupa ( Isthmiä) cryptodus A. Braun.
(Sandb. Conch. S. 53, Taf. XXXV, Fig. 7 und Vorw. S. 396, Taf. XX11I, Fig. 11.)
Genannte bis dato noch nicht in höheren Schichten bekannt gewesene Species wurde in zwei schönen
Exemplaren aus den Mündungen von Helix girondica von St. Johann ausgewaschen. Beide zeigen sich, was
— 214 —
Grösse, Form, Costulirung und Mündung anlangt, vollkommen übereinstimmend mit typischen Stücken dieser Art
aus dem Landschneckenkalk von Hochheim. Der Zahn auf der Spindel fehlt, wie das auch bei der typischen
Art häufig vorzukommen pflegt.
18. Hy alinia deplanata Tho.
(Sandb. Conch. S. 18, Taf. III, Fig. 3.)
Nur in drei jugendlichen Exemplaren gefunden, die von gleichgrossen Stücken aus den Corbicula-
Thonen vom Affenstein in Frankfurt (vergl. S. 196) sich nur durch kaum merklich flacheres Gewinde und
die oberwärts etwas weniger deutlichen sichelförmigen Anwachsrippchen unterscheiden.
Anhangsweise will ich schliesslich von hier noch erwähnen:
19. Celtis hyperioni.s Ung. sp.
= Greivia crenata Heer = Pyrenella lacunosa Rss.
(Unger, Geologie d. europ. Waldbäume, S. 15 und Schimper, Traite de Paleontologie vegetale, Bnd. II, S. 726.)
Nur zwei Exemplare dieser in Miocän- Schichten Italiens, der Schweiz und Deutschlands überaus
verbreiteten und häufigen Frucht, die ich z. B. aus den Landschnecken-Kalken von Hochheim und Tuchofitz
in Böhmen, aus dem Cerithienkalk von Kleinkarben und den oberen Schichten von Thalfingen (Untermiocän),
weiter aus dem Hvdrobienkalk von Sachsenhausen, Bergen, Hochstadt und Gross -Winternheim und dem
Schneckensand von Steinheim am Aalbuch (Mittelmiocän) und endlich aus den Mergelkalken von Mörsingen
bei Zwiefalten (Obermiocän) kenne. Sandberger gibt für dieselbe (Vorw. S. 471) noch mehrere Fundorte
aus dem Unter-Miocän der Schweiz an. Die Oligocän-Schichten aber (z. B. Arnegg bei Blaubeuren) haben
nach demselben Autor, was ich bestätigen kann, eine von hyperionis abweichende, eigentümliche Species
von Celtis.
Bei dieser Kalkfauna treffen wir ein etwas anderes Verhältniss, als wir es oben bei der Fauna des
Röderbergs im Vergleich mit der Thonfauna des Frankfurter Untergrundes kennen gelernt haben. Von den
18 St. Johanner Thierformen kommen nämlich 12, also zwei Drittel, auch in den letzteren Schichten vor,
während wir bei den Corbicula- Kalken des Röderbergs nur die Hälfte mit der Thonfauna von Frankfurt
identischer Arten gefunden haben.
Die 5 Conchiferen und 45 Gastropoden, in Summa 50 Molluskenarten, welche ich somit aus den
Corbicula-Schichten des Mainzer Beckens aufzählen konnte, vertheilen sich auf folgende Familien:
Conchiferen: Mytilidae 1, Dreissenidae 1, Unioninae 1, Cyrenidae 2.
Gastropoden: Ancylinae 2, Planorbinae 3, Limneinae 3, Testacellea 1, Vitrinea 1, Helicacea 7,
Pupacea 10, Succineana 1, Neritidae 4, Viviparidae 2, Rissoidae 4, Litorinidae 1, Melanopsinae 1, Mela-
niina 1, Cerithiadae 3, Muricidae 1.
Wir müssen demnach in Uebereinstimmung mit Sandberger (Vorw. S. 481) constatiren, dass in
den Corbicula-Schichten im Allgemeinen noch die Wassermollusken dominiren (30 Wasserbewohner auf
20 Landschnecken), und dass diese sich fast zu gleichen Theilen aus Brackwasser- und aus Süsswasser-
formen zusammensetzen. Arten, welche stärker gesalzenes Wasser liebten, wie Pinna, Perna, Modiola, Venus,
215 —
Corbulornya, Bulla und Buccinum, die sich in den nächst tieferen Cerithien -Kalken noch fanden, sind ver-
schwunden und haben anderen Formen Platz gemacht, deren lebende Vertreter entweder in sehr schwach
gesalzenem Brackwasser leben oder in den Mündungen von Flüssen und Bächen nahe der See anzutreffen sind.
In der folgenden tabellarischen Uebersicht sind nun die sicher bestimmbaren Arten der Corbicula-
Schichten des Mainzer Beckens mit den identischen Formen des Landschnecken- und Cerithienkalks und des
Hydrobienkalks, dann weiter mit denen des Oligocäns und des Unter-, Mittel- und Ober-Miocäns anderer
Länder verglichen, sowie auch, wo es möglich -war, die nächste lebende Verwandte und deren Vaterland
zusammengestellt w r orden.
Gesainmtiibersieht der Fauna der Corbicula-Schichten des Mainzer Beckens.
Die -f- bedeuten das Vorkommen, die
das Fehlen der angeführten Art in den betreffenden Schichten.
Name der bis jetzt in den Corbicula-
Schichten aufgefundenen Arten.
Mytilus Faujasi Brongn. . .
Dreissena Brardi Fauj. sp. .
Cyrena Faujasi Desh. . . .
„ donacina A. Braun .
Stenomphalus cancellatus Tho. sp.
Litorina tumida Boettg.
Neritina fluviatilis L. sp. .
„ callifera Sandb. .
„ subangularis Sandb.
„ pachyderma Sandb.
Cerithium margaritaceum Brocc.
submargaritaceum A.
„ plicatum Brug. . .
Melania Escheri Mer. . . .
Melanopsis callosa A. Braun
Hydrobia ventrosa Mont. sp.
„ inflata Fauj. sp.
„ aturensis Noulet
„ obtusa Sandb. .
Paludina pachystoma Sandb.
Euchilus? succineiforme Sandb.
Palaeontograpllica, N. F. IV. 5. (XXIV).
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i :g Name der nächstverwandten
QS I lebenden Arten nebst Vaterland.
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M. edulis L. u.violaceus L. Europ.
Dr. cochleata Kickx sp. Europ.
L. caerulescens Lmk. sp. S. Europ.
N. fluviatilis L. sp. Europa.
N. africana Parr. Aegypten.
N. inconspicua v. d. Busch Java.
N. Cornea L. Philippinen.
C. peloritanum Cantr. S. Europa.
M. asperata Lmk. Philippinen.
M. praerosa L. sp. S. Europa.
H. ventrosa Mnt. sp. S-u. W. Europ.
H. jama'icensis Ad. sp. Jamaika.
P. lurida Mor. S. Asien.
29
216
Name der bis jetzt in den Corbicula-
Schichten aufgefundenen Arten.
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Name der n'ächstverwandten
lebenden Arten nebst Vaterland.
Planorbis cornu ßrongn. . .
,, declivis A. Braun .
„ dealbatus A. Braun
Limneus subbullatus Sandb. .
„ subpalustris Tho.
„ Dupuyanus Noulet .
Ancylus Senckenbergianus Boettc
Gundlachia francofurtana Boettg.
Helix pulchella Müll. var.
„ involuta Tho. . . .
„ osculum Tho. . .
,, crebripunctata Sandb. .
„ girondica Noulet
„ rugulosa v. Märt. var.
„ deflexa A. Braun . .
Buliminus turgidulus Sandb. .
Cionella lubricella A. Braun
Pupa quadrigranata A. Braun
,. cryptodus A. Braun
,. callosa Rss
quadriplicata A. Braun
„ Nouletiana Dupuy . .
„ obstructa A. Braun
Hyalinia deplanata Tho. .
Glandina inflata Rss. sp. .
Pseudopus moguntinus v. Myr.
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+
+
+
+
+
+
PI. tumidus Pfeiff. M.Amerika.
PL kermatoides d'O. S. Amerika.
Pl.planissimusMouss. Fidschi-Ins.
L. auricularius L. Europa.
L. palustris Drap. Europa.
A. havanensis Pfeiff. Cuba.
G.ancyliformis Pfeiff. Cuba.
H. pulchella Müll. Europa.
H. angigyra Jan N. Ital.
H. corcyrensis Ziegl. S. Europa.
H. incarnata Müll. Europa,
subg. Coryda Albers Jamaica.
desgl. Jamaica.
H. niciensisu.platychela S.Europ.
B. candidus Lmk. sp. Arabien.
C. lubrica Müll. sp. Europa.
P. gorgonica Dohrn Cap Verden.
P. claustralis Gredl. Süd-Tyrol.
P. Charpentieri Shuttl. Schweiz,
subg. Leucochila v. Mart. N. Amer.
P. armifera Say N. Amerika.
P. samoensis Mouss. Oceanien.
H. cellaria Müll. Europa.
Gl. truncata Gm. S. Ver. Staaten.
Ps. apus Pall. Ost-Europa.
So ähnlich nun auch das Vorkommen vieler der aufgezählten Mollusken- Gattungen mit solchen ist,
welche gegenwärtig das Maingebiet bewohnen, so zeigt doch eine Vergleichung beider Gesammt-Faunen, dass
die klimatischen Verhältnisse der damaligen Zeit von den jetzt in unserer Gegend herrschenden durchaus
verschiedeu gewesen sein mussten. Greift man von den 50 genannten Arten, welche die Corbicula- Fauna
') Nach gütiger Mittheilung des Herrn Professor von Konen in Marburg, der die Art in den Landschnecken-Kalken von
Hochheim auffand.
217 —
bilden, die (37) Formen heraus, für welche lebende Analoga mit voller Sicherheit angegeben werden können,
so stellt sich folgendes Resultat heraus. Am nächsten verwandt sind mit
Formen von Süd-Asien und Oceanien . 6 Arten,
„ „ Mitteleuropa 10 „
„ der Mittelmeerländer .... 10 „
„ „ ostatlantischen Inselgruppen 1 „
„ des tropischen Amerikas . . 6 „
„ „ gemässigten Amerikas . . 4 „
Danach ist das Klima der Corbicula-Zeit unzweifelhaft ein gemässigtes - - nicht mehr ein subtro-
pisches — zu nennen, indem den 12 tropisch-amerikanischen und asiatisch-oceanischen Formen 11 Arten von
mittelmeerisch-ostatlantischen Typus, 10 mitteleuropäische und 4 nord- und südamerikanische Species gegen-
überstehen.
Vergleichen wir nun in Procenten die bekannteren Mollusken -Faunen des Landschneckenkalks von
Hochheim und von Böhmen und des Hydrobienkalks mit ihr und mit den obermiocänen Schichten von Schwaben,
so finden wir:
Nächste Verwandte jetzt
lebend in :
Süd-Asien und Oceanien
Europa
Ostatlantische Inseln .
Gemässigtes Nord-Amerika
Tropisches Amerika . .
Wir ersehen aus dieser Tabelle, dass die tropischen Formen zur Corbicula-Zeit im Vergleich zu
denen des Hochheimer Landschneckenkalks schon etwas abgenommen haben, und dass sie der Zahl nach
sich eher der auffallend niedrigen Procentzahl tropischer Arten im böhmischen Landschneckenkalk und der
dagegen auffallend hohen Ziffer im schwäbischen Ober-Miocän nähern.
Mit dem Cerithien- und Landschneckenkalk hat die Fauna der Corbicula-Schichten, wie wir es aus
der grossen Tabelle S. 215 u. f. ersehen, 26 Arten oder öö 1 /^ %, mit dem Hydrobienkalk aber 23 Arten oder
49 °/ gemeinsam.
Daraus folgt, dass die Corbicula-Schichten eine Ablagerung repräsentiren, die fast genau in die Mitte
der Zeit fällt, welche zwischen Ablagerung des Cerithienkalks und des Hydrobienkalks verflossen ist, was ja
auch mit den Lagerungsverhältnissen übereinstimmt. Wenn wir nun, wie oben S. 187 bereits erwähnt, den
Hydrobienkalk zum Mittel-Miocän rechnen, so fällt die Zeit der Corbicula-Schichten danach nahezu auf die
Gränze zwischen Unter- und Mittel-Miocän und zwar etwas näher nach der ersteren als nach der letzteren
Zeitperiode hin.
Dann haben aber die Corbicula-Schichten weiter gemein
mit dem Oligocän 11 = 23 1 /;, %,
„ „ Unter-Miocän anderer Gegenden 24 = 51 °/ ,
„ „ Mittel-Miocän ,, „ 12 = 25 V 2 °/o,
„ Ober-Miocän „ „ 12 = 25V 2 %■
29*
U.-Miocän
U.-Miocän
Corbicula-
M.-Miocän
O.-Miocän
Hochheim.
Böhmen.
Schichten.
Hydr.-Klk.
Schwaben.
19,30
13,33
16,22
7,32
10,94
36,83
46,67
54,05
58,54
53,12
15,80
15,56
2,70
7,32
7,81
10,53
8,88
10,81
14,63
10,94
17,54
15,56
16,22
12,19
17,19
— 218
Halten wir uns an diese Zahlen und beachten wir dabei, dass die Wirbelthiere und Pflanzen der
oftgenannten Schichten, soweit sie bis jetzt bekannt geworden sind, eher ein untermiocänes als ein mittel-
mioc'änes Gepräge haben, so kommen wir zu demselben Schluss, zu dem auch Sandberger gelangte,
„dass wir den Corbicula-Schichten des Mainzer Beckens noch ein
untermiocänes Alter zuzuschreiben haben".
Schlussfolgerungen.
1. Ohne wesentliche zeitliche Unterbrechung folgen auf den Cerithienkalk des Mainzer Beckens die
Ablagerungen des Corbicula-Zeitalters. Alle Thierformen, welche stärker gesalzenes Brackwasser verlangen,
haben sich zurückgezogen oder sind erloschen durch den immer massenhafteren Eintritt süssen Wassers in
den Mainzer Meeresarm. Das Becken ist zum mehr und mehr sich aussüssenden Binnensee geworden. Nur
die Bewohner der Gewässer haben noch zur Hälfte tropische Verwandtschaft aufzuweisen, während die
Landschnecken -Fauna schon fast durchweg europäischen Typus zeigt. Pflanzen und Säugethiere dagegen
scheinen sich gegen früher nur wenig verändert zu haben.
2. Es ist demnach das Klima merklich kühler geworden als zur Zeit der Landschnecken- und
Cerithienkalke, doch erscheint der Unterschied gegen diese Stufe immerhin nicht so bedeutend, dass wir die
Corbicula-Schichten nicht noch in eine Formationsgruppe mit denselben vereinigen könnten.
3. Die Corbicula-Schichten schliessen das Unter-Miocän des Mainzer Beckens nach oben hin ab.
4. Ohne wesentliche zeitliche Unterbrechung folgen auf die Corbicula-Schichten die Hydrobienkalke.
Die Brackwasser- Mollusken erlöschen bis auf wenige Arten. Die Verwandtschaft mit europäischen Typen
tritt bei den Mollusken noch mehr in den Vordergrund. Mit den Hydrobien- Schichten beginnt das Mittel-
Miocän des Mainzer Beckens.
219 —
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1. Gundlachia francofurtana n. sp., aus den Corbicula-Mergeln vom Affenstein, a natürl. Grösse; b von
oben, c von unten und d von der Seite, sämmtlich stark vergr.
„ '2 u. 3. Zwei weitere Exemplare derselben Art, von ebenda. Ebenfalls stark vergr.
,, 4. Helix {Fruticicola) erebripunetata Sandb. var. minor m., von ebenda. Dreifache Vergr.
„ 5. Pupa (Leucochila) Nouhtiana Dupuy, von ebenda, a. natürl. Grüsse, b und c stark vergr.
„ 6. Pupa (Leucochila) obstructa A. Br. var. francofurtana m., von ebenda, a natürl. Grösse, b und c
stark vergr.
,, 7. Ancylus Senckenbergianus n. sp., aus den Corbicula-Thonen von der „Eisern" Hand", a natürl.
Grösse; b von oben, c von der Seite, d von hinten, sämmtlich stark vergr.
„ 8. Cyrena donacina A. Br. var. intermedia m., aus den Corbicula-Kalken von den Schwager'schen
Felsenkellern. Von innen, natürl. Grösse.
„ 9. Ein anderes Exemplar derselben Art, von ebenda. Von aussen, natürl. Grösse.
„ 10. Limneus subbullatus Sandb., von ebenda. In natürl. Grösse.
„ 1 1. Ein anderes Exemplar derselben Art, von ebenda. Natürl. Grösse.
„ 12. Helix (Coryda) girondica Noulet var. conica m., aus den Corbicula-Kalken von St. Johann. Zeich-
nung '/ 3 grösser als das Original.
„ 13. Dieselbe, typus m., von ebenda. Natürl. Grösse.
„ 14 u. 15. Dieselbe, var. callosa m., von ebenda. Beide Stücke l / 3 grösser als die Originale.
„ 16 u. 17. Dieselbe, var. carinata m., von ebenda. Natürl. Grösse.
„ 18. Helix (Fruticicola) erebripunetata Sandb. typus m., von ebenda. Zeichnung L / 2 mal grösser als das
Original.
lieber
FOSSILE PFLANZEN
aus der
JURAFORMATION JAPANS
von
Dr. H. Th. Geyler.
Mit 5 Tafeln Abbildungen.
Einleitung.
Unter den reichen, naturhistorischen Sammlungen, welche Herr Prof. J. J. Rein nach zweijährigem
Aufenthalte aus Japan zurückgebracht hat, findet sich auch eine kleine, aber durch interessante Formen
bemerkenswerthe Suite von Pflanzenabdrücken aus der Japanischen Juraformation. Diese Collection wurde
von Rein gelegentlich bei einer Reise durch die Provinz Kaga zusammengebracht und mögen hier die
eigenen Mittheilungen des Entdecker's Nachricht geben über die geologischen Verhältnisse, unter welchen
jener interessante Fund gemacht wurde. Mein Freund Rein schrieb mir in einem Briefe vom 20. Januar
18761) w ie folgt:
„Die jurassischen Pflanzenabdrücke stammen aus dem oberen Thale des Tetorigawa der Provinz
Kaga in der Landschaft Hokurokudo auf der Hauptinsel Honshiu (fälschlich Nippon genannt) des Japanischen
Inselreichs. Der Tetorigawa entspringt auf dem 2750 Meter hohen Hakusan (auch Shiroyama, d. i. Weissberg
genannt) und mündet nach 24 Ri (etwa 12 deutschen Meilen) langen Laufe in nördlicher Richtung unterhalb
der grossen Provinzialhauptstadt Kanazawa in das Japanische Meer.
Die Quelle liegt etwa 2300 Meter hoch an einem Schneefelde, welches den Andesittrachyt bedeckt,
aus dem auch die Gipfel bestehen. Von etwa 2000 Metern abwärts bis zu einer Höhe von 800 Metern liegt
das Flussbett in einer röthlichen Sandsteinbreccie mit oft faustdicken Quarzeinschlüssen, dann folgt ein
schiefriger Sandstein, endlich Granit. An mehreren Stellen sind diese Gesteine jedoch durch trachytische
Laven und weiter unten einmal auch durch Porphyr überlagert.
') Die vorliegende Arbeit über die fossilen Pflanzen aus der Juraformation Japans war der Hauptsache nach schon vor
längerer Zeit ausgearbeitet. Ich glaubte jedoch die Untersuchungen Heer's über die Jurassische Flora des östlichen Sibiriens abwarten
zu müssen, welche im vierten Bande der Flora fossilis arctica im Januar 1877 ausgegeben wurde, um nicht etwa für ein und dieselbe
Pflanzenform verschiedene Benennungen einzuführen. Und in der That finden sich mit mehr oder minder grosser Sicherheit erkannt
einzelne Typen der ostsibirischen Juraflora auch in der japanischen wieder.
— 222 —
Folgt man dem von Kanazawa aus durch's Thal bis nach Schinose am Fusse des Hakusan (spr.
Hak'san) führenden Wege, welcher sich meist auf der rechten Flussseite am Thalabhange hinzieht, so über-
schreitet man bei dem Orte Kojima-mura einen Seitenbach, dessen Name Nigorisumigawa auf das schmutzige
Wasser hinweist, welches derselbe das ganze Jahr hindurch fortführt. Er schneidet tief in das enge, steil-
wandige Thal ein. Nahe seiner Mündung, wo eine hohe Brücke über denselben führt, steht rechts Kalkstein,
links Schiefer an, beide jedoch ohne Fossilien. Höher hinauf folgt das Dorf Fukase, 12 Ri von Kanazawa
und 7 Ri von Schinose entfernt. Etwa Mitte Wegs zwischen hier und dem 2 l / 2 Ri weiter gelegenen Orte
Ushikubi (spr. Uschkubi) führt der Weg an mächtigen Felstrümmern vorbei, welche aus der oben erwähnten
Breccie bestehen; dann gelangt man an eine Stelle, wo dieselbe in grosser Mächtigkeit ansteht und dunklen
schieferigen Sandstein überlagert. Dieser letztere ist es, in welchen sich reiche Pflanzenabdrücke eingeschlossen
finden, welche der Jurassischen Formation angehören. Derselbe steht theils unmittelbar zur Seite des Weges
an, theils bedeckt er in Bruchstücken den Anhang. Er fällt wenig nach Norden ein, streicht von Ost nach
West und besitzt eine Mächtigkeit zwischen 2 bis 10 Meter.''
Das Gestein, auf welchem die Abdrücke hauptsächlich sich zeigen, besteht aus schwarzem Schiefer,
von welchem die o-leichgefärbten Bilder sich nicht besonders deutlich abheben und so in Etwas die Unter-
suchuug erschweren. Einige der Handstücke lassen jedoch auch eine etwas hellere Färbung des Gesteines
erkennen, aber gerade hier sind die Pflanzenspuren wegen der mehr körnigen Beschaffenheit des Materials
noch viel undeutlicher ausgeprägt, als bei den dunkel gefärbten Schiefern. Bei allen Farrnkraut-Abdrücken
ist die feinere Nervatur kaum angedeutet und, da die Abdrücke zugleich meist eine wenig ausgeprägte
Umschreibung zeigen, sind die hierher gehörigen Typen zum Theil von ziemlich unsicherer Bestimmung.
Dagegen sind bei näherer Betrachtung die Abdrücke der Cycadeenreste , obgleich sie nur auf dem dunklen
Gesteine gefunden wurden, hinsichtlich Nervatur und Umgrenzung ziemlich scharf ausgeprägt.
Im Ganzen wurden 16 Arten unterschieden, von denen freilich einzelne aus den oben angeführten
Gründen nicht mit Sicherheit einer bestimmten Gattung eingereiht werden konnten.
Die Farrnkräuter waren durch 7 bis 8 Species vertreten, von welchen sich besonders Thyrsopteris
elongata durch seine zarte Wedelbildung, durch die häufig verlängerten Fiederchen und den ebenfalls sehr
gestreckten Stand der Sporangienhäufchen auszeichnet, während die anderen Arten sich mehr oder minder
an schon bekannte Formen anlehnen, insbesondere der ansehnliche Wedel der Pecopteris exiliformis sich nahe
an die Pecopteris exilis Phill. aus dem englischen braunen Jura anschliesst.
Reich vertreten durch Zahl der Individuen und Arten waren die Cycadeen, von welchen 6 bis 7
Arten unterschieden werden konnten, zum Theil auch mit mehreren Varietäten. Neben den schon bekannten
Typen verschiedener Podozamites- Arten und eines kleinblätterigen Zamites ist es hier vor Allem Podozamites
Reinii, welcher durch seine breiteiförmigen, kurzen, an der Basis ungleichseitigen und an der einen Seite
fast geöhrelten Blättern auffallend sich hervorhebt. Zum Theil sind auch diese Cycadeen wegen ihrer ansehn-
lichen Samen bemerkenswerth gewesen, wie Cycadeospermum Japonicum beweist.
Die Coniferen endlich sind nur durch einen Abdruck vertreten, welcher sich als mit Gingko
Sibirica Heer identisch erweist, und sind vielleicht (die geringe Zahl der Abdrücke lässt keinen sicheren
Schluss zu) im Vergleich z. B. zu der Amurflora (vergl. Heer in Flora foss. arct. Bd. 4, 1877) in der
Japanischen Juraflora etwas zurückgetreten. Reste von Monocotyledonen wurden in der Flora des Tetorigawa-
Thales mit Sicherheit nicht beobachtet.
Heer gibt in seinen Beiträgen zur Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes (1. c. p. 14) eine
ausführliche Vergleichung der dortigen Juraflora mit jener anderer Länder und die hier gefundenen Resultate
223 —
der Vergleichung gelten in ihren Hauptziigen auch für unsere Japanische Juraflora. So hat die letztere,
ähnlich wie die Flora des östlichen Sibiriens und des Amurlandes, auch nur eine Art aufzuweisen, welche
sich an den Podozamites distans Presl. sp. der Rhätischen Formation Frankens, wie dieselbe von Schenk
(die fossile Flora der Grenzschichten des Keupers und Lias Frankens, 1868) geschildert wurde, anschliesst.
Dagegen finde ich keine Form unter den Resten aus dem Tetorigawathale, welche an die Arten erinnern,
welche neuerdings Geinitz (Beiträge zur Geologie und Paläontologie der argentischen Republik, II. über
Rhätische Pflanzen- und Thierreste, Cassel 1876) aus Südamerika beschrieben hat.
An die Flora der Rajmahal-Hills in Ostindien, welche von Oldham (Oldham und Morris, the
fossil Flora of the Rajmahal-Series, 1862 — 64) dem Oolith, von A. de Zigno und neuerdings auch von
O. Feistmantel dem Lias zugerechnet werden (vergl. hier z. B. de Zigno in Verhandl. d. k. k. geolog.
Reiehsanst., 1875, p. 325 u. f. — Feistmantel, 1. c. 1875, p. 216, p. 252 u. f.), erinnern nur einige Typen
unter den Juraformen Japans, wie z. B. Pecopteris-Arten, während die Cycadeenflora der beiden Länder
vollständig verschieden ist.
Heer (1. c.) wies die nahe Verwandtschaft der Juraflora des östlichen Sibiriens und des Amurgebietes
mit den Arten nach, welche anderwärts aus dem braunen Jura (Doggei - ), insbesondere aus dem mittleren
braunen Jura (Bathonien) bekannt sind. Allein 17 Arten des englischen Oolith's sind nach Heer's (1. c. p. 15)
Untersuchungen mit solchen Sibiriens und des Amurlandes theils völlig übereinstimmend, theils doch nahe
verwandt. Und an diese Juraflora des östlichen Sibiriens und besonders des Amurgebietes schliesst sich
wiederum die kleine Flora der Juraformation Japans eng an, wie nachstehende kurze Uebersicht erweisen
mag. Zugleich mag auch die Juraflora Spitzbergens, wie dieselbe Heer im 4. Bande seiner Flora foss.
arct. schildert (Beiträge zur fossilen Flora Spitzbergens; II. Jurapflanzen des Cap Boheman p. 26 u. f.) als
gleicherweise nahe verwandt mit in Vergleichung gezogen werden.
Thyrsopteris elongata m
Ostsü
Irkutzt.
*
*
*
irien.
Amurgebiet.
*
*
*
*
*
*
*
Spitzbergen.
*
*
*
Pecopteris exüiformis m. (nahe verwandt P. exilis Phill., welche auch
am Cap Boheman in Spitzbergen vorkommt).
„ ,, .. intermedia . .
4
7
3
Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV).
30
— 224 —
So finden wir von den Arten des Tetorigawathales 7 zugleich auch in der Flora des Amur-
gebietes, 4 in der Flora Sibiriens und 3 in jener Spitzbergens wieder und tritt hierdurch zu dem gemeinsamen
Band, welches, wie Heer nachgewiesen hat (Beiträge zur Juraflora des östlichen Sibiriens und Amurlandes
p. 19 und 20), Ostasien und Spitzbergen mit dem westlichen Europa während der Jurazeit verknüpft, die
Juraflora Japans als ein neues Verbindungsglied hinzu.
Gleichwohl aber sehen wir in einigen interessanten Formen unter den Farnen und Cycadeen
(hier besonders in Podozamites Peinii) auch locale Eigentümlichkeiten in der Juraflora Japans hervor-
treten, wie schon Saporta (Paleontologie francaise, Terrain Jurass. p. 64 u. f.) für Europa und Heer
(1. c. p. 21) für die arctische Juraflora nachgewiesen hat, während andererseits wiederum die Hälfte der
Formen und zwar zum grossen Theil die reichlicher vertretenen auf die allernächste Verwandtschaft insbe-
sondere zur Amurflora hindeuten.
Beschreibung der Arten.
Filices.
Thyrsopteris elongata m.
Taf. XXX, Fig. 5. Taf. XXXI, Fig. 4, 5.
Th. fremde bi-tripinnata, pinnis pinnulisqiie elongatis, pinnulis inferioribus imprimis longissimis ; pinnulis
sterilibus crenatis seu pinnatißdis in apicem sensim protractis, lobis obtusiusculis ; pinnulis fertilibus eodem modo
valde elongatis, involucris breviter stipitatis, ovalibus seu ? rotundatis.
Der hier abgebildete Farn scheint zu den gewöhnlichen Formen der japanischen Juraformation
gezählt zu haben, wenigstens fanden sich dessen Spuren auf verschiedenen Handslücken deutlich ausgejDrägt.
Das fein zertheilte Blatt scheint zwei- bis dreifach gefiedert gewesen zu sein. Die Fiederchen letzter Ordnung
stehen in abwechselnder Stellung an ihrer bezüglichen Spindel; die der Basis einer Spindel zunächst stehenden
Fiederchen, besonders die etwas nach aufwärts gerichteten, sind sehr stark verlängert. Die Fiederchen sind
abwechselnd fiederlappig eingekerbt und besitzen keinen gerade durchgehenden Mittelnerven; die Spitze bildet
ein ganzrandiger etwas längerer Endlappen.
Hauptsächlich an Stelle der einzelnen Fiederchen zeigen sich die mehr ovalgestalteten und zugleich
etw r as grösseren Sporangienkapseln und stimmt hierin unsere Form nicht vollständig mit den von Heer (in den
Beiträgen zur Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes Taf. XXX, XXXI) abgebildeten Thyrsopteris-Arten,
sondern würde sich hierin fast eher an Dieksonien, z. B. D. concinna Heer anschliessen, wenn nicht an unserer
Pflanze die einzelnen Fiederchen viel weniger kräftig ausgebildet, die Sporangienkapseln aber deutlich gestielt
wären. Ob dieselben vielleicht zweiklappig waren ist bei der verhältnissmässigen Unvollkommenheit der
Abdrücke nicht ganz mit Sicherheit zu ermitteln. Diese Kapseln sind kurz gestielt; bisweilen scheint sogar
noch die Blattsubstanz an dem Stiele der Sporangientafel, welche die Stelle des Fiederchens einnimmt, herab-
zulaufen und der Stiel scheint dann leicht geflügelt zu sein. Nicht immer wandeln sich alle Fiederchen
derselben Spindel zu fertilen sehr verlängerten Trauben (Aehren) von Kapseln um (vergl. z. B. Taf. XXXI,
fig. 5), sondern zwischen den Kapseln finden sich bisweilen wieder sterile Fiederchen und umgekehrt (vergl.
z. B. Taf. XXXI, fig. 4 links unten).
— 225 —
So bedeutend auch in der Länge der Fiederchen, in der Stellung und Form der Sporangienkapseln
unsere Pflanze von den übrigen Thyrsopteris-Arten (Heer führt 1. c. für diese Gattung aus der Juraflora
Ostsibiriens und des Amurlandes z. B. 4 Arten auf) abweichen mag, glaube ich doch dieselbe vorläufig zu
der Gattung Thyrsopteris stellen zu sollen, bis vielleicht bessere Abdrücke die einzelnen Verhältnisse deutlicher
erkennen lassen.
? Coniopteris.
Taf. XXX, Fig. 2 a.
Mit dieser fraglichen Benennung bezeichne ich einen nicht besonders gut erhaltenen Abdruck. Die
geschlängelte Rhachis scheint sowohl die Seitenspindeln, als auch die einzelnen Fiederchen in regelmässig
abwechselnder Stellung getragen zu haben. Dieselbe ist schwach hin und her gebogen, etwa wie bei dem
als Coniopteris Braunii Bgt. von Schenk (in fossile Flora der Grenzschichten Krupers und Lias Frankens
Taf. VI, fig. 8) bezeichneten Abdruck, mit welchem unsere Pflanze auch sonst viel Aehnlichkeit erkennen
lässt. Doch sind bei der letzteren die Fiederchen etwas grösser und noch mehr von einander entfernt, als
bei jenem Abdrucke aus der Rhätischen Formation des nördlichen Baierns.
Asplenium argutulum Heer.
Taf. XXXI, Fig. 1.
Leider sind die einzelnen Fiederläppchen des Abdruckes nur theilweise erhalten, doch weisen die
nach oben hin stark verschmälerten und zugespitzten Fiederlappen deutlicher auf Asplenium argutulum Heer,
denn auf das weitverbreitete und nahe verwandte A. Whiibyense Brgt. hin. (Vergl. z. B. Heer Flora foss.
arctica Bd. IV, Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes, Taf. HI, Fig. 7, Taf. XIX, fig. 1 — 4.)
Adiantites Amurensis Heer.
Taf. XXXI, Fig. 2, 3.
Ich glaube diese beiden Abdrücke mit Adiantites Amurensis Heer vereinigen zu müssen (vergl. Heer
1. c. p. 94, Taf. XXI, fig. ü). Die Stellung, die gegenseitige Entfernung, die etwas breiten, mit wenigen,
stumpfen Lappen versehenen Fiederchen stimmen viel eher mit der genannten Art, als etwa mit dem ebenfalls
ähnlichen, aber durch schmälere und näher aneinander gestellte Fiederchen unterschiedenen A. Nympharum
Heer (1. c. Taf. XVII, fig. 5).
Adiantites.
Taf. XXX, Fig. 2 b. Taf. XXX, Fig. 3.
Zwei sehr mangelhafte Abdrücke, welche vielleicht zu Adiantites oder Dicksonia ihren allgemeinen
Umrissen nach gezogen werden könnten. Bei dem Abdrucke auf Taf. XXX, fig. 2b, bei welchem der
Verlauf der Nervatur ganz undeutlich ist, bietet z. B. Dicksonia concinna Heer (1. c. Taf. XVI, fig. 2) einige
Aehnlichkeit. — Auch der Abdruck auf Taf. XXX, fig. 3 mag vielleicht einem sterilen Fieder einer Dicksonia
angehört haben. Von ähnlichen Abdrücken der Dicksonia concinna Heer (1. c.) unterscheidet sich jedoch
unsere Pflanze durch den, wie es scheint, gekerbten Rand der einzelnen Fiederchen, welche zugleich unter
etwas spitzerem Winkel inserirt sind, und schliesst sich so vielleicht besser wieder an Adiantites an. — Auch
Scleropteris Pomelii Sap. (vergl. Heer, Flora foss. arct. Bd. IV, Beiträge zur fossilen Flora Spitzbergens,
z. B. Taf. VI, fig. 11) lässt einige Aehnlichkeit erkennen.
30*
— 226 —
Pecopteris Saportana Heer.
Taf. XXX, Fig. 4.
Obgleich der Abdruck nur sehr mangelhaft erhalten ist, glaube ich doch denselben zu der genannten
Art ziehen zu sollen. Am besten würde mit unserem Reste z. B. Heer's Abbildung (1. c. Beiträge zur
fossilen Flora Spitzbergen Taf. VI, Fig. 6) passen, wenn auch die einzelnen Fiederchen bei Heer's Zeichnung
ein klein wenig breiter sich darstellen, als bei unserem Abdrucke.
Pecopteris exiliformis m.
Taf. XXX, Fig. 1 a.
P. fronde bipinnata; pinnis anguste Knearibus, rnillim. ca. 2 — 3,5 latis, pinnatifidis seu piiinatüobatis
apicem versus crenatis, lobis vel pinnulis patulis, parvulis, obtusiusculis.
Die Wedel scheinen ziemlich bedeutende Grösse besessen zu haben. Der Mittelnerv der Fiedern
zweiter Ordnung scheint ein wenig berandet gewesen zu sein, wie an einzelnen Stellen des nicht überall
deutlich ausgeprägten Abdruckes hervorzugehen scheint. An diesem Mittelnerv standen dann die Fiedern
letzter Ordnung von im Allgemeinen linearer Form. Bei diesen wiederum sind die Lappen oder Fiederchen
von länglich-eiförmiger Gestalt in fast horizontaler Richtung abstehend inserirt. Deren Spitze endigt mehr
stumpf und unterscheidet die Japanische Art von Pecopteris acutiloba L. H. (vergl. Lindley und Hutton,
the foss. Flora of Great Britain, III. Taf. 157). Die nahe verwandte Species P. exilis Phill. = P. obtusi-
folia L. H. (Lindley und Hutton, 1. c. HI. Taf. 158), mit welcher nacli Bunbury (vergl. Schimper,
Traite de Paleontologie Vegetale I, p. 536) auch P. decurrens Andr. aus dem Infralias von Steindorf im
Bannat zu vereinigen wäre (vergl. Andrae, foss. Flora von Siebenbürgen und des Bannates, Geol. Reichsanst.
IL 3, p. 33, Taf. VII, fig. 4), stimmt in dieser Hinsicht besser mit unserer Japanischen Art, welche letztere
sich jedoch von den beiden im braunen Jura Englands vorkommenden Arten P. acutiloba L. H. und P. exilis
Phill. durch die viel zartere Beschaffenheit der Fiederchen unterscheidet und so wohl als eine besondere
Species von der sonst sehr nahe stehendan P. exilis Phill. zu unterscheiden ist.
Nicht unbedeutende Anklänge hinsichtlich der allgemeinen Form lässt übrigens die Japanische Pflanze
auch mit anderen Juraformen, so z. B. mit Scleropteris Pomelii Sap. (vergl. Saporta, Paleontologie
Francaise, Terrain Jurass. I, Taf. XL VI, fig. 1) erkennen, doch ist hier die Rhachis viel kräftiger, als
bei P. exiliformis. Bisweilen scheint auch bei P. exiliformis das erste nach oben gerichtete Fiederchen
einer Fieder letzter Ordnung hinsichtlich der Grösse etwas gefördert zu sein, ein Verhältniss, welches etwa
an Scleropteris compacta Sap. (Saporta, 1. c, Taf. XL VIII. fig. 3) erinnern würde. Auch die bald gegen-
ständige, bald abwechselnde Stellung der Fiedern würde eher auf die genannten aus der oberen Juraformation
Frankreichs stammenden Scleropteris- Arten anschliessen, als an jene englischen Pecopteris'-Species.
Noch weniger deutlich als fig. 1 a der Taf. XXX ist fig. 1 b und erscheint es fraglich , ob diese
Abdrücke nicht ebenfalls hierher zu ziehen sind. Die Lappen und Fiederchen erscheinen bei fig. 1 b noch
stumpfer und verhältnissmässig breiter, so dass dieselben mehrfach an sterile Fiedern von Dicksonien erinnern
(vergl. z. B. die Abbildung von Dicksonia concinna Heer in Heer, Flora foss. arct., Bd. IV, Beiträge zur
Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes, Taf. XVI, fig. 4 und 5).
Leider waren die Abdrücke der Farnkräuter meistens und besonders hinsichtlich der feineren Nervatur
der Fiederchen sehr mangelhaft und Hessen nicht immer eine sichere Bestimmung zu. — Reste von Haupt-
_ 227 —
spindein von Farnkrautblättern, welche ebenfalls beobachtet wurden, deuten bisweilen durch ihre Grösse und
Stärke auf Blattformen von ziemlich bedeutender Grösse.
Gymnospermae.
A. CYCADEACEAE.
Zamites parvifolius m.
Taf. XXXII, Fig. 2a.
Z. pinnulis parvulis, oblongis, basi callosa lote emarginata affisds, apice subito angustatis, obtuse acuminatis.
Die Fiedern dieser, wie es scheint, selteneren Pflanzenform sind länglich mit ziemlich rasch sich
verschmälerndem, etwas stumpfem Ende, von 2 — 2 1 /. 2 Cent. Länge und 5 — 6 Mill. Breite. Die Breite der
Fiedern ist von der Basis bis zum letzten Viertheil der Fiederlänge ziemlich die gleiche; die Basis ist schwielig-
erweitert und etwas ausgerandet. Zahlreiche deutliche Nerven durchziehen die Fiederblättchen. — Die
kleinen, aber gedrungen gebauten Fiederblättchen zeigen unter allen Zamites- Arten der Juraformation die
niedlichste Form.
Podozamites ensiformis Heer.
Taf. XXXII, Fig. 1.
Die Fiederblättchen unseres Abdruckes haben eine Länge von 3,5 — 4 Centim. und eine Breite von
7 — 8 Mill. Die stärkste Breite der lanzettlichen, leicht sichelförmig gekrümmten, sehr allmälich spitz zulaufenden
Fiederblättchen ist unterhalb der Mitte und sind diese Blättchen mit etwas verschmälerter Basis an der Rhachis
befestigt gewesen. Obgleich diese Basis nicht deutlich erhalten ist, ziehe ich den Abdruck zu Podozamites;
hierfür spricht auch der Verlauf der etwa 20 — 22 ziemlich stark und kräftig auftretenden Nerven.
Unserer Abbildung sehr ähnlich ist Podozamites ensiformis Heer, wie Heer denselben von Ust Balei
(1. c. Beiträge zur Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes Taf. IV, fig. 8 — 10) und ebenso vom Amur-
gebiet (1. c. Taf. XX, fig. 6 b und Taf. XXVIII, fig. 5 a) wiedergibt. Ich glaube unsere Japanische Pflanze
zu Podozamites ensiformis Heer, wenn auch mit einigem Zweifel, ziehen zu sollen, trotzdem die Blättchen ans
dem Tetorigawathale durch viel bedeutendere Breite sich unterscheiden. Dagegen stimmt die Länge der
Blätter, die Anzahl der Nerven, die Form der sich allmälich verschmälernden Fiederspitze, so wie die oft
leicht säbelförmig gekrümmte Gestalt der Fiederchen mit der von Heer aufgestellten Art so ziemlich, so dass
ich nicht wage die Japanische Form als eine besondere Art zu bezeichnen.
Uebrigens kommt unserem Abdrucke auch Zamites Schmidelii Andr. aus dem Lias von Steierdorf im
Bannate (vergl. Andrae, 1. c. p. 39, Taf. IX) ziemlich nahe, doch gibt Andrae für diese Art nur
14 — 16 Nerven an. — Bedeutende Aehnlichkeit lässt ferner Zamites acerosus Sap. (vergl. Saporta in Paleont.
Francaise, Terrain Jurass. Tome II, PL 16) erkennen. Auch hier verengern sich die leicht sichelförmig
gekrümmten Fiederblättchen in eine sehr allmälich sich verschmälernde Spitze. Doch scheint sich das Fieder-
blättchen bei unserem Abdruck auch nach der Basis sehr allmälich zu verschmälern, so dass die grösste
Breite desselben im Gegensatz zu Zamites acerosus Sap. hier sich weiter oberhalb der Basis befindet und diese
Eigenthümlichkeit die Japanische Planze eher zu Podozamites stellt als zu der Gattung Zamites. Nacli
— 228 —
Saporta (1. c. II. p. 97) ist Zamites acerosus Sap. aus der Etage corallien von Chäteauroux vielleicht als
Localvarietät von Z. Feneonis Bgt. zu betrachten und dazu wohl auch noch Schmiedelü (aus dem Corallien)
und Z formossus Heer zu ziehen (vergl. Saporta 1. c. II. p. 106).
Podozamiles tenuistriatus m.
Taf. XXXII, Fig. 2 b.
P. pinnulis lanceolatis in apicem sensim et acute attenuatis, basi angustatis, nervis 14 — 16 tenuistriatis.
Das vorliegende, nicht vollständig in Spitze und Basis erhaltene Fiederblättchen hat eine Länge
von gegen 5 Cent, und eine Breite von 1 Cent., ist lanzettlich, nach oben sehr allmälich verschmälert und
endigte, wie es scheint, in eine ziemlich scharfe .Spitze. Die grösste Breite des Fiederblättchens fand sich
im untersten Dritttheil, von da verschmälerte sich dieselbe rasch in die Basis. Das Fiederblättchen selbst
ist von 14 — 16 im Verhältniss zu anderen Arten sehr zarten und zugleich weiter von einander abstehenden
Nerven chrrchzogen. Hierdurch unterscheidet sich dasselbe von den Abdrücken des Podozamites ensiformis
Heer, obgleich die allgemeine Gestalt, abgerechnet die bedeutendere Grösse, ziemlich übereinstimmen würde. —
Scheint selten gewesen zu sein.
Podozamites lanceolatus L. H.
var. genuina Heer.
Taf. XXXIV, Fig. 3 links.
Während ich die übrigen Abdrücke des Podozamites lanceolatus L. H. (siehe später) theils zur Varietät
intermedia, theils, und zwar der grösseren Anzahl nach, zur Varietät Eichwaldi ziehen möchte, dürfte der
Abdruck auf Taf. XXXIV, fig. 3 links zur Varietät genuina Heer zu rechnen sein. Sowohl Heer's
Abbildung (1. c. Beiträge zur Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes Taf. XXVI, fig. 10), als auch die
Beschreibung (1. c. p. 108) stimmt mit unserem Fiederblättchen sowohl in der Form als auch in der Breite
von 7 Millim. Obgleich an dem Abdrucke aus dem Tetorigawathale der obere Theil des Fiederblättchens
nicht erhalten ist, deuten doch die allgemeinen Verhältnisse darauf hin, dass derselbe in eine allmählich
schmäler werdende, lang vorgestreckte Spitze ausgelaufen ist. — Scheint in Japan, wie auch in Ostsibirien,
nicht häufig gewesen zu sein.
Podozamites lanceolatus L. H., wie denselben Newberry aus China von Chaitung westlich von
Peking abbildet (vergl. Newberry in Smithson. Contributions 1867, Vol. XV, Taf. 9, fig. 7) zeigt ein fast
noch schlankeres und längeres Fiederblättchen, doch sind die Nerven viel zahlreicher und dichter gestellt
und zugleich weniger deutlich ausgesprochen, als bei unserem Abdrucke.
Podozamites lanceolatus L. H.
var. intermedia Heer.
Taf. XXXII, Fig. 4.
Die schönen Abdrücke von Blattfiedern auf Taf. XXXII, fig. 4 ziehe ich zu Podozamites lanceolatus
L. H. var. intermedia Heer, da dieselben mit den von Heer (1. c. Taf. XXII und XXVI) abgebildeten
Formen recht gut stimmen. Das besterhaltenste Fiederblatt zeigt eine Länge von 8 Cent, und eine Breite
von 12 Millim. und ist während seiner grösseren Erstreckung so ziemlich parallelseitig, während es am Ende
allmälich sich verschmälernd in eine sehr gerundete Spitze ausläuft. Die verschmälerte Basis hat eine etwas
— 229 —
schiefe Lage erhalten und zeigt eine scheinbar sehr starke Verschmälerung der Basis, wie dieselbe bei voll-
ständig horizontal ausgebreiteten Blättchen nicht vorkommt. Dies zeigt die Vergleichung mit dem daneben
liegenden, in der Mitte freilich zerrissenen Fiederchen. Die Zahl der Nerven (22 — 23) stimmt gleichfalls so
ziemlich mit den breiteren Formen, welche Heer dieser Varietät zuzählt.
Ob der eigenthümliche Abdruck auf Taf. XXXII, fig. 4 a vielleicht auf einen Rest von Gingko
deutet, bleibt bei dessen geringer Deutlichkeit zweifelhaft.
Podozamites !anceo!atus L. H.
var. Eichioaldi (Schimper) Heer.
Taf. XXXIII, Fig. 1, 2, 3, 4 b. Taf. XXXIV, Fig. 3 a zum Theil, Fig. 5.
Die sämmtlichen hier abgebildeten Formen ziehe ich zu dieser Varietät des vielgestaltigen Podoza-
mites lanzeolatus L. H, trotzdem bedeutende Unterschiede in der Grösse hervortreten. Sämmtliche Fieder-
blättchen stimmen in der allgemeinen Form und in der über den grössten Theil der Fiederlänge sich gleich
bleibenden Breite, sowie in der abgerundeten Spitze überein. Die Fiederblättchen der Varietät Eichwaldi
gehören in dem Tetorigawathale zu den häufigsten Abdrücken.
Die Rhachis, an welcher auf Taf. XXXIII, fig. 1 und 2 noch einzelne Fiederblättchen festsitzen,
ist nicht sehr kräftig ausgebildet und zeigt noch hie und da die deutlichen Spuren von den Ansatzstellen
der Fiederblättchen. Die Entfernung, in welcher die einzelnen Fiederblättchen an der Rhachis befestigt
waren, scheint nicht immer die gleiche zu sein. Die Streifung der Rhachis richtet sich nach den Ansatzstellen
der Fiederblättchen. Letztere sitzen mit leicht verschmälerter Basis an der Rhachis fest und sind je nach
der Breite der Blätter mit einer mehr oder minder grossen Anzahl deutlicher Nerven durchzogen. Die
Länge der Blätter wechselt an den vorliegenden Abdrücken zwischen 3,1 — 4,8 Cent., die Breite zwischen
5,5 — 12 Millim. Alle Formen stimmen jedoch in der sich allmälich verschmälernden Basis, der über eine
weitere Erstreckung ziemlich gleichmässigen Breite des Blättchens und der abgerundeten Blattspitze überein. —
Die von Heer (1. c. z. B. Taf. XXVI und XXVII) abgebildeten Formen stimmen am besten mit unserer
Fig. 3 auf Taf. XXXIII, wogegen die Fiederblättchen auf Taf. XXXIII, fig. 4 b sehr bedeutend an Grösse
zurücktreten und hinsichtlich ihrer Fiederbreite eher an die Varietät minor Heer (vergl. z. B. Heer, 1. c.
Taf. XXVII, fig. 8) erinnern.
Der höchst unvollkommene Abdruck, welcher sich bei fig. 4 auf Taf. XXXIII links befindet, erinnert
ziemlich stark an die Basis eines Schuppenblattes von Cycadeen, wie dasselbe z. B. Schenk (fossile Flora
der Grenzschichten des Keupers und Lias Frankens auf Taf. XXXII, fig. 10) abgebildet hat, nur dass
freilich an unserem Abdrucke nur die allerunterste Partie erhalten wäre.
Podozamites Reinii m.
var. latifolia m.
Taf. XXXIII, Fig. 4 a. Taf. XXXIV, Fig. 1, 2, 5 a.
P. pinnulis lote ovatis, apice obtusis, basi inaequali in petiolum brevem, attenuatis, in rhachi leviter curvatu
alter nantibus, nervis creberrimis (circiter 38 — 50) more Podozamitis generis percursis.
Die breiteiförmigen Fiederblättchen sind bei dieser typischen und in der Juraformation des Tetorigawa-
thales nicht selten vorkommenden Varietät des Podozamites Reinii an einer an den Ansatzstellen der Blättchen
etwas hin und her gebogenen, nicht besonders kräftigen Spindel in abwechselnder Folge inserirt und sind
— 230 —
hier mit einem kurzen Stiele befestigt, in welchen sich die Blattspreite verengert. An der Basis ist die
Spreite aus der grössten Breite des Blattes plötzlich zusammengezogen und bildet hier an der kurzen blatt-
stielartigen Verlängerung zwei ungleichseitige Hälften, welche eine etwas ausgerandete fast ohrförmige
Hervorragung ähnlich wie bei Otozamites erkennen lassen. Die grösste Breite des Blättchens ist wenig
oberhalb der stielartigen Verlängerung der Blattspreite etwa im untersten Dritttheil. Von da ab verschmälert
sich das Fiederblättchen nach oben hin ein wenig, um schliesslich durch eine sehr breit abgerundete Spitze
geendet zu werden. Die Zahl der Nerven ist sehr bedeutend und schwankt etwa zwischen 38 — 48 — 50; ihr
Verlauf ist der der übrigen Podozamites-Arten.
In der ungleichhälftigen etwas ausgerandeten Basis erinnert die Pflanze zwar an die Gattung
Otozamites. Da hier jedoch die Fiederblättchen an der Spindel ohne stielartige Verlängerung inserirt sind,
bei unserer Pflanze eine solche Verlängerung jedoch deutlich erkennbar ist und auch die übrigen Verhältnisse,
insbesondere die Nervatur vollständig mit Podozamites stimmen, so ist unser Abdruck zu der letztgenannten
Gattung zu ziehen. Die Länge der Fiederblättchen an unseren Abdrücken schwankt etwa zwischen 2,2 bis
4,2 Cent. Länge und 1,5 — 2,5 Cent. Breite. Podozamites Reinii ist die breitblätterigste Form in der ganzen
Gattung und erinnert auch in dieser Hinsieht sehr stark an Arten der Otozamites, insbesondere der Gruppe
Rhombozamites (vergl. Schimper, Paleont. Vegetale II. p. 175), z. B. an 0. Beanii Bgt. (vergl. Saporta,
Paleont. Francaise, Terrain Jurass. II. Taf. XXV, flg. 2 oder Lindley und Hutton, the foss. flora of
Great Britain, Vol. I, Taf. XLIV, flg. links). Die oberschächtige Deckung der dachziegelartig über
einander liegenden Fiederblättchen, welche AI. Braun (die Frage nach der Gymnospermie der Cycadeen
im Monatber. der Königl. Akad. der Wissenseh. in Berlin, April 1875, p. 327) im Gegensatz zu der unter-
sehächtigen Deckung bei den Farnen als eine charakteristische Eigenschaft der Cycadeen anführt, ist freilich
bei unserer Fig. 1 auf Taf. XXXIV nicht immer ganz deutlich; auch bei den Zeichnungen, welche Lindley
und Hutton, sowie Saporta geben, ist bei einigen Blättchen diese Art der Deckung nicht ganz ersichtlich.
Podozamites Reinii m.
var. angustifolia m.
Taf. XXXIV, Fig. 3 b, 4.
Die hierher gehörigen Abdrücke unterscheiden sich von der typischen Form durch die schmälere
Blattspreite der Fiederblättchen, welche auch mehr allmählich und ohne deutliche Ausbuchtung in die stiel-
artige Verlängerung übergeht, die ungleichseitige Basis jedoch deutlich erkennen lässt. Die Zahl der Nerven
ist hier etwas geringer und beträgt etwa 35 — 36. Die Länge des besterhaltensten Fiederblättchens auf
Taf. XXXIV, flg. 4 ist 3,8 Cent.; diejenige des mit fehlender Spitze, flg. 3b, mag jedoch etwa 4,5 Cent,
betragen haben und ist letzteres also im Ganzen schlanker gebaut als jenes. Die grösste Breite schwankt
etwa zwischen 1,6 — 1,8 Cent. Alle Verhältnisse deuten jedoch trotz dieser Abweichungen darauf hin, dass
wir es hier nur mit einer etwas schmäleren Blattform von P. Reinii zu thun haben.
? Podozamites.
Taf. XXXII, Fig. 3.
Ein eigentümlicher, leider zu unvollkommen erhaltener Abdruck, welcher vielleicht einer sehr
kräftigen Podozamites-Art angehört haben mag, ist Taf. XXXII, fig. 3 abgebildet. Das nach der Basis
— 231 —
schnell verjüngte Fiederblatt sitzt mit verbreiteter Basis an einer kräftigen Rhachis fest; die ziemlich
bedeutende Breite des Blättchens wenig oberhalb der Basis deutet auf eine sehr grosse Blattform hin.
Cycadeospermum Japonicum m.
Taf. XXXIII, Fig. 5.
Zwar ist die Umgrenzung dieses Cycadeensamens nur etwa zur Hälfte erhalten, doch dürfen wir die
Dimensionen desselben auf etwa 5 Cent. Länge und 3 Cent. Breite schätzen und würde derselbe zu den
grössten bis jetzt im fossilen Zustande beobachteten Cycadeensamen gehören. Der von Heer (1. c. Beiträge
zur foss. Flora Spitzbergens, Taf. VIII, fig. 4 c) abgebildete und zu Podozamites lanceolatus var. Eichiualdi
gezogene Samen lässt viel geringere Grössenverhältnisse erkennen Viel besser würde in dieser Hinsicht
unserem Japanischen Cycadeensamen das von Saporta (1. c. Tome II, PL CXVII, fig. 9) abgebildete
Cycadeospermum Pomelii Sap. entsprechen, welches in der Etage Corallien bei Chäteauroux gefunden wurde
und unsere Art an Grösse sogar noch übertrifft. — Der Abdruck von Cycadeospermum Japonicum war
mehrfach mit unregelmässig vertheilten Runzeln versehen ').
Neben den Fiederblättchen der Cycadeen fanden sich auch einige Blattspindeln vor, welche ihrer
Fiederblättchen beraubt waren und der Gattung Podozamites zuzugehören scheinen.
B. Taxaceae.
Gingko Sibirica Heer.
Taf. XXXII, Fig. 6.
Der Abdruck aus dem Tetorigawathale stimmt so vortrefflich mit der von Heer (1. c. Beiträge zur
Juraflora von Ostsibirien und des Amurlandes p. 61, p. 116) neu aufgestellten (vergl. z. B. Taf. VH, fig. 6,
Taf. IX, fig. 5, Taf. XI, Taf. XX, fig. 3 und 6, Taf. XXII, fig. 3, besonders aber Taf. XI, fig. 5), dass
ich denselben ohne Bedenken hierher stelle.
') Während die Formen von Podozamites lanceolatus L. H., P. ensiformis Heer, Gingko Sibirica Heer, Asplenium argutulum
Heer, welche auch zugleich im östlichen Sibirien und dem Amurgebiete beobachtet wurden, in mehr oder minder grosser Häufigkeit
auch in Japan sich finden, mag es wunderbar erscheinen, dass die in Sibirien so häufige von Heer neuerdings aufgestellte Coniferen-
Gattung Czekanowskya in den Ablagerungen des Tetorigawathales keine Spuren hinterlassen haben sollte. Unter den allerdings nicht
sehr zahlreichen Abdrücken, welche mir zur Untersuchung dienten, fand ich keine einzige Spur, welche mit einiger Wahrscheinlichkeit
auf das Vorhandensein jener interessanten Gattung in Japan schliessen Hesse, wenn man nicht etwa den Rest, welcher sich links von
dem Abdrucke des Cycadeospermum Japonicum findet, für einen unvollkommenen Fetzen von Czekanowskia rigida Heer halten möchte.
Vielleicht könnte man in dieser Hinsicht auch das Bruchstück auf Taf. XXXIV, fig. 5 links für eine Andeutung des Vorkommens
von Phoenicopsis speciosa Heer in Japan erklären.
Palaeontoglaphica, N. F. IV. 5. (XXIV.) 31
— 232
Erklärung der Abbildungen.
Tafel XXX.
Fig. 1, Pecopteris exiliformis m.
„ 2 a,? Coniopteris sp.
„ 2 b, 3, ? Adiantites.
,, 4, Pecoptei*is Saportana Heer.
„ 5, Thyrsopteris elongata m.
Tafel XXXI.
Fig. 1, Asplenium argutulum Heer.
,, 2, 3, Adiantites Amurensis Heer.
,, 4, 5, Thyrsopteris elongata m.
„ 6, Gingko Sibirica Heer.
Tafel XXXII.
Fig. 1, Podozamites ensiformis Heer.
„ 2 a, Zamites parvifolius m.
„ 2 b, Podozamites tenuistriatus m.
„ 3, ? Podozamites.
„ 4, Podozamites lanceolatus L. H. var. intermedia.
Tafel XXXIII.
Fig. 1, 2, 3, 4 b, Podozamites lanceolatus L. H. var. Eichwaldi.
„ 4 a, Podozamites Reinii m. var. latifolia.
„ 5, Cycadeospermum Japoniaim m.
Tafel XXXIV.
Fig. 1, 2, 5 a, Podozamites Reinii m. var. latifolia.
„ 3 b, 4, Podozamites Reinii m. var. angustifolia.
3 a, 5, Podozamites lanceolatus L. H. var. Eichwaldi.
„ 3 a links, Podozamites lanceolatus L. H. var. genuina.
Ueber
Squalodon Bariensis
aus Niederbayern
Karl Alfred Zittel.
Mit Tafel XXXV.
Im October vorigen Jahres wurden mir von Herrn A. Braun, dem Conservator der geologisch-
paläontologischen Sammlung des naturhistorischen Vereins in Augsburg, mehrere zusammengehörige Schädel-
fragmente und einige mit denselben aufgefundene Rippenstücke zur Ansicht vorgelegt. Die Kopftheile Hessen
sich nach der langen, oben mit einer tiefen Rinne versehenen Schnautze, nach den senkrechten Nasenlöchern
und namentlich nach den dreieckigen, gezackten Backzähnen sofort als Squalodon bestimmen, und derselben
Gattung, wahrscheinlich sogar demselben Individuum, dürften auch die Rippen angehören.
Der schöne, leicht zu restaurirende Schädel war einige Monate früher bei Bleichenbach a/d. Rott
in Niederbayern gefunden worden. Abgesehen von der trefflichen Erhaltung des Schädelfragmentes, erregte
der Fund noch dadurch besonderes Interesse, dass bis jetzt in Bayern die Gattung Squalodon erst durch
dürftige Reste nachgewiesen worden war.
Die Anwesenheit von Squalodon in der niederbayerischen Molasse war allerdings schon im Jahre
1851 durch zwei einwurzlige Vorderzähne, wovon H. von Meyer einen durch Baron Stockheim in Passau
erhalten und dem Arionius servatus zugeschrieben hatte '), constatirt; der zweite, etwas beschädigte Zahn war
aus derselben Quelle schon früher in die Hände von Professor Bronn gelangt. Beide stammten aus dem
marinen Miocänsand von Söldenau bei Ortenburg. Seit jener Zeit hatten die von Herrn Dr. Egger so
sorgfältig ausgebeuteten niederbayerischen Tertiärbildungen keine Squalodon- Reste mehr geliefert, und
auch anderwärts ist in Bayern nichts Aehnliches zum Vorschein gekommen.
Ueber die Umstände der Auffindung des Schädels konnte ich nur so viel erfahren, dass derselbe in
') Palaeontographica VI, S. 36.
Palaeontographica, N. F. IV. (j. (XXIV.) 31
— 234 —
der Nähe des Dorfes Bleichenbach an der Rott (zwei Kilometer von Birnbach, Bezirksamt Griesbach) „in
einem hohen Sandhügel etwa 12 Fuss unter der Oberfläche ausgegraben wurde".
Nach der Gümbel'schen geologischen Karte (Blatt Passau) zieht dem linken Rottufer ein schmaler
Streifen mariner Molasse entlang, welcher von brakischen Miocänschichten mit Melanopsis impresso. Krauss,
Cardium sociale Klein, Dreissenia amygdaloides Dunk. und Cyprieardia ( Venerupsis) Gümbeli Hoernes überlagert
wird. Diese Brakwasserschichten bilden die Gehänge des Rottthals und der von Nord und Süd kommenden,
in den Fluss einmündenden Rinnsale. Das höher gelegene Hügelland wird von Diluvium bedeckt.
Die marinen, theils aus reinem oder eissenschüssigem Quarzsand, aus Tegel oder conglomeratartigem
Sand bestehenden Schichten lagern unmittelbar auf Urgebirg, Jurakalk oder Pläner, und enthalten namentlich
in der Umgebung von Ortenburg eine reiche Fauna. Am Maierhof bei Söldenau liegen die schön erhaltenen
Schalen des grossen Pectea solarium zu Tausenden im lockeren Sand, neben ihnen gehören zahlreiche Austern
(Ostrea Meriani May., 0. undata Lam., 0. foveolata Raulin, 0. molassicola May.), Pecten opercularis L., Pecten
ventilabriim Goldf., Pectunculus Fichteli Desh., Pectunculus insubricus Brocchi, Area Turonica May., Panopaea
Faujasi Aldr., Proto cathedralis Brongt., Natica helicina Brocchi, Balanen und Haifischzähnen zu den häu-
figsten und bezeichnendsten Vorkommnissen.
Nach Gümbel l ) entsprechen die marinen Schichten in Niederbayern der oberen Meeres-Molasse am
Nordrande der bayerischen Alpen, dem Muschelsandstein der Schweiz und den Sanden von Loibersdorf,
Molt und Wiedendorf im Wiener Becken, stehen somit der unteren Reihe der Mainzer Stufe, oder den so-
genannten Horner Schichten im Alter gleich. K. Mayer rechnet die Ortenburger Meeresschichten in seiner
neuesten synchronistischen Tabelle zur langhischen Stufe, und parallelisirt dieselben mit den Ablagerungen
von Leognan und Saucats bei Bordeaux.
In diesen marinen Bildungen hatte Baron Stockheim die beiden oben erwähnten Zähne gefunden.
Ich halte es darum für kaum zweifelhaft, dass auch der Bleichenbacher Schädel dem gleichen geologischen
Horizont entstammt.
Obwohl mau von der ausgestorbenen Gattung Squalodou mehr als ein Dutzend Arten beschrieben
hat, welche aus mioeänen und jdioeänen Ablagerungen in Europa, und aus eoeänen in Nordamerika her-
rühren, so musste die Osteologie des Schädels doch aus einer Anzahl fragmentarischen Stücken construirt
werden, und die des übrigen Skeletes ist, wenige Theile ausgenommen, kaum noch bekannt.
Die ersten Reste hatten sich bei Leognan unfern Bordeaux gefunden; diesen folgten später noch eine
Reihe anderer Stücke aus verschiedenen Localitäten des aquitanischen Beckens. Sämmtliche Fragmente aus
der Umgebung von Bordeaux stehen an Vollständigkeit dem Bleichenbacher Schädel nach. Auch die aus
Belgien, Holland, England und Oberitalien beschriebenen Reste beschränken sich auf vereinzelte Kieferstücke,
Zähne und Knochen. Schon viel vollständiger sind die im Linzer Museum befindlichen Schädelfragmente,
allein die rauhe mit feinem Sand bedeckte Oberfläche der Knochen stellt hier einer genauen osteologischen
Untersuchung Schwierigkeiten in Weg, auch fehlt den beiden Schädeln der grösste Theil der verlängerten
und bezahnten Schnautze.
Aehnliche Hindernisse bietet der im harten Sandstein bei Baltringen eingeschlossene Schädel von
Squalodon (Arionius) servatus H. v. Mey., dem gleichfalls ein grosser Theil der Schnautze, sowie fast alle
Zähne fehlen. Ein nahezu vollständiger, leider zahnloser Schädel aus dem Eocän von Charlestone in Nord-
') Beschreibung des ostbayerischen Grenzgebirges S. "84.
— 235
amerika, wurde von Leidy als Squalodon pygniaeus beschrieben, allein die generische Bestimmung dieses
werthvollen Fossils steht noch keineswegs fest. So bleibt schliesslich als letztes und bestes Stück der prächtige
von Jourdan l ) abgebildete Schädel von Squalodon (Rhizoprion) Bariensis im Lyoner Museum übrig. Hier
befinden sich Schädel und Unterkiefer noch in natürlicher Verbindung. Der hintere Theil des Kopfes zeigt
eine tadellose Erhaltung, und auch von der Schnautze fehlt nur ein Stück der bezahnten Kiefer. Das vordere
Schnautzenende des ursprünglich ganz vollständigen Kopfes von Barie hat sich später in die Sammlung des
Herrn Matheron in Marseille verirrt, und ist nachträglich von P. Gervais beschrieben worden.
Der Bleichenbacher Schädel steht an Vollständigkeit nur dem zuletzt genannten aus dem Rhonethal
nach. Beide Stücke ergänzen sich aber in der denkbar glücklichsten Weise, denn gerade diejenigen Theile,
welche dem Lyoner Schädel fehlen, sind an dem hiesigen vortrefflich erhalten. Letzterer ist das einzige
Exemplar mit vollständiger Schnautze und mit completer Bezahnung oben und unten. Es finden somit nun-
mehr die bisher noch obwaltenden Zweifel bezüglich der Zahl, Stellung und Deutung der einzelnen Zähne
ihre Lösung. Ein Blick auf den Tafel XXXV, Fig. 1 in natürlicher Grösse von der Seite, Fig. 2 und 3
in halber Grösse von oben und unten gezeichneten Schädel 2 ) lehrt sofort, da'ss wir es mit einem gewaltigen
fleischfressenden Raubthier zu thim haben. Von den scharf zugespitzten Zähnen in der langen Gavial ähn-
lichen Schnautze sind die vorderen gekrümmt, conisch, vorn und hinten zugeschärft, und mit einfachen, sehr
langen und kräftigten Wurzeln in die soliden Kiefer eingekeilt. Sind die Vorderzähne vortrefflich zum
Greifen und Festhalten der Beute geeignet, so dienten die zweiwurzligen hinteren zum Zerschneiden und
Zerkleinern der Nahrung. Wie die Blätter einer Scheere, greifen die dreieckigen seitlich abgeplatteten breiten
Kronen der oberen und unteren Backzähne übereinander. Sämmtliche Zähne sind durch Lücken von ein-
ander geschieden, und diese meist etwas vertieften Zwischenräume werden fast ganz durch einen gegenüber
stehenden Zahn des anderen Kiefers ausgefüllt. Wenn somit das furchtbare Gebiss unserem Squalodon das
Gepräge eines räuberischen Fleischfressers verleiht, welcher wahrscheinlich Fischen, Krebsen und Mollusken
nachstellte, so charakterisiren ihn die fast senkrechten, weit nach hinten gerückten Nasenlöcher, die Ueber-
schiebuug von Oberkiefer und Zwischenkiefer auf das Stirnbein, und die tiefe klaffende Rinne in der Mitte
der Schnautze ebenso bestimmt als einen Angehörigen der Cetaceen. Die Gattung Squalodon reiht sich den
Zahnwalen, und zwar den Delphinen an, und steht unter diesen den lebenden Geschlechtern Platanista und
Inia am nächsten. Durch die zweiwurzligen, dreieckig gezackten hinteren Backzähne, durch die flache Stirn
und die geringe Asymmetrie der beiden Kieferhälften entfernt sich Squalodon allerdings ziemlich weit 'von
allen Zahnwalen der Jetztzeit, und auch unter den fossilen Typen lassen sich nur der gigantische Zeuglodon
aus dem Eocän und die noch problematische Gattung Pachyodon in Vergleich bringen. Die Form der hin-
teren Zähne zeigt bei den drei Gattungen grosse Aehnlichkeit, allein Zeuglodon unterscheidet sich durch die
wohlentwickelten verlängerten Nasenbeine, durch die Form des Schädels und durch die Bezahnung sehr
merklich von allen ächten Cetaceen. Diese Merkmale führen eher zu den fleischfressenden Pinnipedien (Phoca),
und deuten an, dass Zeuglodon als Uebergaugsform zwischen den Cetaceen und Pinnipedier aufgefasst
werden kann.
Ueber die systematische Stellung der offenbar verwandten Gattungen Squalodon, Zeuglodon und
Pachyodon herrschen, wie bei allen Zwischenformen, abweichende Anschauungen unter den Autoren. Ich ver-
') Annales des sciences naturelles. + ser. Zool. XVI. pl. 10.
-) Die Abbildungen sind nicht durch den Spiegel gezeichnet; es ist somit rechts und links gegenüber dem Original-Exemplar
verkehrt.
31*
— 236 —
weise für diese Frage auf die gründlichen Erörterungen von van Beneden 1 ), Brandt 2 ) und Gervais 3 ),
woselbst sich auch die einschlägige Literatur in grösster Vollständigkeit verzeichnet findet.
Seit dem Erscheinen der 13. Lieferung der Osteographie sind mir über die Gattung Squalodon nur
zwei Abhandlungen von Zigno 4 ) und van Beneden 5 ) bekannt geworden.
Die Schädelknochen.
Von der eigentlichen Gehirnkapsel ist nur die vordere Wand und ein kleiner Theil der Decke vor-
handen. Die erhaltenen Knochen sind Fragmente der Scheitelbeine, das Stirnbein, Siebbein und ein Stück
vom Vomer. Der Schädel vom Squalodon zeichnet sich durch eine flache, niederige und breite Form aus.
Die Stirn steigt hinter den Spritzlöchern nur ganz wenig an, und das Hinterhaupt fällt clemgemäss auch
viel weniger steil ab, als es bei den meisten Delphinen der Fall zu sein pflegt. Ein nach vorn schwach
convexer Querkamm auf der Oberseite bezeichnet die Commissur, in welcher Scheitelbeine und Stirnbein
aneinanderstossen. Die Scheitelbeine (pa.) nahmen bei der Gattung Squalodon und den meisten Delphinen
in höherem Maasse an der Bildung des hinteren Schädeldaches Antheil, als bei den Bartenwalen. Das
Hinterhauptsbein schiebt sich nicht über die Parietalia, sondern lässt wenigstens einen Streifen derselben in
der Mitte frei. Unser Schädelfragment ist wahrscheinlich an der Naht vom Scheitel- und Hinterhauptsbein
gebrochen. Eine ganz schwache, von dem Querkamm rechtwinklig nach hinten verlaufende Crista deutet die
Mittellinie der schräg abfallenden Hinterhauptsbeine an. Diese Crista ist sowohl bei Arionius servatus, als
bei Rhizoprion Bäriensis kräftiger ausgeprägt. Da die Schädelkapsel von unten und von den Seiten aufge-
brochen ist, so lassen sich auf der Innenseite die Nähte, welche Stirnbein und Scheidelbeine trennen, leicht
verfolgen (Fig. 3). Hier findet man auch die oben erwähnte Crista in der Mittellinie der Scheitelbeine
angedeutet. Das Gehirn von Squalodon besass im Verhältniss zur Grösse des Schädels einen sehr geringen
Umfang, und es nimmt in dieser Hinsicht unsere Gattung eine tiefe Stufe unter den Cetodonten ein.
Vom Stirnbein (fr.) ist auf der Oberseite des Schädels nur ein schmales, vor dem Querkamm
gelegenes Stück zu sehen, da die mächtig entwickelten Oberkiefer sich über dasselbe schieben und es zum
grössten Theil bedecken. Um so grösser ist seine Ausdehnung auf der Unterseite. Die Naht, welche das
Frontale vom Oberkiefer und Gaumenbein trennt, verläuft von den senkrechten Nasenlöchern schräg nach
vorn und aussen in das Eck, wo sich das Stirnbein im rechten Winkel von der Schnautze entfernt und
nebst dem (an unserem Stück) abgebrochenen Jochbein das Dach der Augenhöhle bildet. Dieser flügelartige
Fortsatz des Stirnbeins ist nur auf der rechten Seite erhalten, und zwar von der Unter- und Oberseite sichtbar,
da auf letzterer das hintere Ende der Maxiila, welches sich über das Stirnbein lagert, weggebrochen ist.
Das Stirnbein verwächst an der vorderen Wand der Schädelhöhle so vollständig mit dem Siebbein,
dass sich eine Sutur der beiden Knochen nicht mehr nachweisen lässt. Bemerkenswerth ist die Entwickelung
des Türkensattels (sella turcica) auf dem Siebbein, welcher oben durch eine scharfe Querleiste und seitlich
') Recherches sur les Squalodons. Mem. Acad. roy. de Belgique t. XXXV.
2 ) Untersuchungen über die fossilen und subfossilen Celaceen Europa's. Mem. Aead. imper. des sciences de St. Petersbourg.
VII. ser. vol. XX. 1873, und Ergänzungen zu den fossilen Cetaceen Europa's ibid. vol. XXI.
3 ) Gervais und van Beneden, Osteographie des Ce'tace's vivants et fossiles.
4 ) Sopra i Kesti di uno Squalodonte scoperti riell' arenaria raiocena del Bellunese (Memorie dell Istituto Veneta. 1 876.
vol. XX).
5 ) Les Thalassothe'riens de Baltringen. Bulletin de l'Acad. roy. de Belgique 2 se'r. vol. XLI. 1876.
— 237 —
durch zwei Vertiefungen angezeigt wird, die den kurzen Sattel als eine schmale Brücke hervortreten
lassen. Ueber dem Türkensattel, von welchem bei den Delphinen in der Regel nichts zu sehen ist,
bemerkt man einen grossen rundlichen Durchbruch in der vorderen Wand der Schädelkapsel. Die
Ränder dieser in den oberen Theil der Nasenhöhle führenden Oeftnung zeigen keine Spuren gewaltsamer
Zerstörung; ich halte es darum für wahrscheinlich, dass das Ethmoideum an dieser Stelle nicht verknöchert,
sondern nur verknorpelt war. Für diese Annahme spricht auch noch der Umstand, dass der Raum hinter
den beiden Nasenlöchern, welcher bei den Delphinen von dem dicken, zelligen Knochengewebe des Siebbeins
ausgefüllt wird, an unserem Squalodonschädel vollständig leer erscheint. Es dürfte somit die Knorpelmasse
des Siebbeins, welche bei Squalodon und den Delphinen den tiefen Kanal der Schnautze ausfüllte, an unserem
Stück auch noch den Kaum unter den kurzen höckerigen Nasenbeinen eingenommen haben. Ist meine Auf-
fassung richtig, so würde sich daraus ergeben, dass unser Schädelfragment von einem sehr jugendlichen
Individuum herrührt.
Zu den bereits erwähnten Merkmalen jugendlichen Alters kommt noch hinzu, dass sämmtliche
Schädelknochen, namentlich das Stirnbein, auffallend dünn und die Nähte überall sehr scharf ausgeprägt
sind und dass die Crista auf dem Hinterhaupt kaum angedeutet erscheint.
Vom Vom er (vo.) ist nur das dreieckige Stück, an welches sich vorn die Gaumenbeine (pl.)
anschliessen, erhalten; die senkrechte Scheidewand ist weggebrochen, überdies bemerkt man unmittelbar vor
den Nasenlöchern einen Durchbruch., welcher abermals auf die mangelhafte Verknöcherung des über dem
Vomer befindlichen Siebbeins spricht.
Bei so unvollständiger Erhaltung der Kopfknochen hat die Angabe von Maassen keinen Werth.
Nur eine, und zwar eine für die Gesammtform des Kopfes sehr wichtige Dimension lässt sich ermitteln,
wenn man sich den linken über der Augenhöhle liegenden Flügel des Stirnbeins ergänzt denkt. Dann gibt
eine die beiden vorderen und äussern Ecken verbindende Linie nahezu die Breite des Schädeldaches und
diese beträgt an unserem Fragment 0,210 m.
Im Gegensatz zu dem stark beschädigten Schädel liegen
die Gesichtsknochen
zum grossen Theil in vorzüglichster Erhaltung vor. Nur die Umgebung der Nasenlöcher (o.) weist ver-
schiedenartige Beschädigungen auf. Die beiden fast senkrecht aufsteigenden, unten und oben etwas gegen
hinten gebogenen Spritzlöcher werden hinten und innen vom Siebbein, aussen vom Oberkiefer, oben und
hinten vom Stirnbein und Nasenbein, unten und vorn vom Vomer und den Gaumenbeinen (pl.) begrenzt. Die
untere und äussere Wand, welche bei den Delphinen von den höchst charakteristisch geformten Flügelbeinen
gebildet wird, fehlt leider, indem diese letzteren vollständig verloren gegangen sind. Dass sich zwischen
Stirnbein und den winzigen, eine schmale vertikale Querleiste bildenden Nasenbeinen noch eine deutliche
Naht erkennen lässt, deutet wieder auf das jugendliche Alter unseres Schädels hin. Unmittelbar vor den
Nasenlöchern beginnt der tiefe, nach oben offene Canal zur Aufnahme des Ethmoidalknorpels, welcher längs
der Mitte der Oberseite bis an das vordere Ende der verlängerten Schnautze verläuft. Seine grösste Breite
beträgt hinter den Spritzlöchern 0,045 m., in kleiner Entfernung vor den Nasenlöchern verengt er sich zu
0,015 m., breitet sich dann wieder auf 0,020 m. aus und zieht darauf in wenig verminderter, nur sehr all-
mählig abnehmender Breite bis zur Schnautzenspitze.
Unter allen Kopfknochen nehmen bei den Cetaceen die Oberkiefer und Zwischenkiefer in syste-
matischer Hinsicht den ersten Ran° - ein; sie bedingen am bestimmtesten die Physiognomie des ganzen
— 238 —
Schäilels. Diese beiden Knochen sind nun glücklicher Weise an unserem Squalodon fast in untadeliger
Weise erhalten. Sie bilden in Gemeinschaft mit dem Vomer die schlanke, ungemein verlängerte Schnautze,
welche sich in ihrer Form am besten mit der eines Gavials vergleichen lässt.
Lässt man die Schnautze an der Quercrista, wo Stirnbein und Scheitelbeipe zusammenstossen, be-
ginnen, und bis dahin reichen in der That Zwischenkiefer und Oberkiefer, so zeigt dieselbe an unserem Stück
eine Totallänge von 0,640 m.; ihre grösste Breite von ungefähr 0,210 m. besitzt sie an ihrer Basis hinter den
Nasenlöchern; in den Ecken, wo die Stirnbeine rechtwinklich von der Schnautze sich entfernen, beträgt die
Breite nur noch 0,125 m., über den hintersten Backenzähnen 0,095 m., und von da an bis zur Schnautzenspitze
tritt eine ganz allmälige Verschmälerung ein, so dass z. B. über der Sutur von Zwischenkiefer und Ober-
kiefer noch eine Breite von 0,045 m. zu messen ist.
Der Zwischenkiefer (imx.) begrenzt den tiefen Mediancanal, welcher sich von den Nasenbeinen bis
zur Schnautzenspitze zieht, seiner ganzen Länge nach und bildet für sich allein das vorderste Ende des
Kiefers. Seine beiden Hälften begrenzen mit etwas ausgehöhlten, sehr steilen Wänden seitlich den Canal
und sind an dessen Basis durch eine Mediansutur mit einander verbunden. Gegen hinten (d. h. gegen das
Stirnbein) breiten sich die Zwischenkiefer aus, legen sich über die Maxillen und umgeben ringsum die Spritz-
löcher. Eine Asymmetrie, wie bei vielen Cetaceen, ist auf der Oberseite des Schädels nicht zu bemerken.
Ungefähr 0,130 m. vor ihrem hintern Rand sind die Zwischenkiefer jederseits von einem länglichen Loch
durchbohrt, das aus dem grossen Foramen suborbitale der Unterseite entspringt; unmittelbar daneben liegen
die übrigen oberflächlichen Oeffhungen desselben Foramen auf dem Oberkiefer. Von hier an bilden die
Zwischenkiefer schmale, scharfkantige Leisten zu beiden Seiten des Canals.
Gegen die Oberkiefer sind sie durch eine vertiefte Naht begrenzt, welche ungefähr bis zur halben
Länge der Schnautze auf der Oberseite, dann auf den steil abfallenden Seitenflächen verläuft und etwa in
einer Entfernung von 0,070 m. vom Schnautzenende die Basis des harten Gaumens erreicht. An der Bildung
der gerundeten schmalen Schnautzenspitze nehmen die Maxillen keinen Antheil. Jede Hälfte des Zwischen-
kiefers trägt an diesem Schnautzenstück drei grosse einwurzlige, schief nach vorn gerichtete und etwas ge-
krümmte Fangzähne. Je zwei von diesen Zähnen, welche van Beneden als Schneidezähne bezeichnet, stehen
in tiefen Alveolen auf den Seiten und sind vorn und hinten kantig zugeschäift; dieselben sind an unserem
Schädelfragment beschädigt, auf der rechten Seite etwa in der halben Länge, auf der linken über der Wurzel
abgebrochen. Auch die beiden am Vorderrand befindlichen sehr starken, runden Zähne sind leider an ihrer
Basis weggebrochen. Bei sämmtlichen sechs Schneidezähnen ist der Hals mit einer dünnen, weissen Cement-
schicht bekleidet, die Krone selbst von braunem, glänzendem Schmelz überzogen.
An der Bildung des harten Gaumens nehmen, wie dies bereits van Beneden gezeigt hat, die
Zwischenkiefer erheblichen Antheil. Sie sind durch eine Sutur in der Mitte mit einander verwachsen und
verschwinden erst in der Gegend der hintersten Backenzähne unter dem immer breiter werdenden Oberkiefer.
Die Mitte des harten Gaumens wird durch eine etwas vertiefte Furche angedeutet.
Vom Oberkiefer (mx.) fehlen nur die äusseren Theile des hinteren oberen Endes, welche sich über
das Stirnbein schieben und an der Bildung des Schädeldaches Theil nehmen. Die Form dieser abge-
brochenen Seitenstücke kann indess nach dem trefflich erhaltenen Schädel von Squalodon Bariensis im Lyoner
Museum leicht ergänzt werden. Der hintere Rand der Oberkieferhälften reicht auf der Schädeldecke bis
an den Querkamm, wo sich Stirnbein und Scheitelbein treffen, zurück. Von da bis zum Vorderrand des
Augenhöhlendaches liegen die beiden Oberkieferhälften als dünne Knochenplatten oben auf den Stirnbeinen.
An der Anfangstelle der schmalen Schnautze verdicken sie sich, indem sie die ganze Seitenfläche des Schnabels
— 239 —
bilden. In einer Entfernung von 0,070 m. vom Eck, welches das rechtwinklich vorspringende Stirnbein
bildet, beginnen die Zähne, von denen die sieben hintern zweiwurzelig, die sechs vordem ein wurzlig sind.
Das ganze zahntragende Stück des Oberkiefers fällt mit massiger Wölbung steil ab. Eine charakteristische
Eigenthümlichkeit bieten die flachen Vertiefungen zwischen den etwas entfernt stehenden Zähnen, welche aus-
sehen, als ob sie mit dem Finger in eine weiche Masse eingedrückt worden seieen. Auf der Unterseite
bildet der Oberkiefer nebst den Gaumenbeinen und einem Stück des Vomers das hintere Ende des harten
Gaumens, nach vorn laufen seine beiden Aeste als dreieckige, sich langsam verschmälernde Leisten neben
dem Zwischenkiefer her. Die Gaumenfläche selbst ist ziemlich eben und erhält erst hinter den Gaumenbeinen
eine zugeschärfte hervorragende Leiste. Seine grösste Höhe zeigt der Oberkiefer in der Orbitalregion, sie
beträgt hier 0,085 m., beim hintersten Backzahn ist sie auf 0,050 m. reducirt und sinkt beim vordersten
zweiwurzligen Zahn auf 0,025 m. herab. Das bezahnte Stück hat eine Länge von 0,360 m., der ganze
Oberkiefer eine Totallänge von 0,560 m.
Obwohl die Zähne des Oberkiefers, wie jene des Zwischenkiefers, theilweise abgebrochen sind, so
stecken ihre Wurzeln doch noch alle in den Alveolen und geben somit über die Zahl und den Querschnitt
der Zähne genauen Aufschluss. Auf der rechten Seite sind übrigens drei zweiwurzlige und ein einwurzliger
Zahn nahezu vollständig vorhanden und auf der linken Seite ragt der vorderste einwurzlige Zahn noch ziem-
lieh weit über den Kiefer vor.
Wie bereits erwähnt, beträgt die Zahl der auf dem Oberkiefer befindlichen Zähne jederseits 13, dazu
kommen noch je drei Schneidezähne, so dass also auf jeder Hälfte 16 Zähne stehen. Bei der Wichtigkeit
des Gebisses für die Speciesunterscheidung sollen die einzelnen Zähne wenigstens mit einigen Worten be-
schrieben werden. Die des Zwischenkiefers wurden bereits oben charakterisirt. Dieselben stehen unter
allen Zähnen am nächsten beisammen, sind aber immerhin noch durch Lücken von einander geschieden,
deren Breite dem Durchmesser der Zähne gleichkommt.
Der vorderste Zahn des Oberkiefers tritt unmittelbar hinter der Zwischenkiefernaht heraus und wird
von van Beneden als Eckzahn gedeutet. Er ist auf der linken Seite noch grösstentheils erhalten, auf der
rechten unter dem Hals abgebrochen. Dieser Zahn unterscheidet sich weder in der Grösse, noch in der
Form von dem unmittelbar davor stehenden Schneidezahn und dem nachfolgenden Prämolar. Sein vorderer
und hinterer Rand sind schneidig zugeschärft, die .Schmelzkrone mit einzelnen erhabenen Längsstreifen ver-
sehen und schwach gekrümmt.
Es folgen nun fünf einwurzlige, fast gleichmässig geformte und nahezu auch gleich grosse, zugespitzte
zweischneidige Prämolaren mit dicker, länglich eiförmiger Basis. Obwohl keiner ganz vollständig über-
liefert wurde, so geben doch die mehr oder weniger beschädigten Stummel Aufschluss über alle wichtigeren
Merkmale. Bei den drei vorderen ist der Längsdurchmesser an der Basis nur wenig grösser als die Dicke;
die beiden hinteren dagegen werden etwas dünner und länger. Während sich die drei vordem schief nach vorn
richten, verlieren die zwei hinteren die schiefe Stellung mehr und mehr. Ein beachtenswerthes Merkmal
liefern die zugeschärften Ränder. Der vordere ist bei allen fünf Prämolaren scharf, der hintere Rand
dagegen bleibt nur bei den drei vorderen Prämolaren scharf und glatt; am vierten zeigt sich bereits eine
allerdings sehr feine, bei flüchtiger Betrachtung kaum wahrnehmbare Kerbung, die am fünften schon erheb-
lich kräftiger auftritt.
Die fünf Prämolaren nebst dem Eckzahn nehmen an unserem Kiefer die Länge von 0,160 m. ein.
Die Grössenverhältnisse der einzelnen Zähne ergeben sich aus Fig. 1.
Von den eigentlichen Backzähnen sind auf der rechten Kieferhälfte die drei vordersten vollständig-
vorhanden; die vier hinteren sind über der Alveole abgebrochen. Diese Zähne weisen, wie bei allen Squalo-
clonten, erhebliche Differenzen untereinander auf und unterscheiden sich sehr bestimmt durch ihre doppelten
— 240 —
Wurzeln, durch ihre ansehnliche Breite, ihre dreieckige Form und durch den gezackten Hinterrand von den
vorhergehenden einwurzligen Zähnen. Sie stehen überdies viel weniger schief im Kiefer, als jene.
Der vorderste Molar (m 1 ) hat an seiner Basis eine Länge von 0,016 m., die zwei Wurzeläste
dürften nach der Form der Krone zu schliessen, dicht nebeneinander liegen; dass übrigens dieser Zahn zwei-
wurzlig war, geht aus dem Vorhandensein von zwei dunkelgefärbten, durch eine schmale Brücke verbundenen
Dentinkernen in dem abgebrochenen Zahn der linken Seite hervor. Der schneidige Vorderrand der drei-
eckigen abgeplatteten und zugespitzten Krone ist überaus fein gekerbt und auch der Hinterrand besitzt nur
an der Basis einen Zacken, ist im Uebrigen in ähnlicher Weise fein gekerbt. Bei geschlossenem Rachen
legte sich der Zahn in eine alveolenartige Grube auf der Aussenseite des Unterkiefers.
Der zweite Backzahn (m 2 ) übertrifft den ersten um 3 mm. an Länge; die zweilappige Wurzel
macht sich an der Basis der Zahnkrone noch deutlicher bemerkbar als bei jenem; der schneidige Vorder-
rand ist ganz fein gekerbt, der hintere mit drei kräftigen Nebenzacken versehen, welche bis in die halbe
Höhe des gleichfalls fein gekerbten Randes herauf gehen.
Am dritten Backzahn (m s ) trägt der Hinterrand drei noch stärkere Nebenzacken, sonst unter-
scheidet sich dieser Zahn nur wenig vom vorhergehenden.
Die vier letzten Molaren sind leider unmittelbar über der Wurzel auf beiden Seiten weggebrochen,
so dass sich über die Form der Zahnkrone nichts Näheres angeben lässt. Nur vom vorletzten hat sich ein
Stück des Vorderrandes erhalten, welches zeigt, dass dieser wenigstens in der unteren Hälfte fein gezackt war.
Die Länge der Zahnkrone an der Basis beträgt bei:
m 1 — 16 mm.
m 2 — 19 mm.
m :1 — 21 mm.
m 4 — 23 mm.
m 5 — 22 mm.
m ü — 20 mm.
m" — 17 mm.
Der vierte und fünfte Molar haben demnach in der ganzen Zahnreihe die ansehnlichste Breite, die
grösste Länge besitzt der vorderste Backzahn.
Eben so vollständig wie am Oberkiefer lässt sich auch die Bezahnung des Unterkiefers feststellen.
Vom Unterkiefer selbst sind an unserem Schädelfragment etwas mehr als die vorderen Hälften der
beiden Aeste erhalten. Der linke Ast ist hinter, der rechte gerade am hintersten Backzahn abgebrochen.
Es sind ziemlich dicke, langgestreckte, niedrige Knochen, deren Höhe unter dem hintersten Backzahn wenig
mehr als 0,050 m. beträgt. Die Seiten sind glatt und gewölbt. Beide Aeste sind durch eine 0,270 m. lange
Symphyse mit einander verbunden, und bilden dadurch am Vordertheil der Schnautze oben eine ebene, dem
harten Gaumen entsprechende Fläche. An unserem Individuum ist keine Verwachsung der Symphysen-
ränder eingetreten, sondern dieselben sind durch eine klaffende Rinne von einander geschieden. Sowohl
auf den Seiten, als auch unten befinden sich mehrere Foramina mentalia, die übrigens weder in der Zahl
noch in der Form auf beiden Hälften genau übereinstimmen.
Auch am Unterkiefer unterscheidet man vordere einwurzlige und hintere zweiwurzlige Zähne. Ihre
Gesammtzahl ist indess erheblich geringer als im Oberkiefer. Es befinden sich nämlich auf der linken Seite,
wo die ganze Zahnreihe wenigstens durch die vorhandenen Wurzeln festgestellt werden kann, nur 8 ein-
wurzlige und 5 zweiwurzlige, also im Ganzen 13 Zähne gegen 16 im Oberkiefer. Dieser merkwürdige
— 241 —
Ausfall lässt sich entweder durch eine specifische oder individuelle Eigentümlichkeit erklären. Im letzteren
Falle könnte die Deutung am leichtesten in dem jugendlichen Alter unseres Individuums gefunden werden,
namentlich wenn der Ausfall hauptsächlich die hinteren Backzähne beträfe. Dies trifft in der That auch zu.
Man kennt bis jetzt allerdings noch keinen einzigen vollständigen Unterkiefer von Squalodon, welcher
uns ganz zuverlässigen Aufschluss über die Bezahnung lieferte: allein mehrere in der Umgebung von
Bordeaux aufgefundene Fragmente von Squalodon Grateloupi lassen keinen Zweifel übrig, dass an ausge-
wachsenen Individuen dieser Art 7 zweiwurzlige Backzähne vorkommen.
Entscheidend sind in dieser Hinsicht 1) das von Fischer (Actes de la Societe Linneenne de Bor-
deaux vol. XXVII. S. 12. pl. II. Fig. 3) abgebildete und von Gervais (Gervais und van Beneden
Osteographie des Cetaces viv. et foss. pl. XXVIII. Fig. 4) copirte Unterkieferfragment; 2) ein linker Unter-
kieferast aus Leognan, beschrieben und abgebildet im gleichen Band der Actes de la Soc. Lin. pl. V durch
Herrn Delfortrie.
An dem schönen, von Jourdan (Ann. des sc. nat. 4. ser. vol. 16. pl. 10) beschriebenen Schädel
von Bari trägt der Unterkiefer nur noch die drei hintersten Backzähne, allein dieses Stück ist gerade für
unsern Bleichenbacher Schädel von grosser Wichtigkeit, weil es alle fehlenden Theile des letzteren ergänzt.
Zur Orientirung dienen die Oberkieferzähne, von denen der Bari'er Schädel noch fünf besitzt. Der vorderste
von diesen ist m 3 ; hinter diesem stehen bei Rhizoprion Bäriense noch drei Backzähne im Unterkiefer, während
an unserem Schädelfragment auf der linken Kieferhälfte hinter dem dritten oberen Molar nur noch ein ein-
ziger Zahn folgt. Es fehlen somit die zwei hintersten Backzähne, und wenn wir annehmen, dass dieselben
wegen des jugendlichen Alters noch nicht zum Durchbruch gelangt seien, so würde man durch deren Hin-
zufügung zur Normalzahl (7) kommen, denn dem hintersten Zahn unseres Kiefers gehen noch 4 weitere
zweiwurzlige Molaren voraus. Diese Annahme wird schon dadurch sehr plausibel, dass der hinterste vor-
handene untere Backzahn nicht weniger als 75 mm. vor dem Ende des letzten Molars im Oberkiefer liegt.
Die drei letzten oberen Backzähne haben somit unten gar keine Widersacher.
Lässt sich somit die geringere Zahl von Unterkieferbackzähnen mit grosser Wahrscheinlichkeit auf
eine individuelle Eigenthümlichkeit, und zwar auf ein jugendliches Alter zurückführen, das, abgesehen von
den schon am Schädel hervorgehobenen Merkmalen, auch noch durch die scharfen, nicht im mindesten ab-
genutzten Spitzen sämmtlicher erhaltenen Zähne bestätigt wird, so kann andererseits die Zahl von 8 ein-
wurzligen Zähnen im Unterkiefer gegen 9 entsprechend geformte obere, nur als specifische oder generische
Eigenthümlichkeit aufgefasst werden. Eine Einschaltung des fehlenden Zahnes mit zunehmendem Alter
ist undenkbar.
Betrachtet man die Unterkieferzähne im Einzelnen, so fällt zunächst auf, dass dieselben etwas
kräftiger und grösser sind, als die entsprechenden Zähne im Oberkiefer.
Bei den einwurzligen lässt sich eine Trennung in Schneidezähne, Eckzähne und Prämolaren nicht
mehr mit Sicherheit durchführen, denn mit Ausnahme des vordersten haben alle der Hauptsache nach über-
einstimmende Gestalt und Grösse.
Der erste Zahn (i 1 ) jederseits liegt am vorderen Ende der Schnautze. An unserem Schädel sind
zwar beide Zähne, noch ehe sie den Kieferrand erreichten, abgebrochen, aber durch eine Usur des Knochens
wurden ihre enorm langen und dicken, fast horizontalen Wurzeln biosgelegt. Die hinteren Enden derselben
reichten wahrscheinlich bis unter den vierten Zahn (sie sind unter dem dritten noch sichtbar). Im Durch-
schnitt erscheinen die abo-ebrochenen Zähne rund.
o
Palaeontographica, N. F. IV. (i. (XXIV.) . 32
— 242 —
Die Wurzel des zweiten Zahnes (i 2 ) liegt über jener des ersten, und hat ebenfalls noch nahezu
horizontale Richtung. Die Krone selbst krümmt sich nach oben und vorn, und ist bereits mit zugeschärftem
Vorder- und Hinterrand versehen. Der mit Cement bekleidete Hals ragt weit über die Alveole heraus, und
die Schmelzkrone trägt einige feine, ganz schwache erhabene Längsstreifen.
Der dritte Zahn (i 3 ), welchen man nach van Beneden als letzten Schneidezahn zu bezeichnen
hätte, unterscheidet sich kaum von seinem Vorgänger, und ebenso hat auch der darauffolgende
vierte Zahn (c) (nach van Beneden der Eckzahn) noch die gleiche Gestalt.
Als Prämolaren kann man den fünften (p 4 ), sechsten (p 3 ), siebenten (p 2 ) und achten (p 1 ) Zahn
deuten, obwohl dieselben alle mit den vorhergehenden Zähnen die einfache, zweischneidige, zugesj)itzte
Form der Krone theilen, und nur durch eine allmälige Verminderung der Dicke und etwas aufrechtere
Stellung von jenen zu unterscheiden sind. Es ist zwar kein einziger Zahn ganz vollständig erhalten, allein
die grösseren oder kleineren Stummel zeigen, dass weder der vordere, noch der hintere scharfe Rand eine
Kerbung oder Zackung aufweist.
Von den zweiwurzligen Backzähnen hat der vorderste (m 1 ) noch so ziemlich die Gestalt der
Prämolaren; er übertrifft dieselben nur wenig an Breite, und besitzt an seiner Basis nur einen schwachen
Ausschnitt, welcher die gespaltene Wurzel andeutet. Auf der rechten Seite unseres Schädelfragments ist
dieser Zahn noch theil weise erhalten. Man kann ihn durch seinen deutlich gekerbten schneidigen Hinterrand
leicht von den Prämolaren unterscheiden.
Die zweiten und dritten Backzähne (m 2 und m 3 ) sind an der Basis schon sehr bestimmt zwei-
lappig; leider wurden aber wahrscheinlich beim Ausgraben die dreieckigen Kronen ziemlich stark verletzt,
so dass sich über die Beschaffenheit der Ränder nichts sagen lässt.
Eine vortreffliche Erhaltung zeigt der vierte Backzahn (m 4 ) des linken Unterkieferastes. Die breite
dreieckige, ziemlich dünne Krone richtet ihre unversehrte Spitze nicht wie bei den Prämolaren nach vorn,
sondern eher etwas nach hinten. An der Basis deutet eine Furche die zweilappige Wurzel an. Der untere
Theil des schneidigen Vorderrandes wird von m 2 des Oberkiefers verdeckt, an der sichtbaren oberen Hälfte
nimmt man keine Kerbung wahr. Am Hinterrand dagegen befinden sich drei kräftige Zacken, welche mehr
als die halbe Höhe des Randes einnehmen.
Vom fünften Backzahn (m 5 ) ist rechts ein Stück der Basis und die vordere Wurzel erhalten, auf
dem linken Ast ragt noch ein kurzer abgebrochener Zahnstummel über den Kieferrand hervor.
Was die Grössenverhältnisse betrifft, so misst der einzige vollständig überlieferte vierte Backzahn
(m 4 ) an der Basis der Schmelzkrone 22 mm.; die Schmelzkrone selbst hat eine Höhe von 23 mm. Von den
übrigen Zähnen des Unterkiefers folgen anbei die Maasse für die Länge der Alveolen (in der Richtung von
vorn nach hinten).
Diese Alveolen sind wegen der schief nach
vorn gerichteten Stelluno; der Zahnkronen etwas
in die Länge gezogen.
il
— 11 mm.
i 2
— 20 mm.
i 3
— 22 mm.
c
— 23 mm.
P 1
— 21 mm.
P 2
— 18 mm.
P 3
— 16 mm.
P 4
— 16 mm.
m 1
— 16 mm.
— 243 —
m' 2 -- 18 mm.
m 3 — 21 mm.
m 4 — 23 mm.
m 5 — 25 mm.
Aus der obigen Beschreibung des Gebisses unseres Squalodon-ScHädels ergibt sich die Zahnformel
3 i. 1 c. 5 pm. 7 m.
3 i. 1 c. 4 pm. 7 m.
welche von allen bisher angenommenen abweicht. Da in derselben mit Ausnahme der Zahl für die Molaren
des Unterkiefers Alles auf directer Beobachtung beruht, und eine Interpolirung fehlender Elemente nicht
erforderlich war, so darf unsere Zahnformel vollen Anspruch auf Zuverlässigkeit machen. Ich habe aus
den oben näher erörterten Gründen im Unterkiefer 7 zweiwurzlige Backzähne angenommen, obwohl nur 5
wirklich vorhanden sind. Sollte wider alles Erwarten der Bleichenbacher Schädel von einem ausgewachsenen
Thier herrühren, so würde sich die Zahnformel folgendermassen herausstellen
3 i. 1 c. 5 pm, 7 m.
3 i. 1 c. 4 pm, 5 m.
Man könnte dann die geringe Zahl von unteren Molaren als eine abnorme Bildung ansehen, die in
der Gattung Squalodon namentlich am Unterkiefer nicht allzu selten vorzukommen scheint. ')
Vergleicht man die erste Formel, welche ich für die richtigere halte, mit den bisherigen Angaben,
so findet man bei Grateloup -~-, bei Pictet -y Molaren. Jourdan nahm oben 7, unten 6 Molaren, und
ausserdem jederseits 24 — 26 Prämolaren an. Am genauesten hat van Beneden die Zahnformel von Squa-
lodon bestimmt. 2 ) Dieselbe unterscheidet sich von der an unserem Schädel ermittelten nur dadurch, dass
van Beneden oben und unten 4 Prämolaren angibt.
Gervais (1. c. S. 448) hält die Unterscheidung von Schneidezähnen, Eckzähnen und Prämolaren
für unzulässig, weil die vorderen Zähne nur scheinbar in den Zwischenkiefern, in Wahrheit aber wie bei der
lebenden Gattung Platanistes im Oberkiefer eingekeilt seien. Die Richtigkeit der van Beneden'schen Be-
obachtung wird indess durch unseren Bleichenbacher Schädel in ganz unanfechtbarer Weise bestätigt, indem
die Nähte zwischen Ober- und Zwischenkiefer an Schärfe nichts zu wünschen übrig, und somit die Stellung
der drei vordersten Paare von Zähnen im Zwischenkiefer unzweifelhaft erkennen lassen, van Beneden's
Zahnformel beruht für den Oberkiefer auf einem ziemlich vollständigen Gebiss von Squalodon Antverpiensis,
während für den Unterkiefer hauptsächlich die Reste von Leognan bei Bordeaux benützt wurden. Es gibt
somit sicher Squalodon-Arten mit 4 und andere mit 5 Prämolaren im Oberkiefer. Ob ähnliche Schwan-
kungen auch im Unterkiefer vorkommen, was an und für sich nicht gerade unwahrscheinlich wäre, da bei
den Cetaceen die Zahl der Zähne keineswegs durch sehr constante Regeln beherrscht wird, kann vorläufig
nicht bestimmt bejaht werden, da ich den Mangel der beiden hinteren Molaren am Bleichenbacher Schädel
lediglich durch sein jugendliches Alter glaube erklären zu müssen.
Die Zahnformel für die Gattung Squalodon würde demnach jetzt folgendermassen zu schreiben sein:
Incis. 3. — Can. 1. — Praem. 5 — 4. — Mol. 7.
Incis. 3. — Can. 1. — Praem. 4. — Mol. 7.
') Vergl. Gervais. Osteographie des Cetaces S. 449.
-) Reeherches sur les Squalodons p. 42. (Extrait des Me'm. de l'Acad. royale de Belgique tome XXXV.)
32*
— 244
Vergleich mit den bis jetzt bekannten Arten.
Wenn es sich um die Speciesbestimmung des in Niederbayern aufgefundenen Schädels handelt, so
können die sechs von Leidy und Cope aus Nord-Amerika beschriebenen Arten wegen ihrer evidenten
Differenzen ausser Acht gelassen werden. Die geographische Lage des Fundorts unseres Fragmentes forderte
zunächst den Vergleich mit den bei Linz aufgefundenen Squalodon-Resten heraus. Allein schon ein flüchtiger
Blick auf die durch Ehrlich, van Beneden und Brandt veröffentlichten Abbildungen lehrt, dass Squalo-
don Ehrlichi mit dem Bleichenbacher Schädel nicht specifisch vereinigt werden kann. Die breite Schnautze,
die dreieckige Schädelform, sowie die kurzen dicken, an beiden Rändern gezackten Backzähne J ) des Linzer
Squalodon schliessen jede specifische Uebereinstimmung aus. Brandt 2 ) hat unter den Resten des Linzer
Museums noch eine zweite Squalodon- Art (Sq. incertus) unterschieden, von welcher jedoch nur ein unvoll-
ständiges Fragment des hinteren Schädeltheiles vorhanden ist. Da diese Parthie an dem Bleichenbacher
Stück fehlt, so ist eine Vergleichung beider Formen unthunlich.
Was nun den im aquitanischen Tertiärbecken ziemlich häufig vorkommenden Squalodon Grateloupi
betrifft, so finde ich in dessen viel stärkeren Dimensionen und namentlich in der Beschaffenheit der Zähne
Differenzen, welche mir eine specifische Identität mit unserem Schädel höchst unwahrscheinlich machen.
Das bekannte, schon von Grateloup abgebildete Schnautzenfragment 3 ) besitzt vier vollständig erhaltene
obere Molaren. Unter diesen ist m 3 am vorderen Rand mit einem, am Hinterrand mit vier kräftigen Zacken
versehen, während der gleiche Zahn an unserem Schädel am vorderen Rand einfach ist, am hinteren nur
drei Zacken trägt. Ebenso unterscheiden sich die Unterkieferzähne von Squalodon Grateloupi durch ihren
gezackten Vorderrand und durch grössere Zahl von Nebenspitzen am Hinterrand. Eine weitere Differenz
liegt in der engen Stellung der Backenzähne, deren Ränder sich beinahe berühren, während dieselben an
unserem Schädel durch weite Zwischenräume von einander geschieden sind.
Die beträchtliche Grösse und die abweichende Bezahnung sowohl oben als unten unterscheiden auch
die bei Antwerpen aufgefundenen Reste (Squal. Antverpiensis van Beneden 4 ) unschwer von der niederbaye-
rischen Art. Schon oben wurde auf die Abweichung in der Zahl der oberen Prämolaren hingewiesen, aber
auch in der Form und Verzierung ergeben sich sowohl bei den Schneidezähnen, als auch bei den Eck-
zähnen, Prämolaren und Molaren namhafte Unterschiede. Die Schneidezähne und Eckzähne von Squalodon
Antverpiensis sind verhältnissmässig schwächer und auf der Schmelzkrone mit erhabenen Streifen versehen.
Von den Prämolaren des Oberkiefers kennt man nur die Alveolen, die unteren dagegen sind vollständig er-
halten und unterscheiden sich in sehr auffälliger Weise von denen unseres Schädels durch die kräftig ge-
kerbten Ränder. Von den Molaren des Oberkiefers besitzt schon der vorderste drei grosse Zacken am
Hinterrand und auch an den darauffolgenden ist die Zahl der Zacken des Hinterrandes erheblich grösser,
als bei der niederbayerischen Art.
Squalodon Catidloi Molin sp. aus der Molasse von Belluno ist ebenfalls specifisch verschieden, wie
ein Vergleich unseres Schädels mit dem neuerdings von Baron Zigno 5 ) veröffentlichten schönen Schnautzen-
') Vergl. für die Backzähne die schönen Figuren von Suess im Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-Anst. 186S. t. X.
2 ) Ergänzungen zu den fossilen Cetaceen Europa's. S. 33 — 38.
3 ) Vergl. Gervais 1. c. pl. 28. Fig. I.
'') van Beneden, 1. c. pl. I und Supplement pl. XXVVII.
5 ) Palaeontographica VI, t. 6.
— 245 —
fragment lehrt. Die oberen Backzähne der italienischen Art zeichnen sich durch Kerbung des Vorderrandes
und namentlich durch kräftige erhabene Längsstreifen auf der Zahnkrone aus.
Squalodon Suessi Brandt, Sq. Gastaldii Brandt, Sq. Gervaisi van Beneden und. Sq. Vocontiorum
Delfortrie sind auf so dürftige Ueberreste aufgestellt, dass eine eingehendere Vergleichung mit unserem
Schädel nicht möglich ist.
Es bleiben somit nur noch zwei Formen übrig, von denen zwar nicht viele, aber sehr wichtige
und zum Theil vortrefflich erhaltene Theile vorliegen; nämlich Squalodon (Arionius) servatus Meyer aus
der marinen Molasse von Baltringen und Squalodon (RMzoprion) Bariensis Jourdan aus der Molasse von
Bari bei Saint-Paul-Trois Chäteaux im Drome-Departement.
Der zuvorkommenden Freundlichkeit des Herrn Dr. L ortet verdanke ich einen Gypsabguss des
im Lyoner Museum befindlichen prachtvollen Schädels von Squalodon Bariensis. Dieses von Jourdan unter
dem Gattungsnamen Rhizoprion und später von Gervais nochmals abgebildete Stück ist bis jetzt der voll-
kommenste Ueberrest aus der Gattung Squalodon. Ober- und Unterkiefer sind noch im Zusammenhang;
die Schädelkapsel ist ganz vollständig erhalten, von der Schnautze dagegen ein ansehnliches Stück abgebrochen.
Abgesehen von einer geringfügigen Differenz in den Dimensionen, welche sich sehr wohl durch
Alters Verschiedenheit erklären lässt, finde ich zwischen dem Bleichenbacher und dem Barier Schädel bis in
die kleinsten Details vollkommene Uebereinstimmung. Die ganze Form des Kopfs, das rechtwinklich von
der Schnautze vorspringende Orbitendach, die schmale, langgestreckte Gestalt der Schnautze selbst, ferner
die Bildung von Ober- und Zwischenkiefer nebst den darin befindlichen Nervenlöchern — Alles zeigt über-
einstimmende Beschaffenheit. Dass dem Schädel aus Niederbayern der stachelartige Fortsatz des Siebbeins,
welcher in den Ethmoidalcanal hineinragt, durch einen leeren Raum ersetzt ist, rührt von der unvollständigen
Verknöcherung her, und ebenso schreibe ich den Mangel der schwachen Längsleiste auf dem Hinterhaupt,
sowie den Ausfall der beiden hintersten Backzähne im Unterkiefer lediglich dem jugendlichen Alter unseres
Schädels zu. Von besonderer Wichtigkeit für die specifische Idendität des Bleichenbacher Schädels mit
Squalodon Bariensis halte ich den Umstand, dass die Schneidezähne, welche Herr Gervais nach dem glück-
lich geretteten Schnautzenende des Lyoner Schädels im Bulletin de TAcad. Boy. de Belgique 2. ser. t. XXIII.
S. 469 so vortrefflich abgebildet und beschrieben hat, fast genau die gleiche Grösse und Form besitzen und
sich auch durch ihre schwachen Längslinien von den entsprechenden Zähnen anderer Squalodo?i-Arten aus-
zeichnen.
Gervais scheint geneigt zu sein, das Schädelfragment aus der Meeres-Molasse von Baltringen (im
Stuttgarter Museum), welchem H. v. Meyer den Namen Arionius servatus beigelegt hatte, mit Squalodon
Bariensis zu identificiren, obwohl er sich hinsichtlich der Speciesunterscheidung bei der Gattung Squalodon
in vorsichtiger Reserve hält. Auch Brandt betont die grosse Aehnlichkeit von Arionius servatus Mey.
mit Squalodon Bariensis Jourdan. Es zeigt in der That die allgemeine Form des Stuttgarter Schädels
grosse Aehnlichkeit mit unserem niederbayerischen Fragment und auch die beiden noch vorhandenen von
Brandt 1 ) abgebildeten Backenzähne lassen sich sehr wohl mit Sq. Bariensis vergleichen. Da übrigens bei
letzterem die Hinterhauptsschuppe in der Mitte schwächer gekielt und etwas breiter und niedriger ist, die
Condyli weiter nach hinten und weniger nach aussen vorstehen und die Bullae tympani eine länglich herz-
förmige (nicht linsenförmige) Gestalt haben, so hält Brandt die beiden Formen, wenn auch mit Zweifel,
vorläufig; als differente Arten fest.
') Ergänzungen t. IV. Fig. 18. 19.
— 246 —
In neuester Zeit hat sich der ausgezeichnete Cetaceenkenner van Beneden 1 ) mit den bei Baltringen
vorkommenden und von Pfarrer Probst so sorgfältig gesammelten Squalodon-Reaten beschäftigt. Leider
beschränkt sich das Material hauptsächlich auf Zähne und eine kleine Anzahl meist unansehnlicher Knochen-
fragmente, welche wenig neue Aufschlüsse über den Schädelbau von Squalodon liefern. Aus der Beschrei-
bung und den Abbildungen van Beneden's ergeben sich einige Differenzen mit den Zähnen von Squalodon
Bariensis. Bei den Exemplaren aus Baltringen ist die Schmelzkrone sowohl der ein wurzligen , als zwei-
wurzligen Zähne stets gestreift und ihre Basis mit einem gekörnelten Wulst umgeben, während bei Sq.
Bariensis diese Verzierung fehlt. Auch am Schädel hebt van Beneden noch einige kleine Differenzen
hervor, betont aber gleichzeitig die ausserordentliche Aehnlichkeit mit Squalodon Bariensis. Man wird neue und
bessere Funde abwarten müssen, um die Fragen zur Entscheidung zu bringen, ob der Schädel von Arionius
servatus Mey. (= Squalodon Meyeri, Brandt) zu Squalodon Bariensis oder zu einer besonderen Art gehört
und ob die bei Baltringen vorkommenden Zähne von einer einzigen oder von zwei verschiedenen Arten
herrühren.
Wie dem auch sein mag, unter allen Umständen steht fest, dass in dem langgestreckten helveto-
germanischen Meer, welches zur Miocänzeit die bayerisch-schwäbische Hochebene und die Nordschweiz
bedeckte, und welches nach Südwest einen Golf durch das Rhonethal in das Mittelmeer sandte, im Osten
aber mit dem Wiener Becken und dem pannonischen Meer in Verbindung stand, von mindestens zwei
(möglicherweise sogar von vier) Squalodon- Arten bewohnt war. Von diesen hat sich Squalodon Ehrlichi bis
jetzt nur in der Nachbarschaft von Linz, Squalodon Bariensis dagegen bei Ortenburg und Bleichenbach
in Niederbayern, sowie an verschiedenen Orten im Rhonethal gefunden.
') Lea Thalasotheriens de Baltringen. Bull. Acad. roy. de Belgiques. 2. ser. taf. 41.
KREIDE-BIVALVEN.
Zur
GATTUNG INOCERAMUS
Dr. Clemens Schlüter,
Professor an der Universität zu Bonn.
Mit 4 Tafeln.
Palaeontographlca, N. F. IV. 6. (XXIV). 33
„Man darf sich nicht von einzelnen Exemplaren leiten lassen,
das gilt für alle, oft verdrückte Inoceramen".
von Strombeck, Z. d. d. g. G. 1859, pag. 49.
JJa der Wunsch, es möchten jene hervorragenden Formen unter den Inoceramen, welche vorzugs-
weise unter allen Bivalven dem Emscher-Mergel einen ausgeprägten paläontologischen Character aufdrücken,
der allgemeinen Kenntniss näher gebracht werden, als ein berechtigter nicht von der Hand zu weisen ist,
so mögen die vorliegenden Blätter über diese typischen Gestalten, auf welche bisher nur nebenbei hingewiesen
werden konnte 1 ), die gewünschte Rechenschaft geben. Gleichwohl würde die Stellung und Bedeutung der
Inoceramen des Emscher's nicht hinreichend erhellen, wenn dieselben isolh-t, aus ihrem natürlichen Verbände
herausgerissen, vorgeführt würden. Es möchte deshalb auch ein Blick auf die in der norddeutschen Kreide
vorher auftretenden Formen, sowie auf diejenigen, welche ihnen folgen, erforderlich sein.
Das von mir angesammelte Material wird hierbei zu einigen kritischen Bemerkungen nöthigen. Viel-
leicht gelingt es denselben einige Formen dieser wichtigsten Kreidemuschel bestimmter zu fixiren, als es
bisher möglich war, denn die gleichen Schwierigkeiten, welche zu überwinden waren, die Gattung Inoceramua
zu begründen, bestehen zum Theil noch heute für die Feststellung der Arten.
Zwar finden wir schon 1768 bei Knorr und Walch 2 ) einen Inoceramus aus den Steinbrüchen bei
Pirna als Ostracites abgebildet (den Schlotheim 1813 ohne irgend welche nähere Bemerkung, als den Hin-
weis auf Knorr, Ostracites labiatus nannte 3 ), und den er später, 1820, indem ihm wohl diese erste Angabe
entfallen war, unter abermaligem Hinweis auf die Figur von Knorr als Mytulites problematicus bezeichnete 4 ) —
gleichwohl hat man doch erst in diesem Jahrhundert begonnen, die Natur dieser Körper näher zu studiren.
Als Cuvier und Brongniart sich mit den geognostischen Verhältnissen des pariser Beckens beschäftigten,
konnte ihnen die gemeinste Kreidemuschel nicht entgehen. Indem ihnen aber nur Bruchstücke zukamen,
vermochten sie die fibreuse Schale nur an Pinna anzuschliessen. Da die Schale der grössten lebenden Pinna
') C. Schlüter, der Emscher-Mergel. Vorläufige Notiz über ein zwischen Cuvieri- Pläner und Quadraten-Kreide lagerndes
mächtiges Gebirgsglied. Zeitsch. d. deutsch, geolog. Ges. 1874.
C. Schlüter, Verbreitung der Cephalopoden in der oberen Kreide Nord-Deutschlands, ibid. 1876.
2 ) Knorr und Walch, die Naturgeschichte der Versteinerungen, II, 1, pag. 34, Tf. B, II, b**, fig. 2.
3 ) Leonhard, Mineralog. Taschenbuch, 1813, VII, pag. 93.
4 ) v. Schlotheim, die Petrefactenkunde auf ihrem jetzigen Standpunkte, 1820, pag. 302.
33*
— 252 —
nur 2 Millimeter dick ist, jene fossilen Schalen aber eine Stärke von 12 Millimeter erreichen, so sind sie
geneigt, diese als monströse Bildung anzusehen ').
Auch Conybeare, welcher bereits ein ziemlich vollständiges Exemplar abbildete 2 ), bestimmte dieselbe
nur als einer unbekannten Gattung angehörig.
Inzwischen hatte James Sowerby, der Aeltere, lange Zeit hindurch sich mit diesen fossilen Muscheln
beschäftigt, wobei er von der als paläontologische Schriftstellerin bekannten Miss Bennet durch Mittheilung
wohlerhaltener Exemplare unterstützt wurde. Das Resultat seiner langjährigen Bemühungen legte er dar in
einem am 1. November 1814 in der Linnean Society of London 3 ) gehaltenen Vortrage, in welchem er die
Gattung Inoeeramus begründete und den Inoceramus Cuvieri aufstellte.
Obwohl der Vortrag Sowerby 's erst im Jahre 1823 gedruckt wurde, war das wohlbegründete neue
Geschlecht doch bekannt geworden, so dass bis zum Zeitpunkte des Erscheinens schon drei Arbeiten an's
Licht getreten waren, welche die Zahl der zugehörigen Arten vermehrten. Es waren die Arbeiten:
von Parkinson 4 ), welcher den
Inoceramus Lamarckii aus dem Chalk with few flints,
„ concentricus aus dem Blue Marie,
„ sulcatus aus dem Blue Marie,
aufstellte,
von Mantell 5 ), welcher folgende Arten beschrieb:
Inoceramus concentricus, Gault, Inoceramus Brongniarti, Upper Chalk,
„ sulcatus, Gault, „ mytilloides, Lower Chalk,
„ tenuis, Grey Chalk Marl, „ latus, häufig im Upper Chalk,
„ Cripsii, Grey Chalk Marl, „ Websteri, sehr selten im Lower Chalk,
„ Cuvieri, häufig im Upper Chalk, „ striatus, Lower Chalk,
,, Lamarckii, Upper Chalk, „ undulatus, Upper Chalk,
und von Brongniart 6 ), welcher (nur die Abhandlung von Parkinson kennend) den Versuch antritt,
die Gattung Inoceramus zu verlegen und folgende fünf Arten aufführt:
Inoceramus concentricus Park. Catillus Cuvieri, Sow. Park.
„ sulcatus Park. „ Lamarckii, Park.
Mytilloides labiatus, Sehloth. sp.
Während schon in den genannten Arbeiten einige erhebliche Differenzen über die Auffassung der
Arten, resp. deren Benennung, hervorgetreten waren, hat der nächstfolgende die Gattung behandelnde Autor
nicht allein das Verdienst, die Zahl der Arten vermehrt und zum Theil richtig gestellt zu haben, sondern er
führte auch die durch Brongniart ohne triftigen Grund aufgestellte Zersplitterung der Gattung auf die
richtige Einheit zurück. Es war James Sowerby, der Jüngere. Derselbe brachte im V. und VI. Bande der
Mineral Conchology of Great Britain in den Jahren 1823 bis 1829 folgende Arten aus der Kreide, zum Theil
zur wiederholten Darstelluno-:
') Cuvier et Brongniart, Essai sur la geographie mineralogique des environs de Paris. Annales du museum d'histoire naturell.
1808, tom. XI, pag. 293.
-) Transact. geolog. soc. London, 1814, pag. 328, tab. 14.
3 ) Transact. of the Linn. soc. of London. T. 13, pag. 453, tab. 29. — Mir liegt nur die 1845 von Chenu besorgte franzö-
sische Uebersetzung vor.
4 ) Parkinson, Remarks on Fossils from Dover and Folkstone. Transact. geolog. soc. vol. V, 1, London, 1819, pag. 52 — 59,
tab. I, fig. 3—5.
5 ) Mantel], The Fossils of the South Downs; or illustrations of the geology of Sussex. London, 1822.
°) Brongniart, Descript. geologique des couches des environs de Paris, in Recherehes sur les ossements fossiles, par G. Cuvier.
Nouv. edit. tom. II, Um. partie. Paris 1822, pag. 239—617.
— 253 —
Inoceramus concentricus Park. tab. 305, Inoceramus latus Mnt. tab. 5S2, fig. 1, Upper Chalk,
„ sulcatus Park. tab. 306, „ striatus Mnt. tab. 581, fig. 2, selten, zusammen mit
„ Cuvieri Sow. tab. 441, fig. 1, gemein im Chalk, Inoc. mytiloides.
,, Brongniarti Mnt. tab. 441, fig. 2, 3, nicht selten „ involutus Sow. tab. 583, Upper Chalk,
im Chalk, ,, gryphaeoides Sow. tab. 584, Greensandstone,
,, cordiformis Sow, tab. 440, Gravesend, ,, pictus Sow. tab. 604, fig. 1, Chalk mar),
,, mytiloides Mnt. tab. 442, Lower Chalk, „ digitatus Sow. tab. 604, fig. 2.
In Deutschland beschäftigte sich zuerst Goldfuss l ) eingehend mit Inoceramus. Derselbe brachte allein
aus der Kreide 21 Arten zur Darstellung;. Die beigegebenen Abbildungen waren an Naturwahrheit und
Eleganz der Ausführung das Beste, was bis dahin die paläontologische Literatur geliefert hatte. Es sind:
Inoceramus concentricus Park. tab. 109, fig. 8, Inoceramus Brongniarti tab. 111, fig. 3, Rheine, Quedlinburg,
„ propinquus Münst. tab. 109, fig. 9, Quader, ,, undulatus Mant. tab. 112, Quedlinburg,
SchandUm, ,, striatus Mant., tab. 112, fig. 2, Quedlinburg, Koschütz,
„ sulcatus Park, tab 110, fig. 1, Folkstone, „ alatus Goldf. tab. 112, fig. 3, Schandau,
„ cardissoides Goldf. tab. 110, fig. 2, Quedlinburg, „ Cripsii Mant. tab. 112, fig. 4, Falkenberg, Haldem,
,, lobatus Münst. tab. 110, fig. 3, Quedlinburg, Dülmen,
„ cancellatus Gold. tab. 110, fig. 4, Dülmen, „ latus Mant. tab. 112, fig. 5, Büren (Cenoman),
,, Lingua Goldf. tab. 110, fig. 5, Dülmen, ,, planus Münst. tab. 113, fig. 1, Frankreich,
,, cordiformis Sow. tab. 1 10, fig. 6a, Quader, Schandau, fig. 2, Haldem,
,, annulatus Goldf. tab. 110, fig. 7 (Eringerfeld, „ orbicularis Münst., tab. 113, fig. 2, Cenoman,
Cuvieripläner), „ nobilis Münst. tab. 113, fig. 3 (kein Inoceramus!)
„ Cuvieri Sow., Brong. tab. 114, fig. 1, Westfalen, Macstricht,
Quedlinburg, „ mytiloides Mant. tab. 113, fig. 4, Quedlinburg, Essen,
„ Lamarckii Brong tab. 114, fig.l, Sindinghausen Schandau.
(Cenoman),
Nachdem nunmehr die wichtigsten Formen ihren paläontologischen Umrissen nach aufgestellt waren — aber
meist nach vereinzelten, zufällig in die Hände des Autors gelangten Exemplaren — that es Noth, die geo-
gnostische Verbreitung der Arten, — ihre Lagerstätte — und Hand in Hand damit die kritische, Begründung
derselben festzustellen; — eine Arbeit, welche trotz so vielfacher Bemühungen, auch bis heute noch nicht
völlig gelöset ist.
Niemand ist, welcher sich so wiederholt über die Arten der Gattung geäussert hat, wie Geinitz.
Unmittelbar nach dem Erscheinen des Goldfuss'schen Prachtwerkes machte Geinitz die Inoceramen
der sächsischen Kreide namhaft 2 ). Er glaubte so ziemlich alle von Goldfuss besprochenen Arten wieder
aufgefunden zu haben.
Als dann Adolph Römer 3 ) nicht ohne kritische Prüfung die Inoceramen der norddeutschen Kreide
überhaupt besprochen hatte, unterzog Geinitz die Arten einer nochmaligen Durchsicht 4 ), wobei mehrere vorher
genannte Arten vereint wurden.
Schon zwei Jahre später finden wir eine neue Zusammenstellung „der Inoceramen der Sächsischen
Kreideformation" 5 ) und dann die hier niedergelegte Auffassung auch im Wesentlichen wiedergegeben in seinem
Grundriss der Versteinerungskunde li ).
') Goldfuss, Petrefacta Germania, tom. II, 1834 — 1840.
a ) H. B. Geinitz, Characteristik der Schichten und Petrefacten des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges, I. Heft, 1S39, pag 25 — 28.
3 ) Ad. Römer, Versteiner. des norddeutsch. Kreidegeb., 1841, pag. 60 — 63.
A ) 1. c. Heft 111, 1842, pag. 81.
5 ) Neues Jahrb. für Mineral., 1844, pag. 148—151.
°) Geinitz, Grundriss der Versteinerungskunde, 1846, pag. 462 — 465.
— 254 —
In den Jahren 1843 — 1847 erschien der dritte Band der Paleontologie francaise von d'Orbigny, in
-welchem die Lamellibranchen der französischen Kreide, mit diesen die Inoceramen, behandelt sind. Unter
Berücksichtigung dieses bedeutenden Werkes gab Geinitz 1849 eine Zusammenstellung sämmtlicher Inoceramen
der deutschen Kreide 1 ).
Wenn diese wiederholten Publikationen von Geinitz nicht den Einfluss auf die Auffassung der nord-
deutschen Kreide-Inoceramen gewonnen haben, den sie hätten haben können, so möchte dies zum Theil darin
seinen Grund haben, dass es noch nicht gelungen war, die Gliederung des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges
bestimmt zu fixiren und damit die Verbreitung der einzelnen Arten in den verschiedenen Niveaus festzustellen.
Ausserdem scheint die letzte Publikation von Geinitz' 2 ) darzuthun, dass die jüngeren Glieder der
Kreide jener Distrikte vornämlich nur Brut, nicht ausgewachsene Exemplare 3 ) geliefert haben, wodurch die
Bestimmung ausserordentlich erschwert, in vielen Fällen gänzlich unmöglich gemacht wird.
Ausser Geinitz und den genannten Autoren haben sich noch andere Forscher mit Arten der Gattung —
meist vereinzelten Vorkommnissen — beschäftigt, wie Zekeli 4 ), Ferd. Römer 5 ) und Gümbel (i ). Der Erste
studirte die Inoceramen der Gosauformation und gab bei dieser Gelegenheit eine Zusammenstellung sämmtlicher
bekannten Inoceramen. Die Gosau-Inoceramen wurden dann nochmals kritisch durchgesehen von Zittel 7 ).
Die wichtigste und erfolgreichste Arbeit über Kreide-Inoceramen verdanken wir Herrn v. Strombeck,
dem es bei seinen Studien über die Gliederung der oberen Kreide Norddeutschlands gelang, mehrere der
schwierigsten Arten fester zu umgrenzen und insbesondere auch das Vorkommen der unterschiedenen Arten
in den verschiedenen Gliedern der Formation festzustellen.
Auch von ausländischen Forschern sind Beiträge zur Kenntniss der Gattung Inoceramus in neuerer
Zeit geliefert worden, wie von Coquand s ) und Decocq 9 ) französische, Stoliczka 10 ) ostindische, Fr. Schmidt u )
der Insel Sachalin, Lundgren 12 ) schwedische, Meek 13 ) nordamerikanische Arten, und von anderen, deren
Arbeiten am zutreffenden Orte zu gedenken sein wird.
Die zu besprechenden Arten werden nun im Folgenden nach der Zeit ihres Auftretens aufgeführt,
so dass mit der ältesten Art begonnen wird, und die jüngsten den Schluss bilden.
') H. B. Geinitz, Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in Deutschland, 1849 — 50, pag. 172 — 178.
2 ) H. B. Geinitz, Das Elbthalgebirge, und auszüglich im N. Jahrbuche für Mineral, etc., 1873, Ueber Inoceramen der Kreide-
formation, pag. 7 — 21.
3 ) Vergl. Elbthalgeb. II, tab. 13.
4 ) Zekeli, Das Genus Inoceramus und seine Verbreitung in den Gosau-Gebilden der östlichen Alpen. Jahresber. naturwiss.
Ver. Halle, 1S52, IV, pag. 101, tab. 1.
5 ) Ferd. Römer, Die Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Einschlüsse. Bonn 1852.
6 ) Gümbel, Correspondenzblatt des zoolog -mineralog. Vereins in Regensburg, 1868, Jahrg. 22.
7 ) Zittel, Die Bivalven der Gosauformation in den nordöstlichen Alpen, 1864 — 1866.
8 ) Coquand, Synopsis des animaux foss. Bull. soc. ge'ol. France, 1859, etc., er nennt als neue Arten /. sublabiatus sep. pag. 50,
/. ckamaeformis pag. 87, /. truncalus pag-. 111.
9 ) Decocq, Sur les Inocerames. Soc. geol. du Nord, I, 1874, pag. 83, und Association francaise pour l'anvancement des
Sciences. Congres de Lille 1874, pag. 367. Derselbe stellt folgende neue Arten auf: /. insulensis, I. Gosseleti, I. Lezennensis.
10 ) Memoirs of the geological Survey of India. Palaeontologia India. Cretaceous Fauna of Southern India, Vol. III, Ser. VI,
The Pelecypoda by Fr. Stoliczka, Calcutta 1871.
11 ) Fr. Schmidt, Ueber die Petrefaeten der Insel Sachalin. Mem. de l'Acadeniie de St. Petersbourg, 1873.
12 ) B. Lundgren, Om Inoceramusarterna i Kritformationen i Sverige. Geologiske Föreningens i Stockholm Förhandlinger,
1876, Band III, Nr. 3.
13 ) United States geological Survey of the Territories. A. Report on the Invertebrate Cretaceous and Tertiary Fossils of the
Upper Missouri country by F. B. Meek. Washington 1876.
Aus dem Neocom wurden schon durch d'Orbigny im Prodrome de paleontologie zwei Inoceramen
aufgeführt, nämlich:
Inoceramus Neocomiensis d'Orb. aus dem unteren Neocom,
Inoceramus plicatus d'Orb. aus dem oberen Neocom,
dagegen kennt derselbe keine Art aus der folgenden Etage, dem Aptien.
In Deutschland hat sich bisher noch kein Inoceramus im Neocom gezeigt.
In der deutschen Kreide tritt der erste Inoceramus im Aptien auf. Derselbe ist noch nicht be-
schrieben aber bereits durch Ewald *) als neue Art angezeigt worden. Sie wird hier deshalb passend auf-
zuführen sein als:
Inoceramus Ewaldi sp. n.
Die Art schliesst sich an gewisse andere Arten der unteren Kreide an. Von der bekanntesten dieser
Formen, vom Inoceramus concentricus Park, im oberen Gault unterscheidet sich diese Art durch weniger stark
vortretenden und eingekrümmten Wirbel der linken Schale, durch grössere Ausdehnung in die Breite; flügel-
artige Entwickelung der hinteren Seite und damit zusammenhängend durch längere Schlosslinie und endlich —
wie schon Ewald hervorhebt — durch die Schärfe seiner concentrischen Falten auf dem Steinkern.
In der allgemeinen Form steht vielleicht Inoceramus Neocomiensis d'Orb. am nächsten, aber auch
hier unterscheidet die Regelmässigkeit und Schärfe der Rippen. Es scheint aber auch der Hinterrand an
Inoceramus Ewaldi nicht ausgebogen zu sein.
Nahe steht auch eine jurassische Form: Inoceramus polypilocus F. R. (= /. dubius Sow. bei Goldfuss,
tab. 109, flg. 1). Manche vereinzelte Schalen dieser Art, wie sie von Engter bei Osnabrück vorliegen, sind
schwierig von Inoceramus Ewaldi zu unterscheiden. Soweit die nicht ganz vollständig erhaltenen Stücke
einen Vergleich zulassen, scheint der Hauptunterschied darin zu liegen, dass die Vorderseite der (rechten)
Klappe bei Inoceramus polyplocus weiter ausgedehnt und zugleich weniger eingezogen ist und vielleicht auch
der Wirbel eine etwas deutlichere Hakenform zeigt.
Vorkommen. Ich sammelte (5 zum Theil zweiklappige Exemplare im unteren Gault (mit Ammonites
Martini, Ancyloceras Boioerbanki etc.) der Barler-Berge bei Wüllen unweit Ahaus im nördlichen Westfalen.
Inoceramus concentricus Parkinson 1819.
Es ist der am längsten gekannte und am häufigsten vorkommende Inoceramus der unteren Kreide und
durch die übereinstimmenden Darstellungen von Parkinson 2 ), Sowerby 3 ), Mantell 4 ), Brongniart 5 ), Goldfuss 6 )
') Sitzungsberichte der Berliner Akad., 1860, pag. 345.
2 ) Parkinson, Transaet. geolog. soc. of London 1819, Va, pag. 58, tab. 1, fig. 4.
3 ) Sowerby, Miner. Conchol. of Great Britain, 1821, pag. 138, tab. 305.
4 ) Mantell, Geologie of Sussex, 1822, pag. 95, tab. 19, fig. 19.
5 ) Brongniart, Descript. geolog. des environs de Baris, 1822, pag. 60, tab. 6, fig. 1.
6 ) Goldfuss, Petref. Germaniae, 1834, pag. 111, tab. 109, fig. 8a, b, c.
— 256 —
allgemein bekannt. — In Deutschland ist die Art durch Goldfuss, Geinitz und A. Römer zwar schon früh-
zeitig, aber irriger Weise aus dem cenomanen Quader Sachsens genannt worden. Es waren dies jugend-
liche (Goldf. tab. 109, fig. 8d, e) und oft schlecht erhaltene Exemplare einer Art, auf deren mehr ausge-
wachsene Schalen man — mit nicht genügender Sicherheit — die schwer deutbare, von Mantell aufgestellte
Bezeichnung Inoceramus striatus anwandte, welche auch gegenwärtig noch von Geinitz ') für dieselben Vor-
kommnisse aufrecht erhalten wird.
Erst nachdem in Deutschland der Gault aufgefunden war, wurde auch hier der ächte Inoceramus
concentricus an's Licht gezogen, zuerst wurde er durch von Strombeck 2 ) in der subhercynischen Kreide „ziem-
lich häufig" im Flammenmergel und Minimus-Thon zusammen mit Ammorätes auritus etc. aufgefunden.
Dann fand ich die Art in den äquivalenten Bildungen Westfalens 3 ), nämlich in dem rothen Gault-
sandstein mit Ammonites auritus an der Carlsschanze unweit Neuenhurse im Teutoburger Walde ziemlich
häufig und seltener in den gleichen Schichten bei Altenbeken.
Die letztgenannten Vorkommnisse stimmen vorzugsweise überein mit denen des Green Sandstone von
Lyme Regis in Dorsetshire, welche durch stärker ausgeprägte Rippen und stärker entwickelten Wirbel der
linken Klappe gegenüber den Stücken aus den Gault-Thonen von Folkstone sich auszuzeichnen scheinen, und
deshalb durch Sowerby als Inoceramus gryphaeoicles 4 ) abgeschieden wurden. Während diese Abtrennung von
allen continentalen Schriftstellern verworfen wurde, ist sie von einzelnen englischen Autoren, z. B. durch
Morris 5 ) aufrecht erhalten. Obwohl mir sowohl von Folkstone wie von Lyme Regis Originalstücke vorliegen,
so sind dieselben doch nicht ausreichend, um in dieser Frage ein begründetes eigenes Urtheil zu gewinnen.
Wenn Goldfuss die Art auch aus der senonen Kreide von Aachen nannte, so ist darüber nur zu
bemerken, dass das abgebildete Stück nicht der Gattung Inoceramus angehört.
Inoceramus sulcatus Parkinson 1819.
Diese durch ihre radialen, stark vortretenden Rippen ausgezeichnete Art, welche im oberen Gault
von Folkstone, Perte du Rhone etc. häufig gefunden wird, ist in Deutschland äusserst selten.
Zwar nannte Goldfuss die Art aus dem Quader von Koschütz (Sachsen), allein das betreffende Frag-
ment gehört gewiss nicht zur Gattung Inoceramus und ist wahrscheinlich ein Bruchstück von Janira 6 ).
Ausserdem erfahren wir über das Vorkommen der Art in Deutschland nur noch durch von Strom-
beck "), dass ein einziges Fragment im subhercynischen Flammenmergel aufgefunden sei.
Durch Meek 8 ) wurde 1864 Inoceramus sulcatus als der Typus einer neuen Gattung Actinoceras
aufgestellt.
') Geinitz, Eibthalgebirge, II, 1873, pag. 41.
2 ) Zeitsehr. der. deutseh. geolog. Gesellsch., 1856, VIII, pag. 458.
3 ) Ibid. 1866, pag. 55.
4 ) Sowerby, Miner. Conehol. vol. VI, pag. 161, tab. 584, fig. 1.
5 ) Morris, Cat. Brit. foss. 2. ed. pag. 169.
6 ) Geinitz, Elbthalgeb. I, pag. 203, glaubt es auf Lima Reichenbachi zurückführen zu können.
7 ) Zeitsehr. der deutsch, geolog. Gesellsch., 1856, VIII, pag. 488.
8 ) Check-list cret., N. A. fossils, Smidt, Mise. Coli. Nr. 177, 1864, pag. 32. Vergl. auch Stoliczka, Cretac. Pelecypoda of
Southern India, pag. 392.
— 257 —
lnoceramus sp n.
Ausser den genannten Arten liegt noch eine unbeschriebene neue Art im oberen deutschen Gault.
Die Schale ist flach, anscheinend gleichklappig und ohne vortretende Wirbel, mit scharfen concentrischen
Rippen versehen. Es liegen zwei Exemplare von der mit dem Hermannsdenkmale gekrönten Grotenburg
bei Detmold vor. Obwohl das Vorkommen nicht hinreichend charakterisirt werden kann, mag doch an
dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht werden 1 ).
lnoceramus virgatus sp. n.
Syn.: lnoceramus Lamarckii Goldf. Petr. Germ. tab. 91, fig." 2.
lnoceramus striatus Mant. Goldf. bei v. Strombeck.
Von den beiden, im norddeutschen Cenoman häufig vorkommenden Inoceramen, von denen die eine
Art flache, die andere gewölbte Schalen besitzt, hat v. Strombeck die letztere als lnoceramus striatus Mnt.
Goldf. bezeichnet 2 ). Derselbe fügt die Angabe bei, die von Goldfuss (tab. 112, fig. 2) und d'Orbigny
(tab. 405) gut dargestellte Species sei häufig im unteren Pläner mit Ammonites varians und überschreite den-
selben nach oben hin nicht.
Diese Bemerkungen genügen, um sich zu überzeugen, dass die in Rede stehenden Stücke mit den von
v. Strombeck bezeichneten Vorkommnissen das Gleiche seien.
Da die Originaldarstellung von Mantell 3 ) nur eine gewölbte Schale, gänzlich ohne Runzeln, nur
mit dicht gedrängt stehenden ( i l 2 bis 1 Millimeter entfernten) feinen Anwachslinien bedeckt, gibt und auch
die Darstellung von Sowerby 4 ) weder ein übereinstimmendes noch ein besseres Bild liefert, so ist die Be-
merkung von Goldfuss, dass es zweifelhaft sei, ob sein lnoceramus striatus das Gleiche sei, was die eng-
lischen Autoren mit diesem Namen bezeichnen, zutreffend und es müssen auch bis heute noch jene englischen
Bilder als nicht sicher deutbar bezeichnet werden.
Es entsteht nun die Frage, ob unsere Schalen der von Goldfuss lnoceramus striatus genannten Art
angehören. Goldfuss sagt: „die Schlosslinie bildet einen rechten Winkel mit der Achse. Die Muschel ist
ungleichklappig. Der dicke Wirbel der linken Schale ist über die Schlosslinie hinaus verlängert und die
Wölbung des Rückens gellt plötzlich mit einer Beugung in den Flügel über, während die rechte Schale
einen kurzen Wirbel und eine bis zum Flügelrande fortlaufende Abdachung hat".
Diese Merkmale zeigen die fraglichen, vorliegenden Stücke nicht. Die Schlosslinie derselben
ist schräg gegen die Achse gestellt, die Schalen gleichklappig 5 ), keiner der verjüngten, etwas
nach vorn gewendeten Wirbel überragend, und rechte Klappe sowohl wie linke zeigen eine
gleichmässige von der Wölbung des Rückens bis zum Flügelrande fortlaufende Abdachung
und sind fast glatt, ohne deutliche Rippen oder Runzeln.
') Mit lnoceramus Jaccardi, Pictet et Campiche (St. Croix, 1868, tom. IV, pag. 105, tab. 160, fig. 3, 4) der ebenfalls dem
Gault angehört, hat die Art keine Verwandtschaft.
'-) Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. 1859, tom. XI, pag. 36 und 1863, tom. XV, pag. 108.
3 ) Mantell, Geol. of Sussex, pag. 217, tab. 27, fig. 5 characterisirt dieselbe so: „Gibbous, rounded, even, with numerous
transverse Striae, hinge oblique? beaks — ?" Lower chalk. Southstreet: very rare. Heystesbury, Wilts.
4 ) Sowerby, Miner. Conchol. 1828, tom. 6, pag. 160, tab. 582, fig. 2: „Suhglobose, even, concentrically striated, the Striae
aecompanied by shallow; anterior side coneave, smooth". Sowerby fügt bei, dass die Art in Sussex und Wiltshire in Gellschaft von
lnoceramus mytiloides vorkomme.
5 ) Es liegen zahlreiche vereinzelte rechte und linke Klappen, auch vier ziemlich gut erhaltene doppelschalige Gehäuse vor.
Palaeontographica, N. F. IV. G. (XXIV.) 34
— 258 —
Ad. Römer l ) (welcher den völlig unkenntlichen Inoceramus Websteri Mantell 2 ) und den ebenfalls nur
in einem unvollständigen Exemplare und daher ungenügend gekannten Inoceramus pictus Sow. 3 ) zum Inoce-
ramus striatus stellt) vermuthet, dass das von Goldfuss abgebildete Exemplar nur durch Verdrückung un-
gleichschalig geworden sei. Diese Bemerkung ist irrig. Denn obgleich die Originalexemplare von Goldfuss,
insbesondere das doppelschalige, tab. 112, fig. 2 a, b abgebildete Stück, sich nicht im Museum zu Bonn auf-
finden Hessen, so sind doch ein paar vereinzelte Schalen, eine linke von Quedlinburg und eine rechte aus
Westfalen (beide nach der Gesteinsbeschaffenheit vermuthungsweise dem Turon -- Brougniarti-Pläner? —
entstammend), unter der Bezeichnung Inoceramus striatus Mnt. vorhanden, welche die angegebenen Merkmale,
insbesondere den dicken, verlängerten Wirbel der linken Klappe und den kurzen Wirbel der rechten Klappe
zeigen, also mit unseren Stücken nicht übereinstimmen.
Hierzu tritt noch ein weiterer Unterschied. Auf den Steinkernen bemerkt man linienartige
Erhöhungen, welche von den Wirbeln über den Rücken bis zum Unterrande sich erstrecken und
hier an manchen Stücken undeutlich werden. Diese radialen Linien nehmen etwa das mittlere
Drittel der Schale (gewöhnlich ein wenig mehr) ein. Die vordere Partie dieser Striemen beugt
sich leicht nach vorn, während die hintere, an Zahl geringere, Partie völlig geradlinig verläuft.
Diese Striemen habe ich an keinem Exemplare der zahlreich gesammelten Muschel vermisst; der
Inoceramus striatus Goldf. führt dieselben nicht. Auch d'Orbigny hat nichts Derartiges von seinem Inocer
ramus striatus, der auch einen übergreifenden Wirbel der rechten Klappe besitzt, bemerkt. Es liegt also nach
diesen Ermittelungen bei den beiden genannten Autoren unsere Art nicht vor. Da d'Orbigny zu seinem
Inoceramus striatus noch den Inoceramus cordiformis Sow. 4 ) und dessen Copie bei Goldfuss 5 ), sowie den Ino-
ceramus Lamarckii Mant. 6 ) (non! Brong.) und den Inoceramus undulatus Mant.") hinzufügt, so wird durch
diese ganz abweichenden Schalen seine Art völlig in's Unbestimmte gezogen.
Wenn gdeichwol v. Strombeck bei unserer Muschel sich auf die Abbildungen von Goldfuss und
d'Orbigny beruft, so möchte dies vielleicht dadurch zu erklären sein, dass ihm nur vereinzelte Schalen vor-
lagen, die citirten Abbildungen aber die bis dahin am meisten zutreffenden waren.
Goldfuss bemerkt noch, dass möglicher Weise gewisse, bisweilen doppelt so grosse Schalen aus dem
(cenomanen) Quadersandsteine von Koschitz bei Dresden zu Inoceramus striatus gehören könnten. Ein
kleineres Exemplar vom selben Fundpunkte hat derselbe tab. 109, fig. 8 c, d abgebildet s ) und als fraglich
mit Inoceramus concentricus vereint und dazu bemerkt, diese Schalen seien flacher und hätten an der linken
Klappe einen kürzeren Wirbel, so dass es ungewiss bleibe, ob sie zu der Art gerechnet werden dürfen.
Diese Angaben sind durchaus zutreffend und können die Koschützer Vorkommnisse auf keinen Fall mit dem
englischen Inoceramus concentricus vereint werden. Es ist deshalb auch die auf diese Angabe von Goldfuss
fussende Annahme von Kunth °), dass die Namen Inoceramus concentricus und Inoceramus striatus wohl das-
selbe bedeuten, zurückzuweisen.
') Ad. Römer, Verst. norddeutsch. Kreide, pag. 62.
-) Mantell, Geology of Sussex, pag. 216, tab. 27, fig. 1.
3 ) Sowerby, Miner. Conchol. tab. 604, fig. 1.
4 ) ibid. tom. V, pag. 61, tab. 440.
5 ) Goldfuss, Petr. Germ. pag. 113, tab. 110, tig. 6b.
6 ) Mantell, Geology of Sussex, pag. 214, tab. 27, fig. 1.
7 ) ibid. fig. 6.
8 ) Das ebendort fig. 8 f abgebildete Stück gehört nicht zur Gattung Inoceramus.
9 ) Zeitschr. der deutsch, geolog. Gesell. 1863, tom. XV, pag. 727.
— 259 —
Dass die Koschützer Vorkommnisse von den in Rede stehenden Schalen verschieden sind, ergibt sich
aus dem Gesagten; es ist nur noch beizufügen, dass 11 aus dem sächsischen Quader vorliegende Exemplare,
welche s'ammtlich Steinkerne sind, auch keine Spur radialer Striemen zeigen. Von Geinitz sind diese Vor-
kommnisse auch neuerlich 1 ) zu Inoceramus striatus Mantell gestellt worden' 2 ). In dem, was Geinitz unter
dem gleichen Namen aus dem Scaphiten-Pläner von Strehlen abbildet 3 ), vermag ich weder die Goldfuss'sche,
noch die in Rede stehende Art zu erkennen.
Nachdem alle bisher besprochenen Literatur-Angaben sich nicht auf unsere Art beziehen Hessen,
ist darauf hinzuweisen, dass dieselbe gleichwohl schon abgebildet ist und zwar als
Inoceramus Lamarcki
durch Goldfuss, tab. 111, fig. 2. Das Original stammt aus dem cenomanen (Varians-) Planer von Sidding-
hausen unweit Büren in Westfalen 4 ). Die Schale ist etwas verdrückt, die Abbildung etwas restaurirt und
daher nicht völlio- zutreffend, insbesondere die Schlosslinie zu weit nach auswärts gekehrt. Das Original
O OD
führt an einzelnen Stellen noch die Schale; wo dieselbe fehlt, nimmt man die radialen Striemen wahr.
Es entsteht nun die Frage, ob unsere Art die Bezeichnung Inoceramus Lamarcki tragen kann.
Goldfuss beruft sich zunächst auf Sowerby, allein diese Angabe dürfte ein lapsus calami sein, da
von Sowerby keine Art dieses Namens beschrieben wurde.
Weiter citirt Goldfuss Mantell (Sussex, pag. 214, tab. 27, fig. 1) und Brongniart (tab. 4, fig. 10 B)
als Gewährsmänner. Beider Werke erschienen im selben Jahre 1822, gleichwohl konnte Brongniart, welcher
mit Mantell in freundschaftlichem Verkehr stand, eine (um a / 3 verkleinerte) Copie der von Mantell tab. 27,
fig. 8 in l /a der natürlichen Grösse abgebildeten doppelsciialigen Muschel seinem Werke beifügen. Unglück-
licher Weise fielen hierbei, was die Artbenennung angeht, Verwechselungen vor, wie sich beim Erscheinen
der Werke beider Autoren ergab. Brongniart bezeichnete die von Mantell copirte Muschel als Inoceramus
(resp. Catillus) Lamarcki, während Mantell selbst sie Inoceramus Brongniarti nannte, dagegen eine andere
auf derselben Tafel unter Fig. 1 dargestellte Muschel als Inoceramus Lamarckii aufführte, für welche kurz
darauf Sowerby 5 ) den Namen Inoceramus Brongniarti aufrecht erhalten will ").
Mantell ist nicht der Urheber des Inoceramus Lamarcki, derselbe beruft sich vielmehr auf Parkinson ").
Ein Blick auf die Abbildung von Parkinson, welche eine hochgewölbte Schale mit scharf abgesetztem Flü-
gel, langem, ziemlich rechtwinklig zur Achse stehendem Schlossrande und weit vorragender steiler Vorder-
') Geinitz, Eibthalgebirge I, pag. 210, tab. 46, fig. 9—13; II, pag. 41.
2 ) Diese Muschel des sächsischen cenomanen Quaders ist im nördlichen Deutschland bis jetzt noch nicht aufgefunden worden.
Noch eine andere Art scheint dem östlichen Deutschland eigenthümlieh zu sein, nämlich jene Muschel von Kieslingswalde in der Graf-
schaft Glatz, welche Geinitz anfänglieh als Inoceramus concentricus, neuerlich, indem er sich der Autorität Stoliczka's anschliesst, Ino-
ceramus Geinitzianus bezeichnete (Elbthalgeb. II).
Ebenso ist Inoceramus strialo-concentricus Gümbel (Geognost. Beschreib, von Bayern II, pag. 766, und Correspondenzblatt des
zoologisch-mineralog. Ver. in Regensburg, 22. Jahrg. 1868, pag. 69, tab. 2, fig. 4) in den obersten Schichten des Mittelpläners und
den untersten des Oberpläners bei Eggmühl, unweit Regensburg, und in den Baculiten-Schichten von Loschitz in Böhmen, bisher noch
nicht in Norddeutschland aufgefunden worden.
3 ) Geinitz, Elbthalgeb. II, tab. 13, fig. 12, 9, 10.
4 ) Und nicht aus dem Cuvieri-Pläner von Siddinghausen, zwischen Unna und Werl.
5 ) Sow. Miner. Conchol. tom. V, December 1823, pag. 60.
6 ) von Strombeck, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1863, tom. 15, pag. 25, glauht in dem Inoceramus Lamarckii Mant. seinen
Inoceramus Cuvieri zu erkennen.
7 ) Remarks on the Fossils collected by Mr. Phillips near Dover and Folkstone. By James Parkinson. Read Jan. 1818.
Transactions of the geological society. Vol. V, pt. 1, 1819, p. 55, tab. 1, fig. 3.
34*
— 260 —
seite -- gegen rlen Wirbel gesehen zeigt, genügt, die Verschiedenheit dieser aus dem „Upper Chalk with
few Flints" stammenden Muschel von unserer Art darzuthun. Weder die ganze Gestalt der Muschel noch
das Lager derselben stimmt mit der in Rede stehenden Art überein. Muscheln von der Beschaffenheit der
Parkinson'schen Art sind mir aus cenomanen Schichten überhaupt nicht bekannt. Dergleichen Formen
tauchen erst in turonen Schichten auf.
Sonach kann also auch die Bezeichnuno; Inoceramus Lamarcki auf unsere Muschel nicht angewendet
werden und ist dieselbe neu zu benennen. Der Name mag von den characteristischen Striemen entlehnt
werden, welche die Wölbung der Steinkerne auszeichnen.
Vorkommen. Inoceramus virgatus ist im cenomanen Planer gemein.
Er findet sich sowohl im Varians-Pläner Norddeutschlands, z. B. bei Altenbeken, Lengerich, Ruthen,
Liebenburg etc., wie im Rotomagensis-Pläner, z. B. bei Lichtenau und Rheine.
Aus Sachsen und Böhmen ist mir die Art nicht bekannt; dagegen liegt sie noch vor aus Frankreich.
Inoceramus orbicularis Münster 1839.
Goldfuss, Petrefacta Germaniae, pag. 117, tab. 113, fig. 2.
Syn. Inoceramus latus Mant. bei Goldfuss, pag. 117, tab. 112, fig. 5.
Dank der Freundlichkeit des Herrn Professor Zittel konnte ich das in München befindliche Original
des Inoceramus orbicularis vergleichen, wobei sich Folgendes ergab:
1. Das Original stammt nicht von Paderborn selbst — wie Goldfuss angiebt — wo auf weite Er-
streckung nur Cuvieri-Pläner ansteht. Die Gesteinsbeschaffeuheit weiset mit Bestimmtheit auf unteren, auf
cenomanen Pläner hin. Die Paderborn zunächst gelegenen cenomanen Ablagerungen treten bei Altenbeken
auf, und stammt Inoceramus orbicularis sehr wahrscheinlich aus dem Varians-Pläner von Altenbeken, wo der-
selbe das häufigst vorkommende Fossil ist.
2. Inoceramus orbicularis unterscheidet sich in keinem wesentlichen Punkte von Inoceramus latus Mnt.
bei Goldfuss, welcher in gleichem Niveau bei Büren, südlich von Paderborn, gefunden ist. Dass an der
erstgenannten Art die Rippen schärfer, an der letzten stumpfer sind, ist eine zufällige, in der Erhaltimgsart
begründete Erscheinung, wie zahlreich vorliegende Exemplare darthun. Auch ein von Goldfuss's Hand als
Inoceramus latus bezeichnetes, im hiesigen Museum befindliches Exenrplar führt gleich scharfe Rippen, wie
sein Inoceramus orbicularis.
3. Die Abbildungen beider Arten sind einiger Maassen vom Zeichner ergänzt und liefern deshalb
nur annähernd richtige Bilder.
Am Inoceramus orbicularis fehlt der Schlossrand, und die hier vorgenommene Ergänzung an der
rechten Seite des Bildes ist falsch.
An dem Bilde von Inoceramus latus ist an der linken Seite etwa ein Fingerbreit vom Zeichner zu-
gesetzt und ebenso der am Original fehlende geradlinige Schlossrand. Diese Ergänzung ist im Allgemeinen
als gelungen zu betrachten, doch ist die Lage der Schlosslinie nicht genau und erstrecken sich die Rippen
nicht bis an den Schlossrand, sondern hören in einiger Entfernung von demselben (je entfernter vom Wirbel,
desto früher, bis zu 15 Millimeter Entfernung) gänzlich auf. Zugleich sondert sich die glatte Partie der
Schale, resp. des Steinkernes durch eine stumpfe Kante ab und ist gewöhnlich nicht erhalten, wodurch
dann Vorder- und Hinterseite sehr ähnlich werden.
— 261 —
Die allgemeine Gestalt der sehr flachen Muschel ergiebt sich aus der Darstellung von Goldfuss; die-
selbe ist aber zu ergänzen durch den Hinweis auf die höchst characteristische Bildung der Rippen. Die-
selben bilden parallel zum Unterrande der Schale einen weiten flachen Bogen, biegen dann an der Ilinter-
seite ziemlieh plötzlich um, indem sie unter sich und zur Achse fast parallel zum Schlossrande aufsteigen.
An der Vorderseite ist das Aufbiegen der Rippen in der Regel nicht so scharf ausgesprochen.
Nur selten, an vereinzelten Stücken zeigt sich dieser Character der BerippuDg weniger scharf aus-
geprägt, wie an dem von Goldfuss Inoceramus latus genannten Exemplare, während sein Inoceramus orbi-
cularis dieses Verhalten noch erkennen lässt.
Es hat sich noch nicht feststellen lassen, was unter Inoceramus latus Mantell, Geolog, of Sussex,
pag. 216, tab. 27, flg. 10 zu verstehen sei. Er selbst vergleicht die Art mit seinem Inoceramus Ciwieri
(= Inocer. Brongniarti v. Stromb.) ') und führt an, sie werde 18 — 20 Zoll gross und sei gemein im Upper
Chalk von Brighton etc. Diese Angaben machen es unwahrscheinlich, dass unsere Art mit der Mantell-
schen zusammenfallen könne.
Es ist nicht einmal zweifellos, ob Inoceramus latus bei Sowerby 2 ) das Gleiche sei, wie bei Mantell.
Es kann deshalb nicht auffallen, dass Adolph Römer 3 ) und v. Strombeck 4 ) sich bei Anführung der Art nicht
auf Mantell, sondern auf Sowerby berufen, v. Strombeck nennt die Muschel nicht aus Cenoman, sondern führt
sie als Leitfossil aus dem Scaphiten-Pläner auf. In der That genügt ein Blick auf die grosse, von Sowerby
abgebildete Schale, um sich von der wesentlich verschiedenen Art der Berippung zu überzeugen, indem hier
die Rippen mit kurzer Krümmung über die Achse laufen und nach beiden Seiten divergiren.
Bei dieser Sachlage kann die Bezeichnung Inoceramus latus nicht, auf unsere Art angewendet werden,
es muss dagegen der von Goldfuss aufgestellte Name Inoceramus orbicularis für dieselbe festgehalten werden.
Stoliczka hat auch den Inoceramus planus bei Goldfuss unter die Synonyma des Inoceramus latus
aufgenommen; dies ist auf keinen Fall möglich, denn die grosse unter diesem Namen abgebildete Muschel
ist nichts auderes als ein Inoceramus Cripsii aus der oberen Mukronaten-Kreide von Haldem (deren Original
in München liegt), wie schon Ad. Römer richtig vermuthete.
Ebenso wird Inoceramus planus, den Zekeli 7 ) und Zittel 8 ) aus der Gosau nennen, vielleicht nur ein
mit Radialstreifen versehener Inoceramus Cripsii sein. Aelmliche Stücke finden sich bisweilen in den Mucro-
nateu-Schichten bei Aachen.
Dass die Stücke, welche Geinitz 9 ) aus dem Scaphiten-Pläner von Strehlen als Inoceramus latus Mant.
Goldf. aufführt, nicht zu unserer Art, zu Inoceramus orbicularis, gehören können, ergiebt sich aus der obigen
Erörterung.
Vorkommen. Die Art ist auf Cenoman beschränkt: es ist mir niemals ein Exemplar in turonen
oder senonen Schichten vorgekommen.
J ) Auch Goldfuss hält es für möglich, dass Inoceramus latus Mant. mit seinem Inoceramus annulalus (= Inocer. ßrongniart
v. Stromb.) zusammenfalle; eine Meinung, welche nicht von der Hand zu weisen ist.
2 ) Sowerby, Miner. Conch. tom. 6, pag. 159, tab. 581, fig. 1.
3 ) Ad. Römer, Verstein. norddeutsch Kreide pag. 61.
4 ) Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. 1857, tom. 9, pag. 417.
5 ) Palaeontologia Indica, Cretac. Poleeypoda, pag. 400.
c ) 1. c. pag. 63.
7 ) Jahresber. des naturw. Ver. Halle, IV. Jahrg. 1852, pag. 103.
8 ) Zittel, Bivalven der Gosauformation, pag. 24, tab. 13, fig. 7.
9 ) Geinitz, Eibthalgebirge II, tab. 13.
— 262 —
Im Varisms-Pläner ist sie mit Ammonites varians das überhaupt am häufigsten vorkommende Fossil,
z. B. bei Altenbeken und Büren.
Ebenso im Rotomagensis-Pläner, z. B. bei Lichtenau und Rheine.
Sie tritt auch in der Tourtia von Essen auf, wie zwei vorliegende nicht besonders gut erhaltene
Exemplare darthun.
Inoceramus Iabiatus Schlotheim, 1813.
Seitdem die Art im Jahre 1822 durch zwei Abbildungen, von Mantell { ) und Brongniart 2 ), an die
sich bald noch weitere Darstellungen von Sowerby 3 ), Goldfuss 4 ) und andere anschlössen, allgemein bekannt
geworden war, gehört sie zu den wenigen Inoceramen, an die sich wohl kaum jemals ein Zweifel geknüpft
hat, obwohl in einzelnen Fällen allerdings theils verdrückte 5 ), theils jugendliche, anderen Arten angehörige
Schalen irriger Weise zu Inoceramus Iabiatus gezogen sind.
Nur die Benennung hat zu Meinungsverschiedenheiten Veranlassung gegeben. Während Mantell sie
als Inoceramus mytiloides bezeichnete, griff Brongniart auf einen älteren, von Schlotheini aufgestellten Namen:
Ostracites Iabiatus 6 ) zurück, und nannte sie Mytiloides Iabiatus. Die letzte Bezeichnung fand keinen Anklang.
Nicht nur in England, sondern auch in Deutschland und sogar in Frankreich selbst wurde die Art Inoceramus
mytiloides genannt. Als d'Orbigny dann die Art von neuem beschrieb 7 ), entlehnte er die Bezeichnung dem
Mytidites problematicus Schloth. und nannte sie Inoceramus problematicus.
Schlotheim hatte 8 ) gewisse Muscheln ,,aus Kreide und Sandstein von Aachen" mit diesem Namen
belegt. Aus der Kreide und dem Sandstein von Aachen liegt aber nur ein einziger Inoceramus vor, nämlich
Inoceramus Cripsii Mant. Auf diese Art weisen auch die erläuternden Bemerkungen Schlotheim's hin. Er
hebt das lange gerade Schloss hervor, und die flügelartige, in gerader Linie sich ausdehnende obere lange
Seite der Muschel. Sie sei stark, aber regelmässig in die Quere gerunzelt und der Schnabel stehe ganz an
der vorderen abgerundeten Seite 9 ). Hiernach kann unsere Art also die Bezeichnung Inoceramus problema-
ticus, nicht führen.
Der von d'Orbigny neu hervorgesuchte Name veranlasste die Bemerkung von Bronn 1(l ): „wollen
wir aber die Priorität wahren, so müssen wir auch diesen Namen verwerfen und zu Iabiatus zurückkehren,
wie schon Brongniart gethan."
In Folge dieser Bemerkung der Lethaea nannte Geinitz die Art, welche er in allen seinen Schriften
während eines Vierteljahrhunderts als Inoceramus mytiloides bezeichnet hatte, nunmehr Inoceramus Iabiatus ll ).
l ) Mantell, Geology of Sussex, pag. 215, tab. 20, fig. 2, als Inoceramus mytiloides.
-) Brongniart, Geolog, des environs des Paris, pag. 215, tab. 3, fig. 4, als Inoceramus Iabiatus.
3 ) Sowerby, Miner. Conchol. 1823, tom. 5, pag. 61, tab. 442.
4 ) Goldfuss, Petref. Germ. 1836, pag. 118, tab. 113, fig. 4.
5 ) Z. B. wurde durch Zekeli ein verdrückter Inoceramus Cripsii aus der Gosan als Inoceramus mytiloides bestimmt. Vergl.
Zittel, Gosaubivalven.
6 ) Leonhard, Mineral. Taschenbuch, 1813, VII, pag. 93.
T ) d'Orbigny, Pale'ont. franc. terr. cret. 1843, tom. III, pag. 510, tab. 406.
8 ) Schlotheim, die Petrefactenkunde auf ihrem jetzigen Standpunkte, 1820, pag. 302.
9 ) Die Schlotheim'schen Originale von Aachen scheinen verloren zu sein, wenigstens fanden sie sich in der in Berlin befind-
lichen Schlotheim'schen Sammlung nicht vor.
10 ) Bronn und Römer, Lethaea geognostica, 3. Aufl. V, pag. 290.
u ) Geinitz im Jahrbuch der Mineral, etc. 1863, pag. 865, und Eibthalgebirge II, pag. 46.
— 263 —
Da Schlotheim bei Aufstellung dieses Namens sich lediglich auf eine Abbildung bei Knorr und Walch *),
welche eine Muschel (Inoceramus) aus den Steinbrüchen bei Pirna als Ostracites darstellt, ohne irgend welchen
näheren Zusatz, bezogen hat, dann aber diesen Namen in der Petrefactenkunde fallen lässt, die angezogene
Figur von Knorr und Walch gleichwohl abermals citirt, nun aber mit den oben erwähnten Funden von
Aachen Mytulites ■problematicus nennt, so scheint es höchst bedenklich, einen allgemein angenommenen Namen
fallen zu lassen, um dafür einen anderen zu wählen, den der Autor selbst der Vergessenheit übergeben hat.
Da indessen die Bezeichnung Inoceramus labiatus auch in andere Schriften mehfach übergangen ist, so soll
derselbe auch hier, um die Verwirrung nicht noch mehr zu vergrössern, festgehalten werden.
Vorkommen. Die Art ist beschränkt auf Unter-Turon und nimmt hier nur einen engen Horizont
ein, welcher nach dem äusserst häufigen Vorkommen derselben durch v. Strombeck als Mytiloides-Schichten
bezeichnet ist. Die weite geographische Verbreitung des Inoceramus labiatus ist allgemein bekannt.
Inoceramus Brongniarti Sow. v. Stromb.
Es ist das Verdienst des Herrn v. Strombeck, in das Chaos hierher gehöriger Formen Licht gebracht
zu haben. Er sagt 2 ) vom Inoceramus Brongniarti: „Die Species ist, so wie sie Goldfuss eingeführt hat,
sicher eine gute, nicht nur durch die Form an und für sich, sondern auch durch ihr auf ein bestimmtes
Niveau beschränktes Vorkommen. Bei der Mangelhaftigkeit der älteren Darstellungen ist es nicht möglich,
die Synonymen zu erkennen. Die am meisten zutreffende Abbildung giebt Goldfuss tab. 110, fig. 7 unter
der Benennung Inoceramus annulatus 3 ), und würde diese die Priorität haben, wenn nicht Goldfuss selbst bei
jenem Namen auf einen früheren Autor [?] hingewiesen hätte.
Der Umfang der Klappen bildet ein ziemlich regelmässiges Bechteck mit zugerundeten Ecken, so
da.ss der Schlossrand mit dem vorderen Rande einen rechten Winkel macht. Die Dimension vom Schloss-
rande bis zum Unterrande (4 bis 12 Zoll) ist etwa zur Hälfte grösser als die von vorn nach hinten 4 ). Der
Rücken ist hochgewölbt und geht plötzlich, jedoch mit Abrundung, in die flachen zusammengedrückten
Flügel über. Vorderseite steil abfallend. Der Schlossrand formirt mit der Rückenlinie einen Winkel von
etwa 60 Grad und mit der Sonderung der Flügel vom Rücken etwa 30 bis 35 Grad. Die Buckel stehen
weniger vor. Hohe concentrische, nicht kantige, sondern abgerundete Runzeln bedecken die Klappen in
ziemlich regelmässigen Abständen. Dazwischen zahlreiche Anwachsstreifen, die bei gutem Erhaltungszustande
gefranzt sind und dem Ganzen ein eigenthümliches Ansehen geben. Schlossapparat mit tiefen Ligament-
gruben ungemein kräftig, etwa wie ihn Sowerby und Goldfuss darstellen. So unterscheidet sich Inoceramus
Brongniarti von allen anderen Hauptformen, nämlich
1) von Inoceramus striatus (d. i. Inoc. virgatus Schlüt.), der im Umrisse und sonst am nächsten steht,
durch die minder auffällige Sonderung des Flügels vom Rücken, durch steilere Vorderseite und die regel-
mässigere und stärkere Runzelung an jenem; auch gestaltet sich der Schlossapparat ganz anders, was jedoch
ohne Zeichnung nicht zu verdeutlichen;
') Knorr und Walch, die Naturgeschichte der Versteinerungen II, 1, pag. 84, Tf. B, II, b**, fig. 2.
2 ) Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. 1859, tora. XI, pag. 49.
3 ) Es muss hervorgehoben werden, dass diese Art — wie keine andere verwandte Form — die Zuwaehslinien auch anf dem
Steinkerne führt, wie dies gut das von Goldfuss, tab. 110, fig. 7 a, abgebildete Exemplar zeigt. Nach der Abbildung könnte man ver-
muthen, das Stück sei mit Schale versehen, was nicht der Fall ist.
4 ) Diese Dimension dürfte wohl etwas zu gross gegriffen sein.
— 264 —
2) von Inoceramus Cuvieri Sow. Goldf., dass dieser zwar auch nahezu einen rechteckigen Umfang
zeigt, die grössere Dimension jedoch von vorn nach hinten liegt, und
3) von Inoceramus mytiloides Mant. durch des letzteren schiefe und weite Verlängerung nach hinten.
Ob tab. 27, fig. 8 bei Mantell der Inoceramus Brongniarti, wie Goldfuss angiebt, ist, kann nach der
Zeichnung zweifelhaft bleiben; d'Orbigny stellt diese zu seinem Inoceramus Lamarckii, der wohl mit Inoce-
ramus Cuvieri Goldf. identisch sein dürfte l ). Dagegen wird in Inoceramus Cuvieri Mant. tab. 28, fig. 1 und
4 der obige Inoceramus Brongniarti vorliegen 2 ). Ferner wird Inoceramus cordiformis bei Sowerby tab. 440
und (die Copie) bei Goldfuss tab. 110, fig. (5 b (nicht 6 a) nichts anderes sein. Den wahren Inoceramus
Brongniarti zeichnet d'Orbigny nicht.
Sonach sind synonym:
Inoceramus Brongniarti Mant. bei Sowerby 3 ) tab. 441, fig. 2 — 4 (non! Mantell tab. 27, fig. 8, was
Inoc. Cuvieri sein wird),
Inoceramus Brongniarti bei Goldfuss tab. 111, fig. 3,
Inoceramus cordiformis Sow. tab. 440 und die Copie bei Goldfuss tab. 110, fig. 6 b.
Inoceramus annulatus Goldf. tab. HO, fig. 7, die flachte wölbte Varietät."
Nahe steht dem Inoceramus Brongniarti der bereits oben bei Besprechung des Inoceramus virgatus
erwähnte Inoceramus Lamarcki Park. , der ebenfalls eine hochgewölbte Schale und scharf abgesetzte Flügel
besitzt. Man könnte, soweit unsere gegenwärtige Kenntniss auf Grund des vorliegenden Materials reicht,
dem Vorgange Deshayes, der beide Arten geradezu vereint, sich anschliessen, wenn nicht das in der Par-
kinson'schen Diagnose von der Schale bemerkte „slightly indentet longitudinally'" Bedenken erregte und auch
Sowerby darauf hinweiset, dass Inoceramus Brongniarti durch das Fehlen der Längsfurchen (longitudinal
furrows) verschieden sei. Freilich erhalten wir keine Vorstellung von der Art dieser Längsfurchung — die
Abbildung lässt nichts Derartiges erkennen -- und es ist deshalb die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass
darin nur etwas Zufälliges, nichts Wesentliches liege. Vielleicht hat auch d'Orbigny diese Ansicht ge-
wonnen, da er beide Namen als synonym betrachtet.
Was d'Orbigny Inoceramus Lamarcki nennt, gehört auf keinen Fall zu unserer Art, ebenso wenig
die Muschel aus der Gosau, welche Zekeli 4 ) und Zittel 5 ) mit diesem Namen bezeichnen, desgleichen was
Geinitz ü ) unter dieser Benennung aus der Mukronaten-Kreide von Nagorzany bei Lemberg in Galizien aufführt.
Da auch bereits — wie früher erwähnt wurde — in der älteren Litteratur Inoceramus Lamarckii
zu Irrthümern Veranlassung gab, indem Sowerby in dem Inoceramus Lamarckii bei Mantell den Inoceramus
Brongniarti, d'Orbigny aber den Inoceramus striatus und v. Strombeck den Inoceramus Cuvieri Goldfuss zu
erkennen meint, so ist der Vorschlag v. Strombeck's, die Speciesbezeichnung Lamarcki ganz zu unterdrücken,
gewiss begründet.
Vorkommen. Die Art ist auf Turon beschränkt.
') Wie auch Zittel meint. Mir selbst ist es nicht unwahrscheinlich, dass die eine der abgebildeten Klappen die flache
Schale des Inoceramus involutus sei. Vergl. diesen.
-) Goldfuss selbst stellte ihn bereits unter die Synonyma seines Inoceramus annulatus.
3 ) Dass Mantell den Inoceramus Lamarcki Park, mit der von ihm selbst Inoceramus Brongniarti genannten Art verwech-
selte, wurde bereits durch Sowerby hervorgehoben. Vergl. oben pag. 11.
A ) Jahresbericht des naturw. Ver. Halle, 1852, pag. 91.
5 ) Zittel, Gosaubivalven, pag. 23, tab. 15, fig. 6.
6 ) Geinitz, Elbthalgebirge II, pag. 50, tab. 14.
— 265 —
Am Harze soll sie schon im „Mytiloides-Pläner" vorkommen, ihr Hauptlager im darüberliegenden
Brongniarti-Pläner haben und höher nicht hinaufsteigen.
Im westfälischen Becken ist dies etwas anders. Dort habe ich sie im „Mytiloides-Pläner" noch
nicht gesehen; zuerst im Brongniarti-Pläner; dann als Seltenheit im Scaphiten-Pläner und dem mit ihm
gleichalterigen Grünsande von Soest und ebenso (und zwar dem Anscheine nach etwas häufiger) im jüng-
sten Gliede des Turon, im Cuvieri-Pläner. Stammt doch das Original des Goldfuss'schen Inoceramus annu-
latus selbst aus dem Cuvieri-Pläner von Eringerfeld.
Besonders gut erhaltene Exemplare mit Schale, und zwar sowohl kleine wie grosse, lieferte der
„Galeriten-Pläner" von Graes bei Ahaus.
Inoceramus inaequivalvis sp. n.
Syn.: Inoceramus striatus Goldfuss, Petr. Germ. tab. 112, fig. 2.
Bei Besprechung des Inoceramus virgatus ist dieser Muschel schon gedacht worden, es genügt des-
halb hier die gewichtigsten Umstände hervorzuheben, welche sie von Inoceramus Brongniarti unterscheiden, der
sie in der allgemeinen Gestalt der Schale am nächsten steht. Diese sind das Fehlen der Rippen, und das
weite Vortreten des dicken Wirbels der linken Klappe — welchem Verhalten die Artbezeichnung entlehnt
ist. Vielleicht ist auch keine so auffällige Absonderung der Flügel vorhanden, was indess noch an einer
Mehrzahl gut erhaltener Exemplare festzustellen sein wird. Endlich scheint die Art nicht die Grösse des
Inoceramus Brongniarti zu erreichen, wenigstens sind bis jetzt grössere Exemplare, als sie schon Goldfuss
vorlagen, nicht aufgefunden worden.
Da es sehr unsicher ist, was unter Inoceramus striatus Mant. zu verstehen sei, und da in der That
dieser Name für sehr verschiedene Formen beansprucht worden ist, so scheint es rathsam, für die hinreichend
characterisirte, von Goldfuss abgebildete Muschel einen neuen Namen zu wählen, womit indess keineswegs
ausgesprochen werden soll, dass nun zweifellos der Mantell'sche und Goldfuss'sche I. striatus verschiedene
Formen seien, sondern nur, dass der Beweis der Identität nicht zu erbringen war, die blosse Anführung
des Mantell'schen Namens aber nur Verwirrung anzustiften geeignet ist.
Was Geinitz als Inoceramus striatus Mant. aus dem cenomanen Quader Sachsens aufführt, ist bisher
in Norddeutschland noch nicht nachgewiesen worden.
Vorkommen. Die seltene Art hat sich bisher erst in wenigen Exemplaren im Turon gezeigt.
Ich sammelte 5 Exemplare im Brongniarti-Pläner (Galeriten-Facies) bei Graes, unweit Ahaus, und
ebenso diverse Exemplare im Scaphiten-Pläner des Querthaies bei Oerlinghausen im Teutoburger Walde.
Ausser den genannten Arten nennt Herr v. Strombeck x ) aus dem mittleren Turon, und zwar aus
dem Scaphiten-Pläner noch folgende Arten:
Iiioceramus latus Sow. häufig,
„ cf. cuneatus d'Orb. häufig,
„ undulatus Mant.
Das von mir gesammelte Material gestattet hierzu nur die Bemerkung, dass unter der letztgenannten
Art wohl (da die Mantell'sche Abbildung kaum sicher zu deuten sein dürfte) die von Goldfuss abgebildete
') Zeitschr. der deutsch, geolog. Gesell. 1857, tom. 9, pag. 417.
Palaeontographica, N. F. IV. 6. (XXIV.) 35
— 266 —
Muschel zu verstehen sein möchte. Ich sammelte mit dem von Quedlinburg stammenden Originale Gold-
fuss's übereinstimmende Stücke im Scaphiten-Pläner von Oerlinghausen.
Iiioceramus Cuvieri Sow. v. Stromb.
Goldfuss, Petrefacta Germaniae tab. 111, fig. 1.
„Bis zur Grösse von 2 bis 3 Zoll quadratisch, mit abgerundeten Ecken; im mehreren Alter wächst
die Dimension von vorn nach hinten erheblich stärker, als die vom Schlosse nach dem Unterrande, so dass
bei 4 bis 5 Zoll Höhe die Länge 6 bis 7 Zoll beträgt. Die Wirbel ragen nicht über den Schlossrand her-
vor und liegen ganz vorn. Hat kein Druck die Gestalt verändert, so wölben sich die Klappen ziemlich
gleichmässig, aber nicht stark, von allen Seiten nach der Mitte zu. Die vordere Seite, die mit dem Schlosse
einen Winkel von etwa 90° bildet, besteht aus einer ebenen Fläche, ja, ist eingedrückt und findet längs
des Schlossrandes, wo sich ein schmaler Flügel nicht scharf absondert, einige Verflachung statt. Im höchsten
Alter wachsen die Klappen am Unterrande nicht in der früheren Wölbung, sondern fast senkrecht dagegen,
wodurch dann die Exemplare ein aufgeblähtes Ansehen erhalten. Die Schale der Flügel nächst dem Schloss-
rande ist ungemein dick, verdünnt sich aber nach dem Rücken zu sehr rasch, so dass unterhalb der schmalen
Flügel oftmals ein Bruch erscheint. . . . Erst durch die Abbildungen bei Goldfuss ist die Species einiger-
massen sicher erkennbar dargestellt worden. Doch sind auch die Goldfuss'schen Abbildungen mangelhaft,
insofern sie, sei es durch Verdrückung der Originale, sei es durch andere Zufälligkeiten, die vordere ebene
oder eingedrückte Seite und das Biegen der Wirbel in der äussersten oberen Ecke nicht genugsam wieder-
geben.
Goldfuss nimmt den Namen nach der Darstellung von Sowerby Miner. Conch. tab. 441, fig. 1 und
der schon eine geraume Zeit früher 1823 in Linn. Trans, [jene ist eine Copie dieser], und da diese, so
sicher als nach älteren Bildern zulässig, in den Hauptmerkmalen stimmen, so wird das, was Sowerby und
Goldfuss zeichnen, nicht nur eine und die nämliche Species sein, sondern es wird auch die Benennung derselben,
Inoceramus Cuvieri den strengsten Grundsätzen der Priorität entsprechen. Zweifelhaft bleibt dagegen, ob
die Fragmente, die Mantell tab. 27, fig. 4, und 28, fig. 1 und 4 '), als Inoceramus und Brongniart in Envir.
de Paris tab. 4, fig. 10 (excl. B) als Catülus Cuvieri bezeichnet, damit in der That identisch sind. Auch
kommt es hierauf nicht an, da solche schon früher als fest begründet angenommen werden muss.
Was Mantell tab. 27, fig. 1 unter dem Namen Inoceramus Lamarckii giebt, — das d'Orbigny, wie
es scheint, ohne genügenden Grund zum Inoceramus striatus Mant. aus Cenoman zieht — scheint von Inoce-
ramus Cuvieri nicht abzuweichen. Auch der Fundort deutet darauf hin. Dasselbe möchte mit dem ver-
zerrten Bilde tab. 27, fig. 8 bei Mantell, das dieser Inoceramus Brongniarü und Brongniart (tab. 4, fig. 10 B)
Catülus Lamarcki nennt, der Fall sein.
d'Orbigny formirt nach der letzteren Abbildung seine Species Inoceramus Lamarckii, und liefert da-
von tab. 412 eine Darstellung. Offenbar ist das Original durch Zusammenpressung verunstaltet. In der
Figur 1 und 2 ist der Flügel durch Druck abgebrochen 2 ), wie sich dies bei der Verschiedenheit der Dicke
') 1859 Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. stellte v. Strombeck diese Bilder zu Inoceramus Brongniarti; auch Goldfuss zog
sie zu seinem mit diesem synonymen Inoceramus annulatus, worin man nur beipflichten kann.
2 ) Ich habe im Cuvieri-Pläner bei Paderborn mehrere Inoceramen gesammelt, welche in diesem Punkte nicht von d'Orbigny's
Abbildung abweichen, ohne dass es gelungen wäre, an diesen Stücken einen Bruch der Schale wahrzunehmen. Die citirte Abbildung
zeigt aber noch eine Eigenthümlichkeit, welche diesen Stücken abgeht, nämlich eine flügeiförmige Ausbreitung der Schale unter dem
— 267 —
der Schale nach Obigem oft findet, auch lässt fig. 3 ibid. die scharfe Trennung des Flügels nicht wahr-
nehmen. Zugleich stellt sich damit die Vorderseite convex dar, während sie ursprünglich wahrscheinlich
eben oder concav war. Wir finden in d'Orbigny's Inoceramus Lamarchi nichts anderes als den wahren
Inoceramus Cuvieri. Die Species-Benennung Inoceramus Lamarcki wird ganz unterdrückt werden müssen.
Hiernach würden zu vereinen sein:
a. Inoceramus Cuvieri Sow. Linn. Trans. XIII, tab.25 und (die Copie) Miner. Conchol. tab. 441, fig. 1.
b. Inoceramus Cuvieri Goldfuss, tab. 111, fig. 1.
c. f Inoceramus Cuvieri Mant. tab. 27 und tab. 28, fig. 1 und 4 ').
d. Catillus Cuvieri Brongn. tab. 4, 1U (excl. B) 2 ).
e. Inoceramus Lamarcki Mant. tab. 27, fig. 1.
f. Inoceramus Brongniarti Mant. tab. 27, fig. 8, und dasselbe als Catillus Lamarcki bei Brongniart
tab. 4. fig. 10 B.
g. Inoceramus L,amarcki d'Orb. tab. 412" 3 ).
Vorkommen. Die Art findet sich sehr häufig im jüngsten turonen Pläner, der hiernach als Cuvieri-
Pläner bezeichnet ist. Sie steigt auch als grosse Seltenheit hinauf in den Emscher-Mergel. In senonen
Ablagerungen ist sie dagegen noch nicht gefunden worden. Ebensowenig in dem der Lagerungsfolge nach
dem Cuvieri-Pläner vorangehenden Scaphiten-Pläner 4 ).
Im Cuvieri-Pläner äusserst häufig, in Westfalen z. B. bei Paderborn, am Harze z. B. bei Liebenburg.
Inoceramus digitatus Sowerby 1829.
Taf. XXXVI.
Sowerby, Miner. Conchol. VI, pag. 215, tab. 604, fig. 2.
Schale sehr gross, flach, rectangulär, erheblich länger als breit, Hinterseite ziemlich geradlinig, Vor-
derseite in sanftem Bogen verlaufend; Wirbel nicht vorstehend, ganz vorn gelegen; Schlosslinie mit dem
Vorderrande ziemlich genau einen rechten Winkel bildend und schräg gegen die Mittellinie der Klappe ge-
stellt, — vielleicht von einer Länge, welche der hinteren Hälfte der Klappe ziemlich gleich kommt (aber,
wie es scheint, an keinem Exemplare vollständig erhalten). Die Schale vielfach gefaltet und zwar so, dass
Wirbel und an der Vorderseite. Diese Erscheinung habe ich bisher nur an einer einzigen Art beobachtet, nämlich an der nicht ein-
gerollten Klappe des Inoceramus involutus. Dieselbe zeigt eine gleiche Aufwulstung am Schlossrande und gestattet in der Oberansicht
einen Einblick in die Ligamentgruben. Es wäre sonach möglich, dass die von d'Orbigny unter fig. 1 und 2 abgebildete Schale die
flache Klappe des Inoceramus involutus darstelle.
l ) Goldfuss stellte die Art zu seinem Inoceramus annulalus (= Inoc. Brongniarti bei v. Strombeck), auch v. Strombeck selbst
glaubte (Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. 1859, pag. 50) darin den Inocer. Brongniarti zu erkennen, worin man nur beipflichten kann.
-) Die mangelhafte Figur ist nicht mit Sicherheit zu deuten. Geinitz (Elbth. II, pag. 43) glaubt darin den Inocer. Brong-
niarti Sow. zu erkennen. Da das Original von Meudon (mit Bei. mucronata) stammt, so ist es am wahrscheinlichsten, dass es zu Inoc.
Cripsi gehöre. Wenn man erwägt, unter welchen Umständen die Figur, welche nur '/ 5 der natürlichen Grösse gibt, entstand, so möchte
auf dieselbe gar kein Gewicht zu legen sein. Brongniart theilt darüber pag. 602 mit: „Je n'ai jamais pu en voir des individus entiers,
mais j'ai vu l'empreinte d'une coquille probablement entiere sur la plafond d'une[)grande encavation des carrieres de la craie de Meudon;
le Tai dessinee sur le lien avec beaucoup de difficultes, en sorte que la figure A ne dort etre conside're' que comme une indication de
la forme ge'nerale et des plis d'accroissement de cette coquille," etc.
3 ) v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges.
4 ) Geinitz nennt sie freilich auch aus dem Scaphiten-Pläner von Strehlen, allein in jenen kleinen Schalen, welche er von
diesem Fundpunkte (Eibthal. II, tab. 13) abbildet, vermag ich den Inoceramus Cuvieri nicht zu erkennen.
35*
— 268 —
die gebildeten Rippen von einer Mittellinie aus zu beiden Seiten, allmälich sich verstärkend, wobei sie durch
gleich breite Intervalle getrennt sind, ausstrahlen. Einzelne Exemplare zeigen im jüngsten Alter auch —
oder nur — concentrische Rippen. — Auf der vorderen Hälfte sind die Rippen zahlreicher, zugleich weniger
kräftig und verlaufen in einen nach vorn und nach unten gerichteten leichten Bogen. Die Rippen der
Hinterseite l ) schwellen sehr rasch zu bedeutender Stärke an (wobei einzelne zwischenliegende Rippen obsolet
werden) und dann der verstärkte Theil sich so weit nach aufwärts hebt, dass er — abgesehen von den,
dem Unterrande zunächst gelegenen Rippen — mit der Achse der Klappe einen rechten Winkel bildet.
Rechte und linke Klappe sind völlig gleich ausgebildet, wie vorliegende Stücke darthun.
Es liegen nur Steinkerne vor, an denen hin und wieder noch ein Stück der Faserschale haftet.
Der allgemeine Habitus der Muschel ist der eines Trichites oder vielleicht auch einer Plicatula, oder
gewissen Ostreen ähnlich, gleichwohl gehört sie zweifellos zur Gattung Inoceramus und bildet innerhalb der-
selben mit einigen nahestehenden Formen eine eigenthümliche, bemerkenswerthe Gruppe, deren Vorkommen
auf einen engen geologischen Horizont beschränkt zu sein scheint, während ihre Verbreitung — bei spora-
dischem Auftreten — sich über die ganze Erde erstreckt.
Sowerby bildete nur ein den zusammenliegenden Fingern einer Hand gleichendes, im Diluvium auf-
gefundenes Fragment ab, mit der Diagnose: ,,Longitudinally furrowed; furrows large, round,- equal to the
ribs between them", so dass die Muschel in ihren wichtigsten Merkmalen nicht characterisirt ist und Zweifel
an der Zugehörigkeit der vorliegenden Stücke berechtigt sind. 2 ).
Lange Zeit wurde die Muschel nicht weiter genannt, auch d'Orbigny gedenkt ihrer weder in der
Paleontologie francaise, noch in seinem Prodrome de paleontologie stratigraphique.
Erst Ferd. Römer beschrieb dann 1852 aus der Kreide von Texas den Inoceramus undulato-plicatus*):
„Auf der Oberfläche mit ausstrahlenden wellenförmigen Falten und mit unregelmässigen concentrischen An-
wachsstreifen bedeckt." Er fand für diese Art, als eine der durchaus eigenthümlichen organischen Formen
der Texanischen Kreide-Fauna, welche mit keiner der bekannten Europäischen Arten zu vergleichen sei, nur
in dem Inoceramus sulcatus aus dem Gault eine gewisse Beziehung in dessen ebenfalls radialer Berippung,
während die Gestalt der Schale sehr abweiche.
Dieses texanische Originalexemplar, eine rechte Klappe, gehört wahrscheinlich einem jugendlichen
Individuum an. Dasselbe ist an der unteren und hinteren Seite defect und in der Zeichnung ergänzt, auch
zeigt das Original die unter dein Schlosse befindlichen oberen Rippen nicht so sehr dem Rande genähert,
wie die Zeichnung angibt, vielmehr bleibt ein daumenbreiter glatter Saum.
Fr. Schmidt stellt 1. c. diese texanische Muschel unter die Synonyma des Inoceramus digitatus. In-
dem die Möglichkeit der Zusammengehörigkeit dieser beiden Formen gewiss nicht von der Hand zu weisen
ist, verbietet das mir vorliegende Material zur Zeit noch, dem Vorgange F. Schmidt's zu folgen. Ein ca.
10 Zoll grosses Exemplar aus dem Emscher-Mergel (vergl. tab. XXXVIII, fig. 1) zeigt noch unverändert die-
selben Charactere, wie das kleine Stück von Ferd. Römer, während eine gleich grosse Klappe von Inoceramus
digitatus keine Verschiedenheiten bietet von dem grossen auf tab. XXXVI abgebildeten Stücke.
Weiterhin nannte Ad. Römer — ohne Berücksichtigung der von seinem Bruder aufgestellten texanischen
') Wenn Fr. Schmidt (Ueber die Petrefacten der Kreideformation der Insel Sachalin, Mem. de l'Academie de St. Petersbourg,
tom. 19, 3. 1873, pag. 31) schreibt, dass die vorderen Rippen stärker, die hinteren schwächer seien, so ist das wohl nur ein lapsus calami.
2 ) Zekeli, 1. c. pag. 92, stellte den Inoceramus digitatus unter die Synonyma von Inoceramus Cuvieri.
3 ) Ferd. Römer, Kreidebildnngen von Texas und ihre organischen Einschlüsse, Bonn 1852, pag. 59, tab. 7, fig. 1.
— 269 —
Art — den Inoceramus digitatus l ) aus dem Eisenbahneinschnitte zwischen Goslar und Ocker, und gab eine
nach verschiedenen Bruchstücken entworfene schematische Abbildung derselben. Dieser letztere Umstand
veranlasste Fr. Schmidt, von zwei der Ad. Römer'schen Originalstücke eine naturgetreue Skizze zu liefern.
Beide sind nur jugendliche Schalen. Die eine deutet auf Inoceramus undulato-plicatus ; die andere noch
kleinere könnte möglicher Weise zu Inoceramus digitatus gehören, doch gilt von beiden, dass sie nicht sicher
bestimmbar sind.
Dann nannte F. Schmidt den Inoceramus digitatus auch von der Insel Sachalin (1. c. tab. 6, 7) und
stellte auch den inzwischen durch Stoliczka aus der oberen Kreide Ostindiens beschriebenen Inoceramus
diversus 2 ) mit unter die Synonyma desselben. Diese Muschel ist klein, fast quadratisch, jedoch mehr breit
als lang. Ich halte den Beweis noch nicht für erbracht, dass sie mit der Sowerby 'sehen Art zusammenfalle,
es würde hierzu eine Reihe von Schalen erforderlich sein, welche den Zusammenhang aus der allmälichen
Entwicklung darthun. Die von Fr. Schmidt gelieferten Abbildungen aus den Vorkommnissen von Sachalin
haben mir die Ueberzeugung der Zusammengehörigkeit noch nicht geben können, da es theils ganz jugend-
liche, theils defecte Schalen sind, welche kein sicheres Urtheil gestatten. Befinden sich doch unter den ab-
gebildeten Fragmenten solche Formen, welche ganz anderen Gruppen von Inoceramen angehören könnten,
wie dem Inoceramus latus, Inoceramus Lingua, Inoceramus Cripsii etc. (vergl. 1. c. tab. VII, fig. 5, 6, 8, 9, 10).
Vorkommen. In Deutschland gehört die Art dem Emscher-Mergel an 3 ). Ich fand sie insbesondere
auf Zeche Hansemann bei Mengede unweit Dortmund. — Ebenso am Harze bei Goslar nach Angabe von
Ad. Römer und mündlicher Mittheilung des Herrn Oberhüttenmeisters Grumbrecht.
Nachdem Decocq 4 ) den Inoceramus digitatus im nördlichen Frankreich bei Moulle, in der Nähe von
St. Omer („dans la craie blanche") aufgefunden hatte, wies kurz darauf Charles Barrois 5 ) diesem Vorkommen
das genaue geognostische Niveau an, indem er sie aus der unteren Partie der Zone des Micraster cor angui-
num, welche er selbst mit dem Emscher-Mergel in Parallele stellt, von Lezennes nennt, und zwar wie in
Westfalen vorkommend in Gesellschaft mit Ammonites Texanus, Ammonites tricarinatus, Inoceramus involutus,
Belemnites Merceyi (= ? Actinocamax Westf oticus).
Aus dem südlichen Frankreich war Inoceramus digitatus schon längere Zeit bekannt durch dArchiac,
der überhaupt der Erste gewesen zu sein scheint, der die Art auf dem Continente aufgefunden hat. Er
nennt' sie aus dem Gebirge der Corbieren 6 ) und zwar aus Schichten, welche mit dem Emscher-Mergel gleich-
alterig zu sein scheinen 7 ).
Nachdem in England die Art lange Zeit nur verschwemmt im Diluvium vorkommend bekannt war,
ist sie neuerlich auch in anstehenden Kreideschichten aufgefunden worden 8 ).
Zuletzt nach Fr. Schmidt auch an der Ostküste Asiens, auf der Insel Sachalin, und, wenn die Mei-
') Ad. Römer, die Quadraten-Kreide des Sudmerberges bei Goslar. Palaeontographica, 1S65, tom. 15, pag. 196, tab. 32, fig. 6.
'-) Memoirs of the Geological Survey of India. Palaeontologia Indica. Cretaceous Fauna of Southern India. Vol. III,
Ser. VI, The Pelecypoda by Ferd. Stoliczka. Calcutta 1871, pag. 407, tab. 27, fig. 6.
3 ) Schlüter, der Emscher Mergel. Zeitschr. der' deutsch, geolog. Ges. 1874.
Schlüter, Verbr. der Cephalopoden in der oberen deutschen Kreide, ibid. 1876.
4 ) Soc. geolog. du Nord. I. pag. 83; und Association francaise pour l'avancement des seiences. Congres des Lille 1874,
pag. 368.
s ) Soc. ge'olog. du Nord, III, 1876, pag. 150.
6 ) Mem. soc. geol. France, 1859, pag, 359.
7 ) Schlüter, Verbreitung der Cephalopoden in der norddeutsch. Kreide, Zeitschr. der deutsch, geolog. Ges. 1876.
8 ) Charles Barrois, Recherches sur le Terrain Cretace superieur de l'Angleterre et de l'Irlande, Lille 1876, pag. 23.
— 270 —
nung Fr. Schmidt's richtig, dass Inoceramus diversus Stol. als synonym hierhergehöre, auch in der Kreide
Ostindiens.
Inoceramus undulato-plicatus Ferd. Römer 1849.
Taf. XXXVIII, Fig. 1.
Ferd. Römer, die Kreidebildungen von Texas, 1852, tab. 7, fig. 1, pag. 59.
Die Art unterscheidet sich von dem eben besprochenen Inoceramus digitatus (vergleiche diesen), mit
dem sie nahe verwandt, ja vielleicht ident ist, soweit sich zur Zeit übersehen lässt, dadurch, dass die Rippen
auf der Vorder- und Hinterseite jeder Klappe gleichmassig entwickelt sind — weder sich stärker aufheben,
noch stärker anschwellen — und obsolet werden, ehe sie den Rand der Klappe erreichen ').
Vorkommen. Ich fand ein grösseres und ein kleineres Exemplar (dieses das abgebildete) im Emscher-
Mergel der Zeche Gustav Adolph bei Lünen in Westfalen.
Nach den bei Inoceramus digitatus gegebenen Bemerkungen in gleichem Niveau am Fusse des Harzes
bei Goslar.
Auch im südlichen Europa in muthmasslich gleichem Niveau bei Nizza. Ein Exemplar von dort
im Museum zu Turin 2 ).
Das Vorkommen in Texas scheint von gleichem Alter zu sein wie dasjenige in Europa.
Inoceramus radians sp. n.
Taf. XXXVIII, Fig. 2.
Schale fast flach, Wirbel nicht vortretend, zwischen Wirbel und Stirn mehr ausgedehnt als zwischen
Vorder- und Hinterrand. Die Schlosslinie bildet mit der Vorderseite einen rechten Winkel. Nach hinten
verlängerte sich der Schlossrand, mit den flachen Ligamentgruben in nicht näher gekannter Weise; unter
demselben eine flügelartige (verbrochene) Ausdehnung der hinteren Seite der Muschel.
Die Ornamentik der Muschel besteht aus radialen, scharf ausgeprägten Rippen. Auf der vorderen
Hälfte der Schale zählt man acht, näher zusammenstehende Rippen; die hintere Partie, welche sich durch
eine etwas mehr vertiefte Furche abtrennt, führt nur drei, und zwar wie es scheint etwas stärkere Rippen,
■welche etwa doppelt so weit auseinander stehen wie die vorderen. — In der Jugend bis auf 1 j i oder l j 3 der
Höhe führt die Muschel einige concentrische Wellen, welche sich später gänzlich verlieren.
In der Kreide Europas ist Inoceramus radians neben dem altbekannten Inoceramus sidcatus des Gault
der einzige 3 ) radialgerippte Inoceramus; aus der Kreide Nordamerika's hat Conrad noch einen, mir nicht
näher bekannten, ebenfalls mit radialen Rippen versehenen Inoceramus costellatus genannt.
Meek 4 ) hat für diese radialgerippten Inoceramen die Bezeichnung Actinoceramus aufgestellt.
1 ) Es liegt ein Exemplar vor, an dem der Rand drei bis vier Finger breit glatt ist. — Zu Inoceramus plicalus d'Orb. (Coq.
foss. Colombie, pag. 38, pl. 3, flg. 19) hat unsere Art keine Beziehung.
2 ) Nach gefalliger brieflicher Mittheilung des Herrn Ferd. Römer.
3 ) Wenn man von Inoceramus Salomoni d'Orb. aus dem Gault absieht, der nach den xi.bbildungen von Pictet und Roux (De-
script. des mollusques foss., qui se trouvent dans les Gres verts des environs de Geneve 1847 — 53, tab. 42, fig. 3) ebenfalls 2 — 4
Radialrippen führt.
4 ) Check-list, cret. foss. Smiths. Mise. Coli. Nr. 177, 1864, pag. 32 und Meek, Invertebr. Cret. a. Tert. foss. Upper Missouri,
1876, pag. 39.
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Vorkommen. Das einzige zur Zeit bekannte Exemplar des Inoceramus radialis fand sich in etwa
300 Fuss Tiefe in der Grube Gustav Adolph bei Lünen in Westfalen im Emscher-Mergel.
Original in meiner Sammlung: .
Inoceramus subcardissoides sp. n.
Tat". XXXVII.
Durch ihre Ornamentik, die scharf ausgeprägten radialen Rippen, welche concentrische Falten kreuzen,
mit Inoceramus cardissoides Goldf. verwandt, aber von diesem verschieden durch nicht steil abgesetzte Vorder-
seite, sowie durch die Abschnürung des hinteren Theiles jeder Klappe mittelst einer — gegen den Unter-
rand immer mehr an Tiefe und Breite zunehmenden — Längsfurche, und dadurch, dass die radialen Rippen
auch den hinteren abgeschnürten Theil der Schale bedecken.
Die Art gehört zu den grössten des Geschlechtes, da sie über fussgross wird.
Es liegt eine grosse rechte und eine linke Klappe vor, welche bereits im Jahre 1859 auf der Halde
des Schachtes Carnap I bei Horst in Westfalen gesammelt wurde. Von dem einen Exemplare hat ein arger
Vandalismus, bevor es in meinen Besitz überging, etwa 1 j 3 abgeschlagen. Die Längsdepression war hier
am Stirnrande so bedeutend, dass man eine Faust hineinlegen konnte. — Ein kleineres Exemplar fand sich
auf der Zeche Ewald bei Herten.
Originale in meiner Sammlung.
Geologisches Alter. Inoceramus subcardissoides hat sich bisher nur im Emscher-Mergel gezeigt.
Inoceramus gibbosus sp. n.
Die Muschel zeigt im Allgemeinen die Gestalt des Inoceramus Brongniarti: sie ist hochgewölbt mit
scharf abgesetztem Flügel, mit dicken, concentrischen Rippen versehen, aber die dem Wirbel zunächst ge-
legene Partie ist halbkreisförmig übergebogen und anfangs mit feinen dichtgedrängten Rippen bedeckt.
Diese Rippen treten rasch weiter auseinander und verdicken sich so, dass sie stärker sind als diejenigen
des Inoceramus Brongniarti. Die hintere Partie der Schale ist durch eine tiefe Längseinbuchtung abgeschnürt,
in Folge dessen die zwischen ihr und dem Flügel gelegene Partie der Rippen sich in dem grobgerippten
Theile höckerartig gestaltet. Daher die Bezeichnung. — Das Ligament liegt in einer (im Querschnitt halb-
kreisförmigen) Hohlkehle; die Ligamentgruben, dichtgedrängt, reichen ohne (wie bei manchen Arten) sich
zu verkürzen, bis unter den Wirbel.
Es liegt nur eine linke Klappe vor. — Original in meiner Sammlung.
Vorkommen. Inoceramus gibbosus fand sich im Emscher-Mergel der Zeche Osterfeld, nördlich von
Oberhausen in Westfalen l ).
') Eine nahestehende Form ist durch Herrn Oberhüttenmeister Grumbrecht in Goslar in den conglomeraüschen Bänken des
Sndmerberges gesammelt worden. Der Wirbel ist jedoch mehr eingerollt, fast wie bei Inoceramus involutus- die Rippen sind weniger
kräftig und mehr genähert, auch die Längsfurche weniger entwickelt und dem Anseheine nach kein gesonderter Flügel vorhanden.
— 272 —
Inoceramus undabundus Meek und Hayden 1862.
Meek, Invertebrate Cretaceous and Tertiary Fossils of the Upper Missouri, Washington, 1876,
pag. 60, tab. 3, fig. 2.
Diese weitbauchige Art mit dem rasch zugespitzten, eingekrümmten Wirbel und den wenigen, ent-
ferntstehenden, einfachen concentrischen Rippen, welche von Meek und Hayden schon 1862 ') aufgestellt,
aber so eben erst 1. c. abgebildet ist und wie Inoceramus umbonatus M. & H. (= Inocer. involutus Sow.) der
Fort Benton Group angehört, findet sich auch mit der letztgenannten Art im deutschen Emscher.
Ich sammelte einige Exemplare bei Wessum unweit Ahaus und bei Herne in Westfalen.
Iuoceramus involutus Sowerby 1828.
Sowerby, Miner. Conchol. tom. VI, pag. 160, tab. 583.
Von dieser, durch ihre Eigenthümlichkeiten: die glatte, nautilusartig eingerollte linke grössere, und
die mit starken concentrischen Rippen versehene flache, kleinere, rechte Klappe 2 ) wohl charakterisirte Art 3 ),
welche durch die Abbildungen von Sowerby, d'Orbigny 4 ) und Dixon 5 ) allgemein bekannt geworden ist, hat
Meek in seinem letzten, soeben erschienenen grossen Werke 6 ) mehrere schon früher 1858 und 1862 in Pro-
ceed. Acad. nat. sei. Philad. abgetrennte Arten abgebildet und dadurch nun einen näheren Vergleich er-
möglicht. Hiernach kann ich den auf Tafel XXXIX dargestellten Inoceramus umbonatus mit stark eingeroll-
ter linker Schale (Fig. 2) und concentrisch gerippter rechter Schale (Fig. 1) nicht für verschieden erachten
von Inoceramus involutus Sow.
Dagegen stehen die auf Tafel XXXVIII unter gleichem Namen abgebildeten linken Klappen mit
nicht eingerolltem, sondern nur eingebogenem Wirbel zur Zeit jenen noch unvermittelt gegenüber, und dürfte
es vielleicht räthlich sein, die Bezeichnung
Iuoceramus umbonatus
für diese Formen bis dahin festzuhalten, wo dieselben genauer bekannt sein werden und bis vielleicht der
Beweis erbracht ist, dass die geringere Einbiegung oder stärkere Einrollung des Wirbels kein wesentlicher
Umstand der Art ist. Es ist hervorzuheben, dass auch diese Formen zusammen mit Inoceramus involutus
im deutschen Emscher liesren.
') Proceed. Acad. Nat. sei. Philadelphia, XIV, pag. 26.
2 ) Sehr bemerkenswerth ist eine Eigenthümlichkeit dieser Klappe, welche darin besteht, dass die Schale unter dem Wirbel
noch weiter fortwächst, so dass der Wirbel und der unter ihm liegende Theil der Ligamentgruben gegen die Mitte der Klappe hin ge-
drängt erscheint, wie Schalen darthun. welche aus der Kreide von Lezenues vorliegen, die ich Herrn Charles Barrois verdanke. Diese
zeigen die weitere Eigenthümlichkeit, dass sich an der Vorderseite unter dem (fehlenden) Wirbel der grösseren Klappe — in der Fort-
setzung der oberen Kante der hinten gelegenen Schlosslinie — eine vorspringende Leiste befindet. Hier konnte der angegebene weiter
fortgewachsene Theil der flachen Klappe eine Stütze finden, welche das Oeffnen und Schliessen der Klappen erleichterte, da das kurze
Ligament sehr nach hinten gerückt ist. — Wie diese Verhältnisse sich bei erhaltenem, stark eingerolltem Wirbel darstellen werden,
ist freilich noch nicht völlig klar.
3 ) Sowerby charakterisirt dieselbe so: „Subglobose; valves veri unequal; one gibbose, even, with a large ineurved beak and
very hollow sides, the other nearly flat, with deep concentric waves; its margin very thik, deflected; hinge line upon an elevated
narrow lobe.
4 ) Pale'ont. franc. terr. cret. III, tab. 413.
5 ) Dixon, Geology of Sussex, tab. 28, fig. 32. Diese Abbildung bringt auch die Ornamentik der flachen Klappe zur Anschauung.
c ) United States geological Survey of the Territories. A report of the invertebrate Cretaceous and Teriary Fossils of the
Upper Missuri Country, By Meek. Mit 45 Tafeln. Washington 1876.
— 273 —
Meek unterscheidet dann noch einen
Inoceramus exogyroides l )
mit eingekrümmtem und direkt schräg nach vorn geneigtem Wirbel. Auch solche Stücke liegen aus dem
Emscher Westfalens vor. Nach diesem Material ist es wahrscheinlich, dass dieselben nicht von Inoceramus
involutus abzutrennen sind.
Zuletzt ist noch zu bemerken, dass Stoliczka für den Inoceramus involutus ein besonderes Geschlecht
Yolvicevanius errichtet hat 2 ).
Verbreitung. Inoceramus involutus ist sowohl in Europa, und zwar in England, Frankreich und
Deutschland, als auch in Nordamerika bekannt.
In England wurde die Art durch Sowerby aus dem Upper Chalk von Swaffham und West Lexham
(Norfolk) genannt. Da der Upper Chalk die gesammten Senon-Bildungen und einen Theil des Turon um-
fasst, so haben erst die neueren Studien über die Gliederung der englischen Kreide dieses Vorkommen ge-
nauer präcisiren können.
Zuerst nannte Hebert 3 ) den Inoceramus involutus aus der Kreide von St. Margaret mit Micraster
cor anguinum.
Von Charles Barrois 4 ) wurde sie dann, wie es scheint, in etwas tieferem Niveau auf der Insel
Wight, nämlich in der Zone des Micraster cor testudinarium aufgefunden, desgleichen in South Downs 5 ),
ebendort auch in der Zone des Micraster cor anguinum 6 ) und an einigen anderen Lokalitäten.
In Deutschland habe ich die Art gesammelt im Emscher Mergel des westfälischen Beckens, zunächst
am Südrande bei Alstaden, Essen, Herne, Castrop und dann am Nordrande bei Wessum in der Nähe von
Ahaus, sowie im Osten :im Alme-Ufer, zwischen Paderborn und Elsen.
v. Strombeck fand sie in anscheinend gleichem Niveau bei Lüneburg ").
Ausserdem wurde sie schon vor vielen Jahren durch Ad. Römer s ) aus den sandigen Schichten vom
Gläserneu Mönch, südlich von Halberstadt, nachgewiesen, welche muthmasslich etwas jünger sind als der
Emscher Westfalens 9 ).
Aus dem gleichen Becken nannte Brauns den Inoceramus invohdus auch vom Salzberge bei Quedlin-
burg und vom Sudmerberge l0 ).
Im paläontologischen Museum der Universität zu Berlin ist Inoceramus involutus auch aus dem Sand-
steine von Kieslingswalde in Schlesien vorhanden.
In Frankreich wurde Inoceramus involutus durch d'Orbigny im Senon von Sens (Yonne) aufgefunden.
In neuerer Zeit wurde die Art auch im Norden Frankreichs durch Ch. Barrois und Decocq nachgewiesen
1 ) 1. c. pag. 46, tab. 5, fig. 3.
2 ) Stoliczka, Cretaceous Pelecypoda of Southern India, pag. 394.
3 ) Hebert, Comparaison de la Craie des eötes d'Angleterre avec celle de France. Bul. soc. ge'ol. France, 1874, pag. 426.
4 ) C. Barrois sur la craie de l'ile de Wight. Ann. soc. ge'ol. du Nord, 1874, pag. 79, und Ann. soc. geol. tom. VI, 10.
art. 3, pag. 24.
5 ) C. Barrois, Recherches sur le terrain cretace superieur de l'Angleterre et de l'Irlande. Lille 1876, pag. 18.
6 ) ibid. pag. 20.
7 ) Zeitschr. der deutsch, geolog. Gesellsch. 1863.
s ) Jahrbuch für Mineralogie etc. 1841, pag. 95, und Verstein. norddeutsch. Kreide, pag. 61.
9 ) Dieser Fund stammt wahrscheinlich nicht aus dem senonen Quader, welcher auch den Felsen des Gläsernen Mönches bildet,
sondern aus den sandigen Mergeln, welche jenen unterteufen, und auf denen am Fusse des Felsens das Wirthshaus nebst Garten und
Keller steht.
10 ) Brauns, die senonen Mergel des Salzberges bei Quedlinburg. Zeitschr. für die gesammten Naturwissenschaften, 1875, pag. 379.
Palaeontojiaphica, N. F. IV. 6. (XXIV.) 36
— 274 —
und zwar in der Craie blanche bei Lezennes in der Nähe von Lille und bei Amiens (Somme) '). Ch. Barrois
fand die Art bei Lezennes — wo sie häufig — zusammen mit Arnmonites Texanus Rom. und Amm. tricari-
natus d'Orb. 2 ) in seiner Zone des Micraster cor anguinura, welche er geradezu mit dem Emscher-Mergel
identificirt 3 ).
Das durch Meek in Nordamerika unter der Bezeichnung Inoceramus umbonatus und. Inoceramus exo-
gyroides nachgewiesene Vorkommen der Art ist angeblich ein älteres als in Europa, indem sie dort aus der
Fort Benton group genannt wird, welche zwischen die Dakota group und die Niobara group gestellt wird,
von denen die erstere durch thierische Reste nicht genügend, die letztere durch Inoceramus problematwus
characterisirt wird. Erst über der Niobara group folgen zweifellos senone Schichten mit Inoceramus Cripsii
und zahlreichen mit besonderen Namen belegten Varietäten, nämlich die Fort Pierre group und zuletzt die
Fox Hill group. Nach den in Europa festgestellten Verhältnissen würde man erwarten müssen, dass die
Fort Benton group von der Niobara group unterteuft und von der Fort Pierre group überdeckt würde 4 ).
Inoceramus cardissoides Goldfuss 1840.
Goldfuss, Petrefacta Germaniae II, pag. 112, tab. 110, fig. 2.
Die Art ist von manchen Autoren mit Inoceramus lobatus Münst. vereint worden. Das vorliegende
Material gestattet zur Zeit diese Vereinigung noch nicht. Prüft man zunächst die kleinen Originalvorkomm-
nisse vom Salzberge bei Quedlinburg, so unterscheidet sich Inoceramus cardissoides leicht durch die mit
einer scharfen Kante steil abfallende, stark entwickelte Vorderseite und niemals fehlende, gewöhnlich schärfer
ausgeprägte radiale Furchung des gewölbten Theiles der Klappe, welche sich bei Inoceramus lobatus ver-
hältnissmässig nur selten, in Form oft kaum bemerkbarer Striemen zeigt, und Goldfuss zur Aufstellu